Gesundes Maß Therapiedauer

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Tigerkind
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Beitrag Do., 21.06.2012, 12:22

@ADW:O.K., ADW, habe ich gelesen und vernommen!
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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lavertu
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Beitrag Do., 21.06.2012, 13:25

Stöpsel hat geschrieben:
Lavertu, ich hab den Eindruck, Du kommst hier teilweise völlig falsch rüber. Du fragst nicht deswegen nach, weil man sich bei Dir Sorgen um Abhängigkeit oder "Dein eigenes Leben nicht leben" machen muss, sondern weil Du im Gegenteil Dir von Dir aus, bevor es brenzlig wird in der Hinsicht, Gedanken machst, wie Du eine Vermischung von Therapie und Freundschaft verhindern kannst. Ich hab auch an einigen Stellen bei Dir schon gedacht "so und so", und dann kam hinterher noch eine Bemerkung, die alles wieder in ganz anderes Licht gerückt hat.
Ich finde es schon ganz ok, wenn Du soft an das alles rangehst, die "therapeutische Feinarbeit". Manchesmal geht es auch darum, wieder ein Gespür für sich zu entwickeln, was man überhaupt noch braucht. Manchmal kann man Dinge nicht richtig benennen und trotzdem sind sie da. Solange DU merkst, dass weiter was passiert, Dir das weiter was bringt, ist doch alles ok. Manche Deiner Aussagen, wie weit Du Deine Freunde belasten kannst, fand ich auch merkwürdig, aber es hört sich ja schon so an, als wäre da noch nicht alles richtig bearbeitet (und wie gut es einem aktuell geht ist da nicht notwendigerweise der Gradmesser, finde ich). Dann ist das mit dem Freunde belasten können vielleicht eher eine Frage für später.
Hi Stöpsel,

danke für Deinen Beitrag. Genau darum geht es mir - also, wie ich die Vermischung zwischen Freundschaft und Therapie verhindern kann. Auf einer emotionalen Ebene hat diese Vermischung längst stattgefunden, und das macht mir Angst. Anst deshalb, weil ich niemals auf die Idee käme eine funktionierende Freundschaft irgendwann beenden zu "müssen". Und irgendwie möchte ich diesen für mich wertvollen Menschen (meine Thera) auch gar nicht loslassen "müssen". Ich habe Sie in der letzten Sitzung mal gefragt wie Sie das denn sieht, also wie die Therapie weitergehen kann. Sie meinte erneut, dass Sie nicht auf die Idee käme die Theapie mit mir zu beenden, und dass Sie dann auch wieder die vollen 80 Stunden beantragen würde, wenn ich das wünsche. Ich habe Sie auch schon gefragt wie Sie sich ihre berufliche Zukunft vorstellt, und Sie meinte, Sie plane keine Veränderungen, also theoretisch könnten wir Therapie machen bis Sie in Rente geht, und das sind noch gut 25 Jahre....Hm, aber was dann? Spätestens dann käme ja der Abschied.

Das mit den Freunden ist vielleicht etwas schwer nachzuvollziehen, aber es ist eben mein eigenes Weltverständnis, welches ich nicht pathologisiert wissen möchte. Daran werde ich auch in Zukunft nichts ändern.

LG
LV


montagne
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Beitrag Do., 21.06.2012, 14:18

Von einer Freundschaft gibt es keine Rente. Eine Freundin kriegt von mir oder meiner KK auch kein Geld dafür mit mir zu sprechen. Ich denke daher hinkt der Vergleich oder die Vermischung nicht nur, es wird auch fatal, wenn man eben ans Ende denkt.

Wenn eine gute und wichtige Freundin sich zurückzieht, warum auch immer kränkt das, tut enorm weh. ich will nicht sagen, das es nicht weh tut, sich aus der therapeutischen beziehung zu lösen. Abner wnen man zumindest versucht es als das zu sehen, was es ist, eine professionelle Begleitung, keine Privatbeziehung, dann versteht man, wie adw es auch beschreibt, dass es nicht verletzend oder zurückweisend sein muss, wenn die Therapie beenet wird. das es im gegenteil auch ein Akt der Fürsorge der Therapeutin sein kann. Ein therapeutischer Akt an sich.

Die Frage ar ja, was ist das gesunde Maß? Es ist für mich in jedem Fall das, was mein Leben verbessert, mir mehr Chancen ermöglicht. Ungesund wirds, wenn Therapie Chancen verbaut. Sei es, weil man dort emotional gebunden ist und meint Freudne oder Partnerschaft nicht pflegen zu müssen, sei es, dass man da eben dann doch zu viel Geld und Zeit investiert, mit der man hätte seine berufliche oder private Zukunft vorantreiben können. Mit der man hätte Weiterbildungen oder Familiengründung oder tolle Reisen anstreben können oder was auch immer, das richtige Leben jedenfalls.
Therapie soll nach meinem Verständnis das Leben ermöglichen. Therapie ist aber nicht das Leben.
amor fati

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 21.06.2012, 14:43

lavertu hat geschrieben: Sie meinte erneut, dass Sie nicht auf die Idee käme die Theapie mit mir zu beenden, und dass Sie dann auch wieder die vollen 80 Stunden beantragen würde, wenn ich das wünsche.

also theoretisch könnten wir Therapie machen bis Sie in Rente geht, und das sind noch gut 25 Jahre....
Obwohl du keine klinisch relevanten Symptome mehr hast

Mit was will die das dann vor der Krankenkasse rechtfertigen bei der Beantragung? Will sie Symptome mit Krankheitswert erfinden um einen Antrag durchzubekommen? Also ehrlich gesagt finde ich es mehr als nur grenzwertig wenn wegen sowas die Krankenkasse Geld für eine Psychotherapie bezahlen soll die medizinisch überhaupt nicht notwendig ist.

Das hat doch für mich auch etwas davon daß SIE nicht loslassen kann und daß sie es zweitens auch mit der Wahrhheit überhaupt nicht so genau nimmt was Anträge angeht.

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lavertu
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Beitrag Do., 21.06.2012, 14:47

montagne hat geschrieben:Von einer Freundschaft gibt es keine Rente. Eine Freundin kriegt von mir oder meiner KK auch kein Geld dafür mit mir zu sprechen. Ich denke daher hinkt der Vergleich oder die Vermischung nicht nur, es wird auch fatal, wenn man eben ans Ende denkt.
Das was Du beschreibst sind "äußere Rahmenumstände". Aber innerhalb dieses Rahmens können meiner Erfahrung nach, echte Gefühle entstehen. Ich gehe sogar so weit und spreche von "Liebe" (ich meine damit keine partnerschaftliche Liebe, oder ein Verliebtsein, sondern ich meine die Liebe die man für Freunde oder nahestehende Menschen empfindet). Dieses Gefühl ist zumindest in meinem Falle beidseitig, und doch gibt es diesen Rahmen. Ich habe noch nicht heraus bekommen, wie sich Gefühle verhindern lassen, sie entstehen oder sie entstehen eben nicht.
Davor machte ich bei einer anderen Therapeutin 4 Jahre Therapie und da entstand dieses Gefühl nicht. Obwohl ich die Thera an sich auch mochte und sympathisch fand, es war dennoch anders.
Die Therapie bei meiner jetztigen Thera würde ich nicht beenden wollen, andererseits macht mir nach wie vor die Therapiedauer Bauchschmerzen, ich befinde mich zwar einerseits noch in einem fortwährenden Prozess, andererseits ist unser Umgang mittlerweile fast schon ein wenig zu vertraut. So dass ich auf einer emotionalen Ebene wie gesagt schon gar keinen Unterschied mehr zu dem wie zu guten Freunden wahrnehme.
montagne hat geschrieben: Therapie soll nach meinem Verständnis das Leben ermöglichen. Therapie ist aber nicht das Leben.
Ich habe das Gefühl auch ohne Therapie leben zu können, Sie "ermöglicht" daher mein Leben nicht, sie bereichert es eher. Aber gerade deshalb bin ich manchmal irritiert. Therapie als so etwas wie ein weiterer guter Freund im Leben?
Ich denke ich muss da unbedingt mit meiner Thera drüber sprechen.

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lavertu
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Beitrag Do., 21.06.2012, 14:50

münchnerkindl hat geschrieben: Obwohl du keine klinisch relevanten Symptome mehr hast

Mit was will die das dann vor der Krankenkasse rechtfertigen bei der Beantragung? Will sie Symptome mit Krankheitswert erfinden um einen Antrag durchzubekommen? Also ehrlich gesagt finde ich es mehr als nur grenzwertig wenn wegen sowas die Krankenkasse Geld für eine Psychotherapie bezahlen soll die medizinisch überhaupt nicht notwendig ist.

Das hat doch für mich auch etwas davon daß SIE nicht loslassen kann und daß sie es zweitens auch mit der Wahrhheit überhaupt nicht so genau nimmt was Anträge angeht.
welcher Mensch hat heutzutage keine klinisch relevanten Symptome??? Wenn man nur lange genug gräbt dürfte man bei so ziemlich jedem Menschen welchen finden.....

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candle.
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Beitrag Do., 21.06.2012, 14:53

Was würde denn genau JETZT passieren, wenn die Therapie wegfallen würde?

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lavertu
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Beitrag Do., 21.06.2012, 15:00

candle. hat geschrieben:Was würde denn genau JETZT passieren, wenn die Therapie wegfallen würde?

candle
ich würde Sie sehr vermissen, es würde sich anfühlen wie wenn ein vielleicht guter Freund sterben würde. Ich wäre sehr traurig. Mein Leben ginge aber zweifellos weiter, ich würde mir Trost suchen, vielleicht erstmal in Urlaub fahren. Aber warum sollte ich mir das freiwillig antun?

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 21.06.2012, 15:07

lavertu hat geschrieben:
welcher Mensch hat heutzutage keine klinisch relevanten Symptome???.
Ich kenne eine Menge. Die Mehrheit der Menschen in meinem Umkreis haben keine psychischen Probleme in einem Ausmass das medizinisch relevant wäre.

Und nicht jeder emotionale Pups der einem gerade querliegt oder jeder emotionale Gesprächsbedarf qualifiziert für eine medinisch notwendige Psychotherapie.

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candle.
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Beitrag Do., 21.06.2012, 15:09

Freiwillig, entschuldige, aber das klinkt doch schon etwas krank. Das ist nunmal das Leben.

Hier geht es doch die eine ganze Weile schon nicht mehr um die Überschrift, weil die kann man nur nachhaltig beantworten, wenn man wirklich durch ist mit Therapie oder man ist längst tot, dann wird die Frage nicht beantwortet.

Entweder hast du ein zu bearbeitendes Problem und mußt da ran oder du verweigerst dich, aber rechne damit, dass die Therapeutin sich dann irgendwann von dir trennt. Ich kann mir das Angebot eine weitere Therapie anzustreben auch gar nicht vorstellen, hängt auch davon ab wann sie dir das angeboten hat.

Ich würde dir auch mal das Lesen dieses Objektdingens zu lesen was münchnerkindl schon in einige Threads eingebracht hat. Vielleicht stellt sie das nochmal ein, aber irgendwo scheint mir da bei dir etwas ähnliches zu laufen.

Mich wundert, dass deine Partnerin das mitmacht und sie das nicht verletzt. Aber immerhin ist sie bei dir und das muß ja auch etwas bedeuten. Vielleicht bist du doch anders als es hier klingt.

candle
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münchnerkindl
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Beitrag Do., 21.06.2012, 15:11

lavertu hat geschrieben: Aber warum sollte ich mir das freiwillig antun?
Weil es emotionales Wachstum bedeuten würde zu wissen daß du alleine klarkommen kannst? So wie ein Kind halt irgendwann auszieht, eine eigene Familie gründet und nicht mehr zwei Mal die Woche mit Mama telefoniert und um ihre Meinung zu allem und jedem fragt?

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lavertu
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Beitrag Do., 21.06.2012, 15:13

münchnerkindl hat geschrieben:
lavertu hat geschrieben:
welcher Mensch hat heutzutage keine klinisch relevanten Symptome???.
Ich kenne eine Menge. Die Mehrheit der Menschen in meinem Umkreis haben keine psychischen Probleme in einem Ausmass das medizinisch relevant wäre.

Und nicht jeder emotionale Pups der einem gerade querliegt oder jeder emotionale Gesprächsbedarf qualifiziert für eine medinisch notwendige Psychotherapie.

Ok, in meinem Falle ist es so: Alleine das Überleben meiner Kindheit rechtfertigt theoretisch eine therapeutische Maßnahme bis an mein Lebensende, zumindest auf dem Papier, daraus ließen sich beliebig viele "klinischen Symptome" generieren - auch wenn ich persönlich das anders sehe.

Ich halte nicht viel von Diagnostik.


Waldschratin
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Beitrag Do., 21.06.2012, 15:14

lavertu hat geschrieben: ich befinde mich zwar einerseits noch in einem fortwährenden Prozess, andererseits ist unser Umgang mittlerweile fast schon ein wenig zu vertraut. So dass ich auf einer emotionalen Ebene wie gesagt schon gar keinen Unterschied mehr zu dem wie zu guten Freunden wahrnehme.
Das war bei mir der Grund,als ich nach Jahren wieder mit Therapie anfing,mich nach nem neuen Thera umzugucken.Ich hätte auch zu meiner "alten" Thera zurückgehen können,aber eben der Umstand,daß diese Beziehung inzwischen mehr freundschaftlich geworden war,hat mich davon abgehalten.
Dafür ist jetzt (wenn auch ne recht lockere) ne "echte" Freundschaft entstanden,also nicht so "gemixt" mit Therapie.

Mit meinen Freunden rede ich nunmal "anders" über meine Themen,auch die tieferen.Meine Freunde sind offen dafür,da ist das also auch kein Problem.Aber es ist nunmal ein ganz anderes "Miteinander-Teilen",auf ner anderen Ebene,als es das mit nem Thera ist.
Aber liegt wahrscheinlich sehr an mir : therapeutische Beziehung ist ne Arbeitsbeziehung für mich,die grade deswegen so gut funktioniert,weils trotz aller Vertrautheit eben was "Profimäßiges" bleibt - wie mit meinem Hausarzt auch.Wenn der in Rente geht,werd ich das auch bedauern und ihn vermissen,aber mehr auch nicht.

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lavertu
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Beitrag Do., 21.06.2012, 15:15

münchnerkindl hat geschrieben:
lavertu hat geschrieben: Aber warum sollte ich mir das freiwillig antun?
Weil es emotionales Wachstum bedeuten würde zu wissen daß du alleine klarkommen kannst? So wie ein Kind halt irgendwann auszieht, eine eigene Familie gründet und nicht mehr zwei Mal die Woche mit Mama telefoniert und um ihre Meinung zu allem und jedem fragt?

Ach es ist müßig.........ich komme allein klar, das ist nicht das Problem. Ich fühle mich von Dir nicht verstanden.

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lavertu
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Beitrag Do., 21.06.2012, 15:20

Waldschratin hat geschrieben:
Das war bei mir der Grund,als ich nach Jahren wieder mit Therapie anfing,mich nach nem neuen Thera umzugucken.Ich hätte auch zu meiner "alten" Thera zurückgehen können,aber eben der Umstand,daß diese Beziehung inzwischen mehr freundschaftlich geworden war,hat mich davon abgehalten.
Dafür ist jetzt (wenn auch ne recht lockere) ne "echte" Freundschaft entstanden,also nicht so "gemixt" mit Therapie.
Hi Waldschratin,

genau das ist mein Problem. Ich möchte eigentlich auch nichts "mischen", auf einer emotionalen Ebene ist dies aber leider bereits geschehen. Gleichzeitig ist die Therapie inhaltlich mehr für mich wie Gespräche unter Freunden, da ich mit Freunden eben nicht diese Gespräche führe. Ich werde das mit meiner Thera nochmals bereden.

LG
LV

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