Stillstand in Psychotherapie

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Gelli
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Beitrag Mi., 26.08.2015, 09:18

Ich streite nicht ab,das schweigen an sich auch etwas bewirken kann.
Ein schweigen was eine besondere Nähe entstehen lässt die kann aber nur entstehen wenn das schweigen als etwas angenehmes empfunden wird.
Es gibt durchaus ein angenehmes schweigen,und es gibt dieses unangenehme schweigen und genau dieses unangenehme schweigen besteht ja bei Betti in der Therapie wenn sie ihrer Therapeutin gegenüber sitzt.Sie empfindet das nicht als angenehm,also entsteht da auch bei ihr nicht diese besondere Nähe zur Thera.
Heilsames schweigen was für beide stimmig ist bei einem Menschen wo man sich wohlfühlt dem man vertraut das kann durchaus etwas heilsames haben und man erfährt darin eine besondere Nähe.
Und ich les aus Bettis Beiträgen auch heraus,das auch die Therapeutin dieses schweigen nicht gerade förderlich für die Therapiearbeit empfindet,weil dieses schweigen schon sehr lange geht,und sie Betti das auch irgentwie schon angedeutet hat.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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SoundOfSilence
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Beitrag Mi., 26.08.2015, 09:31

Betti selber beschreibt und erlebt ja offensichtlich gerade NICHT das heilsame, vertraute Schweigen. Sie erlebt ja vielmehr ein blockierten, Gefangenen Verschweigen...
Hilfreich ist das nicht . Und mit klösterlichem Schweigen hat das wohl nix zu tun. ..
Hello darkness, my old friend...

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 26.08.2015, 11:07

Ja, schon. Aber vieleicht kann man ja, wenn schon dieses Schweigen existiert, auch mal anfangen die Qualität des Schweigens verändern , anstatt immer nur auf dem Reden sollen rumzureiten. Dazu müsste die Therapeutin aber ein wohlwollendes, offenes, erwartungsfreies Schweigen auch erst mal von ihrer Seite aus eine Weile anbieten.

Weil ich stark vermute, dass wenn sie sich im Schweigen mit der anderen Person anfängt wohler zu fühlen, ihr auch das Reden leichter fallen wird.

So kommt doch bei der Klientin als Botschaft hauptsächlich an "du bist nicht okay so wie du bist, weil du nicht reden kannst". Solche Botschaften von "du bist nich okay, weil ....." hat sie doch in ihrem Leben schon oft genug erhalten, sie sind doch der Grund, warum sie solche Angst vor sozialen Kontakten hat.


So hat dieses ganze riesige Redeerwartung doch was davon, einen panischen, verwirrten Hund an der Leine unter dem Bett, unter das er sich in seiner Angst geflüchtet hat rauszuzerren.

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Betti
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Beitrag Mi., 26.08.2015, 20:56

Liebe Gelli, münchnerkindl und Silence,
danke für eure Worte und Gedanken.

[quote="Gelli"]
Zu Anfang der Therapie war es ein anderes schweigen,ich schwieg weil ich Ihm noch nicht vertrauen konnte,ich schwieg aus Scham,ich schwieg aus Unsicherheit,ich schwieg weil ich schweigen wollte und lieber zuhörte oder dankbar war das er mir Fragen stellte die ich beantworten durfte.[quote]

Hmm, so ungefähr läuft es bei mir ab, nur das ich schon 14 Monate in Therapie bin. Ob das jetzt der Anfang oder mittendrin ist? Keine Ahnung.

ICH halte das Schweigen nicht aus. Ich weiß nicht ob sie es aushalten würde, sie hat es zumindest von ihrer Seite aus noch nicht "angeboten" Das Problem ist auch, dass ich meist gleich weg bin, wenn geschwiegen wird, ich in meine Welt flüchte. Und so gerne ich da manchmal auch sein würde, sie holt mich dann trotzdem immer wieder zurück. Was für mich auch verständlich ist.
Ich finde das Schweigen unangenehm. Ich halte das auch im üblichen Umfeld schlecht aus, auch wenn ich trotzdem sehr oft schweigsam bin. Immer aus Angst, ich könnte etwas Falsches sagen.

[quote="Gelli"]
"Kannst du dir selbst im eigenen Schlafzimmer für dich allein es vorlesen?"[quote]

Ich lese zwar meine Zeilen welche ich an die Thera schicke immer durch, manchmal auch mehrmals, damit ich in der Thearpie auch weiß, was ich alles von mir gegeben habe, aber ich habe sie mir noch nie laut vorgelesen.
Irgendwann Anfang des Jahres habe ich mal meine Kindheitstagebücher hervorgekramt und einige Passagen davon raus geschrieben. Diese Zeilen wollte ich ihr vorlesen, ich habe das zu Hause mit meinem Partner geübt. Es hat eine halbe Stunde gedauert bis ich es geschafft habe eine einzige Zeile meinem Verlobten vorzulesen!!! Auch das war schrecklich für mich. In der Stunde hab ich ihr die Zeilen dann einfach in die Hand gedrückt, sie hat sie dann still für sich gelesen (was angesichts des Inhaltes auch sehr gut war). Es ist einfach so schwer auszuhalten, meine eigenen Worte, mein Erleben von "mir" zu hören. Liebe Gelli, ich gebe dir Recht, dass es sicher besser wäre, wenn ich meine Mails selbst vorlese. Dass meine Thera dann mehr erkennen, in mir sehen könnte. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass dabei sogar Gefühle hoch kommen würden. Aber ich glaube, ich habe so schreckliche Angst davor, dass ich mich dann nicht mehr unter Kontrolle habe. Auch wenn das in der Therapiesituation egal ,vielleicht sogar erwünscht wäre. Diese Scham vor allem und jedem ist einfach so riesengroß. Wie kann man diese überwinden?

Mir ist in den letzten Tagen und Wochen bewusst geworden, dass der Drang zu schreiben weniger geworden ist. Vor der Urlaubspause war das Bedürfnis zu schreiben sehr groß. Jeden aufkommenden ev. hilfreichen Gedanken für die Therapie habe ich festgehalten und dann gesammelt abgeschickt. Jetzt fällt es mir zunehmend schwerer, etwas zu schreiben, meine Gedanken festzuhalten. Das Bedürfnis danach ist auch nicht mehr so stark. Aber wie schon erwähnt, würde ich gar nichts Schreiben, dann gibt es gar nichts mehr zu Reden, weil ich nichts einbringe. Der Gedanke, dass wir uns in der Stunde "nur" anschweigen löst eigentlich nur Beklemmung in mir aus.
Ich wünsche mir ja so sehr, dass sie mich sieht, mich wahrnimmt, mich erkennt, mir sozusagen abliest, was in mir los ist. Natürlich weiß ich, dass das so nicht funktioniert. Dass sie nicht in mich hinein blicken kann. Dass ich ihr was mitteilen sollte und wenn es durch Mimik oder Gestik ist. Aber durch meine Erstarrung, kann sie auch da nicht viel ablesen. Sicher erkennt sie trotzdem immer wieder so einiges, aber viel zu wenig um sinnvoll damit arbeiten zu können.

Ich habe gestern auch wieder gemerkt, wie gut mir die Aussage von ihr getan hat "sie will mit mir in Kontakt kommen, sie wünscht sich das, sie möchte mich unterstützen mich zu finden, mich kennen zu lernen".
Und am Heimweg habe ich sofort wieder wahrgenommen, dass wieder meine übliche Angst hochgekrochen kam. Angst vor zu viel Sicherheit, vor zu viel Nähe, Angst vor Abhängigkeit. Sie weiß um diese Ängste. Aber ich weiß nicht, wie diese loswerden.

Liebe Grüße Betti

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Sprachlos.
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Beitrag Mi., 26.08.2015, 21:30

Kannst du mit ihr denn darüber reden, warum das reden so schwer ist? Kannst du mit ihr über leichte Themen reden? Oder geht gar nichts? Gibt es ein Thema, das du dir evtl. machbar vorstellst?

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 26.08.2015, 21:36

Betti hat geschrieben: Sie weiß um diese Ängste. Aber ich weiß nicht, wie diese loswerden. i


Zeit ist hier der Faktor.

Was du in den 20 Jahren, in denen du aufgewachsen bist nicht gelernt bzw falsch gelernt hast geht nicht in ein paar Monaten und einer Sitzung die Woche weg.

Gras wächst nicht schneller wenn man dran zieht und etws zu lernen das man derzeit nicht kann dauert eben.

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Betti
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Beitrag Mi., 26.08.2015, 21:43

@ Sprachlos
Sie weiß, dass so eine große Scham vorhanden ist. Sie weiß, um meine Ängste. Aber so wirklich darüber reden, warum ich nicht reden kann geht nicht. Über leichte Themen reden, ist auch schwer/nicht möglich. Ich habe es nicht mal geschafft, sie zu fragen ob sie einen schönen Urlaub hatte. Hin und wieder gelingt es mir über Oberflächliches zu reden, aber nur wenn sie damit beginnt. Wenn sie mich fragt. Ich kann nicht von mir aus beginnen. Hört sich jetzt vielleicht merkwürdig an, aber ich finde es immer eigenartig, wenn es um Banales um irgendetwas geht. Ich möchte ja, dass es um mich geht. Aber das geht so schwer. Hmm, irgendwie hört sich das jetzt alles sehr verkorkst an...

@münchnerkindl
Ja die liebe Zeit, wenn mich die nicht immer so stressen würde...

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Betti
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Beitrag Mi., 26.08.2015, 22:19

Habe mir jetzt vorgenommen morgen meine Psychiaterin anzurufen. Sie hat ja auch gemeint, wenn ich nach Dosissteigerung keine Änderung bemerke, solle ich mich melden.
Habe mich jetzt hingesetzt und all meine Symptome zusammengefasst. Ich bin entsetzt, wievieles da zusammengekommen ist und wie wenig ich ihr davon berichtet habe. Ich glaube kaum, dass ich es schaffen werde, ihr das vorzulesen. Ich hoffe echt, ich kann ihr die Liste einfach in die Hand drücken. Habe trotzdem große Angst vor ihrer Reaktion.
Naja hilft nichts, Augen zu und durch. So kanns nicht bleiben...

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 26.08.2015, 23:07

Betti hat geschrieben:Habe mir jetzt vorgenommen morgen meine Psychiaterin anzurufen. Sie hat ja auch gemeint, wenn ich nach Dosissteigerung keine Änderung bemerke, solle ich mich melden.
Habe mich jetzt hingesetzt und all meine Symptome zusammengefasst. Ich bin entsetzt, wievieles da zusammengekommen ist und wie wenig ich ihr davon berichtet habe. Ich glaube kaum, dass ich es schaffen werde, ihr das vorzulesen. Ich hoffe echt, ich kann ihr die Liste einfach in die Hand drücken. Habe trotzdem große Angst vor ihrer Reaktion.
Naja hilft nichts, Augen zu und durch. So kanns nicht bleiben...

Das hört sich gut an, dass du einen zeitnahen Psychiatertermin ausmachen willst und angefangen hast die Liste zu erstellen.

Das mit dem Liste überreichen sollte überhaupt kein Problem sein, soziale Phobien gehören zum täglichen Brot von Psychiatern.

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Betti
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Beitrag Do., 27.08.2015, 14:39

Grrr.... jetzt hab ich mich endlich durchgerungen bei meiner Psychiaterin anzurufen um ihr zu sagen, dass die Dosissteigerung der Medis bisher noch nicht wirklich viel gebracht hat und ich wurde vertröstet?!? Ich solle noch bis Montag warten und mich nochmals melden, wennn sich nichts ändert. Was soll denn bitte in den nächsten Tagen da noch anders werden? Mein Gefühl sagt mir, dass ich dann sowieso nicht mehr dort anrufe sondern den regulären Termin abwarte, der in 2,5 Wochen ist. Ich hasse so etwas. Da kämpft man sich schon ewig durch, dann ringt man damit überhaupt dort anzurufen und wenn ich es dann endlich schaffe, werd ich abgewimmelt. Ich bin gerade so extrem verärgert, wütend...
Naja, passt jetzt irgendwie nicht so hier her, aber ich musste das eben los werden. Sorry.
Gott sei Dank hab ich heute Therapie, aber wer weiß ob ich da überhaupt irgendwas ansprech.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 27.08.2015, 16:59

Betti hat geschrieben:Grrr.... jetzt hab ich mich endlich durchgerungen bei meiner Psychiaterin anzurufen um ihr zu sagen, dass die Dosissteigerung der Medis bisher noch nicht wirklich viel gebracht hat und ich wurde vertröstet?!? Ich solle noch bis Montag warten und mich nochmals melden, wennn sich nichts ändert.

Ruf morgen früh nochmal an und erklären denen, dass die Nebenwirkungen nicht mehr tragar sind und du am Montag dort auf der Matte stehen wirst.

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hummmel
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Beitrag Do., 27.08.2015, 17:03

Liebe Betti

Ich würde es auch gut finden, wenn du nochmal anrufst. Sie hat die Nebenwirkungen nicht, aber Du, und für Dich sind sie nicht tragbar. Also kannst Du auch nicht mehr länger warten.

Lg hummmel

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Betti
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Beitrag Do., 27.08.2015, 21:26

Morgen anrufen geht nicht, sie hat keine Ordination. Deshalb war ja meine Überlegung noch heute anzurufen, dass ich dann hoffentlich für nächste Woche einen Termin bekomme. Ihre Reaktion hat mich so sehr entmutig, dass ich echt nicht weiß, ob ich mich nochmals melden soll oder ausharren, wie immer. Meine Reaktion darauf war leider nicht sehr erfreulich, hab mich nur wieder selbst zerstört. :(
Hab das meiner Thera heute bruchstückkhaft berichtet (bzw. hat sie es auch gesehen), sie hat mich sehr dazu ermutigt der Psychiaterin die Liste meiner Symptome zu geben bzw. dort nochmals anzurufen. Irgendwie hab ich gerade überhaupt keinen Bock mehr darauf.

In der Therapie hab ich wieder mal fast durchgehend geschwiegen, oh welch Wunder?! Aber meine Thera hat mir zumindest heute vermittelt, dass es ok sei, wenn ich momentan nicht mehr hervor bringe. Dass ich zwar irgendwann mehr von mir geben sollte, dass der Weg mit den Mails aber für den Moment auch in Ordnung sei. Ich habe gerade das Gefühl, ich bin nur mehr am Betäuben. Mit Essen, Selbstzerstörung, Schweigen bzw. im Alltag die Fassade aufrecht erhalten und Ablenken. Was anderes geht gerade nicht. Ich habe den Eindruck, ich entferne mich immer weiter von mir.
Selbst mein Partner hat mittlerweile den Eindruck, dass alles super läuft. So sehr betäube, verstelle ich mich momentan. Für was? Um ja nichts fühlen, spüren zu müssen? Meine Thera hat heute gemeint, dass ich den Kontakt so sehr meide, weil ich vermutlich so große Angst vor der Nähe habe. Und irgendwie hat sie damit auch ins Schwarze getroffen. Ich hatte heute das Gefühl, würde ich sie länger als ein paar Sekunden anblicken, würde ich losweinen. Und das schaffe ich (noch) nicht. Und trotzdem ist da irgendwo ein Gefühl, das mir sagt, ich sollte mal. Ich sollte endlich mal meine Erstarrung lösen, meinen Tränen freien Lauf gewähren, aber irgendetwas blockiert mich - seit Monaten.

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SoundOfSilence
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Beitrag Do., 27.08.2015, 21:46

Liebe Betti,

bei mir war es (am Ende) so, dass die Fassade nicht mehr nur für die anderen stand, sondern auch für mich, weil ich schlicht nicht mehr sicher war, ob DAHINTER noch irgendetwas ist (und was da ist wusste ich erst recht nicht)...
Dann kam zwar irgendwann der "Zusammenbruch" und das HAT mein Leben auf en Kopf gestellt und mir meine Gefühle und mich selbst wieder näher gebracht, aber das war bei mir nicht so klassisch, wie man das immer meint...
Heulend und Schluchzend zusammengebrochen, mich an er Schulter eines Thera ausgeweint, dann gereinigt und befreit von jeder "Redeangst" in ein konstruktives Aufarbeiten gestartet - sowas ist mir jedenfalls bisher (auch) noch nicht passiert... Manchmal geht das nur in kleinen Schritten, zäh, mit viel Arbeit - nicht mit dem großen Gefühlsausbruch. Und der muss es dann ja vielleicht auch gar nicht sein. Vielleicht sind wir zwei dafür nicht gemacht - und ICH kenne das Gefühl, dass die Tränen eigentlich da sind und ich sie eigentlich auch gerne mal heraus ließe durchaus auch... Aber sich jetzt dafür auch noch fertig machen...? Nö!

Liebe Grüße,
Silence
Hello darkness, my old friend...

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 27.08.2015, 22:35

Betti hat geschrieben: Und trotzdem ist da irgendwo ein Gefühl, das mir sagt, ich sollte mal. Ich sollte endlich mal meine Erstarrung lösen, meinen Tränen freien Lauf gewähren, aber irgendetwas blockiert mich - seit Monaten.

Ich habe gerade das Gefühl, ich bin nur mehr am Betäuben. Mit Essen, Selbstzerstörung, Schweigen bzw. im Alltag die Fassade aufrecht erhalten und Ablenken. Was anderes geht gerade nicht. Ich habe den Eindruck, ich entferne mich immer weiter von mir.
Selbst mein Partner hat mittlerweile den Eindruck, dass alles super läuft. So sehr betäube, verstelle ich mich momentan. Für was? Um ja nichts fühlen, spüren zu müssen?

Das ist die Fehlanname.

Du bist der Meinung "du solltest mal". Du solltest mal, das wäre sinnvoll, wenn es sich um eine aktive Handlung handelt. Ich sollte mal den inneren Schweinehund überwinden und das Bad putzen. Ich sollte mal nicht so träge sein, an die frische Luft gehen und Sport machen. Also Aktivitäten, bei denen man sich durch Willensanstrengung und "etwas bestimmtes tun" etwas gutes tut. Man kneift die Arschbacken zusammen, tut etwas, und danach fühlt man sich tatsächlich besser.

Das Problem ist, "sich öffnen", "Vertrauen haben", "sich entspannen", das sind Dinge die gehen erstens nicht mit Willensanstrengung, und zweitens sind es geistige Prozesse, die bei denen du nichts tust, im Gegenteil, du lässt etwas weg, nämlich das Misstrauen, die Angst, die Verspannung.

Verstehst du? Das kann man nicht "machen" so wie man sich selbst den Tritt in den Hintern gibt mal die Wohnung aufzuräumen. Man kann sich nicht mit Willensanstrengung entspannen, man kann sich nicht mit Willensanstrengung einem anderen Menschen öffnen, man kann nicht mit Willensanstrengung vertrauen.


Meiner Meinung nach ist es recht wahrscheinlich, dass deine ganze Situation immer mehr eskaliert, und zwar durch diese, im Moment für dich nicht angemessene konfrontative Therapie, die dich in deine Muster und Ängste reintreibt anstatt dir da rauszuhelfen und als Berufsanfängerin merkt diese Therapeutin nicht mal, dass ihr die Sache völlig eskaliert. Wo soll das enden?

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