schneeweiß hat geschrieben:Danke igelkind und Mio.. Kann es offensichtlich nicht gut erklären, was ich meine..
Doch, ich glaube schon nachvollziehen zu können, was du meinst. Ich fürchte eher, ich kann nicht gut verdeutlichen, was ich meine. Meine Einwände waren lediglich: Es ging bei Saffia ums Weinen... und ist hier im Normalfall eine radikale Distanzierung erforderlich? Wohl eher nicht. Und desweiteren, ob es Sinn macht, Gefühle
komplett als alte anzusehen. Denn:
Bei der Reorientierung geht es NICHT darum, dem Klienten seine Gefühle abzusprechen (da gibt es auf jeden Fall Gründe und Gefühle haben IMMER ihre Berechtigung - sie sind da!) und ein guter Therapeut würde das auch nie versuchen..
Welche Berechtigung/Grund und Signalwirkung hat denn ein Gefühl IM HIER UND JETZT noch, wenn man sagt, es sei ein altes bzw. reine Übertragung? Und wie unterscheidest du, ob du im Hier und Jetzt evtl. in einer missbräuchlichen Situation bist (weil du das so wahrnimmst)... oder ob das alte alte Gefühle sind, weswegen du etwas als missbräuchlich wahrnimmst?
Hier ist es ja recht offensichtlich, dass die Therapie von Herrn X sehr fragwürdig bis untherapeutisch ist. Wie kann das jemand besser wahrnehmen, der seiner Wahrnehmung nicht gut trauen kann (sondern erst einen Therapeuten braucht, um sich ein besseres eigenes Bild zu machen, dass sich hier wirklich etwas im argen liegen könnte)? Und ich glaube, wenn man vorschnell alles als Übertragung einordnet, ist es schwer auch zu berücksichtigen, dass es jetzt jemand tatsächlich nicht gut meinen könnte.
Oder wenn ein Patient sauer ist: Ich würde es tatsächlich als unprofessionell ansehen, wenn das sofort rein als Übertragung abgestempelt werden würde (manche Theras machen das) - anstelle zu schauen, ob es nicht doch einen Mitgrund in der aktuellen Beziehungsgestaltung gibt, weswegen der Patient wütend ist (oder sich sonst wie fühlt)... das sehe ich bzgl. aller Gefühle so, dass es durchaus eine Veranlassung im Hier und Jetzt geben kann.
Erstmal Distanz zu wahren ist ja o.k... aber ich habe Bedenken, wenn man Gefühle voll und ganz als frühere (Übertragung) klassifiziert, denn dabei kann übersehen werden, dass es doch einen Grund im Jetzt geben könnte... aber letztlich muss hier jeder selbst wissen, was hilfreich ist.