Nachbeelterung in der Therapie möglich?

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flowerbomb2
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Beitrag So., 04.12.2011, 17:44

Ich verstehe bei den meisten deiner Aussagen eher eine Absolution an deinen Thera und dass alles nur so richtig ist, wie er es macht und alles andere schädlich ist. So kommt das rüber was du schreibst.

Ich weiß z.B. nicht, ob es tröstlicher ist, in den Arm genommen zu werden oder nicht, weil ich das von meiner Thera nicht kenne..also kann ich nicht sagen, was für mich besser ist.

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titus
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Beitrag So., 04.12.2011, 17:50

flowerbomb, das könnte man sicher so lesen. Aber das trifft es nicht. Dazu bin ich viel zu skeptisch. Wenn ich etwas nicht verstehe oder nicht gut finde, dann sag ich das i.a. auch.

Ich empfinde es eher als großes Glück (und großen Zufall), dass ich da an jemanden geraten bin, der irgendwie genau das tut, was ich erwarte - ich hab ja diese ganzen alten Psychoanalyse-Bücher. Und deren Haltung habe ich mir irgendwie zu eigen gemacht. Könnte man natürlich auch alles anders sehen, sicherlich. Aber dazu bin ich irgendwie zu konservativ, fürchte ich.

Vermutlich kommt die Phase, in der ich wütend und trotzig bin, noch
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stern
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Beitrag So., 04.12.2011, 17:54

stern: Das mit den Grenzen verstehe ich nicht: In dem Moment, in dem man als Therapeut die Rolle der Eltern einnimmt, hat man doch die Grenzen des therapeutischen Settings schon verlassen.
Hä, wieso ist man dann außertherapeutisch unterwegs als THera... das ist doch z.B. ein PAler auch nicht, der als Projektionsfläche ein Elternteil repräsentiert. Kapiere ich echt nicht, wie du darauf kommst.

Flowerbomb hat da sehr schöne Beispiele gebracht:
Schokolade in Massen. Jemand schmeißt den Computer herunter, jemand agiert kindliches Verhalten stärker aus, usw.:

Meinst du, ein Thera (oder irgendein vernünftiger Elternteil) würde dann sagen: Da, ich hole doch gleich noch Schokinachschub oder den Laptop aus meinem Arbeitszimmer, dass sie ihren Bedürfnisse weiter befriedigen? Wohl eher nicht... sondern da würden wohl auch Grenzen gesetzt werden, SO NICHT! Je nach dem, kann man trotzdem darauf eingehen, was los war (was ab einem gewissen Maß der Grenzüberschreitung allerdings zuviel verlangt wäre... kommt halt darauf an).
Das, was dem Kind in der Kindheit von seinen Eltern nicht gegeben wird, wird nun in der Therapie nachgeholt - und zwar eben ohne großartige Grenzen; sonst wäre es ja keine Nachbeelterung.
Stimmt so nicht, sry... durchaus mit Grenzen (falls das für einen Patienten auch wichtig ist, wenn er nie welche erfahren hat oder unangemessene... was eher häufig der Fall sein dürfte). Auch kompetente Eltern setzten doch in die Kindererziehung Grenzen oder müssen, wie oben beschrieben, manche uferlosen kindlichen Bedürfnisse versagen. Wo sind die Eltern hier *gg* (ich habe keine Kinder und kann bestenfalls meine inneren Kinder schlecht erziehen *gg*)... bzw. welche Eltern sagen: In meiner Erziehung, kriegt mein Kind ALLES und erlebt KEINE Grenzen und Versagungen, außer die ganz antiautoritären (wo man mittlerweile feststellte, dass das wohl definitiv auch zu Schwierigkeiten führen kann). Man will doch als innere Instanz nicht etwas etablieren, mit der man vom Regen in die Traufe kommt (was Grenzenlosigkeit wohl wäre).

Nachbeelterung ist kein Versagensfreier oder grenzenloser Raum - in meiner Therapie war es das nie, sondern da gab es auch mitunter Grenzen. Z.B. als ich mal hochaufgelöst in die Station gegangen bin... das nicht so gut kommunizieren konnte, wie es mir ging... vielleicht mehr ausagiert habe... recht kindlich bei Licht betrachtet. Darauf kann man schon eingehen, aber ohne alles gut heißen zu müssen... auch Eltern würden nicht alles gut heißen, was ihre Kinder machen (sondern manches begrenzen, auf unpassendes Verhalten hinweisen... Alternativen anbieten, usw.)...
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Waldschratin
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Beitrag So., 04.12.2011, 17:57

titus hat geschrieben:Vermutlich kommt die Phase, in der ich wütend und trotzig bin, noch
Ich wünsch es dir!
Selten lernt man so viel über sich als dann,wenn man ordentlich wütend auf jemanden ist.

Machst du PA?Hätt ich jetzt nicht gedacht...
Grade in der PA ist das doch mehr als erwünscht,all diesen innersten Sehnsüchten und Bedürfnissen Raum zu geben und die hemmungslos auszuleben - oder hab ich da was mißverstanden?(Ich weiß nicht allzu viel über PA...)

Und meinst du mit "konservativ" zu "beherrscht",zu kontrolliert?
Das Problem kenn ich nämlich auch zur Genüge...Weiß aber auch,daß das immer recht wichtig war,solange ich die Traumatisierungen noch nicht verarbeitet hatte.Wegen der gar so häufigen heftigen Grenzüberschreitungen...

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montagne
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Beitrag So., 04.12.2011, 18:04

titus hat geschrieben:Aber wenn dir der Therapeut dich hält und bemuttert, dann ist das in dem Moment ja kein Leid. Das sind ja heftige Gefühle der Erlösung, die da hochkommen. Und so lebt man dann von Woche zu Woche, um diesen Liebes-Kraftstoff neu aufzutanken. Ohne daran zu denken, dass die Zapfsäule irgendwann abgedreht wird. Ich weiß nicht mehr, wo ich das gelesen habe, aber dass es Patienten gibt, die sich diesem Gefühl, den Therapeuten als - alleinige - Liebesquelle zu sehen, völlig hingeben, ist ja bekannt.

Nachbeelterung ist ja mehr als nur lieb und nett und Kraft tanken. Was ja auch Aufgabe von Eltern ist: Ihre Kinder irgendwann mal loslassen. Ihnen helfen eigeneständige, selbsständige Menschen zu werden, sie ins Erwachsenenleben hinein begleiten und dann auch mal loslassen, bzw. eine neue Ebene miteinander finden. Eltern und ältere Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene reiben sich ja auch mal heftig aneinander, das ist so gar nicht lieb und süß. nee es ist schmerzhaft und kostet viel kraft. Ist aber auch Teil der Eltern-Kind-Beziehung, um die es in einer Therapie gehen kann.


Letzlich ist es eben wie stern sagt.... eine ALS-OB Beziehung. Es heißt ja auch NACHbeeltern, NACHbemuttern und nicht beeltern und bemuttern.
Und da ich da in einer als-ob-Beziehung bin, sind immer gesunde, erwachsene, reife Anteile mit dabei, die das Geschehen so verarbeiten, dass es mir nützt, sprich dass gewisse Erfahrungen integriert werden, zum Teil von mir, damit ich sie eben nicht bis an mein Lebensende zugeführt bekomen muss. Auch damit ich eben das draus lerne, was ich damals nicht lernen konnte. Das passiert ganz automatisch.
Was ja dann auch wieder wie bei Kindern und ihren Eltern ist. Das Kind genießt es bemuttert zu werden, aber es möchte auch raus in die Welt, unabhängig sein von Muttern. Kinder werden ja auch trotzt des bemutterns selbstständig, eigenverantwortlich und erwachsen.

Warum nun sollte mir als doch irgendwie erwachsene Frau, die defintiv mehr erwachsene, reife Anteile hat, als ein Kind oder Teeny, die im Leben steht, nicht gelingen?


Ich glaube Nachbeeltern ist auch eher ein Konzept, eine Einstellung, die parallel zu den Themen mitläuft, als das gesagt wird: Ich beeltere Sie mal nach, bringen sie mal den Teddy mit und machen auf Kleinkind.
Es läuft einfach mit, es ist die Stärkung der Ich-Funktionen,d er Bindung, des Urvertrauens. Und manchmal auch vllt. wie ein Spiel. Ebene ein als-ob, das schon so ist und dann wieder auch nicht. Etwas, das mir hilft, das einen ernsten Hintergrund hat, das aber vllt. doch nicht immer soo ernst ist, bzw. für beide auch eine entlastende Komponente haben kann.

Und wie gesagt kommt es ja auch aufs Alter des imaginierten Kindes an. Mal mag es klein sein, mal ein Schulkind, mal ein Teeny und mal eben auch so alt wie man wirklich gerade ist.
In meiner Therapie ist es zumindest so, dass sich das abwechselt. Je nachdem auf welcher Entwicklungsstufe das ungelöste Problem liegt. Oder wo ich eben eine positive Erfahrung brauche.
Und manchmal sitzen wir auch blank als Therapeutin-Klientin voreinander, klar.
amor fati

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titus
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Beitrag So., 04.12.2011, 18:15

Waldschratin, ich mache keine PA, sondern eine tiefenpsycholog. fundierte Therapie. Aber die Grundlagen sind ja in etwa dieselben. Ich hab nur die Bücher über die PA, weil mich das einfach so interessiert hat.

Wegen Nachbeelterung: Wenn hier darüber geschrieben wird, dann läuft es aber immer darauf hinaus, bedingungslose Zuneigung auszuschütten.

Wenn es letztlich dasselbe ist wie das, was in meiner Therapie läuft, dann ist das entweder keine Nachbeelterung - oder aber ich erfahre auch Nachbeelterung, keine Ahnung. Ich habe es jedenfalls völlig anders verstanden und das dem Thread auch so entnommen. Dass die Eltern-Kind-Beziehung in der Therapie noch mal durchlebt wird (zumindest teilweise), ist mir schon klar. Aber eben nicht direkt, sondern auf einer anderen Ebene und deswegen grenzt man sich ja so ab und sagt: "Ich kann dir nicht das geben, was du gebraucht hättest". Dass solche Gefühle wie Zuneigung, Wut, Ablösung vorkommen müssen, weiß ich ja. Aber ich habe das mit dem Nachbeeltern so verstanden, als ob es ausschließlich darum geht, das kleine Kind mit Liebe zu füttern.
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Proserpina
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Beitrag So., 04.12.2011, 18:38

Hm..... keine Ahnung ob das was ich damals in meiner Gesprächstherapie erlebte, etwas damit zu tun hatte. Rein vom Gefühl her würde ich sagen - ja. Ich hatte mir den Thera (wohl mehr halb- bis unbewusst) ausgesucht, in den ich am leichtesten meinen Großvater (und nie vorhandenen, mir unbekannten) Vater hineinsehen konnte. Also im Grunde suchte ich eine Projektionsfläche für meine in diesem Kontext unerfüllten Bedürfnisse.

Ich brauchte das, um mein Männerbild, das völlig desolat war (freundlich ausgedrückt) wieder zurechtzurücken, was mir auch ganz gut gelungen ist, wie ich annehme. Aber in der Zeit der Therapie, da gab es durchaus Phasen, in denen "mein weiser, alter Uhu" (alias Thera) mir die Instanz des Vaters und Großvaters ersetzte. Er tat dies jedoch in einer .... puh.... ähm.... ja, "erwachsen-distanzierten" und dennoch äußerst "emotional-intimen" Art und Weise. Also ich fühlte mich schon manchmal wie die "kleine Prinzessin", die beim "Onkel Thera" antritt. Das war für mich auch okay, da es über eine gewisse Grenze nie hinausging, die mir mit Sicherheit unangenehm gewesen wäre.

Diese Grenze habe ich dort, wo dieses "materiell-manifeste" Kindliche beginnt. So berichten manche Menschen davon, dass sie Stofftiere mit in ihre Therapiestunden nehmen, oder spielen und wie ein Kleinkind reden in Gegenwart des Thera und, dass sie dies als äußerst hilfreich für sich erleben. Ich persönlich kann das ins keinster Weise nachvollziehen und würde mich damit sehr.... ja, degradiert fühlen.

Kurz: Ich denke, dass es in erster Linie wohl darauf ankommt, auf welcher Ebene diese Nachbeelterung stattfindet, denn, dass sie stattfindet, das sehe ich ähnlich wie in Punkto Übertragung, das lässt sich mE gar nicht wirklich verhindern, weil es einfach ein fließender, emotionaler Prozess ist. Die Frage wäre mE also gar nicht OB, sondern lediglich, welche Ebene die Förderliche für die jeweilige Person darstellt.

....

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titus
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Beitrag So., 04.12.2011, 18:42

Waldschratin, das Wort 'konservativ' fiel mir einfach so ein, weil ich grundsätzlich ein Problem mit zu viel Nähe, die so übergriffig und grenzüberschreitend ist, habe. Ich finde das dann so 'sozialarbeiterinnenmäßig', und das kenne ich von meinen Lehrerinnen. Ich fand das immer furchtbar, wie sie einen ausgequetscht haben und nach Problemen geforscht haben und alles ganz genau wissen wollten - und dann noch all das, was man ihnen anvertraut hat, weitergetratscht haben Mir ist da Distanz lieber, aber eben eine Distanz, die von Wärme und Achtung geprägt ist und nicht von Kälte und Missachtung. Ich kenne nur entweder Abweisung oder 'unkontrolliertes Gekuschel'. Abgrenzung in Verbindung mit Wertschätzung ist neu für mich, und es fühlt sich gut an. Warum ich das mit 'konservativ' assoziiere, weiß ich auch nicht, vielleicht weil die Lehrer früher eben distanzierter waren?
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Waldschratin
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Beitrag So., 04.12.2011, 18:49

Ich denke eher,"das kleine Kind mit Liebe füttern" ist einer der Fehler,die dabei gemacht werden können.Ne sehr "einseitige" Form...
Von Seiten des Theras,wenn er sich wirklich da drauf beschränkt (vielleicht aus eigenen Defiziten oder so?Helfersyndrom etc.?),oder aber auf Seiten des Klienten,der sich eben genau das drunter vorstellt,das dann auch erwartet,alles andere als ne Frusttoleranz entwickeln möchte,sondern für den der Thera so ne Art "Melkkuh" für "ungefährliche" Zuwendung ist.
Jedenfalls erleb ich da meine Freundin in so ner Haltung...

Bei mir haperts da immer schon bei der "bedingungslosen Annahme" : Ich denk mir dann,das ist doch auch nicht "echt",kann doch gar nicht sein,daß ein anderer Mensch mich "bedingungslos" annimmt.Der hat doch automatisch auch seine Gedanken und Wertungen über mich - geht doch gar nicht anders.

Also ist das etwas,das jemand gelernt hat,das seine Profession ist - Ich hab das als Krankenschwester ja auch gemacht.
Klar nervt einem dies oder das am Patienten mal ab,aber man sieht dann eben halt v.a. seine "ausgelieferte" Situation,seine "Schutzlosigkeit",weil er ja krank ist.
Und DAS respektiert man dann zuallererst.

Was ich mir zuhause im stillen Kämmerlein manchmal dann so gedacht hab,hab ich nicht mit auf Arbeit,geschweige denn mit ans Krankenbett genommen.

Bei Theras stell ichs mir ähnlich vor,nur daß die noch mehr drauf achten müssen,wie sie einem innerlich begegnen und was man da so auslöst bei denen.Aber dafür haben die ja auch (hoffentlich!) Supervision...

Ansonsten ist es wohl so,wie Proserpina sagt : es geht wohl gar nicht "ohne",weils "nebenbei" immer irgendwie mitläuft.

@Titus,
mit Nähe hatte ich - und hab wohl irgendwo immer noch etwas - meine Schwierigkeiten auch ganz schön.Kam genau wie bei dir aus den zahlreiche erlebten Übergriffen...
Da ist mir eben Kontrolle sehr wichtig und Distanz erstmal lieber.
Ich merk nur jetzt,wo das Traumagedöns nicht mehr vorherrschend ist,da ne neue Neugier/Bereitschaft,dieses "unbekannte Land" mal ein bissl erforschen zu gehen...


montagne
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Beitrag So., 04.12.2011, 18:55

Ich kann dir bestimmt nicht sagen, ob ich das Konzept Nachbeelterung nun richtig verstanden habe, aber:
Aber ich habe das mit dem Nachbeeltern so verstanden, als ob es ausschließlich darum geht, das kleine Kind mit Liebe zu füttern
DAS ist sicher nicht gemeint.
Denn wie gesagt, schon in einer originalen Eltern-Kind-Beziehung kommt viel mehr vor, als nur "mit Liebe gefüttert". Und eine Eltern-Kind-Beziehung ist ja auch noch eine, wenn das Kind nicht mehr klein ist, sondern ein rotziger Teenager oder eine selbständige, erwachsene Persönlichkeit.

Ich weiß auch nicht ob man das überhaupt so abgrenzen kann, da gibt es Nachbeelterung und da nicht.
Aber eben nicht direkt, sondern auf einer anderen Ebene und deswegen grenzt man sich ja so ab und sagt: "Ich kann dir nicht das geben, was du gebraucht hättest".
Eben.. daher ja auch als-ob...und nicht genau so.. zumal es eben auch in einer Eltern-Kind-Beziehung Grenzen geben MUSS, damit das Kind reif und gesund wird.

Und dann doch.... was ich damals gebraucht hätte, von meinen Eltern, nein das kann mir niemand mehr geben, einfach weil damals halt vorbei ist und ich jetzt 30 bin und nicht 3 oder 13.
Aber meine Therapeutin gibt mir jetzt das, was ich jetzt brauche (um zu reifen, um mein Leben so zu gestalten, wie ich es will). oder genauer, sie bietet an, was sie hat. Manches nehme ich, manches aber auch nicht. Weil ich es nicht brauche oder weil ich es SO nicht brauchen kann.

Vllt. ist es auch eine Frage der Perspektive. Und ich denke die muss man nicht haben, um eine therapie gelingen zu lassen. ich zum Beispiel habe sie aber für meine Therapie, was sicher auch mit meiner Geschichte und dem was ich (unbewusst) gesucht habe in der Therapie zu tun hat.
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titus
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Beitrag So., 04.12.2011, 19:08

montagne, ich könnte das ja alles irgendwie verstehen, was ihr schreibt, wenn ich nicht gelesen hätte, dass das - zumindest ursprünglich mal - anders geplant war, nämlich dass der 'Witz' an einer Therapie und an der Übertragung ist, dass man eben nicht das bekommt, wonach man sich sehnt. In meiner 'Bibel' (Greenson, den ich hier schon mal erwähnt habe) steht ein Zitat von Freud: "Wir müssen, so grausam es klingt, dafür sorgen, dass das Leiden des Kranken in irgendeinem wirksamen Maße kein vorzeitiges Ende finde".

Greenson schreibt weiter: "Die lange andauernde Versagung veranlaßt den Patienten zu regredieren, so daß seine ganze Neurose in der Übertragung noch einmal erlebt wird (...). Wenn man jedoch innerhalb oder außerhalb der analytischen Situation dem Patienten symptomersetzende Befriedigungen von irgendeiner Bedeutung gewährt, beraubt man ihn seiner neurotischen Leiden und der Motivation, die Behandlung fortzusetzen (...) In Wirklichkeit versuchte Freud, den Patienten an einer vorzeitigen 'Flucht in die Gesundheit' zu hindern und eine sogenannte 'Übertragungsheilung' zu erleben". (Greenson, Technik und Praxis der Psychoanalyse, im Original erschienen 1967, Seite 285ff)

Ich könnte jetzt noch das halbe Buch zitieren, das sich um das Thema dreht, aber das wäre vermutlich irgendwie wenig sinnvoll.

Vielleicht ist das auch alles total altmodisch und heutige Analytiker sind schon viel weiter, keine Ahnung. Aber für mich klingt das total plausibel.
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Proserpina
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Beitrag So., 04.12.2011, 19:10

Waldschratin hat geschrieben: Bei mir haperts da immer schon bei der "bedingungslosen Annahme" : Ich denk mir dann,das ist doch auch nicht "echt",kann doch gar nicht sein,daß ein anderer Mensch mich "bedingungslos" annimmt.Der hat doch automatisch auch seine Gedanken und Wertungen über mich - geht doch gar nicht anders.
Das hatte ich auch erst gedacht. Irgendwann bin ich dann darauf gekommen, dasss es das bei mir nicht ist/war, sondern, dass ich als Erwachsene angesehen und angenommen werden will/wollte und nicht als Kind, denn das bin ich zwar im Inneren natürlich noch immer, aber eben auf einer Subebene, auf der ich selbst es versorgen muss - so erlebte ich es von Anfang an. Mich hätte es vom Gefühl her empört, mich als Kind behandelt zu sehen, wo ich doch so sehr gekämpft habe, um endlich erwachsen und selbstbestimmt leben zu dürfen. Daher auch dieses Empfinden der Degradierung, das ich bereits ansprach.

Ich würde die Behandlung als Kind auch als unecht erleben, aber aus dem Grund, weil ich selbst es als unangemessen empfinden würde. Vielleicht weil ich so viele Entbehrungen auf mich nahm, um endlich von Zuhause raus und in die Selbstständigkeit zu kommen. Regression ist bei mir immer auch mit Rückschritt assoziiert und in einer manifesten Form (Teddy o. ä.) würde ich mir einfach.... ja, irgendwie "gewollt unecht" vorkommen. Ich habe auch in meinem Zuhause kaum Stofftiere. In der Klinik hate ich eine kleine "Trösteeule" in die ich manchmal weinte und einen "Therapietiger" (beide Tiere hat mir mein Mann geschenkt) der ganz weich und fluffiig war und öfter mal gegen die Wand flog. Aber alles nie in Gegenwart von anderen Leuten.

Beide liegen hier seit gut einem Jahrzehnt in einem Beutel mit Mottenpapier in einer Truhe herum. Einfach als Erinnerungen. Das war es aber auch schon fast an Stofftieren. Ich habe zum Schmusen ja meine echten Plüschterroristen.

....

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stern
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Beitrag So., 04.12.2011, 19:11

Stern: Du wirst lachen, aber genau mit dieser Frage habe ich heute den ganzen Vormittag verbracht und ich habe ehrlich gesagt keine richtige Antwort gefunden. Also: Sicherheit geben, Wertschätzung, Verständnis - all das bekomme ich und das hat er auch ziemlich deutlich gemacht, aber: Er hat es nicht gesagt. Ich kann das nur schlecht wiedergeben, aber er hat gesagt, ich würde an seiner Art, mit mir umzugehen, merken, ob er mich schätzt.
Ich sehe es so, dass das ja nur eine andere Form ist, wie man zum Ausdruck bringt, DASS man jemanden werschätzt... ob man das expressis verbis sagt oder ob man es jemanden mittelbarer zeigt, wie man mit jemanden umgeht. Befriedigt werden kann das Bedürfnis nach Wertschätzung (gibt es jemanden hier, der sagt, das Bedürfnis habe ich gar nicht) auf beide Arten... so grundsätzlich gesehen zumindest (also mit Ausnahmen, dass der eine vielleicht eher für den einen Zugangsweg empfänglich ist, der nächste für den anderen). Und beides kann somit eine heilsame Beziehungserfahrung sein.
Jedenfalls weigert er sich, mir das direkt zu sagen. Auch das hört sich irgendwie nüchtern an, aber mir würde es nichts nützen, wenn er mir in jeder Stunde dreimal sagt: "Ja, es ist noch alles in Ordnung. Nein, Sie gehen mir nicht auf die Nerven". Und die Tatsache, dass das, was man hören will, nicht gesagt wird, muss man dann auch aushalten.
Teils liegt so eine Haltung an methodischen Unterschieden, würde ich sagen (weiß da aber nicht die genaue Begründung)... vielleicht auch an patientenindividuellen Gründen: Was im Einzelfall nichts nutzt (oder abgelehnt wird), kann man sich wirklich sparen.

Ich sehe es aber so, dass auch eine entsprechende Verbalisierung oder Geste eine heilsame Erfahrung sein kann, die etwas verändern kann (manches kriege ich damit aber auch schwer umprogrammiert). Ich meine: Bei einigen bewirken ja auch im RL entsprechende Feedbacks, dass ich jemanden wertschätze etwas (bzw. können das)... warum sollte derjenige dann in der Therapie absolut resistent dagegen sein. Wobei es bei mir auch so ist, dass Theras nie gebetsmühlenartig sagten, sie wertschätzen mich... aber das spürbar wurde im Umgang mit mir o.ä. Ich kenne nur meine Therapie, klar... aber ich kann mir kaum vorstellen, dass es Therapien ohne jegliche Atmosphäre der Wertschätzung geben kann... und das ist auch eine Bedürfnisbefriedigung, wenn man so will... oder heilsame Beziehungserfahrung, falls es beim Begriff "Bedürfnis" die Zehennägel hochrollt (aus welchen Gründen auch immer).
Wegen Nachbeelterung: Wenn hier darüber geschrieben wird, dann läuft es aber immer darauf hinaus, bedingungslose Zuneigung auszuschütten.
Du kannst mir nicht erzählen, dass in deiner Therapie keine Atmosphäre der Wertschätzung herrscht, oder?
oder aber ich erfahre auch Nachbeelterung, keine Ahnung.
ich tendiere dazu: Ja, diese Aspekte beeinhaltet so gut wie jede Therapie, in denen ein Patient in manchen Punkten nachreifen muss/will... das ganz genau abzugrenzen, finde ich nun auch schwer... zumal es wirklich sehr viele Überschneidungen gibt. Z.B.

Angebot von Telefonaten würde man auch als EINE Form der Nachbeelterung sehen... und das dann auch so nennen, während andere lediglich Möglichkeit zu Kriseninterventionen sagen würden. Und Nachbeelterung heißt nun nicht: Du kannst deinen Thera nun mit uferlos mit Telefonaten traktieren (viele Patienten machen das auch nicht)... aber wenn das stark übergebühr ausgereizt wird, gäbe es auch Grenzen.

Unterschied sehe ich im wesentlich darin (was natürlich auch damit zu tun hat, wie man das Menschenbild im Modell formuliert, also Entität eines Erwachsenen. Als vorwiegend Erwachsener, der aber auch Anteile wie Es, Über-Ich, etc. hat und in Regression rutschen kann. Als Erwachenes-Ich mit Kind-Anteil, usw.) welche Ebene man auch mal direkter anspricht. Höho... das kann aber auch so laufen, dass dann nicht der Patient selbst angesprochen wird (da wäre dann bei mir auch die Gefahr, dass ich mich zu sehr mit einem Kind-Anteil indentifiziere... und zu wenig erwachsenes dableiben würde, was montagne dazu geschrieben hat unterstreiche ich fett... iss wohl patientenabhängig), sondern dann in den Raum gesprochen wird bzw. etwas fiktives angesprochen wird, was einen kindlichen Anteil repräsentiert. Mag schräg klingen, aber ich konnte bisher viel damit anfangen - ohne da jetzt in Einzelheiten verfallen zu wollen, die mir dann vielleicht kaputtdiskutiert werden könnten.

Andere Methoden ziehen das halt so auf, dass man dann z.B. gefragt wird: War hätten sie damals als Kind gebraucht (mit dem ungesagten Nachsatz: Wie sehen sie das jetzt aus Erwachsenperspektive... und ungesagtem Nachsatz 2 : FALLS SIE WIRKLICH AUS EINER ERWACHSENEN HALTUNG SPRECHEN, was unabhängig von der Methode nicht immer gegeben ist, sondern eher patientenabhängig ist)... und validieren das dann.
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titus
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Beitrag So., 04.12.2011, 19:18

stern, mit den Vokabeln 'Bedürfnisse' und 'Wertschätzung' kann ich sehr viel anfangen, und auch in meiner Therapie sind das die Schlüsselworte bisher. Aber das wird eben anders ausgedrückt und nicht so grenzen- und distanzlos. Und das ist es, was ich mit Elternsein verbinde. Ein Therapeut ist nun mal etwas anderes als Vater oder Mutter. Und auch, wenn man das durch ein "wir tun so, als ob" ersetzt, ist der Ansatz doch der gleiche: "Du bist klein und hilflos und ich bin groß und dein Beschützer". Ich habe nicht das Gefühl, dass es sinnvoll wäre, mich kleiner zu machen, als ich es ohnehin schon bin.
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Beitrag So., 04.12.2011, 19:28

titus hat geschrieben:Und auch, wenn man das durch ein "wir tun so, als ob" ersetzt, ist der Ansatz doch der gleiche: "Du bist klein und hilflos und ich bin groß und dein Beschützer". Ich habe nicht das Gefühl, dass es sinnvoll wäre, mich kleiner zu machen, als ich es ohnehin schon bin.
Mir hat es in dem Kontext sehr weitergeholfen, mich zu fragen: Brauche ich einen Beschützer? Bin ich wirklich (so) klein und schwach?

Als ich darüber wirklich intensiv nachdachte, hat mich das sehr viel näher dorthin gebracht, dass mir meine eigene Stärke bewusst wurde und ich mir auch endlich mein damaliges, so ambivalentes Verhältnis zu "Beschützern" erklären konnte. Einerseits hatte ich zwar immer einen Vater vermisst und das kleine Mädchen in mir sehnte sich. Andererseits war und bin ich ein kampferprobtes Schlachtross, das unter widrigsten Umständen überlebte und kann sehr gut auf mich selbst achten.

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