Was kann ich in einer Analytischen Therapie wirklich erwarten?

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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_leer_
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Beitrag Di., 17.12.2019, 21:09

lisbeth hat geschrieben: Di., 17.12.2019, 17:44 Hallo _leer_,
_leer_ hat geschrieben: Di., 17.12.2019, 07:43 dass wir ein Thema hatten, was mein Therapeut interessant fand, da ich den Eindruck hätte, als würde er so reagieren, als würde ich eine Erkenntnis gehabt haben bzw. er endlich Mal was hören, woraus er etwas verknüpfen kann.
Merkst du was? Du verlierst dich hier in deinen Mutmaßungen. Du hattest den Eindruck, als würde er so reagieren, als ob xyz. Sprich darüber! Dass du diesen Eindruck hast, dass er xyz oder abc. Und sprich darüber was das mit dir macht. Macht dir das Angst? Freust du dich drüber? Wunderst du dich? Ärgerst du dich? Fragst du dich überhaupt, ob deine Mutmaßungen stimmen? Du machst sie zur Basis deines Handelns, aber weißt ja gar nicht, ob sie zutreffen...
Nein, ich habe dass einfach im Nachhinein so dazu gedacht, dass er so reagiert hat. Er sagte ja auch als seine Aussage "Jetzt wird es interessant.", als ich mitten in einem Thema war, als ich ihm etwas erzählt hatte, wo ich auf einen Punkt gekommen bin. Am Ende der Stunde hat er dann gefragt, ob ich heute etwas für mich gelernt habe. Ich habe dann gesagt, dass ich nichts gelernt habe, da mir ja schon alles bekannt ist, was ich erzählt habe.
lisbeth hat geschrieben: Di., 17.12.2019, 17:44Warum "brauchst" du diese Analyse deines Verhaltens? Was gibt es dir? Sicherheit? Orientierung? Das Gefühl, dass du etwas "richtig" machst? (bzw. was du anders machen "solltest"?)[...]Was würde dir das nützen? Was würde das an deinen Problemen, die dich in die Therapie geführt haben, ändern?
Es gibt mir einfach eine Hilfestellung, dass ich weiter komme und neue Impulse für meine Gedankengänge bekomme und Zusammenhänge erkenne. Warum gehe ich zu einer Therapie? Ich möchte wissen, warum ich bestimmte Gefühle, die mich negativ belasten, immer wieder bekomme, da ich gerne mit diesen Umgehen möchte. Ich denke aber, dass ich dazu Hintergründe brauche, weshalb diese Gefühle auftauchen, damit ich mir neue Strategien erarbeiten kann, um meine Gefühle zu verbessern. Zudem würde ich durch das Hintergrundwissen auch besser verstehen können, was ich möchte, da ich zumindest Ideen hätte, was genau die Auslöser sein könnten, die zu diesen Gefühlen führen. Da ich aber selber nicht auf die Lösung komme, weshalb diese Gefühle immer wieder auftreten, habe ich mir Hilfe bei einem Therapeuten gesucht, weil ich erhoffe, dass er etwas Licht in das dunkle bringt.

lisbeth hat geschrieben: Di., 17.12.2019, 17:44Kannst du über diese innersten Sehnsüchte reden?
Was genau verstehst du darunter? Ich selber habe nicht das Gefühl, dass ich mit meinem Therapeuten nicht über alles sprechen kann. Allerdings kann es immer einen unterbewussten Anteil geben, zu dem ich keinen Zugang habe, aber das hat weniger mit meiner Einstellung zu tun, die ich erlebe.

lisbeth hat geschrieben: Di., 17.12.2019, 17:44[...]Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich die Dinge dann auch anfangen in Bewegung zu setzen. Vielleicht sogar schneller als dir lieb sein mag.
Woran würde ich merken, dass sich was in Bewegung setzen würde? Es fühlt sich halt nicht so an. Für mich fühlt es sich zur Zeit zwar so an, als ob sich langsam ein gutes Vertrauensverhältniss zum Therapeuten einstellt, aber es ist viel weniger so, dass ich bisher irgendeine Erkentniss erlangt habe, die ich bisher nicht wusste oder die für mich hilfreich ist. Für mich fühlt es sich auch so an, als ob so eine Therapie, wie ich sie zur Zeit erfahre, lediglich davon zährt, dass meine Themen und Gedankengänge moderiert werden, aber wenn ich es schaffen würde mich jede Woche mit einer interessierten Freundin zu treffen, dich sich dann 1 Stunde lang meine Gedankengänge anhört und dazu auch nachfragen stellt zu den Themen, dass ich dann auch genau so viel über mich erfahren würde.

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lisbeth
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Beitrag Mi., 18.12.2019, 08:31

_leer_ hat geschrieben: Di., 17.12.2019, 21:09 Es gibt mir einfach eine Hilfestellung, dass ich weiter komme und neue Impulse für meine Gedankengänge bekomme und Zusammenhänge erkenne. Warum gehe ich zu einer Therapie? Ich möchte wissen, warum ich bestimmte Gefühle, die mich negativ belasten, immer wieder bekomme, da ich gerne mit diesen Umgehen möchte.
Das ist aber rein auf der Kopfebene. Das Wissen allein verändert rein gar nichts, meiner Erfahrung nach. Anstatt wissen zu wollen, warum du bestimmte Gefühle immer wieder hast, könnte es ja auch die Möglichkeit geben, dass du möchtest, dass sich dein Erleben innerhalb dieser Gefühle verändern sollte. Dafür müsstest du dich aber auch ein Stückweit vom rein Kognitiven fortbewegen.

Dieses Erleben innerhalb der Gefühle materialisiert sich (für mich zumindest) oft an den anderen Personen, in den Beziehungen. Noch nicht mal, was sie unmittelbar sagen oder machen, sondern an dem was ich ihnen zuschreibe und in meiner Vorstellung überstülpe. Das ist sozusagen meine Brille, durch die ich meine Umwelt und die Beziehungen betrachte, und die Vieles verzerrt und daher manches Gefühlserleben für mich auch problematisch macht.
_leer_ hat geschrieben: Di., 17.12.2019, 21:09 Da ich aber selber nicht auf die Lösung komme, weshalb diese Gefühle immer wieder auftreten, habe ich mir Hilfe bei einem Therapeuten gesucht, weil ich erhoffe, dass er etwas Licht in das dunkle bringt.
Vielleicht musst du deine Frage(n) anders stellen, damit du eine Antwort findest? Ich meine jetzt nicht dem Therapeuten gegenüber, dass er dann antworten wird, sondern dass deine Fragestellung auf mich schon so wirkt, als ob die Antwort am Ergebnis auch nichts ändern wird. Und auch hier: Der Therapeut soll dir bitteschön die "Lösung" anbieten. Es gibt keine "Lösung", warum bestimmte Gefühle auftauchen. Sie tauchen auf. Punkt. Manchmal gibt es Auslöser, manchmal nicht. Den Auslöser zu kennen, ändert noch gar nichts. Manchmal kann man den Auslöser vermeiden. Das kann dann wiederum dazu führen, dass man irgendwann dann alles vermeidet. Kann irgendwie nicht die Lösung sein, finde ich.

Eine analytische Therapie passiert ganz stark auf der Beziehungsebene. Das was zwischen dir und dem Analytiker passiert. Deine ganz subjektive Sicht der Dinge. Das macht Angst, weil man sich ziemlich entblößt fühlt. Das ist ziemlich ernüchternd, weil du immer wieder damit konfrontiert wirst, dass deine subjektive Sicht eben genau das ist: subjektiv. Was nicht heißt, dass sie verkehrt ist, aber du erlebst auch immer wieder, dass das Gegenüber eine andere Haltung einnimmt.

So wie ich dich wahrnehme, bewegst du dich auf einer ganz anderen Ebene. Du willst die "Fakten". Und die soll der Therapeut dir bitteschön liefern. Fertig als Paket. Und dann soll alles in Ordnung sein. Wenn du dir so sicher bist, dass die Fakten dir weiterhelfen, dann würde ich an deiner Stelle auch mal überlegen, ob diese Therapieform für dich die richtige ist. Denn dort in der Analyse wird es diese "Fakten" für dich nicht geben. Das ist so, als ob du beim Metzger ein Brot kaufen willst. Beim Metzger kannst du alles mögliche andere bekommen, aber für ein Brot solltest du zum Bäcker gehen.

Oder es gäbe noch die Möglichkeit, dass du dich so an diese Fakten klammerst, weil alles andere viel zu viel Angst macht, was auf der Beziehungsebene passiert. Oder du das einfach nie kennengelernt hast. Und dass du dich an die Fakten klammerst um dem, was Angst machen mag, auszuweichen.
Ob davon was zutrifft, wirst du selbst am besten wissen.
_leer_ hat geschrieben: Di., 17.12.2019, 21:09 Woran würde ich merken, dass sich was in Bewegung setzen würde?
Ich kann nur sagen, woran ich das für mich gemerkt habe: Es ging mit der Analytikerin auf einmal auch um Konflikte, Auseinandersetzungen. Es ging darum, was ich mir von ihr wünsche, erwarte. Und da weiß ich auch, dass sie mir realistisch betrachtet, diese Erwartungen nicht erfüllen kann und wird, aber gleichzeitig macht es für mich Sinn, diese Erwartungen mal anzuschauen und genauer zu betrachten. Weil diese Erwartungen im Alltag mein Erleben prägen, meine Wahrnehmung beeinflussen. Weil diese (oft unausgesprochenen) Erwartungen das sind, über das ich im Alltag und in den Alltagsbeziehungen ganz oft stolpere. Es ging um Gefühle. Die von ganz früher sind, und eigentlich mit der Analytikerin als Person wenig zu tun haben, aber die sich auf einmal an der Analytikerin (und dem, was sie sagte und tat) festmachten.

Bewegung kam dadurch, dass ich angefangen habe, in den Stunden Dinge anders zu machen. Die Analytikerin ist relativ konstant geblieben. Aber ich habe mich mehr gezeigt, mehr von dem gezeigt, was ich sonst niemandem zeige. Und vielleicht auch mir selbst zeige.,
Das ist alles verdammt unbequem und schmerzhaft und sind beileibe in der Regel keine glorreichen Aha-Momente, wo mir ein Licht aufgeht. Sondern es hat auch mal geknallt, es gab auch mal Stunden, die völlig offen geendet sind, wo ich mich gefragt habe, wie es überhaupt weitergehen kann zwischen uns. Und gleichzeitig ist da die Erfahrung, dass die Analytikerin für mich da ein Gegenüber ist, dass sie mich ernstnimmt, dass sie mich nicht kleinredet, auch wenn sie eine andere Haltung hat, dass sie konstant da ist als Gegenüber (was etwas ist, was ich früher nie hatte). Und das ist für mich die neue Erfahrung, das unmittelbare Erleben, das dann auch so manches im Alltag verändert. Nicht die Erkenntnisse an sich.

Ich glaube fast, du bist so sehr auf deine Erkenntnisse, die du suchst, fixiert, dass du all das andere, was der Analytiker dir auf der Beziehungsebene anbietet, gar nicht wahrnimmst?
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Shukria
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Beitrag Mi., 18.12.2019, 09:12

Ich frage mich eher, du hast ja klare Erwartungen und Vorstellungen, warum besprichst du nicht lieber mit deinem Therapeuten noch mal ob und wie die Analyse dir hierbei helfen kann.

Und zwar indem ihr noch mal über die Rahmenbedingungen redet auf Augenhöhe. Irgendwas müsst ihr doch besprochen haben vor Beginn, wie Anayse abläuft, wie du merken kannst das sie fruchtet, ob sie/er deine Erwartungen erfüllen kann bzw wie deine Ziele erreicht werden können mit ihm bzw der Methode.

Und dann kannst du dich ja immer noch entscheiden bei ihm den Analyseprozess fortzuführen oder sein zu lassen.

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stern
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Beitrag Mi., 18.12.2019, 13:09

_leer_ hat geschrieben: Di., 17.12.2019, 21:09 Ich möchte wissen, warum ich bestimmte Gefühle, die mich negativ belasten, immer wieder bekomme, da ich gerne mit diesen Umgehen möchte. Ich denke aber, dass ich dazu Hintergründe brauche, weshalb diese Gefühle auftauchen, damit ich mir neue Strategien erarbeiten kann, um meine Gefühle zu verbessern. Zudem würde ich durch das Hintergrundwissen auch besser verstehen können, was ich möchte, da ich zumindest Ideen hätte, was genau die Auslöser sein könnten, die zu diesen Gefühlen führen. Da ich aber selber nicht auf die Lösung komme, weshalb diese Gefühle immer wieder auftreten, habe ich mir Hilfe bei einem Therapeuten gesucht, weil ich erhoffe, dass er etwas Licht in das dunkle bringt.
Ganz allgemein würde ich sagen, wenn man das Gefühl hat, eine Therapie hilft einen nicht weiter, läuft etwas schief - egal, was genau dafür ursächlich ist. Außer es ist noch Therapiebeginn . Und an der Stelle bin ich Verfechter davon, dass das zunächst in die Therapie gehört... und es nichts bringt, damit zu vergleichen, wie es bei anderen läuft. Eine Therapie ist individuell und ich kann mich oft auch nicht damit identifizieren, wenn es heißt, Therapie xy läuft so und so... und yz ganz anders, nämlich so und so. Hängt halt auch davon ab, was man mitbringt, was Ziele sind und selbst innerhalb eines Verfahrens gibt es verschiedene Vorgehensweisen.

Und zu obigem: Halte ich für ein berechtigtes Anliegen, emotionale Muster (sage ich mal) besser zu verstehen, wenn Bedarf vorhanden ist. Verstehe heißt dabei nicht Kopfübung (oder Abspaltung von Gefühlen), sondern genau gegenteilig: so eine Art von emotionalem Verstehen... also beides ist wichtig. Grds. besteht ja auch emotionaler Zugang (emotionale Muster)... und nun wünschst du dir, diese Muster durchbrechen zu können. Und danach würde ich auch gehen: Was sind deine Ziele. Und NICHT, was erzählen andere von ihrer Therapie... nach Stunde 30 sollte man so und so weit sein... und irgenwann tischt der Therapeut knallhart auf, was zu ändern ist und ansonsten geht es um xyz. Mag bei anderen so laufen, hat aber nichts mit deiner Therapie zu tun... in der du selbst schaust und mit-gestaltest, was dir wichtig ist.

Und na klar, ist man auch darauf angewiesen, was vom Therapeuten zurückkommt. Nur weil jemand Analytiker ist, sagt das nichts über die Qualität aus... also ich habe selbst manche erlebt, bei denen ich mir keine Therapie hätte vorstellen können bzw. Rückmeldung kamen, die ich selbst entwickelt und schon x mal durchgegangen sind. Und manchmal ist es auch so, dass Patienten die Therapie nicht nutzen können. Wie es sich bei dir verhält: Keine Ahnung. Aber ich würde deine Bedenken zunächst ansprechen.

(nicht alle Antworten gelesen)
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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_leer_
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Beitrag Mi., 18.12.2019, 18:36

lisbeth hat geschrieben: Mi., 18.12.2019, 08:31 Das ist aber rein auf der Kopfebene. Das Wissen allein verändert rein gar nichts, meiner Erfahrung nach.
Wenn man natürlich meint, jetzt weiß ich woran es liegt, weshalb sich etwas immer wieder wiederholt und dann nichts mehr macht, gebe ich dir recht. Allerdings würde es mir mehr Einblick gewähren. Hierdurch hätte ich mehr Verständnis und könnte weitere Gedankengänge durchgehen, die mir neue Sichtweisen ermöglichen.

lisbeth hat geschrieben: Mi., 18.12.2019, 08:31Vielleicht musst du deine Frage(n) anders stellen, damit du eine Antwort findest? Ich meine jetzt nicht dem Therapeuten gegenüber, dass er dann antworten wird, sondern dass deine Fragestellung auf mich schon so wirkt, als ob die Antwort am Ergebnis auch nichts ändern wird. Und auch hier: Der Therapeut soll dir bitteschön die "Lösung" anbieten.
Es gibt doch nicht die Lösung XYZ, die auf jeden zutrifft. Es geht auch nicht darum, dass ich erwarte, dass mir eine Lösung für all meine Probleme geboten wird. Es geht mir viel mehr darum, dass der Therapeut meine Erzählungen analysiert, es aber für sich behält. Er könnte mir zusammenhänge erklären und mir auch neue Sichtweisen ermöglichen. Sichtweisen, auf die ich nicht von alleine komme, da ich mich immer im Kreis drehe. Immerhin gibt es mir so einen Impuls, der es mir ermöglicht ein Problem auch mal von einer anderen Seite zu betrachten. Für mich selber hat das wenig mit Beeinflussung oder vorgeben zu tun und auch nicht damit, dass ich mich darauf ausruhe, dass der Therapeut schon machen wird, sondern eher damit, dass ich in einem Problem voran komme und nicht nur die Gedankengänge durchgehe, die ich sowieso schon selber zu Hause gedacht habe.
lisbeth hat geschrieben: Mi., 18.12.2019, 08:31 So wie ich dich wahrnehme, bewegst du dich auf einer ganz anderen Ebene. Du willst die "Fakten". Und die soll der Therapeut dir bitteschön liefern. Fertig als Paket. Und dann soll alles in Ordnung sein.
Dem widerspreche ich. Begründung, siehe oben.

_leer_ hat geschrieben: Di., 17.12.2019, 21:09 Ich glaube fast, du bist so sehr auf deine Erkenntnisse, die du suchst, fixiert, dass du all das andere, was der Analytiker dir auf der Beziehungsebene anbietet, gar nicht wahrnimmst?
Was genau meinst du damit? Es mag sein, dass ich eine andere Sichtweise habe, wie ich mir es vorstelle, wie eine Therapie funktioniert und deshalb blind bin, für seine Methoden. Auszuschließen ist es nicht, aber es kann auch ganz anders sein, aber vielleicht kannst du das noch einmal erläutern, was genau du damit meinst?

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Kaonashi
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Beitrag Mi., 18.12.2019, 21:39

Ich würd's vielleicht ein allerletztes Mal ansprechen, aber wenn dann weiterhin nichts von ihm kommt, die Therapie beenden. Man könnte zwar auch versuchen, weiter abzuwarten, ob sich irgendwann doch irgendwas tut ohne sein Zutun, aber vielleicht wäre das auch nur Zeitverschwendung und man wäre bei einem andern Therapeuten in der gleichen Zeit schon viel weiter. Manchmal passt es einfach nicht.
Ich finde, ein Therapeut ist ein Fachmann für die Psyche, da soll er von seinem Fachwissen auch was zeigen und nicht den Klienen im eigenen Saft schmoren lassen.
Selbst wenn eine Deutung mal falsch wäre, muss das ja nicht schlimm sein, sofern er dann auch für Widerspruch offen wäre und man weiter darüber reden könnte.

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Beitrag So., 22.12.2019, 13:40

Ich weiß ja, das Wikipedia auch von Laien und jedem anderen verändert werden kann, aber ich habe noch Mal etwas über Psychoanalyse gelesen. Da steht etwas ganz interessantes.

[...]sagt möglichst unzensiert alles, was ihn gerade bewegt bzw. ihm durch den Sinn geht (freies Assoziieren). Der Analytiker sitzt hinter ihm, hört mit einer Haltung „gleichschwebender Aufmerksamkeit“ zu und stellt dem Analysanden, wann immer er einen dafür geeigneten Moment sieht, die während des psychoanalytischen Prozesses erarbeiteten Annahmen zur Verfügung („Deutung“), damit dieser sie seinerseits prüfe.[...]
Wie ich schon sagte, Wikipedia ist höchstens ein Hinweisgeber und vermutlich ist jede Therapie anders, aber es scheint zumindest so in irgendwelchen Fachbüchern und auch an Erfahrungen so zu sein, dass der Analytiker eben doch was dazu sagen "darf", auch wenn er sich streng an das analytische Konzept hält. Aber in meiner Therapie vermisse ich einfach die Deutungen, wo mir mal Sinngemäß gesagt wird, von meinem Therapeuten, "Sie verhalten sich so, weil sie dieses und jenes erhoffen" usw.. Entweder bin ich blind dafür oder sie kommen nicht vor.
Eigentlich war angeregt, dass ich ab Januar jetzt 2x die Woche Therapie haben werde. Ich sehe das als gute Grundlage, dass in der ersten Sitzung direkt anzusprechen und auch direkte Antworten auf meine "Anschuldigungen" einzufordern. Kommen die nicht bzw. es wird wieder nur als Erklärung, sinngemäß, dass er sich nicht einmischen sollte, dann bin ich entweder zu blöd seine Therapieform zu erleben und zu verstehen oder es hilft mir einfach nicht (oder ich bin, wie er schon Mal meinte, einfach zu ungeduldig). So oder so würde ich dann keine Basis mehr sehen, dass mir geholfen wird, weil schon seit ich angefangen habe, dort zu sein, sich für mich keine Verbesserung meiner Probleme eingestellt hat.
Ansonsten, wenn er mich diesmal versteht, was ich möchte (also, wie ich sagte, ich möchte ja nicht, dass er mich beeinflusst, sondern, dass er mir Dinge die ich erzähle Deutete) und wir auch auf den Punkt kommen, dass ich denke dass er es jetzt mehr machen wird, kann ich innerhalb der nächsten 3 Sitzungen (wenn es noch zu diesen kommen sollte), dann sicher gut abschätzen ob sich etwas ändert bzw. es sich für mich hilfreicher anfühlt und wenn nicht, dann denke ich, werde ich erst Mal wieder ohne Therapie dastehen.

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Beitrag Mo., 06.01.2020, 20:29

So, heute hatte ich die erste Stunde in diesem Jahr. Ich habe auch direkt um eine Erklärung gebeten, wie man mit seiner Methode etwas lernen kann, über sich. Eigentlich nichts neues, da er dazu eine Erklärung für nicht sinnvoll erachtet und es deshalb auch keine geben wird, weil man die Theorie halt nicht in die Praxis übertragen kann und mit jedem Patienten individuell umgehen muss. Er hat dann angefangen mich zu fragen, warum eine Erklärung für mich von so großer Bedeutung ist. Ich habe ihm auch erklärt, dass ich gerne offen für seine Methode wäre, aber ich doch für mich überprüfen muss, ob ich damit arbeiten kann bzw. ich verstehen muss, dass es auch für mich Sinnvoll ist, damit ich auch mit ruhigem Gefühl an die Therapie ran gehen kann und nicht jede zweite Stunde immer wieder das Gefühl haben möchte, dass das ganze zu nichts führt für mich. Ich habe dann auch gesagt, dass ich jetzt erkenne, dass keine Erklärung von ihm kommt und ich habe dann darum gebeten, dass er mir trotzdem Mal ein Beispiel nennt, woran z.B. ein Patient bei ihm, der die Methode als Erfolgreich angesehen hat, erkannt hat dass es ihm Hilft. Auch hierauf wieder keine richtige Antwort, sondern nur die Aussage, dass das doch ein ganz anderer Mensch sei und das gar nichts mit mir zu tun hätte.

So, ich möchte jetzt auch gar nicht mehr hören, ob ich da aufhören soll oder nicht. Mich würde tatsächlich interessieren, von jemanden der so eine Analytische Therapie gemacht hat, wie man denn aus so einer Methode was lernen kann. Gerne auch Mutmaßungen dazu, auch von Leuten, die nicht in einer Analyse waren. Ich bitte auch um Vermutungen, warum es sinn machen kann, dass man meine Fragen nicht genau beantwortet. Macht so etwas sinn?

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Mondmann
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Beitrag Di., 07.01.2020, 22:14

ich habe dann darum gebeten, dass er mir trotzdem Mal ein Beispiel nennt
In der Analyse (wie ich sie kenne) ist "alles" Beziehung und "alles" Therapie. Das fängt, auf die jeweilige Stunde bezogen, bereits vor der Haustür an und endet auf dem Nachhauseweg - zum Beispiel: die Frage, wann du klingelst, wie du klingelst, wie du die Treppen hochläufst, ob du vorher, mittendrin oder nachher aufs Klo gehst, wie du die Tür "handhabst", wie du die Hand gibst - und eben auch: ob du um "Beispiele" bittest. Das Thema ist dann für den Analytiker nicht: "Aha, Frau XY möchte, dass ich ihr ein Beispiel nenne, also nenne ich ihr eines" (das wäre nicht analytisch), sondern das Thema ist: "Frau XY ist offenbar in der Beziehung zu mir sehr unsicher und braucht ständige Rückversicherung".

Wenn er dir diese Versicherungen gibt, ist erstens nichts analysiert und zweitens nichts gewonnen, denn auf diese Weise würdest du immer dieselben Inszenierungen durchführen und immer denken: "Der Analytiker ist nur solange gut, wie er es mir beweisen kann". - Ich vermute mal, du hast im Alltag auch Probleme mit dem Vertrauen, und wenn das so ist, dann ist es nur "logisch", dass die auch bei euch auftreten und durchgearbeitet werden müssen.
wie man denn aus so einer Methode was lernen kann
Ich glaube tatsächlich, dass man nur dann etwas dabei lernen kann, wenn man sich darauf einlassen kann und mag, so grundsätzlich. Im Detail klappt das womöglich nicht immer, aber dann sollte auch das Nicht-Klappen irgendwann verstanden werden, was allerdings Jahre dauern kann. Ich hab noch nach Jahren, vor wenigen Monaten, auf die Frage des Therapeuten, ob ich verlängern möchte, geantwortet: "Ich renne Ihnen nicht hinterher und mache das nur, wenn Sie sich darauf einlassen können". Tage später erst fiel mir auf, wie bescheuert meine Antwort war, aber in dem Moment konnte ich nicht anders. Es wäre aber unsinnig gewesen, wenn der Therapeut dann gesagt hätte: "Natürlich lasse ich mich auf Sie ein" - denn dann hätte ich es nicht verstehen können. Im Moment seiner Antwort aber (und das ist nur ein Beispiel von vielen), als er auch so ausweichend antwortete, nahm ich an, das sei Ablehnung. Das alles ist aber wichtig.

Wenn man mit dieser Form der Beziehungsgestaltung nicht klarkommt, ist das vermutlich verschenkte Energie. Es ist vollkommen legitim, festzustellen, dass man mehr konkreten Kontakt braucht und mehr über konkrete Vereinbarungen redet und sich nicht damit beschäftigt, warum der Patient jetzt dies oder jenes gesagt hat. Manche Menschen brauchen es, dass sie, sozusagen, 1:1 auf einer bestimmten Ebene, also auf Augenhöhe, interagieren. Und anderen Menschen würde das nicht helfen.

Letztlich kannst das nur du selbst wissen, ob du dich darauf einlassen willst.

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Kaonashi
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Beitrag Di., 07.01.2020, 22:21

Für mich klingt diese Beschreibung, als würde der Therapeut da nur Spielchen mit einem spielen, statt klar und direkt zu kommunizieren. ::? Klingt für mich völlig bescheuert. Aber zum Glück mache ich ja auch keine Analyse.

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Beitrag Mi., 08.01.2020, 06:57

Mondmann hat geschrieben: Di., 07.01.2020, 22:14Wenn er dir diese Versicherungen gibt, ist erstens nichts analysiert und zweitens nichts gewonnen, denn auf diese Weise würdest du immer dieselben Inszenierungen durchführen und immer denken: "Der Analytiker ist nur solange gut, wie er es mir beweisen kann". - Ich vermute mal, du hast im Alltag auch Probleme mit dem Vertrauen, und wenn das so ist, dann ist es nur "logisch", dass die auch bei euch auftreten und durchgearbeitet werden müssen.
Es ist tatsächlich so, dass mich diese Situation sehr stark an etwas Vergangenes erinnert, wo ich damals einfach nur eine Antwort gebraucht hätte, egal ob sie für mich positiv oder negativ gewesen wäre. Diese Antwort wurde mir aber bis heute verweigert und es hat mich nachhaltig beeinflusst, damals keine Antwort bekommen zu haben.
Ist es wirklich sicher, dass der Therapeut so weit denkt, dass er genau diese Situation mit Absicht herbeiführt, um mich diese Gefühle durchleben lassen zu müssen?
Mein Therapeut hat letztendlich auch so reagiert, als hätte ich durch meine Fragerei, ohne dass ich es bemerkt hätte, seine Art zu arbeiten und seinen Berufsstand sehr stark kritisiert. Dabei habe ich eigentlich nur nicht verstanden, wie eine Psychoanalyse funktioniert. Hat er mich nun wirklich missverstanden und sich kritisiert gefühlt und gibt mir deshalb aus trotz keine Antwort gegeben oder ist er einfach ein guter Schauspieler, der mich die oben genannte Situation noch einmal durchleben lassen möchte?

Mondmann hat geschrieben: Di., 07.01.2020, 22:14
wie man denn aus so einer Methode was lernen kann
Wenn er dir diese Versicherungen gibt, ist erstens nichts analysiert und zweitens nichts gewonnen, denn auf diese Weise würdest du immer dieselben Inszenierungen durchführen und immer denken: "Der Analytiker ist nur solange gut, wie er es mir beweisen kann".[...]
Ich bin ja 100% offen zur Psychoanalyse gegangen und wäre auch heute noch gerne bereit mich dem offen zu stellen. Ich verstehe einfach nicht, was daran so schädlich oder schlimm ist, in der Psychoanalyse zu erfahren, wie die ganze Methode funktioniert. Du hast doch schon eine super Erklärung abgegeben und ich rede auch immer wieder mit einer Freundin über meine Therapie und auch sie hat gestern auch einen Erklärungsversuch abgegeben, warum sich der Therapeut so verhalten könnte. Das sind für mich wirklich auch erhellende Erklärungen und ich habe (auch wenn diese Erklärungen natürlich auch nicht richtig sein müssen), tatsächlich viel mehr Zugang dazu und kann dadurch viel besser verstehen, dass es durchaus sinn machen kann. Ich denke sogar, es wäre sehr hilfreich, wenn er mir einmal in Ruhe erklären würde, wie das ganze funktioniert. Ich erhalte von ihm, meiner Meinung nach, nicht einmal die Chance mich wirklich darauf einlassen zu können. Würde er mir einmal eine Erklärung abgeben, wie seine Methode/Psychoanalyse funktioniert bzw. wie man als Patient daraus etwas lernen kann, würde ich auch viel besser viele Zusammenhänge verstehen und wir könnten uns die nächsten Stunden auf das wesentliche konzentrieren, statt dass ich ständig darüber nachdenke, inwiefern ich was lernen kann, aus dem was in der Therapie passiert. Das wäre für mich tatsächlich auch eher die Energie an der falschen Stelle und ich hätte dann auch gar keine Energie mehr über, noch über andere Gefühle und Gedanken nachzudenken.

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Beitrag Mi., 08.01.2020, 06:59

Mondmann hat geschrieben: Di., 07.01.2020, 22:14Wenn man mit dieser Form der Beziehungsgestaltung nicht klarkommt, ist das vermutlich verschenkte Energie. Es ist vollkommen legitim, festzustellen, dass man mehr konkreten Kontakt braucht und mehr über konkrete Vereinbarungen redet und sich nicht damit beschäftigt, warum der Patient jetzt dies oder jenes gesagt hat. Manche Menschen brauchen es, dass sie, sozusagen, 1:1 auf einer bestimmten Ebene, also auf Augenhöhe, interagieren. Und anderen Menschen würde das nicht helfen.

Letztlich kannst das nur du selbst wissen, ob du dich darauf einlassen willst.
Ok, dieses Gefühl wird mir hinterlassen, dass ich einfach weniger für die Analyse geeignet bin, aber ich denke, dass hat einfach mehr damit zu tun, dass ich einfach komplett im dunklen darüber gelassen werde, wie ich was aus seiner Methode lernen kann. Würde ich das wissen haben, dann wäre es einfach was ganz anderes. Es ist also eher mein Eindruck, dass ich es einfach nicht verstehe und nicht, dass unbedingt nur eine andere Methode für mich besser wäre. Eine andere Methode hat sich in den letzten Jahren im übrigen auch nicht als wirklich hilfreich für mich herausgestellt. Es ist also auch nicht so, dass ich zum ersten Mal in einer Therapie bin, sondern habe schon viel gemacht inkl. Klinik Aufenthalt und mir wurde auch schon vor 8 Jahren mehrmals zu einer Analyste geraten und als mir letztes Jahr schon wieder dazu geraten wurde, habe ich dann gesagt, ich mache dann halt mal eine und werde mich auch darauf einlassen.

Kaonashi hat geschrieben: Di., 07.01.2020, 22:21Für mich klingt diese Beschreibung, als würde der Therapeut da nur Spielchen mit einem spielen, statt klar und direkt zu kommunizieren. ::? Klingt für mich völlig bescheuert. Aber zum Glück mache ich ja auch keine Analyse.
Du meinst also er reagiert völlig unprofessionell? Würde für mich bedeuten er hat einfach spaß daran, andere Leute zu ärgern oder was genau meinst du damit?

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Philosophia
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Beitrag Mi., 08.01.2020, 07:20

Liebe _leer_, ich denke, er wird dir vielleicht deswegen nicht sagen können, wie Psychoanalyse funktioniert, weil jede Analyse individuell ist. Ich hatte das zum Beispiel mit der Analytikerin von mir: Ich wollte gern wissen, wie so ein Abschied in der Analyse läuft - da ich in Trennungen nicht gut war, wollte ich Sicherheit haben und dass sie mir sagt: "Ich mache das so und so." -Aber hat sie nicht - in keinster Weise. Das hat mich sehr geärgert, aber im Grunde weiß ich jetzt - sie hätte es mir wirklich nicht sagen können, es war wirklich individuell - genau wie es mein ganzer Weg in der Analyse war. Gerade die Stellen, wo ich erstmal nix kapierte, stellten sich für mich gerade im Nachgang als gewinnbringend heraus. Für mich war es wichtig, dass ich durch die Analyse lernte, mich selbst zu verstehen - und das immer mehr unabhängig von der Analytikerin. Das ging übrigens bei mir auch am besten durch Wiederholung alter Themen - und nein, das hat sie nicht forciert, das entstand von ganz alleine. Ich hab es auf sie übertragen und wir haben damit gearbeitet. Dass das so gelaufen ist, hab ich erst später sehen können und wollen - denn: ich wollte nie und nimmer was auf sie übertragen. Ich denke jedenfalls nicht, dass deiner da was mit Absicht macht. Es kann aber sein, dass er die Rolle, die du ihm zuweist, erst einmal annimmt, damit ihr das, wenn es sich mehr und mehr zeigt, besser verstehen könnt. Und es scheint ja da tatsächlich was altes hochzukommen. Damit könnt ihr dann arbeiten.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Beitrag Mi., 08.01.2020, 10:27

Es ist tatsächlich so, dass mich diese Situation sehr stark an etwas Vergangenes erinnert, wo ich damals einfach nur eine Antwort gebraucht hätte, egal ob sie für mich positiv oder negativ gewesen wäre. Diese Antwort wurde mir aber bis heute verweigert und es hat mich nachhaltig beeinflusst, damals keine Antwort bekommen zu haben.
Dieses Bewusstmachen, dass es sich um etwas Vergangenes handelt, ist doch schon mal sehr gut und wichtig: Analyse "funktioniert" so, dass du jetzt feststellst: Mist, damals wurde mir die Antwort nicht gegeben, also suche ich sie in neuen Beziehungen, so auch in der Beziehung zum Analytiker. Dann merkst du wieder: Mist, der gibt mir die Antwort - von damals - immer noch nicht. Und dann willst du ihm das vorwerfen und ihn verantwortlich machen und ihn "nötigen", dir zu antworten, aber eigentlich ist es wirklich was Altes. Und da rauszukommen, ist das Durcharbeiten: dass du irgendwann merkst: Die Antwort des Vergangenen werde ich nie bekommen; aber ich kann damit abschließen und mir künftig Beziehungen suchen (nicht die zum Therapeuten), in denen ich anständig behandelt werde.

Das, was du damals gebraucht hast, kann dir heute niemand mehr geben! Im Grunde ist das schon der erste Schritt Richtung Heilung.
Ist es wirklich sicher, dass der Therapeut so weit denkt, dass er genau diese Situation mit Absicht herbeiführt, um mich diese Gefühle durchleben lassen zu müssen?
Nein, nicht er führt sie herbei, sondern du bzw. wir ;) Es fühlt sich nur so an, als sei es sein Werk - das nennt sich "Projektion".
Ich verstehe einfach nicht, was daran so schädlich oder schlimm ist, in der Psychoanalyse zu erfahren, wie die ganze Methode funktioniert.
Du sollst nicht verstehen, wie sie funktoniert, weil sie dann nicht mehr funktionierte. Das ist wie bei einem Zaubertrick. Wenn du weißt, wie der Trick funktioniert, ist die Magie weg. Und PA wird häufig mit "Magie" gleichgesetzt, weil es tatsächlich auch für Therapeuten rätselhaft ist, wie das Ganze funktioniert. Das plant man nicht, sondern man inszeniert es scheinbar automatisch, und das Spannende daran ist eben, dass auch der Therapeut überrascht wird (jedenfalls sollte das hin und wieder so sein) und ihn das zum Nachdenken und Verstehenwollen anregt.
(...) würde ich auch viel besser viele Zusammenhänge verstehen und wir könnten uns die nächsten Stunden auf das wesentliche konzentrieren
"Ihr" sollt euch gar nicht auf das "Wesentliche" konzentrieren; in der PA läuft es einfach so, ohne dass man sich konzentriert. Du sollst sagen, was dir durch den Kopf geht oder was du spürst. Darauf kann und soll man sich nicht effizient vorbereiten. Du "musst" lernen, loszulassen. Und vielleicht ist das schon dein Thema: das Festklammern an "roten Fäden".

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Mondmann
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Beitrag Mi., 08.01.2020, 10:34

dass ich einfach weniger für die Analyse geeignet bin
Die Eignung ist ja nicht in Stein gemeißelt; vielleicht bist du einfach nur ein harter Brocken. Du denkst ja nach, und das ist erst mal das Wesentliche. Ungeeignet wären Leute, die nur zur Therapie gehen und sich berieseln lassen oder die nur ihren Frust abladen wollen ("immer sind alle doof, nur ich bin ein armer, guter Mensch") und die daran auch nichts ändern wollen. Das ist ja bei dir nicht so.
Würde ich das wissen haben, dann wäre es einfach was ganz anderes
Glaub mir: Das ist nur eine Illusion. Dazu bist du zu "fixiert" auf das Wissenwollen. Das klingt ein bisschen, als wenn ein Hypochonder sagt: "Machen Sie nur noch das eine MRT; danach, wenn ich dann weiß, dass ich keinen Hirntumor habe, kann ich endlich mein Leben anfangen". Ein Analytiker würde niemals dieses Befriedigung geben; er würde dich in der Tat, so fühlt es sich an, zappeln lassen (aber er muss dabei mitzappeln) - und die Frage, ob du das Zappelnlassen aushältst (es gibt Leute, denen man damit schaden würde), die muss er vorher für sich geklärt haben (soweit das eben möglich ist). Dazu wird das "Strukturniveau" bestimmt, also die Frage, wie du Grenzen aushältst oder wie du Kontakt herstellst usw.
ich mache dann halt mal eine und werde mich auch darauf einlassen.
Das kann man sich nicht selbst verordnen. Du bist doch schon auf dem Weg.

Was passiert denn, wenn du ihm deine Zweifel so mitteilst, dass du offenlässt, ob er antwortet? Das konnte ich erst nach Jahren: erzählen, ohne irgendwie die Erwartung zu haben, er müsse verbal reagieren. Du könntest sagen: "Ich fühle mich so hängengelassen" usw. und dann weiterdenken und weiterspüren, ohne zu erwarten, dass er sagt: "Aber nein, ich lasse Sie nicht hängen".

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