Corona - Alles rund um die anstehenden Schutzimpfungen

[ExtraordinaryGirl]

@stern

Stimmt, du neigst zu sachlicher Argumentation, und das schätze ich auch.

Aber hältst du persönlich Grundrechtseinschränkungen aufgrund von Corona für legitim? Ich halt nicht, und das BVG hat diese grundsätzliche Frage meines Wissens auch noch nicht beantwortet.

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[stern]

Persönlich finde ich schon die Formulierung "Grundrechtseinschränkung" etwas schwierig (aber dennoch vertretbar). Denn im Grunde geht es eigentlich immer um verschiedene Grundrechte, die konkurrieren. Unantastbar ist z.B. die Menschwürde, aber andere Grundrechte sind quasi gleichgewichtig. Und dann ist eben eine Abwägung der BVG erforderlich. Das betrifft ganz viele Bereiche. Z.B. ein nicht minder heißes Eisen: Unterbringungen. Bei Selbstgefährdung können Freiheitsrechte hinter dem Recht auf Leben unter best. Voraussetzungen zurücktreten. Entfällt die Gefährdung oder ist gar keine vorhanden, geht das natürlich nicht (mehr).

Und ja, daher bejahe ich, dass auch während einer Pandemie mal Freiheiten hinter dem Recht auf Leben/Gesundheit zurücktreten müssen. Denn das ist ja auch ein Grundrecht. Aber natürlich auch nicht ewig, sondern je nach Lage. Und nach dieser Systematik fände ich es schwierig begründbar, wenn man Geimpften (das werden zunehmend mehr) sagen würde: Sorry, ihr müsst weiterhin die Ausgangssperre beachten. Da ja das RKI neu der Ansicht ist, das Geimpfte für die Pandemie kaum mehr eine Rolle spielen.

Selbst ist mir das einerlei. Ich kann mich auch gedulden. Aber Grundrechte weiter einzuschränken, hätte doch nicht minder Konfliktpotential.

[stern]

Daher bin ich eigentlich auch zuversichtlich, das Ungeimpfte ihre Grundrechte sukzessive wieder wahrnehmen werden können. Definiert ist jedoch noch nicht, woran man das dann genau festmacht. Z.B. An einer Herdenimmunität? Niedriger Inzidenz? Ohne Gefährdung (blödes Wort) wären Einschränkungen jedenfalls auch immer weniger begründbar.

Wenn aber natürlich 60% beschließen würden, sich nicht impfen lassen zu wollen (das Recht hat jeder) bzw. das Infektionsgeschehen wieder unkontrollierbar wird, kann sich das ziehen.

[stern]

Nochmals Masern und Corona: Leider Paywall. Würde ich aber aufgrund von Erfahrungen mit Masernausbrüchen ähnlich einschätzen:

Corona und Kinder „Die Gefährdung für Kinder durch Masern ist deutlich höher“ (...)

Das Zulassungsverfahren läuft, aber ist es überhaupt sinnvoll, jetzt auch Kinder massenhaft gegen Corona zu impfen? Tim Niehues, Chefarzt des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Helios Klinikum Krefeld, hat da Zweifel.

https://www.swp.de/politik/corona-und-k ... 91334.html

Was Masern angeht, sehe ich es nach wie vor wie oben geschrieben. Aber bzgl. Corona nahm ich es bisher auch nicht so wahr, dass es oft heißt, alle Kinder unbedingt impfen lassen. Masern betrifft Kinder stark (Kinderkrankheit und wenn man damit in Kontakt kommt, ist eine Ansteckung hochwahrscheinlich. R0=16-18) und man hat 50 Jahre Erfahrung mit dem Impfstoff. Corona betrifft Kinder mglw. milder, aber exakt sind die Folgen für Kinder noch nicht abschätzbar. Der Corona-Impfstoff ist neu und erste Studien mit Kindern sind gerade erst abgeschlossen. Wenn Impfpflicht für best. Gruppen (woran ich nicht glaube), dann gäbe es Gruppen, die stärker gefährdet sind bzw. mit Risikogruppen mehr Kontakt haben.

Corona-Impfung bei Kindern: Wie steht es um die Risiko-Nutzen-Abwägung?

https://www.geo.de/wissen/gesundheit/co ... 32382.html


Im Gespräch ist ein Biontech-Priorisierung für Kinder: https://www.rtl.de/cms/corona-impfprior ... 61697.html

Ist aber m.W. auch der einzige Impfstoff, für den eine Zulassung für Kinder bis jetzt im Gespräch ist. AZ und Johnson und Johnson fallen für Kinder aus. Bliebe Moderna. Moderna führt zumindest auch Studien durch.

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[Inga]

Mein Eindruck ist, dass in Deutschland beim Thema "Impfung für Kinder" die Vorstellung eine starke Rolle spielt, erst wenn die Kinder alle/überwiegend geimpft sind, ist eine Rückkehr zu einem einigermassen normalen Schulunterricht möglich. Das trifft aus meiner Sicht nicht zu, hier in der Schweiz waren die Schulen im Frühjahr 2020 für einige Wochen geschlossen, seitdem nicht mehr (natürlich mit Schutzmassnahmen, aber soweit ich es mitbekomme geringeren als in D üblich). Aber während die Kinderärztinnen und -psychologen dringend eine Rückkehr zu einem möglichst normalen Unterricht anmahnen, setzen sich die Lehrerverbände für Distanzunterricht ab (aus meiner sicht) niedrigen Inzidenzen ein, vermutlich weil ihre Mitglieder Angst vor eigener schwerer Erkrankung haben. Aus diesem Dilemma könnte man am einfachsten rauskommen, indem man die Schüler:innen impft.
Verständlich ist mir das, sinnvoll finde ich es nicht. Denn Kinder sind nicht durch die Infektion gefährdet, von wenigen Einzelfällen abgesehen (die man, sofern z.B. eine entsprechende Vorerkrankung bekannt ist, natürlich möglichst impfen sollte). Da ist das Risiko durch eventuelle Impfreaktionen tatsächlich grösser als der Gewinn durch die Vermeidung der Erkrankung. Die Lehrer:innen können darauf vertrauen, dass ihre prioritär erhaltene Impfung sie schützt, und die tatsächlich gefährdete Oma sollte sich selbst impfen lassen, damit ihre Enkel sie umarmen können.

[ExtraordinaryGirl]

Gleichzeitig müssen die ersten Impfungen vielleicht bald aufgefrischt werden:

https://www.all-in.de/kempten/c-lokales ... n_a5115594

Und der Impfstoff, über dessen Verteilung diskutiert wird, ist meines Wissens noch nicht ausreichend verfügbar. Ich hoffe, auch darum kümmert man sich. Das kritisieren wohl auch manche Hausärzte.

Nun ist das "Nachimpfen" bei manchen Erkrankungen nichts Ungewöhnliches. Aber in Zeiten wie diesen ...

[stern]

Bzgl. der Kinder sind (wie das in anderen Belangen auf der Fall ist) die Eltern in Verantwortung. Und auch Eltern sind keine homogene Gruppe, sondern setzen die Prioritäten unterschiedlich. "Rückkehr" zu normalem Schulunterricht" und Herdenimmunität würde ich tendenziell eher als politisches Ziel sehen. Eltern bzw. einzelne Bürger haben mehr die individuelle Perspektive im Blick. Und so wird es sicherlich Eltern geben, die ihr Kind definitiv nicht impfen lassen wollen oder sich mind. noch abwartend verhalten wollen. Der Geo-Artikel zeigt auch ein paar Haltungen auf. So verhält sich ja selbst die Stiko (= medizinische Experten, die in D Impfempfehlungen aussprechen, die normal beachtet werden) zurückhaltend. Aber es gibt definitiv auch nicht wenige Eltern, Ärzte und Kindertherapeuten sowie Kinderpsychiater, die es als solidarisch in Bezug auf Kindern erachten, wenn Kinder die Möglichkeit einer Impfung erhalten oder (solange nicht geimpft werden kann) Kinder auch durch Maßnahmen geschützt werden. Bzw. das Eltern auch eine Chance auf eine Impfung erhalten können. Andere sagen: Präsenz ist wichtig. Ich streite mich damit nicht herum, stelle aber fest, dass es hier diverse Spannungen fest. Es täuscht, wenn man von einheitlichen Haltungen ausgeht. Und da der Impfstoff noch Mangelware ist, wird das auch von anderen Gruppen beäugt. So musste in Bayern eine Impfaktion abgesagt werden. Nicht wegen der Kinder (Bedenken wegen der Impfungen), sondern:

"Hass und Neid" prassle auf ihn ein, seit das Angebot für Schüler ab 16 Jahren publik wurde, so erzählt es der Direktor des Feodor-Lynen-Gymnasium in Planegg. Auch vom Landrat kam massive Kritik. Jetzt hat das Praxisteam reagiert.

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/la ... -1.5297558

Wegen mir sollen sich die impfen lassen, die wollen... und die, die nicht wollen, es bleiben lassen. So ist das ja auch möglich. Als Haken sehe ich im Moment am ehesten den noch vorhanden Impfstoffmangel. Betriebe sollen irgendwann auch Dosen erhalten. Die Prio fällt weg. Hausärzte haben jetzt schon teils die Schnauze voll, dass sie abbekommen, dass sie noch nicht jeden bedienen können.

[Marilen]

wie gesagt, leider ist es eben nicht so einfach: die die wollen, tun es und die die nicht wollen lassen es bleiben

aus den von dir aufgeführten Gründen.

Leider.

[saffiatou]

wenn ich Glück (bitte Daumendrücken!!) habe, bin ich nächsten Mittwoch "dran" , Mittwochs (falls er welchen bekommt) bekommt mein HA immer eine Flasche Impfstoff und ich stehe oben auf der Liste. Also werde ich morgen meine Thera anrufen und den Termin absagen - Impfung ist mir wichtiger.

[stern]

Daumen sind gedrückt! In meiner Stadt teilt das Impfzentrum mit, das auf unbestimmte Zeit zunächst nur noch Zweitimpfungen durchgeführt werden können. Ich hoffe nur, dass für die genügend Nachschub kommt. Klar, man wollte (beeindruckt vom Fortschritt anderer Länder) die Kampagne beschleunigen. Sind ja Wahlen. Aber das war ja absehbar, dass das nur einen temporären Effekt hat. Denn die Gesamtliefermenge erhöhten sich dadurch nicht. Und dann stehen später eben umso mehr Zweitimpfungen an. Also jetzt. In einem LK scheint es schon recht viele Erstimpfungen zu gehen und es wurde immer das angefordert, was möglich war. Auch mein HA meinte, im Impfzentrum meiner Stadt sei man rechtzügig.

[saffiatou]

Danke, Stern!

Ich habe gerade in der Süddeutschen gelesen, daß die dritte Impfung (die haben wir ja schon erwartet, ich vermute fast, daß eine jährliche Immunisierung nötig ist, wie bei der Grippe) in dem Gesundheitsministerium zwar klar ist, daß diese kommen wird, aber es noch so gar keine Planung gibt - klar Wahlkampf scheint wichtiger und das wiederholte Chaos dürfen dann die anderen "erben".

Trotzdem bin ich froh, wenn ich meine beiden "Pieks" hatte, dann fühle ich mich sicherer und hoffe, daß bis zur dritten und Folgeimpfung dann etwas Ruhe eingekehrt ist.

Ich hoffe auch, daß die Impfzentren weiterhin genügend Nachschub bekommen. Diese Logistik die Zentren zu erschaffen,w ar ja auch nicht gerade billig - und teilweise vollkommen blöde geplant (jedenfalls bei uns!), aber es wäre schon sinnvoll, wenn das endlich gut läuft, daß einige Zentren noch eine Weile bleiben (für Folgeimpfungen). Denn in den Arztpraxen ist es ja auch nicht immer einfach so viele Menschen in einen kurzen Zeitraum zu impfen, da sie ja nochmin. 15 min beobachtet werden müssen.

[stern]

Die Anmeldung für einen Termin für das zuständige Impfzentrum fand ich hier eigentlich gut organisiert. O.k. anfangs ruckelte die Online-Anmledung etwas, auch später noch die eine oder andere Tücke und den genauen Algorithmus legt BY nicht offen. Das wäre/ist schneller gegangen als über den HA, der nur begrenzte Lieferungen erhält, die öfters gekürzt wurden. Dann weiß ich nicht, wie die Mengen genau berechnet werden. Denn mein HA praktiziert in einem anderen Landkreis. Ob das überhaupt gegangen wäre oder ob ich dann das Kontingent des Nachbarkreises reduziert hätte. Außerdem gibt es Menschen, die haben keinen Hausarzt. Ich denke, eine Weile werden sie noch bleiben. Anfangs waren die Kühlerfordernisse der Impfstoffe auch noch höher.

Im Radio hörte ich heute unterwegs, dass heute ein Vertrag der EU mit Biontech unterzeichnet wurde (Großbestellung). Ich schätze frühestens nächstes Jahr kann man damit rechnen. Und dass sich die dritte Impfung auch danach richtet, wann der Impfstoff verfügbar ist und wie die Drittimpfungen organisiert werden können

[saffiatou]

Ich habe gelesen, dass man auch Ärzte zu impfen aufsuchen kann, bei denen man noch nicht war. Also können auch diejenigen zu einem Arzt zum Impfen gehen, die keinen Hausarzt haben. Etwas anderes ist es, ob der Arzt den knappen Impfstoff an Patienten verabreicht, die nicht in seiner Kartei stehen.

Es wäre gut gewesen, wenn sich die Länder schon rechtzeitig über ein Impfverfahren (Anmeldung, etc ) geeinigt hätten, das reibungslos funktioniert. Hier herrscht immer noch Chaos, jetzt im Juni will der Gesundheitsminister das System wieder „verbessern“

[stern]

Eben. Wenn die Ärzte schon ihre eigenen Patienten nicht ausreichend bedienen können, wie soll man dann auch noch fremde einschieben. Das wird noch spannend werden, wenn die Prio wegfällt. Betriebe sollen auch bald impfen können. Ich sehe es so, dass die Aufhebung der Prio auch damit in Zusammenhang steht.

Es ist tatsächlich noch einiges nicht geklärt... man fragt sich echt, warum manches nicht mit-geplant wurde. Im Gegensatz zu manchem politischen Vertreter erschien mir Mertens bisher einigermaßen vernünftig, was Empfehlungen angeht.

Thomas Mertens: "Es kommen eher die an eine Impfung, die aggressiver auftreten"
War es richtig, die Impfpriorisierung aufzuheben? Der Chef der Stiko ist skeptisch.

https://www.zeit.de/gesundheit/2021-05/ ... impfstoffe

[saffiatou]

Ich habe vor einer Stunde unsere Impfwebsite aufgerufen, einige Zeit bevor die Lotterie begann und da war ich in der Warteschlange auf Platz 23.859 nun bin ich auf Platz 21.000 vorgerückt. Es gibt 75.000 Dosen… mal sehen ob ich herausgeschubst werde.


Nach 2 Stunden auf Platz 18.000 …

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