Liebe Freistil
Freistil hat geschrieben:Ich möchte nicht wissen, wie viele solcher Art "Begründungen", Ausreden und Erklärungen unsere Theras sich schon haben anhören müssen...
Ehrlich gesagt, habe ich die "Jacke im Treppenhaus-Geschichte" nie in den Sitzungen thematisiert. Natürlich blieb es sicher nicht unbemerkt. Allerdings wollte ich es auch jetzt nicht zum Thema machen, sondern einfach ändern ...
Freistil hat geschrieben:Ich seh uns beide vor meinem inneren Auge in unseren nächsten Analysesitzungen im kommenden Jahr am Ende unserer jeweiligen Stunde suuuper-erwachsen und -förmlich ihm die Hand geben, lange und tief in die Augen schauen, betont laaaaangsam an ihm vorbeigehen, die Jacke mit einer Engelsgeduld anziehen, am besten nochmal betont lässig in Richtung seines Büros (oder whatever) gehen, "Auf Wiedersehen. Und einen schönen Tag Ihnen!" rufen..... Silence, handshake!!
Ich schmeiß mich grad weg vor Lachen.
Kannste knicken, diese Vorstellung. *gg* Vor allem das "lange und tief in die Augen schauen". Das Problem wird sein, dass ich ihm - während ich meine Jacke anziehen werde - tatsächlich nochmal begegnen werde. Das wird zwangläufig geschehen und ich werde versuchen so zu tun, als wäre das nix Besonderes. Innerlich werde ich wahrscheinlich die Luft anhalten und nen Heldentod in mind. drei Akten sterben.
Freistil hat geschrieben:Geht's dir auch so, dass er dir IN den Stunden zu real erscheint. Und nach den Stunden zu weit weg? Was um alles in der Welt sagt einem das???
Das kenne ich nur zu gut. Leider weiß ich nicht, was das bedeutet. Ich weiß nur, dass ich ihm in meinen inneren Monologen ALLES erzählen kann. Leider weicht die Realität dann komplett von diesem Idealbild ab.
Freistil hat geschrieben:Aber ich muss zugeben, ich grabe gerne hier und da auch so ein bisschen an seiner Abstinenz und freue mich, wenn ich für einen Augenblick den Menschen dahinter aufblitzen sehe.
Crazy. Ich schaffe es kaum ihn direkt als Menschen anzusprechen. Es geht einfach (noch) nicht. Ich überwand mich ihm einen erholsamen Urlaub zu wünschen. Aber das war auch schon das absolute Maximum. Ich hatte Glück - die Reaktion war "normal", nicht analytisch.
Freistil hat geschrieben:Das Schweigen ist echt die Klinge der Analyse...
Interessant. Mir war das gar nicht klar, bis dass er mich auf meine "Waffen" hinwies und mir zeigte, wie ich ihn verletzen kann. Ich wollte ihn nie treffen, aber ich strafe und verletze ihn manchmal unbewusst.
Freistil hat geschrieben:Ich hasse es zu wissen, dass er durch sein Schweigen eine Waffe gegen mich in der Hand hat, gegen die ich mich im Grunde nicht wehren kann.
Ich habe meinem Thera mal wortwörtlich gesagt, dass er mir ja sogar im Schweigen überlegen sei. Wir haben wirklich total ähnliche Erfahrungen gesammelt.
Freistil hat geschrieben:Und das Schilmmste an allem ist ja, dass er es auch WEISS, dass er mich damit ganz spielend leicht außer Gefecht setzen kann (eines der groooßen Themen von freistil).
Wenn ich zu lange schweige, fange ich an zu dissoziieren. Dann nimmt er sich meist ein Herz, bricht sein Schweigen und holt mich zurück.
Freistil hat geschrieben:Drüber reden, drüber reden
... das ist das Einzige, was wir tun können.
Freistil hat geschrieben:Ich merkte, dass er ziemlich interessiert war am Thema.
Das ist so typisch. *gg*
Bisher hatte ich echt Glück, was das angeht. Toi Toi Toi
Freistil hat geschrieben: ~silence~ schrieb:
Ich habe in meiner Schulzeit auch für einige der Lehrer geschwärmt.
Schon immer zogen mit reife, intellektuelle Männer magisch an. Ganz schlimm.
Dummerweise fällt mein Analytiker auch in dieses Schema.
DITO. DITO. DITO. (Gefühlsfalle, ich komme!)
Böse, böse Falle. Manchmal denke ich, ich stecke schon mittendrin.
Psychoanalyse ist und bleibt wohl das offenste und intimste Gespräch, welches man führen kann.
In diesem Sinne
~silence~