Sie an den Feiertagen stören, unverschämt?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Anna-Luisa
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 11:36

Waldschratin hat geschrieben: Mo., 04.02.2019, 11:08 Und wenn "Rücksichtnahme" eben das größte Problem des Klienten ist, das es gilt, in der Therapie anzugehen?
Dann ist das so. Deswegen sehe ich letztlich auch die Verantwortung des Therapeuten darin, den Patienten nicht darin zu bestärken, dass diese Störungen okay sind.

Obwohl ich relativ neu im Forum bin, las ich schon öfter von Usern, die froh waren, ihren Therapeuten ständig kontaktieren durften. Die froh waren, wie liebevoll er auf sie einging. Die die Menschlichkeit des Therapeutens schätzten, der nicht auf die Uhr sah. Sich aus dem Urlaub nach ihnen erkundigte. Verlängerungen noch und nöcher durchsetzte. Und.... der sie "im Stich ließ", bzw. sich mit allerbesten Wünschen verabschiedete.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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Waldschratin
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 11:44

Anna-Luisa hat geschrieben:Dann ist das so. Deswegen sehe ich letztlich auch die Verantwortung des Therapeuten darin, den Patienten nicht darin zu bestärken, dass diese Störungen okay sind.
Ich bin ja nun auch kein emotionales Weichei und recht "fordernd" und strategisch-diszipliniert grade mit mir selbst unterwegs, aber das ist selbst mir schlichtweg zu hart und starr.
Hätte ich so nen Therapeuten, würde ich davon ausgehen, dass ER die größeren Probleme zu bearbeiten hat. :->

Ich verstehe schon, was du meinst. Und da bin ich auch bei dir. Aber es gibt halt auch jede Menge "Zwischentöne", nicht nur schwarz oder weiß.

Weitaus mehr bin ich aber bei dem, was Gedankentanz geschrieben hat! :ja:

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Anna-Luisa
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 11:53

Ich erwarte ja auch nicht, dass andere meine Meinung teilen. Aber hätte mir meine Therapeutin mir angeboten sie privat zu kontaktieren oder mich aus dem Urlaub anzumailen wäre ich weg gewesen.

Allerdings habe ich festgestellt, dass viele es generell für selbstverständlich hielten, Menschen aus sozialen Berufen jederzeit kontaktieren zu dürfen. Schon oft wurde beanstandet, dass meine Kollegen und ich in keinem Telefonverzeichnis stehen. Andere Erzieher/Sozialpädagogin u.ä. wären schließlich auch erreichbar.

Es wundert mich nicht, dass in sozialen Berufen die Burn out- Quote besonders hoch ist.
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Gedankentanz
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 11:55

Starre, ist des Entwicklungs Tod.
Wenn sich zwei zu einem Spaziergang treffen, der eine sich aber nicht vom Fleck bewegt, wird daraus nie ein Spaziergang. Ob er aber ein guter wird, wenn beide gehen, kommt auf die Beiden an. Ob sie sich aufeinander einlassen können. Und selbst wenn man den Weg schon 20 mal mit 20 verschiedenen Menschen gegangen ist, so wird der Spaziergang nie der gleiche sein. Denn jeder sieht und entdeckt was anderes, neues, vorher nicht wahrgenommenes.
Sind wir uns über den Weg einig, dann können wir los und schauen was er für uns bereit hält.
Meine subjektive Betrachtensweise...
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken ::?

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Waldschratin
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 12:07

Anna-Luisa hat geschrieben:Allerdings habe ich festgestellt, dass viele es generell für selbstverständlich hielten, Menschen aus sozialen Berufen jederzeit kontaktieren zu dürfen.
Das stell ich auch immer mehr fest. Seh es aber als Folge einer generell immer häufiger vorhandenen Anspruchshaltung, aus ner "Verwöhntheit" raus, die unsere Lebensumstände inzwischen halt mit sich bringt.
Alles ist jederzeit in allen möglichen Varianten zu bekommen.
"Mensch" sieht sich als Nabel der Welt, um den sich alles zu drehen hat.
Frustrationstoleranz ist nicht nur ein Fremdwort geworden, sondern zeichnet einen langsam schon als Nerd aus, wenn man es nur ausspricht, dieses Wort. :->
"Verzicht" ebenso.

Ich merk das schon auch, dass sehr viele immer noch mit der Haltung eines Dreijährigen unterwegs sind - und da sprech ich jetzt gar nicht von Klienten mit Problemen und Störungen.
Wie viel mehr also wird das grade bei Leuten mit irgendwelchen Entwicklungsstörungen und -Verzögerungen sein?

Aber weißt du was? DIE haben wenigstens erkannt, dass was nicht passt und sie Hilfe brauchen und Nachentwicklung, weshalb sie in Therapie gehen.

Dass sich dort erstmal in der Beziehung zum Thera dergleichen reaktiviert und "zeigt", das soll doch aber auch so sein! Sonst kriegt mans ja als Betroffener gar nicht ins Bewusstsein.
Wenn der Thera da dann aber lediglich rigoros streng "einfordert", finde ich das eben einen zu harten Weg.
Da ist es doch besser, auf die ganz individuellen Umstände und Möglichkeiten, bei Klient und Thera gleichermaßen, draufzugucken und das beiden Dienlichste draus zu basteln.
Fehler natürlich inbegriffen.

Und dass man als Klient sowieso immer achtsam und reflektierend dem Thera und dem Therapieprozess gegenüber sein sollte, find ich auch wichtig. Wie du schon sagst : Man ist ja erwachsen.

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stern
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 12:21

Ja, natürlich ist das externe Emotionsregulierung. Könnte man es schon selber, bräuchte man doch gar nicht erst Therapie. Also warum soll das per se "was Schlimmes/Ungehöriges" sein
Ach, du bist die TE, die ich fragte, weil du stellvertretend antwortest? ;) Ich schrieb btw. nichts von schlimm, sondern fragte (mich), was man auf 10 Seiten schreibt, insbes. wenn wie oben die externe Emotionsregulierung strikt abgelehnt wird (von der TE selbst btw.). Da kann man ja mal nachfragen... weil... klingt einiges widersprüchlich.
Liebe Grüße
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Waldschratin
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 13:29

Stern, ich antworte nicht stellvertretend, ich hab aber mich erdreistet, meinen "Senf" dazuzugeben.
Solls geben in nem ganz normalen Thread. :roll:

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Philosophia
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 13:46

Ich frag mich halt nur immer, wie sich diejenigen das vorstellen, wie das realisiert werden soll, ohne dass es massive Einschnitte in die Freizeit des Therapeuten gibt. Wie ich mal irgendwann sagte, Ausnahmen bestätigen die Regel. Und ich finds auch voll wichtig Bedürfnisse zu benennen,zu spüren und warum nicht auch realisieren - im Rahmen. Aber wo ist der Rahmen, wenn es mehrfach zu 10SeitenMails kommt. Und es ist doch recht wahrscheinlich, dass dieses Recht auch anderen Patienten zukommt - und wie das dann in der Praxis aussieht...hm. Natürlich ist der Therapeut dafür verantwortlich. Ich finds persönlich aber total problematisch, wenn es dazu führt, dass ein Therapeut mehr arbeitet, als er bezahlt wird.
Nachtrag: und das mit dem Gedanken machen schrieb ich nur, weil viele in solchen Situationen eben doch nur ihr eigenes Leid sehen (sich für andere aufzuopfern zähl ich dazu - Helfersyndrom dient ja auch nur zur eigenen Aufwertung). Nur sich selbst zu sehen ist genauso unsinnig wie sich aufzuopfern. Es geht mir nicht darum, die Therapeutenbedürfnisse sehen zu müssen - aber ein Gefühl fürs Maß und ja auch die Realität zu entwickeln.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer


Waldschratin
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 14:24

"Entwickeln" ist für mich DAS Stichwort, liebe Philo! :ja:
Wenn sowas so massiv-massig stattfinden "muss" und darf in ner Therapie, dann find ichs auch nur sinnvoll, mit dem Ziel, da möglichst nachhaltig "rauszuwachsen" als Klient.
Da braucht der eine halt länger als der andere, aber vom Prinzip her wäre das für mich auch ein Anhaltspunkt dafür, ob der Thera zu sehr verstrickt drin ist oder noch alles im Griff hat, ob er anhaltend auf dieses Ziel hinarbeitet.
Heißt praktisch : Dem Klienten immer wieder "Handwerkszeug" anbietet bzw. beibringt zur Selbstregulation, immer wieder es thematisiert und in den Fokus rückt.

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Philosophia
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 15:25

Ja, liebe Wald, aber ich finde halt, dass diese Extraleistung eben auch vergütet werden sollte (aber das hatten wir schon mal im nem anderen Thread). Weil das ist ja dann quasi "Intensivmedizin".
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Waldschratin
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 15:27

Das find ich auch! :ja:

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Philosophia
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 15:33

Ja... und nun kommt ja das Ding... das passiert eben nicht. Bei Selbstzahlern vielleicht (hatte das mal gelesen hier). Aber ansonsten ist es eine unbezahlte Leistung, eine die dann keine Arbeitszeit mehr ist. Und eben das finde ich problematisch. Unabhängig davon, ob so mancher von uns ne Rundumbetreuung bräuchte. Und ich finde, das sollte ernsthaft gesehen werden.
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stern
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 15:39

Bei 10-Seiten Mails berücksichtigt man den anderen nicht - wenn man nicht möchte, dass das postwendend im Papierkorb verschwindet. Und zwar egal in welchem Kontext. Man stelle sich das im Büro vor. Daher macht sich sicherlich nicht jeder die Mühe, danach zu suchen, worum es geht. Das wirkt auf mich eher wie Auslagern, aber deswegen fragte ich nach... weil Teil 1 des Beitrags für mich deutlich in Kotrast zum 2. Teil steht.

Oder Beispiel Borderline-Krisen: Das wäre ein Faß ohne Boden, wenn ein Therapeut das regelmäßig außerhalb der Zeit auffangen wollte. Das wäre quasi immer dringlich...
Zuletzt geändert von stern am Mo., 04.02.2019, 15:42, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Grüße
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Waldschratin
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 15:41

Philo hat geschrieben: Aber ansonsten ist es eine unbezahlte Leistung, eine die dann keine Arbeitszeit mehr ist.
Soweit ich das von meinem Thera weiß, gibt's da schon ein Budget dafür, irgendwas Richtung Krisenintervention.
Deckt sicher nicht so ne "Ausgiebigkeit" ab, wie die TE sie beschreibt.

Wenn dann ein Thera sowas "unentgeltlich" macht, find ich das auch nicht grade professionell und wenns der Klient mitbekommt, erst recht schädigend.

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Philosophia
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 15:42

@stern: Und vermutlich ist es durchaus auch dann immer dringlich. Aber ich finds dennoch wichtig, dies anzuerkennen: Den eigenen Drang und daneben die Realität.
@wald: nix spricht gegen ne Krisenintervention, das ist ja dann ne Ausnahme
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