Lehnt mein Therapeut mich ab?!

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

pandas
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Beitrag Fr., 09.09.2011, 23:29

Widow hat geschrieben:keine gravierenden Lebensentscheidungen ohne Gespräch in der PA drüber fällen
hi widow,

ich hätte mal eine kleine Rückfrage zu den Regeln.

Ich habe auch bald ein Vorgespräch bei einem Analytiker, parallel dazu steht die Entscheidung an, Analyse oder neue Tiefenpsychologische Therapie.

Ich habe schon gehört, dass zu einer PA diese Regel gehört.
Wobei ich das ja schon etwas einschneidend finde, es bleibt dann ja nicht die Freiwilligkeit, ob man etwas thematisiert.

Was zählt denn alles zu gravierenden Lebensentscheidungen?
Und was passiert, wenn das sich mit einem Urlaub des PA überschneidet?
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Widow
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Beitrag Sa., 10.09.2011, 00:02

Von hinter der Stille:

Da der Grundsatz lautet, dass man alles, alles sagen soll, was einem auf der Couch gerade durch den Kopf geht (und das ist DIE entscheidende Regel, nein, das Prinzip von Analyse - auch wenn es sich nur bedingt umsetzen lässt ...), und da "gravierende Lebensentscheidungen" einem wohl auch ab und an mal in einer Liegung durch den Kopf gehen werden, beantwortet sich die Frage vielleicht von ganz allein.

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Dorita
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Beitrag Sa., 10.09.2011, 07:40

Liebe Widow,
Widow hat geschrieben:Hi, Dorita, sorry, hatte heute - selbstverantwortet - eine grauenhafte Liegung. Drum hier nur kurz zu Deinen Fragen an mich.
Auch auf dir Gefahr hin, dass ich auf meine Frage keine Antwort bekomme, ich frage trotzdem ... wie kannst du selbstverantwortet eine grauenhafte Liegung haben?
Widow hat geschrieben:Wenn ich Dich und die andern hier so lese, dann werde ich still.
Was ihr alles fordert und von Euch zeigt oder zeigen wollt - und Eure Theras machen das mit. (Meiner war kürzlich 6 Wochen in Urlaub, das ist offenbar seine normale Sommerferienpause. Bald macht er wieder 2 Wochen Pause. Ich werde ihm nie sagen, dass ich vor diesen Zeiten Angst habe. Ich werde dort "im Notfall" nie anrufen. Das habe ich damals verscherzt, als ich über die Grenze ging. Ich werde nie wieder fragen, ob ich das "dürfte". Glaub ich ...)
Hm, das finde ich sehr schade, vor allem für dich und deine Analyse. Ich würde mir für dich wünschen, dass du ihm das sagen kannst. Wie Waldschratin schon sagte, ich glaube solche Dinge zu sagen, das kann wirklich entlastend sein und wenn ich das jetzt mal richtig verstanden habe gehören genau diese Gefühle (u.a.) mit in deine Therapie. Und was die Grenzüberschreitung angeht, ich denke dein Doc wird damit umgehen können, wird auch in Zukunft damit umgehen können. Kann er doch oder?

Mein Doc sagte mal zu mir in der Analyse ist alles erlaubt und für die Grenzen ist er zuständig!

Vielleicht gelingt es dir ja wieder ein bisschen lauter zu werden, ich würde mich freuen ... kannste glauben!!!

Liebe Grüße
Dorita
"Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss, wie andere Menschen"

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Seanna
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Beitrag Sa., 10.09.2011, 08:14

Ich kenn mich zwar mit Analyse nicht wirklich aus, aber wenn dein Doc dich nach deiner Grenzüberschreitung weiter behandelt (und das wird er sich ja gut überlegt haben), dann wird er das auch mit allen Konsequenzen tun und keine Einschränkungen (in dem, was du erzählen oder an Gefühlen - in der Stunde, auf Mails und Telefonate steht er ja anscheinend nicht so - verbalisieren darfst) machen. Sollte er zumindest nicht. Und wenn, würde ich - ehrlich gesagt - die Therapie in Frage stellen. Und das gilt für JEDE Therapieform.

Zum vorigen Thema mit dem Vermissen... ich sag das meinen Theras immer. Wäre zwar nicht nötig, weil sie das eh wissen, aber ein Lächeln entlockt es ihnen dennoch... allein deshalb ist es das wert, ausgesprochen zu werden. Sie schätzen dieses Vertrauen auch sehr und freuen sich über die gute Therapiebeziehung.

Ich sage aber auch immer dazu, dass ich ihnen einen schönen und erholsamen Urlaub wünsche. Wenn es mir nicht gut geht, kann ich auch Mails schreiben (die dann erst nach dem Urlaub gelesen/beantwortet werden) oder mich an ehemalige Therapeuten wenden. Und in meinem eigenen Urlaub kann ich sowieso Mails schreiben, wie auch zwischen den Stunden. Jetzt nicht jeden Tag eine, aber wenn mich was belastet, ist das kein Problem das zu schreiben. Das wiederum schätze ich sehr.
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

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Celice
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Beitrag Sa., 10.09.2011, 08:56

Meiner hat nicht eine einzige Regel formuliert. Braucht er aber auch nicht, denn ich habe so einen eingebauten Seismographen, der die kleinste Erschütterung als Liebesverlustalarm anzeigt. Insofern wäre eine Grenzüberschreitung meinerseits ein echter Therapiefortschritt. Der einzige Affront, den ich mir mal geleistet habe, war, eine ganze Stunde zu schweigen.

Und selbst bei Grenzverletzungsversuchen würde er sich wahrscheinlich nur fragen, was ich ihm damit sagen will, aber mich immerwieder auf die Metaebene holen. Ich glaube, seine Bemühungen gehen derzeit eher dahin, mich von der Metaebene endlich mal wegzuholen.

Aber das ist ja auch ein bisschen paradox. Einerseits wird Ausagieren ja wohl als niedriges Strukturniveau interpretiert, andererseits (sagte mal eine Bekannte zu mir), sind Analytiker doch erst zufrieden, wenn man ihnen in die Fresse hauen will. Naja. Man darf es halt nicht tun. Aber darüber reden halt.

Zur Metaebene fällt mir gerade ein Witz ein:

Treffen sich zwei Analytiker im Aufzug. Fragt der eine: "Na, wie geht's?" Fragt sich der andere: "Was will er mir damit jetzt sagen?"

Höhö.

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Flowerbomb
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Beitrag Sa., 10.09.2011, 09:02

Diese Regeln sind ja schon sehr krass.und dann noch bestrafen bei Regelverstoß.Also das wäre nichts fuer mich glaube ich.Ich wäre glaube ich sowieso wieder gegangen wenn meine Thera Regeln aufgestellt haette,die hab ich im privaten Leben genug.Gerade auch das nicht darüber reden,wofür soll das gut sein und wie machst du das,wenn du mal nicht kannst?Musst da das in der Stunde sagen,weil keine Mails?Ich denke man muss schon schauen,dass die Theras auch nicht zuviel geben wegen Abhängigkeit,aber ich habe es gerade durch ihr ganzen Entgegenkommen jetzt mal geschafft,mich zurückzuziehen und unabhängig zu werden.Was vielleicht auch noch wichtig ist,ist,dass die Analyse ja glaube ich nicht wirklich gedacht ist für eine akute Krise uns auch nicht stabilisierend wirkt,oder?So kann ich mir dann schon vorstellen,dass man Theras gerade am Anfang mal in Anspruch nimmt in anderen Therapieformen.Andererseits fängt man eine Therapie ja auch nur an,wenn es einem nicht gut geht.Naja ich weiß auch nicht.Ach Cecile,ja,bei mir ist das auch so.Und wenn jemand bei mir ein Schritt zurück geht,gehe ich 10zurück.Grenzen müssen bei mir also auch eher von mir kommen,sonst funktioniert das nicht.

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Dorita
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Beitrag Sa., 10.09.2011, 09:07

Seanna hat geschrieben:... ich sag das meinen Theras immer. Wäre zwar nicht nötig, weil sie das eh wissen, aber ein Lächeln entlockt es ihnen dennoch... .
ach wie schön ... stell ich mir grad Bildlich vor ... fühlt sich gut an

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich jetzt völlig zur Idiotin mache, kann mir mal bitte jemand erklären was es mit dieser Metaebene auf sich hat?! Habe das jetzt schon so oft gelesen, auch nachgeschlagen aber nicht verstanden. Ich denke ich brauche EINFACHE WORTE oder Beispiele. Also bitte keine Wikipedia ...
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Elena
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Beitrag Sa., 10.09.2011, 09:08

Liebe Celice,
Celice hat geschrieben:Einerseits wird Ausagieren ja wohl als niedriges Strukturniveau interpretiert,
habe ich einem Buch über Therapie bereits den Ausruck niedriges bzw. hohes Strukturniveau gelesen. Es war ein Buch für Therapetuen, daher war keine detaillierte Erklärung dabei, was dies bedeutet. Könntest Du mir das mal näher erklären, was es damit auf sich hat?
Wie würdest Du das Ausagieren beschreiben?

LG Elena

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 10.09.2011, 09:57

Widow hat geschrieben: Eine von diesen Spezialfall-Regeln ("Es gilt nur das gesprochene Wort in den Liegungen", also keine Mails!) habe ich gebrochen. Und mich damit vor die Tür gesetzt. Wissend. Thera hat mir damals gesagt, dass ich, sobald ich glaube, die Regeln einhalten zu können, mich wieder melden könne.
Hab ich Wochen später getan.
Du bist immer selbst verantwortlich wie viel und was du mir dir machen lässt und was nicht.

Und wie weit du dich erniederigen lässt...

Weil das ist eine Erniedrigungstaktik um sich Leute gefügig und gehorsam zu machen.

Willst du die gefügige Widow sein damit sich diese Analytiker gnädig deiner anzunehmen geruht oder willst du nicht die als Mensch respektierte und ernst genommene Widow sein die Würde hat, aufsteht und sich nicht alles gefallen lässt?

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Flowerbomb
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Beitrag Sa., 10.09.2011, 10:03

Das würd ich auch gerne mal genauer wissen,wie das gelaufen ist widow.Hat er dich echt rausgeschmissen?

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Celice
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Beitrag Sa., 10.09.2011, 10:06

Hi Dorita

(das mit den Begrüßungen hier muss ich mir mal angewöhnen, ich antworte immer einfach so - ganz stoffelig)
Dorita hat geschrieben:Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich jetzt völlig zur Idiotin mache
gar nicht.

Also Metaebene ist einfach ein "Reden über". Das was wir hier machen ist alles im Grunde schon Metaebene in Bezug auf die Therapie. Denn wir therapieren uns hier nicht, sondern sprechen über die Therapie. Das setzt ja schon Reflexion voraus.

Wenn du dich mit deinem Partner streitest und die Fetzen fliegen und ihr die ganze Beziehung in Frage stellt und euch anbrüllt und Geschirr durch die Gegend schmeißt, das gehört zum Ausagieren, weil du in dem Moment nicht bewusst handelst, sondern dich von deinen Affekten zu Handlungen leiten lässt, ohne dir im einzelnen darüber klar zu sein. Wenn ihr euch aber etwas später, im Versuch euch zu versöhnen, über diesen Streit unterhaltet und du sagst: "Ich hab das so und so gemeint, weil ich mich von dir durch diesunddas gekränkt gefühlt habe" und er dann sagt: "Achso, ich habe dich falsch verstanden, ich habe das soundso empfunden und meinte dasunddas damit". Das ist die Metaebene. Denn in dem Gespräch bleibt die Beziehung erhalten und nur der Konflikt wird thematisiert.

Liebe Elena,

Elena hat geschrieben:Strukturniveau
Das ist so ein (im Grunde auch nur theoretischer) Versuch von Psychiatern, die Störungen für sich irgendwie einzuordnen. Aber sie sortieren sich das halt so.

Wie oben schon kurz angeklungen, ist Ausagieren ein Handeln. Manchmal ist das bewusst, meistens aber sind die Veranlassungen dazu unbewusst und damit eine Abwehr von irgendetwas anderem. Wenn man also zum Beispiel seinen Analytiker aufs Maul haut (der Gedanke gefällt mir soo gut!), dann agiert man, ohne sich der Hintergründe bewusst zu sein. Denn man ist dann angetrieben von kindlicher Wut und wehrt eigentlich ab, dass man z.B. traurig ist darüber, dass man vom Analytiker nicht liebevoll gestreichelt wird (auch kindlich). Aber eigentlich macht der Analytiker gar nichts böses, außer dass er eben nur der Analytiker ist, dessen Aufgabe es nunmal nicht ist, dich zu streicheln (Realitätsprinzip). Wenn du ihn also nun tatsächlich schlagen würdest, wäre das ein Zeichen für niedriges Stukturniveau, weil du ihn für den tatsächlich Schuldigen hältst (was er nunmal nicht ist) und keinen anderen Abwehrmechanismus zur Verfügung hast, was eine Frage der emotionalen Reife ist. Auch wenn du anstatt den Analytiker zu hauen, dir die Unterarme aufschneidest, dich ins Koma trinkst oder nachts in deinem Ohr die Stimme deines Analytikers vernimmst, der (hörbar) zu dir spricht und sagt: "Ich hasse dich" - niedriges Strukturniveau.

Wenn man emotional etwas gereifter ist, also meinetwegen ein mittleres Strukturniveau hat, ist einem diese Abwehr immer noch nicht bewusst, aber statt den Analytiker zu verprügeln, lässt man seine Gereiztheit über die unerfüllten Wünsche außerhalb der Therapie z.B. an seinem Kind aus (Verschiebung) oder merkt gar nichts von seiner Wut und bringt dem Analytiker zur nächsten Stunde einen Blumenstrauß mit (Reaktionsbildung).

Auf einem hohen Strukturniveau kann man diese Wut gut spüren und aushalten und im Idealfall auch die Trauer über den unerfüllten Wunsch, kann ihm das sagen, lässt sich aber nicht zu solchen Handlungen hinreißen, sondern geht stattdessen zum Sport um sich abzureagieren oder komponiert in Gedanken an den Analytiker ein sehnsuchtsvolles Liebeslied.

Das mal so, stark vereinfacht. Aber die ganze Theorie halte ich auch schon für eine Vereinfachung, weil Menschen ganz komplexe Wesen sind und ich meine, eine eindeutige Einordnung kann man da nicht vornehmen. Ich glaube, ein Mensch ist nie durchgängig auf einem Strukturniveau, sondern alles sind Mischungen aus verschiedenen Abwehrmechanismen und alles sind letztlich kreative Versuche, mit dem Leben irgendwie zurecht zu kommen.

Und das mit dem Ausagieren ist auch sowas, ich denke, sie meinen damit konkret das unbewusste und vor allem schadhafte Ausagieren. Denn Leben heißt Mensch sein und das bedeutet, immer irgendwie zu agieren.


pandas
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Beitrag Sa., 10.09.2011, 10:33

Widow hat geschrieben: Da der Grundsatz lautet, dass man alles, alles sagen soll, was einem auf der Couch gerade durch den Kopf geht (und das ist DIE entscheidende Regel, nein, das Prinzip von Analyse - auch wenn es sich nur bedingt umsetzen lässt ...), und da "gravierende Lebensentscheidungen" einem wohl auch ab und an mal in einer Liegung durch den Kopf gehen werden, beantwortet sich die Frage vielleicht von ganz allein.
Achso, nun, ich dachte, diese Regel meinte, dass die gravierenden Lebensentscheidungen gesondert thematisiert werden.
In der klassischen Analyse war es wohl so, dass während der Analyse keine großen Veränderungen in der Lebenssituation erfolgen sollten, wobei dies dann gerade zum Kritikpunkt wurde, dass es unsinnig sei, dies so zu verlangen, da dann Lebenszeit verschenkt werden könnte.
Deshalb wird das bei fortschrittlicheren Analytikern wohl heute nicht mehr so gemacht.
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Dorita
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Beitrag Sa., 10.09.2011, 10:51

Hallo Celice,

danke für deine Erklärung, ich bin mir nicht sicher ob ich es richtig verstanden habe, ich denke ich muss deinen Text noch zwölf bis dreiundzwanzig mal lesen, dann wirds schon ... aber das Beispiel mit dem streitenden Paar fand ich sehr anschaulich.

Hast du vielleicht noch ein Beispiel in Bezug auf den Therapeuten und den Patienten?! Denn in dieser Beziehung ist es für mich schwer nachzuvollziehen, ein Thera und sein Patient führen ja nicht die Beziehung die ein Paar führt. Und wenn ich mir vorstelle, dass ich meinen Thera bzw. er mich anschreit weil er oder ich sich falsch verstanden fühlt ... hmm ... ich denke wenn überhaupt geht das doch nur vom Patienten aus oder? Er wird sich nicht von mir falsch verstanden fühlen (wenn man mal bei dem Thema Streit bleibt) ... höchstens ich von ihm oder?!

Was wäre denn die Nichtmetaebene zwischen dem Thera und dem Patienten?
Celice hat geschrieben:(das mit den Begrüßungen hier muss ich mir mal angewöhnen, ich antworte immer einfach so - ganz stoffelig)...
mich störts nicht
Celice hat geschrieben:Wenn man also zum Beispiel seinen Analytiker aufs Maul haut (der Gedanke gefällt mir soo gut!).
Ich habe das Gefühl, dass du schon gelegentlich das Bedürfniss hattest ihm eine auf´s Maul zu hauen?!

Liebe Grüße
Dorita
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Astrid Lindgren

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Elena
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Beitrag Sa., 10.09.2011, 11:08

Liebe Celice,

danke, du hast das super erklärt! Ja, jetzt habe ich endlich genau verstanden!

LG Elena

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Celice
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Beitrag Sa., 10.09.2011, 11:11

Dorita hat geschrieben:Hast du vielleicht noch ein Beispiel in Bezug auf den Therapeuten und den Patienten?! Denn in dieser Beziehung ist es für mich schwer nachzuvollziehen, ein Thera und sein Patient führen ja nicht die Beziehung die ein Paar führt. Und wenn ich mir vorstelle, dass ich meinen Thera bzw. er mich anschreit weil er oder ich sich falsch verstanden fühlt ... hmm ... ich denke wenn überhaupt geht das doch nur vom Patienten aus oder? Er wird sich nicht von mir falsch verstanden fühlen (wenn man mal bei dem Thema Streit bleibt) ... höchstens ich von ihm oder?!
Ich denke, man wechselt immer ein bisschen hin und her. Es gibt ja auch normale Gesprächssequenzen und natürlich kann der Therapeut sich auch falsch verstanden fühlen oder mal genervt sein, er wird versuchen, das nicht so zu zeigen, aber das kommt schon mal vor. Und so ganz streng würde ich das auch nicht sehen, dass alles immer vom Patienten ausgeht, denn der Therapeut ist ja Teil des Systems, ist Beteiligter in der Beziehung. Die etwas moderneren Analytiker können das auch so sehen. Alles entsteht meiner Meinung nach in dem gemeinsamen Beziehungsraum, in dem der Analytiker niemals unbeteiligt sein kann. Alle Ansätze, die den Patienten zum alleinigen Gestalter der Situation machen sind meines Erachtens Zeichen von Abwehr auf Seiten der Analytiker. Also alles, was sie an sich selbst nicht wahrhaben können, schreiben sie dann dem Patienten zu. Auch diese klare Trennung von Übertragung und Gegenübertragung ist eine Rationalisierung der Analytiker, weil sie sich beispielsweise schämen, Gefühlsregungen dem Patienten gegenüber zu haben, die sie nicht haben wollen. Aber letztlich ist keiner der beiden allein, sondern alles entsteht gemeinsam durch die Interaktion.

Und konkret könnte das dann auch so aussehen, dass es mal Mißstimmung gibt und man Unzufriedenheit über die Therapie äußert und dann beim nächsten Mal darüber spricht, wie es dazu kam und was dahinter stecken könnte (Metaebene).
Was wäre denn die Nichtmetaebene zwischen dem Thera und dem Patienten?
Das ist gar nicht so leicht zu beantworten - wie gesagt, ich rette mich fast ausschließlich auf die Metaebene. Ich würde sagen, wenn man zu spät zur Stunde geht, um den Analytiker für irgendwas zu bestrafen. Oder wenn man sich was besonders hübsches anzieht. Oder wenn man an ihm herumnörgelt. Nichtmetaebene ist quasi alles, was nicht Metaebene ist.

Ich habe das Gefühl, dass du schon gelegentlich das Bedürfniss hattest ihm eine auf´s Maul zu hauen?!
Das Unbewusste ist ein Verräter!

Aber nicht nur das. Ich könnte ihn auch fesseln, knebeln, foltern, ihm die Innenseiten seiner Oberschenkel tätowieren...

aaaaaaargh!!!

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