Termin-Vorlieben

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Alyssa
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Beitrag Mo., 15.08.2016, 23:35

isabe hat geschrieben:Lockenkopf:
Das liegt einerseits an der Übertragung: dass Mitpatienten nicht als Mitpatienten, sondern als "Geschwister" wahrgenommen werden.
Huch! Ich sehe andere Patienten nie als Geschwister. Höchstens als andere Patienten. Meistens aber sind sie für mich völlig ohne Bedeutung. Ich will sie nicht kennenlernen und ich will nicht mit ihnen reden.
isabe hat geschrieben:Andererseits liegt es daran, dass Patienten oft aufgewühlt, durcheinander und sehr bewegt sind, wenn sie aus der Stunde kommen - somit sind sie auch sehr empfindlich. Auch das ist zumindest nicht unnormal.
Nun, das kann ich unterschreiben.
Der Satz von Tränen-Reich trifft es genau: "Ich wollte in Ruhe verstört dort rausgehen." -- Quelle: viewtopic.php?f=20&t=37430&start=75

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stern
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Beitrag Mo., 15.08.2016, 23:56

Ich darf auch "offiziell" etwas früher kommen und drinnen warten, wobei das nicht exakt bestimmt ist, wie viel Zeit damit gemeint ist. Und für mich ist das maßgeblich, was besprochen wurde und nicht, welche Fantasien ich dazu entwickele, was andere Patienten vielleicht und eventuell wünschen könnten. Wenn der Winter arg kalt wird, würde ich auch fragen, ob ich zumindest im Haus warten könnte. Normal (letztes Jahr) wartete ich aber solange es ging im Auto und ich fror nicht übermäßig. Insofern denke ich nicht, dass das so akut wird.

Wenn man sich an dem orientiert, was dazu beredet wurde, macht man nichts falsch (viele Therapeuten äußern sich ja zu den Gepflogenheiten).
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isabe
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Beitrag Di., 16.08.2016, 06:21

Elefantenfüßchen:
Das hat nichts mit "schlechtes Gewissen einreden" zu tun (denn ich selbst habe ja mit dir nichts zu tun): Ich weiß nicht, wie genau deine Therapeutin die Tür öffnet und ob sie dazu z.B. aufstehen muss oder sie einen Knopf am Sessel hat, aber du solltest zumindest in Erwägung ziehen, dass es den Vorpatienten massiv irritieren könnte, wenn während seiner Stunde geklingelt wird. Das ist überhaupt der Grund, weswegen ich das hier so vehement thematisiere: um zu verdeutlichen, DASS es stören kann. Ich kann mir, entschuldige bitte, so viel Naivität kaum vorstellen, dass jemand ernsthaft annimmt, es könnte nicht stören, wenn jemand während der Stunde eines anderen Patienten klingelt.

Nun weiß ich allerdings nicht, um welche Art von Psychotherapie es sich bei dir / euch handelt. In analytischen Therapien kannst du davon ausgehen, dass ein zu frühes Klingeln stört, weil diese Stunden oft (nicht immer) sehr emotional dicht sind und der Patient u.U. sehr stark regrediert ist und am Stundenende erst wieder "aufgesammelt" werden muss. Das kann man nicht mit einer normalen Gesprächssituation vergleichen, wo der Gesprächsteilnehmer irgendwann sagt: "Ich muss mal eben zur Tür / aufs Klo / telefonieren". Einmal hat es während der Stunde geklingelt (es hatte sich wohl jemand im Termin geirrt), und er musste aufstehen ("sonst können wir hier nicht in Ruhe weitermachen"). Natürlich sollte jeder Mensch rational nachempfinden können, dass so etwas kein Drama ist (kann ich auch!), aber der Th. thematisierte es selbst (wie das Analytiker eben so machen), dass das sicher sehr verstörend und ärgerlich sei und dass ihm das während seiner eigenen Analyse auch so ging, dass er eine solche Unterbrechung (die allerdings wohl wiederholt auftrat) als sehr ärgerlich empfunden hat. Will sagen: Das ist in Analysen normal, dass ein Klingeln eines Dritten nicht als "ach, dann machen wir doch einfach mal die Tür auf" empfunden wird.

Elefantenfüßchen, da deine Therapeutin bisher offenbar nichts dazu gesagt hat, kannst du davon ausgehen, dass sie persönlich das nicht stört, weil sie wohl anders arbeitet mit ihren Patienten? Wenn ein Therapeut so arbeitet, dass er mit dem Patienten die 50 Minuten in Ruhe und ungestört arbeiten möchte, dann sagt er es vorher, weil es zum Setting gehört. Und normalerweise sucht sich jeder Patient dann ja auch aus, mit welchem "Typ" Therapeut er arbeiten will und kann. Ich würde aus o.g. Gründen niemals in einer Einrichtung Therapie machen, in der die typische "Arzt-Atmosphäre" herrscht. Mittlerweile würde ich nicht mal mehr in einer Gemeinschaftspraxis Therapie machen, weil ich meine Ruhe haben möchte.

Ich möchte das gar nicht werten: Wenn jemanden das nicht stört, dass andere Patienten da sind, und wenn der Therapiealltag so strukturiert ist, dass eh vor .55 geklingelt werden darf, ist das vollkommen in Ordnung. Es ist aber AUCH in Ordnung, DASS es als störend empfunden wird. Und Rücksicht bedeutet, genau dies in Betracht zu ziehen. Rücksichtslos ist es, darüber hinwegzusehen mit der Argumentation: "Ich kenne ja den Anderen nicht, also gehe ich davon aus, dass der so tickt wie ich und es ihn nicht stört, wenn ich mich so verhalte, wie ich das will".


isabe
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Beitrag Di., 16.08.2016, 06:30

stern:
Du sprichst davon, was für dich maßgeblich ist. Ich selbst sprach ursprünglich von einer Situation, die so aussieht, dass der Therapeut allen Patienten sagt: "Bitte nicht vor .58 klingeln". Dass aber dann unten um .51 schon der Patient an der Tür steht. Es ist also gut und stimmig für dich, dass du selbst klingeln würdest, um im Hausflur warten zu können. Es hat aber mit meiner Situation nichts zu tun, die ich selbst als blöd empfinde - und darum ging es zunächst: dass ich so etwas nicht erleben möchte (und deshalb am liebsten den letzten Termin hätte oder einen rücksichtsvollen Nachpatienten - wobei ich letzteres nicht bestimmen kann...).

Losgelöst von meiner persönlichen Situation, lässt sich wohl allgemein festhalten: Ja, es kann stören. Es stört nicht jeden, aber es könnte ausgerechnet den stören, der nach dir kommt. Und du kannst dir überlegen, ob du das Risiko eingehst, ihn eventuell zu stören. Wie das bei dir konkret ist, hat ja mit mir nichts zu tun; deshalb kannst du meinetwegen auch ein Zelt vor der Praxis aufstellen.

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isabe
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Beitrag Di., 16.08.2016, 06:37

Elefantenfüßchen hat geschrieben: Aber eine Frage noch aus reinem Interesse:
Woher wisst ihr, wann der andere läutet? Also uhrzeitmäßig? Die Uhr in der Praxis meiner Thera ist hinter dem Patienten, ich seh sie also nur, wenn meine Thera aufsteht und in diesem Raumteil geht und ich ihr mit dem Blick folge (ach, wäre ja mal witzig, wenn die Uhr stehen bleibt ). Und auf meine Armbanduhr schauen möchte ich ja auch nicht. Unter diesem Aspekt finde ich das Läuten des Nachmannes sogar recht praktisch, weil ich weiß, dass demnächst die Stunde zu Ende gehen wird.
Man merkt es nicht unbedingt an der Uhrzeit selbst, sondern an der Situation, in der man sich befindet: Der Th. steuert die Stunde ja mit, sodass man merkt, dass man sich irgendwann sammelt und zu sich kommt. Und es kann sein, dass jemand z.B. um .48 noch vollkommen aufgelöst ist und erst langsam in die Reailität zurückgeholt werden muss - und dass dann ggf. noch 2 Minuten länger gemacht wird.

Das ist nicht immer so, und es gibt auch Stunden, die eher einem normalen Gesprächsverlauf ähneln, aber das kann der, der um .50 klingelt, ja nicht wissen.


isabe
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Beitrag Di., 16.08.2016, 06:54

Seltsam finde ich übrigens auch das Argument mit dem Frieren: Was hat denn das mit der Therapie zu tun? Wenn ich zur Bank gehe, macht die auch nicht zehn Minuten früher auf, weil es draußen so kalt ist. Oder wenn ich morgens den ersten Termin habe, wird der Therapeut auch nicht zehn Minuten früher bereit sein, wenn es kalt ist. Ist doch eigentlich eine seltsame Überlegung, anzunehmen: "Wenn es kalt ist, darf ich früher kommen". Logischer wäre es zu sagen: "Wenn es kalt ist, ziehe ich mich wärmer an" oder aber: "Wenn es kalt ist, achte ich darauf, nicht überpünktlich zu sein, um nicht lange in der Kälte warten zu müssen". Einen anderen Menschen dafür verantwortlich zu machen, dass der einen vom Frieren erlöst, das man selbst durch sein eigenes Verhalten ausgelöst hat, finde ich mindestens merkwürdig. Es gibt Regenschirme, Mäntel und Mützen. Und wenn die Praxis so organisiert ist, dass eh jeder kommen kann, wann er will, dann ist das sowieso etwas anderes, offensichtlich.

Ich muss als Patient auch nicht den Altruisten und den barmherzigen Samariter raushängen lassen und auch nicht betonen, wie lässig ich mit Anderen quatschen kann: Ich darf mich - und dafür mache ich das Ganze, und dafür bezahle ich einen Haufen Geld - voll und ganz auf mich selbst konzentrieren und auf die Beziehung zum Therapeuten. Dafür habe ich ziemlich genau 50 Minuten Zeit, plus die Zeit, die ich zum Betreten und Verlassen des Hauses benötige. Was davor oder danach passiert, ist mir relativ egal.


isabe
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Beitrag Di., 16.08.2016, 07:41

Lockenkopf hat geschrieben:
Aber, es gibt Leute die sich im Foyer zufällig treffen und sich unterhalten. Auch ein Bedürfnis.
Was soll das für ein Bedürfnis sein: sich zufällig zu treffen?

Wenn hinter dem Sich-Treffen ein Bedürfnis und die Suche nach seiner Befriedigung steckt, handelt es sich nicht um Zufall, sondern um etwas, was aussehen solll wie Zufall. Das ist etwas vollkommen anderes. Außerdem weißt du nicht, ob es dem, der sich mit dir unterhält, wirklich ein Bedürfnis ist. Wer das Bedürfnis hat, sich mit einem fremden Menschen zu unterhalten, dem er "zufällig" in einem Wartebereich (so es einen solchen überhaupt gibt) begegnet, der sollte sich fragen, ob er sein eigentliches Bedürfnis nach zwischenmenschlichem Kontakt nicht befriedigender erfüllen kann, als auf den "Zufall" zu hoffen.

Sollte es sich allerdings nicht um ein Bedürfnis handeln, dann hast du dich nicht präzise ausgedrückt. Mit dem Wort "Bedürfnis" würde ich vorsichtiger umgehen; es sei denn, es ist dir im Alltag auch egal, ob man deine wahren Bedürfnisse ernst nimmt oder nicht.

Und wenn jemand sagt: "Ich möchte nach der Stunde ungestört gehen dürfen", dann kannst du davon ausgehen, dass es sich dabei um ein echtes Bedürfnis handelt, das anders zu bewerten ist als ein: "Ach, wenn ich jemanden sehe, quatschen wir ein bisschen" - gleichrangig wären die "Bedürfnisse" höchstens, wenn du sonst niemanden zum Reden hast (aber dann gilt das o.g.).

Tilda:
Es ist eben nicht in jeder Praxis ein Warteraum vorhanden. Du sagst aber: "Dazu ist der Warteraum ja da" - und damit deutest du (so verstehe ich das) an, dass das allgemein so üblich ist. Wenn es bei DIR so ist und deine Therapeutin ein "offenes Haus" hat, dann lässt sich das auf meine Situation nicht übertragen. Man kann allgemein davon ausgehen, dass eine Praxis mit Warteraum anders organisiert ist als eine Praxis ohne Warteraum. Ein Warteraum ist wohl zum Warten da; davon würde ich auch ausgehen.

Ich kann mich erinnern, ein einziges Mal bei meinem ersten Therapeuten ca. vier Minuten vor der Stunde geklingelt zu haben. Ich wurde oben kühl begrüßt mit den Worten: "Hier gibt es keinen Warteraum, also müssen Sie woanders warten oder später kommen" - das war relativ am Anfang, und ich hatte übrigens am Morgen die erste Stunde. So ein: "Wenn ich komme, komme ich" wäre da undenkbar gewesen, und ich finde das sehr gut, vorausgesetzt, die Regeln werden klar kommuniziert.

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stern
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Beitrag Di., 16.08.2016, 08:35

isabe hat geschrieben:Du sprichst davon, was für dich maßgeblich ist. Ich selbst sprach ursprünglich von einer Situation, die so aussieht, dass der Therapeut allen Patienten sagt: "Bitte nicht vor .58 klingeln". Dass aber dann unten um .51 schon der Patient an der Tür steht.
Dann wäre für mich diese Absprache maßgeblich. Wo der Patient draußen wartet, ist aber doch ihm überlassen (vor dem Haus oder versteckt oder sonstwo). Es widerspricht hier noch nicht einmal der Absprache. Ich wüsste auch nicht, was ich von einem Therapeuten halten sollte, der sagen würde, bitte höchstens 2 Min. vorher klingeln und in 50m Entfernung warten. Wenn er bestimmte Vorstellungen hat, wo man draußen wartet bzw. die Patienten sich aufhalten, so soll er doch bitteschön eine Wartebereich zulegen.

Man kennt außerdem nicht die Gepflogenheiten des Theras nichts so genau... vielleicht hat das auch mit ihm zu tun, dass er eine Zwischenzeit hat, die nicht unterbrochen ist. Ich muss übrigens noch nicht einmal klingeln, sondern würde direkt in den Praxisflur gelangen können.

Nach meinem Verständnis von Therapie ist auch nicht alles zu vermeiden, was stört. Das würde Therapeut dann wohl schon abwägen. Wenn das Verhalten des Vorgängers stört, so halte ich es für sinnvoll selbst Verantwortung zu übernehmen und ihn darauf anzusprechen. Oder man redet mit dem Therapeuten.
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Beitrag Di., 16.08.2016, 08:52

Einmal wurde ich etwas nass (ich rechnete auch nicht mir Regen), was mich aber auch nicht so störte. Ich fand einen Baum unter dem ich wartete und der das etwas abgefangen hat. Fiel aber natürlich auf (also dass ich in den Regen gekommen bin) Aber bevor ich klitschnass werden würde oder es wirklich sehr kalt ist, dann würde ich wohl auch mal ausnahmsweise unten im Haus warten bzw. fragen, ob und wann ich mich dort unterstellen kann und den Grund nennen. Wenn es unerwünscht ist, kann sich ein Therapeut äußern. Vor einem Umzug war ich (wie gewohnt möglichst pünktlich) und wenn ich ein paar Minuten eher dran war habe ich sogar oben vor der Praxistür gewartet. War nie ein Problem oder zu problematisieren. Ich glaube, hier hieß es so sogar, dass es keinen Wartebereich gibt und man vor der Türe warten müsste. Ich kenne es so, dass die Gepflogenheiten kommuniziert werden, an denen ich mich jeweils orientiere. Und es gab noch nie ein Problem. Und wenn man davon in Ausnahmefällen und begründet mal abweicht, so gibt es sicherlich weitaus schlimmeres als das.
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isabe
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Beitrag Di., 16.08.2016, 08:54

Natürlich sagt der Therapeut nicht: "Sie dürfen sich meinem Haus erst um .58 nähern". Aber es ist nach meinem Verständnis logisch, dass das impliziert ist, wenn gesagt wird, dass vorher nicht geklingelt werden soll. Es geht dabei nicht um juristische Fragen, sondern um Rücksicht und Diskretion. Das kann man verstehen oder eben nicht. Und wenn das nicht verstanden wird, dann darf jemand anders das lästig finden.

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stern
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Beitrag Di., 16.08.2016, 09:11

isabe hat geschrieben:Ich darf mich - und dafür mache ich das Ganze, und dafür bezahle ich einen Haufen Geld - voll und ganz auf mich selbst konzentrieren und auf die Beziehung zum Therapeuten. Dafür habe ich ziemlich genau 50 Minuten Zeit, plus die Zeit, die ich zum Betreten und Verlassen des Hauses benötige. Was davor oder danach passiert, ist mir relativ egal.
Ja, 50 Min. hast du... für den Weg im Treppenhaus wird der Therapeut nicht bezahlt. Es gehört auch nicht zu üblichen Vereinbarungen, dass Patienten in 50m Entfernung vor dem Haus zu warten haben. Was draußen außerhalb des Hauses/Grundstücks passiert ist Sache der Patienten... ansonsten soll sich der Therapeut einen Wartebereich zulegen. Hier erwartest du (und das stillschweigend) ziemlich viel von anderen, dass sie riechen, was dir genehm ist und in welcher Weise sie für dein Wohlergehen sorgen zu haben... und wälzt das damit ab. Naheliegender fände ich noch, wenn man dann mit dem Therapeuten redet... wenn man schon den Nachfolger darauf nicht anspricht.

Wenn ich unten an der letzten Parkmöglichkeit (zu Fuß) angekommen brauche ich noch gut über 5 Min. zur Praxis (eher 7-8 Minuten). Und ab dort kann ich auch manche längere, gerade Straßen zwangsweise bereits von weitem einsehen... u.a. zu einem Knotenpunkt, den viele ansteuern, die sich in dieser Gegend aufhalten. Wenn der Nachfolger dorthin will ist die Begegnung oder zumindest dass ich ihn aus Distanz sehe eigentlich unvermeidbar. Er hat ja dann auch noch etwas Fussweg.
Zuletzt geändert von stern am Di., 16.08.2016, 09:17, insgesamt 1-mal geändert.
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stern
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Beitrag Di., 16.08.2016, 09:15

Wenn etwas tatsächlich impliziert wäre, so wäre das sinnvoller, dass auch zu explizieren, wenn das erwartet wird... und nicht davon auszugehen, dass Patienten das riechen. Es ist auch nicht üblich, dem Patienten vorzuschreiben, wo er DRAUßEN IM ÖFFENTLICHEN UMFELD zu warten hat... das wär's noch. Und wie gesagt: Wenn man bereits angestachelt zu Sitzung erscheint, ist es am sinnvollsten den Therapeuten anszusprechen oder den Patienten. Wenn man tatsächlich davon ausgeht, dass das impliziert ist, dürfte das umso weniger ein Problem sein. Es gibt sogar Wartezimmerpraxen.... dort funktioniert es doch auch.
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Beitrag Di., 16.08.2016, 09:30

Stern:
Ich bin überzeugt: Um Rücksichtnahme zu lernen, braucht es kein besonders ausgeprägtes Riechvermögen. Aber du hast Recht: Manchen Menschen müssen selbstverständliche Dinge tatsächlich explizit gesagt werden, weil sie die entsprechenden Werte nicht verinnerlicht haben und weil sie sich nicht vorstellen können, dass andere Menschen etwas unangenehm finden, was sie selbst nicht so empfinden.

Da der Therapeut jedoch keinen Einfluss darauf hat, wie sich sein Patient außerhalb der Stunde verhält, kann es ihm auch nicht darum gehen, dies explizit zu thematisieren. Dann muss halt IN den Stunden geguckt werden, wie das Einfühlungsvermögen und Taktgefühl verbessert werden können, damit man draußen nicht überfordert ist mit der Rücksichtnahme, weil man fälschlicherweise annimmt, man müsse dafür besonders gut riechen können.

Wie das bei dir selbst ist, vermag ich nicht zu beurteilen.

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stern
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Beitrag Di., 16.08.2016, 09:47

Da du den öffentlichen Bereich draußen wohl auch noch zu dem Bereich rechnest, auf dem der Therapeut für Ungestörtheit zu sorgen hat, empfindest du das vermutlich als Grenzüberschreitung, wenn sich dort jemand aufhält. Öffentliche Bereiche sind aber frei für alle. Und du dichtest Menschen fehlendes Taktgefühl an, die nicht deinen ureigenen Werten entsprechen (die nicht allgemeiner Standard sein, wie bereits Lockenkopf ausführte).

Und wenn jemand das Haus verlässt, ist auch noch nicht zwingend gesagt, dass derjenige ein Patient ist oder beim Therapeuten war (zumindest wenn mehr als eine Partei im Gebäude untergebracht ist)... das Argument muss man dann auch hier gelten lassen, wenn man es schon einbringt. Die Diskretion ist gewahrt.... man hört auch keine Therapieinhalte mit (insofern passt der Vergleich mit der PIN am Geldautomaten nicht).

Hach, ich kenne sogar Praxen mit Stellplatz am Haus oder Parkmöglichkeiten unmittelbar vor der Praxis. Das schafft doch niemand, exakt pünktlich zu sein und immer die Wunschparkplätze zu erwischen... trotzdem klappte das bisher gut. Ein Fussweg ist genauer einzuschätzen.

Und wie sieht es mit der Therapie des Patienten aus, die den Aufenthalt anderer Menschen IN DER ÖFFENTLICHKEIT als übergriffig empfinden? Hier zeigt sich schon die nächste Problemabwälzung: Selbstverständlich ist der andere Patient so gestört, dass sein Taktgefühl zu therapieren ist.

Wenn ein Therapeut etwas als problematisch ansieht, was der Patient aber nicht rafft, würde er es doch im Normalfall ansprechen. Wenn der Therapeut das nicht tut, ist das zunächst ein gutes Zeichen (weil er keine Veranlassung dazu sieht).

Wie gesagt: Ansonsten soll der Therapeut über eine Wartezimmer Diskretion gewährleisten... und das nicht an Patienten durch Vorgaben, wie sie sich IN DER ÖFFENTLICHKEIT zu verhalten haben abwälzen. Das nicht meine Aufgabe als Patient... auch nicht, um mich um andere Patienten zu kümmern (in der Klinik wurde man sogar explizit darauf aufmerksam gemacht. Man solle sich dann vielmehr bei Problemen an Station bzw. den Therapeuten wenden).
Zuletzt geändert von stern am Di., 16.08.2016, 10:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Di., 16.08.2016, 09:55

Ich warte direkt vor der Praxistür und sehe regelmäßig den Patienten vor mir rauskommen. Das ist mir relativ gleich, manchmal treffe ich ebenso auch Patienten, die warten, wenn ich rauskomme. Ab 10 vor Therapie ist das für mich völlig in Ordnung. Meine Therapeutin hat auch noch nie irgendwas gesagt. Am Anfang war ich hingegen immer auf die Minute pünktlich, aber ich hatte es irgendwann satt im Regen oder in der Kälte zu warten. Dafür steht ja nen Stuhl vor ihrer Praxis.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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