Traumatherapie vs gängige Therapieverfahren

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Ambi14
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Beitrag So., 26.07.2015, 00:18

Es folgen weitere Gedanken und Erfahrungen...

Was mir neben den Imaginationen auch hilft, sind Methoden, Skills, die ich erlernt habe, und die ich jederzeit anwenden kann, wenn es mir nicht gut geht.
Lag ich dann früher noch stundenlang panisch und zitternd auf dem Boden (gerade in der Analyse-Zeit, in der eigentlich eher wenig "hochkam"), kann ich heute viel mehr Gefühle zulassen, weil mir die Methoden der Stabilisierung oder bestimmte Übungen sowohl in der Stunde, als auch zu Hause, hilfreich sind.
Auch um den Fokus wieder gezielt ins "Hier und Jetzt" zu bekommen, wenn ich erschlagen und wie gelähmt, oder auch mit Herzklopfen und Angst, in einsamen Zeiten oder nachts reagiere.

Und diese Übungen lernt man in einer Traumatherapie. Weshalb ich sie bei "Traumata" tatsächlich für empfehlenswert halte.
Trotzdem muss es ein sensibler und verantwortungsvoller Thera sein.

Und manch einer schafft es auch ohne diese Methoden, sich zu öffen, an die Gefühle heran zu kommen, und auch (abgespaltene) Erfahrungen zu verarbeiten und zu integrieren. Durch die Bindung, die Beziehung zum Thera.
Bei ziegenkind z.B. habe ich zumindest diesen Eindruck gewonnen, durch das Aufschnappen mancher ihrer Beiträge in Threads.
Da spielt so viel persönliches mit hinein. Weshalb man hier auch von den positiven Erfahrungen und dem Heilwerden in anderen Therapieformen lesen kann. Auch bei Trauma.
Und so scheint mir auch deine Thera, @Candy, für dich sehr hilfreich und passend zu sein. Sensibel und verantwortungsvoll. So liest es sich zumindest immer für mich!


Manchmal aber lese ich in Threads, und denke tatsächlich, dass da gerade Retraumatisierung stattdindet, da vielleicht die Traumatherapie "schonender" und "hilfreicher" sein könnte. Zuletzt z.B. im Thread von pivello...
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stern
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Beitrag So., 26.07.2015, 01:34

mio hat geschrieben:das geht mir genauso. Nur: Es scheint nicht allen so zu gehen. Schau Dir an, was Jenny Doe geschrieben hat. Oder auch Candy's Zweifel. Da ist viel "subjektives" im Spiel das bei mir die Frage aufwirft: Warum?
Zweifel finde ich normal... Denn trotz Präferenz weiß man ja nicht im Voraus, wie sich etwas entwickelt. Das merkt man erst später bzw. frühstens während jeder Sitzung, wie etwas wirkt (positiv oder negativ). Im Moment habe ich sogar mehr als genug Zweifel - trotz Präferenzen.

Und oft gibt es ja verschiedene Wege... welchen Weg ich einschlage hängt von meinem Bauchgefühl ab, wie es mir nach Probesitzungen geht, bisherigen Erfahrungen, eigenen Präferenzen bzw. Überzeugungen/Bedenken, evtl. auch Erfahrungen anderer, wie kompetent der Thera erscheint. Ob ich das Gefühl habe, mich öffnen zu können. Eigenen Zielvorstellungen (Zwangsaufarbeitungen gibt es ja nicht). Grenzen des Therapeuten, usw. Das kann ich gar nicht alles aufzählen... und geht über ein label weit hinaus. Aber da man nicht weiß, wie sich etwas entwickeln wird, können natürlich auch Zweifel auftreten, ob das wirklich der hilfreiche Weg ist.

Ich bin nicht sicher, ob ich das verstehe:
Diese "Angst" vor dem Unmöglichen bezog ich auf mein eigenes Gefühl/meine eigene Wahrnehmung (und ich weiss nicht, ob ich mich da nicht gerade innerlich "verfranse"). Eben jene "Angst" Reaktion eine ja eigentlich "Professionellen".
Mit zu viel Erschrockenheit eines Therapeuten tue ich mir auch sehr schwer... mit Regungslosigkeit jedoch auch.

Wenn man als Patient mit etwas zufrieden ist, ist es vermutlich unklug zu sehr zu zweifeln... aber gar keine Zweifel/kritischen Bedenken mehr zu haben, kann auch unklug sein.

Also wenn es für Candy mit seiner Therapie zufrieden ist, dann wird das wohl passen. Und es war ja nach Erfahrungen/Meinungen gefragt, was ich versuchte aufzugreifen.

Trotz Entgleisung der Therapie, die offensichtlich auch ein paar Qualifikationen nicht verhindern konnten, weiß ich auch, was mir geholfen hat und was sich besserte (und teilweise auch, womit ich nicht kann bzw. worauf ich verzichten hätte können)

Da man aber nicht verschiedene Möglichkeiten parallel nutzen kann, weiß man nie, was gewesen wäre, wenn... ein Nährboden für Zweifel.

Aber sicherlich: Wenn x Leute sagen, du brauchst unbedingt jemanden, der auf dem Schild "Traumatherapeut" stehen hat (das tat ich nie), so beeinflusst das evtl., obwohl man zufrieden ist. Hier würde ich aber nach dem eigenen Gefühl und Meinung der Profis gehen, was diese empfehlen. Und Meinungen waren bei mir auch nicht diametral unterschiedlich (also total subjektiv). Wie man etwas nennt, finde ich auch nicht so wesentlich. Es muss "nur" passen. Auch Empfehlungen, die Fachgesellschaften entwickeln, hat man ja auch nicht zum Spaß entwickelt. Es ist eine Orientierung für Therapeuten, was sich für eine nicht unerhebliche Anzahl von Patienten als zweckmäßig erwiesen hat.

Eigentlich finde ich es auch gehupft wie gesprungen, ob jemand ambulant oder stationär eine Traumatherapie macht... stationär ist der Rahmen noch etwas geschützter, was manchmal bevorzugt wird (und sei es, weil der Therapeut Grenzen sieht, was er leisten kann oder zu Stabilisierung oder oder oder). Insofern hat mich die Frage "wieso suchen manche einen Traumatherapie" auch etwas gewundert. Denn Candy wurde ja auch eine empfohlen... nur macht er sie halt stationär.
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Ambi14
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Beitrag So., 26.07.2015, 02:45

Stationäre Traumatherapie-Aufenthalte macht man aber in der Regel "begleitend" zur Therapie.
Zwar auch zur Krisenintervention, aber oftmals auch erst in fortgeschrittenem Therapiestadium, zur weiteren Stabilisierung, und wenn man stabil genug ist, auch mit konfrontativen Methoden (Traumaexposition).


Schon allein, weil die Stabilisierungsphase sehr langwierig ist, Ressourcen über einen langen Zeitraum aufgebaut werden müssen, kann man nicht in einem Klinikaufentahlt "eine Traumatherapie" absolvieren.
Auch da gibt es oft mehrere Aufenthalte, Intervalle.
Und begleitend dazu die ambulante Therapie.
Das kann viele Jahre dauern.

Ausnahmen bilden da nur die "Akut"-Traumata.

Auf der Seite vom Traumhaus-Verein in Bielefeld selbst zu lesen:
"Durch erhebliche Einsparungen im Gesundheitswesen, die sich bei stationären Angeboten vor allem beim Personalschlüssel bemerkbar machen (stark reduzierte Einzeltherapie!) muss eine ambulante Traumatherapie immer das Mittel der Wahl bleiben. Eine stationäre Traumatherapie kann nur ergänzend empfohlen werden, ist aber vor allem in der Stabilisierungsphase sinnvoll."


Bei Candy ist vorrangig die Überbrückung der Zeit ohne seine Therapeutin derzeit ausschlaggebend für seinen Klinikaufenthalt. Sicherlich auch zur weiteren Stabilisierung, zum Aufbau von Ressourcen. Und dann seitens der Thera natürlich gerne in einer Klinik, die zu ihm und seiner Diagnose passt. So liest es sich zumindest in seinem Blog.
Und das ist in Bielefeld gegeben. Dort gibt es langjährige Erfahrungen mit Trauma, als auch dissoziativen Störungen.


Dort können sicherlich auch Methoden und Skills vermittels werden, die die Thera ohne Spezialausbildung so sicherlich nicht (alle) kennt. Trotzdem bleibt sie ja weiterhin die hauptsächlich mit Candy arbeitende und therapierende Person, die ihm ja sehr gut hilft.

Und das freut mich wirklich für dich, @Candy, dass ihr da "zusammen" einen hifreichen Weg eingeschlagen zu sein scheint.
Deine Thera, der du / der ihr vertraut, die zusätzlich das Angebot der Klinik nutzen möchte, um bestmöglich für dich zu sorgen.
Und was das Kind, also der Therapieweg, dabei für einen Namen hat, sowohl bei deiner ambulanten Therapeutin, als auch in der Klinik, ist dabei doch völlig egal. Hauptsache es tut dir gut, hilft und unterstützt dich auf dem Weg.

Also alles Gute für den Aufenthalt dort!
Das wird bestimmt eine neue und gute zusätzliche Erfahrung werden.

LG Ambi
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stern
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Beitrag So., 26.07.2015, 05:46

Ambi14 hat geschrieben:Stationäre Traumatherapie-Aufenthalte macht man aber in der Regel "begleitend" zur Therapie.
Ambulante auch. In dem Fall nennt man das dann nur Einbettung in eine Therapie. Dein Link unterstreicht das sogar noch. Ist also gehupft wie gesprungen, wobei es natürlich aus verschiedenen Gründen Sinn machen kann, jemandem einen stationäre Therapie zu empfehlen. Aber grds. könnte ein anderer Therapeut und Patient das genauso ambulant er- und bearbeiten, wenn die Möglichkeiten bei beiden gegeben sind.
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Candykills
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Beitrag So., 26.07.2015, 08:29

Wird DIS eigentlich heute immer noch wirklich von manchen nicht anerkannt? Ich hab eher das Gefühl, dass das inzwischen eher ein Gerücht ist, was sich auf eine Minderheit beschränkt und sich eben seit den 90igern fest hält.

Oder gibts irgendwelche seriösen Quellen, die das belegen?
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


Ambi14
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Beitrag So., 26.07.2015, 11:02

Hallo Candy,

irgendwer hier im Forum schrieb vor nicht allzu langer Zeit, dass ihr Thera DIS für eine moderne Erfindung halte.

Und davon gibt es sicher noch andere.

Aber zum Glück auch die, die sich dem Thema nicht gg.über verschließen.

LG Ambi
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mio
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Beitrag So., 26.07.2015, 23:30

Hallo Candy,
Candykills hat geschrieben:Wird DIS eigentlich heute immer noch wirklich von manchen nicht anerkannt? Ich hab eher das Gefühl, dass das inzwischen eher ein Gerücht ist, was sich auf eine Minderheit beschränkt und sich eben seit den 90igern fest hält.
ich weiss es nicht, aber mein Eindruck ist, dass das Thema zumindest noch ziemlich häufig "fremd" ist, auch Therapeuten/Klinikern. Inwieweit diese dann aufgrund dieser "Fremdheit" leugnen? Hmmm, ich hoffe Du hast Recht und es ist nicht mehr so. Angst scheint es aber zu machen, so keine Erfahrungen damit vorliegen.

Das habe ich bei diesem Psychiater erlebt. Das war echt kein schlechter Typ, im Gegenteil, im Grunde hat der sich super verhalten und mich auch super beraten. Trotzdem gab es eben "diese Situation". Konkret war es so, dass ich ihm bei dem ersten Termin alles erzählt habe, was mir in den Wochen vorher so an "seltsamem" widerfahren war, was ich nicht verstand und mir nicht so richtig erklären konnte. Außerdem hat er mich zu allen möglichen Sachen aus meinem Leben befragt und da gibts einfach schon so ein paar offensichtliche Traumata, über die ich biografisch auch informiert bin/immer war.
Ich war zu dem Zeitpunkt nach außen ein einziges "Angstbündel", erst recht, wenn ich darüber gesprochen habe, was ich da aktuell alles an "seltsamem" erlebte. Ich hab am ganzen Körper gezittert, geschwitzt, war völlig verkrampft. Es fiel mir unwahrscheinlich schwer darüber zu sprechen und das war mehr als sichtbar.

In der zweiten Stunde hat er mich dann beraten in Bezug darauf, was für Möglichkeiten es generell gibt, was die verschiedenen Therapieformen sind etc. und eben was er mir empfiehlt. Er arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis mit einer Therapeutin die auch Traumatherapie anbietet (nicht meine, die Frau ging für uns GAR nicht, allein aufgrund ihres Aussehens/ihrer Ausstrahlung auf dem Foto auf ihrer Page) und hatte sich mit dieser beraten, was er mir auch erzählte. Ich denke im Nachhinein, dass die Frau ihn "gebrieft" hat, worauf er mal achten soll. Na ja, irgendwann kam's wie's kommen musste und das "Rumgeeiere" wurde einem Teil hier zu blöd, der wohl ein bisschen mehr wusste als ich zu dem Zeitpunkt und dann Tacheles sprach. Ich geh davon aus, dass sich meine komplette "Ausstrahlung" und "Körperhaltung" etc. in dem Moment schlagartig für einen kurzen Moment verändert hat. Und das war der Moment, wo er zusammenzuckte.

Ich hab's nicht verstanden, WAS hatte ich denn gemacht, dass der plötzlich ANGST vor mir hatte? Ich schwitzendes, zitterndes, selbst Angstgepeitschtes etwas? Wie kann man von so jemandem ANGST haben??? Aber es war furchtbar für mich. Und hat ganz schön was losgetreten im Nachgang, dass ich auch erst viel später erst begriff.

Bei meiner Thera hab ich am Anfang auch immer mal wieder ne Unsicherheit bemerkt, ich realisier sowas aber leider auch wie ein Seismograph. Nur dass es bei ihr glücklicherweise nie ein "Erschrecken" vor mir war sondern einfach nur Unsicherheit oder Überraschung, Verwunderung. Das ist für uns nicht so "folgenschwer".

Eine "Blogfreundin" von mir, die alles gelesen hatte, was ich zu der Zeit so geschrieben hab und "mich" und "meine" Texte auch schon ein paar Jährchen übers Bloggen kannte hat mir nachdem ich es einigermassen selbst gerafft hatte, was wohl das Problem so ungefähr ist, ne mail geschrieben. Ganz lieb und sehr süß. In dieser mail erzählte sie mir von einer jungen Klientin von ihr, die auch DIS ist und für die sie gemeinsam mit einem Psychologen hart kämpfen musste, damit der "Psychoapparat" sie nicht länger in die "Psychose"-Schiene gequetscht hat und sie endlich einen adäquate Therapie erhielt.

Und meine Hausärztin hat mich, als ich einfach ein Beruhigungsmittel wollte, weil es gar nicht mehr ging und ich völlig am Ende war, auch so angeschaut, nachdem ich ihr berichtet hatte, was los war und warum ich das möchte, als ob sie sich gerade fragt, ob ich mitten in ner Psychose hänge. Ich kam dann wohl doch noch "glaubhaft" genug rüber, hab dann aber auch erst mal ein wohl nicht ganz so heftiges "Neuroleptikum" von ihr bekommen (das so gut wie nix bewirkt hat).

Ich denke also schon, dass es immer noch recht heikel ist und auch ein bisschen Glückssache, da direkt die richtige Behandlung zu bekommen. Leider.

Aber es gibt ja zum Glück auch echt tolle Therapeuten und Therapien mittlerweile, die das eben nicht so sehen und sich dann auch für einen stark machen und einsetzen. Wir sind da auf alle Fälle immer sehr dankbar für, halten es aber eben auch noch lange nicht für so selbstverständlich wie es wünschenswert wäre.

Lieben Gruss,

mio

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stern
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Beitrag Mo., 27.07.2015, 08:11

In der Klinik damals war auch eine Patientin, die wegen DIS in Behandlung war. Dass jemand manche Störungen nicht anerkennt bzw. eine psychiatrische Denke pflegt oder antiquierten Vorstellungen treu blieb, lässt sich wohl nie ganz ausschließen - auch bei anderen Störungen nicht. Hatte vor einer Weile jedenfalls auch eine (für mich heftige) Erfahrung bei einer Ärztin (Analytikerin). Hat eine Weile gedauert bis ich das kapierte, in welcher Schiene sie gerade unterwegs ist. Aber in Kliniken gibt es ja mehrere Ärzte/PT, so dass sich das etwas ausgleichen dürfte.
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peppermint patty
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Beitrag Mo., 27.07.2015, 11:15

Ambi14 hat geschrieben: Was mir neben den Imaginationen auch hilft, sind Methoden, Skills, die ich erlernt habe, und die ich jederzeit anwenden kann, wenn es mir nicht gut geht.
Ja, der liebe Notfallkoffer…..
Ambi14 hat geschrieben:Lag ich dann früher noch stundenlang panisch und zitternd auf dem Boden (gerade in der Analyse-Zeit, in der eigentlich eher wenig "hochkam"),
Auch um den Fokus wieder gezielt ins "Hier und Jetzt" zu bekommen, wenn ich erschlagen und wie gelähmt, oder auch mit Herzklopfen und Angst, in einsamen Zeiten oder nachts reagiere.
Das ist bei mir ähnlich. Das Schlimme war ja, dass meine Analytikerin - weil schlichtweg keinen Plan - auch noch gebohrt hat statt zu stabilisieren. Hilfreich finde ich auch Erklärungen dazu was gerade in meinem Nervensystem vorgeht wenn ich an bestimmten traumabedingten Punkten anlange. So bekomme ich wieder ein Stück Kontrolle und Sicherheit zurück.

Richtig gut finde ich zudem, dass ich gerade lerne in früher traumatischen Situationen Sicherheiten fürs H&J zu erlernen indem ich die Situation anders gestalte.
Ambi14 hat geschrieben:Und diese Übungen lernt man in einer Traumatherapie. Weshalb ich sie bei "Traumata" tatsächlich für empfehlenswert halte.
Trotzdem muss es ein sensibler und verantwortungsvoller Thera sein.
Meine Erfahrung ist, dass Traumatherapeutinnen idR viel sensibler vorgehen.
Ambi14 hat geschrieben:Manchmal aber lese ich in Threads, und denke tatsächlich, dass da gerade Retraumatisierung stattdindet, da vielleicht die Traumatherapie "schonender" und "hilfreicher" sein könnte. Zuletzt z.B. im Thread von pivello...
Ich habe nur kurz in den Thread reingelesen - weil mich das Vorgehen der Analytikerin echt erschütterte. War mir zu heftig. Therapie sollte nicht permanente Qual für die Klientin bedeuten. Ich finde es ehrlich gesagt verantwortungslos wenn eine Thera mitbekommt, dass es einer Klientin über sehr lange Zeiträume extrem schlecht geht diese in Behandlung zu behalten, wenn es sensiblere Methoden gibt. Es heißt ja nicht, dass Traumatherapeuten je nach Ausrichtung nicht auch bei Bedarf sehr bindungsorientiert arbeiten können.

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peppermint patty
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Beitrag Mo., 27.07.2015, 11:20

Candykills hat geschrieben:Wird DIS eigentlich heute immer noch wirklich von manchen nicht anerkannt? Ich hab eher das Gefühl, dass das inzwischen eher ein Gerücht ist, was sich auf eine Minderheit beschränkt und sich eben seit den 90igern fest hält.
Ich habs erlebt. Letztes Jahr in einem Vorgespräch mit einer Analytikerin auf einer Traumastation. Die sagte wortwörtlich sie würde nicht daran glauben.


Ambi14
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Beitrag Mo., 27.07.2015, 13:12

peppermint patty hat geschrieben:Es heißt ja nicht, dass Traumatherapeuten je nach Ausrichtung nicht auch bei Bedarf sehr bindungsorientiert arbeiten können.
Mein Thera sagt hierzu sogar, dass gerade in der Traumatherapie eine sichere Bindung absolut wichtig und Vorraussetzung für das Gelingen der Therapie ist.

Dasselbe sagte die Traumatherapeutin meiner Freundin auch im Laufe ihrer Therapie.

LG Ambi
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mio
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Beitrag Mo., 27.07.2015, 14:57

Hallo Ambi,
Ambi14 hat geschrieben: Mein Thera sagt hierzu sogar, dass gerade in der Traumatherapie eine sichere Bindung absolut wichtig und Vorraussetzung für das Gelingen der Therapie ist.
das kenne ich auch so. Und meine Thera arbeitet (zumindest mit mir) ganz stark auf "Vertrauensbildung" (was ja Teil einer sicheren Bindung ist) hin orientiert. Dh. sehr transparent, aktiv informierend, verlässlich, im Zweifel auch mal weniger "Therapeutin" und mehr "Mensch", so sie da irgendein "Misstrauen" oder "Bedenken" bei mir wahrnimmt, wenig "restriktiv" oder gar "bestimmend" und sichert genau darüber die "Basis" die ich brauche um mich einlassen zu können.

Lieben Gruss,

mio

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Wandelröschen
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Beitrag Mo., 27.07.2015, 21:15

Hi pp, ambi, mio,

kann euers nur unterstreiche. Sichere Bindung zum Thera, die keine Abhängigkeit evozierte, sondern unser Vertrauen förderte und unsere Eigenständigkeit/Souveränität aufrecht erhielt und auch fördete.
Da konnte unsereins sicher an den Baustellen arbeiten.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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Candykills
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Beitrag Mi., 29.07.2015, 08:42

Hallo Ihrs

Also es ist schon so, dass die Ärzte bei meinem letzten Klinikaufenthalt auch völlig überfordert mit der Diagnose waren und das eher so "ne das kanns nicht geben drauf waren", auf der anderen Seite aber sahen, dass nicht jeder von uns psychotisch ist, sondern das wir Anteile habe, die unter einer Psychose leiden, Anteile die einfach schwerst depressiv oder destruktiv ect.
Grade in der Psychose verliert man ja jeglichen Realitätsbezug, weshalb bei mir auch lange Zeit immer wieder so ein hin und her war zwischen Psychose, psychosenah und psychotische Episode, bis man kapierte, dass das bei mir so hin und her switcht, weil eben nur ein Anteil unter einer Psychose leidet.
Ich frag mich wie sich manche Kliniker sowas dann erklären!

Das ist ein wenig wie Pipi Langstrumpf, manche Ärzte machen sich die Welt wie sie ihnen gefällt. Oder manche Menschen, die irgendwie immer irgendwelche Vorteile hinter DIS wähnen, warum auch immer. Vor allem, weil es für uns DIS Leute ja unbedingt so typisch ist, dass wir mit dem Gesetz in Konflikt geraten und ständig auf Grund all unserer Untaten freigesprochen werden - was dann zu enorm viel landesweiter Aufregung führt....... (Ironie aus).
Manche Menschen haben wohl einfach zu viel Hollywood geschaut

Liebe Grüße
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peppermint patty
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Beitrag Mi., 29.07.2015, 10:09

Was mir auch noch eingefallen ist:

Aufgrund meiner "Projektionsbereitschaft" habe ich schon einige Konflikte mit meiner Thera ausgetragen. Bei diesen Konflikten stellte sich immer wieder heraus, dass der eine oder andere Anteil sich durch Ereignisse in der Stunde "auf die Füße getreten fühlte".
Danach gabs bei mir innerlich ordentlich Tumult - und der Anteil boykottierte/blockierte meine Therapie. Ich stand also schon mehrmals vorm Abbruch. Nicht weil ich das "insgesamt" beschlossen hatte - ne "nur" anteilebedingt.

Nun beziehen wir diese Anteile mit ein. Da es überwiegend Kleinkinder sind (aber nicht nur) bekommen sie jetzt immer einen Teil der Stunde und dürfen da sein. Spielen, rangeln, Geschichten vorlesen, Umarmungen gehören seitdem zum Alltag meiner Stunden. Seitdem läuft es wesentlich besser - und ich/wir arbeiten alle mit. Und ich muss zuhause nicht mit heftigen inneren Konflikten und Boykotts rechnen.
In einer nicht traumaspezifischen Therapie hat so etwas selten Platz. Jedenfalls nicht in einem analytischen Setting - in welchem ja "normalerweise" Bindungsstörungen bearbeitet werden (zumindest meinte meine Thera mal, dass sie die Anträge so formulieren muss, dass mich die Gutachterin nicht in eine Analyse schicken will).

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