Soll ich mit Psychoanalyse weitermachen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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estelle
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Beitrag Di., 09.03.2010, 07:17

ausgefuchst hat geschrieben:Aber von PA sollte man sich echt nicht so diese Vorstellung machen, dass das alles total super ist.

Es ist doch weitaus mehr mit einer hochaggressiven Chemotherapie vergleichbar, allerdings im psychischen Bereich.
Ja,ausgefuchst unter Chemotherapie gehts einem erstmal schlecht und viele Patienten müssen sich übergeben,
aber Chemotherapie besiegt den Krebs und den Tod und verlängert das Leben und man kann sich davon auch
wieder erholen,schneller wahrsheinlich als von Psychoanalyse.

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Jesusechse
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Beitrag Di., 09.03.2010, 07:36

Ja, violetta da kann ich Dir nur Recht geben.

Das Schlimme an PA ist, dass generell davon ausgegangen wird, dass man ewig auf Behandlungserfolge warten muss. Wenn es einem also sterbensschlecht geht, kommt der PA nicht ins Schwitzen. Der hält dieses Belastungsniveau jahrelang durch. Aber der Patient nicht.

Ich war teilweise in einer so katastrophalen Verfassung, dass das nicht mehr zu verantworten war. Der PA hat weitergemacht, wie auch seine Kollegen, zu denen ich mit der Zeit gewechselt hat.

PA merken nicht mal, wenn ihre Patientin drauf geht.

Silence hat mir ja 'ne PN geschrieben. Sie ist mit PA zufrieden. Ich war's nicht und sehe es als nicht verantwortbar, wenn Therapieen viele Jahre lang dauern und hochfrequent mit 3 bis 4 Termine durchgeführt werden. Das ist kein normales Leben mehr, sondern eins in massiver Anbindung, wenn nicht sogar Abhängigkeit zur Therapie. Ich finde es unverantwortlich als Therapeut, von einem Menschen so einen Einsatz seiner persönlichen Resourcen abzuverlangen.

Ich sag's mal so: Das Leben ist zum Leben da und nicht um es zu analysieren! Es spielt sich auch draußen und unter den normalen Menschen ab, nicht in einem Thera-Zimmerchen mit einem weltfremden Menschen in seinem analytischen Elfenbeinturm.

In meinem Job z.B. würde das gar nicht gehen, soviel Zeit für Therapie zu haben. Es geht auf keinen Fall, wenn man irgendwo Karriere machen will.

GLG

ausgefuchst

PS PA ist mit sovielen Nachteilen behaftet, dass der Aufwand eigentlich nur bei schwerkranken Leuten gerechtfertigt wäre. Diese aber wiederrum sind für eine PA nicht belastbar genug. Da frage ich mich dann, wo sie denn überhaupt noch sinnvoll eingesetzt werden könnte. Meines Erachtens gar nicht. Freud ist im Grab und seine klassische PA hätte er doch besser mitgenommen.

Ja, man kann es so sehen: Freud war der Begründer der modernen Psychotherapie.

Man kann aber auch sagen, Freud war ein blutiger Anfänger. Daher: Wir sind heute mit modernen Therpiemethoden bei weitem effizienter unterwegs.

Ich persönlich hoffe einfach drauf, dass die Krankenkassen es mal aus dem Leistungskatalog rausschmeißen. Ich seh' auch nicht ein, warum soviel Geld bezahlt werden soll, wo wir Therapiemethoden haben, die viel schneller erfolgreich arbeiten. Rausgeworfenes Geld aus meiner Sicht und da bin ich nicht allein.

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estelle
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Beitrag Di., 09.03.2010, 08:13

ausgefuchst hat geschrieben:Wenn es einem also sterbensschlecht geht, kommt der PA nicht ins Schwitzen. Der hält dieses Belastungsniveau jahrelang durch. Aber der Patient nicht.
Schlimmer noch der PA merkt es nicht mal wenn es einem schlecht geht,mein PA sagte er könne mich ja nicht
sehen wenn ich auf der Couch liege.
ausgefuchst hat geschrieben:Freud ist im Grab und seine klassische PA hätte er doch besser mitgenommen.


Manchmal frage ich mich,ob er es sogar genossen hat,dass es mir schlecht ging,vielleicht hatte er einen Haß
auf Frauen oder auf Klienten oder auf psychisch Kranke.

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SamuelZ.
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Beitrag Di., 09.03.2010, 08:25

Mal eine Frage zum Thema Trauma:

Kann ein Therapeut so einfach feststellen, ob jemand ein Trauma hat oder nicht? Ich habe rund 40 Stunden PT hinter mir, reicht das für eine Diagnose?
Oder müssten da spezielle Tests durchgeführt werden?

lg sandy

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metropolis
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Beitrag Di., 09.03.2010, 08:36

@violetta, ausgefuchst

Sagt mal, wollt ihr beiden nicht einen eigenen Thread aufmachen? Euer Kreuzzug gegen die PA passt nun wirklich nicht mehr hier rein.

Sandy hat sich bereits für die Analyse entschieden, zumindest für ein paar Probestunden.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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metropolis
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Beitrag Di., 09.03.2010, 08:47

Erdbeermütze hat geschrieben:Die Thera von Wildwasser, hat letztens noch gesagt, bei Depressionen hilft PA überhaupt nichts.
Von solchen Pauschalisierungen kann man nicht viel halten. Es gibt sicher eine Menge depressive PA-Patienten, denen geholfen werden konnte. Ich bin nur ein Beispiel, und ich bin garantiert nicht die einzige.
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Beitrag Di., 09.03.2010, 08:55

Da fällt mir spontan ein: Tilman Moser berichtet über seine Erfolge mit PA seine Depressionen zu bekämpfen: Lehrjahre auf der Couch.

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metropolis
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Beitrag Di., 09.03.2010, 09:04

Mir kommt es so vor, als würden hier viele vermuten, dass es irgendwo DEN Königsweg aus der Depression gibt. Man muss nur die richtige Therapieform wählen, man muss die richtigen Antidepressiva schlucken oder man muss die vermeintlichen Ursachen eliminieren. Ein paar Knöpfe gedrückt und schon verschwindet sie. Aber weder Medikamente, noch Stressreduzierung oder eine angeblich für Depressionen geeignete Therapie können garantieren, dass man geheilt wird.
DEN Königsweg gibts einfach nicht. Mir hat die PA geholfen, warum sollte man ausschließen dass es Sandy auch helfen könnte, weil hier und da jemand behauptet hat, dass dies doch gar nicht funktionieren kann.
PA ist doch nun wirklich nicht die Holzhammer- oder die Tiefkühlmethode, so wie man es hier darstellt.

Ich meine gut, schwerst Depressive und Suizidale sind wahrscheinlich tatsächlich nicht in der Lage, sich intensiv mit traumatischen Ereignissen aus der Vergangenheit zu beschäftigen. Sie sollten erst eine PA beginnen wenn sie stabilisiert sind, das ist richtig.

Aber Sandy hat doch selbst gesagt, dass sie eher gleichbleibend depressiv auf einem relativ schwachen Niveau ist. Sie beschäftigt sich mit ihrer Vergangenheit, möchte dies sogar intensivieren, weil sie ein Bedürfnis danach hat. Das zeigt doch deutlich, dass sie stabil genug für eine PA ist. (Sorry, Sandy dass ich in der dritten Person über dich spreche, macht man ja nicht)
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metropolis
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Beitrag Di., 09.03.2010, 09:08

Therapie ist doch immer auch eine Glaubenssache. Wenn man überzeugt ist, dass es nicht funktionieren wird, dann funktioniert es auch nicht.
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estelle
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Beitrag Di., 09.03.2010, 09:17

metropolis hat geschrieben:Sie sollten erst eine PA beginnen wenn sie stabilisiert sind, das ist richtig.
Und wenn es dir in der PA mal schlecht geht,dein Psychoanalytiker könnt dich dann nicht stabilisieren und
was dann?

Ich bin immer davon ausgegangen dass ein Psychoanalytiker das doch auch können muß.

Dann muß man in einer akuten Krise ja noch einen anderen Therapeuten hinzuziehen, wenn Psychoanalytiker
sowas nicht können oder anscheinend nicht wollen und einen voll durchhängen lassen.

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SamuelZ.
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Beitrag Di., 09.03.2010, 09:22

Morgen Metro,
ich habe die Hinweise von ausgefuchst und violetta dankend angenommen, denn sie machten mich auf Fragen aufmerksam, die ich für mich (oder zusammen mit dem Thera bzw. Analyt ) klären muss.

Letztendlich habe ich heute Morgen jedoch den Eindruck gewonnen, als sei das Thema in diesem Thread etwas von meinem speziellen Fall etwas abgerückt. Mir geht es darum, herauszufinden, ob PA FÜR MICH der richtige Weg sein könnte. Hierzu müsste man sich dann die Posts von mir durchlesen, die sich mit meiner Situation befassen und auf den ersten Seiten des Threads zu finden sind.

Es geht mir nicht darum, eine Debatte um die Sinnhaftigkeit/Schädlichkeit von PA im allgemeinen anzustoßen. Dies wäre Thema für einen gesonderten Thread.

Kurzum: Fühle mich mit meinem Anliegen in diesem Thread ein wenig in die Ecke gedrängt.
Aber: Eine Entscheidung für ein Erstgespräch habe ich ja bereits getroffen.
Problem: Jetzt muss ich noch den Mut haben bzw. die Widerstände überwinden, die mich davon abhalten, endlich mal den Telefonhörer in die Hand zu nehmen und bei dem Analytiker anzurufen.....

Bräuchte jetzt also etwas Ermutigung bzw. Tipps, wie ihr diese Widerstände erkannt und bekämpft habt.

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metropolis
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Beitrag Di., 09.03.2010, 09:24

Natürlich gehts mir auch mal schlecht, manchmal auch sehr schlecht und mein Therapeut ist sehr wohl in der Lage, in dieser Situation auf mich einzugehen, sich um mich zu kümmern und das Tempo ein wenig zu drosseln. Es ist ja nicht jeder Analytiker so inkompetent und gefühlskalt wie deiner(zumindest nach dem was du so behauptest).

Aber die Themen, die wir behandeln, sind eben keine netten stabilisierenden Seelsorgerplaudereien. Da geht es schon richtig zur Sache, wenn ich das zulasse. Es gibt psychische Zustände, da ist man diesen Brocken noch nicht gewachsen.
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estelle
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Beitrag Di., 09.03.2010, 09:28

metropolis hat geschrieben:mein Therapeut ist sehr wohl in der Lage, in dieser Situation auf mich einzugehen, sich um mich zu kümmern und das Tempo ein wenig zu drosseln.
Da bin ich aber sehr beruhigt um dich!
Einen schönen Tag noch(muß jetzt erst mal los).

Liebe Grüße,
Violetta.

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metropolis
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Beitrag Di., 09.03.2010, 09:30

SandyP. hat geschrieben:
Bräuchte jetzt also etwas Ermutigung bzw. Tipps, wie ihr diese Widerstände erkannt und bekämpft habt.
Ich wäre da kein guter Ratgeber. Ich habe mehrere Monate gebraucht um meinen Analytiker erstmals anzurufen.

Aber, Sandy, denk doch mal an die langen Wartezeiten, die die meisten haben. Je länger du wartest, umso später wird deine Analyse beginnen. Du wolltest doch nahtlos an die deine alte Therapie anknüpfen, oder? Also ran an die Buletten.
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Theodor Storm

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carö
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Beitrag Di., 09.03.2010, 09:42

Bräuchte jetzt also etwas Ermutigung bzw. Tipps, wie ihr diese Widerstände erkannt und bekämpft habt.
hallo sandy,

viell. hilft dir, dir vorszustellen, was du willst, suchst und wünschst... dem kommst du näher, indem du einen schritt in diese richtung machst. also: tel.hörer in die hand.. satz mit terminwunsch "stammeln".. alle gedanken, wie wirke ich, ich muss einen guten eindruck machen,etcetc. mal eine augenblick über bord werfen...

und dann.. dann siehst du dir den typen mal an... gefällt er dir und beantwortet deine fragen, GUT! wenn nicht, suchst du weiter.

andere möglichkeit wäre, dich zu fragen, was schlimmstenfalls passieren könnte beim anruf... dass du in ohnmacht fällst, kollabierst, wortlos auflegst, gleich von smilla redest und er nicht weiss wie ihm geschieht oder dass du völlig unterkühlt daherkommst oder sonst was.. was auch immer.. es kann nie so schlimm sein in wirklichkeit, wie in deiner vorstellung. durchatmen, schlimme gedanken beiseite schieben, telefonhörer in die hand.. hören, was der typ in der leitung sagt, antworten...

nur mut!

LG
caro
Zuletzt geändert von carö am Di., 09.03.2010, 09:45, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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