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Do., 18.05.2017, 22:30
Dass du etwas nicht erkennst, heißt nicht, dass es nicht existiert: Die Phobie besteht darin, sich exakt DAS auszumalen, was man verstörend findet - und dann so zu tun, als bestünde der Andere auch nur aus DIESEM Merkmal. Das passiert bei anderen irrationalen Ängsten auch: Die harmlose Spinne wird in Gedanken zum Monster; die Aussicht von einem hohen Turm aus wird zum potenziellen Sprung usw.
Aber interessanterweise wollen die Homosexuellen in der Regel nicht ihre eigene Sexualität auf die Heteros "überschwappen" lassen; das wird jedoch häufig und gerne in Sprüchen unterstellt ("wenn der XY in die Dusche kommt, darfst du dich nicht bücken"). In Wirklichkeit will XY genauso duschen wie alle anderen Männer auch; vielleicht hat er generell kaum Lust auf Sex, auch nicht auf Analsex; vielleicht wartet zu Hause sein Partner auf ihn oder er freut sich auf das Essen, das er sich zu Hause zubereitet - und dennoch wird ihm unterstellt, er würde entweder nur darauf lauern, "unschuldige" Heteros durchzuf.i.ck.en - oder aber er wird als verweichlichter Waschlappen bezeichnet, der kein richtiger Mann ist, weil er sich nicht so verhält, wie "echte Männer" sich das vorstellen. - In jedem Fall aber kannst du davon ausgehen, dass die meisten Homosexuellen die Erfahrung gemacht haben, auf ihr Sexleben von ANDEREN reduziert zu werden, sodass nicht-sexuelle Wünsche und Sehnsüchte gar nicht erst sichtbar sind; und wenn sie sichtbar gemacht werden, weil jemand einfach nur sagt, dass er schwul oder dass er sich mit seinem Partner gestritten hat usw. - dann sagt man ihnen, sie sollen ihre Bettgeschichten für sich behalten.
Vielleicht ist es schwer, sich vorzustellen, wie verletzend das ist, seine eigene Identität immer nur anpassen zu müssen, obwohl man niemandem etwas tun will, sondern einfach nur in Ruhe leben möchte.