Seelenprostitution/ Seelenvermietung/ Gefühle des Thera

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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metropolis
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 09:35

Mit Schwarz-Weiß-Malerei ist doch niemandem geholfen. Den Kindern nicht, dir als Patientin nicht und dir als Tochter auch nicht.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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montagne
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 09:35

Wer sagt denn, dass Mütter ihre Kinder IMMER Lieben müssen? Das globale Gefühl muss Liebe sein, aber situativ, immer?
Einer der bedeutensten Kinderanalytiker (Winnicott) zählte "14 gute Gründe für Mütter, ihre kinder zu hassen" auf. Ich glaube in dem Aufsatz Hass in der Gegenübertragung. Kinder brauchen zum emotionlaen reifen, den hass ihrer Mutter und sie müssen ihre Mutter auch hassen dürfen. Sie müssen lernen, das der Hass der Mutter sie nicht zerstört, damit sie selbst Hass zulassen können. Wenn das nicht gelingt, hat Mensch ein echtes Problem. Wenn man dann doch noch Glück hat, kann man das in der therapeutischen Beziehung nachholen. Man wird den Therapeuten unweigerlich dazu bringen früher oder später Hass oder Wutgefühle für einen zu empfinden, situativ. JEDES gefühl muss in der Mutter-Kind-Beziehung vorkommen um für das Kind bewusst, präsent, nutzbar sein zu können. und so muss auch jedes gefühl in der TherapeutIn-KlientIn-Beziehung vorkommen. Insofern ist die/der Thera schon Mutterersatz.

Aber eben "nur" Ersatz, nicht das Original. Und weil es eben ein Ersatz für Muttern ist, ist man als KlientIn vllt. auch ein Kind-Ersatz. Und statt dann, wie das echte Kind, Muttern im Alter zu pflegen, sich um sie zu kümmen, jeden Sonntag brav nach Hause zu kommen und Mutters Kuchen zu essen, so gibt man als Ersatz Geld.
Es ist ja nicht so, das die Mutter-Kind-Beziehung frei von Erwartungen und materiellem Tausch ist. Es gehört zu einem guten intergenerationalen Verhältnis, das sich die Kinder auch irgendwann um ihre Eltern kümmern, selbst pflegen, Pflege bezahlen, besuche, das alles kostet Zeit und Geld.
Viele hier werden dann mit ihren Eltern vllt. nicht machen, weil sie eben kein gutes Verhältnis zu ihren Eltern haben oder weil die Eltern nicht mehr leben. Und das sind ja auch die Gründe warum man in die Therapie geht und eine Ersatzmana, also einen Ersatz zum erlernen basaler Gefühle braucht. Und als gegenleistung eben Geld im Hier und Jetzt, statt das versprechen in der Zukunft für Muttern da zu sein.

Nur bei einer guten Mutter würde auch niemand auf die Idee kommen, zu sagen, sie verkauft ihre Seele um später einmal jemanden zu haben, der sich um sie kümmert, der sie lieb hat. Obwohls ja doch irgendwo so ist, wenn man diese Lesart anwenden will.
Weil es doch in jeder Beziehung, auch der Paarbeziehung oder Freundschaft um Geben und Nehmen geht, auch uns insbesondere emotional. Das ist doch der Grund, warum wir überhaupt Beziehungen wollen. Und das ist gut so.
amor fati

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estelle
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 11:51

Violetta 2009 hat geschrieben: Es ist ein Teil des "hinreichend guten Analytikers",dass er genauso wie die " hinreichend gute Mutter"
auch manchmal den Säugling haßt-er auch manchmal den Patienten haßt.
Diese Theorie hat ein Mann erfunden.Wäre Freud eine Frau gewesen,wäre so eine Theorie niemals
zustande gekommen!


Typisch Mann!Von nichts eine Ahnung!

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carö
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 12:35

@violetta... das ist echt stammtischniveau, sorry... enttäuschung hin oder her.
Zuletzt geändert von carö am Mo., 22.02.2010, 12:44, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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carö
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 12:41

@moni und vlö...


eure beiträge kann ich voll und ganz unterstreichen und ich habs wirklich auch am eigenen leib---> seele erlebt, wie das ist, wenn einem klar wird, dass auch der geliebte analytiker einem gegenüber, sachte ausgedrückt, ziemlich ambivalente gefühle erlebt.

mich hat aber weitergebracht, dass wir trotzdem diese schweren zeiten durchgestanden haben. ich habe gelernt und erlebt, dass eine beziehung schwierigen gefühlen sowohl bei mir als auch bei ihm standthalten kann. und das stärkt sehr das vertrauen. zuviel idealisierung führt irgendwann zwangsläufig zur desillusionierung.. ja und wenn sie dann da ist, dann tut das verdammt weh... dass man aber dennoch offen bleiben kann und schwieriges zusammen aushalten kann... diese erkenntnis, dieses gefühl bedeutet mir sehr viel...

LG
caro
Zuletzt geändert von carö am Mo., 22.02.2010, 12:45, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 12:43

Violetta 2009 hat geschrieben: Es ist ein Teil des "hinreichend guten Analytikers",dass er genauso wie die " hinreichend gute Mutter"
auch manchmal den Säugling haßt-er auch manchmal den Patienten haßt.
Diese Theorie hat ein Mann erfunden.Wäre Freud eine Frau gewesen,wäre so eine Theorie niemals
zustande gekommen!


Typisch Mann!Von nichts eine Ahnung![/quote]

Sorry, aber ich denke, du verdrängst hier einfach Tatsachen, nämlich daß Kinder einfach anstrengend sind und teilweise auch mutwillig provozieren. Und da ist es natürlich, auch mal Frustration und auch mal zeitweise daraus resultierend heftige Abneigung zu empfinden.

Wenn du behauptest, daß dir das nie passiert ist, dann würde ich vorschlagen, daß du beim Vatikan beantragst, dich heilig sprechen zu lassen.... Für mich kommst du jedenfalls mit deinem überzogenen Anspruch nicht glaubhaft rüber. Und schon gleich dreimal hilft das nicht, den betroffenen Müttern irgendwelche sinnvollen Strategien an die Hand zu geben damit umzugehen.

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estelle
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 13:28

münchnerkindl hat geschrieben: Wenn du behauptest, daß dir das nie passiert ist, dann würde ich vorschlagen, daß du beim Vatikan beantragst, dich heilig sprechen zu lassen...
Das natürlich nicht,aber ich finde es auch unmöglich darüber(Säuglinge ab und an hassen
zu müssen) eine psychologische Theorie zu entwickeln.

Muß allerdings zugeben,dass ich sehr lange mit Ordensfrauen zusammengearbeitet habe und dass mich das
sicher etwas geprägt hat .

Violetta.

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TimpeTe
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 13:40

Hallo @ all

Jedes verleugnete Gefühl beginnt irgendwann ein Eigenleben zu führen. Was gefühlt ist, muss noch lange nicht ausgelebt werden. Sonst wären wir vermutlich alle tot, und meine Kinder wären wieder zu Spermien zurückmutiert. Ich liebe meine Kinder und ich liebe noch viele andere Menschen, aber das bewahrt mich in keinster Weise davor,sie nicht manchmal "auf den Mond schiessen" zu wollen. Gefühle unterliegen dem Gesetz der dualität des Lebens und das ist auch gut so. Wo bliebe da des Lebens Würze, wenn dem nicht so wäre...Ein einzig Volk von ausschliesslich Liebenden oder Hassenden..Ein grässlicher Gedanke. Ein Hoch auf die Vielfalt unserer Gefühlswelt. Jaaaaa, ich gebs zu ich bin ein Gefühlsjunkie...da können mir noch hunderte Theorien zu chemisch..logischen Abläufen im Gehirn angeboten werden..Ich bin zwar Atheistin, aber in muss doch noch ein Götterglaube schlummern. Ich will mir die Mystik von Liebe und Hass nicht nehmen lassen. Darauf basieren die schönsten Opernwerke...

So...ich muss...ein Gruss zu euch...medusa
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)


montagne
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 13:40

@Violetta: Der katholischen Kirche spreche ich jegliche Kompetenz ab, mit Gefühlen wie Hass und Aggressionen umzugehen. Die aktuellen, und leider ganz und gar nicht neuen, Medienberichte über körperlichen und sexuellen Missbrauch, auch von Ordensfrauen (!) in Institutionen der kathloschen Kirche sprechen doch dafür, das DIE sicher keinen gesunden Umgang mit solchen Gefühlen, die nun mal da sind, haben.
Gibt ja nicht wenige, die glauben, das die Unterdrückung aggressiver und sexueller Regungen zu solchen Auswüchsen führt. DAS finde ich nicht nur unmöglich unmenschlich, sondern derart empörlich, das mir dafür einfach die richtigen Worte fehlen.

@carö:Hm ja, empfinde ich ganz genauso, dass es mich weiter gebracht hat, mich richtig von Ängsten befreit hat dies zu sehen, zu spühren, das meine Therapeutin solche negativen Gefühle für mich empfindet UND mich trotzdem mag und sehr respektiert. Oder andersrum, dass sie mich respektiert und mag, trotzdem solche negativen gefühle für mich hat, die aber das positive in IHR nicht zerstören können.
Denn die Angst vor Nähe, ist doch nichs anderes, als die Angst vor Enttäuschung, vor Desillusionierung. Und diese Angst hat man eben nur so lange, wie man an Täuschung und Illusion fest hält, statt sich in die realität und das bunte Leben zu stürzen. Und zum bunt sein gehören eben auch die dunklen Farben dazu.
amor fati

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Dunkle
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 13:47

Violetta 2009 hat geschrieben:aber ich finde es auch unmöglich darüber(Säuglinge ab und an hassen zu müssen) eine psychologische Theorie zu entwickeln.
Sag mal Violetta, warum musste es ausgerechnet eine Psychoanalyse sein, Deine Therapie? Wenn du dich doch in keinster Weise mit diesen "unmöglichen" Männertheorien anfreunden kannst??

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estelle
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 14:27

Dunkle hat geschrieben:Sag mal Violetta, warum musste es ausgerechnet eine Psychoanalyse sein, Deine Therapie? Wenn du dich doch in keinster Weise mit diesen "unmöglichen" Männertheorien anfreunden kannst??
1.Der Therapeut wurde mir wegen eines psychosomatischen Leidens von meinem Arzt empfohlen.

2.Befand ich mich in einer Krise und mir war das da ziemlich egal welcher Therapeut und welche
Therapieart ich bekam,hauptsache es kümmerte sich jemand um mich.

3.Ich hatte keine Ahnung von Therapie,von Psychoanalyse schon garnicht,wurde mir auch nicht
erklärt,ich hatte ein anderes Fach studiert und der Therapeut ging höchstwahrscheinlich davon
aus,dass ich Ahnung hätte. Hatte aber während meines Studiums nur ein paar Begriffe über
Psychoanalyse gehört.War leider ein Mißverständnis.

4.Meines heutigen Wissens nach wäre eine systemisch lösungsorientierte Therapie sicher besser
gewesen und hätte zur Lösung meiner sehr konkreten Probleme führen können.

5.Könnte ich heute die in Punkt 4 erwähnte Therapie noch machen,zahlt nur leider die Kasse nicht.

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estelle
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 22:30

metropolis hat geschrieben:Die Liebe zu den Kinder HAT Bestand, komme was wolle, sie ist bedingungslos und unumstößlich. Aber Liebe schließt eventuelle Abneigung nicht aus.
Ich hab mir das gerade noch mal durchgelesen Metropolis.

Die Liebe zu meinen Kindern schließt eventuelle Abneigung für mich aus.
Ich kann vielleicht etwas nicht gut finden was meine Kinder gerade gesagt oder getan haben,
aber deswegen empfinde ich keine Abneigung meinen Kindern gegenüber.
Das heißt,deswegen ist nicht gleich das Kind schlecht,sondern es hat vielleicht gerade
nur etwas getan was ich nicht gut finde.

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Lemone
Helferlein
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Beitrag Di., 23.02.2010, 01:32

Violetta 2009 hat geschrieben: Danach wird auch heute noch therapiert-ich halte das alles für überholt,da wird einem außerdem ja
auch glatt als Mutter unterstellt,dass man ab und zu seine Kinder haßt,was für ein Schwachsinn!
da schließe ich mich an. Ich habe NIEMALS mein Kind gehasst.
Violetta 2009 hat geschrieben: Ich kann vielleicht etwas nicht gut finden was meine Kinder gerade gesagt oder getan haben,
aber deswegen empfinde ich keine Abneigung meinen Kindern gegenüber.
Das heißt,deswegen ist nicht gleich das Kind schlecht,sondern es hat vielleicht gerade
nur etwas getan was ich nicht gut finde.
Genau! Ich finde es nicht gut wenn mein Kind etwas macht, was mir nicht gefällt oder wenn ich 10 mal wiederholen muss, dass es ins Bett gehen soll, ich bin zwar sauer, aber deswegen hasse ich mein Kind doch nicht!

Es ist erschreckend wenn ich lese, dass eine Mutter ihr eigenes Kind hasst...

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metropolis
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Beitrag Di., 23.02.2010, 07:34

Lemone hat geschrieben: Genau! Ich finde es nicht gut wenn mein Kind etwas macht, was mir nicht gefällt oder wenn ich 10 mal wiederholen muss, dass es ins Bett gehen soll, ich bin zwar sauer, aber deswegen hasse ich mein Kind doch nicht!

Es ist erschreckend wenn ich lese, dass eine Mutter ihr eigenes Kind hasst...
Na dann viel Spaß in der Pubertät...
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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metropolis
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Beitrag Di., 23.02.2010, 07:43

Violetta 2009 hat geschrieben:deswegen ist nicht gleich das Kind schlecht,sondern es hat vielleicht gerade
nur etwas getan was ich nicht gut finde.
Es hat niemand behauptet dass ein Kind schlecht ist, oder gar per se hasseswert. Ganz im Gegenteil. Aber gerade in der Pubertät testen Teenager ihre Eltern, indem sie Hass/ Abneigung in ihnen hervorrufen. Das ist notwendig um sich von den Eltern abzunabeln und um herauszufinden, ob die Eltern-Kind-Beziehung schweren Konflikten standhält.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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