Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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kamikatze
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Beitrag So., 09.03.2008, 10:42

marsil hat geschrieben:Bei der Euphorie, die ich manchmal verspüre, wenn ich
mich und die Welt wahrnehme, möchte ich eigentlich auch garnicht mehr
von "kleinen Dingen" sprechen.
das finde ich sehr schön! therapeutenjargon: eine steigerung der selbstwirksamkeitserwartung. Für mich: lebensfreude zuzulassen ist ein mittel gegen den sch... called depression. darum gehts doch, egal ob sport, lover etc. das mittel ist eh nur frage der präferenz.
marsil hat geschrieben:Ja, auch in meiner Sportart ist es wichtig, die Balance zwischen Locker-
heit und Offenheit auf der einen und Kontrolle und Konzentration auf der
anderen Seite zu halten.
ich komme langsam auf eure spur: so wie ich mich im sport bewege sage ich etwas darüber aus, wie ich mich im leben bewege? wenn ich das label "anfänger" habe, stemple ich mich zum loser ab und deswegen beginne ich auch nicht damit um mir die schmach zu ersparen? also lieber paralysiert als mit dem label "ichlernenoch"?
wenn ich euch richtig verstehe: egal ob im sport oder sonstwo: die legitimation, dass ich in meinen unternehmungen NICHT perfekt zu sein brauche, sondern primär spass verspüren will im prozess (euphorie...) und dazu stehe, dass ich nicht perfekt bin, ist für N. ein Un-Ding??? wo kann dann noch Raum sein für entwicklung? das ist in meinen augen ein killer-faktor, weil so fortentwicklung unmöglich ist.

ich weiss nicht, ob ich da voll daneben gegriffen habe mit meinen interpretationen. falls ja: ich steh' zu meinen fehlern... liebe grüsse!
Ich rotiere höchstens,
wenn ich Opfer des Rotationsprinzips werde...

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Goldbeere
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Beitrag So., 09.03.2008, 10:53

Hallo thorn,
Beziehung führen lernt man vermutlich nur in einer Beziehung. Und die Scheu vor einer Beziehung, ist ja nicht so, dass das bei mir nicht auch ausreichend ausgeprägt wäre halte ich bei mir für reine Angst - Angst, nicht zu genügen, verletzt zu werden ...
Hm, ich hab beim Lesen deiner Zeilen innerlich sofort ein bisschen Abstand gesucht. Du klingst so hart irgendwie.

Könntest du bitte ein bisschen näher erklären, wie du darauf kommst?
Irgendwie beiße ich nämlich auf dieses hart total an, da ist irgendwas, aber ich kriegs nicht zu fassen.

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Goldbeere
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Beitrag So., 09.03.2008, 10:59

Hallo kamimaus,
so wie ich mich im sport bewege sage ich etwas darüber aus, wie ich mich im leben bewege?
Das weiß ich nicht so genau. Ich für meinen Teil kann ungeschicktes Bewegen in allen Belangen schwer ertragen. Was das mit "Der Körper ist der Handschuh der Seele" (Samy Molcho) zutun hat, will ich erstmal besser gar nicht wissen.

Dementsprechend ist mein ungeschicktes Ausdrücken von Gefühlen natürlich auch deutlich suboptimal. Wobei da im Moment noch die Erleichterung überwiegt, sich überhaupt mal getraut zu haben. ... Mal sehen, wie lange das anhält.

Eigentlich sollte ich echt mal über diesen Theater-Gedanken nachdenken.
wenn ich das label "anfänger" habe, stemple ich mich zum loser ab und deswegen beginne ich auch nicht damit um mir die schmach zu ersparen?
Nein, aber ich schau, dass ich so schnell wie möglich besser werde.
die legitimation, dass ich in meinen unternehmungen NICHT perfekt zu sein brauche, sondern primär spass verspüren will im prozess (euphorie...) und dazu stehe, dass ich nicht perfekt bin, ist für N. ein Un-Ding???
So würde ich das nicht sagen, aber .... ja.
Teilweise. Ich tu die Dinge, weil sie mir Spaß machen, das hindert mich aber nicht daran, wie ein Depp nach Perfektion zu streben. Wobei es früher noch schlimmer war, inzwischen gönn ich mir kleine Inseln, wo ich von vorne herein weiß, da ist Perfektion schwer zu erreichen und für mich völlig sinnlos.

lg
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thorn
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Beitrag Mo., 10.03.2008, 09:51

Hoi ihrs!
Goldbeere hat geschrieben:und dann etwas wie Tanztheater oder Theater zu machen. Das zum Beispiel ist für mich ein geschützter Raum. Da glaube ich, hätte ich den Mut, mehr Emotionen zu zeigen. ...
Krass ... Für mich ist allein die Vorstellung der pure Horror Aber für mich gibt's so gesehen sowieso keinen geschützten Raum, weil ich mich ja in erster Linie vor mir selbst schäme, hm.

Samstag war's übrigens voll schön, hab mich mit Freunden getroffen - bisschen Spiele gespielt und später noch stundenlang zusammen gesungen Mir fällt's zunehmend leichter, mich da ganz reinzugeben und einfach Spaß dran zu haben, da freu ich mich sehr drüber. Vielleicht trete ich ja doch noch mal nem Chor bei

Goldbeere hat geschrieben:X hat offenbar öfters versucht, Gefühle aus mir herauszuzerren.
Puh, das klingt schwierig ... Wie geht's dir inzwischen mit dem Gedanken (falls du ihn nicht erst mal beiseite geschoben hast)?

marsil hat geschrieben:Außerdem läuft einem dann, ehe man sich versieht, eh jemand 'treffsicher' über den Weg, der genau diesem Päckerl entspricht (so jedenfalls meine Erfahrung).
Hm, mir läuft meistens gar keiner über den Weg *g* Ich fürchte, ich hab mich innerlich schon so sehr isoliert, dass ich mich gar nicht mehr richtig verlieben kann. Und der letzte, bei dem's ein bisschen gekribbelt hat, war tatsächlich wieder "so einer". Das erkennen und rechtzeitig die Notbremse ziehen zu können, hat mir sehr gut getan. An "gemeinsam wachsen können" glaube ich, was mich betrifft, nicht wirklich. Vielleicht auch einfach noch nicht. Ich wachse derweil an bzw. mit anderen Menschen, wo's um andere Defizite oder Probleme geht, obwohl mein Weg zugegebenermaßen oft noch Flucht ist, sobald es mir zu schwierig wird/scheint. Eigentlich will ich das aber gar nicht so negativ sehen. Es ist Abgrenzung, die zu lernen mir gut tut, und wenn ich dabei oft noch übers Ziel hinausschieße, dann schreibe ich das erst mal diesem typischen Phänomen "von einem Extrem ins andere fallen" zu, das ich schon öfter erlebt habe, bevor es sich dann auf nem normalen Level eingependelt hat. Passt schon irgendwie

kamikatze hat geschrieben:wenn ich das label "anfänger" habe, stemple ich mich zum loser ab und deswegen beginne ich auch nicht damit um mir die schmach zu ersparen? also lieber paralysiert als mit dem label "ichlernenoch"?
(...)
die legitimation, dass ich in meinen unternehmungen NICHT perfekt zu sein brauche, sondern primär spass verspüren will im prozess (euphorie...) und dazu stehe, dass ich nicht perfekt bin, ist für N. ein Un-Ding??? wo kann dann noch Raum sein für entwicklung?
Also meine Spur hast du damit genau erwischt, ja. Das meinte ich schon zuvor, als ich schrieb:
ich hat geschrieben:Mich schmerzt, dass ich mir durch mein Kontroll- bzw. Sicherheitsbedürfnis so viele Erfahrungen und damit Weiterentwicklung und auch Lebensfreude versage, weil ich, wie jeder Mensch, nur begrenzt souverän sein kann, mein Handeln aber auch allein auf die Bereiche reduziere, wo ich es bin.
Dass der Spaß an Dingen oft überhaupt kein Thema für mich ist, habe ich zum ersten Mal in der Therapie begriffen. Ich denke gar nicht drüber nach, ob mir irgendwas Spaß machen könnte, ob ich es tun wollen könnte, sondern zuallererst und meist ausschließlich darüber, was alles schief gehen, was die anderen denken könnten, und richte mein Verhalten danach aus. Das ist größtenteils auch immer noch der Fall, wie mir grad auffällt. Dabei habe ich inzwischen schon öfter die Erfahrung gemacht, wie anders sich ein Tun anfühlen kann, bei dem ich mich bewusst auf meine Empfindungen konzentriere und drin bleibe, wenn es mir gefällt. Ein paar Mal hab ich sogar so eine Art Trotz verspürt, als dann wieder Madame "Was denken die anderen jetzt von mir?" zu sticheln anfing. Konnte das dann gut abwehren: "Geh weg, mir macht's grad viel zu viel Spaß "

Hm, ist ganz gut, dass das hier grad wieder Thema ist, weil mir das sehr leicht wegrutscht. Ich glaub, die meisten meiner Ängste (bzw. die Unfähigkeit, sie zu besiegen) basieren genau darauf, dass ich nicht aus mir auf die Situation gucke, sondern von außen auf mich. Eigentlich soweit ganz simpel, aber ich muss zugeben, dass ich diesen Kampf äußerst mühsam finde. Ne Zeit lang, als das in der Therapie grad aktuell war, habe ich mich sehr häufig und sehr bewusst zu irgendwelchen Sachen "gezwungen", indem ich mich immer wieder in mich reingeschubst hab, um aus meinem Empfinden heraus zu handeln. Fand es immer wieder soooo anstrengend, bei mir und meiner Innenperspektive zu bleiben ... Ich musste mich immer wieder fragen: "Will ich das?" und dann versuchen, in diesem Gefühl drin zu bleiben, in mir drin zu bleiben. Dadurch, dass es irgendwie nicht einfacher zu werden scheint, fällt's mir aber ziemlich schwer, mich immer wieder neu dazu zu motivieren

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thorn
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Beitrag Mo., 10.03.2008, 09:55

Goldbeere hat geschrieben:
ich hat geschrieben:Hm, ich hab beim Lesen deiner Zeilen innerlich sofort ein bisschen Abstand gesucht. Du klingst so hart irgendwie.
Könntest du bitte ein bisschen näher erklären, wie du darauf kommst?
Irgendwie beiße ich nämlich auf dieses hart total an, da ist irgendwas, aber ich kriegs nicht zu fassen.
Hmmmm ... Ich kann beim besten Willen nicht ausmachen, was da von dir kommt und was von mir. Wenn ich sowas hier lese:
Goldbeere hat geschrieben:Beziehung führen lernt man vermutlich nur in einer Beziehung.
und
Mut ist, wenn man Todesangst hat, aber sich trotzdem in den Sattel schwingt.
höre ich gleichzeitig eine Stimme sagen: "Und wenn du das nicht tust, wenn du dich deinen Ängsten nicht stellst, bist du ein Versager". Kommt das auch von dir rüber, oder ist das allein meins?

Ich hänge mich ziemlich an den (vermeintlichen?) Vernunftgründen auf, weil ich mir nicht gerne eingestehen würde, dass es "nur" Angst ist. Weil dann hätte ich ja keine Rechtfertigung mehr fürs Nicht-Kämpfen ... Weiß nicht, ist bei dem Thema ziemlich schwierig für mich.

Goldbeere hat geschrieben:Nein, aber ich schau, dass ich so schnell wie möglich besser werde.
Gilt für mich auch, aber halt nur bei den Sachen, die sich partout nicht vermeiden lassen.

Goldbeere hat geschrieben:inzwischen gönn ich mir kleine Inseln, wo ich von vorne herein weiß, da ist Perfektion schwer zu erreichen und für mich völlig sinnlos.
Schööön ... Was sind das z.B. für Inseln, falls du erzählen magst?


LiGrü,

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Goldbeere
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Beitrag Mo., 10.03.2008, 21:54

Hi thorn,
thorn hat geschrieben: Goldbeere schrieb:
und dann etwas wie Tanztheater oder Theater zu machen. Das zum Beispiel ist für mich ein geschützter Raum. Da glaube ich, hätte ich den Mut, mehr Emotionen zu zeigen. ...

Krass ... Für mich ist allein die Vorstellung der pure Horror Aber für mich gibt's so gesehen sowieso keinen geschützten Raum, weil ich mich ja in erster Linie vor mir selbst schäme, hm.
Einerseits hat du schon Recht. Andererseits sind Emotionen ja nicht die eigenen, sondern nur eine Rolle. Deshalb geschützter Raum. Weil ja alle Wissen, dass gespielt wird, und das die anderen ja genauso tun.
thorn hat geschrieben:Mir fällt's zunehmend leichter, mich da ganz reinzugeben und einfach Spaß dran zu haben, da freu ich mich sehr drüber. Vielleicht trete ich ja doch noch mal nem Chor bei
Da kann man sich darüber hinaus auch noch in der letzten Reihe hinter seinen Noten verstecken. Teste es doch mal.
"Und wenn du das nicht tust, wenn du dich deinen Ängsten nicht stellst, bist du ein Versager".
Meins! Meins! Meins!

Der Sprungturm im Freibad konfrontiert mich jedesmal mit meiner Angst, runterzuspringen. Es ist einfach nur Angst. Ich habs schon mal gemacht, aber ich trau mich nicht nochmal. Und es ist jedesmal wieder ein Kampf, mir einzugestehen, dass ich einfach nur Angst habe, und das ok ist, und ich mich nicht dazu zwingen muss, mich dieser Angst zu stellen.

*wink*

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Goldbeere
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Beitrag Do., 20.03.2008, 22:32

X hat offenbar öfters versucht, Gefühle aus mir herauszuzerren.
Puh, das klingt schwierig ... Wie geht's dir inzwischen mit dem Gedanken (falls du ihn nicht erst mal beiseite geschoben hast)?
Viel gelassener. Dass er solche Strategien auch gebraucht hat, macht ihn viel menschlicher und ebnet das von mir so empfundene Gefälle zwischen uns beiden ein. Dadurch entsteht von meiner Seite auch viel mehr ruhiger Abstand.

Gestern bin ich ihm durch Zufall über den Weg gelaufen, sein Mir-zunicken war minimal, eigentlich nur ein bewusstes Schließen der Augen. Schon erstaunlich, wie fremd sich Menschen sein können.

Und obwohl er das anders "behauptet" hat, frage ich mich, inwieweit wir uns gegenseitig überhaupt als anderen Menschen wahrnehmen konnten. Ich denke, nicht sehr. Das macht mich ein bisschen traurig.
Dass ich da meine Schwierigkeiten habe, das weiß ich, aber dieses verhalten seinerseits bedeutet wohl, dass er ähnliche Strukturen lebt. Haben uns wohl die meiste Zeit angesehen und doch nicht erkennen können.


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c0nsp1r4cy
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Beitrag Do., 01.05.2008, 21:41

Guten Tag werte Damen und Herren,

die Diagnose einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung wurde vor knapp 6 Monaten gestellt und anfänglich kam ich damit überhaupt nicht klar, weil es genau dem Typ Mensch entspricht der ich nicht sein möchte oder wollte. Bevor ich jedoch die Gewissheit inform dieser Diagnose bekam, war ich fast zwei Monate in einer psychosomatischen Klinik. Mich bewegte die pure Verzweiflung dazu diesen Schritt zu wagen - in meinem Kopf gab es nur noch zwei Wege, der eine führte in den Tod, der andere war meine, zumindest damals gefühlte, letzte Hoffnung, die aber bereits bevor es anfing, zu verschwinden drohte. Ich hatte mich in ein solch undurchdringliches Gefängnis begeben, dass mich der Aufenthalt in meinem manifestierten Kerker wohl abermals um den Verstand brachte. Wer war ich? Was ist meine Meinung? Wo will ich hin? Wie möchte ich aussehen? Was soll mein Verhalten bewirken? Was macht mich aus? Ich weiß / wusste es schon lange nicht mehr. Am Ende stand immer die Frage: "Möchte ich jemand anderes sein, anders aussehen, erfolgreicher sein, andere charakteristische Stärken aufweisen und immer kam ich zu dem Schluss - Nö, ich gefalle mir so wie ich bin, trotz der verwirrenden und anstrengenden emotionalen Belastungen, die ich mir in meinem wirren kopf zusammenspinne. Ich bin miittlerweile 24 und verbrachte mindestens 5 Jahre in einer schwer depressiven Episode.

Ich habe mich nun etwas mit dem Thema Persönlichkeitsstörungen auseinandergesetzt und stellte sehr schnell fest, dass ich bisher viele auffällige Verhaltensmuster verschiedener Persönlichkeitsstörungen an den Tag legte, aber ich denke das ist größtenteils "normal" in den verschiedenen Stadien, der durch die NPS ausgelöste Depression.

Bei mir spielen viele Faktoren eine nicht ganz unerhebliche Rolle, blickt man auf mein Heranwachsen. Mein Vater (Chefarzt, Internist) ist überaus narzisstisch veranlagt, lernte nie mit Gefühlen umzugehen oder Emotionen zu zeigen. Er neigte zu sehr schwer depressiven Phasen, wegen der stressigen Arbeit. Meine Mutter war eine gute Frau und Mutter, doch wir alle vier idealisierten meinen Vater. Wir mochten den trockenen, sarkastischen und zynischen Humor, wir mochten seine Intelligenz und wr mochten sein Ausstrahlung. Nur seine Aufmerksamkeit war etwas wert, man musste sie sich durch rhetorische Leistungen und dem Durchsetzen verdienen. Und es gab sehr wenig Platz für uns in seinem Leben. Unsere innere familiäre Struktur war mehr als chaotisch. Seitdem wir Teenager waren sprangen wir unserer Mutter und Vater auf der Nase rum. Wir taten was wir wollten und diskutierten alles in Grund und Boden. Mein Vater war irgendwann nur noch da, um Anschisse zu verteilen und vor allem mir, da ich auch noch der Liebling meiner Mutter war, so oft es ging zu sagen, was für ein Versager, Arschloch und Enttäuschung ich bin. Mein Vater lehrte uns wie man die Welt zu verachten hat und wie wichtig es ist, allem gegenüber kalt zu erscheinen und "von oben herab" zu wirken, gewürzt durch Schlagfertigkeit und Boshaftigkeit.

Mit 15, wahrscheinlich bereits früher, habe ich mich bereits selbst aufgegeben. So etwas wie eigener Antrieb oder Erfolgsgier war mir völlig fremd. Ich war nur noch am Saufen und tat alles, um bei all meinem Handeln das Maximum an Spass raus zu quetschen. Anschließend fing die Kifferei mit gelegentlichen Einlagen anderer Drogen an. Ich habe eine große Spanne meines Lebens einfach ausgeknipst. Meine Erinnerungen an mein Aufwachsen sind wie weggeblasen, nur noch Bruchstücke, Bildfetzen. Könnte mir gut vorstellen, dass mein löchriges Gedächtnis an meiner psychischen Störung liegt. Wie dem auch sei, ich ließ mich völlig gehen. Hygiene, Aussehen und alles was irgendwie im Zusammenhang mit einem gesunden Aufbauen einer Persönlichkeit zutun hat, wurde strengstens unterdrückt. Durch Drogen, Alkohol, Computer spielen. Zum Nachdenken über mich, über meine Bedürfnisse, über meine Entwicklung hatte ich lange nicht mehr. Immer war ich verballert oder anderweitig abgelenkt.

Mit 18 stand die nächste sehr heftige Erfahrung für mich an. Ich wurde einberufen, derzeitig ging ich antriebslos auf eine Fachoberschule und irgendwie kam es mir ganz recht. In der Schule hatte ich zwar Freunde, wurde dennoch ständig von Älteren fertig gemacht und hatte viele Schläge in Punkto Persönlichkeit zu ertragen. Ich wog noch 60 Kg bei 1,93m, war sehr bleich und körperlich fertig. Hatte mir vor meinem Dienstantritt dann auch noch eine schlimme Bronchitis eingehandelt, die ungefähr bis Ende der Grundausbildung anhielt. Ich kam in meinem Regiment total heruntergekommen an. Meine "Kammeraden" mobbten mich derart, zu dieser Zeit, schlimm, dass ich, wenn ich daheim war, nur noch weinte. Die körperlichen Strapazen, die psychische Tortur, der Entzug und die Panik trieben mich dazu alles was mich ausmachte, tief zu vergraben.
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c0nsp1r4cy
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Beitrag Do., 01.05.2008, 21:45

Nach meine Grundausbildung verpflichtete ich mich für 4 Jahre und fing wieder an zu kiffen. Mein Hass wuchs von Tag zu Tag. Ich konnte es nicht mehr ertragen, wenn andere Leute jammerten, denn ich wusste schon lange nicht mehr wie es mir selbst geht, was ich fühlte und was mich bedrückte. Ich hatte nur noch schlechte Laune und tickte ständig aus. Ich hasste alles. Nach 2,5 Jahren bei der Bundeswehr und etlichen Rückschlägen hatte ich zu alledem an Silvester auch noch einen schweren Autounfall unter Alkohol- und Drogeneinfluss. Das Resultat waren zwei Hirnblutungen. Alles lief schief während meiner Anamnese und ich hatte in diesem beeinträchtigten Zustand mehr Druck denn je von Außen wegzustecken.

Ich zog zu meiner Mutter ins Saarland, die zwischenzeitlich eine lebensbedrohliche Pangriatitis durchmachte und sich von ihrem Mann trennte, weil er, es ist nur der Gipfel des Eisberges, eine andere Frau hinter einem Zelt, auf einem, durch meine Eltern veranstaltetes, Sommerfest nackig machte und dies auch noch ohne irgendwelche Reue oder Scham tat.

Ab dem Zeitpunkt bei meiner Mutter, fing sich der Narzissmus zu offenbaren. Mir war alles peinlich, es zählte nur noch der perfekte Auftritt / Ausstrahlung. Ich fing an mein Aussehen aufzupolieren und gab mir ansonsten kerinerlei Blöße mehr. Zu zwischenmenschlichen Beziehungen war ich überhaupt nicht mehr fähig. Hinter allem sah ich nur noch Schlechtes und jedem misstraute ich. Vor allem, wie konnte ich von anderen verlangen mich zu mögen, wo ich mich selbst schon nicht mehr ertragen konnte. Jeder Kontakt zu anderen war perfekt durchdacht, überall sah ich sie, überall waren Fallen, ich hatte nur noch wenig Spielraum für mein eigenes Verhalten. Ich ging wieder auf eine Fachoberschule und holte mein Fachabi, wieder relativ ohne Engagement, nach. Alles was ich noch fühlen konnte, war eine allgegenwärtige Hoffnungslosigkeit, durchbrechender Hass und Wut. Es gab nicht mehr viel was ich empfinden konnte. Entweder etwas war mir gleich oder Bestätigung für meine gefühlte Wertlosigkeit. Trotzdem konnte ich seither Eloquenz, Intelligenz und meinen Humor nicht mehr aus den Augen lassen. Mein narzissmus fing an zu reifen, nebenbei eine sehr passiv-aggressive Ader, die mir sehr viel Respekt und Sympathie einbrachte. Eine destruktive Lebensweise hatte ich bereits seit Jahren. Tja und da ich niemanden mehr Vertrauen konnte, gar nicht mehr wusste was das war und mich auf einem sehr engen Spielfeld befand, verhielt ich mich dissozial. Ich wurde gemocht, meine Mitschüler waren alle beeindruckt und meine Lehrer ebenfalls. Ich konnte tun und lassen was ich wollte. Es gab einen Lehrer der herhalten musste für meine antiautoritäre Hetzjagd.

Ich schaffte es mein Abi nachzuholen, obwohl ich mich wieder im 2ten jahr anfing selbst zu sabotieren und meine Noten stetig nach unten rutschten. Aber es hatte keine Bedeutung. Anschließend arbeitete ich für die Telekom im Callcenter. Auch dort bekam ich meine Sonderstellung, auch dort mochte mich jeder, aber auch dort hatte ich große Panik davor zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen und auch dort zog ich den Zorn einer mir überlegenen Person zu.

Ich wurde nach einem halben Jahr gefeuert, weil ich mir einfach zu viel rausnahm und meine Vorgesetzten nicht ernstnahm, nicht respektierte und sie zu alledem mehr als einmal lächerlich machte. Es treibt einen zu harten Maßnahmen, wenn man sein Selbst nur durch Zuspruch von anderen Aufrecht erhalten kann. Mein Misstrauen wuchs unaufhörlich, jegliche Kritik wurde als feindselig aufgefasst und dementsprechend reagiert und manipuliert. Die passiv-aggressive Ader lebte vollkommen auf.

Nachdem ich den Job verlor, hing ich ein paar Monate rum und beschloss irgendwann wieder nach Wiesbaden zu ziehen und einfach mal so sich für ein Informatikstudium einzuschreiben. Die viele Zeit alleine machte mich wahnsinnig und am Ende konnte ich nicht mehr ohne schwere probleme umbekümmert auf die Straße gehen. Ich fing an mir Zigaretten auf dem Arm auszudrücken und es gab nur noch Therapie, der Schritt in ein neues viel besseres Leben oder Selbstmord. hoffnung hatte ich keine mehr, aber in diesem Zustand vegetierte ich bereits zu lange, um es ohne Hilfe zu überstehen. So kam ich dann in die Klinik.

Ich setzte alles daran meine therapie erfolgreich zu beenden und machte mich selbst total irre mit dem Gedanken. Ich erlebte eine Welt die ich gar nicht mehr kannte. Ich hatte keine Ahnung mehr davon, was es heisst "Freude" oder "Trauer" zu empfinden. Es war eine tolle Zeit. Auch hier beanspruchte ich meine Sonderrolle, respektierte und verehrte meinen Bezugstherapeuten und gleichzeitig versuchte ich ihn immer wieder zu provozieren. Das Personal wurde von mir teilweise respektlos, aber dennoch sehr charmant behandelt und auch hier mochten mich alle sehr.
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c0nsp1r4cy
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Beitrag Do., 01.05.2008, 21:47

Nun bin ich seit einigen Monaten draußen, habe keinen Psychoanalytiker finden können, nehme wieder dauernd Drogen, denn ich kann es irgendwie nicht ertragen nicht verballert, sprich gelangweilt zu sein, denn zwischenmenschliche Beziehungen fallen mir immer noch schwer. Ich arbeite wieder und komme auch irgendwie besser klar. Aber irgendwie fehlt mir auch der riesengroße Anspruch an mich selbst, der mich zu etwas ganz Besonderem machte bzw. wirken ließ. Er ist immer noch da, aber ich kann mir viele Fehltritte wesentlich einfacher verzeihen, mein Leben ist einfacher geworden, aber wieder auf dem rechten Weg in die nächste Depression.

Ich sehe mittlerweile gut aus, verdiene und bin auch sonst eigentlich ganz annehmbar, aber das Gefühl, hier nicht hin zu gehören und nirgends reinzupassen, ist allgegenwärtig. Meine gefühlte Minderwertigkeit kann ich nur selten überwinden. Trotz allem komme ich nie zu dem Punkt mich nicht über alle Maße selbst zu lieben. Es kommt mir immerzu so vor als wäre ich nicht mehr ich selbst, als würde jemand anderes meinen Drang mich zu verballern für mich befriedigen und heraufbeschwören. Mir kommt es so vor, als ob ich an dem Lauf meines Lebens nicht maßgeblich beteiligt zu sein - als würde alles vorbeiziehen und nur die Momente der Ablenkung existieren.

Eigentlich müsste ich viel weiter ausholen, viel mehr Details preisgeben, aber das würde den Rahmen sprengen und trotzdem habe ich permanent das Gefühl eine wichtige Sache zu vergessen. Und allem voran die Frage "was will ich hiermit bezwecken"? Ist es Aufmerksamkeit, Mitgefühl, Verständnis? Whatever....
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kamikatze
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Beitrag So., 04.05.2008, 14:34

Lieber conspiracy,
herzlich willkommen in unserem Club! frag mich nicht genau nach dem label des clubs; vielleicht würd ich so definieren: "club derer, die permanent das gefühl haben, als hochstapler aufzufliegen". ich hoffe, ich trete dir damit nicht zu nahe. aus deinen zeilen schimmert jedoch die fähigkeit hervor, über sich selber lachen zu können und sich gegebenenfalls auch kritisch selbst zu reflektieren. das ist in unserem club leider immer noch mangelware.
deine geschichte scheinst du schon sehr gut reflektiert zu haben; wichtige punkte hast du priorisiert; mitunter beschlich mich das gefühl, du kennest die merkmale des narzisstischen inventars zu gut, und passt deine story genau diesem schema an. aber dies nur so ein eindruck von mir.
klar rüber kam bei mir, wie sehr an dir der Selbstzweifel nagt; deine versuche, dies zu kompensieren hast du selber meiner ansicht nach recht gut selbst durchschaut. du hattest offenbar das pech, einige male an autoritätspersonen zu gelangen, die sich dadurch beengt oder angegriffen gefühlt haben, statt das zu durchschauen. ich finde es mutig von dir, dass du dir hier deine negativen selbstschemata eingestehst. ich finde das persönlich die ausgangslage für ein natürliches und echt gewachsenes selbstwertgefühl. das zu entwickeln traue ich dir voll zu! ist wohl der einzige weg aus dem geteilten selbstschema von extrem positiv und extrem negativ. weiss nicht, was da therapeuten so sagen. ist einfach mein persönliches fazit aus der ganzen sache.
ich glaube, das ist mitunter eine bewältigung, der sich auch normalos zu stellen haben. bei unsereins ists einfach etwas ausgeprägter. ich finde es gut, hast du dir nun an verschiedenen stellen hilfe geholt suchst.
c0nsp1r4cy hat geschrieben:Nun bin ich seit einigen Monaten draußen, habe keinen Psychoanalytiker finden können,
muss es denn wirklich ein psychoanalytiker sein?
c0nsp1r4cy hat geschrieben:Eigentlich müsste ich viel weiter ausholen, viel mehr Details preisgeben, aber das würde den Rahmen sprengen und trotzdem habe ich permanent das Gefühl eine wichtige Sache zu vergessen.
ich finde, du hast ein gutes bild von dir abgegeben; verständlich, konzis und pointiert. was willste mehr?
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kamikatze
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Beitrag So., 04.05.2008, 14:43

...
c0nsp1r4cy hat geschrieben:Ich setzte alles daran meine therapie erfolgreich zu beenden und machte mich selbst total irre mit dem Gedanken. Ich erlebte eine Welt die ich gar nicht mehr kannte. Ich hatte keine Ahnung mehr davon, was es heisst "Freude" oder "Trauer" zu empfinden. Es war eine tolle Zeit. Auch hier beanspruchte ich meine Sonderrolle, respektierte und verehrte meinen Bezugstherapeuten und gleichzeitig versuchte ich ihn immer wieder zu provozieren. Das Personal wurde von mir teilweise respektlos, aber dennoch sehr charmant behandelt und auch hier mochten mich alle sehr.
wie wurdest du denn entlassen? mit status geheilt, dass du nun ohne therap. da stehst? kannst du nicht noch ambulant termine in der klinik wahrnehmen oder nochmal nachfragen betreffend einer weiteren möglichkeit. ich interpretiere, dass du das eigentlich gerne möchtest. wenn ich das falsch meine, sags!

ganz liebe grüsse, katzenkami
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c0nsp1r4cy
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Beitrag So., 04.05.2008, 16:03

Danke für diese nette und kompetente Antwort

[…ich hoffe, ich trete dir damit nicht zu nahe. aus deinen zeilen schimmert jedoch die fähigkeit hervor, über sich selber lachen zu können und sich gegebenenfalls auch kritisch selbst zu reflektieren. das ist in unserem club leider immer noch mangelware….]

Keineswegs, seitdem ich aus der Klinik entlassen wurde, denke ich sehr viel über mein eigenes Verhalten und vor allem über situativ induzierten Emotionen nach. Es kann einem so viel geben bewusst das Verhalten anderer zu registrieren, sei es ein Lächeln, eine überaus fröhliche und freundliche Tonlage, während mir ein guter Tag gewünscht wird oder ob jemand mit meiner Reaktion nicht klar kommt. Mittlerweile entwickelte sich der Hang zur Psychologie zu einem monströsen Dogma.

[….beschlich mich das gefühl, du kennest die merkmale des narzisstischen inventars zu gut, und passt deine story genau diesem schema an. aber dies nur so ein eindruck von mir….]

Richtig, ich kann mich gut in die Gussform der narzisstischen Persönlichkeitsstörung fallen lassen. Mit Sicherheit habe ich mich zu viel mit Persönlichkeitsstörungen beschäftigt, aber ich versuche zumindest die Symptome und meine eigenen Verhaltensschemata differenziert und ehrlich zu betrachten. Die Frage ist, warum ich mich so sehr damit auseinandersetze. Was mir sehr genau auffiel, speziell in der Klinik, dass ich sehr positive Rückmeldungen bekomme, wenn ich über psychische Leiden philosophiere und auch irgendwie ein breitgefächertes Spektrum an Gefühlsvorgängen erklären kann. Als Narzisst, der ich nun einmal bin , ist ein solch hohes Maß an Aufmerksamkeit und Bewunderung der süßeste Zucker für meine Seele – eben ein Grund dafür, dass ich diese Fähigkeit besser verstehen und ausbauen möchte. Es ist eben auch mein täglich Brot, gut Reaktionen und durch mich ausgelöste Verhaltensweisen vorherzusehen und ich hatte Einiges an Übung.

Vielleicht geht es mir auch einfach nur um Mitgefühl, um das Gefühl total verstanden zu werden und überzeugt zu haben. Eine meiner wichtigsten Intensionen, das „Verstandenwerden“. Natürlich will das jeder Mensch, aber man sollte doch zwischen „normalen“ Bemühungen und den psychisch bedingten unterscheiden – das Ausmaß dessen gibt eben den Ausschlag.

Leider ist der Übergang zwischen der, durch die Suggestion ausgelösten, Hypochondrie und der faktisch, objektiv wahren Tatsache sehr fließend und verschwommen.

Der gewisse Größenwahn bleibt wohl kaum bei irgendeiner meiner Tätigkeiten aus.

[…ist wohl der einzige weg aus dem geteilten selbstschema von extrem positiv und extrem negativ. weiss nicht, was da therapeuten so sagen. ist einfach mein persönliches fazit aus der ganzen sache….]

Ja, wie heißt es so schön? Einsicht ist der erste Weg zur Besserung. Es macht mein Leben einfacher. Ich kann mir endlich kleinere Patzer in meinem, besonders die im zwischenmenschlichen Bereich, verzeihen. Dennoch muss ich mir einfach eingestehen, dass mich Kleinigkeiten immer noch sehr aus der Bahn werfen, nicht mehr so hart und durchschlagend, aber ich habe ständig zu kämpfen und jeder der weiß, was es bedeutet sein schärfster Kritiker und schlimmster Feind zu sein, weiß auch wie anstrengend es ist, sein eigens heraufbeschworenen Kerker zu verlassen. Ich würde es als gedüngten Boden bezeichnen auf dem eine Langzeittherapie Fuß fassen kann, auf dem man aufbauen kann.

[…muss es denn wirklich ein psychoanalytiker sein?...]

Mir wurde angeraten eine psychoanalytische Therapie zu machen, da es in meinem Leben so viel gäbe, was aufgearbeitet werden müsste, um greifende Persönlichkeitsänderungen zu bewirken. Natürlich habe ich mich trotzdem mit den verschiedenen Therapiemöglichkeiten auseinandergesetzt, aber einerseits bin ich von dieser Therapieform überzeugt, als auch getrieben durch den Rat meines wirklich hoch bewunderten Bezugstherapeuten. Ich bin eben auch überzeugt davon, an schlimme Erlebnisse emotional ranzukommen, um sie endlich verarbeiten zu können – ich habe mein Leben lang nichts anderes gemacht, als alles zu verdrängen.
Zuletzt geändert von c0nsp1r4cy am So., 04.05.2008, 16:06, insgesamt 1-mal geändert.
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c0nsp1r4cy
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Beitrag So., 04.05.2008, 16:03

[…wie wurdest du denn entlassen? mit status geheilt, dass du nun ohne therap. da stehst? kannst du nicht noch ambulant termine in der klinik wahrnehmen oder nochmal nachfragen betreffend einer weiteren möglichkeit. ich interpretiere, dass du das eigentlich gerne möchtest. wenn ich das falsch meine, sags!...]

Wie ich entlassen wurde? Hmm, rezidivierende Depression, narzisstische Persönlichkeitsstörung waren die Hauptpunkte bei meiner Abschlussdiagnose. Ich wurde zwar arbeitsfähig entlassen, aber es würde kein Weg vorbei an einer Langzeittherapie führen. In meinem Abschlussgespräch meinte mein Bezugstherapeut, ich würde ebenfalls noch an kleineren Teilen anderer Persönlichkeitsstörungen „leiden“ – ausgeprägte paranoide Ader, dissoziative Verhaltensweisen und ganz deutlich den Hang zum passiv-aggressivem Muster, was er eben anhand meines Verhaltens in Bezug auf ihn, meine Mitpatienten und dem Personal feststellte. Am hervorstechendsten sei jedoch der Leidensdruck der durch meinen Narzissmus entstünde.

Übrigens, dein Schreibstil passt wieder schön zur Attribuierung eines Narzissten.

Nicht böse gemeint, aber es ist manchmal wirklich herrlich, wie man als NPSler hervorsticht, auch wenn ich mich bei Dir ja im Grunde irren könnte.
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kamikatze
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Beitrag So., 04.05.2008, 16:37

HI!
c0nsp1r4cy hat geschrieben:Übrigens, dein Schreibstil passt wieder schön zur Attribuierung eines Narzissten.
logo; ich kultiviere meinen stil als persönlichkeitsmerkmal; definiere mich so...nur leider kommts halt immer falsch rüber als arrogant, süffisant...
c0nsp1r4cy hat geschrieben:ist ein solch hohes Maß an Aufmerksamkeit und Bewunderung der süßeste Zucker für meine Seele –
ich finds imo nicht relevant, ob die motivation zur selbstreflektion der gefall"sucht" oder dem verstehens-durst entspringt; zumindest im ersten moment. bin davon überzeugt, dass sich diese bereitschaft zur aufmerksamkeit im laufe des prozesses ohnehin vermehrt nach innen richten muss.
ich hatte mal im studium sone heissgehasste "Mentorin" "brrr...", die hat mir stets vor die Ohren geknallt:"Jeder will geliebt werden"; dies vertrat sie so dogmatisch wie ein Stockfisch. Im Grunde wollte sie damit signalisieren, dass sie ir meine gleichgültigkeit betreffend gefallen-wollen nicht abnahm. da hatte sie wohl recht.
c0nsp1r4cy hat geschrieben:Eine meiner wichtigsten Intensionen, das „Verstandenwerden“. Natürlich will das jeder Mensch, aber man sollte doch zwischen „normalen“ Bemühungen und den psychisch bedingten unterscheiden – das Ausmaß dessen gibt eben den Ausschlag.
Ich kenns so, dass ich bezüglich Nicht-Verstanden-werden regelrecht traumatisiert worden bin. kann mit meiner sprache zusammenhängen, oder oder.... muss aber nicht direkt mit dem N. ib verbindung stehen, oder doch?
kennst du noch andere bemühungen, dich verständlich zu machen, als dein verhalten auf der metaebene zu reflektieren? macht es dich glücklich, weil du 1:1Kommunikation erlebst?
c0nsp1r4cy hat geschrieben:aber es würde kein Weg vorbei an einer Langzeittherapie führen.
das heisst ja noch nicht, dasses PA sein muss..
ich will da nicht auf der PA rumreiten.
c0nsp1r4cy hat geschrieben:Ich wurde zwar arbeitsfähig entlassen,
also stabilisiert; wäre eigentlich die beste voraussetzung um alte sachen nachhaltig aufzuarbeiten.

Studierst du eigentlich wieder Informatik?

LG, k.
Ich rotiere höchstens,
wenn ich Opfer des Rotationsprinzips werde...

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