Wie geht Ihr mit den (Mit)tätern um?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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zucker
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 00:34

Das Problem kenne ich sehr gut. Bei wirklich nahestehenden Menschen, ist es aber keines, da diese wissen, dass und warum ich keinen Kontakt mehr habe.

Mühsamer ist es eher bei Arbeitskollegen und anderen Bekannten, wenn das Gespräch auf Familie fällt. Ich greife da eigentlich immer zu einer Notlüge, d.h. ich sage, ich sei nicht so eng mit der Familie, man würde sich nur selten sehen, ich sei gerade nicht so auf dem Laufenden, was sie betrifft - und das alles in einem sehr undramatischen, nebensächlichen Tonfall. Es hat noch nie jemand nachgefragt, das reicht den Leuten meistens.
Ich habe absolut nicht das Bedürfnis meine Geschichte auszubreiten und möchte auch nicht danach gefragt werden, deshalb versuche ich die Leute möglichst nicht darauf aufmerksam zu machen.

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candle
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 07:55

Manchen MUß man das schon erzählen und darum geht es- nicht um irgendwelche Bekannte.

candle
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lingaroni
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 08:11

Morgen candle,

tja das ist schon ein thema, das du da ansprichst. ich halte es so. ich lüge grundsätzlich wegen der stigmatisierungen (das thema hatten wir anderswo schon). man sollte sich aber eine einheitliche lügengeschichte dazu ausdenken, denn wenn die bekannten einmal aufeinander treffen, dann ist das erfahrungsgemäß weniger lustig, wenn jeder eine andere version darüber gehört hat, warum kein kontakt mehr besteht.

die wahrheit wissen nur experten (also betroffene oder fachpersonen) und intime freunde (also höchstens ein oder zwei personen).

LG

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candle
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 08:37

Lügen kann ich nicht, will ich nicht. Wie erklärt man das einen neuen Partner, der keine Ahnung von sowas hat? Letztlich würde hier eine Lüge immer irgendwann auffliegen.

Wie schon gesagt, rede ich nicht von möglichen Notlügen gegenüber Kollegen. Das ist es mir egal.

candle
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lingaroni
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 09:39

@ candle
ein partner zählt ja wohl zu den intimen personen. da habe ich dann immer ungehemmt losgeplappert, wenn es mir in den sinn gekommen ist und habe da auch keine schlechten erfahrungen gemacht.
LG

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candle
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 09:47

Ich bin eben kein Plappervogel. Mir ist das sehr unangenehm.

Zumal, es ist ja nun mal bei mir keine Familie mehr da. Das trifft dann auch auf Unverständnis.

Ach Mist... ich hoffe, ich werde nicht bald wieder gefragt.

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Pippi Langstrumpf
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Beitrag Do., 16.07.2009, 14:35

Hallo!

Das Thema ist schon etwas älter, aber ich möchte die Eingangsfrage gerne beantworten!
Wie geht Ihr mit den (Mit)tätern um?
Das ist sehr schwer.
In meinem Fall beispielsweise sind irgendwann einige Vorfälle "ans Licht gekommen". Die Reaktionen darauf waren unfassbar. Ich möchte hier nicht darüber schreiben, aber es sind wirklich ganz fürchterliche Sätze gefallen.

Jedenfalls war niemand da, der mich unterstützt und mir geglaubt hätte. Im Gegenteil.
Und meine Mutter beispielsweise war manchmal sogar anwesend, wenn Übergriffe passierten.Nur war sie so betrunken,dass sie es anscheinend nicht berührt bzw. mitbekommen hat. Das ist zumindest das,was sie sagt.
Und ich habe immer noch zu ihr Kontakt. Obwohl es einen großen Teil in mir gibt, der sie "hasst", der alles beenden möchte, sie nie mehr wiedersehen will usf.


Einige Kontakte zur "Familie"[zu den (Mit-)Tätern]gibt es nicht mehr. Aber die habe damals nicht ich abgebrochen. Ich wurde aus der Familie entfernt. Aber mittlerweile bin ich froh darüber! Damals war es schwer.
Und: zum Rest der Familie gibt es Kontakt. Zu meiner Mutter oft sogar sehr viel. Und das fällt mir unglaublich schwer. Oft ist es fast nicht auszuhalten, in ihrer Nähe zu sein. Sie selbst jedoch sieht sich als liebende, gebende Mutter.
Erinnerungen scheint sie keine zu haben. Sie hat keine Schuldgefühle, wegen nichts, das erwähnt sie immer wieder.

Jedenfalls:

Familie ist ein schwieriges Thema.
Oft sehen alle weg...Manchmal sogar ganz bewusst.




Gruß

Pippi
(...)und bräche nicht aus allen seinen Rändern
aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle,
die dich nicht sieht. Du musst dein Leben ändern.

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lingaroni
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Beitrag Do., 16.07.2009, 14:52

@pippi

ups, da sehe ich ja parallelen zu meiner mutter. deine mutter scheint ja genauso verlogen zu sein wie meine. mein beileid.

ich gehe davon aus, dass das umfeld meistens ganz bewusst war, was da läuft. für mich ist die aussage, nichts gesehen haben bloß eine schutzbehauptung, die ich von vornherein schon einmal nicht glaube.

LG

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candle
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Beitrag Do., 16.07.2009, 15:31

Hier ist eben auch das Problem, dass immer jeder irgendwo was mitbekommen hat aus der Familie. Für mich macht es daher inzwischen keinen Sinn mit irgendwem Kontakt aufzunehmen. Es würde dann nur Gehetze anfangen von der Seite aus, die dann auch mit diesen anderen Familienmitgliedern in Kontakt stehen.

Ich habe da Verwandschaft schon, die ich mochte, aber da wurde ja früh schon insestiert, die irgendwie als Bezugspersonen aufzubauen. Also Schluß mit allen kann ich mir immer am besten vorstellen, es sei denn da hat einer keinen Kontakt zu einer beteiligten Person, aber das kommt wohl auch irgendwie kaum vor, dass es komplett gespaltene Lager gibt.

Diese "Geheimnisse" überschatten alles ein Leben lang und über Generationen hinweg. Man muß also alles für sich allein regeln und mit Glück hat man einen verständigen Partner an der Seite.

candle
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lingaroni
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Beitrag Do., 16.07.2009, 16:00

@candle
hallo candle, also zumindest in dieser hinsicht dürften wir ähnliche erfahrungswerte haben.

ich kann mir nicht vorstellen, tagtäglich mit dieser lügerei zu leben. das habe ich nicht notwendig. das hat keiner notwendig.

LG

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candle
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Beitrag Do., 16.07.2009, 16:07

lingaroni hat geschrieben: ich kann mir nicht vorstellen, tagtäglich mit dieser lügerei zu leben. das habe ich nicht notwendig. das hat keiner notwendig.
Naja lügen... Ich kann es eh mit keinem mehr aushalten. Bekomme ja nur Panikatacken, aber ist ja eh vorbei.

Menschen zerreißen sich eben das Maul und meine Mutter konnte das besonders gut. Ein Mensch hat MIR da mal zur Seite gestanden und sich von meiner Mutter "getrennt". Das passiert aber auch selten.

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Pippi Langstrumpf
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Beitrag Fr., 17.07.2009, 11:47

Ich finde nur, dass es oft nicht so einfach ist. Man kann ganz oft nicht sagen (zumindest ich), dass ich meine Mutter nicht mag. Denn es gibt auch einen wichtigen Teil in mir, der sie über alles liebt und nicht verlieren darf.
Sie ist sozusagen meine Verräterin und meine Retterin gleichzeitig. Diese Ambivalenz oder Mehrdeutigkeit macht es schwer, eine stabile Beziehung zu leben. Liebe und Hass liegen ganz nah beieinander.
Es scheint keine wirklich klare Empfindung zu geben!

Pippi
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Beitrag Fr., 17.07.2009, 11:55

Pippi Langstrumpf hat geschrieben: Man kann ganz oft nicht sagen (zumindest ich), dass ich meine Mutter nicht mag.
Das sagt ja auch keiner. Jeder liebt seine Eltern und das genau ist das Problem. Haß und Liebe liegen bekanntlich nah beieinander. Es ist schwer!!! Ohne Zweifel. Die Frage ist ja wie jeder damit umgehen kann. Bei mir ist es sehr eindeutig: Keine Kontaksuche von der anderen Seite. Es ging NUR von MIR aus- ergo wie lange sollte ich da hinterherrennen? 2. Punkt: Das Familiensystem ändert sich nicht. Da könnte ich mir ein dickes Fell wachsen lassen einerseits, aber andererseits brauche ich es nicht, weil mich eh keiner einlädt. Ich bin schon viele Jahre immer erpreßt worden, dass meine Anwesenheit nicht erwünscht ist auf Familienfeiern- meistens von den geschwistern aus. Es gibt also speziell bei mir keine Schnittmenge.
Und MEIN Problem ist eben, dass ich doch nicht so stark geworden bin wie ich dachte. Erst ging es, dann nach und nach setzten die Panikatacken in Anwesenheit meiner Familie wieder ein- ich breche ja quasi zusammen. Also nützt es mir dann auch nichts mich in diese Situationen zu begeben.

Was bleibt mir: Irgendwann kommen sie auf mich zu in veränderter Weise. Das wird nie passieren.

Für mich ist es nun gut wie es ist- ich habe da meinen Frieden gefunden. Der Thread ist ja auch schon älter. Und meine Fragestellung aktuell eine andere.

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Pippi Langstrumpf
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Beitrag Fr., 17.07.2009, 15:24

Das Familiensystem ändert sich nicht.
So sehe ich das auch.
Man "müsste" sich damit abfinden.
Warum sich mit Menschen auseinandersetzen, die einem alles andere als gut tun? Da ist die Distanz wohl wirklich angebracht, auch wenn es manchmal schwer ist und man vielleicht Sehnsucht nach "Familie" bzw. danach hat, dass doch eines Tages alles anders wird. Der Tag kommt so nicht.

Lg Pippi
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Beitrag Fr., 17.07.2009, 15:43

Ich habe diese Wege ja nun hinter mir. Verstehe wenn andere es nicht schaffen.

Leider steckt da immer eine ganze Familie hinter und so infiziert man sich immer wieder mit Gerede durch irgendeinen Verwandten, es sei denn man hat da wirklich jemanden an SEINER Seite.

Nun ja, ich kann vielleicht schreiben wie mir es ging damals, aber den Weg mußt Du selber finden Pipi. Die eine entscheidende Frage war eben: Wozu brauchen sie ihre Eltern?


Du bist auch noch sehr jung. Das vergesse ich auch nicht.

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