Verliebt in den Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Broken Wing
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Beitrag Di., 25.10.2016, 22:04

@ Sadsongs: Hier schreiben überwiegend weibliche Gestalten.

@ JennyDoe: Na ich weiß nicht. Mein Thera sollte möglichst mangelfrei sein, das heißt also physisch und psychisch gesund und äußerlich auch zumindestens ansehnlich. Physische Auffälligkeiten begünstigen psychische und gerade letzteres brauchen Patienten nicht. Schon schlimm genug, dass in der Realität viele diesen Beruf ergreifen, um ihren eigenen Schaden zu behandeln. Für mich wäre zB eine Therapie nichts, wo der Therapeut unzuverlässig ist, weil keine Schweizer Ur, wo gelegentlich Fetzen fliegen, weil ihm Verhandlungsgeschick fehlt und er dies auch noch als Ehrlichkeit verharmlost u.ä.

Ich denke, man kann dem Patienten die Besonderheit der Therapie klar machen. Und der Patient muss akzeptieren, dass er nicht agieren darf. Die Psychotherapie wäre ja nicht die einzige Situation im Leben, wo es gilt, bestimmte Beziehungsgestaltungsregeln einzuhalten. Ein seriöser Therapeut steht einem nicht als Freund/Freundin zur Verfügung und die Therapie spiegelt auch keine Beziehung wieder, wie sie außerhalb tatsächlich wäre. Warum sollte sie das auch? Es geht ja um einen Menschen, der mit einer realen Beziehung nicht klarkommt, sonst bräuchte er keine Therapie.
Würde meine thera zB realistisch agieren, wären wir an einem toten Punkt, weil ich in einer Beziehung außerhalb der Therapie nicht über die Dinge in der Therapie spreche. Es interessiert mich nicht, ob sie von meiner immergleichen Leier genervt ist, ob sie besorgt ist um ihre Zukunft o.ä.

Aber ich bin mir auch sehr bewusst, dass ich dieses Maß an Zuwendung nur in der Therapie bekomme, weil dafür bezahlt wird. Jede Beziehung hat ihren eigenen Zweck: Die Eltern-Kind-Beziehung ist eine andere als die zwischen Mann und Frau u.ä.
Will sagen, wenn eine Frau ihren Mann als Vater betrachten will und dieses Verhalten auch von ihm erwartet, wird es auch zu Reibungen kommen - mindestens. Trotzdem würde man von Vätern nicht verlangen, sich bitte echt, realistisch oder ähnlich zu verhalten, weil nicht ihr Job.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Naturalis
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Beitrag So., 30.10.2016, 07:09

Hallo Sadsongs,

ich kann Deine Situation sehr gut nachvollziehen, da es mir ähnlich erging. Ich habe die Übertragungsliebe zu meinem Thera irgendwann selbst bemerkt und gehofft, dass sich diese -so schnell wie sie gekommen war - auch irgendwann wieder von alleine auflöst. Im Grunde war ich während den Sitzungen mehr damit beschäftigt mich so zu verhalten, dass er nicht davon bemerkt als dass ich mich auf die Therapie konzentrieren konnte. Ich stand mir regelrecht selbst im Wege und habe wertvolle Therapiezeit verstreichen lassen. Genauso wie du, hatte ich Sorge, dass er die Therapie abbricht, wenn ich ihm davon erzähle oder dass ich einen anderen Thera suchen muss.
Nach langem Hin und Her habe ich mich dann entschlossen, es ihm mitzuteilen. Man sollte in der Therapie über alles reden können und entsprechendes Vertrauen haben, demnach auch über dieses Thema.
Nachdem ich es gesagt habe und es endlich raus war, ging es mir deutlich besser. Ich fühlte mich in den Sitzungen fortan freier.

Grüße, Naturalis

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sadsongs
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Beitrag So., 30.10.2016, 12:18

Hallo Naturalis,
im Grunde hab ich mich in eine ultrapeinliche Situation hinein manövriert.... ich glaub, dass er es gemerkt hat, was mit mir los ist...ich war bei ihm und wollte eigentlich über was anderes reden und war dann total aufgeregt, was ich ihm dann so auch sagte. Zuerst hab ich es selbst nicht kapiert, warum ich so aufgeregt war (dachte, wegen dem Thema, was ich ansprechen wollte) und ich wurde immer aufgeregter und er fragt mich noch inerhalb der nächsten Minuten, wie es denn jetzt mit der Aufregung aussieht. Und ich sag noch, ich kriege gleich Schnappatmung.....allerdings hab ich wohl eher seinetwegen Schnappatmung bekommen...woraufhin er noch lachte....

Und dann hat er mich auf einmal gefragt, was zwischen ihm und mir steht......, dass wenn ich mich auf den Termin mit ihm freu, es ihm doch auch zeigen sol......anstatt dessen seh ich immer traurig aus.

allerdings hatte ich das Verliebtseon so sehr verdrängt, dass ich es tatsächlich erst zuhause kapiert habe....

In der nächsten Sitzung werde ich mich also komplett zum Deppen machen.....oh mann......das wird nicht lustig....

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Lockenkopf
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Beitrag So., 30.10.2016, 15:01

Hört sich echt gut an. Dein Psychotherapeut kann damit umgehen das du verliebt bist. Er wird die Psychotherapie deswegen nicht beenden.

Also trau dich es auszusprechen.

Meiner Meinung nach dient die bedingungslose Annahme des Pat. durch den Psychotherapeuten übrigens dazu, die Selbstannahme des Pat. zu fördern.
Wer sich selber akzeptiert wie er ist, mit all seinen Fehlern, der kann durch einen Akzeptanzmangel durch andere nicht verletzt werden.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Naturalis
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Beitrag So., 30.10.2016, 16:04

naja, etwas Scham und Schweißausbrüche gehören wohl dazu, man kommt schließlich an den Kern der Ursache für sein Verhalten. Ich glaube nicht, dass du dich zum Deppen machst und dein Thera scheint die Übertragungsliebe deinerseits schon bemerkt zu haben. Was schon für seine Kompetenz spricht. Weshalb also es leugnen oder bagatellisieren? Wichtig zur Auflösung ist halt genau hinzusehen, was fehlt mir, gibt es ein Muster, was steckt eigentlich dahinter und wenn dich dein Thera dabei wertschätzend begleitet, dann Bingo! Und so wie du es beschrieben hast, kann er augenscheinlich damit umgehen.

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candle.
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Beitrag So., 30.10.2016, 16:10

Prima, es geht voran! Viel Glück für die kommende Stunde!

candle
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sadsongs
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Beitrag So., 30.10.2016, 16:36

Naja....schon ein bisschen strange, sich hier im Forum umzuhören und beim Thera das dann so weit zu verdrängen... ich wusste gar nicht, dass sowas geht. Dass ich das in dem Maße tu und kann schon zweimal nicht.

Andererseits hab ich aber auch richtig fiese Angst, dass ich von der Verliebtheit gar nicht wegkomm.... mir wird richtig schlecht bei dem Gedanken.

Na, jetzt muss es erst mal raus....ich werd euch von meiner allerschwersten Geburt erzählen.

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Naturalis
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Beitrag So., 30.10.2016, 19:49

@sadsongs, ich drück dir die Daumen. Wenn man das Problem erkennt bzw. was dahinter steckt, "entzaubert" sich die Situation meist.

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nosweets
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Beitrag Mo., 15.10.2018, 20:40

Guten Tag zusammen,

ich bin nosweets, dahinter verbirgt sich eine Frau ;), alleinerziehend und mit zwei halbwüchsigen Kindern. Seit heute bin ich hier registriert und freue mich auf einen Austausch mit euch. Forumserfahren bin ich; ich bin Mitglied in zwei Foren, die sich allerdings mit anderen Themen beschäftigen.

Nun habe ich auch gleich eine Frage. Vielleicht gibt es hier die eine oder den anderen mit ähnlichen Erfahrungen, und ich würde mich über Berichte freuen.

Seit einem guten Jahr bin ich in Verhaltenstherapie wegen depressiver Störungen, genauer gesagt: Dysthymia. Mein Therapeut ist ein Mann, etwa 12 Jahre jünger als ich, der mit mir sehr engagiert arbeitet, und ich empfinde seine Art und Weise der Arbeit wie auf mich zugeschnitten, ich habe da anscheinend echt Glück gehabt.
Natürlich passierte, was wohl passieren musste: Schon bald hatte ich das Gefühl, dass ich mich in ihn "verliebt" hatte. Ich setze deshalb die Anführungszeichen, weil ich mir nie Dinge vorgestellt habe, die man sich gemeinhin so vorstellt, wenn man verliebt ist. Es ist schon mehr platonischer Art, aber er geht mir nicht aus dem Kopf, und das seit mittlerweile einem Jahr (!). Ich weiß natürlich Bescheid über die Abstinenzregel, mir sind auch Begriffe wie Übertragung & Co. bekannt. Mal davon abgesehen ist er in fester Beziehung, hat mir das auch erzählt, er erzählt ohnehin auch immer mal wieder einiges aus seinem Leben, wohldosiert und absolut bewusst, wie er sagt, also auf seine Patienten abgestimmt und in Korrelation mit der jeweiligen Therapie, wie er erst kürzlich betonte. Ich mag das, ich möchte gern ein wenig vom Menschen "hervorblitzen" sehen, der sich da so intensiv mit meinen Problemen beschäftigt.

Freunde und andere Menschen, die ich dazu befragt habe, raten mir alle: Sag ihm, was dich bewegt!
...aber das habe ich bisher nicht fertiggebracht.
Es wäre mir soooo peinlich. Eine Patientin, älter als er selbst, hat solche Gefühle? Was soll er denn damit anfangen? Ja, wir können damit arbeiten, so höre ich dann, aber wie? Und wie kann ich das aussprechen? Was, wenn er dann doch die Therapie beenden würde? Wenn die von mir als sehr vertraut empfundene therapeutische Beziehung doch darunter leidet?...
Ich bin derzeit in Langzeittherapie, habe insgesamt 60 Stunden, davon sind noch 24 übrig. Bald wird es an eine Abstandserweiterung gehen, bisher haben wir in der Regel wöchentliche Sitzungen gehabt (von Urlaubszeiten etc. mal abgesehen).

Was soll ich tun? Habt ihr solche Erfahrungen gemacht? Wie habt ihr das gelöst? Wie haben eure Therapeuten reagiert?

Ganz liebe Grüße,

nosweets

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Beitrag Mo., 15.10.2018, 23:53

Oh.. mein Beitrag wurde verschoben?

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nosweets
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Beitrag Mo., 15.10.2018, 23:55

Wie kommt das denn?

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Beitrag Di., 16.10.2018, 00:00

Ich brauche den dritten Beitrag, damit ich eine pn schreiben darf. Also sorry :(

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sadsongs
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Beitrag So., 28.10.2018, 18:34

Hallo nosweets,

ich habe bald meine letzte Therapiestunde. So wirklich hab ich mich nie “entliebt“, obwohl ich es bei meinem Therapeuten angesprochen habe. Er hat mir immer darauf geantwortet, dass er mir das nicht geben kann, sonst würde ich mich noch schlechter fühlen.

Ich bin vielleicht nicht repräsentativ für dieses Thema, aber ich bin sehr traurig, dass ich diese Stütze bald nicht mehr hab. War es doch immer etwas wie Heimat für mich, wenn ich bei ihm war. Ich musste mir von anderen deshalb auch einige unschöne Dinge anhören. Aber es soll dich nicht entmutigen. Rede mit ihm, er wird es verstehen. Was es mit dir dann macht, das kann ja offen bleiben.

Ich drück dir die Daumen.

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Beitrag So., 28.10.2018, 18:59

Liebe sadsongs,
vielen Dank für deine Antwort! Ja, ich hadere genauso wie du. Ich habe noch etwa ein halbes Jahr, aber dann wird es vorbei sein. Ich bin gespannt, ob ich den Mut habe, es anzusprechen. Hier in diesem Thread habe ich einige ermutigende Antworten gefunden.
Wie lange hast du denn noch nach? Und was für eine Therapie machst du?

Liebe Grüße,
nosweets

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sadsongs
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Beitrag Mo., 29.10.2018, 10:53

Hallo nosweets,

im Dezember hab ich die letzte Sitzung. Es war eine Verhaltenstherapie, mit der ich im Herbst 2015 angefangen habe.

Die Gefühle waren immer unterschiedlich stark für ihn. Und ich bin trotz allem sehr dankbar, dass er mich auf dem überraschenden Weg, den ich durch die Therapie genommen habe, begleitet hat.

Mein Stundenkontingent ist nun völlig ausgeschöpft.

Lass dich keinesfalls entmutigen und wenn's dir gelingt, dann hoffe ich sehr, dass du dich mit diesen Gefühlen annehmen kannst. Eigentlich ist es doch auch schön, dass du dazu in der Lage bist, dies zu fühlen.

Wenn du magst, kannst du mir auch gern pn schicken.

Gruß

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