Austausch mit DIS / DDNOS - Betroffenen (Teil 2)

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Candykills
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Beitrag Sa., 21.05.2016, 20:43

Ich kann das Argument mit der Ätiologie verstehen, mich stört das auch. Jeder im Umfeld kann im Grunde nachgooglen warum ich so komisch bin und hat dann gleich auch noch eine Antwort auf die Ursache.

Was die Therapie jedoch betrifft: ich bearbeite die Ursache auch gar nicht, weil es irgendwie bisher nicht mein Weg ist. Manche gehen ja durch ihre Traumata durch, ich hingegen meide alles was damit zu tun hat und will davon auch nichts hören. Damit schaffe ich es eben die Ätiologie von mir fernzuhalten. Ich weiß nicht, ob dir das was hilft. Aber ich glaube es ist wichtig, dass sich nicht alles immer nur um die Entstehung dreht, sondern dass man auch an sich arbeiten kann ohne sich ständig bewusst zu machen, warum man so geworden ist, wie man ist. Zumindest hilft es mir. Ich kann das einfach komplett abspalten die meiste Zeit. Mit der Zeit konnte ich dann die Diagnose annehmen. Und man kann wirklich vieles Verbessern ohne sich die ganze Zeit mit der Ursache zu beschäftigen.

LG
Candy
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Bumpam
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Beitrag Sa., 21.05.2016, 21:04

Hallo Candy,
Candykills hat geschrieben: Jeder im Umfeld kann im Grunde nachgooglen warum ich so komisch bin und hat dann gleich auch noch eine Antwort auf die Ursache.
Ja, das würde mich auch gewaltig stören - also stören ist eigentlich nicht das richtige Wort, es würde mich in absolute Panik versetzen.... zum Glück gehe ich im Alltag als "schusselig und merkwürdig" durch, und niemand weiss dass ich überhaupt eine Diagnose habe.
Candykills hat geschrieben: Aber ich glaube es ist wichtig, dass sich nicht alles immer nur um die Entstehung dreht, sondern dass man auch an sich arbeiten kann ohne sich ständig bewusst zu machen, warum man so geworden ist, wie man ist.
Ja, das finde ich auch wichtig. Im Hier und Jetzt auch zu arbeiten. Bei mir reicht das allein aber nicht, um weiter zu kommen. Und da wo ich was aufarbeiten konnte, hat sich auch was nachhaltig und zum Teil dramatisch verbessert.
Das bringt dann aber wieder das Problem mir sich, dass ich nicht mehr auf diese Geschichten "neutral" draufschauen kann.
Dass dann die Frage wieder viek bohrender wird: heisst das jetzt, dass das am Ende doch stimmt...?

Liebe Grüße, Bumpam

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Candykills
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Beitrag Sa., 21.05.2016, 21:10

Hey Bumpam

Ich knicke an dem Punkt, dass das alles stimmt immer wieder ein. Meine Therapeutin ist deshalb der Meinung die Ursachen im stationären Setting zu bearbeiten. Vielleicht wäre das für dich ja auch eine Möglichkeit? Da kann man nicht wegrennen, aber wird auch aufgefangen, wenn es unaushaltbar für einen ist. Auch, wenn man sich von der Diagnose wieder distanziert, wird man behutsam wieder angeführt.

LG
Candy
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Unecht
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Beitrag Mi., 25.05.2016, 13:44

Ich hasse die Diagnose und alles, was dazu gehört.. Wollte ich mal eben erwähnen..
Es nervt :(
"Dieses Leben scheint unerträglich, ein anderes unerreichbar." (Franz Kafka)

Kinder und Tiere sind Gottes Entschuldigung.

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Bumpam
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Beitrag Mi., 25.05.2016, 19:44

Hallo Candy,
ja, stationäre Therapie habe ich schon einmal gemacht und hat mich auch wirklich weitergebracht.
Für mich ist die Organisation ziemlich schwierig mit Arbeit und Kind, und ich kann deswegen auch nur maximal 3 Wochen bleiben - das schränkt dann die Möglichkeiten ziemlich ein, und bedeutet, dass sowas dann gut ambulant vorbereitet und nachbearbeitet werden muss.
Aber prinzipiell ist der nächste Aufenthalt eh schon in Planung.

Hallo Unecht,
ja das kann man so sagen. Es nervt gewaltig, zeitweise.

Liebe Grüße, Bumpam

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Sünneli13
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Beitrag Mi., 25.05.2016, 19:56

Hallo ihr!

Ja, diese Diagnose nervt wirklich!

Für mich bezweifle ich sowieso nie die Diagnose selber an sich. Eher das wofür diese Diagnose steht. Eben das man ganz schlimme Traumata erlitten hat in der frühen Kindheit und einem niemand geholfen hat. Und das über Jahre!

Ich kann mir eine Heilung auch gar nicht vorstellen. Integration der Teilpersönlichkeiten- wie geht das denn bitte schön? Muss man dafür nicht zuerst die einzelnen Traumata bearbeiten?

LG Sünneli13

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Sinarellas
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Beitrag Mi., 25.05.2016, 20:09

mh ich fühle mich durchaus geheilt im Sinne von ich leide nicht mehr unter meiner Diagnose oder meinen Traumatas in der Art dass ich meinen Alltag nicht auf die reihe krige. Ich fühle mich wie "so bin ich eben" oder eben "so sind wir".
Ich habe NIE die einzelnen Traumata bearbeitet in der Therapie odedr Klinik.

Ich habe nie wirklich so darüber gesprochen wie man es erwarten würde in einer Therapie und ich komme trotzdem klar. Warum muß man das so machen? In mir sind Teile zusammengerückt, das merke ich durch meine "fehlenden Amnesien" oder mein Umgang mit der Umwelt. Und das ohne Hypnoegostatetraumawasweißichwas Therapie. Ich habe schlicht sehr viel an mir und uns gearbeitet. Schritt für schritt mit rückfällen und co.

würde behaupten ganz grundlegend gehts mir gut.
..:..


mio
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Beitrag Mi., 25.05.2016, 20:19

Ich sags mal so:

Nicht die Diagnose nervt, die im "Inneren" nerven ...

Ich hab ja nicht so die "typischen" Traumata (zumindest nach allem was ich WEISS bisher, aber wenn da was war, dann WEISS eben niemand im Inneren was "konkret" davon), weshalb es mir wahrscheinlich manchmal ein wenig leichter fällt zu "akzeptieren" (und auch gleichzeitig zu zweifeln ) und versuche da deshalb bisweilen meine "Sicht" ein wenig zu "verlagern" dahingehend, dass es im Prinzip "nur" um Repräsentanzen geht. Diese "Repräsentanzen" hat im Grunde jeder Mensch, er splittet sie nur nicht auf sondern integriert sie. (Wie auch immer DAS nun geht.)

Ich stelle es mir vor wie eine "insgesamt" gut funktionierende "Grossfamilie" - nur eben im Inneren. In der gibt es alles, was es eben so gab. Von gut bis schlecht. Von nervig bis lieb. Von grausam bis pflegend. Von real bis phantastisch. Und das was fehlt, wird halt "dazuengagiert" (das ist auch ne Fähigkeit!!!). Niemand muss alle gleich gut kennen und gleich gerne mögen. Hauptsache man hält "insgesamt" zusammen und weiss sich in der Not gegenseitig zu helfen.

Dahin sollte es gehen, innerlich, meiner Meinung nach. Und das wird ja schon auch "irgendwie" geleitsted und gelebt, nur halt mit ein klein wenig aktuellem "Lernbedarf". Nur: Wer hat den nicht???

Scheiß auf Diagnosen und so nen Mist. Bare Theorie...

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Bumpam
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Beitrag Fr., 27.05.2016, 19:36

Hallo Sinarellas,
Sinarellas hat geschrieben: Ich habe NIE die einzelnen Traumata bearbeitet in der Therapie odedr Klinik.
Ich habe nie wirklich so darüber gesprochen wie man es erwarten würde in einer Therapie und ich komme trotzdem klar. Warum muß man das so machen?
Also ich glaube wenn es so geht, ist sogar viel gescheiter, das NICHT zu machen. Ich mache es ja auch nur, weil ich anders eben nicht weiterkomme.
Und die Integration - soweit ich sie erlebt habe - hat auch nichts mit einzelnen Traumasituationen zu tun gehabt.
Ich erlebe es so, dass einzelne Erinnerungen exemplarisch stehen für ein Thema (also zB "Bedürftigkeit"), dass es so eine Art "Kernerinnerung" gibt, und es die ist, die ich bearbeiten muss, und dann habe ich das Thema bearbeitet. Aber nur das Thema, so wie es jetzt in der Gegenwart das Problem darstellt, das bekomme ich nicht hin. Aber wenn ich es hinbekommen würde, wie gesagt, würde ich keine Sekunde mit der Vergangenheit verbringen...
Liebe Grüße, Bumpam

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Tupsy71
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Beitrag Fr., 27.05.2016, 21:10

Mh, sorry, wenn ich mich da einklinke, doch Sinerellas, wie schaffe du das ohne Therapie klar zu kommen? Kann es sein, dass ds ein Überanteil ist, der alles übernimmt und verdrängt und du dadurch das Gefühl hast, klar zu kommen. Klingt ja gut- befürchte nur, dass es dich irgendwann überrumpeln wird. - sorry, falls Mist, vielleicht hab ich es dann falsch verstanden.

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Candykills
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Beitrag Sa., 28.05.2016, 10:25

Bei mir verläuft es ähnlich wie bei Sinarellas. Ich spreche überhaupt nicht über die Traumata. Erstens, weil ich nie das Verlangen hatte mich damit zwangsweise zu konfrontieren und zweitens, weil ich mich auch nicht darauf reduzieren lassen will. Durch die psychischen Erkrankungen bin ich ja zwangsweise schon ein Stück weit darauf reduziert.
Ich merke - wenn ich zurückblicke nun - dass sich viel in der Therapie bewegt hat. Ich mit vielen Anteilen auf irgendeine Weise in Kontakt kam. Ganz ohne die Traumata durchgearbeitet zu haben. Für mich ist das auch eine Art der Vergangenheitsbewältigung die Vergangenheit loszulassen ohne nochmal hindurchzugehen. Mit Verdrängung hat das glaube ich nicht so viel zu tun, wenn man ganz wohl überlegt sich zu diesem Weg entschieden hat. Für mich fühlt es sich nach dem richtigen Weg an - für mich wie gesagt. Für andere kann das ganz anders aussehen.
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lilu
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Beitrag Sa., 28.05.2016, 10:40

Hm, ich sag mal so. Mein Hauptthema in der Therapie ist mehr, wie ich im Alltag klar kommen soll. Wie ich mit Triggern umgehen kann. Woher Ängste und Verhaltensweisen kommen und da spreche ich dann auch über die Vergangenheit. Weil ich dann einiges im Heute besser verstehen kann.

Auch möchte ich gerne meine Amnesien der Vergangenheit auflösen. Ich denke immer, wenn ICH alles weiß, kann ich es bearbeiten und dann weglegen....UND ich kann dann wieder am Heute arbeiten und verstehen, was mich am HEUTE hindert bzw. was kommt von früher...verstehen und dann lernen dieses Alte "umzuprogrammieren", so dass es mich nicht immer wieder so umhaut....

War das jetzt wirr???
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
Verweinen laßt die Nächte mich, solang ich weinen mag.

Goethe

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Sinarellas
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Beitrag Sa., 28.05.2016, 14:15

Ich habe jahrelang ambulante Therapie gemacht, war einige Male in stationären Kliniken und einmal ini einer Tagseklinik.
Ich habe dort vorallem eines gelernt: Wie ich selbst klarkomme. Ich habe mich mit mir und den Wissenschaften beschäftigt, habe so viel Theorie mir aufgebaut, dass ich grundlegend weiß was zu tun ist wenn ich Probleme habe. Meine Therapeutin sagte damals nach einiger Zeit, dass sie mir schlicht nichts beibringen kann, sondern es eher darum geht wie ich selbst auf meine Lösungen schneller komme.

Ich verdränge auch nichts, ich habe mich da rausgearbeitet, mit sehr viel Mühe, Kraft und Innenorganisation und jetzt stehje ich da wo ich bin, mit Kind, geregelter Arbeit, genügend Abstand zu Menschen und so viel wie es eben doch braucht.
Alles wo ich jetzt bin habe ich mir sehr hart erarbeitet.

Mein Schlüßelmoment, war, als ich mich ganz klar entscheiden mußte: Wollen wir nun sterben oder Leben, beides geht nicht und das ständige hin zum sterben geht auch nicht weils dann kein Leben ist. Ergo habe ich bzw. wir uns entschieden und wie ihr seht zum Leben. nachdem diese elementare Entscheidung wohl überlegt und sicher getroffen wurde, hat sich vieles verändert. Das rumgejammer übers Leben ist geriner geworden, das ständige Drama um Suizid hat sich minimiert usw. alleine das schafft Platz für mehr Leben.

Mich überrumpelt auch nichts mehr, ich war ganz ganz unten, aber da unten stinkts, ich steh mittlerweile recht schnell wieder auf. Der trick ist sich kennenzulernen und für mich ist es der, mich nicht auf andere zu verlassen, sondern mir selbst eine Stütze zu sein und viele Dinge auch einfach erlauben.

Ich erlaube uns suizidal mal zu sein, das ist in Ordnung, weil es wird wieder vorbeigehen, haben uns ja entschloßen zu leben. Ich erlaube Rückfall beim schneiden zu haben, weil geht vorbei und wird besser. Ich erlaube auch die verschiedenen Weltanschauungen im Innen, ich akzeptiere einfach.
..:..

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lilu
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Beitrag Sa., 28.05.2016, 15:32

Das ist schön zu lesen, dass Du es allein geschafft hast.

Ich aber brauch schon Hilfe von Außen, da ich viele blinde Flecken habe und um diese aufzuspüren und drauf zu gucken, brauch ich Augen, die anders sehen, als meine...
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
Verweinen laßt die Nächte mich, solang ich weinen mag.

Goethe

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Tupsy71
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Beitrag Mo., 30.05.2016, 20:59

Sinarellas, da kannst voll stolz auf dich sein, was du trotz Traumatas erreicht hast. Vor Allem, du hast das JA zum Leben gefunden!!! Hut ab! Ich bin da noch nicht soweit- leider. Trotz jahrelanger Therapie und Kliniken- schäm. Freue mich für dich und wünsche dir, dassdir das JA viel Kraft gibt

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