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So., 10.01.2016, 18:18
Broken Wing: Du kannst es doch direkt nachlesen. Der Patient schreibt, dass der Therapeut jede Stunde (!) um 50% (!) der Zeit überzieht (erster Verstoß gegen die berufsrechtlichen Vorschriften) und dass der Patient ihm dafür (!) regelmäßig (!) Marmelade und Obst mitbringt, das er in den Pausen verzehren kann (die Annahme ist der zweite Verstoß). Das Essen wird hier als Zahlung für die halbe Therapiestunde verstanden und es soll einen bestimmten Zweck erfüllen (= der Therapeut soll sich in den Pausen satt essen, er spart sich also den Weg zum Imbiss und das Geld dafür). Das hat in etwa denselben Wert, als würde der Patient dem Therapeuten schnell in der Küche ein Brot schmieren. Die Richtlinien besagen klar, dass keine Leistungen des Patienten angenommen werden dürfen als Entgelt. Das ist hier aber der Fall.
Hätte der Patient es etwas weniger konkret ausgeführt, hätte man vielleicht noch annehmen können, es handele sich um ein Geschenk. So aber wird ja der exakte Bezug zwischen dem Verhalten des Therapeuten und der Reaktion des Patienten darauf hergestellt; er ist also nicht dankbar dafür, dass der Th. seinen Job macht, sondern dafür, dass er überzieht und damit gegen die Ethikrichtlinien verstößt. Und dieser Dank wird materiell ausgedrückt.
Zum Thema "Geschenk" steht durchaus etwas in der Berufsordnung: Sie dürfen nicht angenommen werden. Punkt. Nachsatz: Es sei denn, es handelt sich um Gaben von geringem materiellen Wert - und nun kannst du dir ausrechnen, was zusammenkommt, wenn regelmäßig ein Obstpaket (wird wohl mehr als eine Weintraube sein) angeschleppt wird. Von der Marmelade ganz zu schweigen.
Den Wein kann man als übliches Weihnachtsgeschenk durchgehen lassen (auch wenn er nicht von Aldi ist).
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leberblümchen am So., 10.01.2016, 18:22, insgesamt 1-mal geändert.