Therapiepause?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Xanny
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Beitrag Di., 08.09.2009, 06:24

Zerrissene hat geschrieben: Ich denke gerade an deine Kinder. Wie alt sind sie? Berate dich doch bitte mit deinem Freund. Vielleicht hat er eine Idee, wie du sie kurzfristig unterbringen kannst.
Meine Kinder sind zwischen 7 und 15 Jahren alt. Und ein erneuter Klinikaufenthalt würden sie nicht verkraften. Das hat sie schon zu oft zu sehr geschockt. Wenn ich jetzt mal mit ihnen reden will, dann kommt immer der Spruch:"Du gehst jawohl nicht nochmal ins Krankenhaus". Vor allem für den Ältesten ist das ein Problem.
Zerrissene hat geschrieben: Dein Therapeut ist VERANTWORTLICH für deinen jetzigen Zustand.
Nein, daran bin ich selber schuld, weil ich mit den Erlebnissen meiner Kindheit nicht umgehen kann und keinen Weg gefunden habe. Ich habe mich nicht beschützen können und deshalb bin ich ganz allein verantwortlich für die jetztige Lage.
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*

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stern
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Beitrag Di., 08.09.2009, 06:43

Xanny hat geschrieben:Meine Kinder sind zwischen 7 und 15 Jahren alt. Und ein erneuter Klinikaufenthalt würden sie nicht verkraften.
Da möchte ich auch nix schönreden: Ja... ein Klinikaufenthalt der Mutter kann für Kinder schwer sein und diese "schocken"... gerade umso jünger sie sind.

Aber noch weniger würden sie wohl verkraften, wenn du dir etwas antun würdest . Und es gibt sicher Möglichkeiten, wie für deine Kinder gesorgt werden könnte (evtl. auch mit psychologische Unterstützung).

Und ich bin mir sicher, sie wollen das Beste für dich... und dass dir geholfen wird (was euch ja allen zu Gute kommen würde)... insbes. auch wenn sie nachvollziehen können, warum du in eine Klinik gehst (wobei letzteres auch altersabhängig sein dürfte... und psychologische Unterstützung für den Fall eines erneuten Klinikaufenthaltes evtl. auch für deine Kinder gut wäre. Nicht dass du dafür verantwortlich wärst... sondern das ist eine ganz natürliches, "kindliches" Verhalten: Kinder neigen dann z.B. auch dazu, die Verantwortlichkeit auf sich zu beziehen. Und dagegen und dass sie das besser verkraften, könnte man ja gegensteuern mit Hilfe eines Menschen, der professionell geschult ist, das zu kommunizieren. So dass du auch in Hinsicht auf die Kinder "beruhigter" in die Klinik gehen kannst.
Nein, daran bin ich selber schuld, weil ich mit den Erlebnissen meiner Kindheit nicht umgehen kann und keinen Weg gefunden habe. Ich habe mich nicht beschützen können und deshalb bin ich ganz allein verantwortlich für die jetztige Lage.
Nein bist du nicht... auch wenn dich das gefühlsmäßig nicht erreichen mag. Es gibt eben Situationen in denen kann man sich nicht schützen... und die nachhaltig auch noch in die Gegenwart prägend wirken. Dass du Schuldgefühle hast ist, wenn man so will, wie deine SM-Gedanken ebenso ein Symptom deiner Krankheit. Verantwortungszuweisungen dürften dich im Moment auch nicht weiter bringen... sondern im Moment gilt für dich wohl, dass du wieder stabilisiert wirst.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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estelle
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Beitrag Di., 08.09.2009, 06:58

Guten Morgen Xanny,
hab mal kurz in deinen Blog geguckt und möchte auch mal was dazu sagen.
Deine Kinder würden das verkraften,wenn du in eine Klinik gehst,Kinder sind manchmal egoistisch und
können sich in deine Situation gar nicht hineinversetzen.Du mußt jetzt ganz allein an dich denken!
Deine Kinder kommen schon zurecht,sie sind ja noch jung.Vielleicht findest du eine Unterbringungs-
lösung für sie. Sonst gibt es auch über die Krankenkasse Möglichkeiten die Kinder kurzfristig
irgendwo unterbringen zu lassen bei einer Pflegeperson,ich würde mich da mal erkundigen.
Also ,wenn die Mutter ins Krankenhaus oder zur Kur muß,bezahlt die Krankenkasse die Unterbringung
dafür.
Für die Erlebnisse deiner Kindheit hast du keine Schuld.Damit umzugehen sollte dir eigentlich dein
Therapeut helfen,wenn er dazu nicht in der Lage ist,solltest du den Therapeuten wechseln oder die
Therapieform,was machst du denn für eine Therapie? Mir kommt das so vor,als wenn es deinem
Therapeuten wichtig ist möglichst lange mit dir zusammenzuarbeiten und es ihm garnicht darum geht,
dass es dir besser geht.
Eine Klinik oder ein anderer Therapeut/IN wäre schon gut für dich,dann gibt es ja auch noch den
sozialpsychiatrischen Dienst für eine Krisenintervention oder die Telefonseelsorge.
Alles Gute für dich.Liebe Grüße,Violetta.

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Moni.
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Beiträge: 156

Beitrag Di., 08.09.2009, 07:20

Liebe Xanny,
Deine Geschichte berührt mich.
Wenn ein Mensch/Kind in seiner Entwicklung, da wo man es am meisten brauchte, nie wirklich beschützt wurde - wo um alles in Welt solltest Du lernen Dich zu schützen?

Ich sehe es so wie Zerrissene in ihrem Beitrag.
Es ist nicht Deine Schuld!

Vielleicht kannst Du Dich an das „Traumhaus“ in Bielefeld wenden:
http://www.traumhaus-bielefeld.de/

Alles Liebe
Moni

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Zerrissene
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Beitrag Di., 08.09.2009, 07:38

Xanny hat geschrieben:
Zerrissene hat geschrieben: Dein Therapeut ist VERANTWORTLICH für deinen jetzigen Zustand.
Nein, daran bin ich selber schuld, weil ich mit den Erlebnissen meiner Kindheit nicht umgehen kann und keinen Weg gefunden habe.
Liebe Xanny,

nachdem ich mir deine Therapieerfahrungen noch einmal durchgelesen habe, werde ich das Gefühl nicht los, dass du retraumatisiert wurdest. Und wenn es so ist, ist es kein Wunder, dass es dir jetzt so schlecht geht. Du hast selber geschrieben, dass du dich von deinem Thera unter Druck gesetzt fühlst, wegen der nur noch wenigen Therapiestunden, die dir noch verbleiben. Und in der Kürze der Zeit SOLLEN deine schlimmen Kindheitserlebnisse aufgearbeitet werden, im Schnellzugtempo, vermute ich. Je schwerer die Traumatisierungen, je länger die Therapie. Manchmal kann es viele Jahre der STABILISIERUNG dauern, bis man körperlich soweit ist, sich dem Trauma anzunähern. Sowas macht man nicht mit der Methode: "Augen zu und durch". Und gerade bei Traumatisierungen in der Kindheit sollte man viel mehr mit der Methode arbeiten: "Weg vom Trauma, und nicht hin...".

Xanny, denkst du, ich kann mit den Erlebnissen meiner Kindheit umgehen?
Da ist hier soviel "Schiss", und sehr oft halte ich mir vor: "Du hast keinen Mut", "Du nimmst immer wieder Reißaus", "Stellst dich nicht der Verantwortung", "Nervst deinen Therapeuten, strapazierst seine Geduld"... Ich könnte endlos weiter aufzählen.

ES GIBT SOVIELE GRÜNDE NICHT DARAN ZU ARBEITEN.

Das ist aber eine ganz normale Schutzfunktion des Körpers.

Bitte, befreie dich von deinen Selbstvorwürfen.

Zerrissene


Lena
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Beitrag Di., 08.09.2009, 07:43

Hallo Xanny,

vielleicht wäre es gut, wenn Du zuerst heute gleich Deinen Therapeuten anrufst - er hat Dir ja auch das Angebot gemacht, dass Du Dich trotz Deiner Pause jederzeit bei ihm melden kannst. Und so wie Du von ihm schreibst, hat er das durchaus ernst gemeint und würde Dich jetzt nicht hängen lassen. Vielleicht könntet ihr in einem persönlichen Gespräch klären, wie es jetzt gut für Dich weitergehen kann?!

Ich kenne diese "Wünsche" von mir auch sehr gut, gerade aus den letzten Wochen. Und ich weiß, dass einem von außen erstmal niemand helfen kann und einem niemand was abnehmen kann. Das Kämpfen und Durchhalten kannst nur Du selbst machen. Mein Therapeut würde jetzt sagen, dass ich doch immer wieder die Erfahrung gemacht habe, dass diese sehr schlechten und schweren Zeiten immer wieder vorbeigegangen sind. Das hilft einem zwar auch nur bedingt, aber es ist immer eine Aussicht. Und die Gefühle und Wünsche, die Du jetzt hast, werden von Deiner Krankheit ausgelöst und für die kannst Du nichts.
Für Deine Kinder wäre es bestimmt nicht schön, wenn Du in eine Klinik gehst. Aber es wäre für sie schrecklich, wenn Du gar nicht mehr da wärst. Vielleicht kannst Du nach einer Krisenintervention auch in eine Tagklinik gehen? Oder Dein Therapeut kann Dir vorübergehend mehr Stunden pro Woche geben bis Du stabiler wirst.

Ich wünsche Dir sehr, dass Du die Kraft hast für Dich weiter zu kämpfen und Dir Hilfe zu holen!

LG Lena

P.S.: @ Moni: soweit ich weiß, hat die Klinik in Bielefeld Wartezeiten von über zwölf Monaten und nimmt nur Patienten im Umkreis von hundert km auf. Es ist zumindest keine Klinik, die im Akutfall zur Verfügung steht.

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estelle
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Beitrag Di., 08.09.2009, 07:46

Hallo Xanny,
wie viele Kinder hast du denn? Mutter sein ist ja auch streßig,auch noch mit Kindern in der Pubertät,
oder gerade dann, dann ist es nur normal wenn du viel schläfst,ich habe es auch immer so gemacht,
mich noch mal wieder hingelegt,wenn die Kinder in der Schule waren, auch ohne dass ich irgendwelche
Medikamente genommen habe,das ist doch dein gutes Recht zu schlafen wenn du müde bist oder
Schlaf tagsüber nachzuholen hast,wenn du nachts Alpträume hast,deswegen brauchst du doch kein
schlechtes Gewissen zu haben,das belastet dich ja nur noch zusätzlich,das wird auch irgendwann
wieder besser werden!
Violetta.


Zerrissene
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Beitrag Di., 08.09.2009, 07:53

Liebe Lena,

bitte, lies dir das mal durch. Ich an Xannys Stelle würde die Flucht ergreifen...

Zerrissene
Xanny hat geschrieben:
Nur kann ich eben nicht dauernd in meinen tiefsten Abgründen kramen. Und wenn ich von ihm höre, wir haben ja nicht so viel Zeit, dann setzt mich das schon arg unter Druck. Ich habe das Gefühl, er will ein schnelleres Vorankommen. Das hat er mir ja auch schon so mal gesagt, dass er schnell ungeduldig wird. Ich brauche aber immer länger als er mir Zeit geben kann...


Lena
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Beitrag Di., 08.09.2009, 07:59

Hallo Zerrissene,

ich denke, das ist Interpretationssache. Mein Therapeut hat vor ein paar Tagen etwas ziemlich ähnliches zu mir gesagt (Lena, uns läuft die Zeit davon). Und erstmal hat es mich unter Druck gesetzt, allerdings hab ich ihm das gesagt und er hat mir erklärt, wie er das gemeint hat. Und letztendlich ist es ja richtig, dass man in einer Therapie nicht unendlich Zeit hat.
Wie Xannys Therapeut das gemeint hat, weiß ich nicht. Aber ich verstehe es nicht ausschließlich so, dass er sie damit zwingen will in ihrer Vergangenheit zu kramen, obwohl es ihr zu schnell geht. Dazu weiß ich zuwenig von den beiden als dass ich es ausschließlich in eine Richtung interpretieren würde.
Wäre aber sicher ein wichtiger Punkt, den die beiden miteinander klären müssen.

LG Lena


Zerrissene
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Beitrag Di., 08.09.2009, 08:08

Liebe Lena,

bevor ich mit meiner Traumatherapie begann (in 2002), war ich zwei Jahre lang in tiefenpsychologischer Therapie. Diese Therapie hätte mich fast umgebracht. Darum reagiere ich so verängstigt, weil mich Xannys Leid daran erinnert.

Und auch wenn die Stunden wegrennen, bin ich der Meinung: "Lieber gar keine Therapie, als eine Therapie, die mich retraumatisiert."

Eine gute Therapie soll doch bewirken, dass es einem besser geht. Xannys Therapie hört sich für mich wie Folterkammer an, sorry...

Zerrissene


Zerrissene
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Beitrag Di., 08.09.2009, 08:20

Ich hab hier mal was reinkopiert, damit ihr versteht, WARUM ich so reagiere...

Traumatherapie
Trauma-Anamnese
Gerade im Rahmen der traumatherapeut. Interventionen scheint eine gute Traumadiagnostik unerlässlich zu sein, um den Patienten durch die Therapie nicht zu destabilisieren und evt. sogar zu retraumatisieren.
Dafür ist eine eingehende Trauma-Anamnese des Pat. notwendig. Denn, wie es im Fachjargon heißt <Trauma zieht Trauma nach sich>. Traumat. Ereignisse haben als wesentl. verbindendes Element die traumat. Zange, also eine <no fight-no flight>-Situation, die durch das Gefühl des Ausgeliefertseins gekennzeichnet ist.
... diese Erfahrung des Hilflos-Ausgeliefert-Seins brennt sich oft dergestalt bei den Betroffenen ein, dass im Moment der Konfrontation mit der traumat. Situation auch andere traumat. Erlebnisse reaktiviert werden. Dabei muss keineswegs eine inhaltl. Parallele zw. den Ereignissen bestehen, sondern es reicht dieses verbindende emotionale Moment des <Sich-Ausgeliefert-Fühlens>, um anzudocken und damit altes Material anzutriggern. In solchen Momenten holt das traumat. Ereignis die betroffenen Personen oft gnadenlos ein, überflutet sie. Sie verlieren dabei die zeitl. Dimension als Differenzierg. zw. dem <Hier und Jetzt> und dem Moment, in dem das Trauma sich tatsächl. ereignet hat. Die beiden Momente verschmelzen. Sie verspüren die Hilflosigkeit wie damals. Dieser Umstand, die traumat. Situation erneut-und genauso hilflos- zu durchleben, wird als Retraumatisierung bezeichnet.
Eine Retraumatisierung verfestigt das traumat. Geschehen mit all seinen Folgeerscheinungen noch einmal. Man durchlebt eine traumat. Situation, die einem <den Boden unter den Füßen weggezogen hat>, mit derselben Wucht und in der Regel ohne neue Lösungsstrategien und Alternativen zum zweiten oder wiederholten Mal.
Um das zu vermeiden, ist es unerläßlich, vor einer Traumaexposition eine eingehende und gute Trauma-Diagnostik vorzunehmen.

...Entsprechend sollte man seinen Patienten erklären, dass man nicht etwa nicht interessiert ist an dem, was ihnen dort widerfahren ist, sondern dass man aus der Arbeit mit Menschen, die sehr heftige Lebenserfahrungen gemacht haben, gelernt hat, dass es in der Regel nicht gut tut, so <nah> an das Geschehen von damals heranzugehen. Dafür gibt es Spezialtechniken, bei denen man so etwas unter geschützten Bedingungen macht und dann auch gut vorbereitet.

Spezifische traumatherapeut. Interventionstechniken

1. Stabilisierung
2. Traumadurcharbeitung
3. Wiederanknüpfen

In der ersten Phase steht dabei die ressourcenorientierte Arbeit mit dem Patienten im Vordergund. Es geht darum, ihn dabei zu unterstützen den <Boden unter den Füßen wieder zu finden>, trittsicherer zu werden. Dazu gehört es event. auch, mit dem Therapeuten eine stabile und tragfähige Beziehung aufzubauen.
In der zweiten Phase geht es um Traumaexposition durch direkte Auseinandersetzung mit dem konkreten Traumageschehen.
In der Wiederanknüpfungsphase geht es darum, dies alles in sein Selbstbild und seinen Lebensentwurf zu integrieren. Häufig ist es in diesem Stadium zum ersten Mal überhaupt möglich zu trauern.
Diese drei Phasen müssen nicht dringlich alle in Folge durchlaufen werden.
...In jedem Fall aber sollte an erster Stelle die Stabilisierungsphase stehen.

Stabilisierungsphase

...Dafür, dass die Schaffung von stabilen Grundbedingungen unabdingbare Voraussetzung für Traumabearbeitung ist, für diese notwendige Vorarbeit muss man häufig lange und eindringlich bei traumatisierten Menschen werben. Viele würden gern die Augen schließen und es möglichst rasch, kurz und schmerzlos hinter sich bringen-sozusagen <ungeschehen machen>. Das ist an sich ein nur allzu nachvollziehbarer Wunsch. Er birgt aber ein sehr hohes Risiko von Retraumatisierung in sich, da der Traumatisierte sich<ungewappnet> erneut in die traumat. Situation begeben würde, indem er sie erneut-zwar mit dem Therapeuten, aber doch mit häufig nur schwer zu steuernder <Wucht> -durchlebt. Das bedeutet wiederum, dass er meist mit derselben oder zumindest einer änhlichen Form von Hilflosigkeit und Ohnmacht erneut durchlebt wird. Es kommt also zu einer Reinszenierung des traumat. Geschehens, was meist in einer Retraumatisierung mündet.
Daher ist es notwendig, einerseits äußere Sicherheit zu schaffen, z.B. indem übergriffige Beziehungen gekappt werden oder ein Arbeitsverhältnis beendet wird usw. Ebenso nowendig ist es aber andererseits auch, den traumatisierten Menschen zu stärken und ihm Techniken an die Hand zu geben, um das Gefühl von innerer Sicherheit zu erzeugen. Hierfür eignen sich besonders gut imaginative Techniken.
Außerdem ist es in diesem Zusammenhang enorm hilfreich, gemeinsam mit dem Patienten nach dessen sonstigen Bewältigungsstrategien zu schauen und diese möglichst zu aktivieren. ...
In jedem Fall sollte es etwas sein, das diese Person in ihrem Selbstwertgefühl wieder stärkt, denn traumat. Erlebnisse unterminieren das Selbstwertgefühl der Betroffenen ungemein.

Auszüge aus: "Systemische Psychosomatik" von Hähnlein/R.


Lena
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Beitrag Di., 08.09.2009, 08:24

Hallo Zerrissene,

ich mag Xannys aktuelles Thema jetzt nicht OT machen, daher nur noch eine kurze Antwort.

Ich verstehe, dass Du da mit eigenen schlechten Erfahrungen vorsichtiger reagierst als z.B. ich. Trotzdem kennen wir beide Xannys Therapie ja hier nur aus kurzen Erzählungen und ihren Therapeuten und seine Arbeitsart schon gar nicht. Daher finde ich es schwer zu beurteilen, ob er nunr professionell oder nicht arbeitet. Und wenn ich mich richtig erinnere, schrieb sie auch, dass sie eigentlich ganz gut mit ihm klarkommt.
Und vor allem - in der jetzigen Situation finde ich es ganz schwer, wenn sie nicht mal mehr ihren Therapeuten hat, der ihr vor Ort Unterstützung bieten kann. Unsere Möglichkeiten übers Internet sind da ja doch sehr begrenzt.

Und wie gesagt - ich lese aus den Erzählungen nicht das, was Du daraus liest. Und Xanny ist die Einzige, die beurteilen kann, wie es für sie ist.

LG Lena

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 08.09.2009, 08:55

Xanny hat geschrieben:
Nein, daran bin ich selber schuld, weil ich mit den Erlebnissen meiner Kindheit nicht umgehen kann und keinen Weg gefunden habe. Ich habe mich nicht beschützen können und deshalb bin ich ganz allein verantwortlich für die jetztige Lage.
Kannst du dir vorstellen, diesen Glaubenssatz mal anzuzweifeln und dann gehen zu lassen?

Wieso klammerst du dich so daran?

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estelle
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Beitrag Di., 08.09.2009, 08:57

Liebe Xanny,
gibt es auch Lichtblicke in deiner Situation,Momente in denen du dich gut fühlst am Tag?
Welche wären das? Was machst du gerne? Welche Möglichkeiten der Entspannung gibt es für dich?
Violetta.

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Xanny
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Beitrag Di., 08.09.2009, 09:19

Ich habe drei Kinder. Weiß jetzt grad nicht mehr genau, wer von Euch diese Frage gestellt hat. Mein Therapeut arbeitet tiefenpsychologisch und ist eigentlich Experte für Traumatherapie. Muss grad daran denken, dass er mir des öfteren schon sagte, ich sei ein besonders schwerer Fall. Vielleicht ist es für mich auch zu früh, an alten Geschichten zu arbeiten, weil ich immer noch mit meinen Tätern in Kontakt stehe. Diesen Kontakt abzubrechen schaffe ich leider nicht.
Ich hatte auch schon in der Klinik das Problem, dass ich höllische Angst vor den Einzelsitzungen hatte und die mich immer besonders belastet haben, auch wenn dort eine Traumatherapeutin vor Ort war. Mit anderen Therapieangeboten kam ich besser klar. Hatte dort Musiktherapie und einige Entspannungsverfahren. Aber immer, wenn in irgendwelchen Gruppen ein akutes Thema besprochen wurde, dann begann es mir schlecht zu gehen und ich habe es nur selten geschafft, dann dieses Sitzungen zu verlassen.
Eine Situation ist mir da noch besonders im Gedächtnis, wo ich aus der Sitzung gegangen bin und erstmal 1,5 Stunden in der Kapelle verschwunden war. Der Therapeut hatte auf Station bescheid gegeben, um was es ging und alle haben mich gesucht, weil sie sich vorstellen konnten, was das in mir ausgelöst hat. Zwei Tage danach lag ich dann krank mit Fieber und schwerer Grippe im Bett. Ich vermute, ich bin krank geworden, weil ich von allem gestresst war. Mir ging es wirklich saudreckig und mehrmals täglich musste wegen mir ein Arzt gerufen werden, dabei werde ich sonst nicht krank. Klar, mal eine Erkältung aber nicht so.

@violetta
Ich mache zur zur Zeit noch eine kleine Ausbildung im Bereich Musik. Dort fühle ich mich ganz gut. Aber meine Selbstzweifel machen mir da alles kaputt. Kritik macht mich völlig fertig, so dass ich dann oft heulend am Klavier sitze.
Ich gehe regelmäßig zum Sport, dort sind ganz nette Leute, die mir auch zeitweise gut tun, wenn sie mir sagen, sie hätten mich z.B. letztes Mal vermißt. Aber auch dort geht es mir zur Zeit nicht sonderlich gut. Aber ich muss da weitermachen, weil ich ja auch ein Problem mit meinem Körper habe und so habe ich zumindest das Gefühl, ich kämpfe gegen meinen Elefantenkörper an.
Entspannung...hmmm das ist schon schwieriger. Ich kann mich sehr schlecht entspannen. Manchmal liest mir ein Freund abends mal eine Geschichte vor, das sind für mich wirklich entspannende Momente, in denen ich wie ein kleines Kind eingerollt auf dem Sofa, eingekuschelt in meine Decke einfach mal das genießen kann, was mir früher versagt blieb.
Ich würde gerne mal zur Massage gehen, das tat mir in der Klinik richtig gut. Aber dafür müsste es finanziell bei mir besser aussehen. Aber das wäre schon etwas feines, Fango und Massage... das ist Entspannung pur.

Ansonsten ist das einzige, was mir wirklich hilft, die Musik, ob selber gemacht, singen, hören...aber auch dort gibt es immer wieder Triggererlebnisse. Muss da höllisch aufpassen.
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*

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