Psychosomatik verstehen - das ICH entdecken

Die Psyche spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des körpereigenen Abwehrsystems: immer mehr Krankheiten werden heute als 'psychosomatisch' und damit ggf. psychotherapeutisch relevant betrachtet.
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Kimba&Blacky
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Beitrag So., 17.05.2015, 20:04

LynnCard hat geschrieben:Deshalb versuche ich nun, diese Flucht nach vorne mehr zu fördern, wenn schon ein instinktives Fluchtverhalten, denn das aktiviert mich trotz Schmerzen. Vielleicht geht das auch bei euch in den Dissoziationen, um euch zurückzuholen, d. h. zum Beispiel die Vorstellung, sich jetzt verteidigen zu müssen im Jetzt.
Ich weiß nicht, ob das, was ich empfinde, überhaupt Dissoziationen sind, aber es ist seit langem so, dass ich mich kaum noch spüre (bis auf die Schmerzen eben ) und nur dann, wenn mich jemand an einen sehr unangenehmen Teil meiner Vergangenheit erinnert und dann so Sachen sagt wie: "Das war doch alles nicht so schlimm." oder "Sie waren selber Schuld, dass es zu der Situation gekommen ist." oder auch: "Geben Sie nicht immer den Anderen die Schuld an ihrem Zustand, Sie müssen selber an sich arbeiten." (Als ob ich das nicht tun würde ! ).
Wenn ich mich dann verteidige, spüre ich mich plötzlich wieder und zwar so, wie ich mich gespürt habe, bevor diese gefühlte Gefühlslosigkeit auftrat.

Seltsam, oder ?


Das Schlimme ist allerdings, dass ich dann jedesmal denke: "So, ab jetzt will ich einfach nur noch leben, denn ich habe schon genug Mist erlebt, ob jetzt durch andere Menschen oder durch körperliche Symptome.
Ab jetzt werde ich einfach LEBEN !"

Doch dann merke ich jedesmal, dass die körperlichen Symptome nicht weggehen, trotz meiner lebensbejahenden Einstellung, die ich auch wirklich habe, es ist kein Selbstbetrug.
Aber die Symptome sind nun mal stärker.
Nach einiger Zeit falle ich wieder in den Zustand, dass ich mich nicht richtig spüre und bleibe dann auch dort.
Ich fühle mich, im übertragenen Sinne, als ob ich eine Maske aufhätte, die ich nicht abnehmen kann und alles ist schwarz, ich kann nichts sehen.
Allerdings sind dort winzige Schlitze drin, wodurch sehr sehr helles, richtig unangenehm blendendes Licht durchscheint. Das sind die Schmerzen.
Es ist mir weder möglich, diese Maske abzunehmen, noch die Schlitze abzukleben oder zuzunähen.


Das, was ich spüre, sind meine Schmerzen und meine Allergien und manchmal, kurz vorm Einschlafen, gewisse Erinnerungen.


Das normale Leben kann ich wieder nicht spüren. Es ist als ob ich am Leben vorbeileben würde.
Manchmal bin ich schon fast "dankbar" für die Schmerzen, obwohl das quatsch ist.
Denn ich weiß einfach, dass die chronischen Schmerzen und das chronische Unwohlsein in meinem Körper für diesen Zustand verantwortlich sind.


LynnCard hat geschrieben:Mit diesem Gedanken will ich jetzt auch wieder mehr aktiv werden, auch wenn ich dabei Schmerzen empfinde.
Ja, ich halte es auch für besser, die Flucht nach vorne anzutreten.
Denn ansonsten kann es früher oder später zum emotionalen Stillstand kommen. Den hatte ich schon mal und dann ging zum Schluss gar nichts mehr.
Ich konnte nur noch mit starken Zwangsritualen meinen Alltag bestehen.
Erst ein Wohnortwechsel hat mich wieder "aufgeweckt". Seitdem ich wieder in meiner Heimatstadt lebe, geht es mir besser.
Es gibt zwar einige Sachen, die mich im negativen Sinne an früher erinnern, aber ich habe es geschafft, dass für mich emotional von der Stadt zu trennen. Die Stadt ist eben nur eine Stadt.


Schönen Abend noch Euch allen.

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LynnCard
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Beitrag So., 17.05.2015, 22:01

Liebe Kimba&Blacky
Kimba&Blacky hat geschrieben:Ich fühle mich, im übertragenen Sinne, als ob ich eine Maske aufhätte, die ich nicht abnehmen kann und alles ist schwarz, ich kann nichts sehen.
Allerdings sind dort winzige Schlitze drin, wodurch sehr sehr helles, richtig unangenehm blendendes Licht durchscheint. Das sind die Schmerzen.
Im Prinzip hast Du dasselbe wie ich beschrieben, nur ich von außen beobachtend und Du von innen. Die grellen Schlitze entsprächen den Schlägen bei mir. Die dunkle Maske wäre bei mir der geschlossene Augenbereich. Ich kann mich jedenfalls gut wiedererkennen in Deiner Beschreibung des Schmerzkörpers und der einhergehenden Erschöpfung im Schmerz, die Erschöpfung ist fast noch schlimmer.
LynnCard hat geschrieben:Der somatoforme Patient macht die Augen zu, lässt sich zusammenschlagen und bleibt im Schmerzkörper gefangen,
Kimba&Blacky hat geschrieben:Wenn ich mich dann verteidige, spüre ich mich plötzlich wieder und zwar so, wie ich mich gespürt habe, bevor diese gefühlte Gefühlslosigkeit auftrat.
Ja, solche neuralgischen Wendepunkte kenne ich auch, wo ich z. B. rechtlich zu wenig enst genommen wurde und ich mir dann sagte: "Jetzt zeige ich es euch!" (hab ich auch) Da folgt bei mir der Tunnelblick und die Flucht nach vorne, wo ich mir sage, dass ich mich NIE MEHR schutzlos fühlen will und alles tun sollte, um mich möglichst unverwundbar zu machen, gerade auch rechtlich gesehen (ist ja leider überall so, man kommt ohne entsprechendes Wissen gar nicht mehr weiter, wobei auch die Zuhilfenahme von Anwälten nicht reicht, denn die machen auch nur, was sie müssen, es geht ja nicht um ihre eigene Existenz), aber ich merke, dass es nur der Anfang ist und ich unbedingt schauen will, wie ich mich allgemein mehr aufbaue - trotz Schmerzen (ja, leider bleiben diese wahrscheinlich, sind schon zu sehr chronifiziert im Schmerzgedächtnis, aber ein bisschen Spielraum gibt es Gott sei Dank schon, hoffe ich).
Kimba&Blacky hat geschrieben:Ja, ich halte es auch für besser, die Flucht nach vorne anzutreten.
Denn ansonsten kann es früher oder später zum emotionalen Stillstand kommen. Den hatte ich schon mal und dann ging zum Schluss gar nichts mehr.
Ich konnte nur noch mit starken Zwangsritualen meinen Alltag bestehen.
Erst ein Wohnortwechsel hat mich wieder "aufgeweckt". Seitdem ich wieder in meiner Heimatstadt lebe, geht es mir besser.
Das bestätigt, was ich mir vornehme (aufweckender Fluchtweg nach vorne). Ich war etwas unsicher, weil ich im Prinzip auch wieder auf dem Angst-Flucht-Programm aufbaue, nur diesmal eben nicht Rückzug, sondern die Flucht nach vorne. Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich da ganz rauskomme (die traumatische Angst steckt zu tief und zu lange in mir drin), auch wenn ich mich sicher mehr fragen werde, ob ich mit Kanonen auf Spatzen schieße, gerade weil der Aufwand auch größer ist bei der Flucht nach vorne als beim Rückzug und Stillstand, was ich auch erlebte und wo ich mich ähnlich durch den Alltag "zwingen" musste, vor allem auch wegen der fehlenden Konzentration und der bestehenden Erschöpfung.

Aber im Prinzip steckt eben die Angst dahinter, wo man lieber ausweichen möchte. Diesen Zusammenhang spüre ich jetzt schon deutlich. Angst und Symptomatik ist bei mir nicht mehr getrennt, also werde ich versuchen, die Angst abzubauen bzw. mich zu beruhigen, wenn es mir gelingt. Ist allerdings nicht so leicht. Danke für Deine Worte, das bestätigt mein Vorhaben, besser als der Stillstand ist es auf jeden Fall.
LG Lynn

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Kimba&Blacky
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Beitrag So., 17.05.2015, 22:26

Ich wünsche Dir, dass es Dir gelingt.


LynnCard
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Beitrag So., 17.05.2015, 22:57

Danke, das ist lieb von Dir!

Ich hoffe, dass Du nicht mehr so niedergemacht wirst. Das sind alles negative Suggestionen, glaub das nur nie.
LG Lynn

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SoundOfSilence
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Beitrag Mo., 18.05.2015, 11:07

Hallo & guten Morgen!!

Mich hat eine Familienfeier vom PC ferngehalten - da musste ich jetzt erstmal nacharbeiten

Die Flucht nach vorne ist Klasse, und dass es "wieder" nur das Kampf-oder-Flucht-Schema ist, das ist doch logisch, oder? Was sollte es denn sonst sein, etwas andere haben wir Menschen nicht zur Verfügung. Höchstens noch Erstarren, und so ein TOTSTELLREFLEX macht ja nun nicht unbedingt lebendiger...

Also, ich überlege mir jetzt, was dass für mich bedeuten könnte, Flucht nach vorne anstatt Rückzug oder Totstellen... Denn einfach im high-energy-Level alles durchtakten - das hatte ich schon, das ist keine Lösung! Und ich will auch nicht permanent diese Sicherheit "brauchen" - ich will AUCH wissen, wovor ich Angst habe und dann (unendlich langsam und qualvoll wie mir scheint) begreifen, dass ES VORBEI IST (ja, auch das bescheuerte innere Kind soll das endlich mal kapieren... grrrr) Aber wenn ich sie brauche, dann will ich SICHERHEIT haben, äußere Sicherheit (soweit menschenmöglich habe ich die) und innere Sicherheit (daran zu Arbeiten wäre die Flucht nach vorne, gell?) - die ist noch ausbaufähig.

Mich auf so eine Aufgabe zu fokussieren, das könnte dann einen doppelten Nutzen haben. Also, anstatt einfach nur an Matheaufgaben im Kopf zu arbeiten, mit den Matheaufgaben den Kopf bearbeiten

Das mit der doppelten Aufgaben probiere ich bei nächster Gelegenheit aus!! Was ich (schon als Kind) übrigens gemacht habe: Wörter/Sätze rückwärts aufsagen und dann immer ein Buchstaben wegnehmen. Also etwa: Niripsa,Iripsa,Ripsa,Ipsa,Psa,Sa,A - Aspirin (war eines meiner Lieblingsworte mit 8)
Als Kind habe ich das so lange gemacht, bis ich eingeschlafen war, ohne dass mich in diesem Übergang zwischen Wachen und Schlafen Erinnerungen überfallen - denn als Kind war dann die Angst oft am größten und auch die Gefahr der Flashbacks... Scheinen wir ja irgendwie alle zu kennen.

Einen wunderschönen Tag euch allen,
Silence
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LynnCard
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Beitrag Mo., 18.05.2015, 12:52

Liebe SoundOfSilence

Einerseits bin ich froh, dass ich jetzt merke, wenn ich Angst habe und wie die akute Symptomatik (z. Atembeklemmungen, Vermeidungsverhalten, Prokrastination, Unkonzentriertheit, Ablenkungsmanöver, auffällig plötzliche psychosomatische Ermüdung, schubartige Schmerzsteigerung, Rückzugstendenz, allgemeine Anspannung, zwanghaftes Verhalten usw.) Folge dieser aktuellen Angst ist, dann noch getriggert durch das Schmerz- und Traumagedächtnis. Dadurch lässt sich schon mal ein Teil der Angst abbauen durch Selbstberuhigung, Reflexion, Intuition etc.

Aber irgendwo lässt sich das wahrscheinlich nicht auf ein ganz niedriges Level reduzieren (was jedoch wünschenswert wäre), gerade wenn wirklich Anforderungen von Außen bestehen und Erledigungsdruck herrscht, man also "handeln muss". In diesem Punkt wäre die Flucht nach vorne sicher besser als eben das Vermeidungsverhalten. Keine Angst zu empfinden, wäre wohl das Ideal, oder vielleicht auch nicht, sonst gäbe es womöglich keine (allerdings negativ gepolte) Motivation, höchstens eine positive, wo die Anforderungen als Herausforderungen empfunden werden. Eine "gesunde Portion" Angst ist evtl. schon sinnvoll als Antrieb nebst der Neugier und Freude auf Aufgaben als positive Motivation (man macht eben nicht alles gern, das ist nun mal Fakt).

So ganz auf Knopfdruck geht das nicht, gerade weil ich die Angst jetzt besonders deutlich wahrnehme. Doch etwas in diese Richtung zu pushen, hilft schon, so mein Eindruck. Aber der Rückzug bietet teilweise doch auch viele Vorteile, das werde ich wahrscheinlich nicht ganz aufgeben können. Vielleicht komme ich dahin, in die (teilweise auch aufwändige) Flucht nach vorne zu starten, wenn es eben sinnvoll ist. Bei den Ameisen sehe ich auch beides. Sie gehen um die (bedrohliche) Beute herum und schlagen dann zu, rennen aber daraufhin wie angestochen wieder weg und versuchen es später wieder. Und manchmal sind sie einfach voll cool.
LG Lynn

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SoundOfSilence
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Beitrag Mo., 18.05.2015, 20:18

Hallo zusammen,
LynnCard hat geschrieben: dass ich jetzt merke, wenn ich Angst habe und wie die akute Symptomatik (z. Atembeklemmungen, Vermeidungsverhalten, Prokrastination, Unkonzentriertheit, Ablenkungsmanöver, auffällig plötzliche psychosomatische Ermüdung, schubartige Schmerzsteigerung, Rückzugstendenz, allgemeine Anspannung, zwanghaftes Verhalten usw.) Folge dieser aktuellen Angst ist, dann noch getriggert durch das Schmerz- und Traumagedächtnis. Dadurch lässt sich schon mal ein Teil der Angst abbauen durch Selbstberuhigung, Reflexion, Intuition
Das ist bei mir so das, was ich meine, dass manchmal meine Symptomatik akut verschwindet, wenn ich den Zusammenhang zu meinem Gefühl herstellen kann, wobei ich ihn nicht nur wissen, sondern tatsächlich auch fühlen muss... Verschwindet deine Symptomatik (wenigstens das, was zusätzlich zum Schmerz auftritt) denn dann, wenn du es als Angst erkennst und dich beruhigst? Bei mir passiert das ja schon, allerdings auch "nur" das, was direkt mit dem (dann ja auch gefühltem Gefühl) zusammenhängt, also etwa der Durchfall bei Angst, Schmerzen bei Ärger ... Für das, was man sozusagen als psychische Symptome beschreiben könnte (Rückzugstendenz, stärkeres Derealisieren/Depersonalisieren, Flashbacks, innere Stimmen geraten in Streit, Vergesslichkeit/Konzentrationsschwäche...) suche ich noch nach dem richtigen Zusammenhang... Irgendwie hat das auch etwas mit Gefühlen zu tun... Und müde bin ich immer dann plötzlich, wenn ich entweder stark somatisiert habe (klar, das ist auch Erschöpfung), oder wenn ich etwa aus einer Derealisation gar nicht mehr heraus komme - und auch das ist ja anstrengend, weil ich ja verstärkt versuche mich unter Kontrolle zu halten... Wobei, manchmal macht es mich plötzlich furchtbar müde, einfach nur über etwas nachzudenken, worauf ich in der Therapie gestoßen bin - da denk ich dann schon manchmal selber, dass ich möglicherweise einfach einschlafe, um mich vor Erkenntnis und Erinnerung zu schützen (also auch wieder vor dem Gefühl sozusagen schon weg zu sein)...
Also, irgendwie ist und bleibt das Grundproblem, dass ich an meine Gefühle nicht heran komme, sie mir dann aber Probleme bereiten
Und wenn ich dran komme, geht es mir zwar einerseits besser, andererseits sind es eben selten Freude und Glück, das man verdrängt hat...
Ich muss mal überlegen, ob es tatsächlich alle Gefühle trifft, oder ob auch bei mir hauptsächlich Angst dahinter steckt.

Ich wollte übrigens (noch einmal) fragen, wie ihr das nun mit dem Verstecken/Zeigen eurer Symptome handhabt? Ist irgendwie untergegangen... Wenn ihr darauf natürlich nicht antworten wollt, ist das völlig ok. Will euch nicht drängen, bin nur so neugierig, weil ich derzeit überlege, wie ich das Überwinden kann um mir evt Hilfe IN SITU zu organisieren... Auch das wäre für mich übrigens eine Flucht nach vorne

So, ich habe ja leider keine Ameisen, aber ich werde jetzt zur Entspannung meine Wauzis knuddeln...

Schlaft gut!
Hello darkness, my old friend...

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Kimba&Blacky
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Beitrag Mo., 18.05.2015, 20:36

SoundOfSilence hat geschrieben:.... und dann (unendlich langsam und qualvoll wie mir scheint) begreifen, dass ES VORBEI IST (ja, auch das bescheuerte innere Kind soll das endlich mal kapieren... grrrr).
Genau das denke ich auch sehr oft.
Diese immer-in-der-Vergangenheit leben bringt mich auch nicht weiter, es ist aber auch sehr schwer das abzustellen, weil mein Fundament nun mal aus der Vergangenheit besteht.
Und jetzt muss ich ja wegen den Schmerzen und Allergien auf Vieles verzichten, so dass ich eigentlich nur früher richtig gelebt habe.
Also lebe ich gedanklich in der Vergangenheit. Das geht auch erstmal gut, bis dann wieder der unschöne Teil der Erinnerungen kommt.
Ich kann das nicht trennen, also ich kann nicht sagen: "So bis dahin dürfen meine Erinnerungen gehen, aber dann ist Schluss."
Das klappt nicht.



Deshalb fällt es mir auch sehr schwer, den Kontakt zu meiner ehemaligen besten Freundin wieder aufzunehmen. Sie möchte das nämlich gerne. Bisher sind wir also nur auf Facebook befreundet, ich würde gerne mehr wollen, aber ich "kann" irgendwie nicht.
Ich will nicht an meine Vergangenheit erinnert werden, aber die Vergangenheit ist die einzige Zeit, in der ich richtig gelebt habe.
Ich weiß nicht, was ich diesbezüglich machen soll.


SoundOfSilence hat geschrieben:Das mit der doppelten Aufgaben probiere ich bei nächster Gelegenheit aus!! Was ich (schon als Kind) übrigens gemacht habe: Wörter/Sätze rückwärts aufsagen und dann immer ein Buchstaben wegnehmen. Also etwa: Niripsa,Iripsa,Ripsa,Ipsa,Psa,Sa,A - Aspirin (war eines meiner Lieblingsworte mit 8)
Als Kind habe ich das so lange gemacht, bis ich eingeschlafen war, ohne dass mich in diesem Übergang zwischen Wachen und Schlafen Erinnerungen überfallen - denn als Kind war dann die Angst oft am größten und auch die Gefahr der Flashbacks... Scheinen wir ja irgendwie alle zu kennen.
Diese Phase habe ich jetzt erst.
Keine Ahnung warum, als Kind ging es mir dafür wohl noch zu gut. Der ganze Ausmaß des Schadens wird mir erst jetzt so richtig bewusst.
Damals habe ich einfach glücklich ich meiner Welt gelebt und so getan, als ob meine Probleme nicht meine Probleme wären. Keine Ahnung, ob das am Autismus lag, jedenfalls meinte meine Mutter, dass es nicht normal wäre, dass ich mir so wenig Sorgen um mein Leben mache.
Tja, dafür habe ich jetzt mit Schuldgefühlen zu kämpfen und denke, dass ich einiges Schlimmes hätte verhindern können, wenn ich nur nicht so egoistisch und sorglos und vor allem wachsamer gewesen wäre.



Aber das was vorgefallen ist, kann ich jetzt auch nicht mehr ändern.
Es war ja schon ein anstrengender Schritt für mich, als ich mir wieder erlaubt habe ohne Schuldgefühle leben zu dürfen.



Ich weiß nicht, was ihr für Traumata erlebt habt, aber ich nehme mal an, Euch wurde Gewalt angetan ?
Das ist ja der Unterschied zu mir, denn mir wurde erst Gewalt angetan, nachdem ich auffälliges Verhalten gezeigt habe, weil ich wegen des chronischen Erschöpfungssyndroms nicht zur Schule gehen wollte und weil ich mich autistisch verhalten habe.
Ich habe also mindestens 2 Sünden begangen und wurde erst deshalb misshandelt und sozial ausgegrenzt.
Deshalb weiß ich meistens nicht, ob meine Schuldgefühle nicht doch berechtigt sind.
Erst wenn ich im Halbschlaf oder manchmal auch im Traum emotionale Erinnerungen bekomme (im normalen Wachzustand kann ich ja wie erwähnt nicht mehr richtig fühlen), wird mir bewusst, wie ernst das Ganze war und wie sehr ich gelitten habe.
Wenn ich z.B. im Traum anfange zu weinen, dann aufwache und feststelle, dass ich tatsächlich Tränen in den Augen habe, weiß ich, dass ich meinen Gefühlen ruhig glauben darf.
Aber sobald ich ein paar Minuten wach bin, weiß ich nicht mehr, was ich fühle.



Einen schönen Tag euch auch von mir !

Kimba&Blacky

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SoundOfSilence
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Beitrag Mo., 18.05.2015, 21:05

Hallo Kimba (dann doch noch nicht ganz gute Nacht),

als Kind hatte ich eine Phase, in der ich mir wirklich wegen Allem Schuldgefühle gemacht habe. Ich lag abends im Bett und mir sind Situationen vom Tag in den Sinn gekommen, ganz normale, alltägliche Dinge, etwa das ich mit jemandem geredet habe, und ich musste mich plötzlich furchtbar schämen, habe gedacht ich hätte gar nicht reden sollen, oder was anderes sagen, dass das blöd von mir war und dumm klang, ich den Anderen eine Last war... Schließlich noch, dass ich das ja immer so mache und nur so schrecklich bin etc. Irgendwann habe ich mir vorgenommen, dieses Gedankenkarussel zu verlassen - und NICHTS MEHR ZU BEREUEN. Und soll ich dir was sagen? Das hat auch geklappt. Nur: die Schuldgefühle gehen davon nicht weg, die werden bloß irgendwo gespeichert und überfallen dich eben dann, wenn du nicht mehr damit rechnest. Jetzt muss ich ganz mühsam lernen, dass ich, wenn ich Gefühle fühlen will, eben auch durch (unberechtigte!) Schuldgefühle durch muss, dass ich wirklich erkennen muss "da hatte ich keine Schuld" und "da hatte ich Schuld und jetzt kann ich mich ent-schuldigen" und "die Schuldgefühle sind so und so entstanden"... Ich hoffe, dass die Gefühle dann vergehen, und ich mir nicht nur "erlaube" bzw "herausnehme" ohne Schuldgefühl zu leben, sondern dass diese Schuldgefühle vergehen...

Irgendwie musste ich da gerade daran denken... Zu lesen, was du geschrieben hast, macht mich traurig, weil es dir so schlecht geht, und weil ich mich selber erkenne. Ich wünschte, ich wüsste etwas um dich aufzumuntern, aber vielleicht ist es dir für den Moment eine Hilfe, dass Du wenigstens nicht ganz alleine traurig bist (und ich denke, dass du das bist - auch wenn du es vielleicht nicht fühlst. Du darfst aber auch traurig sein. Und fröhlich - und was immer du bist.)...

Hello darkness, my old friend...


LynnCard
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Beitrag Di., 19.05.2015, 03:01

SoundOfSilence hat geschrieben:Das ist bei mir so das, was ich meine, dass manchmal meine Symptomatik akut verschwindet, wenn ich den Zusammenhang zu meinem Gefühl herstellen kann, wobei ich ihn nicht nur wissen, sondern tatsächlich auch fühlen muss... Verschwindet deine Symptomatik (wenigstens das, was zusätzlich zum Schmerz auftritt) denn dann, wenn du es als Angst erkennst und dich beruhigst?
Nein, auch wenn ich den Zusammenhang jetzt durchaus fühle als Angst. Die Gründe bleiben ja bestehen. Es kann höchstens sein, dass sich die Schmerzsymptomatik dann etwas verschiebt in eine stärkere Angstsymptomatik (z. B. Atembeschwerden) bzw. von dieser überlagert wird. Das mit dem Sich-Beruhigen klappt noch nicht bei mir.

Ich verstecke meine Symptome nicht speziell, aber ich bin sowieso nicht der Typ Mensch, dem man alles ansieht. Auch typisch bei somatoform Kranken, eben die Maske, die Kimba erwähnt hat.
LG Lynn


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Beitrag Di., 19.05.2015, 03:18

@Kimba&Blacky
Wenn Dir damals in der Schulzeit nicht geholfen wurde, ist es nicht Deine Schuld, sondern liegt in der Verantwortung Deines damaligen sozialen Umfelds. Hinter der chronischen Erschöpfung lag vielleicht ein Burnout (ja, gibt es auch schon bei Schulkindern), woraus sich dann Deine Schmerzkrankheit entwickelte. Auslöser könnte eben die Überforderung durch das Umfeld gewesen sein (vielleicht aufgrund des Autismus, wie Du annimmst). Es ist übrigens oft so, dass Schmerzkranke Optimisten sind im Leben, eben weil sie ihre (traurigen) Gefühle nicht richtig wahrnehmen, das läuft alles über den Körper. Also mach Dir keine Vorwürfe, das gehört auch zum Krankheitsbild, wenn Du allzu sorglos warst (wie auch das Gegenteil davon im zwanghaften Sorgen und Verkrampftsein und eben Selbstvorwürfen).
LG Lynn

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Kimba&Blacky
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Beitrag Di., 19.05.2015, 14:08

SoundOfSilence hat geschrieben:Ich wünschte, ich wüsste etwas um dich aufzumuntern, aber vielleicht ist es dir für den Moment eine Hilfe, dass Du wenigstens nicht ganz alleine traurig bist (und ich denke, dass du das bist - auch wenn du es vielleicht nicht fühlst. Du darfst aber auch traurig sein. Und fröhlich - und was immer du bist.)...
Danke dafür !

LynnCard hat geschrieben:@Kimba&Blacky
Wenn Dir damals in der Schulzeit nicht geholfen wurde, ist es nicht Deine Schuld, sondern liegt in der Verantwortung Deines damaligen sozialen Umfelds.
Das Problem dabei war ja, dass man mir schon helfen wollte, indem man Depressionen diagnostiziert hat, die ich aber nicht hatte.
Ich habe mich dann trotzdem dementsprechend therapieren lassen, aber ohne Erfolg, die chronische Erschöpfung blieb.
Dadurch musste ich mir sehr viele Vorwürfe anhören, denn angeblich "habe man ja alles mögliche für mich getan".

LynnCard hat geschrieben:Hinter der chronischen Erschöpfung lag vielleicht ein Burnout (ja, gibt es auch schon bei Schulkindern), woraus sich dann Deine Schmerzkrankheit entwickelte.
Das kann gut sein, aber ich frage mich immer noch warum ich überhaupt ein Burnout hatte.
Denn ich war ja keinen besonderen Belastungen ausgesetzt, auch zuhause musste ich nicht viel machen.
Es kann aber sein (so vermute ich es), dass ich einfach als leistungsschwacher Mensch zur Welt gekommen bin und daher nur scheitern konnte !
Jedenfalls fühlt sich schon immer alles viel zu anstrengend für mich an, selbst im Kindergarten war ich zu müde zum basteln und bekam daher ärger vor den Erziehern.
Es kann auch sein, dass ich ein hypoaktives ADS habe. Jedenfalls kann ich mich da teilweise wiedererkennen, aber das würde mir auch nicht helfen, denn ich habe mitbekommen, das viele Menschen über diese Kinder denken, dass sie nur mal richtig erzogen werden müssen.
Das würde also nur meine Schuldgefühle verstärken.
Es behaupten ja auch viele Fachleute, dass die Diagnosen Autismus, ADHS, Wahrnehmungsstörungen usw. nur Modediagnosen sind und die Kinder einfach mal konsequenter erzogen werden müssen.

LynnCard hat geschrieben:Es ist übrigens oft so, dass Schmerzkranke Optimisten sind im Leben, eben weil sie ihre (traurigen) Gefühle nicht richtig wahrnehmen, das läuft alles über den Körper.
Ich war ja als Kind wirklich nicht traurig. Das ist erst später gekommen, als ich feststellen musste, dass ich so wie ich leben will (nämlich direkt nach der Schule "in Rente" gehen) nicht möglich war und ich stattdessen psychiatrisiert wurde.
Ab dem Zeitpunkt geht es mir erst schlecht, vorher dachte ich immer ich könne meinen Dickkopf noch durchsetzen. (Deshalb auch die Schuldgefühle.)


Hätte man mich so leben gelassen und mir trotzdem soviel Geld gegeben, als ob ich einen Vollzeitjob hätte, wäre ich glücklich geworden !
Aber dadurch, dass ich mich der Gesellschaft anpassen musste, ging meine Unbeschwertheit weg.
Und ich frage mich warum ich mich nicht schon früher angepasst habe, das hätte mir einiges erspart.
Ich sage mir immer: "Als Kind hatte ich meinen Spaß, nämlich, dass ich nur zur Schule gegangen bin, wenn mir danch war und ansonsten viel Zeit mit meinem Hobby (Pferde) verbracht habe.
Dafür muss ich jetzt eben die Konsequenzen tragen.
Andere Kinder geben sich von vornherein viel mehr Mühe und haben deshalb auch ein anderes Leben als ich.
Ich war als Kind wirklich überdurchschnittlich glücklich.
Der Spruch "Das Leben ist (k)ein Ponyhof" galt für mich wortwörtlich.
Ich weiß noch genau,wie ich als 16-jährige wieder eine Verschlechterung meiner chronischen Erschöpfung hatte und dann in den Ferien in Reiterurlaub gefahren bin. Als ich wiederkam hatte ich überhaupt keine Lust mehr zur Schule zu gehen, weil ich festgestellt hatte, wie wichtig das Reiten für mich ist und ich meine Energie nur noch dafür sowie für meine anderen Hobbys und für meine Freunde aufheben wollte. Was ich ab dem Zeitpunkt auch getan habe (bis ich 24 war).
Es war also eine bewusste Entscheidung gegen die Schule / spätere Arbeit.


Um keinen ärger und das Reiten weiterhin von meinen Eltern finanziert zu bekommen, habe ich mich psychisch krank gestellt und das hat auch funktioniert !
Deswegen sind meine Schuldgefühle durchaus berechtigt. Ich hatte meinen Spaß in einem Lebensalter, wo man sich normalerweise schon anstrengen muss. Ich war sehr hedonistisch.
Und heute leide ich unfreiwillig.

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SoundOfSilence
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Beitrag Di., 19.05.2015, 19:44

N´abend zusammen
LynnCard hat geschrieben: Ich verstecke meine Symptome nicht speziell, aber ich bin sowieso nicht der Typ Mensch, dem man alles ansieht. Auch typisch bei somatoform Kranken, eben die Maske, die Kimba erwähnt hat.
Ja - das erkenne ich langsam aber sicher als Problem. War eigentlich immer schon so, und ich fand das oft sehr hilfreich, aber das Problem ist, dass ich die Maske nicht mehr ablegen kann, selbst wenn ich will (zur Not dissoziiere ich halt einfach bevor es dazu kommen könnte) - auch wenn wir jetzt nicht ganz genau dasselbe meinen...
Zum Einen stört es mich in doppelter Hinsicht, wenn Menschen meine Symptome anzweifeln, weil ich mich natürlich blöd fühle, nicht ernst genommen werde, mich schäme zw. beschämt bin - und dann eben auch, weil ich selber dann sofort hinterfrage, ob ich mich jetzt anstelle...
Zum anderen hätte ich manchmal gerne Hilfe bzw darum gebeten, aber ich bringe es dann nicht über mich. Wenn es dann notfallmäßig passiert (also zB Notaufnahme), sind immer alle schon sauer
Irgendwie drängt es alles so in eine Heimlichkeiten-Ecke, und ich will eigentlich ehrlicher werden - aber völlig "nackt" will ich natürlich auch nicht dastehen

Hey Kimba - ich überlege die ganze Zeit, was ich dir antworten soll und will. Einerseits denke ich, dass ich so viel Energie darein gesteckt habe, trotz meiner Probleme mein Leben zu meistern möglichst OHNE ANDEREN ZUR LAST zu fallen, dass es mir schwer fällt zu verstehen, wie jemand eine Krankheit vortäuschen kann, nur um als Teenie reiten zu dürfen und auf Kosten der Eltern zu leben (tut man doch sowieso mit 16). Ich denke, dass ich sehr wahrscheinlich viel zu selbstständig war (das könnte man wohl auch als Störung sehen), aber so krass wie du das schreibst, dass Du eigentlich von der Schule in Rente wolltest und dass Du um Ärger zu vermeiden, etwas vorgetäuscht hast - das macht mich sauer. Und gleichzeitig klingelt in meinen Ohren, dass Du mal geschrieben hast, dass die Beziehung mit deinen Eltern bereits mit 12 sehr abgekühlt war (nicht erst mit 16), und auch, dass Du so erschöpft warst und müde, dass Du quasi entscheiden musstest ob Du dich für die Schule ODER für die Freizeit "aufraffst" , weil für beides die Energie nicht reicht. Und DAS sollte wohl auch nicht die Entscheidung sein, die man mit 12 oder 16 trifft. Fehldiagnosen und dementsprechend fehl-Therapien sind ebenfalls nicht in deinem Verantwortungsbereich zu sehen... Also - sehr wahrscheinlich hast Du ein gesundheitliches Problem (ob ADS, Depression, Autismus oder alles gleichzeitig) von Kindheit an, und Du bist damit nicht gut behandelt worden. Das ist nicht deine Schuld. Aber ganz bestimmt hast Du dich, so gut es geht, darin eingerichtet (wie jedes Kind, jeder Mensch) - und dabei bist du ja möglicherweise faul bzw bequem, kurzsichtig oder auch verantwortungslos gewesen. Soll ich dir was sagen? Das sind alle Menschen hin und wieder, Kinder auch - und Teenager ganz bestimmt. Die Frage ist: Wie ist es heute? Was kannst du HEUTE aus deinem Leben, trotz Krankheit, machen?
Du fühlst dich abgelehnt von deinen Eltern (sie wünschten du wärst weg, wenn ich mich richtig erinnere), missverstanden von deinen Therapeuten (die dir die Schuld geben an deinem Zustand) - und gleichzeitig geht dir die Abhängigkeit von ihnen an die Nieren. Mach dich UNABHÄNGIG, versuche, so selbstständig wie möglich zu werden - aber lauf nicht davor weg, weil es auch hart ist. Nur: Ganz ohne Hilfe geht es nicht, z.B. ohne Ärzte und evt auch nicht ohne Therapeuten... Also, in Jahren gemessen hast Du wohl mehr VOR dir als HINTER dir - da brauchst Du eine Perspektive!! Und die kann nicht nur nach rückwärts gerichtet sein.
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SoundOfSilence
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Beitrag Di., 19.05.2015, 20:05

So, ich habe noch eine Frage an euch und freue mich wenn ihr Lust habt, mir euren Eindruck zu schildern. Es geht irgendwie um das mit dem verstecken, mit dem ernst genommen werden, mit der Perspektive irgendwie auch...
Ich habe neulich sehr stark dissoziiert, genauer gesagt völlig derealisiert, und bin in recht desolatem Zustand in die Therapiestunde - wo es dann leider nicht besser, sondern viel extremer wurde. Mir ist das nicht nur extrem peinlich (ja ich weiß, ich würde einen zahnarzt-termin auch nicht absagen weil ich Zahnweh habe...), ich finde einen solchen Zustand, auch wenn es wirklich nicht oft vorkommt, verstörend und frage mich eben auch, wie ich "daraus" kommen kann. Irgendwann vergeht das ja von selber... Mein Thera findet die Frage nach dem "daraus" nicht so wichtig, weil ich ja keine Gefahr für mich oder andere bin (hat er etwas lapidarer ausgedrückt von wegen dass ich ja nicht plötzlich irgendwo in Timbuktu wieder zu mir käme...), sondern will das "darein", also die Ursachen erkunden.
Grundsätzlich will ich natürlich auch wissen, warum das passiert und wie ich das verhindern kann - aber ich hätte eben auch gerne einen "Ausgang". Für mich ist es schlimm genug. Zumal ich mir die Frage stelle, wo Gefährdung anfängt. Denn auch wenn ich nicht direkt meine Unversehrtheit gefährde, so hab ich schon manchmal Zweifel, was das Fahren angeht... Und eben auch andere Entscheidungen: wie Gespräche mit dem Chef in einem solchen Zustand gut führen, wie vernünftig arbeiten, wenn alles im Nebel versinkt? Wie mit Menschen umgehen, die man eigentlich mag, deren Bedeutung für mich aber in solchen Momenten verschwimmt... Also, irgendwie denke ich jetzt, ich stelle mich an. Andererseits: wenn das alles Anstellerei ist, warum dann Therapie?
Und eigentlich frage ich mich eben auch (mal wieder), warum nicht beides geht? Kann man denn nicht mehr erkunden, warum es zu solchen Zuständen kommt, wenn man sie beendet? Die Frage hat sich bei den anderen Symptomen schon gestellt, weil ich eben nicht auf meine Medikamente verzichten wollte... Im Nachhinein muss ich sagen, dass alles etwas verfälscht worden wäre, wenn ich Medis genommen hätte, aber ich will die Dissos ja nicht mit Medikamenten abbrechen/unterbrechen, sondern mit dem, was man so "skills" nennt...
Ich merke schon, ich muss das nochmal besprechen.
Habt ihr dazu Einfälle??

Liebe Grüße,
Silence
Hello darkness, my old friend...

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Kimba&Blacky
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Beitrag Di., 19.05.2015, 20:45

SoundOfSilence hat geschrieben:Denn auch wenn ich nicht direkt meine Unversehrtheit gefährde, so hab ich schon manchmal Zweifel, was das Fahren angeht... Und eben auch andere Entscheidungen: wie Gespräche mit dem Chef in einem solchen Zustand gut führen, wie vernünftig arbeiten, wenn alles im Nebel versinkt?
Ich würde versuchen, mich zu schonen und die Sicherheit vorgehen lassen !
Weiß Dein Chef von Deinen Problemen?

SoundOfSilence hat geschrieben:Wie mit Menschen umgehen, die man eigentlich mag, deren Bedeutung für mich aber in solchen Momenten verschwimmt...
Das ist schwierig, vielleicht einfach versuchen zu erahnen, wie man mit ihnen umgehen würde, wenn man was fühlen würde? Verstehe ich das richtig, dass Du diese Menschen schon länger kennst, dass sich also schon eine Beziehung aufgebaut hat?
Wenn Du weißt was Du für sie fühlst, wenn Du gerade nicht dissozierst / derealisierst, dann würde ich sie so behandeln wie sonst auch. Dieser Zustand ist doch nicht dauerhaft, oder?
Wenn es vertraute Menschen sind, kann Du es ihnen ja auch erklären (geht das eigentlich, wenn man derealisiert ist?)

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