Kann ein Thread über 'Erfolgsberichte' funktionieren?

Themen und Smalltalk aller Art - Plaudern, Tratschen, Gedanken, Offtopic-Beiträge (sofern Netiquette-verträglich..) und was immer Sie hier austauschen möchten.

LynnCard
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 13:41

Der Therapeut hätte den Termin auch für Kollegen verschieben können. Da sie in den Park gingen, vermute ich eher, dass er seine Mittagszeit vorverschob. Und bitte jetzt keine sexuellen Themen anschneiden, leberblümchen, es ging um einen einfachen Termin ohne ödipale Wünsche.
LG Lynn

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mitplauderin
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 13:46

Nico hat geschrieben:Das ist doch nur weil den hier anwesenden Göttinnen alles menschliche derart fern ist mitplauderin.
. . . und alles Menschliche womöglich krank, gestört, behandlungswürdig ist, nico?

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Nico
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 13:49

Na zumindest bei den Anderen ganz sicher, scheint hier die Grundhaltung zu sein.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)


leberblümchen
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 13:56

Lynn, was ich thematisiere, bestimmst nicht du.

Mitplauderin, nico: Es ist nicht das Menschliche, was schlimm wäre. Es ist, dass dieses Menschliche nicht thematisiert werden darf. Und ja, auch menschliche Regungen können ein Hammer sein.

Mir ist noch was zum Thema 'Neid' eingefallen: Ich glaube, das hat auch viel mit 'Distanz' zu tun: Wenn die Distanz zum 'Gegenstand' sehr groß ist, dann ist es leicht zu sagen: "Ich gönne es dir". Ich weiß aber gar nicht, ob es dann ein Gönnen ist oder die bloße Indifferenz; ich vermute, es ist Letzteres (das dann als 'Stärke' zu verkaufen, naja...).

Wenn die Distanz hingegen zu gering ist, werden im Diskurs vermutlich Gefühle im Leser angestoßen, die nicht klar vom Anliegen des Schreibenden getrennt werden können.

Bekannt ist das ja aus der Psychotherapie oder aus der Erziehung: Es funktioniert eigentlich nur dann wirklich gut, wenn Nähe und Distanz in einem günstigen Spannungsverhältnis stehen: Wenn die Eltern mit einem "mach, was du willst" an Probleme herangehen, ist es gefährlich. Und wenn sie sich von den Problemen und Herausforderungen 'verschlingen' lassen, ist es ebenso gefährlich.

Gerade hier in solch einem Forum ist die Gefahr, sich vom Anderen zu sehr 'berühren' (auch negativ) zu lassen, glaube ich, ziemlich groß. Weil sehr viel Ähnlichkeit besteht, die man sich womöglich nicht eingestehen will. Scheinbar leichter ist es dann für die, die großspurig sagen, dass sie sowieso jedem alles ohne Probleme gönnen können (gut, die haben dann halt andere Probleme...).

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offtheground
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 14:06

Nochmal, Leberblümchen: Nur, weil du zu gesunden menschlichen Regungen nicht fähig bist, muss das nicht auf andere zutreffen. Nur weil DU scheinbar nur aus Distanz deine Missgunst in Gleichgültigkeit (ob das besser ist?) umwandeln kannst, heißt das nicht, dass auch andere deshalb Gleichgültig werden, wenn sie mehr Distanz halten. Raffs endlich, du sprichst von dir.

Ich hätte gar nichts gegen deine Beiträge einzuwenden, wenn du einfach schreiben würdest, dass DU so empfindest und nicht anderen ständig irgendwelche Gefühle oder was auch immer sie fühlen müssten/müssen/sollen unterstellen würdest.
Sowas kapiert ja sogar nen Kind.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Tupsy71
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 14:14

Schade, dass hier so viel Disharmonie( oder wie man das sagen könnte) herrscht.
Übrigens Nico- denke schon, dass sich jede(r) wünscht, was besonderes für Thera zu sein. Ich schließe mich da nicht aus, doch gleichzeitig hab ich wahnsinns Angst vor der Nähe-gerade weil sie mir was bedeutet.
Deshalb find ich Erfolgsberichte schon irgendwie helfenswert- denk. Aber das sind halt nur meine Gedanken

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mitplauderin
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 14:18

leberblümchen hat geschrieben: Mitplauderin, nico: Es ist nicht das Menschliche, was schlimm wäre. Es ist, dass dieses Menschliche nicht thematisiert werden darf. Und ja, auch menschliche Regungen können ein Hammer sein.
Moment Mal, leberblümchen, so wie ich es verstanden habe - ich habe im anderen Thread nicht nachgelesen - entzündete sich die Diskussion an dem (nur allzu menschlichen) Wunsch der TE, es wäre für sie noch schöner gewesen , hätte der Therapeut . . .
Die TE hat diese Menschlichkeit (um jetzt bei dieser Formulierung zu bleiben) ja thematisiert. Etwas ganz anderes ist es für mich, was daraus gemacht wurde und wird - nämlich eine "Unmenschlichkeit", eine Ungehörigkeit, eine Neurose ect.
Dass menschliche Regungen auch ein Hammer sein können, das ja. Aber um eine menschliche Regung dieser Art ging es meiner Meinung nach bei der TE nicht. Päpstlicher als der Papst will ich nicht sein.


LynnCard
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 14:23

@leberblümchen: Man hätte ja auch einfach einen eigenen Thread eröffnen können mit der Bitte um Hilfestellung, wie man seinen Neid in einem solchen Fall therapeutisch sinnvoll angehen könnte. Oder es in die nächste eigene Therapie-Stunde mitnehmen.
LG Lynn


leberblümchen
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 14:28

Hier in diesem Faden geht es eigentlich, so habe ich widow verstanden, um grundsätzliche Fragen. Jemand, der neidisch ist und dieses Gefühl kennt, wird schon wissen, wo er sich beim Bearbeiten helfen lassen könnte. Es ging mehr um Neid / Bewundertwerdenwollen usw. allgemein und darum, ob und wie man darüber sprechen kann. Darum, dass bestimmte Themen tabuisiert sind und warum das so ist.


LynnCard
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 14:33

Jenny Doe hat geschrieben:Dank meines Therapieerfolges bin ich nun nahezu schwindel- und angstfrei und kann mein Leben wieder genießen. Und sollte ich mich selbsttäuschen, egal, Hauptsache das Leben hat mich wieder
Ich kann mir nicht helfen, aber ich freu mich einfach, wenn ich so was lese. Und zwar nicht nur für Dich, sondern auch für mich, weil es mich aufstellt.
LG Lynn

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mitplauderin
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 14:36

leberblümchen hat geschrieben:Es ging ... Bewundertwerdenwollen usw. allgemein und darum, ob und wie man darüber sprechen kann.
Das Thema zeigt sich bereits im Wort: Be-wunde-rt werden wollen, jemanden be-wunde-rn
Zuletzt geändert von mitplauderin am Sa., 16.05.2015, 14:39, insgesamt 1-mal geändert.


LynnCard
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 14:39

@leberblümchen

Dass Erfolgsberichte im Kontext Schreiber-Leser funktionieren können, lässt sich doch schon an den Pro-Erfolgsbericht-Stimmen erkennen. Ansonsten wäre es vielleicht noch interessant, das Ganze statistisch zu untersuchen. Vielleicht könnte jemand eine Umfrage erstellen.
LG Lynn


mio
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 14:55

Hallo Leberblümchen,
leberblümchen hat geschrieben: Es ging mehr um Neid / Bewundertwerdenwollen usw. allgemein und darum, ob und wie man darüber sprechen kann. Darum, dass bestimmte Themen tabuisiert sind und warum das so ist.
wenn es darum ging, dann frage ich mich Folgendes:

Was ist falsch daran, ab und an auch bewundert werden zu wollen? Ich finde das menschlich.

Und dass man darüber sprechen kann zeigt sich ja schon anhand der Tatsache, dass es getan wurde.
Womit sich auch die Frage nach der Tabuisierung erübrigt.


Wären also eher folgende Fragen zu stellen:

Warum habe ich ein Problem damit, wenn jemand bewundert wird/werden will?

Warum habe ich ein Problem damit, Erfolgsberichte zu lesen?

Warum tabuisiere ich bestimmte Themen?

Und ich spreche nicht von mir, auch wenn da "ich" steht ...

Lieben Gruss,

mio


leberblümchen
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 14:56

mitplauderin, ich bin keine Germanistin, aber ich glaube nicht, dass 'Wund' und 'Wunder' etymologisch verwandt sind (Buchstaben sind keine Morpheme):

ahd. wuntar = "was Staunen erregt" / goth. wunan = sich freuen
german. *wunda = durch Schlagen verletzt


LynnCard
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 15:02

Widow hat geschrieben:Kurzum:
Kann also ein Thread über therapeutische Erfolgsberichte funktionieren - oder ist er ein performativer Selbstwiderspruch, weil vielleicht der Mensch, der über solche Erfolge berichtet, genau diese Erfolge durch seinen Bericht darüber zweifelhaft werden lässt?
Es kann funktionieren. Nicht jeder Leser wird diesen angeblichen Selbstwiderspruch in einen therapeutischen Erfolgsbericht hineininterpretieren. Denn es ist nun mal eine Sache der Interpretation, wo jeder Leser wiederum sehr unterschiedliche Assoziationen auf besagten Erfolgsbericht entwickelt. Der Kontext lässt sehr viel Spielraum, gerade wenn es sich um einen persönlich gehaltenen, authentischen Bericht handelt, der keine poetologischen Ziele anstrebt.

Man kann den Text also nicht einfach losgelöst vom anwesenden Berichtersteller analysieren, wenn dieser die entstandenen Eindrücke beim Leser entsprechend korrigiert. Es ist klar, dass der Schreiber sich jetzt nicht in einem allseitig erahnenden Rundumblick mitteilt, sondern allein schon bei der Wortwahl seinen Erfolgsbericht um einige Eindrücke reduzieren muss, weil der Text sonst zu lang wird und er vielleicht auch nicht für alles gerade die richtige Wortwahl findet. Es geht also mehr darum, was der Berichtende "meinte". Deshalb finde ich es nicht korrekt, wenn man ihm dann alles Mögliche unterstellt, wie z. B. die Inkaufnahme einer um einen Termin geprellten Patientin.
LG Lynn

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