Hmm, muss man das selbst zahlen? So was wär natürlich genau das Richtige.hungryheart hat geschrieben:Vielleicht solltest Du auch in eine psychosomatische KLinik (Klinik Roseneck z.B), die Gruppentherapien und Therapien bei sozialer Phobie anbietet gehen, da bekämst Du ganz angeleitete Übung .....Gruß HH
Ich stimme hungryheart voll und ganz zu, dass du, Sargo, soziale Situationen unter therapeutischer Aufsicht üben solltest. Zusätzlich brauchst du eine Therapie, um die Ursachen deines Verhaltens zu ergründen und um damit anders umgehen zu können. Eine "liebe dich selbst"- oder "denke positiv"-Therapie wird dir dabei wenig nützen. Jaja, der Tellerrand der Therapeuten... Gerade deswegen ist denke ich eine Klinik gut, wo von vornherein mehrere Ärzte/Therapeuten da sind. Ein einzelner Therapeut verliert immerhin auch einen Kunden, wenn er dich weiterschickt...
Kennt jemand das Buch "Das Leben, die Liebe und ein Jahr auf der Couch" von Lorna Martin? Sie war anfangs in gewisser Hinsicht in einer ähnlichen Situation. Es war bei weitem nicht so extrem, aber auch sie hat ständig vor aller Welt geheult, allen ihre Gefühle gezeigt, wusste nicht wohin mit ihrem Leben. Ihre Therapeutin hat sie erkennen lassen, dass sie nur oberflächlich ihre Gefühle rauslässt. Dass sie keine Verbindung zu ihren wirklichen Gefühlen hatte. Wut und Eifersucht hat sie stets unterdrückt, weil das "böse, asoziale" Gefühle sind. Erst als sie gelernt hat, auch diese Gefühle zuzulassen, konnte sie mit sich ins Reine kommen.
Ich denke, genau so eine Therapeutin bräuchtest du. Eine, die dir nicht sagt "Du musst dich nur selber lieben". Sie lässt dich selber entdecken, was du warum machst, lässt dich deine eigenen Urteile fällen. Sie hilft dir herauszufinden, was du WIRKLICH denkst und fühlst.
Immerhin stehst du unter einem sehr starken Einfluss deiner Eltern. Obwohl du eigentlich weißt, dass du mehr wert bist, als sie dir vermitteln, kannst du es nicht wirklich akzeptieren. Dein Vater hält dich für einen Loser, totalen Abschaum. Nichts was du tust, könnte seine Meinung ändern. Vielleicht hast du sogar Angst, ihn zu verletzen oder zu beleidigen, wenn du zeigst wie viel besser du bist als er. Also zeigst du das nicht, spielst für ihn weiterhin den Loser, lässt deinen Schmerz bei anderen raus. Du kannst dich nicht lieben, wenn du nicht lernst, dein eigenes Urteil über dich zu fällen.
Kinder haben eine vielleicht paradoxe, aber zunächst lebenswichtige Einstellung ihren Eltern gegenüber: sie stellen sie auf ein Podest wie griechische Götter. Man hält sie für allmächtig, was sie in Bezug auf kleine Kinder ja auch sind. Was hat es schon für einen Sinn, Götter zu kritisieren? Man ist vollkommen von ihrer Gunst abhängig, man tut also alles, um ihnen zu gefallen.
Wir alle haben gelernt uns so zu verhalten, dass wir "geliebt" werden, dass unsere Umgebung uns akzeptiert. Dazu nehmen wir die Rolle an, die uns unsere Umgebung aufdrückt. Das ist ein normaler Vorgang, der evolutionär bedingt ist und ein Mindestmaß an Zivilisation erst ermöglicht. So entstehen Geschlechterrollen, so entstehen soziale Schichten. Das verhindert Konflikte, man wird aber nie zu dem kommen, was man wirklich will. Und in einer Umgebung, die uns von vornherein nicht wohlgesonnen ist, ist diese Anpassung in hohem Maße selbstzerstörerisch.
Dein Vater ist, ganz objektiv betrachtet, ein Arsch (das Wort wird hier automatisch zensiert *lol*). Man kann über Betitelungen diskutieren, aber es ist einfach die Wahrheit. Er mag in seinem Leben Enttäuschungen, schreckliche Dinge erlebt haben, aber das alles rechtfertigt nicht sein Verhalten dir gegenüber. Das selbe gilt für deine Mutter.
Der wichtigste Schritt im Erwachsenwerden ist zu erkennen, dass Eltern Menschen sind. Sie haben Fehler, genau so wie du und ich. Deswegen ist auch ihr Urteil nicht mehr wert als deins oder meins. Es ist nicht deine Aufgabe, ihr Verhalten einfach zu ertragen. Auch nicht, es zu ändern. Akzeptiere, dass sie so sind. Ziehe deine eigenen Schlüsse daraus, ziehe Konsequenzen daraus. Verzeihe ihnen, wenn du kannst, nimm es als Schwächen hin, aber toleriere dieses Verhalten nicht mehr.
In Wahrheit ist dein Vater fürchterlich neidisch auf dich. Er hat vermutlich nicht studiert. Er hat nichts erreicht. Und er schämt sich, dass du besser bist als er. DAS kannst du akzeptieren. Du musst vermutlich den Kontakt für eine Weile abbrechen. Aber wenn du in, sagen wir, 10 Jahren eine Arbeit hast, eine schöne Wohnung, vielleicht eine Freundin oder sogar eine Familie, dann wird vermutlich sogar dein Vater stolz auf dich sein. Erwarte nicht, dass er dir das zeigen wird. Er wird maulen, dass du undankbar bist, weil du so viel hast und er immer noch arbeitslos ist und in einem Dreckloch wohnt. Aber insgeheim wird er stolz auf dich sein.