Suizidgedanken.. macht Therapie in meiner Lage Sinn?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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estelle
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Beitrag Fr., 01.07.2011, 01:23

Dir auch alles Liebe und Gute Widow!

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Tristezza
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Beitrag Fr., 01.07.2011, 08:49

Widow hat geschrieben:Mir reichts aber.
Is ja auch gut so.
Ich suche ja neue Kraft für den nächsten Anlauf.
Wie sollen wir das verstehen, ist das jetzt die Ankündigung eines neuen Suizidversuchs???

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hungryheart
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Beitrag Fr., 01.07.2011, 13:44

Tristezza hat geschrieben: Wie sollen wir das verstehen, ist das jetzt die Ankündigung eines neuen Suizidversuchs???
so klingt es für mich auch.


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Widow
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Beitrag Fr., 01.07.2011, 13:49

Nö, is es nicht.

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hungryheart
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Beitrag Fr., 01.07.2011, 14:22

hey du liebe,

ganz ehrlich: ich mach mir trotzdem sorgen um dich....

deine heftigen reaktionen , und deine worte zuletzt....
das klingt schon so, als würdest du sehr sehr nah am abgrund stehen.

ich wünsche dir auf jeden fall von herzen, dass es dir bald wieder besser und irgendwann , eines tages, vielleicht auch mal wieder wunderbar gut geht.


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Widow
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Beitrag Mo., 18.07.2011, 01:40

"am Abgrund", liebe Hungryheart.

Hm. Das (dass ich da stünde) dacht ich ja nicht, jedenfalls nicht so ganz. Damals, als ich das hier von Dir mich bezüglich las. Jetzt steh ich da nicht! Dennoch:

Jetzt hab' ich mal 'ne Frage zu Abgründen. (Nicht den ganz tiefen.)
Ich kenne mich bislang mit Depression nicht aus.
Habe mittlerweile einiges darüber gelesen (vermutlich falsch, das mit dem Lesen, jau-wh!) und frage Euch, die Ihr da vermutlich erfahrener seid:
Folgendes Szenario:

Depri (ich-whosoever) denkt x-Mal am Tag über Lebenssinn und -unsinn nach, vernachlässigt "sich" (wer ist das?) und so ziemlich alles (zur Erläuterung: Es gibt keine "äußeren Funktionszwänge" für mich), rafft sich mitunter aber auch zur Erfüllung semi-äußerer Funktionszwänge (Lebensmittel-Einkauf; Putzen; Iron-Widow-Laufparcours; seltenes Kochen für Freunde dann am Abend) auf
- und spürt zunehmend, dass ihr die Welt entgleitet - und: dass es sie nicht stört.

Ist das "Depression"?
Oder ist das langsames "Irre-Werden"?
Oder ist das mal "'ne Phase"?

Ich verändere mich. Was ich da sehe an Veränderung, macht mir Angst und macht mich lachen (weil es nicht mehr drauf ankommt).
Gibt's hier jemanden, die/der das kennt, nachvollziehen kann oder zumindest: sich vorstellen?

Vielleicht werde ich ja doch richtig verrückt? Das fände ich ziemlich übel und würde gern vorher abschwenken.

Ich schick das jetzt ab. Es ist wirr, ich weiß.
Den Lesenden einen Dank und eine Entschuldigung (Ihr wußtet ja im Vorhinein nicht, was Ihr dann lesen musstet)
und allen hier einen lieben Gruß
Widow


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Widow
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Beitrag Di., 19.07.2011, 00:58

(Alles offenbar so fremd für andere. Ja: er, der Liebste, mein Liebster, der Pfirsichpelz, die trampolinpingende Lippe, er, der diesen sehnsuchtszilpenden Laut in mir aus-gelöst hat, er war einzig. In allem All. Wie also sollte all dies nicht fremd sein für andere?)

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Tristezza
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Beitrag Di., 19.07.2011, 09:59

Hallo Widow,

ich verstehe sehr gut, was du schreibst. Das klingt schon sehr nach Depression. Verrückt bist du mit Sicherheit nicht. Die Absurdität hat ja auch etwas Komisches (siehe Absurdes Theater), man kann darüber weinen und lachen. Du bist offenbar so willensstark, dass du selbst in tiefer Depression Sport machst und kochst. Andere würden nur noch im Bett bleiben. Das hat dann keinen komischen Aspekt mehr. Das "Komische" in deiner Situation ist, dass du trotzdem weitermachst.
Was macht eigentlich deine Analyse?

Lg, Tristezza


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Widow
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Beitrag Di., 19.07.2011, 12:18

Tristezza hat geschrieben: Die Absurdität hat ja auch etwas Komisches (siehe Absurdes Theater), man kann darüber weinen und lachen. [...] Das "Komische" in deiner Situation ist, dass du trotzdem weitermachst.
Ja, liebe Tristezza,

das ist ziemlich gut getroffen! Ich wünschte nur so sehr, dass ich mich totlachen könnte!
Tristezza hat geschrieben: Was macht eigentlich deine Analyse?

Die macht mich fertig (es wird unerbittlich und mit den seltsamsten Geschmacklosgikeiten verlangt, dass ich den Tod meines Liebsten "anerkennen" möge - was immer das heißen soll: Dass er tot ist, weiß ich eigentlich und spüre ich täglich), und sie macht jetzt sechs Wochen Urlaub ... Ob ich da nochmal hingehe, weiß ich noch nicht.
Tristezza hat geschrieben:ich verstehe sehr gut, was du schreibst. Das klingt schon sehr nach Depression.
So also fühlt sich eine Depression an. - Oh man, ist das zermürbend (leider nur auch nicht ganz)!

Allen hier dennoch einen herzlichen Gruß,
Widow


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Widow
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Beitrag Do., 21.07.2011, 22:59

Tja, wenn es so ist mit einer Depression, dann ist das wohl so. Ich frage mich nur, woher darin die Anflüge von Wut und Traurigkeit kommen (z.B. über jene "frisch" zum zweiten Mal begonnene Analyse, die nach nunmehr 6 Sitzungen jetzt 6 Wochen sommerpausiert, nachdem der Herr Analytiker mich mit dem gebetsmühlenartig vorgebrachten Satz, dass ich das "Bild" meines toten Liebsten zerstören müsse, und andern Knüppelworten [z.B. zu meiner kurz mal von mir angerissen "großen Schwester", von deren Ausbeutung ich mich endlich frei machen konnte, dies: Ob ich mir darüber klar sei, dass sie ja im Elternhaus vieles für mich ausgefochten habe, --- worüber ich mir klar bin, aber auch über den Preis, den mich dieses in ihrer Schuld-Stehen gekostet hat] -,
nachdem also der Herr Analytiker mich mit solchen Nettigkeiten, die ich Couch-Paralysiertes leider immer erst nach der Sitzung begreife, in die Sommerpause entlassen hatte).
Woher kommen sie, diese Anflüge von Wut und Traurigkeit (und bis ich da wieder war, dauerte es ein paar Tage, davor, direkt nach dieser letzten Sitzung, hatte ich erstmal etliche Tage damit zu tun, das Schatzkästchen mit den Substanzen auf und zu, auf und zu, auf und zu zu machen), woher kommt - mitten in all diesem WOZU & wie "leercherlich" - die Energie für Wut und Traurigkeit?
Das ist ziemlich verrückt, dass die sich einstellt.

Aber ich habe immer noch den Verdacht, dass eigentlich ich verrückt bin.

Drum frage ich mal hier ins Forum:
- Hat jemand ähnliche Erfahrungen mit einem/r TherapeutIn gemacht? (Also ganz am Anfang schon solche Knüppelworte, ausschließlich. - Dass Therapie und vielleicht gerade Analyse mitunter sehr schmerzhafte Selbsterkenntnis bergen mag, schwant mir, doch dass sie nach 6 Sitzungen ohne alle Selbsterkenntnis ausschließlich schmerzhaft ist, das scheint mir nicht ganz richtig zu sein, doch vielleicht liegt der Fehler wieder bei mir?!)
- Kann man in einer Depression solch massive Wut und Traurigkeit (abwechselnd und gleichzeitig) empfinden? (Zur Klarstellung: Meine Wut lässt mich jetzt nicht Einrichtung zertrümmern, ich bin nicht bipolar.) Ich dachte, Depression heißt "Gefühlsleere" (was immer das heißt). [Man merkt: Ich will noch immer "wissen", was mit mir los ist - putzig.]
- Wie krieg ich es hin, in der Sitzung nach dieser Pause auf die Metaebene zu kommen und all dies, das ich andern immer einigermaßen vermitteln kann (jedenfalls im Gespräch, ob es hier geht, weiß ich nicht), dort anzusprechen. Bislang bin ich Couch-paralysiert (was auch daran liegen mag, dass es nicht leicht ist, einen Analytiker zu finden, dessen Ausrichtung passt, und der einen Platz frei hat - und ich eiere jetzt schon seit Dezember letzten Jahres rum).

Hm, wieder ein bissl wirr, doch herzlich grüßend
Widow

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Tristezza
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Beitrag Fr., 22.07.2011, 16:59

Hallo Widow,

also, Analyse hab ich (noch) nicht gemacht. Und das mit den "Knüppelworten" ganz am Anfang kenne ich auch nicht. Ich dachte, gerade in einer Analyse hält sich der Therapeut sehr zurück. Das Verhalten, das du beschreibst, finde ich erstaunlich. Er machte doch in den Vorgesprächen einen angenehmen Eindruck?
Wut und Traurigkeit in der Depression empfinden ist sicher möglich, wenn es entsprechende Trigger gibt (außer in der so genannten "Schweren Depression", in der völlige Gefühlslosigkeit besteht). Weshalb bist du denn wütend und traurig? Wegen deines Analytikers? Wut auf Therapeuten habe ich schon auch in depressiven Phasen empfunden, Traurigkeit auch.
Wenn du dich auf der Couch so paralysiert fühlst, dann bitte doch nach der Pause darum, vorübergehend wieder sitzen zu dürfen - wenigstens in der ersten Sitzung, in der du dem Analytiker mitteilst, was du über sein Verhalten denkst. Ich kann mir vorstellen, dass man sich auf der Couch tendenziell schwach und ausgeliefert fühlt und dass dies - zumindest am Anfang - keine gute Position für Auseinandersetzungen ist.
Vielleicht melden sich ja noch ein paar Analysandinnen, die mehr zu deinen Fragen beisteuern können...

Lg, Tristezza


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Widow
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Beitrag Sa., 23.07.2011, 11:31

Tristezza hat geschrieben: Ich dachte, gerade in einer Analyse hält sich der Therapeut sehr zurück. Das Verhalten, das du beschreibst, finde ich erstaunlich. Er machte doch in den Vorgesprächen einen angenehmen Eindruck?
Ja, neben allen persönlichen Gefühlen, die sonst noch so da sind (s.o.), finde ich das auch erstaunlich und hatte von einem Analytiker auch mehr Zurückgenommenheit erwartet, zumindest solange, bis eine gemeinsame Verstehensebene da wäre (ich denke manchmal, ich spräche Extraterrestrisch dort ...). Nach diesen 6 ersten Sitzungen jedenfalls ist die offensichtlich nicht da. (Ich habe auch schon überlegt, ob er mich provozieren, aus der Reserve locken wollte, aber wozu das erstens so ganz am Anfang und zweitens mit Blick auf die 1 1/2 Monate Urlaubspause?)
Und: Ja, er machte einen angenehmen und vor allem einen gescheiten Eindruck.

Tristezza hat geschrieben: Wut und Traurigkeit in der Depression empfinden ist sicher möglich [...]. Weshalb bist du denn wütend und traurig? Wegen deines Analytikers?
Hm, ich hatte ja die stille Hoffnung, dass ich vielleicht doch noch nicht in einer Depression stecke.

Weshalb nun auch noch diese Wut und Traurigkeit neben allen anderen? Ja, wohl wegen der Therapie: Eben, weil ich denke, wie blöd ich eigentlich bin, da ich mich dort überhaupt nicht verständlich machen kann (sondern offenbar einen außerirdischen Dialekt spreche). Und weil ich gleichzeitig denke, dass das nicht nur an mir liegen kann, sondern dass der Analytiker offenbar nicht im Mindesten in der Lage ist, sich vorzustellen, wie sich das anfühlte und anfühlt, was mein Liebster und ich, jetzt ich, erlebten und erlebe. Er spricht so - hm, schwer zu beschreiben -, so als wäre das alles nur mal eben eine kleine Lappalie gewesen und höchste Zeit, nun wieder zur Tagesordnung überzugehen. Außerdem vermittelt er mir den Eindruck, wirklich alles Entscheidende in meinem Leben bzw. im Umgang mit andern komplett falsch gemacht zu haben und zu machen. Dass ich vieles entsetzlich falsch gemacht habe, weiß ich, aber dass es alles sein soll, bezweifle ich. Zur Illustration komme ich noch einmal auf das o.g. Beispiel mit meiner Schwester zurück: Natürlich weiß ich, dass sie als Erstgeborene Einiges für mich mit durchgefochten hat im Elternhaus (wie sollte man das auch nicht wissen, allein die Frage danach fand ich schräg!), doch muss ich ihr deswegen ein Leben lang dankbar sein? Es gab da nämlich außerdem noch ein paar sehr unschöne Dinge, die sie mit mir gemacht hat (und die ich in jener Sitzung auch angerissen hatte). Gefühlt aber habe ich hinterher nur "schlechtes Gewissen" und gleichzeitig Traurigkeit sowie einen Hauch von Wut darüber, "nicht verstanden" worden zu sein (bin ich zu naiv?! Geht es nicht um diese Art des gewünschten Verständnisses? - Aber so gar nicht, wie soll das auszuhalten sein, wie soll man da was "annehmen" können?!).

Tristezza hat geschrieben:Wenn du dich auf der Couch so paralysiert fühlst, dann bitte doch nach der Pause darum, vorübergehend wieder sitzen zu dürfen - wenigstens in der ersten Sitzung, in der du dem Analytiker mitteilst, was du über sein Verhalten denkst. Ich kann mir vorstellen, dass man sich auf der Couch tendenziell schwach und ausgeliefert fühlt und dass dies - zumindest am Anfang - keine gute Position für Auseinandersetzungen ist.
Ja, das ist ein guter Hinweis, danke! Mal schaun, was da wieder an Einwänden kommt ...

Tristezza hat geschrieben:Vielleicht melden sich ja noch ein paar Analysandinnen, die mehr zu deinen Fragen beisteuern können...
Darüber würde ich mich sehr freuen! Doch Dir, liebe Tristezza, auch einen herzlichen Dank, obwohl Du keine Analyse machst, ist Dein Beitrag hilfreich gewesen!

Ein schönes Wochenende allen hier wünscht herzlich
Widow

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 23.07.2011, 13:45

Widow hat geschrieben:Ich frage mich nur, woher darin die Anflüge von Wut und Traurigkeit kommen (z.B. über jene "frisch" zum zweiten Mal begonnene Analyse, die nach nunmehr 6 Sitzungen jetzt 6 Wochen sommerpausiert, nachdem der Herr Analytiker mich mit dem gebetsmühlenartig vorgebrachten Satz, dass ich das "Bild" meines toten Liebsten zerstören müsse, und andern Knüppelworten
Ich denke Wut und Traurigkeit sind einfach die natürliche Folge wenn man emotional tief verletzt ist. Es gibt keine Zeitrahmen nach dem man erwarten kann daß das nicht mehr hochkommt. Es gibt bei mir Dinge die sind vor x Jahren passiert und solche Gefühle kommen immer noch periodisch immer mal wieder hoch dazu.

Das mit dem "Bild zerstören". Also ich kann da nur über eine etwas obsessive emotionale Abhängigkeit sprechen die ich mal hatte. (Person lebt noch, aber ich sehe sie nie, da in Frankreich wohnhaft) Ich persönlich habe irgendwann beschlossen daß das enden muss oder ich mache mich kaputt damit. Ich habe das dann tatsächlich so in etwa so gemacht wie der Analytiker das beschrieben hat. Ich habe mir jedliche schmachterischen Gedanken konsequent verboten und habe diese Gefühle von Abhängigkeit in Wut verwandelt. Das hat ein paar Jahre gedauert, aber ich kann jetzt sagen ich bin drüber weg. Ich denke ich könnte die Person sogar ohne einen Rückfall wiedersehen. Das ist aber wirklich der maximal härteste Weg sich aus einer emotionalen Abhängigkeit zu befreien und ich bin nicht sicher ob das bei einem verstorbenen engen Anghörigen ein angemessenes Vorgehen ist.

Ich denke daß es weder in einer Analyse noch in einer sonstigen Therapie gut (ausser evtl bei der Behandlung von einem Zwang oder Phobie) ist wenn der Therapeut so schnell und massiv mit Verhaltensanweisungen quasi "von aussen" einzugreifen versucht.

Ich würde evtl noch ein, zwei andere Therapeuten ansehen und dann nach der Sommerpause nochmal ein Gespräch mit ihm suchen, um mit ihm zu klären, was er mit dieser Aussage bezwecken will. Wenn er da nicht eine sehr gute Erklärung dafür bringt wäre ich hier vorsichtig, für mich hört sich das alles ziemlich rabiat an, und ob man ein eher rabiates Vorgehen in einer Therapie packen kann oder nicht ist eben die Frage.
Widow hat geschrieben: - Kann man in einer Depression solch massive Wut und Traurigkeit (abwechselnd und gleichzeitig) empfinden? (Zur Klarstellung: Meine Wut lässt mich jetzt nicht Einrichtung zertrümmern, ich bin nicht bipolar.) Ich dachte, Depression heißt "Gefühlsleere" (was immer das heißt).
Depression, Trauer und Wut sind ziemlich nah verwante Gefühle. Von daher definitv ja, ein Wechselbad aus diesen dreien ist ein sehr plausibles Szenario.


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Widow
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Beitrag Sa., 23.07.2011, 16:54

münchnerkindl hat geschrieben: Ich denke Wut und Traurigkeit sind einfach die natürliche Folge wenn man emotional tief verletzt ist. Es gibt keine Zeitrahmen nach dem man erwarten kann daß das nicht mehr hochkommt. Es gibt bei mir Dinge die sind vor x Jahren passiert und solche Gefühle kommen immer noch periodisch immer mal wieder hoch dazu.
Liebe Müki, ja, davon, dass mich die Trauer oder Traurigkeit (und die Wut) nie (ganz) verlassen wird, gehe ich auch aus.

münchnerkindl hat geschrieben:Das mit dem "Bild zerstören". [...] Das ist aber wirklich der maximal härteste Weg sich aus einer emotionalen Abhängigkeit zu befreien und ich bin nicht sicher ob das bei einem verstorbenen engen Anghörigen ein angemessenes Vorgehen ist.
Ich glaube, da sprichst Du einen sehr wesentlichen Unterschied an: Ich kenne es von mir auch, dass ich in einer unglücklichen Verliebtheit früher irgendwann konsequent trainiert habe, nicht mehr an "ihn" zu denken, was dann langsam, aber sicher auch klappte. Die Person indes lebte ja weiter, wenn auch für mich unerreichbar. Von ihrer Existenz wußte ich aber natürlich bzw. konnte ich von ihr ausgehen.
Jetzt aber erscheint mir dieser "Bild-Zerstörungsgedanke" (bzw. die Forderung, meinen Liebsten zu zerstören, was, da er tot ist, ja nur heißen kann, ihn in meiner Erinnerung zu zerstören) so, als wenn ich meinen Liebsten ein zweites Mal sterben lassen muss - ja mehr noch: ihn umbringen soll. Oder noch grauenvoller: Wenn er aufhört, in meiner Erinnerung zu existieren, dann ist es letztlich so, als habe er nie existiert. (Denn dann "darf" ich auch mit den andern, die ihn kannten und sich an ihn erinnern, nicht mehr darüber reden.) Das entwertet alles: Meinen Liebsten, mich, unsere gemeinsame Geschichte, unsere Liebe.

münchnerkindl hat geschrieben:Ich würde evtl noch ein, zwei andere Therapeuten ansehen und dann nach der Sommerpause nochmal ein Gespräch mit ihm suchen, um mit ihm zu klären, was er mit dieser Aussage bezwecken will. Wenn er da nicht eine sehr gute Erklärung dafür bringt wäre ich hier vorsichtig, für mich hört sich das alles ziemlich rabiat an, und ob man ein eher rabiates Vorgehen in einer Therapie packen kann oder nicht ist eben die Frage.
Die Sommerpause ist nun schon zur Hälfte rum. Ich weiß schon "kassentechnisch" nicht, wie ich mir jetzt noch andere Theras angucken soll (bei mir läuft seit 6 Sitzungen eine bewilligte Kurzzeittherapie, die nach den Ferien in eine Analyse übergeleitet werden soll). Wenn er allerdings wirklich keine "sehr gute Erklärung" bringt, dann werde ich es bei ihm bleiben lassen und mich bei der Krankenkasse danach erkundigen, ob ich den Thera wechseln kann. (Ob ich mir dann tatsächlich noch jemand Neuen suche, weiß ich nicht.)
münchnerkindl hat geschrieben: Depression, Trauer und Wut sind ziemlich nah verwante Gefühle. Von daher definitv ja, ein Wechselbad aus diesen dreien ist ein sehr plausibles Szenario.
Dann siehst Du das wie Tristezza. Wenn sich Depression so anfühlt, dann ist es etwas Zerstörerisches. Passt gut zur

dennoch unvermindert herzlich grüßenden Widow

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 23.07.2011, 17:08

Widow hat geschrieben:
Ich glaube, da sprichst Du einen sehr wesentlichen Unterschied an: Ich kenne es von mir auch, dass ich in einer unglücklichen Verliebtheit früher irgendwann konsequent trainiert habe, nicht mehr an "ihn" zu denken, was dann langsam, aber sicher auch klappte. Die Person indes lebte ja weiter, wenn auch für mich unerreichbar. Von ihrer Existenz wußte ich aber natürlich bzw. konnte ich von ihr ausgehen.
Und bei einer verflossenen Obsession ist es ja völlig legitim, daß man die Gedanken an die Person komplett aus seinem Gehirn verbannt. Wärend man bei einem verstorbenen Angehörigen ja ein wertschätzendes Gedenken anstreben würde.

Ich würde mal bei der Krankenkasse nachfragen wie das aussieht. Nicht daß es dann so läuft daß du mit einer Sperre dastehst. Ich würde dann auf jeden Fall mitteilen daß du wechseln möchtest und bei anderen Therapeuten probatorische Sitzungen ausmachen.

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