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Mo., 11.01.2016, 03:05
Ich sehe es auch nicht als Verurteilung an (ein Wort, das im Thread fiel), wenn man sagt: Vorsicht, wenn dein Therapeut die Stunden regelmäßig deutlicher überzieht, Geschenke annimmt oder gibt, es regelmäßige Telefonate zwischen den Stunden gibt und auch noch im Urlaub Kontakt gepflegt wird, so kann das unprofessionell sein oder ein Zeichen mangelnder Abgrenzung (und damit evtl. auch unprofessionell).
Gerade wenn ich einen Therapeuten noch nicht kannte (Probesitzungen), so achtete ich implizit auch immer auf Professionalität... und nein, das war nicht immer gegeben: Was interessieren mich z.B. die Männergeschichten einer Therapeutin, die keinen Bezug zu meiner Lebenswirklichkeiten haben. Oder wenn ich eine PT aufsuche, so bin ich nicht an astrologischen Ratschlägen interessiert. Und Überziehungen würden mich auch stutzig machen, usw.
Und was sich kurzfristig gut/entlastend anfühlt/ist, muss mittel- bis langfristig noch lange nicht gut sein... sondern behindert vielleicht sogar Autonomie. Z.B. wenn der Patient nie in "Verlegenheit" kommt auch mal Urlaube ohne den Therapeuten zu meistern, weil es in Urlauben regelmäßig Telefonate oder Kärtchen gibt. Wie gesagt: Wenn es mal in einer besonderen Situation ist: Macht evtl. Sinn. Wenn ich mich in Krisen mal melden konnte, so hat mich das auch schon entlastet. Aber wenn das zum Regelfall wird, so dass es schon Gewohnheit ist, dass die Sitzung 70 min. dauern wird und es im Urlaub jedes Mal Kontakte gibt, hmmmmm.
Und ich weiß ja im Zweifel auch nicht, was im Therapeuten vorgeht... ob das wirklich immer so freiwillig ist oder ob er denkt: Ohne mich wird der Patient nicht zurecht kommen. Auch solche Sichtweisen können Fortschritt behindern.
Etwas kritisch zu sein, schadet jedenfalls nichts... und nööö: Anders als spekuliert, machen mir Gestaltungsmöglichkeiten keine Angst, Unprofessionalität hingegen schon.
Liebe Grüße
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)