Nutzen/Sinn der Diagnosestellung

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stern
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Beitrag Do., 18.04.2013, 23:12

candle. hat geschrieben:"Selbstzahler" hört sich eh etwas seltsam an, weil die ihre Therapie ja auch von ihrer privaten Kasse teilweise oder voll zurückgezahlt bekommen. Also auch die zahlen das nicht grundsätzlich aus eigener Tasche.
O.k. muss man differenzieren... aber ich meinte mit Selbstzahler Leute, die wirklich aus eigener Tasche zahlen. Das gibt es auch durchaus... dann aber überwiegend, wenn die Kassenfinanzierung ausgelaufen ist. Ich glaube, da verschätzt Elena vielleicht wirklich den Anteil, wieviel Leute zur reinen Selbsterfahrung auf eigene Kosten und ohne jede Krankenkassenindikation eine Therapie (bzw. besser gesagt: Dann Selbsterfahrung) machen (was auch nicht jeder Therapeut anbietet).
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candle.
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Beitrag Do., 18.04.2013, 23:15

stern hat geschrieben: Ich glaube, da verschätzt Elena vielleicht wirklich den Anteil, wieviel Leute zur reinen Selbsterfahrung auf eigene Kosten und ohne jede Krankenkassenindikation eine Therapie (bzw. besser gesagt: Dann Selbsterfahrung) machen (was auch nicht jeder Therapeut anbietet).
Ja, ich denke das macht einen nicht nennenswerten Prozentsatz aus.

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hawi
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Beitrag Fr., 19.04.2013, 07:24

Ich hab mir grad den Spiegelartikel angetan und denk ihn mir nun zur Threadüberschrift.
Denn der Artikel ist ja auch so was wie eine Diagnosestellung, bzw. er behauptet das zumindest.
Ich kann nur hoffen, dass Therapeuten Diagnosen anders verlautbaren, kommunizieren als der Spiegel. Wenn nicht, dann gäbe es für mich viele Diagnosestellungen, die darauf hinausliefen, zu Diagnosestellungstherapien zu raten. Vielleicht ja demnächst ein weiteres Betätigungsfeld für wen denn auch immer.
Nun ja, zur psychischen Gesundheit beitragen wollte der Spiegel wohl noch nie.
Trotzdem, so richtig ich es finde, Problematiken aufzuzeigen, das allein reicht mir (heute) nicht (mehr). Die Art des Artikels, die vermeintlich so tolle Moral, die da feilgeboten wird? Mal kurz in Schubladen gedacht und geschrieben, der Artikel lässt ja kaum was anders zu, danach würde ich beim Verfasser eine ziemlich gestörte und zu therapierende Persönlichkeit diagnostizieren, etwas, das heute meist das Etikett borderline bekommt. Fragt sich, ob die nicht anders können oder nicht anders wollen?
Müßig, die Antwort darauf zu wissen, das Ergebnis bleibt gleich.

Grundlage für tatsächliche Auseinandersetzung? Wie soll es gehen, wenn doch feststeht, dass die einen leiden, die anderen nicht und dass die Nichtleidenden deshalb schuldig sind, verhindern, dass hilflos Leidende emotional gesunden.
Freuen könnte sich über so was u.a. Medikamentenhersteller. Mittelchen sowohl für die ansonsten allein Gelassenene, aber natürlich auch für all die, die so viel Schuld auf ihren Schultern zu tragen haben.
wir steigern das Bruttosozialprodukt http://www.youtube.com/watch?v=RUdyqJuJOAs
LG hawi
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leberblümchen
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Beitrag Fr., 19.04.2013, 07:32

Elana, ich glaube nicht, dass man hier Mediziner mit Psychotherapeuten vergleichen sollte, was das Interessse am sog. 'schweren Fall' betrifft!

Auch ein Mediziner hat sicherlich wenig fachliches Interesse an Patienten, die einmal im Monat kommen, um ihm das Ohr abzukauen. Da würde ich mal sagen: "Die Mischung macht's" - er möchte sich nämlich vermutlich genauso ungerne den ganzen Tag lang mit lebensbedrohlichen Krankheiten beschäftigen.

Was den Mediziner vom Therapeuten unterscheidet, ist die menschliche Beziehung, die beide mit ihren Patienten eingehen: Dem Mediziner ist es menschlich vermutlich eher unwichtig, wer ihm da gerade gegenübersitzt: ob es die Oma mit Verstopfung ist oder der Student mit einem verstauchten Finger - er macht seine Arbeit.

Der Therapeut muss sich da schon mehr auf denjenigen einlassen, den er als Patienten annimmt, und da kommt es wiederum auf die Belastbarkeit, die Erfahrung, die persönlichen 'Vorlieben' usw. des Therapeuten an, wenn es darum geht, welche 'Fälle' er annimmt. Es hat niemand was davon, wenn ein Therapeut die ganze Woche lang psychotische oder schwerst depressive Menschen behandelt, deren Behandlung sehr belastend sein kann, - wenn am Ende der Therapeut mit den Nerven fertig ist, weil er vor lauter Sorgen nicht mehr abschalten kann.

Und umgekehrt wäre es wohl weit unter dem 'Niveau' eines Therapeuten, wenn er nur Menschen behandelt, die sich nicht einlassen wollen auf den Prozess und die ihm stattdessen jahrelang nur erzählen wollen, dass der böse Nachbar seine Fenster nicht geputzt hat. Dabei dürfte allerdings kaum die Schwere der Erkrankung der entscheidende Faktor sein, sondern eher die Fähigkeit und die Lust des Patienten, an der Therapie mitzuarbeiten. Will sagen: Jemand kann schwer krank sein, aber wenn er nicht reflektieren kann, nicht abstrahieren und sich nicht einlassen kann, dann würde er nach deiner Logik, elana, auch anderen Menschen einen Platz wegnehmen, denn sein Verhalten - ob gewollt oder ungewollt - ist einfach 'unwirtschaftlich'...

Also, der Therapeut wird sicher nicht 'leichte Fälle' nehmen, um sich einen schönen Tag im Sessel zu machen, sondern er wird die Menschen annehmen, mit denen er sich eine gute, fruchtbare Zusammenarbeit verspricht. Und er wird so schlau sein, dabei möglichst auf 'Abwechslung' zu achten, um sich nicht zu überfordern. Und wenn da jemand ist, dem die Selbsterkenntnis wichtig ist und der dafür gerne jeden Monat 1000,- zahlt, weil er sich das leisten kann, dann spricht wohl nichts dagegen, dass sich beide auf diesen Prozess einlassen. Und wenn dieser Patient dann die Türe hinter sich schließt, kommt ein mittelloser Schlucker, der sich zu nichts aufraffen kann. Da der Therapeut aber auch Selbstzahler hat, die ihm sein Einkommen sichern, kann er es sich auch glücklicherweise leisten, ärmere Patienten für weniger Honorar zu behandeln - das sollte man auch nicht vergessen.

Fazit: Ich bin sicher, dass die Geschichten vom Therapeuten, der sich 30h die Woche nur mit vermeintl. Luxusproblemen beschäftigt, während das arme Volk, das draußen vor der Türe bettelt, mit einem Fußtritt abgewiesen wird, eine Mär sind.

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hawi
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Beitrag Fr., 19.04.2013, 07:56

titus2 hat geschrieben:Fazit: Ich bin sicher, dass die Geschichten vom Therapeuten, der sich 30h die Woche nur mit vermeintl. Luxusproblemen beschäftigt, während das arme Volk, das draußen vor der Türe bettelt, mit einem Fußtritt abgewiesen wird, eine Mär sind.
titus, so sehr ich nachvollziehen kann, wenn auf Allgemeinplätzchen mit entgegen gesetzten Plätzchen erwidert wird, für mich bleibt es das Backen von Plätzchen.

Ich bin mir sehr sicher, dass es sowohl unter Medizinern als auch unter Therapeuten einen Anteil gibt, der es sich einfach macht, dem kaum was am Behandeln liegt, der völlig egoistisch agiert. Das gibt es überall, warum also grad unter Medizinern und Therapeuten nicht? Und die zu Behandelnden? Natürlich sind grad die auch erst mal sich selbst die nächsten.
Grad deshalb dann schon sehr übel, wenn da Menschen gegeneinander ausgespielt werden. Jeder backt seine Plätzchen. Und alle kriegen so Bauchschmerzen
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leberblümchen
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Beitrag Fr., 19.04.2013, 08:01

Ach so, du meinst, weil ich den Zusatz - irgendwie auch ein Gemeinplatz, oder? - "Schwarze Schafe gibt es natürlich überall" vergessen habe?

Elana und der Spiegel behaupten, es sei sozusagen ein grundsätzliches Problem, dass Therapeuten sich mit gelangweilten Hausfrauen über die Farbe ihres Nagellacks unterhalten, während auf den Straßen die Depressiven an den Bäumen hängen, um es mal etwas drastisch zu formulieren.

Und ich erwiderte, dass DAS so NICHT stimmt.

Wenn die Menschen lange auf einen Platz warten müssen, dann mit Sicherheit nicht deshalb, weil die Therapeuten arbeitsfaul wären...
Zuletzt geändert von leberblümchen am Fr., 19.04.2013, 08:02, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Fr., 19.04.2013, 08:01

hawi hat geschrieben: Ich bin mir sehr sicher, dass es sowohl unter Medizinern als auch unter Therapeuten einen Anteil gibt, der es sich einfach macht, dem kaum was am Behandeln liegt, der völlig egoistisch agiert. :
Und damit backst du keine Plätzchen?

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**AufdemWeg**
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Beitrag Fr., 19.04.2013, 08:04

meine Extherapeutin sagte mal, dass es nicht unbedingt die Kränkesten sind
die in die Therapie kommen.
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yamaha1234
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Beitrag Fr., 19.04.2013, 08:06

Nee,die kränkesten erreicht man allerdings auch nicht, indem man eine kränkestenquote einführt...

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**AufdemWeg**
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Beitrag Fr., 19.04.2013, 08:08

ich fürchte das liegt in der Natur der Sache
dass man diese Menschen ohnehin nur sehr schwer erreicht
egal wie.
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leberblümchen
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Beitrag Fr., 19.04.2013, 08:09

**AufdemWeg** hat geschrieben:meine Extherapeutin sagte mal, dass es nicht unbedingt die Kränkesten sind
die in die Therapie kommen.
Naja, eine Therapie machen sicher die Wenigsten mal eben so spontan. Meist geht dem ein langer Leidensweg voraus - bei mir waren es 40 Jahre. Nun bin ich sicher nicht die 'Kränkste', denn ich bin nicht suizidal und nicht psychotisch. Aber wenn ich das jetzt rein mathematisch umrechne auf die Jahre, die ich gelitten habe, kommt sicher ein großer Haufen Leid dabei heraus.

Es gehört schon einiges dazu, eine Therapie zu beginnen - weiß ja jeder hier. Und es gehört noch mal genauso viel dazu, die Therapie auch mitzugestalten und durchzuhalten.

Der Therapeut ist nur EIN Mosaiksteinchen auf dem Weg zur Heilung. Ihm alleine kann man es sicher nicht anlasten, dass es so viel Leid gibt. Mal abgesehen davon, dass es mich erschüttert, wenn man so mitbekommt, wie 'unnormal' es offenbar ist, in einer halbwegs 'normalen' Familie aufzuwachsen, die verhindern könnte, dass Menschen sich ihr ganzes Leben lang wertlos und ungeliebt fühlen!

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hawi
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Beitrag Fr., 19.04.2013, 08:28

yamaha1234 hat geschrieben:Und damit backst du keine Plätzchen?
yamaha, ja und nein.

einerseits backe ich sicherlich auch Plätzchen, weil ich selber viel zu wenig Kenntnisse habe, auch ich natürlich nur Annahmen schreibe, die nicht gesichert sind.
Deshalb schreib ich es ja auch, schreibe, dass ICH mir recht sicher bin. Also hier meine Meinung schreibe, was Allgemeingültiges eher nicht.

Nein, weil ich hoffentlich schon einigermaßen differenziert beitrage.
So weit mir möglich. Geht bestimmt besser, aber mehr krieg ich dann allein halt nicht hin.

titus,

ich denke, es wird kaum den einen Grund geben, weshalb Menschen lange auf Therapieplätze warten müssen. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass der Sachverhalt, den der Spiegel aufgreift, durchaus beachtlich ist. Nur die Art, wie dann formuliert, geschrieben wird? Die schafft eher Probleme, als dass es zu ihrer Lösung beiträgt, denke ich. Passt halt zu dem, was hier schon zu Labels, Etiketten steht.
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stern
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Beitrag Fr., 19.04.2013, 10:49

Die mehr als 18 000 niedergelassenen Psychotherapeuten in Deutschland werden überrannt von Menschen, die zum Beispiel an einem Burnout zu leiden glauben. Patienten mit weitaus gravierenderen Störungen hätten so noch weniger Chancen, im System der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung einen Behandlungsplatz zu finden, ...

Experten beobachten, dass in den Praxen gutausgebildete Patienten mit Erschöpfungssyndrom, depressiven Episoden oder anderen vergleichsweise leichten psychischen Problemen dominieren.
Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-84430191.html (link elana)
Die Einteilung in leichter Fall bzw. schwerer Fall finde ich auch kritisch. Oder was soll das in dem Artikel, dass nicht von Leuten mit Burnout die Rede ist (ein burnout wird normal als Depression diagnostiziert), sondern von Leuten, die nur glauben, krank zu sein . Und wer sagt, dass Depressionen natürlich ein leichter Fall sind? Die Depression ist auch nur die Erscheinungsform der Schwierigkeiten dahinter, über die man rein über die Diagnose schwer eine Aussage treffen kann... ebenso wenig über die Ressourcen bzw. die Resilienz, die auch maßgeblichen Einfluss auf eine gute Behandelbarkeit hat. Plus: Eine Depression nimmt in gar nicht so seltenen Fällen einen tödlichen Verlauf an. Und auch die Arbeit mit depressiven sei weniger belastend... na, ich weiß nicht, ob es wenig belastend ist, abwägen zu müssen, ob Selbstmordgedanken akut sind... die Stimmung kann analog depressiv sein, usw.... also da kann es, je nach Patient, auch "spannenderes geben. Oder vielleicht ist ein sog. schwerer Fall auch nur deswegen ein schwerer Fall, weil der beauftragte Therapeut nicht die passende Behandlung findet, usw.
yamaha1234 hat geschrieben:
elana hat geschrieben: Therapie als Luxus gibt es natürlich auch, da werden dann den wirklich Kranken die Therapieplätze weggenommen, da es natürlich mehr bringt, reiche leichte Fälle zu behandeln, ist auch nicht so anstrengend für die Therapeuten.
sorry, das halte ich für ziemlichen Blödsinn.... (...) Wer will schon darüber mutmaßen was ein "leichter Fall", was ein "schwerer Fall" ist. Der "leichte Fall" bei Therapeut x, kann zum schwersten Fall in der Karriere von Therapeut y werden, und umgekehrt. Wir leben ja nicht in einer Welt in der für jedes "Problem" dasselbe gilt....
Und insofern: Nicht nur bei anderen Behandlern, sondern auch beim gleichen Behandler kann sich eine vermeintlich leichtere Behandlung als schwerwiegend erweisen... oder ein sog. schwerer Fall spricht super auf die Therapie in kurzer Zeit an. Im übrigen gibt es (nicht von mir!) auch ein genauso schräges Argument (nicht von mir) nur mit umgekehrten Vorzeichen, dass die schweren Fällen den anderen die Therapieplätze wegnehmen. Das ist genauso eine Verzerrung der Kausalität, da das primäre Problem die Unterversorgung an PT-Plätzen sind (kann auch regionale Unterschiede geben), die die KK bestreiten. Da andere Patienten verantwortlich zu machen, hat eher was von schwarzen Peter der falschen Adresse zuzustecken. Und nicht minder heikel finde ich dieses Argument:
elana hat geschrieben:Es geht bei Dir - so weit ich bisher mitbekommen habe - eher um eine unterstützende Maßnahme und weniger darum, maladaptives Verhalten zu ändern, um wieder Anschluss zu finden in der heutigen Leistungsgesellschaft.
Denn bei strikter Anwendung von Effizienz- bzw. ökonomischen Maßstäben käme evtl. auch eine Rechnung heraus, die nicht mehr in deinem Sinne wäre.

Und btw.: Es gibt ja auch Therapeuten ohne Kassenzulassung (weil die KK limitiert diese ja)... da könnte man auch genauer differenziern aus welches Klientel diese behandeln (wobei diese Statistiken auch kritisch wären, denn wie in der Medizin gibt es ja auch in der PT gewisse Spezialisierungen. Macht auch einen gewissen Sinn, die Patienten zu nehmen, bei denen man meint, gut helfen zu können).
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Beitrag Fr., 19.04.2013, 11:00

Spiegel hat geschrieben:Viele vergleichsweise leichte Probleme, die in den Praxen manchmal über Jahre aufgearbeitet würden, ließen sich nach Melchingers Meinung anders lösen - durch Selbsthilfegruppen, Sport oder autogenes Training.
Auch das ist so unsinnig: Natürlich hilft Sport und niemand sagt was gegen Selbsthilfegruppen und autogenes Training.

Aber letztlich ist doch die rhetorische Botschaft dieses Satzes: "Man soll sich nicht so anstellen". Was, bitte, ist ein 'leichtes Problem'? Ich könnte ko.tzen, denn ich fühle mich da gleich angesprochen: Ich wurde nicht vergewaltigt, verprügelt oder entführt - habe ich jetzt deswegen ein leichtes Problem? Wer möchte sich anmaßen, das zu beurteilen, außer der eigene Therapeut - denn ansonsten kennt ja wohl niemand die Lebensgeschichte des Patienten so gut, als dass er darüber mit einem "treib gefälligst Sport" hinwegfegen könnte.

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yamaha1234
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Beitrag Fr., 19.04.2013, 11:09

titus2 hat geschrieben: Aber letztlich ist doch die rhetorische Botschaft dieses Satzes: "Man soll sich nicht so anstellen". Was, bitte, ist ein 'leichtes Problem'? Ich könnte ko.tzen, denn ich fühle mich da gleich angesprochen: Ich wurde nicht vergewaltigt, verprügelt oder entführt - habe ich jetzt deswegen ein leichtes Problem?
so sehe ich das auch, hinzu kommt vielleicht auch noch der Aspekt, dass jeder Mensch sozusagen etwas anderes "mitbringt". Jedes Ereignis bzw. jeder SChicksalsschlag wirkt sich auf jeden Menschen und seine Verfassung auch anders aus...

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