Kontakt zu Therapeut außerhalb der Sitzungen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Kaonashi
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Beitrag So., 09.12.2018, 20:24

Geht es denn bei einer Kontaktaufnahme außerhalb der Stunden bei euch immer nur um Situationen, wo ihr Unterstützung wollt oder braucht?
Bei mir nämlich nicht. Für mich ist es ein Teil der Therapie, meine Gedanken in Mails zu schreiben. Es bringt mich und die Therapie voran. Ich mache es nicht, weil ich in einer psychischen Notsituation wäre. Dadurch entsteht auch keine Abhängigkeit.

Meine Therapeutin sagte mir mal nach einer Stunde, ich könnte wieder gerne eine Mail schreiben, aber da ich wusste dass sie Urlaub hat, sagte ich, dass ich sie im Urlaub in Ruhe lasse. Daraufhin sagte sie, das sei ihr Problem, ihre Aufgabe, sich abzugrenzen, ich müsste mir keine Gedanken darüber machen. Ich habe aber trotzdem nichts geschrieben. Urlaub ist Urlaub.

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shesmovedon
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Beitrag So., 09.12.2018, 20:24

Es geht in meinen Augen nicht um eine echte Krise meistens, denn sonst wäre einem egal, wer hilft. Wenn es unbedingt und ausnahmslos nur die Thera sein darf, dann hat das mit Sehnsucht nach dieser zu tun. Denn die Thera kann nicht mehr am Telefon sagen, wie jeder andere. Ganz im Gegenteil, ein Telefonat mit der Thera fällt sicher kürzer aus, als mit dem Krisentelefon.

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Le_na
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Beitrag So., 09.12.2018, 20:31

Schlendrian hat geschrieben: So., 09.12.2018, 20:24 denn sonst wäre einem egal, wer hilft.
DIR wäre es egal, Schlendrian. Schließ doch nicht von dir auf alle anderen...es ist ja okay, wenn das für einen selbst nicht das wahre ist, man es selbst für unprofessionell hält, aber man muss auch nicht seine eigene Ansicht jedem anderen überstülpen.

Kaonashi hat geschrieben: So., 09.12.2018, 20:24 Geht es denn bei einer Kontaktaufnahme außerhalb der Stunden bei euch immer nur um Situationen, wo ihr Unterstützung wollt oder braucht?
Nein, sehr selten. Auch ich schreibe meine Gedanken per Mail und bringe sie auf diese Weise in die Stunde ein...schriftlich ist für mich leichter als mündlich. Oft hilft es, es los zu sein, da brauche ich nichts weiter.
Manchmal "brauche" ich was von ihr, eine kurze Antwort auf eine dringende Frage zur letzten Therapiestunde, irgendwas beruhigendes, wenn ich getriggert wurde in der Stunde. Oder ich frage nach einer Zusatzstunde wenn ich merke, dass es nicht anders geht.
Angerufen habe ich früher nur aus triftigen Gründen: einmal als es zu Gewalt innerhalb der Familie gekommen ist (ich war da 16), einmal als eine Freundin sich das Leben genommen hat und einmal als es mir so schlecht ging, dass ich Suizidgedanken hatte. Und nein, mir war es nicht egal, wer mir in diesen Krisen hilft.


shesmovedon
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Beitrag So., 09.12.2018, 20:33

Ich stülpe niemandem meine Meinung über. Behaupte doch nicht einfach sowas, nur weil ich anderer Meinung wie du bin.

Aber ich bleibe dabei. Wenns einem hundeelend geht, nimmt man jede professionelle Hilfe an. Wenn du schwer verletzt bist bittest du auch nicht nur einen bestimmten Arzt zu rufen.

Vielleicht ging euch allen einfach noch nicht schlecht genug, dass ihr so konkret nur die Thera als Rettung seht (ein Bild, was die Thera möglichst auch nicht annehmen sollte).

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Le_na
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Beitrag So., 09.12.2018, 20:35

Aber ich lese dich so, als würdest du nur weil für dich etwas nicht stimmig ist oder du es so erlebt hast, als allgemeingültig erklären. Vielleicht irre ich mich da auch, dann tut es mir leid. Aber wenn du sagst, wäre es eine echte Krise wäre es EINEM egal wer hilft, dann empfinde ich das als allgemeingültige Aussage. Weil es bei dir so ist, ist es bei jedem so und das stimmt einfach nicht.
Ich kann doch auch nicht sagen, ich werde durch den zusätzlichen Kontakt nicht (mehr oder weniger als sonst) abhängig, deshalb wird das keiner. Oder: Mir hilft das, deshalb hilft das jedem.
Das stimmt einfach nicht, weil wir alle unterschiedlich sind...


shesmovedon
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Beitrag So., 09.12.2018, 20:39

Ich glaube, dass wir nicht kommunizieren können vernünftig, weil ich da schon eine andere Ebene durch meine letzte Therapie erreicht habe.
Ich liebe die Thera und am liebsten hätte ich viel Kontakt mit ihr. Aber so geht das nicht und das ist auch gut so. Demnach freut es mich in einer Krise sie zu hören und nicht wen anderen. Wenns mir aber hundeele geht, da geht es einfach nur noch um Hilfe, egal woher.
Vielleicht unterscheidet sich einfach zu sehr, was wir unter Krisen verstehen.

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Anna-Luisa
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Beitrag So., 09.12.2018, 20:42

Ich denke, dass jede Menge Therapeuten Probleme damit haben sich abzugrenzen - und nicht selten in Kauf nehmen, dass ihre Patienten von ihnen vollkommen abhängig werden. Bestimmt sieht sich manch einer in helfenden Berufen gerne als "Retter". Hat ja erst einmal auch etwas edles.
Aber oft kann man lesen (auch hier im Forum), dass nach Beendigung der Therapie der Katzenjammer beginnt. War der Patient es doch gewohnt, dass er den Therapeuten jederzeit anrufen durfte. Ihm simsen konnte. Im Urlaub schreiben durfte und auch Anrufe am Wochenende tätigen konnte. Oder gar liebevolle Zeilen zur Ermutigung für "zwischendurch" erhielt.

Und dann gilt die Therapie als beendet, und verzweifelte Patienten fragen nach, wie man Fristen umgehen kann. Oder ob eine Sondergenehmigung möglich ist.

Tolle Hilfe!
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)


shesmovedon
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Beitrag So., 09.12.2018, 20:44

Bsp. wenn ich akut suizdal bin oder psychotisch und dann mit der Thera teilen würde, würde sie sagen: gehen sie in die Klinik.
Das weiß ich auch ohne sie bestenfalls, weil die Thera das mit einem 5 Minutengespräch nicht lösen kann.


mio
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Beitrag So., 09.12.2018, 20:47

Du kannst doch nicht wissen, was anderen hilft Schlendrian. Und auch nicht, wie auf andere reagiert werden würde. Vielleicht hattest Du auch einfach nur verdammtest Glück dass da nie eine für Dich unpassende oder sogar schädliche Reaktion dabei war? Oder aber die Reaktion spielt für Dich eine andere Rolle als beispielsweise für mich.

Mir würde ein "Krisentelefon" auf alle Fälle null helfen, zum Einen weil ich in solchen Zuständen nur sehr schlecht telefonieren kann (wohingegen ist einfacher), zum anderen weil mir eine wildfremde Person nur mit "Worten" da einfach nicht helfen könnte. Wenn dann muss das jemand vertrautes sein, jemand der mich kennt.

Ich musste so "Strategien" ja bereits vor der Therapie "entwickeln" weil ich ja bereits vor der Therapie diese Zustände hatte und damit irgendwie umgehen musste um nicht komplett durchzudrehen und da haben mir dann auch eher "korrigierende Bilder" geholfen, einmal zB. ein guter Freund mit dem ich mich spontan aus lauter Angst sonst durchzudrehen auf ein Bier getroffen habe der mir dann einfach "gesagt hat" wie er das wahrnimmt und wie ich bin. Aber das kann kein Fremder, das wäre ja nicht glaubwürdig.

Meine Therapeutin hat mir dann auch nix von irgendwelchen Skills geschrieben die ich anwenden soll wenn sie mir was dazu geschrieben hat sondern sie gab mir dann eher das Gefühl dass ich "sein darf", dass ich "bin" und das auch "kann" oder so. Dass ich ein Recht habe zu leben. Und ich denke das wäre bei einem Telefonat nicht groß anders.

Diese ganzen Pauschalisierungen sind einfach echt Unsinn, Menschen funktionieren nun mal nicht "pauschal alle gleich".

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Le_na
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Beitrag So., 09.12.2018, 20:50

Nun gut, wenn du "schon auf einer anderen Ebene" als ich bist, dann kann ich es mir ja sparen, hier weiter zu schreiben. Dann kann meine Meinung ja gar nicht gleichwertig zu deiner sein...
Man könnte auch einfach stehen lassen, dass wir unterschiedlicher Meinung sind. Punkt.

Und ja, ich werte auch etwas als Krise wenn ich nicht akut suizidal bin. Soweit muss ich es ja nicht kommen lassen um für mich zu erkennen, dass ich in Not bin und mir Hilfe hole. Und da ich die Möglichkeit habe, sei von einer mir nicht fremden Person zu erhalten, tue ich das.


shesmovedon
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Beitrag So., 09.12.2018, 20:51

Ich habe noch nie das Krisentelefon genutzt. Wenn einer von uns gefährdet war, ging ich in die Klinik. was soll die Thera da sagen, außer dass man in die Klinik soll, wenn man akut ist.

Ich denke, dass die hier beschriebenen Krisen nicht wirklich extrem akut sind.


mio
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Beitrag So., 09.12.2018, 20:52

Schlendrian hat geschrieben: So., 09.12.2018, 20:33 dass ihr so konkret nur die Thera als Rettung seht (ein Bild, was die Thera möglichst auch nicht annehmen sollte).
Achso, darum geht es Dir.

Ich sehe meine Therapeutin nicht als meine "Rettung" an, eher als jemanden der mir hilft mir selbst helfen zu können.

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Philosophia
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Beitrag So., 09.12.2018, 20:54

Ich denke einfach mal, sich an die Regeln zu halten, ist einfacher und sicherer. Allerdings ist eine zu große Starrheit sicher auch hässlich - nur, ich denke, dann (also Ausnahmen etc.) muss das halt gut reflektiert werden, warum, wieso, weshalb (eigene Motive beim Therapeuten usw.).
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Thread-EröffnerIn
Pferdefan
Forums-Insider
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Beitrag So., 09.12.2018, 20:55

Bei mir ist es meist eine echte Krise, entweder es droht zu kippen, mich zu verletzen oder weiß nicht Wohin mit mir ,einmal war es sogar in einem massiven Flashback,wo ich echt krasse Dinge schrieb,Und den Inhalt durch meinen Zustand nur halb mitbekam, und da ich mich oft nur durch schreiben meiner Gefühle öffnen kann, schrieb sie dann "es ist gut das sie das schreiben. Was kann ich tun?möchten Sie telefonieren?"


mio
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Beitrag So., 09.12.2018, 21:02

Schlendrian, wenn man derart "akut" gefährdet ist dann gehört man in eine Klinik und nicht in eine ambulante Therapie.

Eine ambulante Therapie setzt voraus, dass ich eine gewisse Grundstabilität mitbringe. Und es kann einem auch sehr schlecht gehen ohne dass man den Wunsch hat sich zu suizidieren und auch dann hat man ein Anrecht auf Hilfe.

Ich denke die Kunst besteht darin die für sich selbst passende Hilfe zu finden, Hilfe die einem hilft sein Leben wieder selbst in den Griff zu bekommen. Und das eben nicht immer "allein" machen zu müssen oder aber alles "aushalten zu müssen" bis es gar nicht mehr geht.

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