Therapeutin zu passiv ?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

lisbeth
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4023

Beitrag So., 05.01.2020, 17:43

DieBeste hat geschrieben: So., 05.01.2020, 17:30 Normalerweise als uber mir stehend, wenn sie allerdings mir das Gefühl gibt, selber nicht weiter zu wissen, dann bröselt das so ein bisschen, womit ich dann auch Schwierigkeiten habe weil ich ihr wissen und ihre Kenntnis dann in Frage stelle :(
Aha.
Was wäre denn so schlimm, wenn sie gar nicht "über dir" steht? Wenn sie dir nicht "überlegen" wäre?
Vielleicht gibt sie dir gerade deshalb so wenig "Anweisungen" und "Hausaufgaben", weil sie das was zu DIR gehört aus dir rauskitzeln will? Denn wenn du Dinge nur machst, weil du sie innerlich auf ein Podest gestellt hast, dann hilft dir das ja nicht weiter. Sie hat keine fertige Landkarte von deiner Innenwelt im Schreibtisch liegen. Sie ist da genauso auf Expedition wie du es auch bist.

In meiner VT kamen die "Hausaufgaben" (die übrigens nie so hießen) immer aus dem heraus, worüber wir in der Stunde besprochen hatten. Ziemlich oft hab ich auch selbst eine Idee eingebracht, im Sinne von "ich würde gerne mal dieses oder jenes probieren... - wie mache ich das? Wo fange ich an? Meistens sagte sie dann auch nur: Machen Sie einfach. Da gibt es keinen festen Plan. Oder richtig/falsch. Und dann können wir nächste Woche darüber reden, wie es für Sie war...

Es geht darum, dass du DEINEN Weg findest, und nicht darum, dass du immer jemandem hinterhertrottest, den du irgendwie als "über dir" eingeordnet hast. Und vielleicht (!) ist es ja ihr Konzept, dass sie dein "Hinterhertrotten" nicht bedienen will. Und das fühlt sich erstmal ziemlich blöd an, weil du innerlich in der Luft hängst. Weil es ungewohnt ist, weil sie dein "normales Muster" ein Stückweit nicht bedient. Damit du neue Dinge lernst. Aber mit dem Neuen wirst du selbst anfangen müssen. Du wirst dich selbst für rechts, links oder geradeaus entscheiden müssen. Rede drüber, was in dir vorgeht. Immer wieder und immer wieder neu. Geh richtig rein in das Empfinden, rede nicht nur "über" irgendwas. Sprich über das Innerste, was du eigentlich keinem zeigen willst, auch dir selbst vielleicht nicht. Zeig dich ihr, mute dich ihr zu. Ich bin mir sicher, dann wird auch von ihr mehr Resonanz kommen, früher oder später.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
DieBeste
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 36
Beiträge: 927

Beitrag So., 05.01.2020, 17:47

schön geschrieben, da stimmt sicherlich vieles von. Ich hoffe es einfach.

Benutzeravatar

lisbeth
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4023

Beitrag So., 05.01.2020, 18:04

DieBeste hat geschrieben: So., 05.01.2020, 17:47 da stimmt sicherlich vieles von. Ich hoffe es einfach.
Ja, und dann? Was machst du dann?

Ich hab das Gefühl, alle schreiben sich hier die Finger wund, und es versandet irgendwie so ein bisschen in dir. Das ist jetzt einfach nur beschreibend (und nicht abwertend) gemeint. Vieles von dir hier bleibt für mich sehr vage. Ich kann mir vorstellen, dass es deiner Therapeutin stellenweise auch so gehen mag, dass sie Vieles von dir nicht zu fassen bekommt (schreibst du ja glaube ich auch, an irgendeiner Stelle). Das liegt vielleicht nicht so sehr an ihrer mangelnden Kompetenz oder daran, dass sie zu passiv ist, sondern daran dass von dir nichts Greifbares zurückkommt? Dass du das zwar alles aufsaugst, wie ein trockener Schwamm, aber dass du dann damit nichts machst, sondern weiter abwartest... Du sagst zwar immer, dass du ihr "alles" sagst. Aber für mich bleibt das trotzdem sehr allgemein, wie gesagt - ein "Reden über". Anstatt zu sagen: "ich fühle mich schlecht nach der Therapiestunde", mach es konkret: Welche Gedanken sind für dich damit verbunden, welche Bilder? Wie fühlt sich das im Körper an? Was machst du dann? Was passiert dann mit dir? Wann geht es vorbei, bzw. wann geht es dir dann wieder besser? Das gibt dann auch konkrete Anhaltspunkte, wo man anfangen könnte, etwas zu verändern.

Fang an, dich aus deiner Tarnung herauszuwagen. Riskiere was. Zeig dich.
Das ist das, was du in der Hand hast. Und dann würde ich erstmal schauen, was sich im Miteinander mit der Therapeutin verändert hat....
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
DieBeste
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 36
Beiträge: 927

Beitrag So., 05.01.2020, 18:21

Danke für deine Antwort. Auf deine Fragen „Wie fühlst du dich, was geht in dir vor usw“ würde ich konkrete Antworten finden. Sie fragt aber konkret nicht danach, ich beschreibe oft wie es mir geht, in Situationen der SV, davor und danach und ich will nicht so gerne , dass ich mir nochmal so weh tue, nach meinem Gefühl ändert sich aber dadurch auch nichts, es macht mich nur noch hilfloser weil ich mich jedes Mal öffne und es passiert nichts. Ich will mir nicht nochmal die Hand brechen :( da habe ich Angst vor mir selber

Werbung

Benutzeravatar

_Leo_
Forums-Insider
Forums-Insider
anderes/other, 80
Beiträge: 176

Beitrag So., 05.01.2020, 20:56

Du könntest natürlich auch nach dieser weniger erfolgreichen Therapie anschließend das Verfahren wechseln. Bei einer NPS passt VT nicht so richtig, sondern da gibt es bessere Verfahren wie TFP oder Analyse.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
DieBeste
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 36
Beiträge: 927

Beitrag So., 05.01.2020, 21:03

[quote=_Leo_ post_id=1117055 time=1578254165 Bei einer NPS passt VT nicht so richtig, sondern da gibt es bessere Verfahren wie TFP oder Analyse.
[/quote]

Danke für den Tipp. Das wusste ich gar nicht, aber woher soll man das auch alles wissen als Neuling :)


Waldschratin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4199

Beitrag So., 05.01.2020, 21:44

DieBeste hat geschrieben:Das wusste ich gar nicht, aber woher soll man das auch alles wissen als Neuling :)
Z.B., indem man sich via Internet mal ein bissl beliest oder so? ;-)
Es gibt da schon fachlich gute Seiten, die umfassend über Arten, Richtungen, Möglichkeiten informieren.

Man muss es halt auch wollen und dann tatsächlich tun, nicht wahr.

Benutzeravatar

Sausewind
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 34
Beiträge: 231

Beitrag So., 05.01.2020, 22:42

Hallo DieBeste,

ich wundere mich ein bisschen, du bist sehr unsicher und zeigst selbstverletzendes Verhalten - das schreit eigentlich nach einer Borderline-Störung, nicht nach Narzissmus. Kam das noch nie als Verdachtsdiagnose? Vielleicht brauchst du eine andere, störungsspezifischere Therapie?
(Sorry, falls das schon jemand geschrieben hat, habe nicht alle Beiträge detailliert gelesen..)

Benutzeravatar

Candykills
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 31
Beiträge: 5056

Beitrag So., 05.01.2020, 22:47

Auch Depressive oder Narzissten und andere Störungsbilder zeigen selbverletztendes Verhalten. Das muss nicht zwangsläufig auf Boderline hinweise, wird nur oberflächlich immer direkt damit in Verbindung gesetzt. Heute weiß man das aber eigentlich besser, dass SVV nicht nur bei Borderline auftritt.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

Benutzeravatar

Sausewind
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 34
Beiträge: 231

Beitrag So., 05.01.2020, 23:15

Ne, das stimmt so nicht. Selbstverletzendes Verhalten ist immer noch in erster Linie ein Zeichen für eine Borderline-Störung, wenn noch andere Faktoren mit hinzukommen.
Gehört auch nicht in den Diagnose-Katalog für Narzissmus. Narzissmus kann allerdings in Komorbidität bei Borderline hinzutreten.

Es wäre der TE einfach zu wünschen, dass sie die richtige Therapieform erhält. Vielleicht wurde ja auch Borderline durchdiagnostiziert und ausgeschlossen (was ich mir kaum vorstellen kann, aber vielleicht ist es so), dann kann ja wirklich auf NPS behandelt werden.
Allerdings verschwindet dieses Leid erzeugende Verhalten i. d. R. nicht durch eine unspezifische Therapie und sollte ja in jedem Fall adäquat behandelt werden (durch welche dafür geeignete Therapieform auch immer)...

Benutzeravatar

lisbeth
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4023

Beitrag So., 05.01.2020, 23:45

Sausewind hat geschrieben: So., 05.01.2020, 23:15 Selbstverletzendes Verhalten ist immer noch in erster Linie ein Zeichen für eine Borderline-Störung, wenn noch andere Faktoren mit hinzukommen.
Ist so nicht korrekt. Gibt jede Menge Literatur dazu, dass SVV bei einer Vielzahl von psychischen Störungen auftreten kann.

Guckst du zB mal hier: https://www.researchgate.net/profile/De ... 000000.pdf
Take-Home-Message:
Bei Konfrontation sowohl mit jugendlichen als auch erwachsenen Patienten, die Anzeichen von selbstzugefügten Verletzungen –meist an den Extremitäten– aufweisen, sollte stets bedacht werden, dass sich mit erhöhter Wahrscheinlichkeit eine depressive Erkrankung und/oder eine Borderline-Persönlichkeitsstörung im Hintergrund befindet. Obwohl weniger prävalent, kann auch eine Traumastörung oder eine Substanzmissbrauchs- bzw. eine Abhängigkeitsstörung vorliegen. Bei Jugendlichen können zudem aggressive Störungen, bei Erwachsenen Essstörungen vorhanden sein. Entsprechend sollte eine umfassende Diagnostik durchgeführt werden, um einen adäquaten Behandlungsplan aufstellen zu können.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
DieBeste
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 36
Beiträge: 927

Beitrag Mo., 06.01.2020, 08:46

Waldschratin hat geschrieben: So., 05.01.2020, 21:44
DieBeste hat geschrieben:Das wusste ich gar nicht, aber woher soll man das auch alles wissen als Neuling :)
Z.B., indem man sich via Internet mal ein bissl beliest oder so? ;-)

Da bin ich grade dabei :)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
DieBeste
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 36
Beiträge: 927

Beitrag Mo., 06.01.2020, 08:48

Bin kein borderliner.
Zuletzt geändert von DieBeste am Mo., 06.01.2020, 09:03, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
DieBeste
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 36
Beiträge: 927

Beitrag Mo., 06.01.2020, 09:02

Jetzt wird hier uber mein Störungsbild gefachsimpelt... soviel vertrauen hab ich dann doch in meine Therapeutin, dass sie das schon richtig gemacht hat. Aber nichts für ungut. Ihr macht euch ja sicherlich nur sorgen.
Danke für die rege Beteiligung am Beitrag.

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25013

Beitrag Mo., 06.01.2020, 09:09

Die Frage ist eher, wie lange du noch auf eine lahmes Pferd setzen willst.

Leider bist du an eine Therapeutin geraten, die unerfahren in der Behandlung einer narzisstischen Störung ist und die glaubte, eine NPS (wenn sie denn vorliegt, aber das müssen in der Tat Fachleute beurteilen) mit Mitteln der kognitiven! VT heilen zu können. Lese mal nach was Kogntitionen sind (=> kognitiv VT) dann erübrigt sich vielleicht die Verwunderung, warum du emotional nicht so recht weiterkommst.
aber habe bisher noch nicht gelernt wie ich emotional damit umgehen kann
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag