Beitrag
Di., 08.09.2009, 08:20
Ich hab hier mal was reinkopiert, damit ihr versteht, WARUM ich so reagiere...
Traumatherapie
Trauma-Anamnese
Gerade im Rahmen der traumatherapeut. Interventionen scheint eine gute Traumadiagnostik unerlässlich zu sein, um den Patienten durch die Therapie nicht zu destabilisieren und evt. sogar zu retraumatisieren.
Dafür ist eine eingehende Trauma-Anamnese des Pat. notwendig. Denn, wie es im Fachjargon heißt <Trauma zieht Trauma nach sich>. Traumat. Ereignisse haben als wesentl. verbindendes Element die traumat. Zange, also eine <no fight-no flight>-Situation, die durch das Gefühl des Ausgeliefertseins gekennzeichnet ist.
... diese Erfahrung des Hilflos-Ausgeliefert-Seins brennt sich oft dergestalt bei den Betroffenen ein, dass im Moment der Konfrontation mit der traumat. Situation auch andere traumat. Erlebnisse reaktiviert werden. Dabei muss keineswegs eine inhaltl. Parallele zw. den Ereignissen bestehen, sondern es reicht dieses verbindende emotionale Moment des <Sich-Ausgeliefert-Fühlens>, um anzudocken und damit altes Material anzutriggern. In solchen Momenten holt das traumat. Ereignis die betroffenen Personen oft gnadenlos ein, überflutet sie. Sie verlieren dabei die zeitl. Dimension als Differenzierg. zw. dem <Hier und Jetzt> und dem Moment, in dem das Trauma sich tatsächl. ereignet hat. Die beiden Momente verschmelzen. Sie verspüren die Hilflosigkeit wie damals. Dieser Umstand, die traumat. Situation erneut-und genauso hilflos- zu durchleben, wird als Retraumatisierung bezeichnet.
Eine Retraumatisierung verfestigt das traumat. Geschehen mit all seinen Folgeerscheinungen noch einmal. Man durchlebt eine traumat. Situation, die einem <den Boden unter den Füßen weggezogen hat>, mit derselben Wucht und in der Regel ohne neue Lösungsstrategien und Alternativen zum zweiten oder wiederholten Mal.
Um das zu vermeiden, ist es unerläßlich, vor einer Traumaexposition eine eingehende und gute Trauma-Diagnostik vorzunehmen.
...Entsprechend sollte man seinen Patienten erklären, dass man nicht etwa nicht interessiert ist an dem, was ihnen dort widerfahren ist, sondern dass man aus der Arbeit mit Menschen, die sehr heftige Lebenserfahrungen gemacht haben, gelernt hat, dass es in der Regel nicht gut tut, so <nah> an das Geschehen von damals heranzugehen. Dafür gibt es Spezialtechniken, bei denen man so etwas unter geschützten Bedingungen macht und dann auch gut vorbereitet.
Spezifische traumatherapeut. Interventionstechniken
1. Stabilisierung
2. Traumadurcharbeitung
3. Wiederanknüpfen
In der ersten Phase steht dabei die ressourcenorientierte Arbeit mit dem Patienten im Vordergund. Es geht darum, ihn dabei zu unterstützen den <Boden unter den Füßen wieder zu finden>, trittsicherer zu werden. Dazu gehört es event. auch, mit dem Therapeuten eine stabile und tragfähige Beziehung aufzubauen.
In der zweiten Phase geht es um Traumaexposition durch direkte Auseinandersetzung mit dem konkreten Traumageschehen.
In der Wiederanknüpfungsphase geht es darum, dies alles in sein Selbstbild und seinen Lebensentwurf zu integrieren. Häufig ist es in diesem Stadium zum ersten Mal überhaupt möglich zu trauern.
Diese drei Phasen müssen nicht dringlich alle in Folge durchlaufen werden.
...In jedem Fall aber sollte an erster Stelle die Stabilisierungsphase stehen.
Stabilisierungsphase
...Dafür, dass die Schaffung von stabilen Grundbedingungen unabdingbare Voraussetzung für Traumabearbeitung ist, für diese notwendige Vorarbeit muss man häufig lange und eindringlich bei traumatisierten Menschen werben. Viele würden gern die Augen schließen und es möglichst rasch, kurz und schmerzlos hinter sich bringen-sozusagen <ungeschehen machen>. Das ist an sich ein nur allzu nachvollziehbarer Wunsch. Er birgt aber ein sehr hohes Risiko von Retraumatisierung in sich, da der Traumatisierte sich<ungewappnet> erneut in die traumat. Situation begeben würde, indem er sie erneut-zwar mit dem Therapeuten, aber doch mit häufig nur schwer zu steuernder <Wucht> -durchlebt. Das bedeutet wiederum, dass er meist mit derselben oder zumindest einer änhlichen Form von Hilflosigkeit und Ohnmacht erneut durchlebt wird. Es kommt also zu einer Reinszenierung des traumat. Geschehens, was meist in einer Retraumatisierung mündet.
Daher ist es notwendig, einerseits äußere Sicherheit zu schaffen, z.B. indem übergriffige Beziehungen gekappt werden oder ein Arbeitsverhältnis beendet wird usw. Ebenso nowendig ist es aber andererseits auch, den traumatisierten Menschen zu stärken und ihm Techniken an die Hand zu geben, um das Gefühl von innerer Sicherheit zu erzeugen. Hierfür eignen sich besonders gut imaginative Techniken.
Außerdem ist es in diesem Zusammenhang enorm hilfreich, gemeinsam mit dem Patienten nach dessen sonstigen Bewältigungsstrategien zu schauen und diese möglichst zu aktivieren. ...
In jedem Fall sollte es etwas sein, das diese Person in ihrem Selbstwertgefühl wieder stärkt, denn traumat. Erlebnisse unterminieren das Selbstwertgefühl der Betroffenen ungemein.
Auszüge aus: "Systemische Psychosomatik" von Hähnlein/R.