Sich im Therapieraum wohlfühlen?!

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Wandelröschen
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Beitrag Fr., 13.01.2012, 14:43

Ich hol hier noch mal diesen Thread hoch, weil sich noch etwas ereignet hat, was hier gut hinpasst, was ich mal loswerden möchte.
Ich wollte euch kurz mitteilen, wie auch ein Thera auf seine Patienten Rücksicht nehmen kann und von ihnen was annehmen kann.

Mein Thera hat ja seit dem Spätsommer eine eigene Praxis, von der Gestaltung her fühle ich mich dort recht wohl, hatte ich ja schon mal hier was zu geschrieben. Er ist aber immer noch dabei, weiter zu gestalten. Im Herbst gab es zwei neue Bilder – wir sprachen kurz darüber. Zuerst standen sie noch auf den Boden, bis er einen Platz gefunden hatte. Es gibt an den Wänden noch viel Platz.

In der letzten Stunde vor Weihnachten stand vor dem einen Regal wieder ein neues Bild auf dem Boden. Aus meiner Richtung konnte ich aber beim Reingehen das Motiv nicht erkennen. Am Ende der Stunde stand ich auf und auf dem Weg zur Zimmertür fiel dann mein Blick frontal auf dieses neue Bild. Mein Thera sagte dann, als er sah, dass ich das Bild anschaute, er wolle jetzt schauen, wo er es hier aufhängt, es wäre ja noch viel Platz. Wir verabschiedeten uns und beim Rausgehen sagte ich ihm so in einem Satz: „Ich mag das Bild nicht!“ Zu mehr war ich da gerade nicht in der Lage. Gut, vom Stil und von den Farben passte das Bild gut in dem Raum. Aber: Sofort beim Anschauen löste das Bild einen Trigger bei mir aus. Sagt jetzt nicht, muss ich mit leben, ist man halt nirgendwo vor geschützt, ist halt individuell bei mir. Auf dem Bild befand sich halt etwas (und das war nicht gerade klein in irgend einem Eckchen, sondern ziemlich Zentral und groß, unübersehbar), was sofort eine Assoziation in mir hervorrief.

Wieder zu Hause, musste ich ihm das sofort aufschreiben, welche Assoziation es in mir hervorrief, dass ich wohl ziemliche Probleme mit diesem Bild haben werde und dass ich auch glaube, dass es anderen Patientinnen von ihm genauso gehen wird und die sich es vielleicht nicht trauen, es zu sagen. Ich habe ihm die Mail sofort geschickt. (nebenbei für die Mail-Gegner, die nicht zu viel Kontakt haben wollen: Diese Mail hat er nur als Info bekommen, er hat nicht geantwortet und das habe ich auch nicht erwartet.)

Als ich heute nach der Weihnachtspause wieder kam, hatte ich schon auch ein bisschen Bammel wegen diesem Bild, wo es wohl hing. Im Treppenhaus und im Flur war nichts – und auch im Raum hing es nicht. Nirgends. Als er sah, dass ich mich umsah, sagte er von sich aus (ohne dass ich ihn drauf ansprach), er habe das Bild bei sich zu Hause ins Büro gehangen, es sei gut gewesen, dass ich ihm die Mail geschrieben habe.

Diese Reaktion hat mir irgendwie gut getan.
Gruß
Wandelröschen

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Beitrag Mi., 10.10.2012, 11:25

Mein Thera fragt mich immer, ob alles in Ordnung sei, ob mich etwas störe, Fenster offen, zu, Ventilator richtig oder nicht. - Ist ja wirklich nett, aber ich finde das eher unwichtig. Er hat auch gefragt, wie ich sitzen will, da sprach ich an, dass es für mich immer gleichbleibend sein sollte, kein ständiger Wechsel, sonst komme ich in der Erinnerung durcheinander. Ich träumte auch von dem Zimmer, dass ich das Licht und die vielen Fenster nach oben mag. Na ja, scheint ja alles superwichtig zu sein. Irgendwo ist es das ja schon, vor allem weil ich es nicht anspreche, wenn mir etwas nicht so zusagt.
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elana

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Beitrag Do., 11.10.2012, 17:27

Irgendwie frage ich mich, ob mein neuer, doch eher stark eingeschränkter Blick von der Couch aus etwas mit dem Ansatz der Psychoanalyse zu tun hat. Die Couch steht da so in der Ecke, dass man kaum was vom (jetzt großen, und gut eingerichteten) Raum sieht.
Für mich enttäuschend, habe mich zuvor wohlgefühlt mit den Bildern, AB-Tür, Kommodchen etc.

Aber vielleicht ist es Theorie der PA, dass man von der Couch tatsächlich die Wand sehen soll (nun, ich seh jetzt auch fenster, trotzdem ist es jetzt karg)? Um sich nicht ablenken zu lassen etc., vielleicht auch, damit die Persönlichkeit des Analytikers nicht durch seine Sachen in Erscheinung tritt, und so eine Elternübertragung zustande kommt (mit der ich aber auch nicht so viel anfangen kann).
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Beitrag Fr., 12.10.2012, 08:21

Ja, vielleicht eine gute Projektionsfläche, aber ein Fenster ist doch schon mal gut, nicht?

Mein Thera hat so einen Langtisch mit vielen Akten. Finde ich irgendwie sympathisch, er bündelt das ähnlich wie ich. Also eigentlich ist sein Zimmer schon sehr karg und funktional.
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elana

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pandas
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Beitrag Fr., 12.10.2012, 20:47

Ja, heute war es schon besser. Zum einen habe ich ihn das alles in allen details dargestellt, wie ich es nun in der neuen Raumkonstellation sehe, wobei ich dazu auch eine Kindheitserinnerung hatte. War ein gutes Gespräch draus entstanden.
Zum anderen habe ich die Fensterperspektive eingehend erkundigt, Bäume sind ja auch was schönes ^^ jedenfalls starre ich so eigentlich nicht auf eine weiße wand, das war übertrieben.

Er hat jetzt auch Tisch etc. im Therapiezimmer, aber das sehe ich nicht von meiner Position. Am Anfang kann ich aber immer meinen Blick durchs ganze Zimmer streifen lassen, das ist schon seeehr interessant
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Beitrag Fr., 12.10.2012, 22:00

Ich träumte auch schon vom Therapieraum, dass ich mich dort einschloss und mich nur dort sicher fühlte ...
Lieben Gruß
elana

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Beitrag Sa., 12.01.2013, 06:45

Mein Thera liegt immer sehr viel Wert auf den Therapieraum. Ich dachte mir oft: warum eigentlich? Vielleicht weil ich eine verräumlichte Persönlichkeit habe und er durch Veränderung des Therapieraums bei mir etwas innerlich verändern kann?

Wie ich mich räumlich fühle, hat Hermann Lang besonders gut beschrieben in seinem Artikel Zwang und Anankastische Persönlichkeitsstörung aus psychoanalytischer Sicht in: Persönlichkeitsstörungen, Theorie und Therapie - Zwänge und Persönlichkeitsstörungen. Schattauer Verlag, S. 91:

Der Unterdrückung spontaner Gefühlsäußerungen steht bei zwanghaft strukturierten Personen eine ausgeprägte Dominanz intellektueller Kontrollbedürfnisse gegenüber. Der Ritualisierung von Lebensgewohnheiten, dem Festhalten am Gewohnten entspricht eine Restriktion der auf Veränderung und Autonomie zielenden Regungen. Im Extremfall wird das gesamte Leben schließlich starr, mechanisch und verräumlicht. (Hermann Lang, Zwang und Anankastische Persönlichkeitsstörung aus psychoanalytischer Sicht)

Es ist tatsächlich so, dass bei der letzten Sitzung durch eine veränderte Sitzordung sich auch etwas in meinem Blickwinkel zu meinem Thera mitveränderte. Schwierig zu erklären.
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elana

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Tyrion
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Beitrag Mi., 30.01.2013, 16:43

Meine Therapeutin hat's geschafft, in ihren Räumlichkeiten eine regelrechte Wohlfühlatmosphäre zu schaffen - das ist mir schon beim ersten Mal aufgefallen. Man kommt rein, das Licht ist im Vorraum leicht gedämpft, im Advent roch es nach Orangen, der iPod neben dem Eingang hat leise Musik gespielt, auf der Kommode standen Kekse... sehr nett. Das eigentliche Therapiezimmer ist auch total gemütlich - es gibt eine Couch und drei Sessel um einen Couchtisch gruppiert, ich durfte mir aussuchen, wo ich sitze und hab gleich mal die Couch in Beschlag genommen Auch im Therapieraum ist das Licht warm und eher gedämpft, nirgendwo steht ein Computer rum, dafür aber ein paar Regale mit Büchern, sodass das Ganze ein bissl nach Wohnzimmer ausschaut. Oh, und ich krieg jedes Mal eine große Tasse Tee, was grad im Winter schon sehr fein ist

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Beitrag So., 24.02.2013, 19:49

elana hat geschrieben:Es ist tatsächlich so, dass bei der letzten Sitzung durch eine veränderte Sitzordung sich auch etwas in meinem Blickwinkel zu meinem Thera mitveränderte. Schwierig zu erklären.
Wir haben diese veränderte Sitzrichtung beibehalten bei der nachfolgenden Sitzung, wird hoffentlich jetzt Ende Februar bei der nächsten Sitzung auch so sein, denn irgendwie fühle ich mich tatsächlich freier bei dieser neuen Sitzrichtung, wir haben so mehr vom Licht und vom Fenster. Das war wohl auch der Gedanke meines Thera. Kein Wunder, sein Büro ist auch im Keller der Klinik.
Lieben Gruß
elana

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Marzipanschnute
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Beitrag So., 24.02.2013, 20:37

Hm, wirklich wohl fühle ich mich im Therapieraum nicht. Es ist halt ein Raum, nicht besonders gemütlich, aber auch nicht abschreckend.
Es gibt zwei Sessel, einen Schreibtischstuhl, einen Schreibtisch, so einen kleinen Beistelltisch, der zwischen den beiden Sesseln steht und eine Kommode.
Mein Thera gibt sich insofern Mühe, dass er das Licht immer etwas dämpft und auch immer ne halbe Stunde bevor ich komme, die Heizung etwas runter dreht. (In Stresssituationen, und die Therapiesitzungen gehören für mich dazu, hab ich schnell das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen und in warmen Räumen ist das tendenziell noch mal ne Ecke schlimmer)
Aber meistens sind wir eh nicht im Raum, sondern gehen spazieren, das hilft mir noch viel mehr, als jeder, egal wie gemütlich hergerichtete Raum, es je könnte.
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

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Beitrag Mo., 25.02.2013, 12:35

Wohin geht ihr denn spazieren? Draußen in der Natur oder im Ort?

Bei meinem Thera ist der Raum auch neutral, es gibt aber keine Sessel, worüber ich froh bin. Ich finde Sessel total deplatziert in einem Büro. Wenn, dann müsste ein solcher irgendwo unauffällig in einer Ecke stehen, aber nicht so fett mitten im Raum.
Lieben Gruß
elana

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Marzipanschnute
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Beitrag Mo., 25.02.2013, 12:50

Im Ort, beziehungsweise an der Promenade, da seine Praxis mitten in der Stadt ist.
Ich glaube, irgendwo im Wald oder auf dem Feld mit ihm spazieren zu gehen, wäre auch schon wieder kontraproduktiv, da wären wir ja alleine und das würde schon wieder eine Art Nähe entstehen lassen und davor graut es mir.
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Beitrag Fr., 08.03.2013, 12:52

Ich mag die Seepromenade in der Stadt, aber da hat es immer so viele Leute, die würden ja alles mithören. Also eigentlich mag ich dieses Nähegefühl zu meinem Thera.
Lieben Gruß
elana

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Beitrag Di., 07.05.2013, 08:03

Das mit dem Therapieraum und der Sitzordnung ist jetzt für meinen Thera genauso Nebensache wie für mich, das war wohl sein Anfangsgeplänkel. Aber ich wies letztes Mal auf die schöne Aussicht hin, denn die Bäume vor seinem Fenster geben dem Raum ein schönes grünes Ambiente. Das gefällt mir. Er hat sich über meinen Hinweis denn auch gefreut.
Lieben Gruß
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Beitrag Di., 24.12.2013, 23:12

Im neuen Jahr werde ich mit meinem Thera in eine andere Klinik umziehen. Wir sprachen schon vorgängig davon, wie wohl sein neues Büro aussehen wird. Eine gute Aussicht wird er haben, sofern ein Fenster da ist.
Lieben Gruß
elana

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