Schaden durch Psychoanalyse

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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*Dannie
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Beitrag Di., 17.01.2012, 19:35

Die Geschichte mit der Postakarte klingt mM nach ziemlich konstruiert, wie alles andere auch.

Genauso unglaubwürdig wie dieses Profil von Herrn Schmidt, der eigentlich - angeblich - eine Frau ist und angeblich in Irland lebt und hier Selbstgespräche führt.

Dannie

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Atara
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Beitrag Di., 17.01.2012, 19:40

jup, sehe ich genauso. Kommt mir vor wie ein fake!
"Wenn ihrs nicht fühlt, ihr werdets nicht erjagen"

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estelle
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Beitrag Di., 17.01.2012, 19:58

Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, nach 300 Stunden Psychoanalyse,dass es alles so ist wie
du hier schreibst,Herr Schmidt.Ich war drei Jahre,dreimal in der Woche bei einem Psychoanalytiker
bin dort total regridiert,dann war die Therapie zuende,dann wird man total im Regen stehen gelassen.
Ich hätte die Therapie noch verlängern können, aber dann wäre alles noch schlimmer geworden,
so konnte ich gerade noch die Notbremse ziehen,bevor der Zug in den Abgrund gerast wäre.
Übrig geblieben sind auch heute noch, 10 Jahre nach Beendigung der Therapie nur noch Hass, ich glaube
auf beiden Seiten.

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Herr Schmidt
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Beitrag Di., 17.01.2012, 20:19

Violetta 2009 hat geschrieben:Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, nach 300 Stunden Psychoanalyse,dass es alles so ist wie
du hier schreibst,Herr Schmidt.Ich war drei Jahre,dreimal in der Woche bei einem Psychoanalytiker
bin dort total regridiert,dann war die Therapie zuende,dann wird man total im Regen stehen gelassen.
Ich hätte die Therapie noch verlängern können, aber dann wäre alles noch schlimmer geworden,
so konnte ich gerade noch die Notbremse ziehen,bevor der Zug in den Abgrund gerast wäre.
Übrig geblieben sind auch heute noch, 10 Jahre nach Beendigung der Therapie nur noch Hass, ich glaube
auf beiden Seiten.
Ich habe viele aehlnliche Patientenberichte gelesen, die den Ausstieg auch nur "cold turkey" geschafft haben, d.h. einfach abgebrochen haben. Ich denke, das schmerzhafte an der Analyse ist, dass man durch die Methode in eine viel zu enge Beziehung mit dem Therapeuten manipuliert wird. Ferenczi 1955, S. 262 (der selbst Analytiker war) schreibt: "Es war meine (dem Analysten) seine Schuld, dass die Uebertragung so leidenschaftlich (oder extrem) wurde - ganz einfach wegen meiner Kaelte und Distanziertheit.....eine typische Widerholung der Vater-Tochter Abhaengingkeit: Versprechen - Vorfreude - keine Belohungen". Manchmal glaube ich, das der Therapeut in der Analyse wie ein Suchtmittel ist. Obwohl man weis, dass es einem keine Befriedigung bringt, kann man es doch nicht mehr lassen. Und auch nach so langer Zeit steckt der Analytiker bei vielen immer noch wie ein Krebsgeschwuer im Gehirn fest - er frisst sich rein und geht nicht mehr weg. Das ist es eben, was ich mit der Gehirnwaesche gemeint habe. Da bleibt viel Trauma, leider.
Zuletzt geändert von Herr Schmidt am Di., 17.01.2012, 20:33, insgesamt 1-mal geändert.

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sandrin
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Beitrag Di., 17.01.2012, 20:20

Violetta 2009 hat geschrieben: ... dann war die Therapie zuende,dann wird man total im Regen stehen gelassen..
Diese Erfahrung teile ich auch und das war es auch, was ich in dem Thread "Was taugen Psychotherapien überhaupt?" meinte. Ich war nach diesen 325 Stunden vor einem Scherbenhaufen gestanden. Alle Wunden waren aufgerissen und ich völlig desillusioniert. Ich kann ohne Übertreibung sagen, dass die Zeit um das Ende der Therapie herum mit die Schlimmste meines Lebens war. Emotional musste ich wieder bei Null anfangen, weil das Negative einfach auch die zweifellos vorhanden positiven Aspekte überdeckt hatte. Ich war nur leider nicht mehr imstande, das eine vom anderen zu treffen - und so blieb mir nichts anderes übrig, als auf Reset zu drücken.

Meiner Meinung nach könnte man das verhindern, wenn man in der Therapie frühzeitig schaut, in welche Richtung es geht. Das liegt in der Verantwortung des Patienten UND Therapeuten. Und man muss eventuell auftauchende Unbehaglichenkeiten und Konflikte IN DER SACHE ernst nehmen und thematisieren und darf das nicht immer auf Übertragung schieben. Denn das ist ein probates Mittel, wie man als Thearapeut und auch als Patient eine Auseinandersetzung mit dem Status Quo der Therapie aus dem Weg gehen muss und eventuell sich auch eingestehen muss, dass die Therapie ins Leere läuft.

Wie schon erwähnt: Ich schätze an der Psychoanalyse, dass sie den Problemen der Menschen auf den Grund geht, dass sie die Komplexität der menschlichen Seele zu begreifen und zu berücksichtigen versucht.
Man kann von einer PA dann was mitnehmen, wenn man immer wachsam ist, dass sich keine ungesunde Dynamik (Metaebenen, übermäßige Übertragung, Hörigkeit) einstellt.

Sandrin

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estelle
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Beitrag Di., 17.01.2012, 20:33

Herr Schmidt hat geschrieben:. Und auch nach so langer Zeit steckt der Analytiker bei vielen immer noch wie ein Krebsgeschwuer im Gehirn fest - er frisst sich rein und geht nicht mehr weg.
Mittlerweile ist er mir ja ziemlich egal,aber begegnen möchte ich ihm nie wieder, dann kämen glaube ich
ziemlich negative Gefühle wieder hoch.

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Herr Schmidt
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Beitrag Di., 17.01.2012, 20:48

Violetta 2009 hat geschrieben:
Herr Schmidt hat geschrieben:. Und auch nach so langer Zeit steckt der Analytiker bei vielen immer noch wie ein Krebsgeschwuer im Gehirn fest - er frisst sich rein und geht nicht mehr weg.
Mittlerweile ist er mir ja ziemlich egal,aber begegnen möchte ich ihm nie wieder, dann kämen glaube ich
ziemlich negative Gefühle wieder hoch.
In einem der Erfahrungsberichte sagte eine Analytikerin einmal zu ihrer Patientin, die nicht mehr von der Therapie ablassen konnte: "Sie koennten genauso gut ein Teddybaer oder ein Roboter sein, der da im Stuhl sitzt". Ich finde, einen kranken Menschen in so eine Abhaengigkeitsbeziehung hineinzumanipulieren als grundsaetzlich unethisch. Am Ende wird man behandelt wie ein Objekt. Sorry, muss Schluss machen...

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estelle
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Beitrag Di., 17.01.2012, 20:49

sandrin hat geschrieben: Diese Erfahrung teile ich auch und das war es auch, was ich in dem Thread "Was taugen Psychotherapien überhaupt?" meinte.


Den habe ich jetzt noch gar nicht gelesen.
sandrin hat geschrieben:Ich kann ohne Übertreibung sagen, dass die Zeit um das Ende der Therapie herum mit die Schlimmste meines Lebens war.
Ja,das glaube ich.

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estelle
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Beitrag Di., 17.01.2012, 20:56

Herr Schmidt hat geschrieben: "Sie koennten genauso gut ein Teddybaer oder ein Roboter sein, der da im Stuhl sitzt"
Ähnliches sagte ich mal zu ihm (dem Analytiker]

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Maika
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Beitrag Mi., 18.01.2012, 08:55

Es ist einfach irre schwer und ich weiß auch noch nicht ob und wie ich das schaffe, nicht zu verbittern mit der Erfahrung einer langjährigen erfolglosen Analyse und einem unguten Ende. Weil das Vertrauen einfach weg ist, dass es irgendwo hin führt, dass es "schon wird". Und wie soll man sich ohne ein Minimum Vertrauen und Zuversicht noch mal irgendwie einlassen. Und ohne Einlassen geht es nicht.
Früher hab ich immer gedacht, das sind so ein paar schwierige Freaks oder einfach Pechvögel, bei denen es trotz allem nicht geklappt hat.

Eine um Lösung bemühte Beschreibung habe ich in einem Artikel von H. Thomä gefunden: Sackgassen und Behandlungsabbrüche, erschienen in "Psychotherapeut", März 2008.

Vielleicht ist das hier auch "falscher Faden", zu der Ausgangssituation und der Diskussion hier mit 7 Stunden kann und will ich nichts sagen, zu Grundsatz-Methodendiskussionen eigentlich auch nicht, ich hab jetzt einfach nur noch die letzten posts gelesen.

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Eos
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Beitrag Mi., 18.01.2012, 10:08

Ich glaube, eine Methode, egal welche, kann nur so gut sein, wie der Anwender. Fakt ist, dass die PA mehr Nährboden liefert für "schwarze Schafe" der Branche als die sonst von der Kasse finanzierten Methoden. Was nicht heißen soll, dass Anwender anderer Methoden nicht genauso ihre Patienten traumatisieren können.

Ich überlege, warum es oft so schwer fällt zwischen Methode und Therapeut zu unterscheiden. Die Methode wird vielleicht gerade bei der PA ein Stück weit Teil der Persönlichkeit des Therapeuten. Er kann sie zum Wohle des Patienten einsetzen (den Bericht von Kywalda fand ich sehr schön), manchmal aber auch, falls er selbst vielleicht eine nicht so reife Persönlichkeit besitzt oder/und aber an manchen Stellen nicht hochreflektiert ist, kann er dem Patienten damit großen Schaden zufügen.
Alle persönlichen Unstimmigkeiten können mit der Methode "beantwortet" werden, so dass bei dem Patienten der Eindruck entstehen kann, es läge ausschließlich an der Methode.

Das Ziel wären doch eigentlich reife Analytikerpersönlichkeiten, die ein ausreichendes Maß an Menschenliebe besitzen und immer auch auf der Hut sind vor eigenen Dingen, die sie mit in die Analyse reinbringen können. Und die gibt es mit Sicherheit und ihren Patienten wird ein inneres Wachstum ermöglicht.
Was ist aber mit den anderen? Müßte es nicht irgendeine übergeordnete unabhängige Kontrollmöglichkeit geben, die beiden (Patient und Therapeut) gleichermaßen verpflichtet ist? Wäre es nicht sinnvoll, einem Patienten vor einer PA-Behandlung einen Merkzettel in die Hand zu geben und auf die Gefahren aufmerksam zu machen? Es gibt insgesamt nicht wenige Übergriffe in Therapien, es ist nur meine Vermutung aufgrund der besonderen Intimität der analytischen Beziehung, dass eine besonders hohe Anzahl in Analysen anzutreffen ist. Es gibt eine sehr gute Broschüre vom Familienministerium zur Erkennung von sexuellen Übergriffen (denn es ist nicht leicht, die ersten Anzeichen zu erkennen). Wäre es nicht sinnvoll, einem jeden Patienten vor Beginn einer Therapie, egal welcher Methode, diese Broschüre zukommen zu lassen?
Es wäre wünschenswert, dass nach einem schlimmen Erlebnis in einer Therapie Nachfolgetherapeuten zur Verfügung stünden, die bereit sind, sich der Problematik anzunehmen (und geschult sind in der Thematik), eine gute Nachfolgebehandlung scheint mir in den meisten Fällen notwendig zu sein, schon allein, um den erlittenen Vertrauensverlust wieder wettzumachen.

Man könnte dem entgegenhalten, dass man nicht möchte, dass bei Patienten von vornherein Ängste geschürt werden und sie sich dadurch vielleicht nicht so vorbehaltlos auf die therapeutische Beziehung einlassen können.
Aber schützt man sich nicht auch vor AIDS, wenn man zum ersten Mal mit einem bisher unbekannten Partner zusammen ist? So eine Warnung vor Gefahren gibt dem Patienten die Verantwortung in die Hand, die er eigentlich sowieso für sich selbst hat...es ist wie mit den Angaben von Nebenwirkungen in Medikamentenbeilagezetteln. Nur wenn ich weiß, was passieren könnte, kann ich selbstgewählte Entscheidungen treffen.

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Lilly111
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Beitrag Mi., 18.01.2012, 11:02

Eos hat geschrieben:Wäre es nicht sinnvoll, einem Patienten vor einer PA-Behandlung einen Merkzettel in die Hand zu geben und auf die Gefahren aufmerksam zu machen?
Das würde ich auch als sinnvoll empfinden.
Mit dem gleichen Argument wie du es hier schreibst Eos: Eigenverantwortung des Patienten.

Ich erlebe einen vergleichbaren Prozess gerade bei einer physischen Krankheit. Da fand lange Zeit vor der OP viel zu wenig Aufklärung vor den möglichen Risiken statt. Die Ärzte haben es nicht für notwendig erachtet. Vielleicht weil sie die Ängste der Patienten nicht nachvollziehen können/konnten, vielleicht auch weil es ein Eingeständnis der eigenen Fehlbarkeit ist. Im Ergebnis mussten sich die Patienten mit den doch hin und wieder eingetretenen Schäden auseinander setzen.
Dank einer Selbsthilfegruppe ist man inzwischen soweit, dass Patienten und Ärzte gemeinsam einen Aufklärungsbogen erarbeitet haben, der jedem Patienten vor der OP ausgehändigt wird. Nun kann und muss der Patient eigenverantwortlich entscheiden. Eine win-win-Situation. Der Arzt weiß, dass sich der Patient im vollen Wissen der möglichen Risiken für die OP entschieden hat, und der Patient weiß, was ihm "bevorsteht".

Lilly
... die nicht therapiegeschädigt ist
... as stubborn as a mule.

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Lisa Lyon
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Beitrag Mi., 18.01.2012, 11:55

Trotzdem ich auch nicht "therapiegeschädigt" bin, habe ich mich mal bitter bei meinem Analytiker beschwert,
als Übertragung und Abhängigkeit mal wieder besonders quälend waren.
Genau mit diesem Argument: bei einer Pille bekomme ich doch auch vorher einen Beipackzettel "Über Risiken und Nebenwirkungen ..."
Seine Antwort hat mich nicht wirklich überzeugt: "Das hätten Sie gar nicht richtig gehört und wahrgenommen:"

Ich finde, er hätte es trotzdem versuchen sollen, dann hätte ich selber nämlich im Sinne der letzten posts
die Verantwortung für mich übernommen. Möglicherweise hätte ich mich dann nicht so ausgeliefert gefühlt,
dann hätte ich mich auf meine eigene Entscheidung berufen können:
"Ich habe es gewußt und bin trotzdem diesen Weg gegangen, nun will ich da auch durch"

Lisa


leberblümchen
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Beitrag Mi., 18.01.2012, 12:17

Es hätte aber auch sein können, dass du dich gar nicht erst getraut hättest, den Weg zu gehen, oder?

Das ist doch mit den Medikamenten auch nicht anders - jeder Arzt sagt, man soll sich die Beipackzettel am besten gar nicht durchlesen. Ich meine, man kann auch von Nasentropfen tot umfallen, glaube ich.

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Eos
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Beitrag Mi., 18.01.2012, 12:59

titus2 hat geschrieben:Es hätte aber auch sein können, dass du dich gar nicht erst getraut hättest, den Weg zu gehen, oder?

Das ist doch mit den Medikamenten auch nicht anders - jeder Arzt sagt, man soll sich die Beipackzettel am besten gar nicht durchlesen. Ich meine, man kann auch von Nasentropfen tot umfallen, glaube ich.

Das mag ja stimmen, aber die, die davon tatsächlich tot umfallen, weil vielleicht ein für einige Menschen lebensgefährlicher Stoff darin enthalten seln mag, hätten doch gerne die Aufklärung darüber vorher gehabt denke ich.

Die, die diesen Weg aufgrund der Gefahren nicht einschlagen - das ist ebenso ihre Entscheidung.

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