Positives Denken

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
mikra
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 32
Beiträge: 598

Beitrag Do., 11.11.2010, 14:11

“Nicht die Dinge selbst, sondern nur unsere Vorstellungen darüber machen uns glücklich oder unglücklich.” (Epikur)
Erich J. Lejeune, Unternehmer (1944 - )
„Wer sein Glück anderswo sucht, als in sich selbst, wird es nie finden.”

Werbung

Benutzeravatar

Blätterwald
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 32
Beiträge: 27

Beitrag Fr., 12.11.2010, 01:22

Ich hatte in der Depri verbunden mit einem massiven Aufschiebeproblem auch mal so eine Phase des Übens von Positivem Denken. Das Buch war so gar ganz gut. Von Shad Helmstetter "Anleitung zum positiven Denken". Erschien mir alles logisch und nachvollziehbar. Programmiere ich mein Gehirn positiv, kommen positive Sachen raus, programmiere ich es negativ, kommen negative Sachen raus. Aber wie leomic schreibt, am Anfang scheint es super zu funktionieren. Doch dann, bricht alles in sich zusammen. Ich hatte dann immer das Gefühl, ich mache mir nur was vor, alles Selbstbetrug. Ich sei einfach ein zu negativer Mensch. Alles Quatsch, inzwischen gehe ich mit Gärtnerin. Sinnvoller ist es zu akzeptieren, was ist. Das Funktionieren von Positivem Denken setzt doch voraus, dass ich tatsächlich bestimmen kann, was ich denke und v.a. was beim Denken herauskommt. Aber kann ich das wirklich? Und wer denkt den Denker? Oder wer programmiert das Gehirn. Ich? Aber Ich ist doch nicht getrennt vom Gehirn. Diese eigenartigen Widersprüche waren mir vor ein paar Jahren, als ich das Buch zum positiven Denken las, nie aufgefallen.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
mikra
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 32
Beiträge: 598

Beitrag Sa., 13.11.2010, 12:54

Liebe Gärtnerin und Tyrael!

Das mit dem Bewerten ist kein schlechter Gedanke!
Nur das funktioniert leider nicht!
Ich kann das nur von meiner Erfahrung sagen!
Wir Menschen neigen leider immer dazu alles zu bewerten bewust und umbewust!
Ist leider so! Wenn das so wäre würde es uns allen besser gehen!

l.G.

Mikra
Erich J. Lejeune, Unternehmer (1944 - )
„Wer sein Glück anderswo sucht, als in sich selbst, wird es nie finden.”

Benutzeravatar

Tyrael
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 21
Beiträge: 231

Beitrag So., 14.11.2010, 20:37

@Blätterwald:
Wer behauptet denn dass wir eigenständig denken können?
Ich meine wir können es nicht, sondern erlangen nur uns mehr oder weniger hilfreiche Informationen....

@Mikra:
Aber man kann darauf achten und es positiv beeinflussen.... kann man zumidnest wenn man nicht zu unfähig dafür ist. -.-

Tyrael
"I´m just a soul whose intentions are good, oh Lord please don´t let me be misunderstood"

"It´s not always black,
sometimes it´s white
inside!"

Werbung

Benutzeravatar

StefanM
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 40
Beiträge: 207

Beitrag Mi., 24.11.2010, 11:34

Man muss sozusagen daran glauben, dass es Erfolg hat, weil man daran glaubt, dass es Erfolg hat, wenn man daran glaubt.
The whole man must move at once!

Benutzeravatar

MädchenNo1
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 22
Beiträge: 25

Beitrag Fr., 06.01.2012, 02:56

Die Technik des positiven Denkens ist keine Technik, die transformiert. Mit ihr verdrängt man nur die negativen Aspekte seiner Persönlichkeit. Sie ist eine Methode des Wählens.
Positives Denken heisst einfach, dass alles Negative ins Unbewusste verdrängt und das Bewusste mit positiven Gedanken
konditioniert wird. Aber der Haken ist: Das Unbewusste ist weitaus stärker, neun Mal stärker, als das Bewusste. Und
deshalb wird alles, was unbewusst wird, neun Mal stärker als es vorher war. Es mag sich nicht auf die alte Weise zeigen, aber es wird neue Wege finden, sich auszudrücken. Es ist also eine sehr armselige Methode, ohne jedes tiefere Verständnis,
und sie speist dich unentwegt mit falschen Vorstellungen über dich selbst.
Positives Denken wurde von einer gewissen christlichen Sekte in Amerika erfunden, die sich „Christliche Wissenschaft"
nannte. Um das Wort christlich zu vermeiden - damit auch andere Leute geködert werden, liessen sie nach und nach die alte
Bezeichnung weg und fingen einfach an, von der „Philosophie des positiven Denkens" zu reden.
Die Christliche Wissenschaft also, die eigentliche Quelle dieser Philosophie, lehrte, dass alles, was in deinem Leben
geschieht, lediglich eine Gedankenprojektion ist. Wenn du reich sein willst, dann stell dir's vor, und du wirst reich. Nur
durch dieses positive Denken, dass du reich bist, dass du immer reicher wirst, fangen die Dollars an, dir in den Schoss zu
fallen.

Die Christliche Wissenschaft war ein oberflächlicher Weg ..., in ein paar Dingen mag sie helfen. Besonders können Dinge,
die wirklich durch Gedanken kreiert werden, verändert werden. Aber dein ganzes Leben wird nicht durch dein Denken
kreiert. Positives Denken ist aus der Christlichen Wissenschaft hervorgegangen. Jetzt drücken sie sich zwar philosophischer
aus, aber die Grundlage bleibt dieselbe: dass, wenn du etwas Negatives denkst, es dir dann auch passiert, und wenn du etwas
Positives denkst, es dir dann auch passiert. Und in Amerika hat diese Art von Literatur ein breites Publikum. Nirgendwo
sonst auf der Welt hat Positives Denken eingeschlagen - weil es kindisch ist. „Denk dies, und du wirst reich."
Jeder weiss dass das einfach albern ist. Und schädlich obendrein, und ausserdem gefährlich. Deine negativen Vorstellungen
müssen freigelassen, nicht mit positiven Vorstellungen verdrängt werden. Du musst ein Bewusstsein schaffen, das weder
positiv noch negativ ist. Und das wird das reine Bewusstsein sein. In diesem reinen Bewusstsein wirst du das natürlichste
und glücklichste Leben führen.
Wenn du eine negative Vorstellung verdrängst, weil sie dir wehtut - du bist zum Beispiel wütend, und du bemühst dich, die
Energie in etwas Positives zu verwandeln und für die Person, auf die du eben noch wütend warst, Liebe und Mitgefühl zu
empfinden - dann weisst du, dass du dir selber etwas vormachst. Tief drinnen sitzt immer noch die Wut; du übertünchst sie
nur. An der Oberfläche magst du zwar lächeln, aber dein Lächeln beschränkt sich auf deine Lippen. Es wird nur
Lippengymnastik sein; es wird nichts mit dir zu tun haben, mit deinem Herzen, mit deinem ganzen Sein. Zwischen dein
Lächeln und dein Herz hast du mit eigener Hand einen grossen Block gewälzt: das negative Gefühl, das du unterdrückt hast.
Und es handelt sich nicht nur um ein Gefühl; du hast Tausende von negativen Gefühlen im Leben. Du magst eine bestimmte
Person nicht. Es gibt viele Dinge, die du nicht magst. Du magst dich selbst nicht. Du magst die Situation nicht, in der du
lebst. Dieser ganze Müll sammelt sich unaufhörlich im Unbewussten an, und an der Oberfläche wird ein Heuchler geboren,
der sagt:
„Ich liebe alle Menschen. Liebe ist der Schlüssel zur Glückseligkeit." Aber man wird im Leben eines solchen Menschen
keine Spur von Glückseligkeit entdecken. In seinem Inneren krampft sich die ganze Hölle zusammen.

Er kann andere täuschen und wenn er es lange genug macht, dann kann er sogar sich selbst täuschen. Aber verändern wird
sich dadurch nichts. Man vergeudet damit nur sein Leben, das unendlich wertvoll ist, denn du kannst es nicht
zurückbekommen.
Positives Denken ist nichts als die Philosophie der Heuchelei - uni es beim rechten Namen zu nennen. Wenn dir nach
Weinen zumute ist, dann lehrt sie dich zu singen. Das kannst du zwar, wenn du es darauf anlegst, aber diese verdrängten
Tränen werden früher oder später in irgendeiner Situation doch zum Vorschein kommen. Auch Verdrängung hat ihre
Grenzen. Und das Lied, das du gesungen hast, war völlig sinnlos; du hast es nicht empfunden, es kam dir nicht aus dem
Herzen. Es kam dir nur, weil dir deine Philosophie sagt, dass du immer das Positive wählen sollst.
Ich bin absolut gegen Positives Denken.

osho - jenseits der grenzen des verstandes
Bitte verlassen Sie die Welt so, wie Sie sie vorzufinden wünschen........

Benutzeravatar

Caypuh
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 35
Beiträge: 63

Beitrag Fr., 06.01.2012, 09:02

Von positivem Denken alleine halte ich auch nicht sehr viel.

Reframing / Umdeutung funktioniert allerdings sehr gut für mich, weil es nicht "hohl" ist, sondern einen narrativen Unterbau bietet, mit dem das ganze Hirn was anfangen kann.

Benutzeravatar

SchnickSchnack
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 34
Beiträge: 123

Beitrag Fr., 06.01.2012, 13:26

Ich habe nicht alles gelesen, Wiederholungen von schon Geschriebenen sind also möglich.
______________________________


Rein positives oder negatives Denken geht meiner Ansicht nach an der Wirklichkeit vorbei.

Man macht es sich meiner Ansicht nach zu einfach, wenn man in jegliches Schwarz-Weiß-Sichten verfällt. Gleichzeitig auch zu schwer. Verwirrend? Wie man's nimmt:

Jede Einsicht, Entscheidung oder Tat zieht negative und positive Folgen nach sich. Das kann man leicht überprüfen. Nimm eine beliebige Entscheidung, die du als positiv gesehen hast, weil du X positive Folgen siehst. Ein kreativer Kopf wird dir Y negative Folgen nennen können. Am Ende heben die sich wahrscheinlich sogar auf.

Das einzig Positive, was einem dann vielleicht bleibt, ist: Man hat es versucht.

Das, was die meisten meiner Ansicht nach unter positivem Denken verstehen, ist eigentlich konstruktives Denken. Vorwärts gehen, sich nicht von Zweifeln zu sehr abschrecken lassen, tun, nicht in Stillstand verfallen, sich weiterentwickeln.

Klingt auch erstmal total positiv, nicht wahr? Das ist es aber eigentlich nicht. Weil:
Nicht die Dinge selbst, sondern nur unsere Vorstellungen darüber machen uns glücklich oder unglücklich.
Das kann man auch auf "Positives Denken" an sich anwenden.

Ich habe keine besonders positive Assoziation zum positiven Denken. Vielleicht ist es, wie es weitläufig verstanden und gelebt wird, sogar der größte Fluch, dem die Menschheit je ausgesetzt war.

Rein positives Denken unter Ausblenden der negativen Aspekte führt bei vielen Menschen irgendwann zu Enttäuschung. Letztere kann man aber auch positiv sehen, keine Sorge. Enttäuschung ist nämlich die Aufhebung einer Täuschung, was ist daran schon negativ?

Merkt ihr's?

Umdeutung. Geht immer, wenn man kreativ genug ist. Rational betrachtet entwertet das die Begriffe "positiv" und "negativ" dermaßen, dass man ihnen nicht mehr soviel Bedeutung zumessen muss.

Und vielleicht ist das der Weg, der zu Zufriedenheit führt. Wenn man sich selbst und seine Deutungen nicht mehr ganz so wichtig nimmt, sondern mal dies, mal das tut und schaut, wie man sich danach fühlt.

Vielleicht sollte ich doch noch Buddhist werden. Vielleicht bin ich's ja auch schon.

Benutzeravatar

Innere_Freiheit
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 50
Beiträge: 845

Beitrag Sa., 07.01.2012, 00:01

Hallo SchnickSchnack,

das ist auch meine Meinung.

Wenn jemand Krebs hat,
der Partner ihn betrügt,
der Sohn Drogen nimmt,
und die kleine Tochter vom Sportlehrer missbraucht wird -
welches Sinn soll es da haben wenn diese Person sich die rosarote Brille aufsetzt und sagt "bei mir und in meiner Familie ist alles super toll"?

Da wäre es vielleicht besser, die Scheuklappen abzusetzen, sich die Situation wirklich anzusehen und dann das zu tun was getan werden muss und getan werden kann.

Aber viele Esoteriker meinen, wenn sie sich beispielsweise erlauben, die eigene Traurigkeit wahrzunehmen, dann würden sie dieser Energie geben und sie hierdurch verstärken. - In Wirklichkeit müssen wir jedoch eine wahnsinnige Energie aufwenden um etwas auszublenden, etwas zu unterdrücken, etwas zu kontrollieren, etwas Vorhandenes nicht wahrzunehmen..... Ganz abgesehen davon dass dies ziemlich ermüdend ist, bekommt somit genau das Energie, was wir loswerden wollen.
Wenn man dagegen etwas zustimmt, dann kann es in Bewegung kommen, dann kann es durch uns hindurchfließen, dann kann es sich bewegen, sich weiterentwickeln.

___________________________________
Ein Beitrag hierzu im TdZ-Blog: Die Kraft des Hinsehens

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag