Mag euch euer/eure Thera? Und wie wichtig ist euch das?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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walduft
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Beiträge: 55

Beitrag Di., 10.03.2015, 19:37

Ich bin immer eher erleichtert (ein Teil von mir zumindest), wenn meine Therapeutin Urlaub hat. Bin ich komisch?

Zum eigentlichen Thema: Sie sagt mir oft, dass sie mich mag. Dabei kennt sie mich doch gar nicht. Was ein Blödsinn ist,
sie kennt mich halt auf der Couch, in dieser Situation; nicht im Alltag.

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alverde
Helferlein
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weiblich/female, 26
Beiträge: 40

Beitrag Di., 10.03.2015, 21:00

Ich habe versucht zu
verdeutlichen, was ich auf der Beziehungsebene meine.

Das mit dem Befreiungsschlag könnte zutreffend sein.

Was ich wiederholt geschrieben habe und meine, das ist die Widersprüchlichkeit meiner Therapeutin.
Ich dachte es geht um den Aufbau einer Beziehung. Dann bin ich abhängig, bedürftigt und dann hat sie damit nichts mehr zu tun und sie ist betroffen.


Sorge um meine Abhängigkeit und wie ich das in ihrem Urlaub löse, wenn sie nicht da ist und konträr dazu, Gleichgültigkeit während ihrer Abwesenheit, das hinterläßt tatsächlich Spuren und Irritationen.

Ich wollte nicht von ihr hören, dass ich ihr gleichgültig bin, weil ich nicht weiß, wie ich analytisch in Beziehung mit meiner Therapeutin arbeiten soll, wenn sie während ihrer Abwesenheit nicht als gutes Inneres Objekt weiterhin existieren kann.
Imaginär, zum Beispiel. Wie auch? Das ginge nach ihrem Satz nicht mehr.

Der Zusammenhang war auch ungünstig, denn wir sprachen von Abschied und sie warf dann nochmals oben drauf, dass sie trotzdem geht (auch wenn ich traurig bin.)
Das ist mir doch bewusst. Der Satz bewegte auch viel in mir, so im übertragenden Sinne folgendes: "Heul wie du magst, ich gehe trotzdem und es ist mir gleichgültig, was mit Dir ist."
Etwas überspitzt formuliert.
Ich wollte ihr nicht gleichgültig sein, nicht als Person,
sondern meine Probleme in ihrem und mit ihrem Urlaub, darauf war mein Satz bezogen.
Ich hätte gedacht, dass sie einfühlsamer antwortet. Ich hätte es mir gewünscht. Ehrlichkeit war es,
vielleicht werde ich mal an Sie denken,
das war unaufrichtigt und auch spürbar,ein Bühnenspiel.
Die Frage ist, was sagt das nun aus? Weshalb musste sie es so formulieren, so hart?
Ich werde mich nur abgrenzen können und wieder alleine weitermachen. Innerlich jedenfalls. Ich habe mich vermehrt getraut mehr Kost in die Stunden zu verbringen, weil ich fühlte da echtes Interesse mir zu helfen,
es fühlte sich sehr echt an, deswegen bin ich jetzt auch auf die Nase gefallen und werde zukünftig meine Liebe in keine Therapeutin stecken, aber da es sich auch echt und gut anfühlte, dachte ich immer öfter, dass ihr als Frau alverde wichtig bin und schöpfte Vertrauen, was gerade in der Anfangsphase sehr, sehr schwierig war.

Alles Gute, alverde


leberblümchen
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weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Di., 10.03.2015, 21:17

Ich denke, es war zum Großteil ein Missverständnis, oder? Ich hab in dieser Hinsicht auch sehr spezielle Erfahrungen, die ich irgendwann verstanden habe (so das möglich ist).

Das mit dem 'guten Objekt', mit dem inneren Bild vom Therapeuten, das ist eher so ein Konstrukt: Also, DU denkst an den, der dir etwas Gutes gegeben hat. Aber das bedeutet nicht, dass der Andere in dieser Form auch so an dich denkt. Ich hätte es mir auch anders gewünscht. Bei uns war das auch ein ewiges Hin und Her zwischen "wir haben eine ganz enge Beziehung" und "was für eine Beziehung?!" (wohlgemerkt: Das waren SEINE Worte...). Ich fühlte mich oft wie hin und her geworfen, wie ein Stück Dreck. Geholfen hat mir sehr, dass mein Therapeut mir erklärt hat, wie er das seiner eigenen Th. gegenüber empfunden hat - und dass es da dieselbe Asymmetrie gab und gibt. Und dass wiederum diese Lehranalytikerin einen eigenen Analytiker hatte und so weiter. Und alle machen sie dieselben Erfahrungen...: mehr zu wollen, als möglich ist. Geliebtwerdenwollen - und die Erfahrung zu machen, dass das alles nicht erfüllbar ist in diesem Maße. Da konnte ich mich 'kleiner' sehen und einordnen; es geht um menschliche Bedürfnisse, und ich bin ebenso ein Mensch wie viele andere Menschen auch, Therapeuten und Nicht-Therapeuten, die in ihrer Kindheit verletzt und gekränkt worden sind. So wurden meine Bedürfnisse irgendwie gesehen, aber auch 'geradegerückt'.

Dieses Bild, von wegen (ich übertreibe, vielleicht, ein bisschen): "Jetzt hat der Therapeut Urlaub und dann denken wir beide immer aneinander und haben uns lieb", das hatte ich sehr lange, und es war ein schönes Gefühl, aber es war eine Illusion. Und als es dann mal wirklich so weit war und er nicht mehr abschalten konnte, war das der Anfang vom Ende.

Jetzt hab ich einen neuen Therapeuten, der das mit der Beziehung noch mal krasser relativiert hat: Es gibt, so sagt er, kein 'wir'. Erst hielt ich das für völlig gefühlskalt. Recht schnell merkte ich, dass da sehr viel Gefühl ist: Aber es ist ein 'geliehenes' Gefühl, eines, das seinen Ort und seine Zeit hat, aber eines, das nicht unkontrolliert wütet und sich nicht abschütteln lässt.
Zuletzt geändert von leberblümchen am Di., 10.03.2015, 21:20, insgesamt 1-mal geändert.


Widow
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Beitrag Di., 10.03.2015, 21:18

Liebe alverde,

Deine Traurigkeit und Verletzung sind deutlich zu spüren (und sie tun mir wie allen, die Dir hier geschrieben haben, leid).

Vielleicht kannst Du in ein paar Tagen die Antworten, die Du hier erhalten hast, ebenso wie Deine Fragen und Reaktionen einfach noch einmal lesen?
(Hier steht viel Gutes, das Dir dabei helfen kann zu verstehen, was da gerade passiert ist und noch passiert; doch im Moment - glaube ich zumindest - kann das noch nicht zu Dir "durchdringen". Ich kenne das von mir auch: Wenn ich mittendrin bin im Weh, dann dringen leider manchmal immer noch weder mein Therapeut noch andere gescheite Menschen zu mir durch, auch hier nicht . Mit ein wenig Abstand aber geht das, ab und an jedenfalls.)

LG
Widow

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schneeweiß
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Beitrag Di., 10.03.2015, 21:27

Nun, ich kann das wohl nicht beurteilen, da ich keine Analyse mache, aber ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass ein Analytiker seinen Klienten sagt, sie werden von mir abhängig sein und ich werde in all den Jahren nie in Urlaub gehen, sondern rund um die Uhr für Sie da sein (ebenfalls überspitzt formuliert ).

Für mich beispielsweise wäre es extrem unangenehm, wenn mein Therapeut sagen würde, dass er in seinem Urlaub an mich denken würde (würde mich fragen, ob er da nix besseres zu tun hat.. ).
Klar empfindet da jeder anders, das ist ja auch gut so.

Die Frage ist nur, ob es nicht interessant wäre, weshalb du hier so stark reagierst.. Und du dann meinst, du würdest "zukünftig deine Liebe in keine Therapeutin stecken "..

Ich lese da viel Gekränktheit und Verletztheit heraus (Achtung : ich weiß, dass ich mich hier auf glatte Eis der Interpretation begebe und ist nur mein Eindruck, daher: passt für dich evtl. Überhaupt nicht, was ich schreibe.. ).

Mich hat es sehr weiter gebracht, wenn ich Unklarheiten oder unangenehme Gefühle, die in Therapiestunden gegenüber meinem Therapeuten aufgekommen sind, in der darauf folgenden Stunde anzusprechen und mit ihm direkt zu klären..

LG, schneeweiß

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mondlicht
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Beitrag Mi., 11.03.2015, 00:10

schneeweiß hat geschrieben:Für mich beispielsweise wäre es extrem unangenehm, wenn mein Therapeut sagen würde, dass er in seinem Urlaub an mich denken würde (würde mich fragen, ob er da nix besseres zu tun hat.. ).
Ich habe Alverde so verstanden, das hat sie hier öfters wiederholt, dass es ihr eben nicht darum ging oder geht, die Therapeutin im Urlaub als dauernd beschäftigt mit ihr zu phantasieren. Und ganz gleich, wie "suggestiv" Alverdes Worte über den Abschied vor dem Urlaub waren, die Aussage der Therapeutin finde ich brutal. Ich meine das Wort gleichgültig. Mir stehen die Haare zu Berge, wenn ich das lese. Ich arbeite nicht im sozialen Bereich, meine Kontakte zu meinen Kunden sind auf ein Minimum an menschlicher Beziehung reduziert. Trotzdem würde ich nie auf die Idee kommen, einem von ihnen zu sagen, wenn ich für einen anderen Kunden arbeite, sind Sie mir gleichgültig. Weil es nicht so ist. Wenn ich mich auf eine Arbeitsbeziehung eingelassen habe, die eine Kontinuität hat, dann ist das für mich eine Beziehung. Das heißt zum Beispiel, ich identifiziere mich ein bisschen mit dem Fortgang und dem Wohl des Anderen. Ich habe ihm schließlich mein Know-How, meine Arbeitszeit und meine Kreativität geliehen. Mich hineinversetzt in die Bedürfnisse des Kunden. Eine Rückmeldung bekommen zu meiner Arbeit. Da hat für mich das Wort "gleichgültig" keinen Platz. Erst recht verstehe ich eine solche Aussage aus dem Mund einer Therapeutin nicht, weil sie natürlich verletzt. Ich glaube nicht, dass eine Therapeutin arbeiten kann, wenn ihr die Patientinnen gleichgültig sind. Und das Gegenteil von gleichgültig bedeutet ja nicht, schlaflose Nächte zu haben und am liebsten nicht in den Urlaub zu fahren, um die Patientin weiter zu sehen. Ich denke, die Therapeutin hatte da einen kleinen Aussetzer. Das war ein Fauxpas. Schade natürlich, Alverde, dass Du nicht sofort reagiert hast darauf. Hätte ich auch nicht. Aber Du kannst es ja nachholen. Ein interessantes Thema. Warum die Therapeutin es nötig hat, so um sich zu treten. Vielleicht war es eine Übertragung, gar keine Gegenübertragung.

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Gelli
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Beitrag Mi., 11.03.2015, 07:21

Ich sag mal allgemein das was meine Einstellung zu diesem Thema ist.

Es gibt User hier,es gibt draußen Klieenten,die Ihren Thera liebgewonnen haben,sie vertrauen ihm,er oder sie vertraut den Klieenten,es entwickelt sich eine Arbeitsbeziehung,da ist ein Mensch mit dem arbeite ich an meinen Problemen,zudem vertraue ich diesen Menschen,das macht das ganze leichter.
Zuviele Klieenten meinen aber,ich bin etwas ganz besonderes für den Thera,jeder Thera sagt dem Klieenten Sie sind was besonderes,unsere (Arbeits)Beziehung ist etwas besonderes jeder Mensch ist auf seine Weise besonders,selbst vor Gott sind wir alle etwas besonderes,nur das wird von uns als Menschen nicht so hoch gewertet,als wenn der Thera sagt,ich finde,Sie sind etwas besonderes.
Dieses Geseusel gibt jeder Thera gern von sich,das soll uns vertrauen geben und das Gefühl er nimmt uns an mit dem wie wir sind.Für keinen Thera bleiben wir was besonderes zumindes nicht als Person selbst,vieleicht sind das,was wir erlebt haben so krass,das dies uns unverwechselbar macht aber ehrlich als Mensch sind wir vor dem Thera alle gleich.
Es ist totale Einbildung das man eine ganz besondere Beziehung zum Thera hat oder hatte,aber manche brauchen dieses Gefühl wohl ich bin bei meinem Thera etwas ganz besonderes ich habe eine besondere Beziehung zum Thera.Sie holen sich ihre wertigkeit ihr wohlbefinden nur darin das sie vorm Thera als etwas besonderers hervor gehoben werden.
Und es gibt auch User oder Klieenten die würden am liebsten den ganzen Tag bei und mit ihrem Thera verbringen,oder zwei dreimal die Woche zu ihm hinlatschen nur um das Gefühl zu haben ich bin ja was besonderes,er mag mich sehr und das brauche ich als Täglich Brot.
Klar,das wird kein User und auch kein Klieent zugeben wollen,ich steh ja sowieso immer allein mit meiner Meinung,aber mir auch wurscht,jeder würde das hier abweisen und mir widersprechen,aber das könnt ihr machen wie ihr wollt,meine Meinung bleibt darin wie sie ist.
So manch User erträgt nicht mal wenn der Thera in Urlaub fährt und wirklich in diesen Wochen des Urlaubs keine Sekunde an diesen bestimmten Klieenten denkt,sie warten nach dem Urlaub im Gespräch nur darauf das der Thera sagt,ich habe in meinem Urlaub hin und wieder an Sie gedacht.Es gibt Klieenten die Ihren Thera das Gefühl aufzwingen wollen,du bist für mich da,ich habe niemanden,ich brauche da nur Sie,jeden anderen würde ich darin in den Wind schiessen.
Diese Klieenten sehen in dem THera keine Arbeitsbeziehung mehr sondern sie sehen ihn als Freund,als "Papa"an,machen und tuen alles um ihn bloß nicht zu entäuschen,sie wolle ja schließlich etwas ganz besonderes in seinen Augen sein.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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mondlicht
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Beitrag Mi., 11.03.2015, 09:05

@Gelli
Deine Gegenüberstellung "gute Klienten", die eine Therapie säuberlich als Arbeitsbeziehung handhaben, gegenüber den "zuvielen Klienten", die zu ihren Theras "hinlatschen" und sich allerlei "einbilden" über ihre "besondere Beziehung", geht an der Frage von Alverde vorbei. Sie hat doch gar nicht von einer besonderen Beziehung gesprochen, sie ist wegen des Ausdrucks "gleichgültig" irritiert.

Warum wertest Du, Gelli, eine unbestimmte "Gruppe" von Klienten ab? Wenn Du eine Arbeitsbeziehung zu Deinem Therapeuten gepflegt hast oder immer noch pflegst und aus dieser Beziehung ziehen kannst, was Du brauchst - prima für Dich. Warum muss Du Dich herablassend äußern über irgendeine von Dir in den Raum gestellte Kategorie offensichtlich leicht beschränkter Klienten, die ihren Thera als Papa ansehen und ihm Gefühle aufzwingen?


leberblümchen
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Beitrag Mi., 11.03.2015, 09:08

Stimmt schon, Mondlicht: Das Wort selbst gehört nicht in eine therapeutische Beziehung. Dennoch kommt es vielleicht auf den Kontext an. Im Extremfall (!) könnte es ja so sein, dass der Patient jede Stunde so unterwürfig ist - und glaub mir: Das NERVT einen Therapeuten, wie es jeden nervt. Irgendwann hat man keine Lust mehr zu sagen: "Aber nein, Sie sind doch eine ganz Liebe". Ich glaube, das ist ein grundsätzliches Missverständnis, dass viele Patienten annehmen - kann man auch im Beginn dieses Fadens nachlesen -, sie würden eher gemocht, wenn sie 'artig' sind. Das mag in der Kindheit ein hilfloser Versuch gewesen sein, die Liebe der Eltern endlich zu bekommen. Aber unter erwachsenen Menschen sind solche Unterwürfigkeitsgesten wirklich nervig, weil sie dem Anderen immer gleich mitliefern: "Bitte kümmere dich um mich", und wenn so was nie artikuliert wird, dann kann ich mir vorstellen, dass der Andere irgendwann tatsächlich sagt: "Nun siehst du, was du davon hast" - ohne dass das 'offiziell' richtig ist.

Aber vielleicht war das auch nötig, denn es zwingt Alverde nun, sich zu überlegen, welche Hoffnungen und Wünsche sie an die Therapeutin WIRKLICH hat - und dann vielleicht endlich mal darüber zu sprechen, ohne sich hinter der eigenen Abwehr zu verstecken.

'Gleichgültigkeit' - das ist ein hartes Wort.
wikipedia hat geschrieben:Häufig wird Gleichgültigkeit mit Gleichmut oder Gelassenheit verwechselt. Während der Gleichgültige schlicht nicht wahrnimmt und empfindet, kann dies der Gleichmütige und Gelassene sehr wohl, identifiziert sich mit seinen Gedanken oder Emotionen aber nicht in dem Maße. Hierbei geht es eher um ein Loslassen, nicht aber um ein Ignorieren
Es passiert in einer Therapiestunde immer mal, dass Therapeuten Worte benutzen, ohne sie vorher zu durchdenken. Ich hab es, glaub ich, noch nie erlebt, dass der Therapeut dann im Anschluss, als ich sagte, wie seine Worte auf mich wirkten, insistierte und sagte: "Ich hab es aber so abwertend gemeint". Eher ist es so, dass er dann sagt: "Stimmt. Jetzt verstehe ich, dass Sie das so auffassen mussten. Ich wollte das gar nicht ausdrücken, aber es ist gut, dass ich nun weiß, wieso Sie das so verstanden haben" - und DENKEN wird er sich: "Wieso ist mir das passiert? War ich unbewusst aggressiv? Warum?" - und aus diesen Überlegungen heraus kann sich ein spannender Prozess entwickeln.

Mondlicht, du sagst, dass du nicht im sozialen Bereich arbeitest: Aber vielleicht ist gerade DAS der Punkt: dass die Spannung zwischen einem hohen Maß an Mitgefühl und Indifferenz ständig neu ausbalanciert werden muss. In einem Job ohne so starke Gefühlsbeteiligung mag das einfacher, weil gleichförmiger sein.


leberblümchen
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Beitrag Mi., 11.03.2015, 09:15

Gelli, es ist doch offensichtlich, dass du von dir schreibst, oder?

Das 'Gesäusel', wie du es nennst, gibt keinesfalls jeder Therapeut gerne ab. Oft ist es eher das Gegenteil. Ich weiß zwar, denke ich, wie du das meinst, aber es ist möglich, dass jemand im Anderen etwas ganz Bestimmtes anspricht und dass der Andere darauf reagiert und sich tatsächlich eine einzigartige Beziehung entwickelt, die dauerhaft 'repräsentiert' bleibt als etwas, was nicht unbedingt 'besonders schlimm' gewesen sein muss (noch so ein Missverständnis à la: "Wer schlimmer leidet, ist beliebter"), sondern etwas, was einfach so zwischen zwei Menschen entstanden ist.

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alverde
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Beitrag Mi., 11.03.2015, 11:09

Ich befürchte auch, dass ich mich gegenüber meiner Therapeutin missverständlich ausgedrückt habe. Es war unglücklich formuliert. Sie wirkte in Sorge, weil sie in den Urlaub geht. Thema war auch meine Abhängigkeit, die sie betroffen mache.
Es kann auch so sein, wie Leberblümchen es formulierte, dass sie sich befreien musste.

Pandas Annahme kam dem auch sehr nahe. Sie fragte auch, was es noch so gäbe,
wer noch so im Umfeld Bedeutung haben könnte, wenn sie nicht anwesend ist.

@Gelli, dein Beitrag gehört hier her, aber der hat mit mir nicht viel zu tun.
Ich möchte für meine Therapeutin nicht besonders sein und das hat auch Gründe, warum das so ist. Ich möchte auch keinen privaten Kontakt mit ihr und auch nicht mit in den Urlaub reisen, aber ich möchte auch nicht, dass es zwischen ihr und mir nichts gibt. Wie solle ich sonst mit ihr analytisch arbeiten?


Für mich persönlich hinterlässt ihre Wortwahl eine tiefe Leere. Ich bin zwischen den Stunden nicht mit ihr verbunden und mir hat diese Verbundenheit geholfen.
Es spendete auch Trost.
Nicht das sie mit mir verbunden ist, das meine ich nicht, aber das es ihr nicht gleich ist, wie es mir zwischen den Stunden geht. Ich fühle von ihr abgeschnitten.
Unterwürfig fühle ich mich auch,
weil aus ihrem Satz die Beziehung so deutlich wurde. Mit Sicherheit auch meine Dynamik, die auch etwas mit ihr macht.

Gewünscht habe ich mir nicht,
dass sie so reagiert, betont,
dass sie trotzdem geht, nachdem ich schon mit Scham und Scheu erwähnte, dass ich in der letzten Stunde traurig sein werde, weil Abschied und Trennungen für mich traumatisch sind.
Da sie davon weiß, hat es mich getroffen, dass sie fast kriegerisch sagte, sie gehe trotzdem in den Urlaub, als wäre das ein Spiel.
Ich weiß nicht, ob das neutrale Aufklärung gewesen ist oder ob sie mir Manipulation unterstellt oder ob sie mich kränken wollte, mit meinen Unbewussten reden wollte. Gekränkt hat mich nicht, dass sie in den Urlaub gehen will, sondern es hatte etwas von Macht, was hingegen so gar nicht zu ihr passt.
Es rührt auch sofort die innere Zerrissenheit an, gegen das Verlassenwerden nichts ausrichten zu können. Sie sagte das so erbamungslos.


ziegenkind
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Beitrag Mi., 11.03.2015, 11:28

alverde, ich finde, es ist ein riesiger schritt, dass du deine eigene wortwahl als unglücklich bezeichnen kannst. ohne dir druck machen zu wollen, ich glaube, bereitschaft zur elbstkritik ist nur ein schritt.

der nächste und vielleicht viel wichtigere und gleichzeitig schwerere schritt könnte sein, dass du dir deine eigene bedürftigkeit, deine wünsche nach nicht egal-sein "verzeihen" kannst, dich mit diesen wünschen annimmst. ich hab das gefühl - und das erinnert mich an mich selber - du kannst diese gefühle nur in dem moment "annehmen", in dem deine therapeutin sie in deinen augen zurückweist. dann kannst du wütend für dich kmpfen und bist durch die wut gleichzeitig die scham los.

guck mal, du sprichst von scham und unterwürfigkeit. ich glaub, an dem punkt verlässt du dich selber. ich glaub auch, dass du es damit selber bist, der die verbindung zu deiner therapeutin kappt. noch einmal, ich kann das alles sehr gut verstehen. manchmal kappt man die verbindung lieber selber, weil man angst hat, der andere würde es tun. letztlich geht es um kontrolle oder um die illusion von kontrolle.

mir fällt z.B. auf, dass du schreibst, wie schwierig das für deine therapeutin wohl ist, dich zurückzulassen. du siehst sie in sorge um dich. wie sieht es denn bei dir aus? ist es nicht schwer für dich, zurückgelassen zu werden? hast du nicht auch sorge um dich? und ist all das vor dem hintergrund deiner geschichte nicht auch ganz gut zu verstehen? darf das nicht sein - DEINE angst vor dem allein zurecht kommen, DEINE sorge um dich?

ich könnte mir gut vorstellen, dass es deiner therapeutin darum geht, dass du dir all diese gefühle UNABHÄNGIG von dem, was sie fühlt, zugestehen kannst. gleichzeitig nehme ich an, dass sie und ihr unbewusstes gespürt haben, wie du und dein unbewusstes an ihr zerren. sie wird gewusst haben, dass sie dem nicht nachgeben darf - nicht wegen ihr, sondern wegen DIR. und dann hat sie ganz offensichtlich ein wenig heftiger reagiert als es für dich gut war - aber nicht, weil du ihr egal bist, sondern weil euer beider unbewusstes grad miteinander tango getanzt haben. das kommt vor. und wenn man drüber reden kann, dann ist das, so meine erfahrung, auch nicht soo schlimm. obwohl es sich übel anfühlt. ich weiß. und obwohl es soo schwer ist zu sprechen und hinzugücken, statt in der wut wegzugalloppieren.

wann hast du denn die nächste therapiestunde? ich stelle mir vor, dass es für dich wichtig wäre, darüber bald zu reden.
Zuletzt geändert von ziegenkind am Mi., 11.03.2015, 12:12, insgesamt 1-mal geändert.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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schneeweiß
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Beitrag Mi., 11.03.2015, 11:47

Liebe alverde!

Ich lese, dass es sehr schwierig ist, mit dem Gesagten umzugehen und damit, wie es bei dir angekommen ist.
Kennst du das 4 Ohren Modell von Schulz von Thun?
Es ist prinzipiell interessant sich zu vergegenwärtigen, dass Kommunikation zwischen Menschen häufig nicht so einfach und klar läuft.
Und da geht es in kleinster Weise darum, ob A sich "falsch" ausgedrückt hat oder B "falsch" verstanden hat..
Kommunikation ist extrem vielschichtig und es geht wie gesagt nicht um "Schuld".

Ich konnte öfter interessante Aspekte für mich entdecken, das wollte ich damit sagen..

Was ich noch glaube zu lesen (was aber überhaupt nicht mit deiner Wahrnehmung zu tun haben muss), ist eine Verletztheit auf deiner Seite und da auch eine gewisse Widersprüchlichkeit (was ich gut verstehen könnte).

Die Verletztheit schwingt für mich aus dem hervor, wie du beschreibst, was die Aussage deiner Therapeutin in dir auslöst und andererseits schreibst du ganz klar, dass es dich aber nicht verletzt.

Mein Therapeut z. B. Hat mal eine Bemerkung gemacht, die mich sehr verletzt hat und er hat noch dazu darüber gelacht.
Ich konnte in der Stunde (es war schon gegen Ende) nichts erwidern, weil ich so vor den Kopf gestoßen war, ich kannte so was überhaupt nicht von ihm und war so verletzt und richtig traurig.

Ich habe an dem Abend eine Freundin getroffen und ihr davon erzählt und auch gesagt, ich würde ihm am liebsten ein SMS schreiben und sagen, wie sehr mich das verletzt hat und weshalb.
Sie hat mich ermutigt, das zu tun und er hat dann gleich geantwortet - offensichtlich betroffen, dass er sich dessen nicht bewusst war und er sich entschuldigt für seine Wortwahl und sein Verhalten. Und ob wir nächste Stunde darüber reden können.
Das haben wir getan und das war richtig gut. Niemand ist perfekt, auch einem Therapeuten kann es mal "passieren", dass er sich unglücklich ausdrückt. Wir konnten das besprechen und insofern hatte es auch etwas Gutes. Ich habe erlebt, dass es in der Therapie Konflikte geben kann, die ich ansprechen kann, die bewaltigbar sind und an denen nicht gleich eine Beziehung zerbricht.

Entschuldige mein Abschweifen, ich wollte nur Mut machen, dass es auch eine Chance sein kann, eigene Gefühle anzusprechen und die Beziehung dadurch sogar zu festigen!

LG, schneeweiß

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alverde
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Beitrag Mi., 11.03.2015, 12:17

Für mich hatte es etwas von Gewalt,
Macht über mich haben und meine Schwäche zu belächeln, es klang fast ihrerseits wie ein Triumph und ich erwische mich selbst in destruktiven Gedanken, dass ich Therapiepause vorschlage, um ihr zu zeigen, dass ich sie NICHT brauche, aber alle Gedanken werde ich mit ihr besprechen.

Ich werde das Gespräch mit ihr suchen,
aber ich kann mich nicht klein, schwach und bedürftigt zeigen, weil ich ihr auch vorwerfe, dass sie sich über mein Leiden freut und ich weiß, da greift mein Überlebenspanzer.

Sie wird sich nicht freuen, ich spinne da und unterstelle ihr die Selbstliebe und den Sadismus meiner Mutter, sich daran zu erfreuen, wenn ich leide.
Das ist Blödsinn, ich weiß. Sie hätte sagen können, dass sie mich mit einem guten Gefühl zurücklassen möchte, denn wenn ich weiß jemand ist gut versorgt, dann kann mir der Mensch auch im Urlaub egal sein. Sie hätte ja trotz meiner unglücklichen Wortwahl mit den Worten intervenieren können mit anderen Worten.
Das sie in Sorge um meine Abhängigkeit ist, sagt mehr über sie aus, als über mich.
Dass sie sich bedrängt fühlt, vielleicht suchte sie Distanz und es war wirklich ein Befreiungsschlag. Ich werde sie fragen.

@schneeweiss, ich kenne das Modell, spielt letztendlich in der Welt der Gefühle keine große Rolle, denn wichtig ist das, was ich als Empfänger wahrgenommen habe.
Es geht mir nicht besser damit, wenn ich den Satz auf dem Sachohr höre, denn selbst der Inhalt ist besch....
Auf dem Beziehunsohr ist er insofern interessant, weil ich von meiner Therapeutin auch erfahren kann, warum sie so reagierte.
Das wäre dann die Wahrheit, aber auch das sich selbst kennenlernen. Für den Aha- Effekt brauche ich immer ein wenig Zeit.

Wo habe ich geschrieben, dass ich nicht verletzt bin?


kaja
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Beiträge: 4536

Beitrag Mi., 11.03.2015, 12:22

walduft hat geschrieben:Ich bin immer eher erleichtert (ein Teil von mir zumindest), wenn meine Therapeutin Urlaub hat. Bin ich komisch?
Nein finde ich nicht komisch.
Urlaub für den Therapeuten bedeutete auch immer Urlaub für mich. Nicht jeder Klient hat zwingend ein Problem damit wenn der Therapeut eine Weile nicht da ist.
Es gibt ja z.B. auch sicher gebundene Menschen die eine Therapie machen, autonome Klienten usw. Da ist ein Therapeutenurlaub nicht unbedingt ein Problem.
After all this time ? Always.

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