“Maskerade“ hat geschrieben:Wie war das bei Deiner Thera, hattest Du auch so große Schwierigkeiten vertrauen zu entwickeln ?
Da müßte ich das Wort „vertrauen“ erstmal näher definieren....
Ich hab ihm recht schnell vertraut damals. Aber gleichzeitig hab ich nunmal dieses Wissen aus vielfältig gemachter Erfahrung, dass „Mensch an sich“ tatsächlich zu
allem fähig ist, keine Tabus und Grenzen kennt und zur Not über Leichen geht. Das „Unvorstellbare“, das die meisten Menschen sich als rosarote Brille bewahren, um in dieser Umwelt halbwegs in Frieden leben zu können, ist für mich ja Realität geworden.
Von daher „vertraue“ ich nem anderen Menschen schon, aber gleichzeitig
traue ich ihm auch alles zu.
Es ging also nicht darum, ihn zu „testen“, ob er mir auch nix tut. Sondern rauszufinden, ob ich stark genug bin, seine evtl. Abartigkeiten ausgehalten zu bekommen.
Ich hab tatsächlich keine positiven Erwartungen mehr an Menschen, nicht mal an meine engsten Freunde. Ich weiß einfach, dass die es auch nicht „bringen“, so mit mir umzugehen, wie ich es nach allem, was ich erlebt hab, brauchen würde. Ich geh "einfach" das Risiko der Verletzung und Enttäuschung ein, besser gesagt : Ich rechne schon von vorneherein damit. Und bin dann zwar natürlich verletzt oder enttäuscht, entsprechend sauer, wütend, traurig etc. Aber ausschlaggebend für mich ist auch da : Bin
ich selber stark und versiert genug, mich da dann abgeholt zu bekommen?
So gehts mir auch nem Thera gegenüber. Der ist auch „nur Mensch“ und hat seine „Untiefen“.
Und ich hab ja selber lange genug „auf der anderen Seite“ gearbeitet und diverse Teamsitzungen, Fortbildungen, Selbsterfahrungssachen mitgemacht, um zu wissen, wie mau es da in den meisten Theras ausschaut. Gar nicht mal so weit weg von meinem Eigenen.
Was ich von nem Thera erwarte – und auch brauche – ist, dass er authentisch ist, dass er nicht „so tut als ob“, sondern sich tatsächlich traut, auch mal Fehler zu machen – und dann
dazu steht. Dann fang ich an, ihm zu vertrauen. Denn „finden“ kann man sich nach sowas immer wieder, wenn diese Aufrichtigkeit und der Mut dazu da ist – bei beiden Beteiligten.
Und das hat mein Thera damals schon in der Traumatherapie gemacht und deshalb hab ich ihm vertrauen können.
Dennoch bleibt er – wie jeder Mensch – ein „Raubtier“ für mich. Aber was solls? Das bin ich selber ja auch.
Es geht nicht drum, aus diesem „Raubtier“ ein „Meerschweinchen“ in meiner Vorstellung zu machen. Das wäre einfach außerhalb der Realität und würde nur von mir verlangen, mir auch so ne rosarote Brille aufzusetzen, wie sie die meisten Menschen aufhaben, um ihr Leben und dessen ständige Bedrohung zu ertragen.
Sondern ich will das „Raubtier“ kennen- und einschätzen lernen. DAS gibt mir die Sicherheit im Umgang damit.
Ta_ra hat geschrieben:Bzgl. der Perversen in solchen Foren hast du sicherlich auch recht.....dennoch sehe ich auch dieses hier niederschreiben als einen Teil des Verarbeitungsprozesses, der sicherlich viele gute Seiten hat.
Ja, seh ich auch so. Deshalb hab ich ja auch früher schon so manches in Foren niedergeschrieben und tu`s auch heute noch ab und zu, aber halt entsprechend "detailarm".