Nähegefühl lässt mich verzweifeln

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

mio
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Beitrag Fr., 16.03.2018, 13:59

KiwiKiwi hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 13:34 Das Schreckliche, sie sind gleichzeitig wie eine Sucht.
Wenn ich mal versuche diesem "Wiederholungsdrang" eine "positive" Bedeutung zu geben, denkst Du es wäre möglich, dass Dich diese "Machtlosigkeit" unbewusst auch Deiner Verantwortung enthebt? Also so eine Art "perverse Hingabe" in die "ausweglose" Situation weil nichts anderes geht (in erster Linie für Dich als Kind ging) ist?

Als Kind konntest Du ja nichts tun dagegen, das hast Du gelernt. Und wenn Du nichts getan hast, dann warst Du soweit sicher und die "Welt (der anderen) war in Ordnung". Deine war es zwar nicht, aber das war egal. Hauptsache "sicher"?

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KiwiKiwi
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Beitrag Fr., 16.03.2018, 14:07

mio hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 13:59 Wenn ich mal versuche diesem "Wiederholungsdrang" eine "positive" Bedeutung zu geben, denkst Du es wäre möglich, dass Dich diese "Machtlosigkeit" unbewusst auch Deiner Verantwortung enthebt? Also so eine Art "perverse Hingabe" in die "ausweglose" Situation weil nichts anderes geht (in erster Linie für Dich als Kind ging) ist?
Welche Verantwortung?
Wie genau meinst du das mit "so eine Art perverse Hingabe? Es klingt als wolle ich selbst, diese Situation herbei rufen?
Ich versuche es zu umgehen, doch wenn die Machtlosigkeit da ist, fühlt sie sich wie ein alter bekannter an.
mio hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 13:59 Als Kind konntest Du ja nichts tun dagegen, das hast Du gelernt. Und wenn Du nichts getan hast, dann warst Du soweit sicher und die "Welt (der anderen) war in Ordnung". Deine war es zwar nicht, aber das war egal. Hauptsache "sicher"?
Hauptsache irgendwie sicher, ja. Meine Welt war in Unordnung, aber damit konnte ich "sicherer" Leben, als wenn die Welt der Anderen nicht sicher war. Denn das musste ich dann ausbaden...


mio
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Beitrag Fr., 16.03.2018, 14:39

Na ja, es wäre - erwachsen gedacht - Deine Verantwortung eine Situation die Dir mehr schadet als nutzt zu verändern oder zu beenden. Es wäre also - erwachsen gedacht - Deine Aufgabe Dich zu wehren und Deine Grenzen zu verteidigen.

Dieser "Aufgabe" entziehen Dich Deine dissoziativen Zustände und Deine Tagträumereien, dh. die Aufgabe macht Dir soviel Angst, dass Du vor ihr "innerlich flüchten" musst. Letztlich flüchtest Du vor dem potentiellen Konflikt mit Deiner Therapeutin, weil Du gelernt hast, dass das "böse endet" für Dich, wenn Du einer Person gegenüber von der Du Dich abhängig fühlst in die Konfrontation gehst oder "unerwünschte Gefühle" zeigst.

Wenn Du also mal versuchst die "Machtlosigkeit" nicht als "gegeben" zu sehen sondern als Aufgabe die sich Dir stellt (wie ein Hindernis, dass sich Dir in den Weg zu stellen versucht) kommst Du vielleicht eher drüber? Ein erster Schritt könnte sein da klarer drüber zu sprechen in der Therapie wie es Dir damit geht, was es in Dir auslöst (und das wird mehr sein als "Machtlosigkeit", emotional ausdifferenziert). Und wenn das gar nicht geht mit Deiner jetzigen Therapeutin Dir neue, passendere Hilfe zu suchen.

Faktisch bist Du ja kein Kind mehr, dass seiner Familie ausgeliefert ist. Es passiert Dir heute nicht mehr wirklich was, wenn Du "böse" (anders als gewünscht) bist gegen "Deine Familie" (Therapeutin). Heute kannst Du - erwachsen gedacht - einfach sagen: So nicht! Ich suche mir jemanden der mir besser helfen kann als Sie...

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Fundevogel
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Beitrag Fr., 16.03.2018, 15:25

KiwiKiwi hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 13:34 Oft fühle ich mich in der Therapie genau diesen Gefühlen der Machtlosigkeit ausgeliefert. Das Schreckliche, sie sind gleichzeitig wie eine Sucht. [...] Sie reißt die alten Wunden auf, daraus folgt Schmerz, doch dieser Schmerz ist mir gleichzeitig willkommen.
Liebe KiwiKiwi,

ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt, den du hier sogar zweimal angesprochen hast:
Du hast Angst vor diesen alten Gefühlen und kannst gleichzeitig nicht davon lassen, es ist wie eine Sucht.
Ich weiß nicht, warum das so ist, aber kenne ich von ganz wichtigen Angelpunkten in der Therapie genauso.

Wie das genau funktioniert, kann ich nicht sagen, aber für mich habe ich die Theorie aufgestellt, dass diese Gefühle früher entweder "tabu" waren so wie bei dir oder sofort abgespalten wurden und niemals Raum hatten, einfach da sein zu dürfen. Aber nur weil niemand sie haben will (Eltern oder man selbst oder alle Beteiligten) lösen sie sich nicht in Luft auf, zumindest nicht wenn es um einschneidende Erlebnisse oder dauerhafte Beziehungsmuster geht - wie bei dir eben diese Machtlosigkeit.

Diese Gefühle sind ein wichtiger Teil von einem selbst - meiner Meinung nach kommt daher dieses suchtähnliche Gefühl, weil nun endlich, endlich Raum dafür da ist, auch wenn es einem selbst völlig unverständlich ist, dass sowas auch für sehr schmerzhafte Gefühle gelten kann. Ist aber offensichtlich so.

Du erlebst dich in der Therapie ähnlich machtlos wie auch in deiner Kindheit.
Ich würde sagen, damit ist schon mal eine ganz entscheidende Erkenntnis erlangt.
Und das halte ich für sehr sehr wichtig, dir das bewußt zu machen.
Denn von da aus geht es weiter.

Gefühle sind tabu?
Ich würde sagen, du bist gerade dabei, das Tabu zu brechen.
Ich glaube, das wahre Tabu ist es nicht, aus dem Zimmer zu gehen, wenn Mann und Kind hereinkommen. (Obwohl, wenn ich mir die Reaktionen hier ansehe, könnte man das fast meinen.) Was ist so schlimm an deinen Gefühlen, dass sie sich anfühlen als wären sie tabu?

Tabu finde ich übrigens grade selbst ein sehr spannendes Thema, müßte direkt mal checken, ob es hier im Forum dazu schon Threads gibt. Tabu und (gefühls-)taub liegt auch nahe beinander.
Fundevogel

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candle.
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Beitrag Fr., 16.03.2018, 15:29

Puh, rabenschwarze Beiträge einer Räbin.
KiwiKiwi hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 13:34 Ich kenne es aus meiner Vergangenheit. Mein Vater war ein sehr bestimmender, narzisstischer Mensch, meine Mutter hielt ihm dabei die Stange. Gefühle waren Tabu.
Oft fühle ich mich in der Therapie genau diesen Gefühlen der Machtlosigkeit ausgeliefert. Das Schreckliche, sie sind gleichzeitig wie eine Sucht.
Ich brauche meine Therapeutin und gleichzeitig möchte ich so weit weg wie nur möglich. Sie reißt die alten Wunden auf, daraus folgt Schmerz, doch dieser Schmerz ist mir gleichzeitig willkommen.
Wenn ich sie bitte, nicht in die Vergangenheit zurück zu gehen, sagt sie es wäre Wichtig. Ich glaube es ihr, aber kann nicht damit umgehen.
Dafür ist Therapie ja da. So würde ich dringend raten dabei zu bleiben. Für mich fast der Klassiker und hat eine gewisse Logik mit deinem Befinden in Vergleich mit deiner Vergangenheit. Nun kommt da die nette Therapeutin daher im übertragenen Sinne deiner Eltern und ist nett und zugewandt. Ja, das kennst du so nicht, aber du kannst es lernen, dass es anders geht. Und du bist selber Mutter, dass du selber vielleicht sogar gut weißt "wie es geht"?! Ich finde das vorteilhaft für den therapeutischen Prozess.
Ich weiß auch, dass ich viel Angst hatte dort hinzuschauen, aber es lohnt sich doch! Entweder kommt der Zeitpunkt wo du reden kannst oder du mußt dich überwinden es zu tun... Je eher, desto besser!

Lieben Gruß!
candle
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Philosophia
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Beitrag Fr., 16.03.2018, 15:37

candle, jemandem seine "Liebe" aufzudrücken ist weder nett noch zugewandt. Ich finde auch, dass es hier nicht gleich ums Abhauen gehen muss - aber ums Ansprechen auf jeden Fall - so kanns ja nicht bleiben.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Beitrag Fr., 16.03.2018, 15:43

Philosophia hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 15:37 candle, jemandem seine "Liebe" aufzudrücken ist weder nett noch zugewandt. Ich finde auch, dass es hier nicht gleich ums Abhauen gehen muss - aber ums Ansprechen auf jeden Fall - so kanns ja nicht bleiben.
WO steht das?

LG candle
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Philosophia
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Beitrag Fr., 16.03.2018, 15:48

Gut, ist nicht manifestiert, hast recht. Ich für meinen Teil empfinde es weder als nett noch als zugewandt, jemanden mit Liebe und Zuneigung zu überschütten, der das so nicht möchte. Aber gut, es gehört natürlich der dazu, der sich das reinzieht und nicht stopp sagt. Das Problem ist aber, dass gerade ein Patient evtl. noch gar nicht wirklich weiß, dass er das darf - und selbst wenn er es weiß, vielleicht unbewusst ne Sperre hat. Und eben gerade deswegen sollten Therapeuten erstmal gucken, wie viel Nähe der Patient erträgt, finde ich.
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Beitrag Fr., 16.03.2018, 15:52

Philosophia hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 15:48 Gut, ist nicht manifestiert, hast recht. Ich für meinen Teil empfinde es weder als nett noch als zugewandt, jemanden mit Liebe und Zuneigung zu überschütten, der das so nicht möchte.
Naja, das ist dein Kopfkino. Und ich weiß, dass ich mal ganz normale Nettigkeit extrem zweifelhaft fand. Letztlich können wir das hier gar nicht beurteilen, weil es nur um Empfindungen der TE geht, die ich nachvollziehen kann. Wichtig ist jetzt die Wende. Ansonsten braucht es keine Analyse, sondern "nur" ein Schweigekloster oder so.

LG candle
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Philosophia
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Beitrag Fr., 16.03.2018, 15:56

das ist wohl wahr - und ich will mal auch nicht so leidenschaftlich werden hier. Das kann ja wirklich auch wieder beeinflussend und aufdringlich sein ;-) (find ich zumindest).
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Beitrag Fr., 16.03.2018, 16:06

Philosophia hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 15:56 das ist wohl wahr - und ich will mal auch nicht so leidenschaftlich werden hier. Das kann ja wirklich auch wieder beeinflussend und aufdringlich sein ;-) (find ich zumindest).
Meinst du mich jetzt?

Ich finde, dass die Therapeutin hier- mal wieder- sehr negativ von der Userschaft wahrgenommen wird, dem ich gerne entgegenwirken würd, weil das aus meiner Sich alles OK soweit ist. Das muß ja für KiwiKiwi auch verwirrend wirken, wenn man so gegen die Therapie bläst. Mit mir wurde genau SO umgegangen und es hat mir nicht geschadet, sondern geholfen, auch wenn es "nur" eine TfP war. In der Analyse muß man sich da wohl noch mehr selber entwickeln, was mir immer klar war, dass es nichts für mich ist dauernd nur zu reden und gerne Feedback zu bekommen. Diese hohe Frequenz hatte ich auch... ach wie schön es ist, wenn die Therapie dann plötzlich richtig Spaß macht und sich dort rundum wohlfühlt! :)

Na gut! Ich warte auch lieber auf Meldungen von der TE und diskutiere nicht soooooo gerne mit Anderen über den/die Anderen.

candle
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Beitrag Fr., 16.03.2018, 16:07

Philosophia hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 15:48 Ich für meinen Teil empfinde es weder als nett noch als zugewandt, jemanden mit Liebe und Zuneigung zu überschütten, der das so nicht möchte. Aber gut, es gehört natürlich der dazu, der sich das reinzieht und nicht stopp sagt.
Geht das überhaupt? Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Liebe lässt frei, das ist ihr Wesen. Und in einer Therapie geht es ja auch nicht um "Liebe" sondern um "Kontakt" (zu sich selbst, durch/über den Kontakt zur Therapeutin, also die therapeutische Beziehung).

Dh. die Beziehung kann nur "nutzbar" gemacht werden, wenn dieser Kontakt auch da ist, ehrlich da ist. Da hat die Therapeutin schon recht finde ich. Und wenn ein ehrliches Kontaktangebot nicht mit der "Liebe" verwechselt wird die man als Kind kennengelernt hat. Wenn ein Kind nur Kontakt (="Liebe") von den Eltern bekommt wenn es "wunschgerecht" war, dann ist Kontakt auch immer mit "Selbstverlust/-aufgabe" verbunden und eben nicht ehrlich. So kann man sich nicht selbst finden meiner Meinung nach.

Es ist also die Frage, ob es wirklich um ein "Stopp" in dem Sinne geht oder eher um ein "Go" im Sinne eines: Sich selbst lassen lernen? IN die Gefahr reingehen lernen und sie so als "gefahrlos" erleben zu können.

Schwierig sind in dem Kontext meiner Meinung nach die dissoziativen Zustände, je nachdem wie schwerwiegend diese so sind, denn wenn ich emotional "aussteige" sobald es zuviel wird dann kann ich nicht in Kontakt mit meinen Gefühlen kommen. Geht schlicht nicht.

Von daher wäre es sehr wichtig, dass die Therapeutin davon Kenntnis hat, denn nicht jeder dissoziierte Zustand kann von außen immer wahrgenommen werden denke ich. Und da sollte sie schon die Bereitschaft zeigen helfend zur Seite zu stehen, wenn es "so weit kommt" und Kiwi zumindest wieder soweit "zurück holen" können dass diese bei sich und im Raum bleiben kann.

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Philosophia
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Beitrag Fr., 16.03.2018, 16:44

Ein Gedanke doch noch: Nun ich weiß nicht, mio - ich denke, es geht in Therapien oft um die Liebe oder um die "Liebe". Ansonsten hast du das schön geschrieben - Liebe lässt frei, das ist ihr Wesen. Es kann durchaus Liebe im therapeutischen Raum sein und im Kontakt - also eben die von dir beschriebene. Und eben diese kann viel heilen. Aber die "Liebe" kann viel zerstören. Unter "Liebe" verstehe ich "ich will, dass du dich mit mir gut zu fühlen hast" etc.
Aber candle hat sicher recht, über das Problem der TE hier weiter zu philosophieren macht wenig Sinn - letztlich kann nur die TE entscheiden, wie sie sich fühlt, was für sie stimmig ist und wie sie jetzt weiterarbeiten möchte. Deswegen möchte ich jetzt auch still sein.
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Beitrag Fr., 16.03.2018, 17:34

Philosophia hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 16:44 Unter "Liebe" verstehe ich "ich will, dass du dich mit mir gut zu fühlen hast" etc.
Und genau deshalb finde ich es schwierig in einem therapeutischen Kontext von "Liebe" zu sprechen, weil "Liebe" so ein vielfältig befrachtetes Wort ist, was mehr über einen selbst als über die Beziehung als solche aussagt.

Das was Du da als Liebe beschreibst wäre für mich das Gegenteil von Liebe.

Für mich würde Liebe bedeuten: Ich fühle mich mit Dir wohl, von Dir vollumfänglich wahrgenommen, akzeptiert, gesehen, gewollt. Und ich nehme Dich wahr, nehme Dich an, akzeptiere Dich, sehe Dich, will Dich so wie Du bist.

Aus genau diesem sehr individuellen Interpretationsspielraum heraus finde ich es schwierig in Therapien mit dem Wort "Liebe" zu operieren und neige dazu das "runterzubrechen" auf das, was Liebe für ein Kind im besten Falle darstellt und das ist echter, vollumfänglicher Kontakt, sein (fühlen) dürfen wie man ist ohne den Kontakt zu verlieren bzw. darüber zu riskieren. "Liebe" hat für ein Kind sehr viel damit zu tun, dass es sich sicher sein kann, dass es nicht verlassen werden wird von den Eltern, egal wie es ist. Ist diese "Liebe" an Bedingungen geknüpft entwickelt das Kind ein "fehlerhaftes Konzept" von Liebe und versucht wahrscheinlich eher die Bedürfnisse des anderen zu "erkennen" als einfach "zu sein" und erwartet dies umgekehrt eventuell später auch. Das "Wort" verfälscht also bereits, enthält bereits (unbewusste) "Konzepte".

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Philosophia
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Beitrag Fr., 16.03.2018, 17:36

Na deswegen schrieb ich es in Anführungszeichen, eben weil es für mich keine wirkliche Liebe darstellt. Blöd, dass ich das damit offenbar nicht so rüberbringen konnte - "Liebe" ~ Gefängnis, Erdrücken usw., Liebe ~ Freiheit
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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