Nachbeelterung in der Therapie möglich?

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*AufdemWeg*
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Beitrag So., 04.12.2011, 16:52

Titus,

aber das WISSEN
wo man dich befindet
nämlich in einer Psychotherapie
meinst du
das kann derart ausgeblendet werden
dass kein drauf schauen von Aussen mehr möglich ist?
Okay, dass es zeitweise nicht möglich ist
das habe ich auch schon so erfahren
aber so grundsätzlich: nein.
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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Waldschratin
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Beitrag So., 04.12.2011, 16:55

AdW hat geschrieben:würde ich nun immer weiter darin verharren wollen
wäre das ja gleichbedeutend mit weiter im Leid verharren
aber leiden WILL doch niemand
und schon gar nicht wenn er in die Therapie geht?
Ich versuche da schon länger,das mal zu durchschauen,warum manche das so "haben" wollen... Es gelingt mir nicht.

Meine Freundin leidet definitiv auch,das kommt schon klar rüber.
Aber offensichtlich findet sie da genau das,was Titus beschreibt : solche "idealisierten Hochgefühle" von Geborgenheit und Zuwendung etc.

Eins ist mir schon einleuchtend : bei nem Thera ist sowas nicht ganz so "wackelig" und "verletzungsgefährdet",als wenn meine Freundin sich im RL ihre Zuwendung und Geborgenheit selber suchen müßte...

Aber wirklich verstehen tu ichs nicht...

Ich hab das bisher ein Mal erlebt,daß ich auch in so ne "Elternsache" reingerutscht bin.In meiner allerersten Therapie,die war stationär,mein Glück.Da war ich nicht ganz so lange an "Papa" gehangen.
Als ich dann entlassen wurde und alleine zuhause war,gings mir erst recht elend.
Und ich hab zugesehen,da schnellstmöglich rauszukommen!
Um nichts in der Welt möcht ich sowas - zusätzliches Leid und quälende Gefühle! - nochmal erleben.

Aber fragend bin ich doch,grad auch jetzt wieder,wo ich ne tiefenpsychologisch-fundierte Therapie anfange,weil da ja erst recht mit Übertragungen gearbeitet wird.
Und mein Thera hat schon ein bissl was "Papa"-Mäßiges.
Ich möcht mich da schon auch einlassen,"richtig",was Übertragungen angeht.
Aber was ist da gut,wo muß ich auf mich aufpassen,weil,s.o.:nochmal möcht ich nicht in so ne Abhängigkeit reingeraten...

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*AufdemWeg*
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Beitrag So., 04.12.2011, 16:57

Also ich gerate schon in massive Regressionen und Abhängigkeiten hinein
aber eben phasenweise
und ich komme immer wieder rauss
und auch dadurch auch weiter...
Aber es ist jedesmal fürchterlich anstrengend und jedesmal wenn ich wieder rauss bin
spüre ich erst wie anstrengend Regression und Abhängigkeit für mich war
bin dann regelrecht kaputt also energielos...
freiwillig DA drin bleiben

Hilfeeeeeeee
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stern
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Beitrag So., 04.12.2011, 17:05

flowerbomb: Niemand sagt, dass man sich wie ein Kleinkind verhalten soll, aber wenn man sich wie ein Kleinkind verhält und dieses Verhalten dann in der Therapie dadurch verstärkt wird, dass man das Kleinkind füttert, dann ist das ja indirekt eine Aufforderung "benimm dich hier ruhig wie ein kleines Kind, dann nehme ich dich an die Hand und schenke dir das, was du früher nicht bekommen hast"
Das ist eine falsche Vorstellung würde ich aus meinen Erfahrungen sagen. Es kann genauso sein, dass ordentlich Grenzen gesetzt werden, je nach Verhalten... (was ein kompententer Erwachsener ja auch tun würde...)... und ein kompenter erwachsener kann (selbst wenn er wollte) nicht uferlos Bedürfnisse seines Kindes erfüllen, sondern muss auch manches versagen (bzw. diese Erfahrung ist für kinder wohl auch wichtig, dass es nicht alles geben kann, was man sich denn so wünschen würde als Kind, was auch nicht Vernachlässigung heißt).
Zuletzt geändert von stern am So., 04.12.2011, 17:11, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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Waldschratin
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Beitrag So., 04.12.2011, 17:10

Aber es ist jedesmal fürchterlich anstrengend und jedesmal wenn ich wieder rauss bin
spüre ich erst wie anstrengend Regression und Abhängigkeit für mich war
bin dann regelrecht kaputt also energielos...
Wie kriegt man`s dann halbwegs "kräfteschonend" hin,mit dieser Übertragerei?

Bisher hab ichs mir größtenteil schlicht und einfach "verboten",eben wegen zu hoher zusätzlicher Verletzungsgefahr.

Ich meine,ich bin nicht mehr wie damals Anfang 20,hab also da auch schon dazugelernt (hoffentlich ) und wer weiß,tu ich mich dadurch jetzt auch leichter.
Ich merk auf jeden Fall aber meine innere Bereitschaft,das jetzt auch mal ausprobieren zu wollen,wie das mit der "richtigen" Übertragerei sich auswirkt,wie es mir geht damit und ob ich davon profitieren kann.

Aber ich hab inzwischen ja auch schon gelernt,meine kindlichen Defizitgefühle und Bedürfnisse selber zu versorgen,kann manches auch mal aushalten und anerkennen,brauch nicht immer so-fort und gleich ne Befriedigung.

Trotzdem : in ne Abhängigkeit möcht ich nicht...
Wie du schreibst : kostet unheimlich viel Kraft und bringt herzlich wenig...

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*AufdemWeg*
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Beitrag So., 04.12.2011, 17:12

Dass es wenig bringt kann ich nicht sagen
ganz im Gegenteil
ich konnte gerade dadurch unheimlich viel über mich erfahren
aber es ist sau anstrengend und ich hatte unheimlich Angst
dass es niemals wieder anders werden würde
also zumindest ich empfinde es so
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flowerbomb2
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Beitrag So., 04.12.2011, 17:13

Hmm Waldschratin, mir hat es gebracht, mich überhaupt erst richtig öffnen zu können und so konnte sie mir erst helfen. Für mich war es hilfreich..

Wie man das ordentlich hinkriegt: du weißt ja selbst, dass es nicht besonders ratsam ist, sich was komplett zu verbieten innerhalb der Therapie. Und bei dir weiß ich, dass du dein Schutz und dein mittlerweile vllt gesunde Misstrauen nie komplett aufgeben würdest, so wie ich auch, deshalb sehe ich bei dir ehrlich gesagt keine Gefahr. Es kann schon sein, dass du für eine Weile wieder ein bisschen drinhängst, aber da kommst du wieder raus. Und da du jetzt keine VT mehr hast, ist in der Therapie sicher mehr Raum, sich damit auch zu beschäftigen und dich damit nicht allein zu lassen.


Waldschratin
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Beitrag So., 04.12.2011, 17:16

Danke,Flowerbomb!Das tröstet..

"Nachbeeltern" in dem Sinne denk ich brauch ich auch gar nicht mehr sooooo sehr...Ich kanns ja schon ne ganze Weile jetzt auch selber.
Ich denke,das "hält" mich auch ganz gut fest,so daß ich da mal etwas neugieriger "reinschnuppern" kann.

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flowerbomb2
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Beitrag So., 04.12.2011, 17:18

ja, ich fänds auch interessant, allein dafür mal ne andere richtung zu machen an therapie

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titus
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Beitrag So., 04.12.2011, 17:22

stern: Das mit den Grenzen verstehe ich nicht: In dem Moment, in dem man als Therapeut die Rolle der Eltern einnimmt, hat man doch die Grenzen des therapeutischen Settings schon verlassen. Ich würde mal ganz flapsig sagen: "Dann kommt's auch nicht mehr darauf an, wenn irgendwo eine andere Grenze gezogen wird" - so nach dem Motto: "Umarmen tue ich dich, aber streicheln nicht" oder so ähnlich.

Mir ist einfach nicht klar, wieso das Nachbeeltern so hervorgehoben wird: Dass es Teil jeder Therapie ist, die Ich-Funktionen zu stärken, ist doch klar. Ich verstehe 'Nachbeeltern' so: Das, was dem Kind in der Kindheit von seinen Eltern nicht gegeben wird, wird nun in der Therapie nachgeholt - und zwar eben ohne großartige Grenzen; sonst wäre es ja keine Nachbeelterung.

Vielleicht kann man sich nur das vorstellen, was man selbst in seiner Therapie erlebt hat? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es mir helfen würde, wenn wir dort mit meinem Teddy (den ich nicht mehr habe) spielen würden. Aber bei anderen ist das vielleicht anders. Es täte mir Leid, wenn ich Wandelröschen (oder andere) nun verstört habe. Wie gesagt: Die Bedürfnisse kann ich total nachvollziehen. Und es ist auch schmerzhaft, das nicht zu bekommen. Aber dafür bekommt man ja etwas anderes!
Meine Beiträge spiegeln meine persönliche Einstellung wider. Sie sind nicht allgemeingültig; was ich schreibe, muss nicht auf andere Menschen zutreffen. Ich möchte das nicht in jedem Beitrag wiederholen, weil ich es für selbstverständlich halte.


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Beitrag So., 04.12.2011, 17:24

du weißt ja selbst, dass es nicht besonders ratsam ist, sich was komplett zu verbieten innerhalb der Therapie. Und bei dir weiß ich, dass du dein Schutz und dein mittlerweile vllt gesunde Misstrauen nie komplett aufgeben würdest, so wie ich auch,
Früher war dieses "Verbot" halt ganz einfach noch nötig - ich hätt das sonst nicht mehr auf Reihe gekriegt,bei fünf Innenkids...
Da wärs zugegangen wie bei den Hottentotten wahrscheinlich,wenn da jedes auf seine Art die Thera oder meinen Traumathera (im RL ein ganz passabler Papa übrigens ) zu seiner "Mama" oder seinem "Papa" erklärt hätte - und all die unterschiedlichen Bedürfnisse gleichzeitig die/den Thera plattgemacht hätten.

Das war einfach viel zu riskant,denn größere zusätzliche Verletzungen waren da einfach nicht mehr drin zu ertragen.Da tobte ja die Hölle schon tagtäglich in mir...

Jetzt ist mir dieser damals sehr hilfreiche Schutz aber eher im Wege.
Jetzt merk ich aber auch,daß ich ihn nicht mehr so "brauche",und : daß er mich "unfrei" macht,weil ich ja derzeit noch gar keine Wahl habe,ob ich diesen Schutz jetzt haben will oder nicht - dazu geht das noch viel zu automatisch.

Jetzt möcht ich mal gucken,was jenseits der "Schutzmauer" alles ist...

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stern
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Beitrag So., 04.12.2011, 17:28

Die Analytiker bieten sich natürlich als Projektionsfläche an, aber es wäre doch furchtbar, wenn all das, was auf sie projiziert wird, auch umgesetzt würde, meinst du nicht?
Zitat:
Natürlich werden in Therapien best. kindliche Bedürfnisse in der Therapie befriedigt... zum Bleistift die Anerkennung des dieses Wunsches.
Ich denke, da liegt ein großer Unterschied zwischen Anerkennen und Befriedigen. Das ist ja gerade das, was ich die ganze Zeit zu sagen versuche.
Ganz ehrlich verstehe ich noch nicht, wo für die Befriedigung von Bedürfnissen anfängt und wo es aufhört, so dass du das als o.k. empfinden würdest.

Wenn der Therapeut z.B. Gefühle anerkennt, die man als Kind hatte (die früher z.B. abgewertet oder gar nicht gesehen wurde), so kann -aus meiner Sicht- ebenfalls ein Befürfnis befriedigt werden, z.B. das nach Anerkennung von Gefühlen (wird es in aller Regel auch). Ebenso wie bedürfnisse, dass jemand zuhört... den Patienten annimmt, wertschätzt... mitunter Trost spendet (wenn ein Patient weint)... Raum für Gefühle gibt... Sicherheit bietet. Das sagst du, wenn ich dich richtig verstanden habe: Gehört ja auch dazu, obwohl das auch Bedürfnisse befriedigt bzw. neue, heilsame Erfahrungen bieten kann (und auch oft tut... deswegen wird ja gerade die WICHTIGKEIT DER BEZIEHUNGSEBENE in vielen Therapien so betont). Solange das verbal ist, ist das für dich also o.k.?

Aber wenn er nur in irgendeiner Form mal handelt, z.B. statt verbalen Trost über eine best. Tonlage oder einen best. Blick tröstet, wäre das handeln, und dann ratzfatzt schädlich (weil sich ein Patient dann keine Motivation mehr hat, dies für dich selbst zu tun... ungeachtet, dass das auch passieren könnte, wenn ein Thera Worte des Trostes findet)? Und ganz schädlich könnte es sein, wenn ein Thera anstatt von Worten oder Blicken oder Stimmlagen gar mal kurz die Hand nimmt (was dann eindeutig handeln wäre... und somit ganz schlimm?

Oder Geschichte aus kinderbuch wäre no go... aber eine Metapher aus einem Märchen oder eine symbolische Geschichte wäre vielleicht wieder o.k.?
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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Waldschratin
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Beitrag So., 04.12.2011, 17:32

titus hat geschrieben:Ich kann mir nicht vorstellen, dass es mir helfen würde, wenn wir dort mit meinem Teddy (den ich nicht mehr habe) spielen würden. Aber bei anderen ist das vielleicht anders. Es täte mir Leid, wenn ich Wandelröschen (oder andere) nun verstört habe. Wie gesagt: Die Bedürfnisse kann ich total nachvollziehen. Und es ist auch schmerzhaft, das nicht zu bekommen. Aber dafür bekommt man ja etwas anderes!
Es geht aber schon auch beides.
Für mich war da auch ein Einhalten bestimmter Grenzen sehr wichtig - eigentlich war es eine einzige : daß meine Thera mich vorher fragte,ob das ok sei oder nicht,und wenn ich "Nein" sagte,das dann auch bei "Nein" blieb.

Meine VT hat z.B. die Angewohnheit,nach relativ kurzer Zeit mal das Du anzubieten - ich brauchte aber einfach ne lange Zeit das Sie.Und das war kein Problem für sie,da ließ sie auch nicht ständig irgendwas in die Richtung rüberwachsen.

Später wars mit Umarmung zur Begrüßung und zum Abschied ebenso.

Sie hat einem Kindanteil von mir mal einen ihrer Therapie-Teddys geschenkt.Für die Kleine zum dran festhalten,damit die Kleine nicht vergißt,daß die Thera auch noch da ist.
Ich hab den Teddy dann ne ganze Weile mit in die Therapie genommen - es hat geholfen ohne abhängig zu machen.
Ich hab diesen Teddy übrigens heute noch und halte ihn sehr in Ehren.

Solche "Freiheiten" hab ich schon zu schätzen gewußt - und da meine Grenzen auch nicht "unterschwellig" übergangen wurden,auch nicht mit der Zeit,war das schon alles recht heilsam und hilfreich.

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flowerbomb2
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Beitrag So., 04.12.2011, 17:34

Reparenting ist keine Grenzüberschreitung!

Das mit den Umarmungen ist wieder ein anderes Thema, kann aber genauso gut für den einen hilfreich sein und voranbringen und den anderen zurückwerfen, abhängig machen und schaden. Das trau ich dem Thera dann zu, diese Entscheidung zu treffen.

Genau Waldschratin, taste dich langsam ran und schaue. Zurück kannst du immer noch und auch, bevor du zu tief drinhängst..bei mir war es genauso, fühle mich jetzt auch sicherer, mich auf gewisse Dinge einzulassen.

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titus
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Beitrag So., 04.12.2011, 17:40

Stern: Du wirst lachen, aber genau mit dieser Frage habe ich heute den ganzen Vormittag verbracht und ich habe ehrlich gesagt keine richtige Antwort gefunden. Also: Sicherheit geben, Wertschätzung, Verständnis - all das bekomme ich und das hat er auch ziemlich deutlich gemacht, aber: Er hat es nicht gesagt. Ich kann das nur schlecht wiedergeben, aber er hat gesagt, ich würde an seiner Art, mit mir umzugehen, merken, ob er mich schätzt. Das hört sich jetzt irgendwie total kalt an, aber er hat es sehr warm gesagt. Jedenfalls weigert er sich, mir das direkt zu sagen. Auch das hört sich irgendwie nüchtern an, aber mir würde es nichts nützen, wenn er mir in jeder Stunde dreimal sagt: "Ja, es ist noch alles in Ordnung. Nein, Sie gehen mir nicht auf die Nerven". Und die Tatsache, dass das, was man hören will, nicht gesagt wird, muss man dann auch aushalten.

Also, da wird das Bedürfnis nach Sicherheit nicht direkt befriedigt, sondern auf einer anderen, einer therapeutischen Ebene. Das würde ich nun aber nicht als Nachbeelterung bezeichnen.

Das mit dem Trostspenden ist ähnlich: Ich hab schon einige Male geweint (hier schreiben ja immer Menschen, die das nicht können - ich habe ein paar Tränen zu verschenken ), aber das war gut so, dass der Trost sich nicht in einem klassischen Eltern-Verhalten gezeigt hat, sondern dass das eben als etwas völlig Normales gehandhabt wurde, was man im wahrsten Sinne des Wortes laufenlassen konnte. Das fand ich tröstlicher als einen Arm um die Schulter, weil seine Haltung da irgendwie klar ist.

Für mich sind diese Grenzen wichtig, dass da niemand wirklich die Elternrolle übernimmt (auch wenn ein Teil von mir, aber das schrieb ich ja schon mal, sich nach etwas anderem sehnt), dass man aber trotzdem Respekt und Wertschätzung erfährt.

Ich kann mir vorstellen, dass das alles total konfus wirken muss. Es ist nur so, dass ich mich damit ja gerade erst beschäftige. Ein professionelles Urteil steht mir nun wirklich nicht zu!
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