Guten Morgen!
Eine schöne Diskussion, die zum Nachdenken und Position beziehen einlädt!
Irrlicht hat geschrieben:Ich kann meine Aufmerksamkeit, meine Energie nur auf eine begrenzte Anzahl von Aktivitäten und Personen richten. Wirds mir zuviel, werde ich niemandem mehr gerecht, am wenigsten wohl mir selbst.
ich würde deine aussage gern präzissieren. ergänzen um das wörtchen
gleichzeitig. denn wenn ich meine aufmerksamkeit und energie auf die eine person richte, die gerade zeit mit mir verbringt, dann kann ich sowohl dieser person gerecht werden, als auch meinen eigenen ansprüchen. wenn ich person a im kopf(oder im gefühl) habe während ich zeit mit person verbringe, dann unterschreibe ich deine aussage zu 100 %.
Toughy hat (denke ich) gut verstanden, wie ich das mit der Energie für verschiedene Menschen meine. Dabei gehts mir gar nicht primär darum, Person A bei Anwesenheit von Person B auch im Kopf zu haben (obwohl ich das ganz sicher bei einem Techtelmechtel hätte und mir dieser Umstand allein dadurch keinen Genuss brächte), sondern ich kann nicht mehrere Lieben (oder wie auch immer) gleichzeitig leben. Mir werden schon manchmal Freundschaften "zu viel", weil mich Gespräche etc eben nicht nur entspannen, mir "etwas geben", sondern weil ich meine Auszeiten brauche, es mich manchmal anstrengt und mir ab einem gewissen Punkt zuviel an Nähe und Interaktion wird.
Das, Vienna, scheint bei Dir anders zu sein: Du kannst zwischen den Menschen und Deinen Gefühlen zu diesen, Deine Gedanken um Geschehenes besser switschen. Ist Situation x gewesen, hast Du schneller als ich wieder Energie für eine neue Situation (zB mit Deiner Frau).
Dies könnte ein grundlegender Persönlichkeitfaktor sein, der den einen für eine o.b. und den anderen für eine monogame "prädestiniert" (zumindest eine Grundlage für die Lebbarkeit legt)?
denn auch wenn ich eine person zwei, dreimal im jahr treffe, viellicht auch mehr als worte austausche, dann ist das für mich keine nebenbeziehung.
Wäre es für mich, denn ich würde ja emotional und gedanklich diese Person in mein Leben integrieren.
Irrlicht hat geschrieben:...Ich zwinge meinen Mann zu nichts...Im Moment denke ich eben, dass ich nicht mehr mit ihm leben möchte, wenn er andere Liebesbeziehungen haben wollte.
da ich davon ausgehe, dass du diese grenze auch deinem mann kommunizierst, empfindest du dies nicht als (vielleicht versteckten) zwang in eurem aktuellen modell?*lächel*
Es ist eine von uns beiden akzeptierte Vereinbarung, die wir freiwillig getroffen haben. Dabei geht es ganz stark um die Freiheit, entscheiden zu dürfen.
Zudem ist dieses Statement ja nicht als Drohung o.ä. zwischen uns ausgesprochen worden. Es wurde uns einfach in den ersten Jahren unserer Beziehung in Gesprächen klar, dass wir uns beide sexuelle Treue aus den Gründen x wünschen.
Ich glaube auch nicht, dass bei einem erstmaligen sexuellen Kontakt mit einem anderen Menschen sofort die Koffer gepackt würden (täte ich jedenfalls nicht). Ich würde schauen wollen, was sich verändert hat, wo es Unzufriedenheiten gibt und was wir auf unserer Beziehungsebene anders leben sollten. Nicht akzeptieren würde ich wie gesagt zum jetzigen Zeitpunkt den Wunsch nach einer o.b. .
welche paarbedingten konflikte meinst du? oder besser, welche konflikte in einer monogamen beziehung kann es geben, die man in einer offenen nicht auch haben könnte?
Naja, ich kann nur unterstellen, denn ich habe nie eine o.b. gelebt:
Von unseren Konflikten ausgehend - zwischen uns kracht es von Zeit zu Zeit, wenn sich einer ungesehen in seinen Bedürfnissen fühlt, sich nicht anerkannt fühlt. Das Sehen des anderen ist mMn das schwierigste innerhalb einer Beziehung. Schnell denkt man am anderen vorbei, Bedürfnisse sind verschieden, Bedürfnisse durchzusetzen ist persönlichkeitsbedingt verschieden und Kommunikation gelingt keineswegs immer.
In einer monogamen Beziehung hat man keine "Hintertürchen" für das Ausleben des Egos, kann solche Konflikte nicht einfach verlagern, indem man bei anderen Menschen für sich sorgt. Das kann durchaus ein großer Vorteil der o.b. sein, ist das Bewusstsein, dass der Partner nicht für das eigene Wohlbefinden verantwortlich ist, präsenter als in einer geschlossenen Beziehung - hier erfordert das deutlich mehr Arbeit (an sich selbst), für sich selbst verantwortlich zu sein und das Bewusstsein dafür zu haben, was tatsächlich Beziehungsebene ist und was man mit sich selbst ausmachen muss.
an dieser stelle muss ich widersprechen. ich habe in der zeit der o.b. weit mehr reflexion betrieben als in monogamen zeiten, weil ich versuchte mich bei meinem handeln zu beobachten, iene meta-ebene zu erreichen, in der ich mir die frage stellen kann: warum verbringe ich zeit mit person a, versuche ich etwas zu kompensieren? aus diesen gründen habe ich nicht eine o.b. geführt, nein, eher im gegenteil....weil ich(wir) viel zu geben hatten
Das nehme ich Dir so nicht ab
Zum einen ist Reflexion IN einer Situation unheimlich schwer (zumindest erkennt man nur Bruchteile dessen, was da mit einem los ist), zum anderen wirst auch Du -wie jeder Mensch- Deine Motive beschönigen.
Mir gehts bei meinem monogamen Modell wohl um Angstvermeidung, Dir scheint es um hedonistische Motive zu gehen, die an sich auch eine Angstvermeidung darstellen. Aud deutsch: natürlich hast Du (Ihr) kompensiert. Aber das ist nicht wertend gemeint, denn jeder kompensiert, nur eben auf verschiedene Weisen.
und doch bin ich versucht zu fragen, nicht nur dich liebes irrlicht, wie denn in monogamen beziehungen mit unerfüllten wünschen umgegangen wird? kann man in einer herkömmlichen beziehung den wunsch äussern, dass man mal gern wieder das kribbeln spüren will, wenn man eine andere person als den partner küsste?
Hm.
Noch verspüre ich keineswegs den Wunsch nach einem Kribbelkuss mit jemand anderem. Es kribbelt naturgemäß nicht mehr so heftig wie früher mit meinem Mann, aber ich bin durchaus immer noch verliebt und spüre das manchmal ziemlich doll... (
obwohl ich ihn liebe).
Unerfüllte Wünsche ist so ein Ding.
Aussprechen kann man doch eigentlich alles? Ob es umsetzbar ist, ist eine Frage der Ressourcen und eben der Grenzen des anderen.
Und allgemein: Wie gehst Du denn mit unerfüllten Wünschen um? Wenn Dich die Kleine 5mal nachts weckt und Du den dringenden Wunsch nach Schlaf hast? ...man steckst weg, Hedonismus ist nicht alles
kann man in dieser beziehung offen, ohne schon durch das ausprechen des jeweiligen wunsches den partner zu verletzen, seine wünsche aussprechen, oder nimmt man sich oft aus liebe und konvention zurück....und ist ja doch glücklich mit dem was man hat?...bis die psyche zu klumpen beginnt, wie es goldbeere so schön ausgedrückt hat?
Bislang habe ich (wir) wie gesagt eben gar nicht den Wunsch nach sexuellen Kontakt mit anderen (vielleicht findet man mal jemanden attraktiv - aber noch war da kein quälender Umsetzungswunsch). Wenn es so wäre, müsste das ausgesprochen werden und geschaut werden, wies mit uns weiter geht.
und wie gehen menschen in monogamen beziehungen mit eifersucht um?warum gibt es diese in monogamen beziehungen überhaupt?
Ich weiß nicht, wie allgemein mit Eifersucht ungegangen wird. Wie bist Du denn damit einst umgegangen?
Mir fehlen da auch wohl Erfahrungswerte, ich spüre nämlich keine Eifersucht. Ich war schon mal neidisch, aber das ist - wenn auch ähnlich - ein anderes Egofeld.
Wenn mein Mann mir Grund zu Eifersucht gäbe (also meine Ängste aktivieren würde), würde ich das ansprechen und versuchen meine und die Beziehungsanteile zu sehen. Obs klappt und was bei rumkommt, kann ich ja dann im Fall der Fälle berichten
Würdest Du keine Eifersucht empfinden, wenn Deine Frau sich derartig verliebt, dass sie den anderen Dir vorzieht und geht? Wäre das nur Trauer, null Eifersucht?
Liebe Grüße,
Irrlicht