Geburtstrauma/Baby löst Wehen aus?

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mio
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Beitrag Fr., 15.01.2016, 00:51

Hallo Möbius,
Möbius hat geschrieben:Schon bei der Kälteanwendung werden ungeheure Reizbahnen aktiviert - ich glaube heute: Masochistische. Es ist ein irres Erleben, wie das Blut durch die Adern rauscht, Wärme an die Haut gepumpt wird. Zuhause dann: erst mal was mampfen - weil: solche Anwendungen saugen Gluckose. Man ißt einen Jogurt oder so, und dann legt man sich, wie es Pfarrer Kneipp angeordnet hat, ins Bett.

Und dann kommt es: es breitet sich sehr schnell eine ungekannte Wärme aus, im ganzen Bett. Das ganze Bett wird zu einer Wärmeinsel, auf der es keine kalten Zonen mehr gibt. Die Gedankentätigkeit verlangsamt sich, man bewegt sich nicht mehr, liegt einfach so da, wie man zufällig gelegen hat, auf der Seite, auf dem Rücken - und liegt einfach nur da. Der Atem wird ganz flach, man fühlt auch eigentlcih garnichts mehr, ausser dieser allumfassenden Wärme. Man bewegt sich überhaupt nicht mehr, liegt ganz still, man fühlt auch eigentlich garnichts mehr. Gerade ich mit meiner Sexualisierung: ich denke noch nicht mal an Sex - alles ist ruhig, still friedlich: "Nirvana-feeling" habe ich das getauft, und das kann drei, vier Stunden anhalten. Man schläft manchmal ein, manchmal nicht, aber jedes Zeitgefühl geht verloren. So muß es im Mutterleib gewesen sein ! Und danach, wenn dieses feeling langsam abebbt, man wieder aufsteht aus dem Bett, da fühlt man sich "wie neugeboren", könnte Bäume ausreißen oder Helden zeugen ...
ja, sowas meine ich - nur dass ich es seit meinem "Komplettkollaps" eben über diese Art "Trance" kann, ist aber genau so, wie Du es auch beschreibst. Totale Entspannung, zwischen Wachen und Schlafen, alles gedankliche "treibt" nur noch Richtungslos und alles fühlt sich warm und geborgen an. Mein Körper entwickelt dann ein regelrechtes "Strahlungsfeld" dass ihn mit der Umwelt fast verschmelzen lässt, das ist total irre. Wie so eine Mischung aus angenehmer "Schwere" und totaler "Leichtigkeit" gleichzeitig, im Besten Falle kribbelt alles (ich frage mich dann immer, warum Menschen sowas als "unangenehm" empfinden und als "Krankheitssymptom" werten?). Anfangs konnte ich das nur beim Oberkörper - oder getrennt davon im Unterkörper - mittlerweile kann ich es auch "gesamt", also irgendwas scheint da schon gelöster zu sein...

Vorher kannte ich sowas im Vergleich nur mit extremen Saunagängen oder von extrem heißen Wannenbädern glaube ich - also bei mir ist es eher Hitze bzw. Hitze-Kälte Schock gewesen, der sowas auslösen konnte - und mich auch oft "zurück" geholt hat, mache das eigentlich "instinktiv" schon immer bzw. seit Anfang 20, also zumindest das kochend heiß Baden. Ne Freundin meinte mal zu mir, nachdem sie die Hand in mein Badewasser gesteckt hatte: Kein Wunder dass Du danach erst mal ausgeknockt bist: Du badest nicht, Du kochst Dich...eben weil ich danach erst mal "Liegen" musst...danach war ich dann aber immer "klar" da, das war schon damals so... Damals nannte ich es immer: Ich fühle mich wieder wie ein Mensch!

Der extreme "Reiz" scheint tatsächlich förderlich zu sein, da zu einer "Entspannung" bzw. "zurück zu sich" zu kommen. Masochistisch würde ich es - Unfreud wie ich gestrickt bin - nicht nennen, ich denke eher "Traumatheoriephilosophisch" und danach haben extrem Reize immer eine "antidissoziative" Wirkung. Über den - starken - Reiz kommt man wieder zurück ins eigentliche "Fühlen" und "Haut" scheint was diese Reizaufnahme betrifft ein besonders geeignetes Organ zu sein. Mir leuchtet das auch total ein.

Gutes Vordringen in unbekannte Tiefen wünsche ich Dir! Sei lieb zu dem Kleinen, der ist noch ziemlich hilflos ...

Mich macht ja gerade dieses innere "Ping-Pong" ein wenig verrückt, dass ich eigentlich nie genau weiss, von "welcher Stelle" es gerade kommt, weil einfach zu ähnlich und zu verknüpft...manchmal nervt das auch ziemlich, nie genau zu wissen wer jetzt schon wieder das Telefon gegen die Wand zu knallen versucht im Inneren .

Lieben Gruss,

mio
Zuletzt geändert von mio am Fr., 15.01.2016, 01:12, insgesamt 4-mal geändert.

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mio
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Beitrag Fr., 15.01.2016, 00:59

Hallo Liz,
Queen Liz hat geschrieben: und sich Kommandos gibt, um ihre Unsicherheit zu verbergen und alles "ordentlich" durchzuführen (liebe diese Folge)
überleg mal, warum Du diese Folge liebst? Hmm? Pippi verbirgt ja nix, Pippi macht was "offensichtlich" - und GENAU DAS ist MUT. Zu dem stehen was ist. Unabhängig davon was "feine Damen" sagen.

Hab mir gestern auch noch mal "umständehalber" Pippiinfo reingetan: Ich glaube der Irrtum in Bezug auf Pippi ist oft, dass nur Kinder ihr "1x1" wirklich verstehen können, weil Kinder noch merken, dass all das, was die Erwachsenen bei Pippi zu "verunmöglichen" versuchen bei Pippi ja wirklich gegeben ist:

Sie hat ein - eigenes - Haus. Sie hat ein Äffchen und ein Pferd. Sie hat eine Kiste voll Gold. Sie hat Bärenkräfte. Sie hat einen Vater in Takatukaland und sie ist Ephraims Tochter. Nichts von dem, was Pippi sagt, stimmt nicht. Nur das ihr keiner so Recht glauben mag....

Lieben Gruss,

mio

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Möbius
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Beitrag Fr., 15.01.2016, 13:35

@ mio

es freut mich, mal jemandem zu begegnen, der diese rein somatisch mit Temperaturreizen ausgelöste 100%-Tiefstenentspannung auch kennen gelernt hat. "Sauna" und "Kneipp" sind sich sehr ähnlich. Man könnte sagen: Kneipp ist Sauna rückwärts - und meist wohl einen Zacken härter.

Physiologisch ist das leicht zu erklären: diese starken, abrupten Temperaturreize zwingen den Organismus, insbesondere Blut- und Lymphkreisläufe zu einem spontanten 100-m-Sprint: es findet ein Blutaustausch aus der Haut nach innen, und umgekehrt von innen nach aussen in die Haut statt. "Innen" sind v.a. die Hauptblutspeicher Leber und Milz. Ich bilde mir auch manchmal bei "hardcore-Kneipp" während und direkt nach der Kälteanwendung ein, das Blut in den Adern rauschen zu hören - das kann durchaus sein, die Ohren sind ja bekanntlich nicht schlecht durchblutet. In der Region von Leber und Milz sitzt dann ja auch der Solarplexus und die Haut ist auch voller Nervenenden. Und nicht zuletzt wird auch der Genitalbereich enorm durchblutet. Die Haut arbeitet auch sehr stark: sie kontrahiert zunächst, um den Kältereiz abzuhalten, muß sich dann aber sofort enorm stark öffnen, um den Flüssigkeitsaustausch zuzulassen. Das wirkt wie eine "Ganzkörper-Berührung", die Haut wird im positiven Sinne wie bei einer Wohlfühl-Massage "durchgewalkt", und zwar überall, nicht nur dort, wo der Masseur hingelangt hat. Durch die "Abhärtung" kommt noch ein weiteres Element hinzu: der abgehärtete Körper produziert sofort bei Kältewahrnehmung, in Sekundenbruchteilen: Wärme durch Glucoseabbau in der Muskulatur, die dann auch in diesen Prozeß eingebunden ist. Das ist der physiologische Effekt der "Umstimmung", der nach 3-6 Monaten Abhärtungsanwendungen nach Kneipp stattfindet. Auch der der Flüssigkeitstaustausch wird viel früher in Gang gesetzt. Wenn ich jetzt im Winter in Sandalen, Shorts und tshirt durch Schnee und Frost gehe, barfuß durch den Schnee laufe - das wäre ohne diesen Prozeß garnicht auszuhalten, würde sofort zur Lungenentzündung, Erfrierungen usw. führen, könnte lebensgefährdend sein. Unabgehärte Organismen kollabieren ja häufig sogar bei plötzlicher starker Kälte, was man an den Opfern von Schiffskatastrophen unter Winterbedingungen immer schön demonstriert bekommt.

Die Folge von alldem ist eine hohe Anspannung des Nervensystems, eine hohe Aufnahmebereitschaft für weitere Reize - und die sind ja dann: äusserst angenehm: Wärme im Heia-Bettchen und Kuscheln in den Decken wird viel intensiver wahrgenommen, und diese äusserst intensive, lustvoll-positive Reizflutung trifft auf einen Organismus, der ansonsten von diesem 100m-Lauf voll in den Seilen hängt, sich nicht dagegen wehrt, diese Tiefstentspannung "zulässt".

Ich stelle mir das vor wie früher (als alles besser war) bei diesen Stereoanlagen in den 80ern mit diesen vielen roten, gelben und grünen LED-Streifen, die dann so im Takt der Musik hoch und runter gehüpft sind. Durch so eine Temperaturreizung - genauso auch wie durch Sex - werden alle Erregungen "bis zum Anschlag hochgefahren" und sinken dann jäh wieder ab, auf ein Niveau deutlich unterhalb dessen, was man vor diesen Maßnahmen empfunden hat: man fühlt sich entspannt, "wie neugeboren", kraftvoll, positiv. Das "Nervenkostüm" - nicht im physiologischen Sinne - wird gründlich durchgespült.

Da ich ja die Dinge nicht so Freudlos sehen muß, wie Du, komme ich auch leichter zu dem Gedanken, daß die Nervenbahnen, über die all diese Reize transportiert werden, dieselben sind: beim Sex wie bei diesen Temperaturreizen. "Sex" und "sexuelle Erregung" ist immer: nur sind wir es nicht gewohnt, ihn als solchen wahrzunehmen, neigen natürlich auch zur Unterdrückung und Verleugnung. Die Gänsefüßchen rühren daher, daß der Sexualitätsbegriffs Freuds ein enorm weiter ist, sich keineswegs auf die "Funktion der Geschlechtsorgane" und "erogener Zonen" beschränkt.

Aber egal, wie man es interpretiert: es ist stets, gerade für psychisch kranke Menschen ein enormer Vorteil, so einen "over-skill" zur Verfügung zu haben, mit dem man jedweden, gerade auch einen psychotischen Erregungszustand zumindest stark minimieren, häufig ja sogar ganz abbauen kann.

Im Grunde ist es vielleicht nichts als eine gezielte, kurzzeitige Regression in den pränatalen Glückszustand ?

Gruß
Möbius

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SoundOfSilence
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Beitrag Fr., 15.01.2016, 23:22

...mmmh, also ich persönlich tue mich schwer damit, in der Geburt (grundsätzlich, Ausnahmen gibt es sicher) ein Trauma an sich zu sehen. Das hängt möglicherweise damit zusammen, dass ich den Zustand im Mutterleib nicht mit "Glück" assoziiere, sondern mit totaler Abhängigkeit. Und den post-Sauna/Kneipp-Zustand, wie ihr das beschreibt, den kenne ich tatsächlich, empfinde ihn aber als absolut unangenehm (und bin daher kein Anhänger beider Sachen)... So unterschiedlich kann das sein

AAAAABBBER, was ich eigentlich schreiben wollte (und ich möchte euch eure Sicht da nicht "falsch" oder schlecht reden - es klingt als seid ihr beide da sehr zufrieden mit eurem Erleben!), sind ein paar Gedanken zu den Teens. Wie und unter welchen Umständen die entstanden sind, liebe Mio, das weißt du selber sicher am besten. Nur: Ich kenne wenige Teens, die diesen "in-Mutters-Bauch-mit-Nabelschnur-verbunden"-Zustand als "schön" begreifen. Es ist das Alter, und das macht Loslösung nötig, die ja oft auch damit einhergeht, dass zu den Eltern die Distanz gesucht wird (bloß nicht mehr kuscheln etc) einerseits - und andererseits eben meist kein "adäquater" anderer Weg zur Verfügung steht, das eigene Schutz-Bedürfnis zu stillen. Sprich: So Teenies sehnen sich nach dem Schutz des Mutterleibes, aber die Nabelschnur möchten sie endgültig zerschneiden, und die Schere muss umso schärfer sein, je höher die Bedürftigkeit ist... Je mehr sich ein Teenie (oder das Kin in ihm ? ) nach der "Mütterlichkeit" sehnt, umso mehr WUT ist nötig, um die Loslösung zu vollziehen... Erst recht natürlich, wenn die Mama ungeduldig wird oder nicht loslässt oder immer zu "lockend" auftritt...........

Wie geht es eigentlich den Teens , Mio, wenn du Sauna/Kneipp-Freuden genießt? Mögen sie das auch?

Liebe Grüße,
Silence (die höchstens mal heiß duscht und ansonsten konstante Kälte vorzieht)
Hello darkness, my old friend...

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Möbius
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Beitrag Sa., 16.01.2016, 11:08

Entschuldigt bitte, wenn ich so dazwischen funke, ihr könnt's ja gerne ignorieren ... einer der nicht geringsten Erträge des Nachdenkens über das Geburtstrauma ist für mich schon die psychoanalytische Deutung von "Pendel und Grube" von Poe - die ist mir erst beim Schreiben in den Sinn gekommen. Wieder mal ein Beleg für Rudolf v. Jherings These "Über die Ordnung der Gedanken beim Schreiben" - und die Sinnhaftigkeit des hier herumtipselns ...

Der Plot der Geschichte ist in meiner Erinnerung eigentlich ganz einfach: zur Zeit der napoleonischen Kriege in Spanien wird der Ich-Erzähler von der Inquisition (die in Spanien wirklich erst in den 1820er Jahren aufgehoben worden ist!) aus irgendwelchen nicht näher geschilderten Gründen verhaftet, narkotisiert und in einen Folterkeller verbracht. Zwei Martern werden geschildert: Pendel und Grube. Beim "Pendel" liegt der Erzähler auf einer hölzernen Pritsche in der Raummitte auf dem Rücken, fest angeschnallt mit massiven Lederriehmen. So erwacht er aus der Narkose, hier setzt die Erzählung eigentlich auch erst ein. Nur einen Arm kann der Gefangene frei bewegen. Während er noch betäubt war, bekam er scharf gewürzte Fleischspeisen in Reichweite gestellt, aber nichts zu trinken, leidet höllischen Durst und muß sein Essen auch noch gegen eine Schar Ratten verteidigen, die auch lustig auf ihm herumhüpfen. Auf einmal hört er ein leises, rhythmisches Zischen im Dunkel über sich und erblickt irgendwann das "Pendel": eine riesige, Mondsichelförmige Klinge, die ganz langsam in dem großen, hohen Raum hin und her schwingt, sich ganz langsam zu ihm herabsenkt, und ihn in nächster Zeit ganz langsam bei lebendigem Leib quer zerschneiden wird. Dem Ich-Erzähler gelingt es mit einem genialen Trick, sich zu befreien: er schmiert die Lederriehmen mit den fettigen Fleischspeisen ein, die Ratten nagen planmässig das Leder an, so daß die Befreiung von dem Pendel in allerletzter Sekunde gelingt. Das Pendel bleibt mit einem Ruck stehen, fährt nach oben, verschwindet im Dunkel und in der Mitte des kreisförmigen Raumes öffnet sich die "Grube". Die metallischen Wände beginnen zu glühen, es erscheinen grausige Fratzen darauf, und langsam schieben sie sich zusammen, der Raum zieht sich immer enger zusammen auf die Grube hin, auf die der Ich-Erzähler, der vor Todesangst und Hitze Blut und Wasser schwitzt, immer näher hingezwängt wird von den glühenden Wänden. Er hat die grausigsten Geschichten gehört von den bizzaren Folterinstrumenten, die da in der Grube verborgen sein sollen. Als er sich gerade noch am Rand der Grube halten kann, da lässt die Gluthitze plötzlich nach, gedämpfter Lärm ertönt, in der Wand öffnet sich eine Tür: die Truppen Napoleons (mit den Menschenrechten im Tornister) haben die Festung der Inquisition gestürmt, befreien den Gefangenen wiederrum in allerletzter Minute.

Die "Grube" - das ist die Geburt, von innen gesehen, die Wiederholung, eine romanhafte Re-Inszenierung des Geburtstraumas, von dem der "nasciturus" durch Kaiserschnitt erlöst wird. Das interpretiere ich jedenfalls so. By the way: der "nasciturus" ist ein Fachbegriff aus dem Erbrecht: der "geborenen werden sollende" Embryo, der nämlich schon erbrechtsfähig ist und seine Erbrechte gegebenenfalls auch schon - durch einen gerichtlich bestellten Pfleger - geltend machen, und auch als solcher sogar schon verklagt werden kann kann. Eines der vielen charmanten Kuriosa der Jurisprudenz!

Aber was ist das "Pendel" in der Geschichte Poes ? Das Messer, das zum Kaiserschnitt ansetzt ? Solche Verschiebungen von Erinnerungen auf der Zeitachse sind ja nicht ungewöhnlich ... oder was sonst eben ? Ein Phallussymbol vielleicht ? Messer und Schwerter sind ja häufig solche Symbole ... Spielen die Ratten, die fetten Fleischspeisen eine Rolle in unserem Trauma ? Oder sind sie nur dramaturgisches Beiwerk ? Und was ist mit dem beständige Durst, der den Ich-Erzähler plagt - ist das wirklich nur der Durst des notorischen Alkoholikers Poe, der ihn mal wieder beplagt hatte, als er zur Niederschrift anhub ?

Hat jemand eine Idee, oder zwei ? Auch halbe Ideen sind mir sehr willkommen !

Gruß
Möbius

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SoundOfSilence
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Beitrag Sa., 16.01.2016, 11:16

Na gut, eine halbe Idee:

Das Pendel kann nichts mit dem Kaiserschnitt zu tun haben, wenn der Kaiserschnitt durch die von den Truppen geöffnete Tür symbolisiert wird.

Das Pendel ist eher etwas, dass den Embryo zwingt sich zu lösen, sich zu befreien vom Festsitzen in der Gebärmutter (also z.B. die Drehung vor der Geburt zu vollziehen).

Es könnte z.B. die Schwangerschaftsvergiftung symbolisieren, die ja droht wenn das Kind länger "bleibt " als der Mutterkörper es bewältigt (oder wenn der Mutterkörper es nicht lange genug bewältigt) und die ja auch für das Kind lebensbedrohlich ist....

Oder einfach das Absenken der Gebärmutter durch das Gewicht des Kindes, was ja den Weg in den Geburtskanal ebnet einige Tage bevor die Geburt los geht...


Grins
Hello darkness, my old friend...

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Möbius
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Beitrag Sa., 16.01.2016, 12:03

Hey ! Das sind ja schon 3 x 0,5 = 1,5 gute Ideen ! *zurückgrins*


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mio
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Beitrag Sa., 16.01.2016, 21:52

Hallo Möbius,
Möbius hat geschrieben: Im Grunde ist es vielleicht nichts als eine gezielte, kurzzeitige Regression in den pränatalen Glückszustand ?
ungefähr so denke ich auch und ich finde auch Deine Erklärungen schlüssig. Für mich hat das eben viel mit "Blockadefreiheit" zu tun, körperlich. Da "Blockaden" wohl auch immer was mit An- und Verspannung zu tun haben (und wohl die wenigsten Menschen vollkommen unblockiert sein dürften, innerlich, was diesen "Fluss" angeht) brauchen wir "Hilfsmittel" bzw. müssen das "zurück erlernen".

Das besondere an diesen Zuständen ist ja die absolute Bedürfnislosikeit. Und das ist wohl was, was im Grunde nur "pränatal" gegeben ist und im Grunde auch nur "pränatal" dauerhaft funktionieren dürfte. Bleibe ich heute, als Erwachsene, über längere Zeit in diesem Zustand ohne dass es wieder zu einer "Korrektur" käme, die mich auf meine Bedürfnisse hinweist, dann würde ich irgendwann verdursten. Ganz simple. (Extreme Beispiele aus dem "esotherischen Bereich" jetzt mal aussen vor gelassen. Auch die gibt es ja und da ich der Meinung bin, ich weiss, dass ich nichts weiss, will ich da auch nix für unmöglich erklären.)

Lieben Gruss,

mio


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Beitrag Sa., 16.01.2016, 22:13

Hallo Silence,
SoundOfSilence hat geschrieben:Das hängt möglicherweise damit zusammen, dass ich den Zustand im Mutterleib nicht mit "Glück" assoziiere, sondern mit totaler Abhängigkeit. Und den post-Sauna/Kneipp-Zustand, wie ihr das beschreibt, den kenne ich tatsächlich, empfinde ihn aber als absolut unangenehm (und bin daher kein Anhänger beider Sachen)... So unterschiedlich kann das sein
Dem widerspreche ich ...warum habe ich in meiner Antwort Möbius gegenüber ja schon angedeutet: Ich kann mich nicht abhängig fühlen, so ich noch gar nicht um meine "Bedürftigkeit" weiss, also gar nix anderes kenne. Umso interessanter dass Du das so erlebst! Finde ich sehr spannend und frage mich, ob nicht "umgekehrt" ein Schuh drauss wird: Dir wurde der Zustand von "Bedürfnislosigkeit" (also Bedürfnisbefriedigung) nur "gewährt" wenn Du Dich "unterworfen" hast. Inwieweit das bereits "pränatal" geschehen kann, kann ich nicht beurteilen, dazu kenne ich mich damit nach wie vor zu wenig aus, da wirst du mehr wissen, aber unter Umständen könnte das auch auf eine direkte "postnatale" Erfahrung zurückzuführen sein? Nur wenn ich mein Bedürfnis zurückstelle, dann wird es irgendwann befriedigt...tue ich das nicht und gebe mich ihm hin, dann folgt zwangsläufig "Leid". So als "Gedankenspielerei" .
SoundOfSilence hat geschrieben:Nur: Ich kenne wenige Teens, die diesen "in-Mutters-Bauch-mit-Nabelschnur-verbunden"-Zustand als "schön" begreifen. Es ist das Alter, und das macht Loslösung nötig, die ja oft auch damit einhergeht, dass zu den Eltern die Distanz gesucht wird (bloß nicht mehr kuscheln etc) einerseits - und andererseits eben meist kein "adäquater" anderer Weg zur Verfügung steht, das eigene Schutz-Bedürfnis zu stillen. Sprich: So Teenies sehnen sich nach dem Schutz des Mutterleibes, aber die Nabelschnur möchten sie endgültig zerschneiden, und die Schere muss umso schärfer sein, je höher die Bedürftigkeit ist...


Finde ich absolut verständlich was Du schreibst und genau SO dachte ich die Ganze Zeit über auch. Und es ist ja auch ein Teil der Wahrheit. Die Thera meinte auch genau sowas gestern zu Anfang der Stunde... Der einzige Punkt, denn ich da nicht unterschreiben würde ist das mit der "Höhe der Bedürftigkeit" beim Teen. Ich glaube das ist genau umgekehrt. Je höher die Bedürftigkeit sein darf von Seiten des Teens, desto weniger scharf muss geschnitten werden... Bei erhöhter Bedürftigkeit der Bezugsperson, die nicht loslassen kann, muss scharf geschnitten werden....
SoundOfSilence hat geschrieben:Wie geht es eigentlich den Teens , Mio, wenn du Sauna/Kneipp-Freuden genießt? Mögen sie das auch?
Puh, da fragst Du was ? Ich weiss nicht mal, ob die da "zugegen" sind? Die würden wahrscheinlich gerne in der Sauna Bier trinken, so wie das viele ja auch tun, da ich das aber für ungesund bis Quatsch halte und nicht mache, sind die wahrscheinlich so genervt, dass sie sich per se verabschieden ... Was denen allerdings gefallen dürfte ist das nackende Rumlaufen in der kalten Luft? Muss ich mal in mich gehen...wäre ja vielleicht ein guter weiterer Weg Richtung "Annäherung".

Lieben Gruss,

mio


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Beitrag Sa., 16.01.2016, 22:21

Hallo Möbius,
Möbius hat geschrieben: Aber was ist das "Pendel" in der Geschichte Poes ? Das Messer, das zum Kaiserschnitt ansetzt ? Solche Verschiebungen von Erinnerungen auf der Zeitachse sind ja nicht ungewöhnlich ... oder was sonst eben ? Ein Phallussymbol vielleicht ? Messer und Schwerter sind ja häufig solche Symbole ... Spielen die Ratten, die fetten Fleischspeisen eine Rolle in unserem Trauma ? Oder sind sie nur dramaturgisches Beiwerk ? Und was ist mit dem beständige Durst, der den Ich-Erzähler plagt - ist das wirklich nur der Durst des notorischen Alkoholikers Poe, der ihn mal wieder beplagt hatte, als er zur Niederschrift anhub ?
das Pendel könnte die "Bedrohung" durch die anstehende "Veränderung" sein, die nicht vermieden werden kann. Und dann wird sich mit der "Angst" arrangiert (den Ratten - Tiere die für Menschen gefährlich werden können, so man mit ihnen zu dicht zusammenlebt) und sie wird "transformiert". Hieraus nun entsteht der "Durst" - das Bedürfnis - ohne das alle weiteren Wege verunmöglicht würden...

Meine 2 Cent an Idee...

Lieben Gruss,

mio


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Beitrag Sa., 16.01.2016, 22:34

Und jetzt zu den "Erkenntnissen"...

Wir hatten uns vorgenommen, das die die (emotional) "erinnern" mit in den Raum müssen und es hat funktioniert. Ein Gang zum Schafott im wahrsten Sinne des Wortes, aber einer den wir überlebt haben.

Das, was ich "Teens" nenne, ist ja ein "Rudel" (es gibt noch weiter, wesentlich "einfachere" Teens...), ein nicht auseinanderzuhaltendes, unspezifisches "wütendes" Rudel... Die "Zeit" ist relativ klar "zuzuordnen" - deshalb ja auch Teens - alles andere weniger. Nachdem nun klar wurde, dass die Teens deshalb so "wütend" "verzweifelt" und durcheinander und auch so "vermixt" zu sein scheinen, weil ihnen das "Trauma" (nicht die Geburt, das "zweite", wesentlich "schlimmere", weil völlig "unkorrigiertere") plötzlich, direkt "begegnet" ist.

Da wurde unvorbereitet und vollumfänglich eine "Bahn" freigelegt, die nicht zur "Freilegung" gedacht war und die Teens waren 1:1 in Kontakt mit der schlimmsten aller Situationen. Was natürlich sofort "abgewehrt" werden musste. Und die wehren das auch bis heute - oder hoffentlich bis gestern - total ab. Gestern nun passierte etwas, was bisher in der Thera noch nie passieren durfte: Diese Teile - nicht die Teens, die die die ursprüngliche Erfahrung bewahren - sollten mit in den Raum, um den Teens zu zeigen: ES IST OK! Und es hat funktioniert! Der Hölle sei Dank!

Es war ein erneuter "Gang zum Schafot", aber wohl ein "erfolgreicher" - zumindest hoffe ich das! Und es war die erste Stunde die ich mit genau diesen Worten "Genug Gang zum Schafot für heute" selbst beendet habe, wohl vor der Zeit (ich kucke ja nie auf die Uhr), der Reaktion meiner Thera nach zu urteilen. Es hat einfach "gereicht" - und zwar absolut und allen.

Jetzt habe ich 24h mehr oder minder durchgängig geschlafen, viel geträumt, mein Rücken wollte mich in der Mitte zerfetzen zwischendurch von der ganzen Liegerei, aber ich habe ihn nicht gelassen und jetzt ist er wieder peace...

We hope for the best!

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Möbius
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Beitrag Sa., 20.05.2017, 09:30

Aus gegebenem Anlass habe ich diesen thread nochmals "aufgesucht": ich habe unlängst - am 18. Mai 2017 . in der Analyse meine eigene Geburt erinnert und zwar im Wege der Traumdeutung:

Der Traum aus der Nacht 28/29. März 2017:

"War irgendwie unterwegs - Bus, Zug, ÖPNV, landete schließlich zuhause (...) in leicht beängstigenden Umständen. "Böse Leute" waren da, aber auch 1 Haufen netter, junger Leute (vergl. Pennäler-Pärchen Samstag) aber auch Punks usw. Die haben mir ggeholfen, die "Bösen" zu vertreiben. Ich legte mich zum Schlafen ins Bett. 1 Böser hatte sich versteckt (Truhe, Kasten, Schrank?) "Auf gehts !"(?) - stürzte sich auf mich, bedrängte mich durch die dicken Bettdecken, seine "1000 Hände" kamen von den Seiten immer näher. Angst. Aufwachen"

So meine Tagebuchnotiz - das Tagebuch liegt immer griffbereit neben dem Bett. Träume muß man sofort notieren, sie versinken sehr schnell wieder im Unbewußten.

Das "Pennäler-Pärchen" hatte mich einige Tage zuvor an einem Baggersee-Treff bei meiner Autoerotik "bespannt" und sich von mir zum petting anregen lassen - sie hatten den allgemein bekannten Szene-Treff offenbar genau zu diesem Zweck aufgesucht. ("Wir gehen mal Schwule gucken!") Als sich der Himmel zuzog und es kalt wurde, gingen wir fast gleichzeitig, verabschiedeten uns sehr herzlich.

Diesem Traum ging ein weiterer Traum voran, in dem als Episode ebenfalls dieses "Bedrängt-werden" durch die Bettdecke hindurch vorkommt.

Ich dachte zunächst an einen Mißbrauchsfall - ich bin ja sehr massiv mißbraucht worden, sogar zu mindestens 1 Pädo-Party mitgeschleppt worden ... aber irgendwie kam ich einfach nicht weiter mit der Deutung.

2 Ereignisse haben dann aber die Deutung jäh beschleunigt:

1) In einem Sexforum habe ich mich an einer psychoanalytischen Deutung von fisting und insbesondere der jähen Abneigung von vielen gegen fisting versucht. Meine Vermutung war, daß fisting eine symbolische Rückkehr in den Uterus sein könnte - und die starke Abneigung dagegen eventuell durch das Scheidentrauma der Geburt verursacht sein könnte. Diese Deutung hält mein "Überpsycho" für abwegig ("Das wäre mir neu ...") und ich selbst inzwischen auch - aber sie ist "meta-analytisch" interessant wegen meiner Faszination vom "Thema Geburt".

2) Beim camsex lies eine von mir sehr gemochte Frau (natürlich wieder: rappeldürr, Mähne, fröhlich) ihre Finger auf dem Oberschenkel in Knienähe "tanzen". Zuvor hatten wir über Moses und dessen Familie gechattet (beim camsex geht's eben nicht immer nur um Schweinskram), seine Aussetzung, die Üblichkeit der Kindesaussetzung in der Antike. Auch Ödipus war ja ein ausgesetztes Kind. Der Anblick der auf den Knien "tanzenden" Finger dieser Frau lies mich sofort an ein Kind denken, einen Säugling, der auf diese Weise "befingert" wird. Es hat mich eine jähe und tiefe Bewegung erfasst - ich mußte den chat abbrechen.

Es kam dann in den nächsten Tagen die rein kognitive Vermutung, daß es sich bei dem Traum um eine durch die Traumarbeit verfremdete Erinnerung an die eigene Kaiserschnittgeburt handeln könnte, die ich dem "Überpsycho" dann in der Analyse beschrieb. Er ging auf das Thema intensiv ein, "ich fühle mich von ihm bestärkt" in meiner Annahme, hatte wieder so eine intensive, sanfte "Berührung" in mir gespürt.
Die "1000 Hände", die mich durch die Bettdecke bedrängen: das sind die Finger des Geburtshelfers, der mich aus dem Bauch "herausgefingert" hat und dabei wahrscheinlich auch etwas rüde gewesen war.

Die Deutung ist auch im weiteren biographisch schlüssig:

Bekannt ist, daß ich nicht nur durch Kaiserschnitt geboren wurde, sondern auch nicht von der Mutter gesäugt worden, sondern ein "Flaschenkind" gewesen war. Das ist wahrscheinlich die Ursache für nicht nur somatische "Anfälligkeiten". Es ist zudem sehr wahrscheinlich, daß ich nach der Geburt einige Stunden von der Mutter getrennt gewesen war. 1965 war das auch bei Geburten via naturalis noch vielerorts üblich - die "herrschende Meinung" in der Gynäkologie Mitte des 20. Jahrhunderts hielt diese Trennung von der Mutter für gesundheitsfördernd - heute weiß man wieder, daß das Neugeborene garnicht schnell genug an die Mutterbrust kommen kann.

(Fortsetzung folgt)
Zuletzt geändert von Möbius am Sa., 20.05.2017, 09:41, insgesamt 1-mal geändert.

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Möbius
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Beitrag Sa., 20.05.2017, 09:32

Angst - Alleinegelassen werden mit der Angst - orale Frustration - das kann zu einer übergroßen Fixierung auf die Mutter geführt haben, die schließlich in meiner eigenen Initiative zum pädosexuellen Inzest gemündet hat. (Wohlgemerkt: in meiner Kindheit!)

Dies ist die erste, natürlich auch noch vorläufige Interpretation: Die Angst, die mich mein gesamtes Leben lang als "Grundstimmung" beherrschte - diese Angst hat ihren Ursprung nicht in Mißbrauch und anschließenden Mißhandlungen, sondern in einem unverarbeiteten Geburtstrauma.

Diese neuerliche Wendung ist natürlich "rasant" für mich - aber auch ein Faszinosum: was ich bislang nur gelesen und mit einiger Skepsis betrachtet habe, funzt tatsächlich: man kann sich in der Analyse selbst an die Geburt und den pränatalen Zustand davor erinnern - zumindest dann, wenn das Geburtstrauma nicht oder nicht richtig verarbeitet worden ist.

Diese Verarbeitung läuft großenteils unbewußt - auch andere Traumata werden in der Analyse integriert, was bei mir an der Komplettierung von "fraktionierten" Erinnerungen erkennen kann.

Ich bin auch jetzt sehr optimistisch: wenn es gelungen ist, selbst den pränatalen Zustand in der Analyse zu erreichen, werden die Traumata, die wahrscheinlich noch zwischen Geburt und den bereits erinnerten Fällen noch verborgen liegen, auch mehr oder weniger flott und glatt wieder zu erinnern sein.

Gruß
Möbius


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mio
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Beitrag Sa., 20.05.2017, 20:34

Möbius hat geschrieben: Sa., 20.05.2017, 09:32 Alleinegelassen werden mit der Angst - orale Frustration - das kann zu einer übergroßen Fixierung auf die Mutter geführt haben
Das ist interessant, weil ich es genau "gegenteilig" habe. Meine Mutter hat mir wohl bei "jeder Gelegenheit" (also nicht nur bei Hunger sondern auch bei allen anderen Unwohlgefühlen) die "Brust" gegeben. Ich habe als Baby auch keinen Schnuller akzeptiert sondern den immer ausgespuckt. Und seit dem das "alles aufgebrochen" ist gibt es Tage, da kriege ich echt gar nix in mich rein bzw. runter. Totales Ekelgefühl. Und je "fester" es ist, desto "schlimmer" (zu frühe "Zufütterung"?).

Ich habe vor kurzem auch erfahren, dass meine Geburt "total Termingerecht" war. Was auch seltsam ist.

Meine Tante meinte, ich hätte mir im Gegensatz zu meinem Bruder (der 3 Wochen zu früh dran war) sehr viel Zeit gelassen (wäre also "drüber" gewesen), woraufhin meine Mutter - ganz pflichtbewusst - meinte: Nein, nein, das war genau der errechnete Termin... Es war dann noch die Rede von sehr heißen Bädern und so...mit denen Frauen damals wohl versucht haben Einfluss zu nehmen.

Der Witz bei der ganzen Geschichte ist, dass mein Vater unter der Woche normalerweise nicht da war. Ich wurde an einem Montag geboren und meine Mutter ist irgendwann nachts - nachdem sie meinte, dass ich jetzt bald komme - aufgestanden ist und die Tasche meines Vaters (die er für unter der Woche gebraucht hätte) wieder ausgepackt hat und ihm gesagt, dass ich komme. Mein Vater meinte wohl nur, dass er das nicht glaubt. Und dass er glaubt, dass sie nur will, dass er nicht wegfährt...
Tja, sie hat es ihm dann "bewiesen"...

Ich war auch nach der Geburt "isoliert" weil ja Saugglocke und so und mein Vater hat dann dafür gesorgt, dass ich doch zu meiner Mutter komme, weil die fast durchgedreht ist vor Angst, dass irgendwas mit mir nicht stimmen könnte.... Aber ich habe komischerweise ein ganz anderes Gefühl dazu (und so ist auch die "Medizinermeinung"), nämlich, dass ich diese Ruhe gebraucht hätte und nicht diese "unbegründete Angst" meiner Mutter.

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Möbius
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Beitrag Sa., 20.05.2017, 20:53

@ mio

Nochmals die Lese-Empfehlung: Ashley Montagu: Körperkontakt ! (Nur antiquarisch via ZVAB erhältlich, aber wohlfeil) Deine Einstellung zu Deiner Geburtssituation ist ein "räsonieren" - eine heutige Interpretation der Dir erzählten Geburtssituation. Bewußte Erinnerungen hast Du selbst ja keine und es ist nicht unangebracht, anzunehmen, daß Deine aktuell negative Einstellung zur Mutter auch in Deine Beurteilung ihres - erzählten ! - Verhaltens bei Deiner Geburt bzw. unmittelbar danach hineinspielt. Aus meiner Sicht hat Deine Mutter - nach diesen Erzählungen - genau das Richtige getan: Dich zu ihr geholt, Dich "zur Brust genommen". Aus welcher bewußten Motivation heraus Deine Mutter das getan hatte, ist völlig gleichgültig. Das Neugeborene, das gerade das Geburtstrauma durchlitten hat, erhält durch die Brust (es muß durchaus nicht die der leiblichen Mutter sein) und den Körperkontakt beim nuckeln eine unglaublich wichtige erste narzistische Zufuhr nach diesem Trauma. Nach Freud sind Ernährung und Sexualität in dieser allerersten extrakorporalen Lebensweise identisch - nicht umsonst werden diese Triebe untereinander so oft "verschoben".

Ich muß mir aber Dein post noch mehrfach durchlesen in den nächsten Tagen ...

Lieben Gruß
Möbius

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