Womit sich der Mechanismus "Projektion" sehr schön zeigt , werter Möbius. Es war die Glasscheibe einer Kellertür in der ich mich spiegelte.Möbius hat geschrieben:Ein "selfie" vor dem Spiegel eines Kleiderschrankes.
Bin ich falsch?
- Werbung
@ Möbius: Er hätte ihr auch einfach eins mit dem Warentrennbrett überbraten können. Wie hätte man das dann psychoanalytisch genannt? So unsensibel an dieser Stelle, so köstlich mal wieder, Möbius.
Das versuche ich mir jetzt gerade bildlich vorzustellen und mir auszumalen, was dann im weiteren Verlauf geschehen wäre. Also entweder hätte wer einen Krankenwagen gerufen oder aber der gute Mann wäre recht schnell noch beschämter gewesen als eh schon. Geholfen hätte es ihm aber wahrscheinlich nicht, denn dann wäre sein "Trauma" ja ziemlich offensichtlich geworden und er hätte es nicht abwehren können. Mich anpfurzen war da schon effektiver...denn da konnte er sich zumindest noch einbilden, er würde sich "angemessen" verhalten.Möbius hat geschrieben:und sich der Warentrennbrettmann nicht die Kleider vom Leibe reissen und sich nackt und mit Schaum vor dem Mund vor mio hysterisch kreischend auf dem Boden wälzen mußte, um diese Überforderungssituation an der Supermarktkasse psychisch bewältigen zu können!
ist Projektion nicht eher, wenn man den eigenen Anteil an einer Situation einem anderen hinzuaddiert um eine (verfahrene) Situation sich selbst zu erklären, ohne dabei eine narzistische Kränkung konfrontieren zu müssen?
abgemeldet
- Werbung
Ich glaube das "Problem" in solchen Situationen ist eben, dass man selbst gar nicht versteht - so verstehe ich das Ausgangsthema zumindest - warum der andere sich verhält, wie er sich verhält und sich dann "über Gebühr" Gedanken darüber macht anstatt es einfach abzuhaken.
Weshalb ich auch der Meinung bin, dass es etwas damit zu tun hat, dass man sich darüber versucht wieder "in Sicherheit" zu bringen. Und dem dürfte was "ehemaliges", "gelerntes" zu Grunde liegen und nicht nur eine "Hochsensibilität".
Weshalb ich auch der Meinung bin, dass es etwas damit zu tun hat, dass man sich darüber versucht wieder "in Sicherheit" zu bringen. Und dem dürfte was "ehemaliges", "gelerntes" zu Grunde liegen und nicht nur eine "Hochsensibilität".
Das kann Möbius sicher besser erklären als ich, aber ich glaube Projektionen können immer und überall vorkommen und auch, dass sie immer und überall vorkommen. Problematisch wird es auch erst dann, wenn der "Projizierende" nicht einsehen will, dass es sich einzig um eine Projektion handelt (was dann wieder dem Erhalt des "Selbstbildes" dienen kann bzw. der Vermeidung einer narzisstischen Kränkung).blade hat geschrieben:ist Projektion nicht eher, wenn man den eigenen Anteil an einer Situation einem anderen hinzuaddiert um eine (verfahrene) Situation sich selbst zu erklären, ohne dabei eine narzistische Kränkung konfrontieren zu müssen?
Würde Möbius jetzt darauf bestehen, dass es ein Kleiderschrankspiegel war, dann hätten wir einen Konflikt. Da ich ja das Foto gemacht habe und deshalb auch weiss, was es wirklich war, nämlich eine Kellertür. Der Kleiderschrankspiegel entspringt einzig und allein der Projektion von Möbius, auf dem Foto war nichts dergleichen zu erkennen. Und konnte auch gar nichts dergleichen zu erkennen sein, da es wie gesagt eine Kellertür war.
Nunja ... das war ja nur so ein winziges Foto ... das mit dem Kleiderschrank war wohl der Kleiderschrank in der Wohnung meiner Großeltern - wirklich eine interessante Projektion, da ist vielleicht sogar psychoanalytische Musik drin. Unmittelbar nach der ersten regulären Analysesitzung im November erinnerte ich ein Bild von mir als Kind: eben im Spiegel - in so einem dreiteiligen Spiegel einer Frisierkomode in der elterlichen Wohnung.
Übrigens habe ich mich auch mehrfach verschrieben: aus dem Warentrennbrett wurde 2x das "Wartentrennbrett" und 1x sogar das "Wagentrennbrett" - letzteres wohl in Reminiszenz zu sensitives Kinderwarenmann-Erlebnis, zum ersteren fällt mir zunächst nur das "Warten" an der Kasse ein, dann vielleicht das "Warten" auf die Geliebte ... aber "klick" macht es noch nicht.
Übrigens habe ich mich auch mehrfach verschrieben: aus dem Warentrennbrett wurde 2x das "Wartentrennbrett" und 1x sogar das "Wagentrennbrett" - letzteres wohl in Reminiszenz zu sensitives Kinderwarenmann-Erlebnis, zum ersteren fällt mir zunächst nur das "Warten" an der Kasse ein, dann vielleicht das "Warten" auf die Geliebte ... aber "klick" macht es noch nicht.
Ich finde solche "Warte-Situationen" auch hochinteressant. Weil sie echt viel "hochwühlen" können. Warum ist mir allerdings auch unklar. Aber nachdem die "Angst" mich sozusagen "überfallen" hatte, waren das Situationen in denen ich fast durchgedreht bin innerlich bisweilen. Das ging von "Ich kotze gleich aufs Kassenband" bis hin zu "Ich muss hier fluchtartig raus". Vollkommen irrational. Und dennoch da.Möbius hat geschrieben:das "Warten" an der Kasse
Unter Umständen sind es die "klar ins Bewusstsein tretenden Abhängigkeiten"?
@ Herrn blade
Natürlich könnte ich es Ihnen erklären - aber noch besser kann es mein verehrter Kollege Dr. jur. Kurt Tucholsky, was eine Projektion im psychoanalytischen Sinne ist:
http://www.textlog.de/tucholsky-frauen-eitel.html
Natürlich könnte ich es Ihnen erklären - aber noch besser kann es mein verehrter Kollege Dr. jur. Kurt Tucholsky, was eine Projektion im psychoanalytischen Sinne ist:
http://www.textlog.de/tucholsky-frauen-eitel.html
Ich glaube, solche "Warteschlangen-Situationen" sind u.a. deswegen psychoanalytisch so interessant, weil wir zur Überbrückung der öden Warterei entweder unser Smartphone zücken - oder unser "Kopfkino" einschalten, ein schizoides "Gedankenspiel" betreiben. Ich selbst betreibe dann auch gerne "Antlitzanalysen" - man kann erstaunlich viel sehen an den Leuten: ob Frauen klitoral oder vaginal sind, möglicherweise frigide, die sexuelle Orientierung, latente Transsexualität ... natürlich sind das alles immer nur "Verdachtsdiagnosen", völlig unseriös ... aber Spaß macht es auf alle Fälle ! Ja ... und wenn man dann also in diesem "Kopfkino", in dem sich ähnlich wie in den Schlafträumen Inhalte des Unbewußten wieder ein Stückweit ins Bewußtsein schieben, und dann etwas Unvorhergesehenes passiert, auf das wir sehr schnell reagieren müssen - dann können diese Inhalte des Unbewußten ganz leicht in Fehlleistungen umschlagen, glaube ich.
Ich würde behaupten, dass es über ein "ödes Warten" hinausgeht. Sondern behaupten, dass wir uns einer Situation "ausgeliefert" fühlen und diese deshalb irgendwie "in den Griff bekommen" müssen. Denn die Schlange wird ja nicht kürzer nur weil ich das will. Also kommt es zu "Übersprungshandlungen" welcher Art auch immer. Man könnte auch sagen: Wir wehren die "ausgelieferte Situation" ab. Individuell.Möbius hat geschrieben:weil wir zur Überbrückung der öden Warterei entweder unser Smartphone zücken - oder unser "Kopfkino" einschalten, ein schizoides "Gedankenspiel" betreiben.
Ich käme beispielsweise nie auf die Idee mir Gedanken über irgendwas sexuelles zu machen in der Situation. Ich schau mir die Waren an, die anderen Schlangen, wenn die Schlange sehr lang ist, und überlege ob ich es nun mit Murphy halten soll oder nicht. Manchmal halte ich auch einen Plausch, wenn es sich anbietet. Das ist sozusagen mein "normales" Verhalten. Mein Verhalten in den "Akutsituationen" war allerdings ganz anders, da hatte ich wirklich nur noch den einen Gedanken: Ich muss hier raus. Ich muss mich bewegen.... Und wenn ich das nicht kann oder tue, dann passiert was ganz "schlimmes"....
mio, der Gedanke von der "Angst beim Warten" gefällt mir (hihi ... paradox!): das Spezifische beim Warten in der Schlange ist ja, daß wir uns nicht bewegen können, völlig eingekleilt sind, langsam und stückweise vorrücken müssen - es sei denn, wir geben unseren Platz auf, drehen noch ne Runde durch die Regale oder lassen schlicht den Wagen stehen und flüchten ins Freie ... diese Dinge sind mir auch schon passiert. Dieses eingesperrt sein erzeugt natürlich Angst, und auf Angst reagieren wir im Schema von den drei "F": fight, fly, freeze - Aggression, Flucht, Einfrieren. Auch die Abwehrmechanismen können sich natürlich schon sehr früh einschalten, wie es, meiner Vermutung nach, bei Deinem Wartentrennbrettmann gewesen war: er hat regrediert, weil die Aggression in ihm unerträglich geworden war. Eventuell hat er auch die Aggression auf Dich projiziert - an Dir den "Dampf" abgelassen, den er gerade woanders "eingedrückt" bekommen hatte, etwa ein Anpfiff vom Chef oder sowas.
Man könnte es als eine Art "reaktivierten Urbedürfniskonflikt" verstehen, wenn ich das so genau formuliert lese. Denn wir wollen zwar "einkaufen" (versorgt sein/uns versorgen/leben), aber wir wollen nicht "warten" (aushalten/uns ausgeliefert fühlen/angewiesen sein). Hat fast was von Geburt...wir erreichen unser Ziel nur dann, wenn wir lernen "aus-/durchzuhalten". Eigentlich kein Wunder, dass so ziemlich alle Menschen das "belastend" finden in irgendeiner Form und dann reagieren. Wahrscheinlich ist auch deshalb der "soziale Abgleich" in diesen Situationen so wichtig: Dadurch fühlen wir uns wieder "berechtigter", "selbstwirksamer".Möbius hat geschrieben:das Spezifische beim Warten in der Schlange ist ja, daß wir uns nicht bewegen können, völlig eingekleilt sind, langsam und stückweise vorrücken müssen - es sei denn, wir geben unseren Platz auf, drehen noch ne Runde durch die Regale oder lassen schlicht den Wagen stehen und flüchten ins Freie ...
Und um es noch komplizierter zu machen könnte man jetzt noch den Zusatz der "potentiellen Reizüberflutung" mit ins Spiel bringen, der in modernen Supermärkten gegeben ist. Damit hätten wir dann auch die Hochsensibilität wieder im Kontext.
Ich kenne das zB. von Ikea - und zwar auch schon aus den "davor" Zeiten - dass ich da bis zur Kasse noch ganz gut "durchhalte" im Zweifel, an der Kasse dann aber so einen Vogel bekomme, dass ich gehen muss, weil mir das alles viel zu viel wird. Ähnlich ist es auf dem Flohmarkt. Das halte ich auch nur gut aus, wenn ich mich stark auf was "fokussiere", was bei Flohmärkten aber ja meist gar nicht Sinn der Übung ist, weil es eher ums "stöbern" geht. Nur dass ich das reine "Störbern" zwar liebe, es aber ohne mich auf was zu "fokussieren" nicht ertrage, weil es mir viel zu viele ungeordnete und unsortierte Reize sind. Wenn ich mich hingegen fokussiere klappt es besser.
Schon interessant.
Noch ein paar ungeordnete Asszi-azi-jonen:
Bei IKEA war ich schon bestimmt 10 Jahre nicht mehr - aber meiner Erinnerung nach ist der Familieneinkaufs-Samstag dort hardcore total ...
Die Einkaufssituationen können sehr, sehr unterschiedlich sein - zwischen Last und Lust. Seit September wohne ich ja nun erstmals in der Großstadt und kaufe seither in unterschiedlichen Filialen der gleichen Kette ein, "wie's grad passt". Mein nächster Rewe, den ich sogar noch knapp zu Fuß (bin ja gehbehindert) erreichen kann, liegt in einer Anlage mit "betreutem Wohnen". Arme alte Leutchen schieben dort ihre Rollatoren immer genau in Deinen Weg hinein, und wühlen an der Kasse endlos in ihren Geldbeuteln, wenn sie den Preis endlich verstanden haben mit ihrem Hörgerät. Man darf ihnen nicht böse sein, aber ist es trotzdem und schämt sich dafür. Dann ist da ein Rewe, der sehr praktisch an meinem Fahrradweg zu den Badeseen liegt. Das Publikum dort ist jünger, alles geht ziemlich flott. Aber die Gegend ist auch ein "sozialer Brennpunkt" - auf dem Parkplatz und der Haltestelle davor rinnt öfters das bierseelige Präkariat zusammen - da hält man oft am besten erst garnicht an. Und mein "weitester" Rewe ist auch mein Lieblingsrewe: der am "Connewitzer Kreuz" - dem traditionellen Herzen der alternativen Szene von Leipzig. Connewitz ist für Leipzig (noch) das, was für Berlin früher Kreuzberg (West) oder Prenzlauer Berg (Ost ... äh ... Hauptstadtderddr) gewesen war. Am "Kreuz" ist im Sommer das Strassenfest chronifiziert. Hunderte, tausende von Leuten sitzen abends bis in die tiefe Nacht vor den Kneipen, in den Parks, auf der Strasse. Es wird musiziert, getanzt, jongliert, gelacht und ein zarter Hauch von Cannabis schwebt über den Wassern. Der Rewe dort ist der freakigste Rewe, den man sich nur denken kann - man kommt man sich vor, wie in der Rocky-Horror-Picture-show. Dort einzukaufen und in der Kassenschlange zu stehen - das ist: schiere Lust !
Dann: "warten müssen" ist eine narzistische Kränkung, eine Herabwürdigung. Sie wird zB von Strafverfolgungsbehörden, Justiz und auch privaten "Stellen" auch ganz bewußt als "weiße Folter" eingesetzt, um die psychische Widerstandsfähigkeit der Wartenden herabzusetzen. Warten löst die Mechanismen von Angst und Aggression aus - vielleicht sind es wirkllich ganz frühe Erinnerungen: das allerfrüheste Warten ist ja das des hungrigen Säuglings auf die Mutterbrust oder deren Surrogate. Vielleicht ist es deswegen ein Stück "Ur-Angst", die uns da gerade in der Warteschlange an der Supermarktkasse wieder aufstößt. Schließlich geht es ja auch hier um happa-happa und gluckgluck. Mächtig ist der, der warten lässt - ohnmächtig ist der, der warten muß. Die Wartenden sind keine "sozialistische Wartegemeinschaft" - sondern Konkurrenten darum, "zum Zuge zu kommen". Deswegen werden die ungeschriebenen Regeln des Wartens ja auch so furchtbar wichtig genommen - wie zB diese Sache mit dem Warentrennbrett. Die anderen Glieder der Schlange sind also keine Mitmenschen mehr, sondern Aggressoren - sofern man nicht, worauf ja schon hingewiesen wurde, einen "sozialer Ausgleich" vornimmt durch freundliche Gesten und Blicke, kurze Gespräche. Nicht alle lassen das zu - viele schauen ja auch schon aggressiv oder aggressionsbereit aus, wenn sie in der Schlange stehen.
(Fortsetzung folgt)
Bei IKEA war ich schon bestimmt 10 Jahre nicht mehr - aber meiner Erinnerung nach ist der Familieneinkaufs-Samstag dort hardcore total ...
Die Einkaufssituationen können sehr, sehr unterschiedlich sein - zwischen Last und Lust. Seit September wohne ich ja nun erstmals in der Großstadt und kaufe seither in unterschiedlichen Filialen der gleichen Kette ein, "wie's grad passt". Mein nächster Rewe, den ich sogar noch knapp zu Fuß (bin ja gehbehindert) erreichen kann, liegt in einer Anlage mit "betreutem Wohnen". Arme alte Leutchen schieben dort ihre Rollatoren immer genau in Deinen Weg hinein, und wühlen an der Kasse endlos in ihren Geldbeuteln, wenn sie den Preis endlich verstanden haben mit ihrem Hörgerät. Man darf ihnen nicht böse sein, aber ist es trotzdem und schämt sich dafür. Dann ist da ein Rewe, der sehr praktisch an meinem Fahrradweg zu den Badeseen liegt. Das Publikum dort ist jünger, alles geht ziemlich flott. Aber die Gegend ist auch ein "sozialer Brennpunkt" - auf dem Parkplatz und der Haltestelle davor rinnt öfters das bierseelige Präkariat zusammen - da hält man oft am besten erst garnicht an. Und mein "weitester" Rewe ist auch mein Lieblingsrewe: der am "Connewitzer Kreuz" - dem traditionellen Herzen der alternativen Szene von Leipzig. Connewitz ist für Leipzig (noch) das, was für Berlin früher Kreuzberg (West) oder Prenzlauer Berg (Ost ... äh ... Hauptstadtderddr) gewesen war. Am "Kreuz" ist im Sommer das Strassenfest chronifiziert. Hunderte, tausende von Leuten sitzen abends bis in die tiefe Nacht vor den Kneipen, in den Parks, auf der Strasse. Es wird musiziert, getanzt, jongliert, gelacht und ein zarter Hauch von Cannabis schwebt über den Wassern. Der Rewe dort ist der freakigste Rewe, den man sich nur denken kann - man kommt man sich vor, wie in der Rocky-Horror-Picture-show. Dort einzukaufen und in der Kassenschlange zu stehen - das ist: schiere Lust !
Dann: "warten müssen" ist eine narzistische Kränkung, eine Herabwürdigung. Sie wird zB von Strafverfolgungsbehörden, Justiz und auch privaten "Stellen" auch ganz bewußt als "weiße Folter" eingesetzt, um die psychische Widerstandsfähigkeit der Wartenden herabzusetzen. Warten löst die Mechanismen von Angst und Aggression aus - vielleicht sind es wirkllich ganz frühe Erinnerungen: das allerfrüheste Warten ist ja das des hungrigen Säuglings auf die Mutterbrust oder deren Surrogate. Vielleicht ist es deswegen ein Stück "Ur-Angst", die uns da gerade in der Warteschlange an der Supermarktkasse wieder aufstößt. Schließlich geht es ja auch hier um happa-happa und gluckgluck. Mächtig ist der, der warten lässt - ohnmächtig ist der, der warten muß. Die Wartenden sind keine "sozialistische Wartegemeinschaft" - sondern Konkurrenten darum, "zum Zuge zu kommen". Deswegen werden die ungeschriebenen Regeln des Wartens ja auch so furchtbar wichtig genommen - wie zB diese Sache mit dem Warentrennbrett. Die anderen Glieder der Schlange sind also keine Mitmenschen mehr, sondern Aggressoren - sofern man nicht, worauf ja schon hingewiesen wurde, einen "sozialer Ausgleich" vornimmt durch freundliche Gesten und Blicke, kurze Gespräche. Nicht alle lassen das zu - viele schauen ja auch schon aggressiv oder aggressionsbereit aus, wenn sie in der Schlange stehen.
(Fortsetzung folgt)
"Die Hälfte seines Lebens - wartet der Soldat vergebens!" - die Warteschlange ist eine Zwangsgemeinschaft - "Anstalt light" und gottlob für nur wenige Minuten. "Die Anstalt": Schulen, Krankenhäuser, "die Geschlossene", Kasernen, Gefängnisse - Orte scheußlicher Brutalitäten. "Der Knast" ist ein Gewaltsystem, dessen Exsistenz regelmässig verleugnet wird. Die Brutalität geht heutezutage und in unseren Landen nicht von den Wärtern aus, sondern von den "Mitgefangenen", die man sich nicht aussuchen und denen man nicht ausweichen, sich nicht vor ihnen schützen kann. Die "Mitpatienten" in der Psychiatrie vor allem sind nicht viel besser: auch ihnen kann man nicht ausweichen. Das ist das wesentliche: unausweichliche, "ausweglose" Heteronomie. Die Armee als "die Schule der Nation" zu bezeichnen ist durchaus richtig: das Zwangssystem traumatisiert, der Traumatisierte identifiziert sich mit dem Aggressor, introjiziert sich das Gewaltsystem - so entsteht der "Knacki", der "Untertan" und was weiß ich für Gestalten. Manchmal flippen sie ja auch aus, töten sich selbst und andere. Ich muß an "Full Metal Jacket" von Kubrick denken und an die Schulamokläufer. Die theoretisch so gutmenschlich-liebevolle "Reformpädgogik" muß praktisch zu einem ganz furchtbaren Gewaltsystem geführt haben, gegen das die "schwarzpädagogische" Schule mit ihren entwürdigenden Körperstrafen, Arresten und Strafarbeiten der reinste Kindergeburtstag gewesen sein muß. By the way: "das Amt" ist auch so ein Gewaltsystem - auch für die "Beamten". Denn die so heiß begehrte soziale Sicherheit führt zu einer zwanghaften Schicksalsgemeinschaft: die "lieben Kollegen" wird man bis zu seiner Pensionierung nicht mehr los ... ein kollektives "slain trauma" ? Schlangestehen für 30 Jahre ? Nicht umsonst sehen sie dort so viele so grau aus, krank und verspiessert.
Manche Situationen sind eben für die Psyche schwer zu bewältigen - die Schlange an der Kasse im Supermarkt scheint jedenfalls eine dieser Situationen zu sein, in der wir sehr anfällig sind.
Amen.
Manche Situationen sind eben für die Psyche schwer zu bewältigen - die Schlange an der Kasse im Supermarkt scheint jedenfalls eine dieser Situationen zu sein, in der wir sehr anfällig sind.
Amen.
- Werbung
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag
-
- 8 Antworten
- 2275 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von she
-
- 6 Antworten
- 1646 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von _Leo_
-
- 14 Antworten
- 2829 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Sub Umbra Floreo
-
- 6 Antworten
- 2471 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Lilie9
-
- 3 Antworten
- 3114 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von DorisM29