Unterschied zwischen Burnout und Depression

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
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krawallbürste
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Beitrag So., 08.07.2012, 20:19

burnout wird klassifiziert im ICD mit Z73 es handelt sich aber mehr um eine nebendiagnose, denn burnout ist als
krankheit nicht anerkannt. gerne genommen wird dann der ICD anpassungsstörungen.

burnout, sogenanntes ausbrennen hat bei mir nicht mit depressionen begonnen sondern mit erschöpfung, antriebsschwäche, agressivität, fressanfällen, rückzug. je mehr ich verbrannte, desto näher kamen die depressionen, nennt man dann stress oder erschöpfungsdepression, gibt es aber auch keine ICD für. burnout mit depri, wird mit dem depri ICD und meist anpassungstörungen ICD angegeben. wichtig sind die angaben der ICD dafür, das die krankenkasse leistungen übernimmt, das heißt, kein ICD keine leistung.

der beginn meiner depris war auch schleichend. mal 3 tage so schlimm, das ich nicht aus den ferdern kam, dann wieder weg. AD hat nicht geholfen sondern aminosäure L-typtophan und vitamin b6.
ich bin heute deprifrei aber keineswegs in der lage die belastungen eines arbeitstages auszuhalten, nach 3 std. müde,
kunden könnt ich immer noch töten (unerträglich). drücke es mal so aus "ich habe fertig" eine batterie mit defekt im ladesytem.

und es ist egal, ob man einem arbeitgeber sagt, ich habe BO o. Depris beides heißt leistungseinschränkung o.unfähigkeit.
ebenso kann mutti an überforderung ausbrennen, die aus allen teilen ihrer aufgaben entstanden ist.

vg krawallbürtse

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debussy
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Beitrag So., 08.07.2012, 20:34

@arta

hast du die diskussion von anfang an gelesen?

unzählige stimmen meinen, dass es burnout (so wie es heute diagnostiziert wird) nicht gibt.
und du redest über seiten von deinem burnout.

du bestätigst ja in wahrheit nur wieder das, was ich behaupte.

und so wie jeder schnupfen, wenn ich dein beispiel her nehmen darf, anders verläuft, ist es auch bei einer depri so.

und nein:
Arta hat geschrieben:So könnte man sagen, Depression ist ja nur ein bisschen Traurigkeit, Niedergeschlagenheit oder Faulheit, haben ja alle mal.
kann man nicht. denn eine depression ist keine launen sondern eine GRUNDSTIMMUNG.
Arta hat geschrieben:Der Partner könnte auch verstorben sein. Dann kommt noch die Last hinzu, diese "Todesdinge" abzuwickeln.
ja, das könnte passieren. nur dann ist die kacke so am dampfen, dass jeder gesunde mensch schon allein aufgrund des selbsterhaltungstriebes alles andere als depressiv werden würde. der rennt um sein leben und das ganz UNABHÄNGIG von einer tiefen traurigkeit, die dann naturgemäß einsetze würde.

verstehst du den unterschied?

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münchnerkindl
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Beitrag So., 08.07.2012, 20:55

debussy hat geschrieben: und so wie jeder schnupfen, wenn ich dein beispiel her nehmen darf, anders verläuft, ist es auch bei einer depri so.

Es geht nicht um anders verlaufen. Schnupfen ist nur ein Symptom. Und das kann durch eine Allergie genauso ausgelöst werden wie durch Polypen in der Nase oder Viren.

Das sind komplett unterschiedliche Krankheiten die ähnliche Symptome machen.

Aber auch im weitesten Sinne depressive Symptome kann man bei diversen Erkrankungen haben, nicht nur bei der klassischen Depression. Sie kommen bei einer bipolaren Krankheit genauso vor wie bei einer Persönlichkeitsstörung oder Psychose oder aber bei Leuten die einfach nur zu viele Minderwertigkeitskomplexe haben. Es gibt sogar neurologische Krankheiten die mit Depressionen einhergehen. Depression ist also im Grunde genauso ein Begriff für Symptome von einem ganzen Sammelsurium von Krankheiten. Nicht jeder der depressiv verstimmt ist hat die F32 Depression als Diagnose.

Und genauso wenig hat jeder Mensch der an Arbeitsüberlastung krank wird Depressionen. Ausserdem sieht die Behandlung von jemandem der tatsächlich durch Überarbeitung an einer Depressionen im engeren Sinne erkrankt klarerweise anders aus als wenn jemand aufgrund von Minderwertigkeitskomplexen an einer solchen erkrankt.

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Rezna
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Beitrag So., 08.07.2012, 21:18

Nur weil es NOCH keinen offiziell anerkannten Überbegriff gibt, heisst es nicht, dass es einen Symptomkomplex gibt, der meist in der selben Konstellation immer wieder vorzufinden ist.

Auch bei allen anderen Krankheiten war das so. Symptomkomplexe die immer wieder so oder sehr ähnlich auftreten, und daher unter einen Überbegriff zusammengefasst werden. Viele Krankheiten wurden so auch erst in den letzten Jahrzehnten "erfunden".

Ja, ich habe die Diskussion von Anfang an gelesen. Und ich wollte schildern, dass es diesen Symptomkomplex unter den man Burnout begreift durchaus gibt. Nur weil er noch nicht im ICD steht (meiner Meinung nach eine Frage der Zeit) heisst das nicht, dass er nicht so existiert. Ansonsten müsste man behaupten, sämtliche Krankheiten die im ICD aufgelistet sind, existieren gar nicht, sind sie doch auch nur der Überbegriff diverser Symptome die sich oft mit anderen Symptomkomlexen überschneiden. Das macht mitunter eine Diagnose auch bereits anerkannter Krankheuten so schwierig - was vor allem jene wissen dürften, die im Laufe der Zeit und mit der Menge an Psychiatern die sie kennen lernen durften, auch eine nette Liste verschiedener Krankheiten attestiert bekamen. Unter anderem eben weil unter diesen Krankheiten verschiedene Symptome zusammengefasst sind, die auch in anderen Krankheiten anteilig sind.

So ist es durchaus so, dass diverse Symptome der Depression sich mit denen decken, die auch Patienten schildern, die ein Burnout haben.
Auch wenn hier fleissig beteuert wird, Depression und Burnout wäre das selbe, so hat noch jeder Person die die Erfahrung mit beidem gemacht hat, von signifikanten Unterschieden gesprochen. Ich habe das versucht, auch hier darzulegen. Wenn mans nicht Burnout nennt, dan Hugo, es geht um einen Symptomkomplex der so und so ähnlich immer wieder bei Menschen vor kommt, und der sich sehr wohl von Anpassungsstörung oder Depression unterscheidet. Dass beide letztere Diagnosen auf den Attesten stehen, liegt, wie krawallbürste schilderte, daran, dass das die beiden IDC-Diagnosen sind die beide Symptomkomplexe auch und ergänzend beinhalten. Darin nicht enthalten sind allerdinsg eine Reihe weiterer Symptome, die mit diesen beiden Definitionen nicht abgedeckt werden sehr wohl aber in dem meisten Fällen auftreten.

Meine Erfahrung, und soviel ich weiß ist das auch die Erfahrung anderer Menschen, die Depressionen kennen, gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen Burnout und Depression.

Nicht jeder der Depressiv ist, macht die 12 Stufen des Burnouts durch, aber jeder der ein Burnout hat. Und spätestens wenn sie die Behandlung einer Krankheit grundlegend anders gestaltet: Erzwungene Ruhe bei den einen, erzwungene Aktivität bei den anderen, sollte man auch übergeordnete Differenzierung walten lassen. Setzt man Burnout mit Depressionen gleich, wäre auch die Behandlungstendez eine ähnliche.

Zugegeben, da Depression eine wichtige Nebenkrankheit des Burnouts ist, steht Burnout als Begriff in Frage. Aber wie geagt: Es fallen eine Menge weiterer Symptome, unter die auch Verhaltensweisen fallen, an, die bei Depressionen nicht als "gängig" oder "zwingend" gelten, bei Burnout aber ganz typisch sind. Freilich, man könnte Depression als einen Überbegriff für alles verwenden, was negative Grundstimmungen mit all ihren Auswüchsen beträfe. Aber ich meine - wenn Burnout das selbe wie Depression wäre, dann auch Trauer. Dennoch aber unterscheidet man zwischen Trauer und Depression, die einander in den Symptomen viel mehr gleichen.

Aber es ist zugegeben schwierig, über einen Begriff zu diskutieren und ihn damit zu verwenden, der nicht anderkannt wird. Würde behauptet, rot gibt es nicht, das wäre nur dünkleres rosa, aber rot selber ist unzulässig, wird man mit dem Begriff rot halt auch schwer argumentieren können.
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leserin
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Beitrag So., 08.07.2012, 21:32

Hi Arta,

dein Erfahrungsbericht ist sehr interessant.
Es geht hier oder besser mir, aber doch darum, dass Burnout von vielen (z.B.) Münchnerkindl so verstanden wird, dass jemand oder etwas im AUSSEN im beruflichen Zusammenhang das Burnout VERURSACHT. Du beschreibst hingegen sehr gut das Gegenteil, nämlich das (dein) Hineinsteigern, das (dein)Brennen für den Job, die (deine)Prioritätenverschiebung, die (deine) Grenzenlosigkeit die dich in diesen Zustand (Burnout) geführt hat. Du hast dich selbst zur Höchstleistung und darüber hinaus angetrieben. Ich lese nichts davon, dass dein Chef dich dazu gezwungen hat, oder der soziale Druck. Im Gegenteil, man hat dir geraten auf die Bremse zu treten.
Die Ursache liegt also auch deiner Beschreibung nach nicht außerhalb von dir, sondern in dir. Und du beschreibst auch selbst sehr gut, dass genau deshalb Menschen, die sich mit sich und dieser Tatsache nicht auseinandersetzen und das verleugnen binnen kürzester Zeit wieder da landen wo sie vor dem vorangegangenen Zusammenbruch waren. Das ist eben das komplette Gegenteil von dem was Müki schreibt die die Ursache ausschließlich im Außen sieht.

Burnout beschreibt vielleicht einen Zustand - wird aber sehr oft als Begriff verwendet, der eine Ursachenfeststellung bzw. Schuldzuweisung (der Job) inkludiert und Selbsterkenntnis ausschließt. Und das ist das gefährliche an diesem Begriff. Ich glaube aber gerade deshalb ist er so "beliebt" und zum Modebegriff geworden, der sehr inflationär verwendet wird. Es ist halt einfach der Freifahrtschein, nicht mehr zu arbeiten. Und genau dafür wird er oftmals verwendet. Daher bin ich so gegen diesen Begriff.
Ebenso wie Mobbing. Jeder der heute mal Krach mit einem Kollegen hat wird gemobbt. Mobbing und Burnout wohin das Auge reicht ... das müsste dich eigentlich noch viel mehr aufregen, als jeden Nichtbetroffenen.

Es hat jedoch Ursachen, warum jemand seine Grenzen bis zum totalen Zusammenbruch überschreitet und das tut was du beschreibst, bis er umfällt. Ich bin überzeugt davon, dass dir das mittlerweile bewußt ist. Und deshalb ist es auch nicht damit getan, einfach den Job zu wechseln. Man nimmt sich immer mit. Nicht mehr zu arbeiten kann natürlich eine Lösung sein, um sich nicht der Gefahr auszusetzen, erneut im eigenen Kreislauf zu drehen. Jedoch im Wegfall der Arbeit "die Heilung" zu sehen, kann ja langfristig und vor allem für alle Burnoutler nicht die Lösung sein. Vielleicht wenn man kurz vor der Rente steht ja, aber für einen jungen Menschen der eigentlich mal für seine Arbeit brannte und begeistert war, sicher nicht. Daher sollte man doch versuchen zu ergründen welche Mechanismen oder Störungen (und ich gehe davon aus, dass es eine Störung ist) einem so weit gebracht haben und hier ansetzen.

Der Threadtitel ist meiner Meinung nach falsch gewählt. Niemand behauptete dass Burnout gleich Depression heißt, sondern das Burnout keine Krankheit ist. Viel eher ist es meiner Meinung nach das Ergebnis, die Folge, das Resultat psychischer Erkrankungen, Störungen wie z.b. Depression, Angst, Panik usw. oder auch übersteigerte Ansprüche an sich selbst, Überforderung durch falsche Berufswahl, mangelnde fachliche oder persönliche Eignung, Kontrollzwang (in unglaublicher Ausprägung beobachtet), ineffiziente Arbeitsweise (haben wir immer schon so gemacht ...), Kompensierung persönlicher Probleme durch Arbeit ... oder was auch immer.
Mit der Bezeichnung Burnout in der oftmals verwendeten Definition (wie sie z.b. Müki hier vertritt) überdeckt man all dies.

Auf den Punkt gebracht: ich sehe im Burnout keine Krankheit, sondern das Ergebnis einer Krankheit/psychischen Störung. Welche, da legt sich hier glaub ich niemand auf Depression fest.

Lg
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debussy
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Beitrag So., 08.07.2012, 21:44

@leserin

ich danke sehr!

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Beitrag So., 08.07.2012, 21:52

Arta hat geschrieben:Nur weil es NOCH keinen offiziell anerkannten Überbegriff gibt
den wird es auch nie geben.
denn nur weil etwas "bequem" ist, wird es noch lange nicht offiziell anerkannt.

und burnout ist bequem. für den patienten und auch für den arzt. (provokant ausgedrückt). denn da kann man ordentlich auf alle anderen hinhauen und muss nicht bei sich selber suchen.
blöder chef, arbeitszeiten, schlechte arbeitsbedingungen, böse kollegen,

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münchnerkindl
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Beitrag So., 08.07.2012, 21:56

leserin hat geschrieben:
Es hat jedoch Ursachen, warum jemand seine Grenzen bis zum totalen Zusammenbruch überschreitet und das tut was du beschreibst, bis er umfällt. Ich bin überzeugt davon, dass dir das mittlerweile bewußt ist. Und deshalb ist es auch nicht damit getan, einfach den Job zu wechseln.




Du glaubst doch nicht ernsthaft daß alle Leute die Überstunden schieben bis sie krank werden und in Firmen mit Ausbeutermentalität sitzen das tun weil sie Workoholics oder fanatische Pflichterfüller sind die sich mit ihrer Einstellung selbst krank machen oder aber Leute die einfach zu blöd sind sich einen der vielen offenen Stellen zu suchen an denen idyllische Arbeitsbedingungen herrschen.

Ich habe jedenfalls genug Leute getroffen die unter ihrer Arbeit ächzen und sich nur noch von Urlaub zu Urlaub schleppen und das liebend gerne von heute auf morgen ändern würden, wenn sich denn was besseres finden würde. Aber ausser bei einer Anzahl von gesuchten Berufen ist Deutschland eben nicht das Arbeitnehmerparadies.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 08.07.2012, 22:00

debussy hat geschrieben:[

und burnout ist bequem. für den patienten und auch für den arzt. (provokant ausgedrückt). denn da kann man ordentlich auf alle anderen hinhauen und muss nicht bei sich selber suchen.
blöder chef, arbeitszeiten, schlechte arbeitsbedingungen, böse kollegen,

Und die Gebetsmühle dreht sich weiter...

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leserin
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Beitrag So., 08.07.2012, 22:03

Müki, ich nehme zur Kenntnis, dass Du mir entweder nicht folgen willst oder kannst.... macht abba nichts.

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Rezna
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Beitrag So., 08.07.2012, 22:35

Ja, Leserin, du hast weitgehend recht mit deiner Einschätzung.

Allerdings ist der Mensch ein soziales Wesen das mit der Aussenwelt in permanenter Interaktion steht. Daher ist der Auslöser der meisten Krankheiten nicht alleine im Inneren zu finden.

Als wir auf der Reha die 12 Stufen des Burnouts "durchgenommen" haben, meinte ich, dass ich keinen Menschen kenne, der nicht mindestens Stufe 3 zum Dauerzustand erklärt hat, die meisten Menschen leben auf Stufe 5 und zu viele auf 7. Das entsprach meiner Beobachtung in erster Linie in Beruf und privatem Umfeld (wo auch sonst?). Also bin ich entweder in ein extrem "afugescheuchtes" Umfeld geraten, oder aber das Berufsleben ist tatsächlich sehr intensiv geworden. Letzteres lässt sich kaum bestreiten.

Eine weitere Beobachtung möchte ich einfügen: Alles in unserer Welt will unsere Aufmerksamkeit. Und alles, fast, hat dafür PR im Hintergrund, die wiederum durch Psychotricks alles auf fahren, um zur knappsten aller Ressourcen ist in einer so überfrachteten Welt zu kommen: Aufmerksamkeit. Wer ein bisschen Bereich Medien, Werbung hineingeschnubbert hat, weiß, dass man dafür bewusst Signalfarben einsetzt. Das sind Farben auf die wir mit Alarmbereitschaft geprägt sind. Als unser Gehirn sich so formte, kam das alle heiligen Zeiten mal vor, auf solch ein Alarmsignal zu stoßen maximal einige wenige Male am Tag. Wir werden heute nonstop und permanent damit beschossen, meist mehrfach pro Minute. Angefangen von den sinnvollen Warnsignalen der Verkehrsschilder und Ampeln bis hin zu den entbehrlichen Schreihälsen über Werbeplakate, Fernsehen, Zeitungen,... man kann sich dem nicht entziehen, neben dem akustischen Dauerstress durch Autos, Eisenbahnen, Maschinen, Radio und Fernsehen. Und dann entsteht noch der soziale Stress der Kommunikation durch Emails, Telefon, Internet... hochfrequent. Kein müßiges Treffen und beschnubbern, kennenlernen, sondern ointensive Anforderungen bereits beim ersten Kontakt. Wir werden von Alarmsignalen recheltecht erschossen... damit denke ich, ist durchaus auch eine Ursache der Häufig von Burnout dem zuzuschreiben.
Ich habs nicht mehr exakt im Kopf und bin, zugegebenermaßen, gerade zu faul danach zu suchen. Aber Stress ist ja auch eine Körperreaktion, dieses Ding mit Cortisol und so weiter. Wenn der Körper ständig feuert, brennt er aus. (vielleicht such ich das später noch raus) Also ganz jenseits psychischer Faktoren, rein körperlich. Wir sind im normalen Alltag schon, ohne uns selber stressen zu müssen, einer ziemlichen Befeuerung ausgesetzt. Auch in unserer "Erholung". Und geht man davon aus, dass die Menschen immer schon unter Stressoren wie Existenzängste, Jobverlust usw. gelitten haben, so wird der Zustand heute eben durch die Umweltfaktoren ergänzt.
Hinzu kommt die "normale" Informationsdichte am Arbeitsplatz. Wenn ich älteren Kollegen zu hörte, so hatten die wohl auch viel zu tun, keine Frage, ihre mitunter 60-Stunden Jobs, aber aufgrund der Beschaffenheit der Arbeit war dabei weniger Information zu verarbeiten. Als simples Beispiel: Sie hatten eine Titelseite für eine Zeitschrift zu gestalten. Sie hatten dafür mitunter mehrere Wochen Zeit. Der Druckvorstzufentechniker saß eine geschlagene Woche daran, die Vorlage einer einzigen Seite aufzubereiten, indem er zwar aufwändig herum fitzelte, der Informationsgehalt aber blieb recht überschaubar. Zudem musste er keine oder kaum Kundengespräche fühen, dazu waren Sekretärinnen da, die Arbeit, vor allem die verwalterische, aufgeteilter. Wer heute etwa den Job eines Druckvorstufentechnikers macht, bearbeutet mehrere Titelseiten die Woche, im Extremfall sogar Stund, während er zugleich auch noch mit den Kunden darüber diskutieren muss, ein Dutzend Emails zu verwalten hat, nebst Telefonanrufen zweimal Viertelstündlich. Auch wenn die Person nicht mehr Zeit investiert, sogar vielleicht nur 40 Stunden arbeitet, ist der Zeitdruck, die Informationsflut eine ganz andere. Mit Muße einer Arbeit nachgehen ist heute eher Seltenheit (ausser, wie ich mir hab sagen lassen, in Konzernbüros oder Büros der Landesregierungen... obs stimmt, weiß ich nicht, da ich dort nie arbeiten werde, ist mir das auch egal.)
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Rezna
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Beitrag So., 08.07.2012, 22:38

Ich weiß noch, wie ein "alter" Kunde, der umgesattelt war und von der aktuellen Branchenlage nichts mit bekam meinte, er brauche etwas ganz dringend, es müsse "schon" in zwei Monaten fertig sein. Da wären wir fast vom Tisch gekippt. "Dringend" heisst Vorgestern, maximal aber je nach Aufwand zwei Stunden bis zwei Tage. Durchaus also besteht schon die Gefahr, da "hinein zu geraten", vor allem wenn man seinen Job gerne macht. Aber freilich: innere Komponenten sind schon auch Voraussetzung.
In meinem Fall etwa passierte es insofern schleichend, als es der Firma begann, immer schlechter zu gehen. Wir verloren einen großen Kunden und es hieß: Leute, spukts in die Hände, wir müssen das auf fangen. Durchaus ein Apell an das Gemeinschaftsgefühl, die Verantwortung - gebunden an die Angst um Jobverlust, der ja nun anstand. Dann ging es schnell. Die Stressoren namen zu: Das Geld wurde knapper, die Kunden mehr, dem Betrieb aber ging es schon zu schlecht. Wir arbeiteten immer mehr, aber gerieten immer mehr in die Bredoullie, die Arbeitsmaterialien nicht mehr zu bekommen. Die Euphorie, mehr Arbeit zu haben, Kunden aufgerissen zu haben im Gleichschritt mit der Erkenntnis, diese Kundenwünsche schon aus rein logistischen Gründen nicht erfüllen zu können. Da schnappte für mich die Falle zu, da ich mich in meinem Job dafür verantwortlich fühlte, Aufträge ordnungsgemäß und termingerecht zu bearbeiten. Ich hätte diesen Anspruch bei der ersten Gelegenheit fallen lassen müssen, an dem es logistisch Firmenintern unmöglich wurde. Stattdessen habe ich das Loch das in der Firma wuchs kompensiert um den Kunden nicht merken zu lassen, dass hier was nicht passt. Irgendwann wird das zum Selbstläufer. Und ja, den Anderen ist das nicht passiert. Das war auch ein Aufreger für mich. Sie haben einfach los gelassen. Und ich? Ich bin umso mehr gerannt um ihre "Nachlässigkeit" aufzufangen. Dabei war auch mir klar, die Firma ist im Konkurs, wir bekamen auch unsere Löhne nicht mehr. Aber irgendwie war da auch dieses: Wenn ich nur richtig viel arbeite, kommt genug Geld herein, die Löhne dennoch noch zu bekommen.
Insofern: ja, ICH habe dieses Funktionssystem schon in mir gehabt, so auf widrige Umstände zu reagieren. Aber ohne die Umstände wiederum hätte es sein können, dass es nie zum Tragen kommt. Wer weiß, wäre der Kunde nie abgesprungen, wäre ich heute noch dort und von Burnout wäre keine Rede. Völlig losgelöst voneinander ist es nicht.

Schuldzuweisung ist da so ein Begriff. Von den anderen Patienten weiß ich zumindest, dass immer ausserordetliche äußere Belastungen hinzu kamen, wie etwa Mobbing oder ein Psychopath als Vorgesetzter, oder, wie im Mutterthread geschildert, ein junger Mann zwischen Hof, Job und eigener Firma. Also "Schuld" im Aussen war schon fest zu machen - ABER zu einem Burnout wurde es durch die Art, damit umzugehen. Und die lag durchaus in der Vergangenheit. Meist eine Sache "schräg" verlaufener Erziehung. Meist wurden Schuldgefühle impliziert, übermäßig an Verantwortung appeliert (vor allem auch für Dinge, die gar nicht im eigenen Einflussbereich lagen, wie etwa für Eltern, Geschwister,...) und dabei die Person des Kindes ignoriert. Damit natürlich herangezüchtet, sich verantwortlich für die Probleme anderer (Kunden, Chefs, Kollegen...) zu fühlen, sich schuldig zu fühlen, wenn es den anderen (Betrieb, Kollegen, Kunden...) schlecht geht ergänzt durch die Kompensation, den Drang, endlich gesehen, anerkannt zu werden. Insofern allerdings ein Trugschluss, als perfektes Ausgleichen von Unebenheiten unsichtbar macht. Wer funktioniert wird nicht gesehen. Das ist ja auch die unangenehme Begleiterscheinung, wenn man dann im Burnout "aufwacht". Nicht zu funktionieren macht sichtbar. Aber NUR auf negative Art. Also in all jenen Aspekten, denen man die ganze Zeit versuchte zu entkommen.

Mich stößt es gigantisch sauer auf, Burnout mit Faulheit, Bequemlichkeit gleichzusetzen. Und, was ich früher nie gewagt hätte auch nur zu denken, ist mir durch eben all diese blöden Zungen zu einem legitimen Wunsch erwachsen: Ich wünsche jedem, der Burnout so bagatellisiert, selber eines zu bekommen.
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krawallbürste
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Beitrag So., 08.07.2012, 23:17

ICD ist kein überbegriff sondern es handelt sich um diagnosen- sprich krankheiten, die durch die WHO aufgestellt werden. das mal zum fachterminus.
burnout , ausgebrannt, körperlich ausgebrannt unter ICD Z73 somit gibt es die diagnose ausgebrannt sein als zustand.

dann debussy, der ausgebrannte sucht ebenso nach dem was ihn ausgebrannt hat und warum er sich hat ausbrennen lassen. da kann vieles beim ausgebrannten im argen liegen. beim burnout liegt es definitiv an überlastung auf lange zeit, eine depression im generellen ist entweder genetisch oder entsteht durch ungelebtes, fehlende partnerschaft, kein selbstwert, kein selbstbewusstsein, traumatische erlebnisse u.v.m. ist aber von der jeweiligen resilenz des einzeln abhängig, ob man bei fehlendem selbstwert o.a. an depris überhaupt erkrankt.

vg krawallbürste

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Nico
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Beitrag Mo., 09.07.2012, 06:55

münchnerkindl hat geschrieben:
Ich habe jedenfalls genug Leute getroffen die unter ihrer Arbeit ächzen und sich nur noch von Urlaub zu Urlaub schleppen und das liebend gerne von heute auf morgen ändern würden, wenn sich denn was besseres finden würde. Aber ausser bei einer Anzahl von gesuchten Berufen ist Deutschland eben nicht das Arbeitnehmerparadies.
Wie wäre es denn dann mit Auswandern ?
China ist seeehr zu empfehlen
Wobei: so manche wären wohl auch im Paradies Burnout gefährdet....

Natürlich gibt es sch....Firmen, natürlich gibt es Idi oten als Chefs, natürlich gibt es stressige Jobs, all das streitet wohl niemand der halbwegs normal ist ab.
Aaaaber und da steige ich sicher nicht davon runter, man hat die Möglichkeit solchen Firmen, Chefs und Jobs aus dem Weg zu gehen und es sind NICHT alle so.
AUsserdem machen sich die Leute freiwillig privat mindestens den gleichen Stress den sie im Beruf so verurteilen.
Man muss ja schließlich bei jedem Sauauftreiben dabei sein und immer dem neuesten Schnäppchen nachjagen, zur Ruhe kommen und erholen ist da natürlich nicht drinnen, dafür soll es ja die Arbeitszeit geben....
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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debussy
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Beitrag Mo., 09.07.2012, 07:27

@krawallbürste:
krawallbürste hat geschrieben:dann debussy, der ausgebrannte sucht ebenso nach dem was ihn ausgebrannt hat
woher weisst du? Kristallkugel?
krawallbürste hat geschrieben:beim burnout liegt es definitiv an überlastung auf lange zeit
definitiv! das ist wie wenn man seinen motor permanent im roten bereich fährt. genau. und was sagt uns das über den fahrer? ganz normal oder eher total banane?
krawallbürste hat geschrieben:ICD ist kein überbegriff sondern es handelt sich um diagnosen- sprich krankheiten, die durch die WHO aufgestellt werden. das mal zum fachterminus.
burnout , ausgebrannt, körperlich ausgebrannt unter ICD Z73 somit gibt es die diagnose ausgebrannt sein als zustand.
und danke für den einwurf. nur leider reden wir von dem begriff "burnout syndrom".

eines aber fällt auf:
all jenen, denen dieses syndrom (meiner meinung nach fälschlicherweise) diagnostiziert wurde, bestehen darauf, dass sie ein burnoutsyndrom hatten/haben, alle anderen zweifeln an der existenz.

einer ehem. mitarbeiterin von mir wurde ein bs diagnostiziert, bis ich draufgekommen bin, dass sie bereits um 16.00 zu hause am boden gelegen ist, weil sie so angesoffen war.

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