@ ExtraordinaryGirl,
deine Einwände sind absolut berechtigt. Ich finde die Situation auch ziemlich schräg, weil es ein Widerspruch ist, wenn Therapeuten in der Praxis ein Geheimnis über ihr Privatleben machen, es aber anderseits für jeden öffentlich zugänglich im Internet verbreiten.
Ich denke Folgendes: Wer sich entscheidet Psychoanalytiker zu werden, ja, der muss auch sein Privateben danach ausrichten. Alternativ kann er Verhaltenstherapeut werden. Dann ist er nicht an diese Form der Abstinenz gebunden und Übertragung (kommt zwar auch da vor), spielt in der VT aber eine untergeordente Rolle.
Das ist vielleicht ähnlich wie bei Polizisten, die nicht einerseits aktive Castor Transport Gegener sein können und zugleich in der Rolle eines Polizisten Demonstrationen auflösen müssen. Manche Berufe bringen es mit sich, dass man sich auch im Privatleben dem Beruf entsprechend verhält.
Ich denke, wer nach Informationen über seinen Therapeuten/seine Therapeutin sucht, sollte auch daran denken, dass er vielleicht Dinge liest, die ihm nicht gefallen. So ist das halt, wenn man sie nur beruflich kennt.
Ich teile deine Meinung. Wie gesagt, mein Ding ist das alles nicht. Aber Analytiker können (können schon, sollten aber nicht) nicht gleichzeitg aus ihrem Privatleben ein Staatsgeheimnis machen und es gleichzeitig öffentlich breit treten. Das ist einfach ein Widerspruch.
Auf der anderen Seite steht der Klient: Klar, der will einerseits mehr über seinen Analytiker wissen, anderseits muss er das, was er erfährt, auch verkraften können. Ich denke da ja auch, dass der Übertragung keinen Abbruch tut, wenn man mit der Realität arbeitet. Halte ich für wesentlich effektiver, als wenn man mit Reininterpretationen arbeitet. Aber das ist meine persönliche Meinung. Hier sollte es ja um die Klientin gehen, die sich nun sorgt, dass die Übertragung nicht mehr funktioniert.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.