Therapeutin lehnt heftig Geschenk ab

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Krümmelmonster
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Beitrag Mo., 30.10.2017, 22:13

Coconekochan hat geschrieben: Mo., 30.10.2017, 21:56 Jeder andere hätte aber sicher das Geschenk dankend angenommen.
würde ich nicht so sagen, weil ich auch so eine ähnliche Therapeutin gehabt habe, die auch ganz komisch reagiert hat auf Geschenke.
Ihre Mimik und Gestik und ihre Körperhaltung waren identisch und was sie geäussert hat.
Deswegen habe ich der schwarzen Hexe nichts Geschenkt.

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mio
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Beitrag Mo., 30.10.2017, 22:16

stern hat geschrieben: Mo., 30.10.2017, 22:07 Die Frage ist jetzt eher, wie geht man mit dieser Unvollkommenheit um.
Es ist also unvollkommen, wenn ein Therapeut nichts geschenkt haben möchte von seinen Patienten? Also sooo weit würde ich echt nicht gehen. Das ist doch "privater Bereich". Vor allem dann, wenn das Geschenk an "innere Bedingungen" geknüpft ist. (Wenn sie es aufstellt, dann bin ich ihr wichtig...wenn nicht, dann nicht...)

Sie hätte den Igel ja auch direkt aufessen können... Im ersten Geschenk an meine Thera war zB. auch so eine Art "Schokololly" mit enthalten, da meinte sie dann: Oh, denn ess ich jetzt gleich... Und? Was hätte ich daraus jetzt machen können? Dass sie mich fressen will?

Ich finde das echt ziemlich abstrus, was da so alles symbolisch reinverfrachtet wird... Und nicht sonderlich hilfreich.


isabe
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Beitrag Mo., 30.10.2017, 22:17

Ich würde da eher zwischen Hoffnung, Wunsch und Erwartung differenzieren. Natürlich erwarten Menschen immer irgendwas, im Sinne von. "Es ist wahrscheinlich, dass..." - das kann man aber in der Begegnung mit anderen Menschen schlecht so formulieren, erst recht, wenn die Situation selbst außergewöhnlich ist, wie das hier der Fall ist.

Was man natürlich formulieren kann, sind Wünsche oder Hoffnungen, wobei Ersteres sich auf den Anderen richtet und Letzteres eher die eigene Gefühlslage beschreibt.


isabe
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Beitrag Mo., 30.10.2017, 22:21

Oder sie hätte sagen können: "Toll, danke" - und denken hätte sie können: "bitte nicht noch einmal!"

Ich denke nicht, dass alles so einfach ist. Offenbar hat dieses Geschenk etwas mit der Th. gemacht - und WAS das ist, darüber kann man hier nur spekulieren. Natürlich KANN es sein, dass sie die Pat. eigentlich ablehnt. Es kann aber auch das Gegenteil sein. Oder eine Schokoladenallergie oder eine Igelphobie, oder sie verbindet damit ungute Erinnerungen an vergleichbare Situationen. Oder sie selbst hat mal einem Therapeuten ein Geschenk gemacht und wurde zurückgewiesen - es sind nahezu unendliche Variationen denkbar, und nur eine davon ist "ich lehne die Patientin ab".

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Krümmelmonster
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Beitrag Mo., 30.10.2017, 22:27

oder sie war gerade auf Diät!
Dachte: ;)
ich will keine schokolade ich will lieber einen mann


Alyssa
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Beitrag Mo., 30.10.2017, 22:37

Und ich fange an zu überlegen, ob ich was falsch mache/gemacht habe damit, dass ich meinem Therapeuten nie etwas geschenkt habe. Ich hatte nie das Bedürfnis.

Als er mal erzählte, dass er viele Geschenke bekommt und die meisten auch gerne und freudig annimmt (ne CD oder sowas), ist mir spontan rausgerutscht, dass ich ihm nichts schenken muss oder werde.

Ich hab ihm mal Musik mitgebracht, auf einem USB-Stick, da aber betont, dass der Stick zur Leihe ist und ich ihn wiederhaben möchte. Da hat er gegrinst und "Ok" gesagt. Und den Stick brav zurückgegeben.

Später hat er auch erzählt, dass er manche Geschenke nur annimmt, sie dann aber in die Ecke stellt und gar nicht will. Das fände ich mindestens genauso verletzend wie das heftige Ablehnen von Geschenken. Vielleicht noch schlimmer, weil es unehrlich ist. Die heftige Reaktion der Therapeutin hier war sicher übers Ziel hinaus und erschreckend. Dafür aber grundehrlich. Und sie kann ausdiskutiert werden.

Das Drüber-Reden können finde ich in einer Therapie das wichtigste. Tut sehr oft weh, verlangt viel von einem, macht es auf lange Sicht aber besser.


isabe
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Beitrag Mo., 30.10.2017, 22:41

Ich finde, beim Begriff "Erwarten", wie er von der TE verwendet wird, geht die Vorstellung von einer Aufforderung an den Anderen sehr mit der vermuteten Wahrscheinlichkeit, dass dieser Aufforderung gefolgt wird, zusammen - und darin liegt die Gefahr: dass beides miteinander vermischt wird. Und wenn der Andere sich von dieser Vermischung distanziert, dann wird daraus die komplette Ablehnung gefolgert, weil es in diesem Konzept gar nicht vorgesehen war, dass der Andere sich frei entscheiden kann, wie er reagiert.

Es ist tatsächlich nicht so, dass ALLE Therapeuten (bis auf deine) Geschenke annehmen. Die meisten schenkenden Patienten sind vermutlich ein bisschen unsicher, riskieren es aber dennoch. Mit dem Wissen: Es könnte auch anders ausgehen. Ich denke, dieses Wissen hilft einem dabei, abzuwägen: riskiere ich es dennoch? Was macht das mit mir, wenn der Andere anders reagiert?


mio
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Beitrag Mo., 30.10.2017, 23:21

Alyssa hat geschrieben: Mo., 30.10.2017, 22:37 Und ich fange an zu überlegen, ob ich was falsch mache/gemacht habe damit, dass ich meinem Therapeuten nie etwas geschenkt habe. Ich hatte nie das Bedürfnis.

Na ja, DU bist FALSCH. Anständige Patienten schenken ihren Therapeuten was. Tsss, tsss, tsss. So ein Honorar ist wirklich zu wenig. Da muss schon mehr auf den Tisch! ;-)

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stern
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Beitrag Di., 31.10.2017, 00:14

mio hat geschrieben: Mo., 30.10.2017, 22:16Es ist also unvollkommen, wenn ein Therapeut nichts geschenkt haben möchte von seinen Patienten?
Wie beschrieben fanden ja beide, dass das nicht zufriedenstellend gelöst wurde.
Liebe Grüße
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stern
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Beitrag Di., 31.10.2017, 00:19

Mir hat mal jemand erklärt, warum dieser Therapeut auf eine bestimmte Art von Geschenken eher aversiv reagiert (bei einem anderen ist das nicht zwangsläufig der Fall). Das war aus Sicht des Therapeuten nachvollziehbar... trotzdem nimmt er das Geschenk i.d.R. an. Lässt diese eigenen Vorbehalte also nicht dem Patienten spüren. Ein Therapeut hat ja einen therapeutischen Auftrag... und hierfür kann hinderlich sein einen Patienten massiv vor den Kopf zu stossen, der eher ein anderes Signal bräuchte. Das erfordert u.U. viel Fingerspitzengefühl wie mit einem Patientengeschenk umgegangen wird.
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mio
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Beitrag Di., 31.10.2017, 00:31

stern hat geschrieben: Di., 31.10.2017, 00:14
Wie beschrieben fanden ja beide, dass das nicht zufriedenstellend gelöst wurde.

Was sich durchaus besprechen lässt, so gewünscht. ;-)

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stern
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Beitrag Di., 31.10.2017, 00:52

Schön, dann sind wir uns ja einig. Das meinte ich z.B. mit folgender Aussage:
Die Frage ist jetzt eher, wie geht man mit dieser Unvollkommenheit um.
;-)
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Coconekochan
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Beitrag Di., 31.10.2017, 05:13

Ich denke halt noch immer hätte sie dankend im normalen Ton abgesagt ( das ist auch Zeichen von Höflichkeit und Respekt für mich ) hätte mich das sicherlich auch traurig gemacht aber ich hätte es sicher dann verstehen können. Nur so hat sie mir seelisch echt weh getan. Aber vielleicht bringt uns das weiter in der Therapie weil so viel unausgesprochenes auf vielleicht beiden Seiten. Vielleicht musste es einfach so kommen. Weil einfach vielleicht was in meiner Beziehungsgestaltung nicht stimmt. Obwohl ich wirklich bewusst keinen Hintergedanken hatte.

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Nico
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Beitrag Di., 31.10.2017, 06:05

Coconekochan hat geschrieben: Di., 31.10.2017, 05:13 . Obwohl ich wirklich bewusst keinen Hintergedanken hatte.
Bitte wie kann man bewusst keinen Hintergedanken haben ? :gruebel:
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Coconekochan
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Beitrag Di., 31.10.2017, 06:22

oh ja... stimmt lach

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