Tristezza hat geschrieben:In meiner Kindheit habe ich viel mit Autos gespielt. Ich hatte kaum Puppen, wenige Stofftiere, aber viele kleine Spielzeugautos (aus Kostengründen?). Wir Mädchen bekamen zu Weihnachten einen Chemiebaukasten und ein Mikroskop geschenkt. Hat alles nicht geholfen. Ich interessiere mich weder für Autos noch kann ich mich für Naturwissenschaften erwärmen. Vielmehr liebe ich Babys, Sprachen, Kultur ... bin also durch und durch "weiblich". Ich glaube, dass die Sozialisation nur ein Faktor bei der Entstehung von Neigungen ist. Man kann noch so viele "Girls' Days" veranstalten - die Mädchen mögen nun mal mehr soziale als technische Berufe.
Hallo Tristezza,
vielen Dank für das wunderbare Beispiel.
Wieso müssen es denn gleich wir Mädchen sein, die Sprache und Kultur mögen, warum können es denn nicht einzelne Personen sein? Und was ist bei den ganzen großen Schriftstellern wie Goethe, oder Künstlern wie Da Vinci schief gelaufen?
Ich weiß gar nicht wie oft ich ´mir in meiner Jugend von Familie und Freunden die Frage anhören musste, ob ich nicht lesbisch sei. Ich bin nicht lesbisch. Ich bin absolut hetero. Aber ich liebe Mathematik, ich liebe Naturwissenschaften, was ich auch erfolgreich studiert habe und ich kann sehr direkt sein. Ich bin weder sonderlich ordentlich noch an Handarbeiten und malen interessiert. Diese Eigenschaften scheinen "den Leuten" zu genügen, dass man gleich lesbisch, bzw. eine männliche Frau sein muss, da eine normale hetero Frau dann ja solche Eigenschaften nicht haben kann.
Das ist dann auch ein Grund, warum ich mit Männern mich besser unterhalten kann, weil wir da einfach mehr gemeinsame Gesprächsthemen finden. Mich interessiert es nämlich nicht die Bohne wer welche Schuhe trägt und welcher Look gerade in ist.
Ich will ja gar nicht, dass alle Mädchen Autotechniker werden und alle Jungs Kindergärtner. Aber ich fände es wirklich wünschenswert, wenn unsere Gesellschaft fähig wäre Mädchen und Jungs als Kinder anzunehmen und jedem Kind seine Möglichkeiten lassen würde und nicht durch Sätze wie: Mädchen können kein Mathe, Jungs kein Deutsch eventuelle Neigungen zerstören würde.
Das Ganze funktioniert ja auch andersherum. Der empfindsame Junge, der gerne liest und Geschichten schreibt ist ja direkt gleich sonderbar, weil nicht jungenhaft, wenn er diesen Neigungen nachgibt. Ein Junge der gerne rechnet= cool. Ein Junge der gerne liest= verweichlicht.
Natürlich gibt es Männer die gut rechnen können. Natürlich gibt es Frauen die sprachbegabt sind.
Aber:
Natürlich gibt es Frauen die gut rechnen können. Natürlich gibt es Männer die sprachbegabt sind.
Und in meinem Empfinden ist unsere Gesellschaft noch nicht so weit gekommen, dass sie bei einem leidenschaftlich lesenden Jungen oder einer weiblichen Rechenkönigin nicht erst einmal stutzt und deren Persönlichkeit in Frage stellt- und sei es nur die sexuelle Orientierung oder die attraktive Wirkung auf das andere Geschlecht abwertet.
LG Willowtree.