Wo bitte ist der Widerspruch!!

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Jenny Doe
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Beitrag Di., 02.06.2020, 09:55

Ich habe fast 8 Jahre lang nie wirklich nie was vermieden. Ich bin trotz Panikattacken zum einkaufen,bus gefahren usw. Es wurde nicht mal ansatzweise besser. Auch das habe ich Ihr gesagt.Aber Sie meint das könne ja nicht sein
Doch das kann sein. Konfronation besteht ja nicht nur daraus, dass sich der Körper in einen Bus setzt. Auch innere Prozesse spielen eine Rolle. Man kann sich auch in einen Bus setzten und kognitiv vermeiden. Man kann z.B. dissoziieren, sich in eine Fantasiewelt flüchten, Zahlen zählen, sich zureden "Gleich ist es vorbei" usw. usw.
Sowas meinte ich mit "Nutz die Zeit bis zur Therapie" um bei dir selbst zu beobachten, was genau passiert, wenn Du dich konfrontierst. Welche Gedanken werden ausgelöst? Was macht Angst? Wie gehst du mit der Angst um, wenn sie entsteht?
Das Geheimnis einer erfolgreichen Konfrontation liegt nicht darin, die Angst kontrollieren und unterdrücken zu lernen, sondern sie zuzulassen und sie anzunehmen, zu akzeptieren, dass sie da ist. Wenn man z.B. im Bus sitzt und nur damit beschäftigt ist sich von seinen Gefühlen abzulenken, die Angst zu unterdrücken usw., dann kommt sie mit hoher Wahrscheinlichkeit beim nächsten Mal wieder, weil man sich selber die Chance nimmt zu erfahren, dass die Angst unbegründet ist. Angst hört erst auf, wenn sie da sein darf und erfahren darf "Huch, es passiert ja gar nichts. Ich (die Angst) bin ja unbegründet da". Aber diese Erfahrung muss die Angst erst mal machen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Salina1982
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Beitrag Di., 02.06.2020, 10:02

Ich kann dir sagen was mir Angst macht.Ich habe vorher schon Angstsymtome.Sprich Schwindel und Übelkeit.
Diese Panik umzukippen ist heftig.
Der Schwindel ist dann so ,das ich draussen sogar manchmal stolper.
Und dadurch klar Power ich meine
Angst noch mehr hoch.
Das Problem ist das ich von Natur aus Angst vor Schwindel und Übelkeit habe.Und genau diese dummen Symtome müssen dann ausgerechnet bei Angst sein.

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Salina1982
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Beitrag Di., 02.06.2020, 10:09

Naja unbegründet nicht ganz.
Es gibt Situationen und das sind einige die mich an früher erinnern.
Und dann geht's los.Mit Worten wie meine Therapeutin meint ich wäre jetzt nicht mehr in Gefahr ,sondern es war nur früher so,kann ich in dem Moment leider nichts anfangen.
Zb.ich sehe einen Mann der Alkohol trinkt .ich brauche das nur zu sehen oder riechen,dann kommt alles wieder hoch und ich bekomme Panik.
Männer die jemandem ähnlich sehen das selbe.
Wenn jemand schreit ,eine Türe knallt.In den Keller kann ich nicht.


Jenny Doe
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Beitrag Di., 02.06.2020, 10:10

Sprich Schwindel und Übelkeit.
Ist bei dir eine organische Ursache ausgeschlossen worden? Warst du beim Neurologen? Warst du in einer neurologischen Klinik?
Ich habe vorher schon Angstsymtome.Sprich Schwindel und Übelkeit.
Was war zuerst da? Der Schwindel oder die Angst?
Kannst du rekonstruieren, wann und wodurch der Schwindel entstanden ist und wann und wodurch die Angst?
Diese Panik umzukippen ist heftig.
Bist du schon mal umgekippt?

Ich frage deshalb, weil auch ich Jahrelang Therapie gemacht haben, Angstkonfronation gemacht habe, ... weil ich unter Schwindel litt und Schwindel als Angstsymptom interpretiert wurde. In Wahrheit jedoch habe ich eine organische Erkrankung, die den Schwindel verursacht. Die Angst, die ich entwickelte, entstande erst im Lauf der Zeit infolge der ständigen schwindelerfahrungen. Konfrontation war in meinem Falle genau das Verkehrte.

PS: Dein letztes Posting erschien erst nach dem Abschicken meiner Antwort. Deshalb frage ich, was du bereits benatwortet hast.
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Salina1982
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Beitrag Di., 02.06.2020, 10:22

Nein neurologisch habe ich mich noch nicht untersuchen lassen.
Die Angst war aber zuerst da.
Sobald ich weiss ich soll raus gehen geht es los.Von daher wird es an meiner Angst störung liegen.
Die Panikattacken kamen damals ganz plötzlich. Keine Ahnung warum.
Vorher war nie etwas.
Dann war ich bei meiner ersten Therapie. Dort wurde dann meine ganze Vergangenheit auseinander genommen. Von da an ging es mir immer schlechter.Sie verlängerte nicht und schickte mich zur Traumatherapie.Wo ich jetzt bin.


mio
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Beitrag Di., 02.06.2020, 12:03

Salina1982 hat geschrieben: Di., 02.06.2020, 10:09 Es gibt Situationen und das sind einige die mich an früher erinnern.
Und dann geht's los.Mit Worten wie meine Therapeutin meint ich wäre jetzt nicht mehr in Gefahr ,sondern es war nur früher so,kann ich in dem Moment leider nichts anfangen.
Meinst Du damit, dass Du in dem Moment wo ihr das besprecht nichts anfangen kannst? Oder meinst Du, dass es Dir in dem konkreten "Auslösemoment" in Deinem Alltag nicht hilft?

Faktisch hat Deine Therapeutin recht: Das was da passiert ist nichts weiter als ein "Trigger", dh. in Dir springt etwas an, dass keinen realen Bezug zu Deiner momentanen Situation hat. Du wirst sozusagen in die Vergangenheit geschubst durch einen "Auslösereiz".

Das zu "stoppen", "verhindern" kann man lernen und das gehört mit zu den Inhalten einer Traumatherapie.

Wenn es Dich allerdings bereits in der Therapie - aus welchen Gründen auch immer - so "zurückschubst" dass Du da gar nicht mehr Aufnahmefähig bist dann müsste erst mal da dran gearbeitet werden bevor Du überhaupt die Chance hast das in Deinen "Alltag" mitzunehmen.

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Salina1982
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Beitrag Di., 02.06.2020, 12:32

mio hat geschrieben: Di., 02.06.2020, 12:03
Salina1982 hat geschrieben: Di., 02.06.2020, 10:09 Es gibt Situationen und das sind einige die mich an früher erinnern.
Und dann geht's los.Mit Worten wie meine Therapeutin meint ich wäre jetzt nicht mehr in Gefahr ,sondern es war nur früher so,kann ich in dem Moment leider nichts anfangen.
Meinst Du damit, dass Du in dem Moment wo ihr das besprecht nichts anfangen kannst? Oder meinst Du, dass es Dir in dem konkreten "Auslösemoment" in Deinem Alltag nicht

Ich weiss das mich Sachen triggern. Wenn ich draussen bin und ich wegen einer Sache Panik bekomme, dann weiss ich zwar das ich nicht in Gefahr bin.Aber die Panik hört ja trotzdem nicht auf.Und kommt immer wieder.
Deshalb ich kann damit nichts anfangen. Weil es mir in dem Moment eben nicht hilft.
Einfach mal ein Beispiel.Ich bin verheiratet und bin jetzt seit 19 Jahren mit meinem Mann zusammen.Ich habe Angst ,und habe wahnsinnige schmerzen beim Sex.
Ich weiss das ich bei ihm nicht in Gefahr bin.Aber seit 19 Jahren ist das nicht besser geworden.Und genauso sind die Situationen auch draussen.
Egal wie oft ich in eine Situation gehe,es wird nicht besser.
Und so habe ich es eben auch meiner Therapeutin gesagt.
Manchmal ignoriert sie das,oder aber es fallen Sätze wie das kann so nicht sein.
Heißt doch so viel wie ich würde lügen .


Jenny Doe
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Beitrag Di., 02.06.2020, 13:44

Zb.ich sehe einen Mann der Alkohol trinkt .ich brauche das nur zu sehen oder riechen,dann kommt alles wieder hoch und ich bekomme Panik.
Männer die jemandem ähnlich sehen das selbe.
Okay, jetzt verstehe ich dich besser.
Das kingt für mich so, als wäre da bei dir noch keine Traumatherapie erfolgt. Zwischen dem Trigger und der Panik scheinen bei Dir die Erinnerungen zu stehen. Kann ich verstehen, dass dir Konfrontation da nicht hilft, wenn es die Erinnerungen sind, die die Panik auslösen. Es reicht eben nicht, sich nur in einen Bus zu setzen und zu hoffen, dass danach die Angst weg ist. Wichtig ist, was da in dir passiert. Da reicht es nicht nur zu sagen "Heute besteht keine Gefahr mehr". Dein Kopf weiß das, aber deine Gefühle geraten in den Erinnerungsmodus und lassen dich alte Gefühle spüren. Wenn Trigger Erinnerungen wecken und erst dann die Panik ensteht, dann sollte erst mal an den Erinnerungen gearbeitet werden.
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Montana
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Beitrag Di., 02.06.2020, 20:51

Seh ich auch so. Streng genommen hast du überhaupt keine Panikstörung, sondern eine Traumafolgestörung. Und die Panikattacken sind ein Symptom davon. Diese Unterscheidung ist deshalb wichtig, weil das Argument "du musst merken, dass deine Angst unbegründet ist und dann geht sie weg" nicht stimmt! Deine Angst ist nicht irrational und unbegründet. Das war sie nie. Du hast ganz reale Erfahrungen gemacht und daraus GELERNT, dass du Angst haben musst.
Beispiel: du hast als Kind hundert Mal eine Herdplatte angefasst und 50 Mal hast du dich dabei verbrannt. Jetzt fasst du keine Herdplatten mehr an. Und dann kommt jemand daher, schnappt sich deine Hand und legt sie auf eine kalte Herdplatte. Und sagt: "Siehst du, deine Angst ist völlig unbegründet, Herdplatten sind nicht heiß." Was passiert dann? Fasst du dann ohne Bedenken jede Herdplatte an? Natürlich nicht. Die normale Reaktion ist, sich diese dumme Person auf Abstand zu halten, damit sie deine Hand nicht nochmal auf eine Herdplatte legen kann.
Was könnte dir nun stattdessen helfen? Nun, als allerallererstes wünsche ich dir eine Therapie, die WIRKLICH eine Traumatherapie ist und nicht versucht, dich durch Zwang irgendwie zu formen. Das ist ein Trigger für sich, denn genau das kennst du ja schon von früher. Dieser Druck muss weg. Und kann könnte man mal kreativ sein und schauen, was dir draußen Sicherheit geben könnte. Und das bitte ohne dass du das Gefühl bekommst, diese "Krücken" nicht nutzen zu dürfen. Das kann alles mögliche sein, z.B. Pfefferspray in der Handtasche.


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 03.06.2020, 04:37

Montana: Diese Unterscheidung ist deshalb wichtig, weil das Argument "du musst merken, dass deine Angst unbegründet ist und dann geht sie weg" nicht stimmt!
Genauso sehe ich das auch, womit ich wieder bei meinem "Lieblingsthema" "Fehlende Realität in der Psychotherapie" bin.
Mich erinnert das an eine Therapiesitzung, in der mein Bedürfnis therapiert werden sollte, vor Verlassen der Wohnung zu überprüfen, ob alle Elektrogeräte ausgeschaltet sind. Dieses Kontrollbedürfnis ist entstanden, nachdem ich mehrfach Branderfahrungen gemacht habe und irgendwann auf die Idee kam, dass es clever wäre, Kerzen auszumachen, Elektrogeräte zu überprüfen, .... bevor ich die Wohnung verlasse.
In der Therapie wurde dieses Bedürfnis als "Zwangsstörung" interpretiert, und los gings mit der "Behandlung". In der besagten Therapiesitzung wurde mir dann erklärt, es sei vorbei, heute bestünde keine Gefahr mehr usw. usw.
Und was passiert? Ich komme von dieser besagten Therapiesitzung nach Hause und vor meiner Türe stehen drei Feuerwehrwagen. Im Nachbarhaus hatte es gebrannt.
Meiner Meinung nach sollte den Klienten in Psychotherapien nicht eingeredet werden, dass heute keine Gefahr mehr bestehen würde. Das ist Blödsinn. Das ganze Leben besteht aus Gefahren, sei es, dass Häuser abbrennen, Besoffene durch die Straßen laufen oder was auch immer. Bereits gemachte Erfahrungen können sich jederzeit wiederholen. Es kann jederzeit passieren, dass man von Besoffenen angemacht mit. Therapie sollte dabei helfen mit der Realität, zu der auch Gefahren gehören, umzugehen, und nicht so zu tun, als würden sich einmal gemachte Erfahrungen nie wiederholen oder so zu tun, als seien solche Ängste irrational.
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chrysokoll
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Beitrag Mi., 03.06.2020, 11:46

also ich sehe das anders.
Natürlich kann in jedem Leben etwas passieren, es kann brennen, ein Autounfall, ein Überfall, eine Vergewaltigung, eine Naturkatastrophe. Das ist Lebensrealtität, aber es ist unwahrscheinlich.

Und die Menschen, die wegen Traumafolgestörungen in Therapie sind, sind aktuell in Sicherheit.
Das Trauma wiederholt sich eben nicht dauernd, so wie man das ja in seinen flashbacks fühlt.

Ich seh auch einen großen Unterschied zwischen einer Zwangsstörung und einmal vor Verlassen des Hauses zu gucken ob alle Fenster zu, alles Gefährliche aus ist. Letzteres berichtet man doch gar nicht genauer in einer Therapie.

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Montana
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Beitrag Mi., 03.06.2020, 15:08

Nein, es ist gerade NICHT unwahrscheinlich. Die allermeisten Menschen mit Traumafolgestörungen haben nämlich nicht das erlebt, was du beschreibst. Das sind Monotraumata. Einzelne Ereignisse. Wenn man aber seine Kindheit und Jugend hindurch in einem Umfeld gelebt hat, in dem man permanent traumatischen Ereignissen ausgesetzt war, dann war das nicht nur nicht unwahrscheinlich, es war Normalität. Dazu waren es meist nächste Angehörige. Was man da lernt ist vor allem anderen: das Gefährlichste auf der Welt sind Menschen. Besonders gefährlich wird es, wenn man von ihnen in irgendeiner Art abhängig ist (Gesundheitssystem!) oder sich keine Fluchtwege offen halten kann (voller Bus). Es gibt überhaupt gar keinen Menschen, der da eine Ausnahme bildet. Denn auch die Täter waren zwischenzeitlich richtig toll und nett. Bis zum nächsten Besäufnis, zum nächsten Übergriff. Wir haben gelernt, dass es wirkliche Sicherheit nicht gibt. Das ist Realität. Nicht frühtraumatisierte Menschen haben die irrationale Vorstellung, dass Menschen von Natur aus gut sind und glauben bei jedem einzelnen bis zum Beweis des Gegenteils fest daran. Das ist das Urvertrauen. Und wenn man das nicht hat, dann kann man es auch nicht erwerben. Weil es ziemlich irrational ist.


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 03.06.2020, 16:44

Das ist Lebensrealtität, aber es ist unwahrscheinlich.
Bei dem Wort "Unwahrscheinlich" musste ich schmunzeln. Denn mir einzureden, es sei unwahrscheinlich, dass sich Ereignisse wiederholen, war genau die Wortwahl der Therapeutin. Ich sollte auf einer Skala von 1 bis 100 einschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass ich noch mal ein Branderlebnis erleben werde. Nachdem ich bereits vier große Brandereignisse und zahlreiche kleine erlebt habe, antwortete ich "100 %", .... und kam nach Hause und sah die drei Feuerwehrwagen vor meiner Haustüre stehen.
Dasselbe mit meiner Kindheit: "Wie wahrscheinlich ist es erneut auf einen narzisstischen, egoistischen, grenzüberschreitenden, Nein-Ignorierenden, ... Menschen zu stoßen?" Auch hier meine Antwort "100%". Die Welt ist voll von solchen Menschen, ... und zuweilen werden solche Menschen sogar Präsident.
"Lustig" wird es, wenn der Psychotherapeut selber so ein Mensch ist und dann da sitzt und erzählt, es könne nicht nochmal passieren, dass man auf so einen Menschen trifft.
Ich könnte unendlich fortfahren mit solchen Beispielen.
Das Trauma wiederholt sich eben nicht dauernd
Traumata wiederholen sich solange man sich einredet, "sowas könne nicht noch mal passieren"; solange, bis man gelernt hat mit solchen Ereignissen umzugehen und sich nicht mehr traumatsieren zu lassen.

Die Welt ist voll von Menschen, die besoffen durch die Straßen laufen. Solange man nicht gelernt hat, wie man damit umgehen soll, solange hängt man in der hilflosen Opferrolle fest.
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leonidensucher
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Beitrag Do., 04.06.2020, 18:27

Ich habe den Beiträgen von Jenny Doe, Montana und anderen nichts hinzuzfügen, nur eine persönliche Anmerkung von mir:
Mich erinnert das massiv an die Therapeutin aus der Hölle. Mir ging es mit ihr genauso, nur ist die Situation zügiger eskaliert, aber bis zu dem Zeitpunkt an dem sie eskaliert ist, war ich gelinde gesagt am Po, war hochsuizidal, sprang von einem Flashback in den anderen und hatte von morgens bis abends derartige Panikattacken, dass mein Herz nachweislich (ich zitiere die Ärztin) " aus dem Takt geraten ist", mein Bechterew ist komplett entgleist, ich hatte jeden Tag höllische Kopfschmerzen (und ich bin Cluster-Kopfschmerzpatientin, ich kenne Schmerzen, aber das war episch). Das nur zur Einbettung, das Verhalten mir gegenüber war ident, nicht zuhören, konsequent keine Hilfe an die Hand geben, nicht glauben, die Liste liest sich gleich. Episch der Moment, als ich fragte " was kann ich gegen diese Flashbackkaskaden tun" und sie mich ausdruckslos anschaute und sagte "nun, Sie tun doch schon alles, mehr gibt es da nicht". (aha.)

Wie dem auch sei: im Mai letzten Jahres habe ich die Reissleine gezogen, und den Terror beendet- und es war Terror. Zu diesem Zeitpunkt war ich weder arbeitsfähig, noch in der Lage, das Haus zu verlassen, habe meine Tochter und Ehe halbseiden abgefrühstückt und hatte null komma null Hoffnung in das Leben mehr- begonnen habe ich die Therapie 5 Monate davor mit einer guten Beziehung zu Mann und Kind, sehr vollen Auftragsbuch, guten Stundensätzen, Hobbies und Freunden, Zukunftsplanung und Symptomen, die eigentlich im Griff waren.

Das ist jetzt 1 Jahr her. Ich bin in regelmäßigen Abständen dankbar, dass ich da raus bin. Mein einziger Fehler war, nicht auf mich zu hören, ich habe, wie Du gestrampelt und gezappelt mich mental verprügeln lassen und habe - traumaerprobt wie wir sind- versucht, die Situation irgendwie "passend" zu machen. Nur geht das halt leider nur dann, wenn BEIDE daran arbeiten, etwas passend zu machen. Wenn einer der Parteien nicht möchte, ist das beste, zu gehen mMn. Deshalb möchte ich Dich bekräftigen, auf die sehr guten Fragen und Hinweise meiner Vorrednerinnen zu hören und auch auf Dich zu hören.
NEVER WASTE A GOOD CRISIS.

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leonidensucher
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Beitrag Do., 04.06.2020, 18:31

Jenny Doe hat geschrieben: Mi., 03.06.2020, 16:44

Traumata wiederholen sich solange man sich einredet, "sowas könne nicht noch mal passieren"; solange, bis man gelernt hat mit solchen Ereignissen umzugehen und sich nicht mehr traumatsieren zu lassen.


Auch wenn der Satz sehr hart klingt für jemanden, der gerade mittendrin steckt, ich würde sagen von allen knackigen Aussagen, die ich bis jetzt gelesen oder gehört habe, ist das die wahrste. Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du bald an einen Punkt kommst, an dem Du diesen Satz liest und Dir denkst " ach, das war der Zauber". Er ist es nämlich leider wirklich.
NEVER WASTE A GOOD CRISIS.

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