Hi Dorita
(das mit den Begrüßungen hier muss ich mir mal angewöhnen, ich antworte immer einfach so - ganz stoffelig)
Dorita hat geschrieben:Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich jetzt völlig zur Idiotin mache
gar nicht.
Also Metaebene ist einfach ein "Reden über". Das was wir hier machen ist alles im Grunde schon Metaebene in Bezug auf die Therapie. Denn wir therapieren uns hier nicht, sondern sprechen über die Therapie. Das setzt ja schon Reflexion voraus.
Wenn du dich mit deinem Partner streitest und die Fetzen fliegen und ihr die ganze Beziehung in Frage stellt und euch anbrüllt und Geschirr durch die Gegend schmeißt, das gehört zum Ausagieren, weil du in dem Moment nicht bewusst handelst, sondern dich von deinen Affekten zu Handlungen leiten lässt, ohne dir im einzelnen darüber klar zu sein. Wenn ihr euch aber etwas später, im Versuch euch zu versöhnen, über diesen Streit unterhaltet und du sagst: "Ich hab das so und so gemeint, weil ich mich von dir durch diesunddas gekränkt gefühlt habe" und er dann sagt: "Achso, ich habe dich falsch verstanden, ich habe das soundso empfunden und meinte dasunddas damit". Das ist die Metaebene. Denn in dem Gespräch bleibt die Beziehung erhalten und nur der Konflikt wird thematisiert.
Liebe Elena,
Elena hat geschrieben:Strukturniveau
Das ist so ein (im Grunde auch nur theoretischer) Versuch von Psychiatern, die Störungen für sich irgendwie einzuordnen. Aber sie sortieren sich das halt so.
Wie oben schon kurz angeklungen, ist Ausagieren ein Handeln. Manchmal ist das bewusst, meistens aber sind die Veranlassungen dazu unbewusst und damit eine Abwehr von irgendetwas anderem. Wenn man also zum Beispiel seinen Analytiker aufs Maul haut (der Gedanke gefällt mir soo gut!), dann agiert man, ohne sich der Hintergründe bewusst zu sein. Denn man ist dann angetrieben von kindlicher Wut und wehrt eigentlich ab, dass man z.B. traurig ist darüber, dass man vom Analytiker nicht liebevoll gestreichelt wird (auch kindlich). Aber eigentlich macht der Analytiker gar nichts böses, außer dass er eben nur der Analytiker ist, dessen Aufgabe es nunmal nicht ist, dich zu streicheln (Realitätsprinzip). Wenn du ihn also nun tatsächlich schlagen würdest, wäre das ein Zeichen für niedriges Stukturniveau, weil du ihn für den tatsächlich Schuldigen hältst (was er nunmal nicht ist) und keinen anderen Abwehrmechanismus zur Verfügung hast, was eine Frage der emotionalen Reife ist. Auch wenn du anstatt den Analytiker zu hauen, dir die Unterarme aufschneidest, dich ins Koma trinkst oder nachts in deinem Ohr die Stimme deines Analytikers vernimmst, der (hörbar) zu dir spricht und sagt: "Ich hasse dich" - niedriges Strukturniveau.
Wenn man emotional etwas gereifter ist, also meinetwegen ein mittleres Strukturniveau hat, ist einem diese Abwehr immer noch nicht bewusst, aber statt den Analytiker zu verprügeln, lässt man seine Gereiztheit über die unerfüllten Wünsche außerhalb der Therapie z.B. an seinem Kind aus (Verschiebung) oder merkt gar nichts von seiner Wut und bringt dem Analytiker zur nächsten Stunde einen Blumenstrauß mit (Reaktionsbildung).
Auf einem hohen Strukturniveau kann man diese Wut gut spüren und aushalten und im Idealfall auch die Trauer über den unerfüllten Wunsch, kann ihm das sagen, lässt sich aber nicht zu solchen Handlungen hinreißen, sondern geht stattdessen zum Sport um sich abzureagieren oder komponiert in Gedanken an den Analytiker ein sehnsuchtsvolles Liebeslied.
Das mal so, stark vereinfacht. Aber die ganze Theorie halte ich auch schon für eine Vereinfachung, weil Menschen ganz komplexe Wesen sind und ich meine, eine eindeutige Einordnung kann man da nicht vornehmen. Ich glaube, ein Mensch ist nie durchgängig auf einem Strukturniveau, sondern alles sind Mischungen aus verschiedenen Abwehrmechanismen und alles sind letztlich kreative Versuche, mit dem Leben irgendwie zurecht zu kommen.
Und das mit dem Ausagieren ist auch sowas, ich denke, sie meinen damit konkret das unbewusste und vor allem schadhafte Ausagieren. Denn Leben heißt Mensch sein und das bedeutet, immer irgendwie zu agieren.