Psychologie, Esoterik und Abzocke!(?)

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mio
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Beitrag Fr., 26.10.2018, 15:24

Kaonashi hat geschrieben: Fr., 26.10.2018, 14:12 Und so gibt es Therapeuten und Kliniken, die auf Basis des christlichen Glaubens arbeiten und anerkannt sind.
Für mich gibt es jedoch keinen Unterschied zwischen Engeln, Gott und dem Osterhasen. Sind für mich alles Gestalten aus dem Reich der Märchen.
Ist es denn so, dass es wirklich anerkannt ist, dass die eigene religiöse Überzeugung in einer Psychotherapie was verloren hat? Das ist ja zB. von einer Trägerschaft zu trennen.

Inhaltlich sollten Therapeuten diesbezüglich meiner Meinung nach - auch laut ihrer Berufsordnung - neutral agieren. Mich würden sowohl "Gott" als auch "Engel" als potentielle Heilsbringer nerven und ich würde es als unprofessionell erleben wenn mir da jemand was "beizupuhlen" versuchen würde.

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Jenny Doe
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Beitrag Fr., 26.10.2018, 16:56

Für meine Begriffe geht es in einer Therapie mehr darum zu lernen sich selbst zu vertrauen.
Mio, bei mir ist es genau umgekehrt. Ich brauche niemanden, vertraue mir selbst, bin von keinem abhängig, ich bleibe bei mir, ich brauche keinen, bekomme jedes Problem alleine ohne Hilfe gelöst, bin unglaublich stark, .... Was mir fehlt ist das Gegenteil, nämlich mal zusammenzubrechen und mich auffangen lassen. Früher konnte ich das. Heute nicht mehr. Die Psychotherapie hat diese Fähigkeit in mir zerstört. Ich vertraue niemandem mehr außer mir selber.
Bei den einen wird gesagt, sie nutzen die Heilkraft des Glaubens, und bei den anderen wird gesagt, die Leute werden abgezockt.
Kaonashi, ich sehe keinen großen Unterschied zwischen an die Kraft der Engel glauben und an kassenzugelassene Methoden glauben. Auch die Wirkung einer kassenzugelassenen Psychotherpie setzt den Glauben des Klienten voraus, dass die Therapie hilft.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Kaonashi
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Beitrag Fr., 26.10.2018, 18:42

mio hat geschrieben: Fr., 26.10.2018, 15:24 Ist es denn so, dass es wirklich anerkannt ist, dass die eigene religiöse Überzeugung in einer Psychotherapie was verloren hat? Das ist ja zB. von einer Trägerschaft zu trennen.

Inhaltlich sollten Therapeuten diesbezüglich meiner Meinung nach - auch laut ihrer Berufsordnung - neutral agieren. Mich würden sowohl "Gott" als auch "Engel" als potentielle Heilsbringer nerven und ich würde es als unprofessionell erleben wenn mir da jemand was "beizupuhlen" versuchen würde.
Gerade wurde in einem andern Thread die De'Ignis-Klinik erwähnt, das ist eine Klinik, die ausdrücklich auf einer christlichen Grundlage arbeitet. Auf einer Therapeutenseite habe ich das auch schon mal gesehen. Natürlich würde ich da dann nicht hingehen.
Noch extremer ist es in der Behindertenhilfe, weil ja viele Einrichtungen von christlichen Trägern sind, Diakonie, Caritas als Beispiel.
ich sehe keinen großen Unterschied zwischen an die Kraft der Engel glauben und an kassenzugelassene Methoden glauben. Auch die Wirkung einer kassenzugelassenen Psychotherpie setzt den Glauben des Klienten voraus, dass die Therapie hilft.
Ist für mich ein großer Unterschied, insofern dass bei der normalen kassenzugelassenen Methode an der Psyche selbst gearbeitet wird, während bei einer Therapie, die auf den Glauben an übernatürliche Wesen setzt, an der Psyche selbst nicht gearbeitet wird. Es wird nur sowas wie ein großes Pflaster draufgeklebt, die Engel/Gott werden's schon richten. Das kann zwar auch helfen, aber es wird eben nicht dauerhaft etwas verändert, deshalb ist die Gefahr groß, dass die Probleme wiederkommen.


mio
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Beitrag Fr., 26.10.2018, 18:44

Jenny, Du hast ein vollkommen anderes Verständnis von Selbstvertrauen als ich. ;-)

Für mich gehört "auch mal brauchen/annehmen dürfen/können", "Schwäche zeigen können" etc. zu einem gesunden Selbstvertrauen dazu. Selbstvertrauen hat nicht viel mit Unabhängigkeit zu tun sondern mehr mit dem Vertrauen darauf auch "Verletzungen", "Niederlagen", "Schwächen" etc. gut ins eigne Leben integriert zu bekommen.

Wenn man das gut kann, dann "braucht" man tatsächlich nicht mehr im abhängigen Sinne sondern entscheidet frei was man braucht und zu welchen Konditionen. Man braucht dann auch keinen noch so "vertrauenswürdigen, perfekten Therapeuten" der bloss nie verletzt...eben weil man sich selbst vertraut und auch mal mit einer Verletzung klar kommen kann.

Sich selbst vertrauen zu können ist meiner Meinung nach die Grundvoraussetzung dafür anderen vertrauen zu können.

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Jenny Doe
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Beitrag Sa., 27.10.2018, 02:57

Mio, bei Freunden kann ich das. Bei Therapeuten nicht mehr. Ich denke unser Verständnis von Selbstvertrauen ist identisch, für mich ist es jedoch so, dass es eine Berufsgruppe gibt, die mein Vertrauen nicht mehr verdient.

Kaonashi, ich verstehe was Du meinst. Ich denke jedoch Folgendes: Auch Menschen, die sagen "Danke Engel, Danke Gott, dass Du mir geholfen hast", haben sich aus eigenen Kräften selbst geholfen. Sie sehen es nur nicht, dass sie es selbst waren, sondern danken anderen dafür. Auch die Psychotherapie appelliert an die Selbsthilfe. Beides setzt aber Glaube voraus. Die einen Glauben an Heilung durch Übermächtiges, die anderen an die Heilung durch den Psychotherapeuten. Wenn man nicht daran glaubt, dass Psychotherapie hilft, ... ich glaube nicht, dass Therapie dann wirklich helfen kann. Ähnlich ist es bei Placebos: Glaubt man an die Wirkung eines Medikanents, obwohl in Wahrheit keins ist, können postive Effekte enstehen. Ich denke, ohne Glaube geht es nicht.
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Kaonashi
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Beitrag Sa., 27.10.2018, 09:18

Jenny Doe hat geschrieben: Sa., 27.10.2018, 02:57Ich denke, ohne Glaube geht es nicht.
Oder man beruft sich auf Studien und hofft, dass man zu dem Prozentsatz gehört, bei dem Therapien helfen. Das hat dann nichts mit Glauben zu tun, sondern mit Wahrscheinlichkeiten. Außerdem ist es sicher hilfreich, wenn man motiviert ist, mitzuarbeiten, und eben gerade nicht glaubt, dass von irgendwo ein Heiland herkommt. Auch der Therapeut ist kein Heiland. Letztendlich muss man sich tatsächlich, wie du sagst, selbst helfen. Der Therapeut kann nur ein paar Korrekturen hier und da anbringen. Wenn ich je mehr geglaubt habe, dann wurde ich enttäuscht.

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stern
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Beitrag Sa., 27.10.2018, 09:38

Persönlich sehe ich Psychotherapie schon als wirksamer als ein Placebo an (und sehe es so, dass man mit Glaube allein eher nicht weit kommen dürfte)... es kann ja auch ein konkreter Schaden oder eine negative Wirkung entstehen, wenn etwas nicht gut läuft. ZB das innere Kind... wird sicherlich auch Patienten geben, die zunehmend verkindlichen, abhängig werden, spalten anstelle heiler werden.

Oder Spiritualisierung: Stichwort "Achtsamkeit" oder "transpersonale Psychologie". Ich sehe es auf jeden Fall so, dass Graubereiche entstehen können. Eine Anerkennung häng letzlich davon ab, ob man die Wirksamkeit bestätigen kann. Ich weiß nicht, ob das teilweise der Fall ist. In dem Feld gibt es sehr umstrittene Ansätze... siehe die Heilpraktiker mit ihrem Experiment oder eine Verschiebung in Richtung Psychosekte. Achtsamkeitsbasiende Ansätze sind hingegen anerkannter. Kann also beides Sein: Teil der Heilung oder Teil des Problems. Auf jeden Fall wird es bei einer Vermengung schwer überschaubar. In Ö gibt es sogar eine Richtlinie:
In Österreich hat eine Häufung von Klagen Geschädigter gegen Psychotherapeuten/-innen das Bundesministerium für Gesundheit veranlasst, eine «Richtlinie für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten zur Frage der Abgrenzung der Psychotherapie von esoterischen, spirituellen und religiösen Methoden» zu erlassen.
https://www.psychotherapie-wissenschaft ... /1432/1851

Ich gibt auch Therapeuten, die auch so abgegrenzt sind und das nicht vermengen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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Noenergetik
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Beitrag Sa., 27.10.2018, 09:49

Leider kann Psychotherapie auch sehr schädlich sein, ganz unabhängig vom Ansatz und von der Ausbildung des jeweiligen Therapeuten/Therapeutin, davor ist man nie sicher und davor kann man sich auch nicht schützen. Wohl dem, der rechtzeitig die Beine in die Hand nimmt, wenn er merkt, hier stimmt etwas nicht.
Kann auch relativ gut aufgestellte Menschen kalt erwischen.
Man kann nur einen Vertrauensvorschuss geben und achtsam bleiben, m. M. nach.

Nachtrag: An dem Heilpraktikerexperiment waren auch Psychologen und Ärzte beteiligt, also eine Sicherheit gibt es da in keinem Bereich.


mio
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Beitrag Sa., 27.10.2018, 11:09

Jenny Doe hat geschrieben: Sa., 27.10.2018, 02:57 dass es eine Berufsgruppe gibt, die mein Vertrauen nicht mehr verdient.
Und warum suchst Du Dir dann überhaupt immer wieder neue Psychotherapeuten?

Ich dachte es hätte sich mittlerweile herausgestellt, dass die Ursache Deiner Probleme eine körperliche ist und keine psychische? Wie soll Dir ein Psychotherapeut dann überhaupt helfen können, wenn Du weder Vertrauen in die Berufsgruppe hast noch ein Problem was sich über Psychotherapie erfolgreich behandeln lässt?

Irgendeinen "Wunsch" musst Du an die Therapie ja haben, irgendein "Ziel" was Du erreichen möchtest? Oder gehört "Psychotherapie" mittlerweile einfach so sehr zu Deinem Leben wie das "täglich Brot" dass Du Dir ein Leben ohne nicht mehr vorstellen kannst? Das wäre dann ja als ob Du auf "Droge" bist...


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 27.10.2018, 12:21

Und warum suchst Du Dir dann überhaupt immer wieder neue Psychotherapeuten?
Ich dachte es hätte sich mittlerweile herausgestellt, dass die Ursache Deiner Probleme eine körperliche ist und keine psychische?
Ja, die Ursache ist körperlich. Aber meine Erkrankungen machen ja was mit mir psychisch, führen zu Angst vor der nächsten Bewusstlosigkeit, führen zur Depression und Selbstmordgedanken, wenn ich wochenlang das Hause nicht verlassen kann.
Wie soll Dir ein Psychotherapeut dann überhaupt helfen können, wenn Du weder Vertrauen in die Berufsgruppe hast noch ein Problem was sich über Psychotherapie erfolgreich behandeln lässt?
Das ist gerade DIE Frage für mich.
Irgendeinen "Wunsch" musst Du an die Therapie ja haben, irgendein "Ziel" was Du erreichen möchtest?
Klar. Zu lernen damit zu leben, dass ich im Alter von 50 Jahren Pflege brauche und mein Leben gelaufen ist.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


mio
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Beitrag Sa., 27.10.2018, 13:27

Jenny Doe hat geschrieben: Sa., 27.10.2018, 12:21 Zu lernen damit zu leben, dass ich im Alter von 50 Jahren Pflege brauche
Das dürfte ein erreichbares Ziel sein wenn Du grundsätzlich bereit bist den Ist-Zustand zu akzeptieren. Wenn nicht wird auch eine Psychotherapie Dir nicht helfen können.


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 27.10.2018, 14:21

Mio, du machst das Ziel der Therapie zur Vorraussetzung der Therapie. Wenn ich den Ich-Zustand akzeptieren könnte, bräuchte ich keine Therapie.
Ein Schritt nach dem anderen. Es ist noch keiner über Berge gesprungen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


mio
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Beitrag Sa., 27.10.2018, 14:31

Jenny Doe hat geschrieben: Sa., 27.10.2018, 14:21 Wenn ich den Ich-Zustand
Aufschlussreicher "Freud" wie ich finde. "Ist" ist nicht gleich "Ich". ;-)

Für meine Begriffe hast Du weitaus mehr Probleme mit "Dir selbst" als Du Dir eingestehst. Vielleicht wäre es mal ein Anfang, wenn Du Dir das eingestehen würdest? :anonym:


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 27.10.2018, 14:32

Klar, mache ich Mio, 'Danke Frau Pyschologin
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


mio
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Beitrag Sa., 27.10.2018, 14:34

Um Widersprüche erkennen zu können muss man kein Psychologe sein. Das kann auch ein Laie. ;-)

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