Wirbel-Uschi hat geschrieben: ↑Fr., 14.12.2018, 21:39
Für mich was das Premiere und ja sicher hatte ich schon den einen oder anderen leichten dissoziativen Zustand aber eben nichts, wo jeder klar sagen würde: DAS war eine Dissoziation. Ich habe auch bisher geglaubt, weil ich es ja auch nie hatte, mich würde sowas nicht treffen und überhaupt sei das den "schlimmer kranken" vorbehalten. Klingt jetzt verrückt, aber ich glaube ich habe Schwierigkeiten anzunehmen, dass es eine war, weil ich denke, dass mir diese nicht zusteht, dass man mir auch nicht glauben könnte, sondern eben denken könnte, ich hätte es vorgespielt, ich übertreibe, ich betitele etwas als Dissoziation, was gar keine war, um mich wichtig zu tun (das ist heftig irgendwie, ist mir gerade bewusst geworden)
Liebe Uschi, was du da schreibst, hätte im Sommer von mir sein können.
Als mein Thera das erste mal zu mir sagte: kannst du mit dem Begriff dissoziieren was anfangen? war ich SO schockiert.
Dann hat er es mir beschrieben und ich immer nur: ja, ja, ja, ja, kenn ich alles.
Und dann hat er mich gefragt, ob ich ihm erlaube, mich ab und zu zu fragen, ob ich noch da bin und da hab ich völlig blauäugig zu ihm gesagt: ja, klar.
Und als er dann weitergeredet hat, hab ich es das erste mal bewusst mitbekommen. Er hat geredet und ich hab kein Wort mehr verstanden von dem, was er da sagt und es war auch so, als würde er aus einer anderen Ecke des Raumes zu mir reden. Und im Nachhinein konnte ich in meinem Therapietagebuch nachlesen, dass das ganz oft so gewesen ist, dass ich ihn nicht mehr verstanden habe, als wäre Deutsch ne Fremdsprache.
Ich hab nach dieser Stunde angefangen, mal Protokoll zu führen, wann es wodurch passiert und musste mit Erschrecken feststellen, dass es mehrmals am Tag passiert in unterschiedlichsten Ausprägungen.
Die „harmlosesten“ Symptome sind wie Nebel im Kopf und Probleme beim Fokussieren und die schlimmsten so Lähmungsgefühle und Unfähigkeit, mich zu bewegen, ich kenn aber auch ein Gefühl, aus der Welt gefallen zu sein oder auch das Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben ist (das mit der stehenden Zeit ist dann meist eine längere Sache, Tage oder Wochen)
Es ist aber, wie ich glaube, immer noch so, dass ich viele Dissos auch gar nicht mitbekomme oder erst im Nachhinein, weil ich wieder mal irgendwas nicht mitbekommen habe.
Ich hab auch perfekt gelernt, das so zu überspielen, dass es niemand merkt. Auch Straßenverkehr ist möglich, wenn auch schwierig.
Blöd ist halt, wenn ich wieder mal irgendwas nicht mitbekommen habe und derjenige spricht mich dann drauf an. Aber sogar das hab ich gelernt, zu überspielen, wie mir vor kurzem aufgefallen ist. Ich bin nur als etwas schusselig bekannt.
Deshalb ist es auch so ewig niemandem aufgefallen.
ich dachte am Anfang auch: Scheizze, du bist viel gestörter, als du gedacht hast.
Die Stunde drauf haben wir lang drüber gesprochen, auch weil ich so schockiert war und er hat mir erklärt, dass das nichts pathologisches ist, sondern nur ein Schutzmechanismus, den ich als Kind gelernt habe, um mich vor Überforderung zu schützen.
Dass du schockiert bist, kann ich so gut verstehen. Sprich mit ihr!! Es muss dir nicht peinlich sein.
»Man versteht nur die Dinge, die man zähmt«, sagte der Fuchs.
aus: Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry