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Di., 11.01.2011, 11:38
Generell finde ich die österreichische Lösung sehr gut. Wem es ohnehin komplett egal ist bzw. sich nicht an Organspende stört ist automatisch dabei, wen es stört kann sich eintragen lassen und fällt damit raus.
Nachdem eine Freundin meiner Schwester selbst eine Lunge benötigte bzw. meine Schwester Medizin studierte hab ich sie auch gefragt, wie selbst beim österreichischen System derart lange Wartezeiten zustande kommen. Das Problem ist das Organe erst mal die richtige Größe haben müssen, meine Freundin ist z.B. ca. 1,60 m gross und relativ zierlich. Also irgendwie muss das da auch Platz haben im Brustkorb.
Dazu kommt, dass die Spenderperson im Krankenhaus verstorben sein muss, damit Geräte künstlich die Organe am Leben erhalten können. Die für die Spenden am geeignetsten Personen sterben jedoch eher selten direkt im Krankenhaus, meist sind es Unfälle usw... 20 Minuten tot ohne "lebenserhaltende" Geräte macht die meisten Organe schon unbrauchbar laut meiner Schwester.
Was die Nachteile anbelangt ergeben die sich einfach aus der Situation heraus. Eine Transplantantion hat ja den Sinn einem Menschen das Organ eines anderen Menschen zu geben. Nach Möglichkeit so lange wie irgendwie möglich, bestmöglich ein langes Leben lang. Dieses Organ wird trotzdem immer das Organ einer anderen Person sein allso muss ich eben, solange ich dieses Organ einer anderen Person haben möchte, die entsprechenden Medikamente nehmen die mein Immunsystem soweit beeinträchtigen, dass die natürliche Abstoßung von "Fremdkörpern" (dazu zählen eben auch Fremdorgane) unterbunden wird. Jetzt ist ein Immunsystem keine Handelspartner wo ich mich hinsetzen kann und sagen kann: "Also was das Fremdkörper abstossen angeht simma uns einig, das stellen wir ein, wogegen wir alles andere beibehalten..." sondern ich hab halt grobgesagt die Wahl zwischen Immunsystem ON/OFF. Und fehlendes Immunsystem bedeutet halt mal jeden Mistschnupfen hilflos ausgesetzt zu sein bzw. auf Medikamente zurückgreifen zu müssen wo sonst eben das normale eigene Immunsystem die Arbeit erledigt hat usw... Aufgrund des Lungenproblems muss meine Freundin selbst bei für die meisten Leute eher harmlosen Dinge wie z.B. leichter Schimmel irgendwo in einer Ecke einer Gartenhütte (worauf man halt normalerweise gar nicht achtet) extrem aufpassen da sich dieser in der Lunge festsetzen kann was bei einem gesundem Menschen wegen ein paar Minuten Aufenthalt eigentlich nicht passiert.
Aber jetzt verglichen mit dem Zustand vorher wo sie ständig hoffen musste, dass ihr die noch halbwegs funktionierende Lunge nicht plötzlich zusammenfällt (was immer wieder mal passiert ist) bzw. selbst spazierengehen eine Qual war, sie nicht mehr arbeiten konnte usw... empfindet sie selbst ihre Lebensqualität (jetzt ca. 1 Jahr nach der Transplantation) definitiv um ein vielfaches erhöht.
Edit: Zum Thema Tod selbst, mein Partner weiss, dass ich nicht an Seele usw... glaube. "ICH" bin mein Bewusstsein, gebildet aus miteinander arbeitenden Gehirnzellen, zuständig für Emotionen usw... Funktioniert das alles nicht mehr bin ich nicht nur tot, sondern dann ist gar nichts mehr, ich bin nicht mehr, also kann ich auch nichts sein. Dementsprechend weiss er auch das mir begräbnistechnisch so ziemlich alles egal ist, weil als nicht existierendes "Ich" kann ich mich auch nicht mehr dafür interessieren wie ich begraben werde. ^^ Was das Thema Testament anbelangt gibts nicht viel zu regeln, da ich all mein Geld in das Haus meiner Großtante gesteckt habe. Mein Partner bekommt natürlich selbst in das Haus investiertes Geld zurück abzüglich der üblichen glaube 5% Abnutzung. Generell haben wirs ohnehin so aufgeteilt, dass er lieber diverse High Fi Geräte usw... bezahlt hat, die ja auch transportabel sind, wogegen Fixeinbauten und Renovierung auf mein Konto gingen.
Einzig in so Ausstellungen wie Körperwelten muss ich nicht rumstehen, rein logisch ist es egal, aber kommt mir einfach komisch vor und hat ja jetzt auch nicht wirklich medizinischen Nutzen. Rumschnippelnde Medizinstudenten wären mir dagegen wieder egal.