Beziehung zur Therapeutin / Psychoanalyse

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Wirbel-Uschi
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 33
Beiträge: 204

Beitrag Fr., 14.12.2018, 21:43

mio hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 21:13 Ich habe mit meiner Therapeutin eine Vereinbarung wie sie mich dann anspricht, wenn das passiert.

Allerdings merkt man es mir meist nicht an, lebenslange Übung nehme ich mal an, ich funktioniere dann trotzdem wie eine Eins. Nur halt irgendwie "abwesend".

Meine schlimmste Erfahrung diesbezüglich war mal dass ich da wie taub sass. Ich hab einfach nichts mehr gehört. Das hätte sie allerdings nie mitbekommen, wenn ich es ihr nicht hinterher gesagt hätte (weil es mich total erschrocken hat).
Oh krass, hast du da gemerkt (gesehen), sie redet, aber sie nicht gehört?
Nun, ob ich da eine Vereinbarung mit ihr treffen muss/sollte? Ist mir ja noch nie passiert zuvor, als bei mir ja kein typisches Symptom. So, wie ich dich bisher gelesen habe, mio, hast du damit ja öfter zu kämpfen, also ist quasi normal, dass dir das passiert, oder?
Ich hoffe doch, dass es bei mir ein einmaliges Erlebnis bleibt.
Ich merke gerade auch, dass mich dieser Kontrollverlust, diese Ohnmacht/Machtlosigkeit/Hilflosigkeit ganz schön belastet hat. Sind eh genau die Gefühle, mit denen ich im Alltag Probleme habe. Das war da natürlich irgendwie all dies at it's best...
Lass immer ein wenig Platz im Herzen für das Unvorstellbare

Werbung


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Fr., 14.12.2018, 21:47

Dissoziation hat per se nichts mit "krank sein" zu tun sondern ist nur ein Zeichen dafür, dass Du in dem Moment klar überfordert warst mit etwas. Das Du an Deine psychischen Belastungsgrenze gekommen bist.

Wieso weshalb warum kannst Du nur versuchen im Gespräch mit ihr herauszufinden und vielleicht könnt ihr auch gemeinsam daran arbeiten, dass sowas nicht mehr in dieser extremen Form geschieht. Stopp-Signale zB., Vereinbarungen was sie in Zukunft tun wird, wenn sowas vorkommt...es gibt da schon Möglichkeiten.

Das Dich das jetzt so sehr beunruhigt und erschreckt finde ich mehr als nachvollziehbar, es war ja ein klarer Kontrollverlust. Aber es ist sehr wichtig, dass Deine Therapeutin weiss dass es einer war!!!


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Fr., 14.12.2018, 21:54

Wirbel-Uschi hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 21:43 hast du da gemerkt (gesehen), sie redet, aber sie nicht gehört?
Ja, und sowas hatte ich VORHER (also zumindest bewusst) auch noch nie.

Das war gruselig und ich hatte echt Angst, dass das jetzt vielleicht öfter passieren würde (also auch im Alltag oder so...).

Sie hat dann nachdem ich ihr das erzählt hatte in der nächsten Stunde (gemerkt hat sie es nicht weil ich anhand ihrer "Körpersprache" gemerkt hatte was sie "von mir will" und mich so einigermassen "normal" verhalten habe und auch "normal" gegangen bin dann) eben diese "Vorkehrungen" mit mir eingeführt, was mich dann schon auch beruhigt hat, zumindest ein bisschen.

Und ich hab versucht mit ihr gemeinsam den Inhalt der Stunde vorher (also worüber wir gesprochen hatten) zu rekonstruieren, hat mir aber auch nicht wirklich direkt "eine Antwort" gegeben, leider (heute weiss ich ein bisschen mehr denke ich, aber direkt hat es nicht wirklich Aufschluss gebracht).

Sprich mit ihr offen drüber, Therapeuten wissen an sich schon, dass sowas sein kann und sie wird schon auch gemerkt haben, dass Du da nix für kannst in dem Moment.

Benutzeravatar

wandermaus123
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 35
Beiträge: 234

Beitrag Fr., 14.12.2018, 21:56

mio hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 21:13 Ich habe mit meiner Therapeutin eine Vereinbarung wie sie mich dann anspricht, wenn das passiert.

Allerdings merkt man es mir meist nicht an, lebenslange Übung nehme ich mal an, ich funktioniere dann trotzdem wie eine Eins. Nur halt irgendwie "abwesend".

Meine schlimmste Erfahrung diesbezüglich war mal dass ich da wie taub sass. Ich hab einfach nichts mehr gehört. Das hätte sie allerdings nie mitbekommen, wenn ich es ihr nicht hinterher gesagt hätte (weil es mich total erschrocken hat).
Ich bin darin auch geübt weiter zu funktionieren.
Zuspruch oder Mitleid Oder Panik würde mich Wahnsinnig machen.
Ich kann in dem Zustand sogar weiter Auto fahren.
Und keiner scheint irgendwas zu merken.
Blöd ist, wenn jmd. mit mir spricht und ich verstehe gar nix. Ansonsten hab ich mich damit abgefunden, dass es so bleibt. Vielleicht verschwindet es dann oder eben nicht.

Werbung

Benutzeravatar

Vivy
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 54
Beiträge: 884

Beitrag Fr., 14.12.2018, 22:00

Wirbel-Uschi hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 21:39
Für mich was das Premiere und ja sicher hatte ich schon den einen oder anderen leichten dissoziativen Zustand aber eben nichts, wo jeder klar sagen würde: DAS war eine Dissoziation. Ich habe auch bisher geglaubt, weil ich es ja auch nie hatte, mich würde sowas nicht treffen und überhaupt sei das den "schlimmer kranken" vorbehalten. Klingt jetzt verrückt, aber ich glaube ich habe Schwierigkeiten anzunehmen, dass es eine war, weil ich denke, dass mir diese nicht zusteht, dass man mir auch nicht glauben könnte, sondern eben denken könnte, ich hätte es vorgespielt, ich übertreibe, ich betitele etwas als Dissoziation, was gar keine war, um mich wichtig zu tun (das ist heftig irgendwie, ist mir gerade bewusst geworden)
Liebe Uschi, was du da schreibst, hätte im Sommer von mir sein können.
Als mein Thera das erste mal zu mir sagte: kannst du mit dem Begriff dissoziieren was anfangen? war ich SO schockiert.
Dann hat er es mir beschrieben und ich immer nur: ja, ja, ja, ja, kenn ich alles.
Und dann hat er mich gefragt, ob ich ihm erlaube, mich ab und zu zu fragen, ob ich noch da bin und da hab ich völlig blauäugig zu ihm gesagt: ja, klar.

Und als er dann weitergeredet hat, hab ich es das erste mal bewusst mitbekommen. Er hat geredet und ich hab kein Wort mehr verstanden von dem, was er da sagt und es war auch so, als würde er aus einer anderen Ecke des Raumes zu mir reden. Und im Nachhinein konnte ich in meinem Therapietagebuch nachlesen, dass das ganz oft so gewesen ist, dass ich ihn nicht mehr verstanden habe, als wäre Deutsch ne Fremdsprache.
Ich hab nach dieser Stunde angefangen, mal Protokoll zu führen, wann es wodurch passiert und musste mit Erschrecken feststellen, dass es mehrmals am Tag passiert in unterschiedlichsten Ausprägungen.
Die „harmlosesten“ Symptome sind wie Nebel im Kopf und Probleme beim Fokussieren und die schlimmsten so Lähmungsgefühle und Unfähigkeit, mich zu bewegen, ich kenn aber auch ein Gefühl, aus der Welt gefallen zu sein oder auch das Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben ist (das mit der stehenden Zeit ist dann meist eine längere Sache, Tage oder Wochen)

Es ist aber, wie ich glaube, immer noch so, dass ich viele Dissos auch gar nicht mitbekomme oder erst im Nachhinein, weil ich wieder mal irgendwas nicht mitbekommen habe.

Ich hab auch perfekt gelernt, das so zu überspielen, dass es niemand merkt. Auch Straßenverkehr ist möglich, wenn auch schwierig.
Blöd ist halt, wenn ich wieder mal irgendwas nicht mitbekommen habe und derjenige spricht mich dann drauf an. Aber sogar das hab ich gelernt, zu überspielen, wie mir vor kurzem aufgefallen ist. Ich bin nur als etwas schusselig bekannt.
Deshalb ist es auch so ewig niemandem aufgefallen.



ich dachte am Anfang auch: Scheizze, du bist viel gestörter, als du gedacht hast.
Die Stunde drauf haben wir lang drüber gesprochen, auch weil ich so schockiert war und er hat mir erklärt, dass das nichts pathologisches ist, sondern nur ein Schutzmechanismus, den ich als Kind gelernt habe, um mich vor Überforderung zu schützen.

Dass du schockiert bist, kann ich so gut verstehen. Sprich mit ihr!! Es muss dir nicht peinlich sein.
»Man versteht nur die Dinge, die man zähmt«, sagte der Fuchs.
aus: Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Wirbel-Uschi
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 33
Beiträge: 204

Beitrag Fr., 14.12.2018, 22:06

Philosophia hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 21:31 Du kannst ihr all das sagen, es wird dir sicher helfen - genau, wie sie mir dir so gut umgegangen ist, als du ihr sagtest, dass es dir nicht reicht. Es hilft, wenn das alles einfach sein darf, auch wenns nicht erfüllt wird. Es war gut, dass sie mit dir ausnahmsweise länger gemacht habt, so dass du an diesen Punkt kommen konntest!
Oh weh, ich darf gar nicht erzählen, dass das eigentlich schon ne (verkürzte) Doppelstunde war? Also ich hätte eine Doppelstunde haben können, konnte aber erst 30 Min eher kommen, somit hatte ich also regulär ca 85 Minuten und dann nochmal 35 bis ich draußen was (da kam dann die nächste Patientin, na Gott sei dank war es da dann besser!)

Puh, ja, irgendwo war es ja auch tatsächlich für etwas gut. Du hast recht. Aus der puren Verzweiflung und Emotionen heraus konnte ich ihr das sagen (es reicht nicht...) wo ich mir zuvor den Kopf zerbrochen habe, wie ich es in Worte fasse und wie ich mich bloß trauen kann, es auszusprechen. Ich bin tatsächlich an einen Punkt gekommen, der wichtig war und ja, erstaunlicherweise half mir ihr Mitgefühl, ihre Art es so betrauernd zu sagen, damit klar zu kommen, dass sie es sagt. Weil, natürlich, eigentlich wollte ich DAS nicht hören, wobei mir ja klar war, dass ich es hören würde.
Mir schwebt dieser Satz, ihre Tonlage noch sehr wohltuend im Kopf herum. Und wie sie danach den (einzig möglichen) Rahmen nochmal aussprach und mir dann aber sagte, sie da bei mir. Immer. Auch wenn ich gerade nicht bei ihr sitze, weil ich einen Platz bei ihr habe und sie bei mir. Das versuche ich mir immer wieder präsent werden zu lassen. Und ja, vielleicht, tatsächlich, liebe Philosophia, weil du es ja gestern fragtest, komme ich jetzt an den Punkt, den Rahmen zu akzeptieren und mich davon zu lösen, dass sie mir etwas fehlendes auffüllt sondern dass sie eben BEI MIR IST. Für mich da ist, in diesem Schmerz. Es fühlt sich gerade nicht mehr so unvorstellbar an, wie gestern. Dennoch schmerzhaft aber zumindest kann ich es wage in Erwägung ziehen.
Lass immer ein wenig Platz im Herzen für das Unvorstellbare

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Wirbel-Uschi
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 33
Beiträge: 204

Beitrag Fr., 14.12.2018, 22:08

wandermaus123 hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 21:38
Respekt Uschi!!!
Du hast das bei ihr alles abgeladen was dir am Herzen lag. Noch dazu die richtigen Worte gefunden. Respekt! Sie wird dich jetzt noch mehr respektieren als Erwachsene Persönlichkeit.
Oh, das kam dann ja einfach aus mir. Ob ich darauf stolz sein kann/soll? Ich habe dazu ja nichts beigetragen. Ich hatte zuvor die ganzen 80 Minuten auf'm Plan, es ihr zu sagen, wusste aber nicht, wie ich es genau erklären soll und traute mich nicht, es auszusprechen.
Aus diesem Gefühl und Zustand heraus war es dann ja "automatisch" quasi. Aber ja, das war unheimlich wichtig. Da war einfach alles da, alles präsent, was sonst abgespalten war. Sicher hat sie jetzt auch ein Stück mehr noch verstanden...
Lass immer ein wenig Platz im Herzen für das Unvorstellbare

Benutzeravatar

wandermaus123
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 35
Beiträge: 234

Beitrag Fr., 14.12.2018, 23:07

Wirbel-Uschi hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 22:08
wandermaus123 hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 21:38
Respekt Uschi!!!
Du hast das bei ihr alles abgeladen was dir am Herzen lag. Noch dazu die richtigen Worte gefunden. Respekt! Sie wird dich jetzt noch mehr respektieren als Erwachsene Persönlichkeit.
Oh, das kam dann ja einfach aus mir. Ob ich darauf stolz sein kann/soll? Ich habe dazu ja nichts beigetragen. Ich hatte zuvor die ganzen 80 Minuten auf'm Plan, es ihr zu sagen, wusste aber nicht, wie ich es genau erklären soll und traute mich nicht, es auszusprechen.
Aus diesem Gefühl und Zustand heraus war es dann ja "automatisch" quasi. Aber ja, das war unheimlich wichtig. Da war einfach alles da, alles präsent, was sonst abgespalten war. Sicher hat sie jetzt auch ein Stück mehr noch verstanden...
Meine hat noch nie die Stunde überzogen und selbst als es mir sehr schlecht ging, meinte sie, ich soll alle Kräfte sammeln, sofort aufstehen und dann in dem Warteraum etwas bleiben. Nachgeschaut hat sie nicht, ob ich okey bin.
Das war dann schon die Aufmerksamkeit, die sie für mich übrig hatte.
Mir wird das erst jetzt klar, wenn ich das hier schreibe, wie weh mir das tut.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Wirbel-Uschi
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 33
Beiträge: 204

Beitrag Fr., 14.12.2018, 23:33

Vivy hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 22:00
Liebe Uschi, was du da schreibst, hätte im Sommer von mir sein können.
Als mein Thera das erste mal zu mir sagte: kannst du mit dem Begriff dissoziieren was anfangen? war ich SO schockiert.
Dann hat er es mir beschrieben und ich immer nur: ja, ja, ja, ja, kenn ich alles.
Und dann hat er mich gefragt, ob ich ihm erlaube, mich ab und zu zu fragen, ob ich noch da bin und da hab ich völlig blauäugig zu ihm gesagt: ja, klar.

Und als er dann weitergeredet hat, hab ich es das erste mal bewusst mitbekommen. Er hat geredet und ich hab kein Wort mehr verstanden von dem, was er da sagt und es war auch so, als würde er aus einer anderen Ecke des Raumes zu mir reden. Und im Nachhinein konnte ich in meinem Therapietagebuch nachlesen, dass das ganz oft so gewesen ist, dass ich ihn nicht mehr verstanden habe, als wäre Deutsch ne Fremdsprache.
Ich hab nach dieser Stunde angefangen, mal Protokoll zu führen, wann es wodurch passiert und musste mit Erschrecken feststellen, dass es mehrmals am Tag passiert in unterschiedlichsten Ausprägungen.
Die „harmlosesten“ Symptome sind wie Nebel im Kopf und Probleme beim Fokussieren und die schlimmsten so Lähmungsgefühle und Unfähigkeit, mich zu bewegen, ich kenn aber auch ein Gefühl, aus der Welt gefallen zu sein oder auch das Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben ist (das mit der stehenden Zeit ist dann meist eine längere Sache, Tage oder Wochen)

Es ist aber, wie ich glaube, immer noch so, dass ich viele Dissos auch gar nicht mitbekomme oder erst im Nachhinein, weil ich wieder mal irgendwas nicht mitbekommen habe.

Ich hab auch perfekt gelernt, das so zu überspielen, dass es niemand merkt. Auch Straßenverkehr ist möglich, wenn auch schwierig.
Blöd ist halt, wenn ich wieder mal irgendwas nicht mitbekommen habe und derjenige spricht mich dann drauf an. Aber sogar das hab ich gelernt, zu überspielen, wie mir vor kurzem aufgefallen ist. Ich bin nur als etwas schusselig bekannt.
Deshalb ist es auch so ewig niemandem aufgefallen.



ich dachte am Anfang auch: Scheizze, du bist viel gestörter, als du gedacht hast.
Die Stunde drauf haben wir lang drüber gesprochen, auch weil ich so schockiert war und er hat mir erklärt, dass das nichts pathologisches ist, sondern nur ein Schutzmechanismus, den ich als Kind gelernt habe, um mich vor Überforderung zu schützen.

Dass du schockiert bist, kann ich so gut verstehen. Sprich mit ihr!! Es muss dir nicht peinlich sein.
Ok, ich denke, ich habe Dissoziationen vermutlich zu lange nur als "Extreme" angesehen (Klinik Erfahrung) und da in all meinen Berichten nichts davon steht (bzw. ausdrücklich dass sowas bei mir nicht auftrat), war ich davon ausgegangen, das, was ich manchmal als komisch empfand, war dann sicher keine Dissoziation. Wenn das die Fachleute so sagen. Will ich mir nicht anmaßen zu behaupten, ich hätte sowas doch.
Wieder so ein Ding mit dem nicht ernst genommen werden und dann im Gefühl zu haben, man sei nicht OK, wenn man "meint, schlauer als die anderen zu sein", oder man übertreibt oder so.
Ich habe mich auch inzwischen mit dem Thema beschäftigt, aber kam dennoch nie zu dem Entschluss, dass ich gewisse leichte dissoziative Zustände hatte, einige komische Empfindungen gingen nämlich in die Richtung, aber ich war halt trotzdem immer "da". Und manches Mal kam es einfach so vor. Nicht in Ausnahme/Stress-Situationen. Aber das waren dann, wenn, alles so sehr leichte Formen, nicht im geringsten vergleichbar mit dem, was ich gestern erlebt habe.
Ich würde gerne mal wissen, ob es sowas bei mir als Kind gab. Erinnere ich mich nicht dran. Würden meine Eltern wohl auch nicht erinnern oder zugeben.
Ist es möglich, dass das Risiko steigt, wenn man das einmal (so heftig) hatte, dass es öfter vorkommt danach?
Lass immer ein wenig Platz im Herzen für das Unvorstellbare

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Wirbel-Uschi
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 33
Beiträge: 204

Beitrag Fr., 14.12.2018, 23:37

wandermaus123 hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 23:07
Meine hat noch nie die Stunde überzogen und selbst als es mir sehr schlecht ging, meinte sie, ich soll alle Kräfte sammeln, sofort aufstehen und dann in dem Warteraum etwas bleiben. Nachgeschaut hat sie nicht, ob ich okey bin.
Das war dann schon die Aufmerksamkeit, die sie für mich übrig hatte.
Mir wird das erst jetzt klar, wenn ich das hier schreibe, wie weh mir das tut.
Das tut mir sehr leid, ehrlich. Das kann ich sehr nachvollziehen. Mir tat es ja schon weh, dass sie in einen anderen Raum ging, dennoch war ich irgendwo (bzw. bin es min Nachhinein) dankbar, dass sie mich so nicht hat gehen lassen. Denn auch wenn ich zwischendurch den Flucht-Impuls hatte, so wollte ich ja eigentlich (noch) nicht gehen.
Gut, ich weiß ja auch nicht, wie es gekommen wäre, wenn direkt im Anschluss die nächste Patientin gekommen wäre. Keine Ahnung. Das wäre dann ja schwierig?! Vielleicht bei deiner Therapeutin dann auch so, weil sie sich um den/die nächste kümmern muss? Oder vielleicht weil es sehr oft passiert bei dir und sie da nicht jedes Mal drauf eingehen kann, weil das den Rahmen ja sprengen würde?
Aber schlimm für dich, das verstehe ich total!
(Was ein Glück ich hatte, dass es gestern passiert ist, montags hab ich nicht die letzte Stunde... aber manchmal fügt es sich vielleicht so)
Lass immer ein wenig Platz im Herzen für das Unvorstellbare


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Fr., 14.12.2018, 23:46

Wirbel-Uschi hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 23:33 Ist es möglich, dass das Risiko steigt, wenn man das einmal (so heftig) hatte, dass es öfter vorkommt danach?
Was das angeht verstehe ich Deine Sorge wie gesagt sehr gut, aber bei mir kam das nie wieder in dieser extremen Form vor danach. Was allerdings passiert ist, war, dass sich mein Bewusstsein und meine Wahrnehmung diesbezüglich nach und nach verändert haben. War auch erst mal "nicht sooooo schön"...das klar erkennen zu müssen.

Ich musste zu Anfang der Therapie (auch weil ich selbst den Verdacht hatte/der Verdacht nahe lag, dass da "irgendwas" in die Richtung sein könnte, lange Geschichte...) so einen Fragebogen beantworten in Bezug auf "Dissoziation".

Kannte ich alles nicht. Hatte ich NIE. Selbst die simpelsten Alltagsdissoziationen die jeder hat: Ich, nein. NIE! Das einzige was mir als "komisch" auffiel diesbezüglich war, dass ich ganz oft aus dem Haus ging und nicht wusste, ob ich eigentlich eine Hose an hatte und dann an mir runter schauen musste, um das sozusagen zu "überprüfen".

Irgendwann merkte ich, was für einen "Käse" ich da erzählt hatte, war mir urpeinlich. Aber mei, in dem Moment war ich davon fest überzeugt...

Meiner Erfahrung nach wird es allerdings besser, wenn man es nicht mehr "nicht wahrnehmen" muss. Und nicht schlimmer. Es kann erst mal schlimmer werden, weil einfach auch so viel "aufgewühlt" wird. Aber langfristig wird es eher weniger.

Benutzeravatar

wandermaus123
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 35
Beiträge: 234

Beitrag Fr., 14.12.2018, 23:49

Wirbel-Uschi hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 23:37
wandermaus123 hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 23:07
Meine hat noch nie die Stunde überzogen und selbst als es mir sehr schlecht ging, meinte sie, ich soll alle Kräfte sammeln, sofort aufstehen und dann in dem Warteraum etwas bleiben. Nachgeschaut hat sie nicht, ob ich okey bin.
Das war dann schon die Aufmerksamkeit, die sie für mich übrig hatte.
Mir wird das erst jetzt klar, wenn ich das hier schreibe, wie weh mir das tut.
Das tut mir sehr leid, ehrlich. Das kann ich sehr nachvollziehen. Mir tat es ja schon weh, dass sie in einen anderen Raum ging, dennoch war ich irgendwo (bzw. bin es min Nachhinein) dankbar, dass sie mich so nicht hat gehen lassen. Denn auch wenn ich zwischendurch den Flucht-Impuls hatte, so wollte ich ja eigentlich (noch) nicht gehen.
Gut, ich weiß ja auch nicht, wie es gekommen wäre, wenn direkt im Anschluss die nächste Patientin gekommen wäre. Keine Ahnung. Das wäre dann ja schwierig?! Vielleicht bei deiner Therapeutin dann auch so, weil sie sich um den/die nächste kümmern muss? Oder vielleicht weil es sehr oft passiert bei dir und sie da nicht jedes Mal drauf eingehen kann, weil das den Rahmen ja sprengen würde?
Aber schlimm für dich, das verstehe ich total!
(Was ein Glück ich hatte, dass es gestern passiert ist, montags hab ich nicht die letzte Stunde... aber manchmal fügt es sich vielleicht so)
Das tut gut, zu lesen, deine Anteilnahme Uschi.
Dass ich nicht aufstehen konnte, ist mir ein mal passiert. Ansonsten war ich immer tapfer und machte alles mit mir selbst aus. Wie im realen Leben bisher. Ich fand das bisher immer normal, dass sie es nicht mal kommentiert, weil ich sonst nichts anderes kenne. Ignoranz, Vernachlässigung etc.. gehörten zu meinem Alltag; also dachte ich, das gehört zu der Therapie auch. Wenn ich doch es allein schaffe mich zu sortieren und mit Lächeln rauszugehen dann brauche ich niemanden, der mich dabei unterstützt aus diesem Strudel zu entfliehen.
Ich werde das jetzt ansprechen, dass ich das nicht mehr ertrage..., vielleicht wartet sie genau darauf.

Benutzeravatar

Vivy
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 54
Beiträge: 884

Beitrag Sa., 15.12.2018, 00:03

mio hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 23:46
Was allerdings passiert ist, war, dass sich mein Bewusstsein und meine Wahrnehmung diesbezüglich nach und nach verändert haben. War auch erst mal "nicht sooooo schön"...das klar erkennen zu müssen.

(...)

Meiner Erfahrung nach wird es allerdings besser, wenn man es nicht mehr "nicht wahrnehmen" muss. Und nicht schlimmer. Es kann erst mal schlimmer werden, weil einfach auch so viel "aufgewühlt" wird. Aber langfristig wird es eher weniger.
Das kann ich so nur unterschreiben.
Ich hatte am Anfang das Gefühl, dass es mehr und mehr wird. Ich bin auch im Straßenverkehr immer mehr abgedriftet, so sehr, dass ich überlegt habe, Bus zu fahren. Obwohl das auch nicht so das gelbe vom Ei ist, weil ich in diesen Zustönden auch Schwierigkeiten habe, die Haltestelle zu finden.

Mein Thera hat mir dann erklärt, dass es mir mehr vorkommt, weil ich es bewusster mitbekomme, bzw ja erst mal überhaupt mitbekomme.
Ich erleb , dass es manchmal mehr wird, wenn in der Therapie irgendwas aufgewühlt wird oder wenn sich irgendwelche abgespaltenen Erinnerungen bemerkbar machen.

Langfristig gesehen wird es aber eher weniger, bzw ich kann es besser steuern.
Und was ich als ganz großen Fortschritt sehe, manche Dissos, vor allem, die die ich als Kind schon hatte, machen mir keine Angst mehr. Weil ich jetzt weiß, was das ist und nicht mehr denke, dass ich verrückt werde.
»Man versteht nur die Dinge, die man zähmt«, sagte der Fuchs.
aus: Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry

Benutzeravatar

Philosophia
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 4650

Beitrag Sa., 15.12.2018, 00:33

Ich hatte auch mal nen schlimmen Aussetzer, der aber auch nur einmal in der Form vorkam. Also es muss nicht schlimmer werden.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

Benutzeravatar

wandermaus123
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 35
Beiträge: 234

Beitrag Sa., 15.12.2018, 10:39

Philosophia hat geschrieben: Sa., 15.12.2018, 00:33 Ich hatte auch mal nen schlimmen Aussetzer, der aber auch nur einmal in der Form vorkam. Also es muss nicht schlimmer werden.
Wie hat deine Therapeutin reagiert?

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag