Darf man Schuld bei den Eltern suchen?

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SamuelZ.
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 12:08

Hallo Una:

danke für deine Wahrnehmung der Angelegenheit.

Meine eigenen Schuldgefühle? Die liegen wohl darin begründet, dass mir meine Mutter so leid tut (ihre Schei*-Vergangenheit mit einem Mann, der sie kaum unterstützte) und ich sie m.E. heute schäbig behandle, indem ich den Kontakt so reduziere. WErde den Eindruck nicht los, ihr Wohlergehen hängt davon ab, wie gut wir miteinander auskommen.

Außerdem muss ich eingestehen: Hätte sie sich nicht so aufgeopfert als junge Mutter, wären wir als Familie wohl sehr schnell in der sozialen Isolation gelandet. Dann hätte wohl aus mir nichts werden können. Sie hat mit ihrer harten Arbeit die Grundlagen gelegt. Daher rührt ein weiteres Schuldgefühl, denn im Grunde sorge ich gut für mich. Teile aber nichts mit ihr.

Leben deine Eltern noch?

LG Sandy

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Una
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 19:50

Hallo Sandy,
SandyP. hat geschrieben:Leben deine Eltern noch?
Ja beide.
Mit meinem Vater habe ich heute einen versöhnlichen Kontakt, es gab eine Sendepause von sieben Jahren, bis vor ca. zwei Jahren.
Mit meiner Mutter habe ich auch mal zwei Jahre den Kontakt verloren, als ich anfang zwanzig war.

Die Beziehung zu beiden war immer sehr schwierig, mein Vater verließ meine Mutter immer wieder für Affairen bis er sich letztlich scheiden ließ (Dauer des hin und her: zwanzig Jahre- von meinem siebten bis zu meinem 27 Lebensjahr). Meine Mutter war immer nur das Opfer in ihren Augen- meine Kritik führte dann zum Bruch mit mir. Meine Kritik bestand darin, dass Sie das hin und her mitmachte und dass sie nicht handelte, sondern passiv litt und da auch mich kräftig einspannte (Du bist schuld an der Ehe, ich war ungewollt schwanger!).
Sie verlangte von mir, dass ich mich aufgebe für sie, bei ihr hocke und Händchen halte statt Silvester mit Freunden zu feiern, usw...

Mein Vater war mir gegenüber immer sehr gleichgültig, jedenfalls ab meinem 4. Lebensjahr.
Er sagte mir das auch mal, dass er mich nicht mehr in den Arm nehmen wollte seit ich 4 war.
In der Pubertät kam es von seiner Seite zu sexuellen Übergriffen und Demütigungen vor anderen Leuten,
was mir extreme Selbstwertprobleme bereitet hat.

Heute ist er für mich ein alter Mann mit hoher Vergeßlichkeit ob all seiner Taten. Sogar heute schießt er mich noch verbal an und weiß später nichts mehr davon - aber es prallt an mir ab, weil ich ihn erkannt habe, in all seiner Unfähigkeit und verhuschten sein.
Er traut sich nur auf vermeintlich Schwächere loszugehen.
Aber er hat sich auch verändert, er ist heute im angealterten Lebensabschnitt eindeutig kleinlauter und zurückhaltender.

Mit meiner Mutter habe ich heute meist einen sehr guten Draht. Manchmal geht sie mir noch auf die Nerven, wenn sie zu bemutternd ist (was sie früher nie war) oder mir die Vergangenheit wieder mal hochkocht.

Ich war ab meinem siebten Lebensjahr raus aus der Kindheit, ab da herrschte Krieg zwischen den Eltern und ich wurde ihr Instrument. Jahre später holte mich die verpasste Jugend in Form von schweren Depressionen ein, unter denen ich sicher auch schon als Kind litt. Ist auch familiär bedingt.
Dann machte ich mit mitte zwanzig eine Psychoanalyse und das half mir auf die eigenen Beine zu kommen und auch bei mir zu bleiben.

Es ist ein tolles Gefühl, wenn man begreift, dass man viel stärker und mächtiger ist, als ich früher immer meinte.

Ich muß manchmal aufpassen das ich nicht in die passive Opferrolle verfalle oder in die dominant kaltschnäuzige. Einmal mehr der schlechtere Anteil Mutter und einmal mehr der schlechtere Anteil Vater.
Ich bevorzuge meine Oma als Identifikationsfigur, die mit Herzlichkeit und viel Liebe auf mich zuging.
Sie war die Liebe in meinem Leben, als ich klein war und dafür bin ich heute sehr dankbar.
SandyP. hat geschrieben:WErde den Eindruck nicht los, ihr Wohlergehen hängt davon ab, wie gut wir miteinander auskommen.
Das ist einerseits etwas natürliches, andererseits ist auch klar, dass Deine Mutter ihr Glück nicht allein an Dich knüpfen darf. Da scheint mir eine alte Abhängigkeitsstruktur zuzuschlagen. Meist sind die Angehörigen von Alkoholikern, vor allem Ehefrauen, Co-Abhängige.
Diese Sucht einen Menschen zu brauchen oder gebraucht zu werden ist genauso krank wie das Alkohol trinken selbst. Durch die ausgleichenden Verhaltensweisen zementieren diese Menschen die Sucht ihres Partners und ermöglichen es diesem darin zu verhahrren.

Daher ist Deine eher sie meidende Haltung eher gesund in der Reaktion.
Es kann nicht sein, dass eine Mutter von erwachsenen Kindern sich so anklammert.
Sie muß eigenständig lebensfähig sein und auch glücksfähig.
Alles andere ist eher psychisch verdreht, so ähnlich wie wenn der Alkoholiker sagt, dass die Frau schuld ist das er trinkt.
Deine Mutter kann aus vielen anderen Gründen nicht gut mit sich leben und glücklich sein und es hilft ihr sich nicht anschauen zu müssen, indem sie Dir Schuldgefühle impliziert.
Gut das DU es nicht zuläßt so oft Du kannst.
Das Du nicht enger mit ihr sein möchtest, ist also gesund!
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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SamuelZ.
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 20:49

Hallo Una,

ich beneide dich darum, dass du mit 20+ eine PT machen konntest. Wie bist du damals auf den Trichter gekommen? Woher kam bei dir der Impuls?
Ich hätte in diesem Alter nicht im Traum daran gedacht, mich diesbzgl. selbstständig zu machen. Hut ab!

Der Thread hat mich dazu inspiriert, eine neue Liste aufzusetzen, mit all den Punkten, die mich konkret im heutigen Kontakt mit meiner Mutter stören.

- Sie läd ihre Ängste bei mir ab. (Krankheiten, Autofahren verbunden mit "Ratschlägen", mal wieder Bahn zu fahren oder beim Frauenarzt mich auf Brustkrebs hin untersuchen zu lassen.)

- abfällige Bemerkungen über Dritte (ihr Mann, ihr Bruder, die Mutter, der Chef...). Alle sind ja so scheiße oder schuld an ihrer eigenen Misere. Kein Verständnis, kein Einfühlungsvermögen, keine Alternativen zur ätzenden Kritik.

- wenn sie sich mal wieder mit ihrem Mann am Essenstisch vor meinen Augen streitet, und weil sie nie gelernt hat, eine eigene Meinung zu fassen und zu artikulieren, sich hilfesuchend und jammernd an mich wendet. Schwach. Wie ein Kind, das sich an die Mutter wendet.

- ständige Bemerkungen und Kommentare über mein Äußeres (früher nur kritisch "wie siehst du aus? Kämm dich mal! Zupf dir mal die Augenbrauen", heute überzogen positiv). Lob, das ich früher eher gebraucht hätte.
"Oh, du hast dich geschminkt. Steht dir gut." "Oh, du warst beim Friseur. Steht dir gut." "Du, der Rock steht dir gut. Solltest du häufiger tragen."

- Sobald ich in ihrem Haus bin, werde ich wie selbstverständlich eingespannt, ihr in der Küche oder sonstwo zu helfen. Sobald ich mich weigere: "Jetzt sei doch nicht schon wieder so!"

Hört sich alles erst einmal gar nicht so drastisch an. Mich nerven und belasten diese Dinge aber v.a., weil ich früher ihrer ätzenden Kritik und ihrem Befehlston, ihrem Stress schutzlos ausgeliefert war. Wie kann man eine so schwierige Tochter eigentlich lieb haben?

Nun ja, heute gab es ein Telefonat. Erstaunlicherweise war es sehr entspannt, so dass ich mich fürs WE bei ihr angemeldet habe. Mein Bruder hat mir etwas von Medikamenten erzählt, die sich angeblich von einem Therapeuten erhält. Vielleicht ist deshalb keiner der obigen Punkte getroffen worden? Sie hat mir von den großen Sonnenblumen in ihrem Garten erzählt. Und es wirkte alles ganz natürlich.

Ich fühle mich deshalb gerade wie eine im Wahn Verfangene, die den Kontakt zur Realität verloren hat. Ist nur meine Wahrnehmung falsch? Bin ich es, die hier übertreibt? Was geht hier ab?

Ist etwas länger geworden, als geplant. Danke für die Geduld.

Liebe Grüße
Sandy

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problemliese1
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Beitrag Do., 20.08.2009, 10:15

Ich hab wieder mal das beste Beispiel wie man sein Kind am besten bestraft wenn es was angestellt hat!

Wie schon erzählt habe ich mir vor ein paar Tagen extrem angetrunken was zu einem massiven Absturz und Moralischen führte!

Meine Mutter kümmerte sich nicht nächsten Tag darum warum ichs getan habe! Ihre einzige Sorge war ob ich denn nicht den Rasen mähe!
Ja und mein Stiefvater, der weiss nun wieder nichts besseres zu tun als mit mir wieder nichts mehr zu reden und auf mich zu spinnen!
Normalerweise macht es ihm Mama auch ziemlich gleich, aber diesmal nicht!

Ich weiss ich bin erwachsen und sollte mir einfach denken, dann soll er halt herumspinnen!
Leider löst es in mir wieder extreme Schmerzen aus, wie wenn immer und immer wieder jemand auf mich einsticht, wenn ich ohnehin schon am Boden liege!

Meine Eltern sind auch so, dass immer nur die anderen schlecht und böse auf sie sind!
Mittlerweile sind wir eine Familie die fast nur mehr alleine dasteht, weil alle anderen meine Eltern immer nur hintergangen und verletzt haben! Ja und meine Eltern wollen halt mit den bösen Leuten keinen Kontakt mehr haben!

Aber man kanns ihnen nicht beibringen, dass sie auch mal den anderen für ihr Verhalten verzeihen sollen oder dass es halt auch mal beizeiten zu Meinungsverschiedenheiten kommt!
Passiert sind diese Streitereien immer nur unter Alkoholeinfluss von allen Beteiligten! Wo oft die eine Partei das auch gleich mal wieder vergisst, so können meine Eltern das nicht und sehen sich nur in der Opferrolle!
Das machen sie mit ihren beiden Töchtern genauso wie mit der gesamten Verwandtschaft!
Meine Schwester kann sich gott sei Dank davon ganz gut distanzieren oder schnauzt mal ordentlich zurück - was ich nie wagen würde!

Ich weiss nur eines - ich muss auch wieder versuchen mehr Distanz herzustellen, damit sie mich nicht immer so auffressen!
Ich hatte schon mal so eine Phase wo ich mich eher distanziert hatte - komisch das wird mir grad jetzt beim Schreiben richtig bewusst - und da gings mir auch besser!

Grade jetzt wo wir gemeinsam in einem Haus wohnen, wirds glaub ich umso wichtiger für mich wieder andere Wege einzuschlagen!
Das wird mir grad jetzt eben wieder bewusst!
Bin froh dass es euch gibt, denen es ähnlich geht und danke für eure Unterstützung! Ich hoffe ich kann für euch auch so manches dazu beitragen!

lg
liese

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candle
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Beitrag Fr., 21.08.2009, 13:22

Hallo problemliese1!
Ich habe diesen Beitrag schon mal gelesen. Erst habe ich es verworfen, weil ich dachte das wäre eine Geschichte aus der Kindheit. Jetzt sehe ich, dass Du über dreissig bist und kürzlich erst getrunken hast. Warum meinst Du, müßte es Deine Mutter interessieren, warum Du es getan hast? So weit habe ich für mich selbst noch nie gedacht.
problemliese1 hat geschrieben:Ich hab wieder mal das beste Beispiel wie man sein Kind am besten bestraft wenn es was angestellt hat!
Wodurch fühlst Du Dich denn bestraft?
Für mich klingt es, als würdest Du wie ein Kind in Deiner kindlichen Vergangenheit leben. Gibt es für Dich auch Realität?
Wohnst Du noch Zuhause? Wieso mußt Du den Rasen mähen?
Leider löst es in mir wieder extreme Schmerzen aus, wie wenn immer und immer wieder jemand auf mich einsticht, wenn ich ohnehin schon am Boden liege!
Gefühle möchte ich nicht absprechen, aber hast Du mal geschaut, ob es in dieser Situation "gerechtfertigt" ist? Aus der Situation, die Du beschreibst würde ich nicht eine "Atacke" rauslesen, sondern eher Deine innere Welt, die von einer anderen völlig abgeschlossen ist oder vielleicht auch nur die einzige ist?

Ich lese grad, dass Ihr in einem Haus wohnt. Wie wäre es denn mal mit ausziehen und die Entwicklung einer eigenen Identität?

Mich hat dieser Beitrag jetzt doch sehr mitgenommen...

Alles Gute!
candle
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hungryheart
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Beitrag Fr., 21.08.2009, 13:40

darauf zu warten, dass die mutter die gründe dafür erfragt, weshalb man sich die kante gegeben hat....nicht hilfreich.
erwachsener , angemessen wäre es, zu sagen: "mir geht es schlecht aus dem und dem grund", anstatt sich selbst zu schädigen und dann drauf zu warten, dass jemand den grund aus einem herauskitzelt.
es ist oft leichter, andere für das eigene missgeschick verantwortlich zu machen.
verantwortung übernehmen ist manchmal schmerzhaft und immer anstrengender, als sie anderen zuzuschieben.

aber verantwortung abzugeben, sich in der opferhaltung zu suhlen, beraubt uns der freiheit unser leben in die hand zu nehmen und etwas zu verändern.
Zuletzt geändert von hungryheart am Fr., 21.08.2009, 13:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Traurige_Seele
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Beitrag Fr., 21.08.2009, 13:41

Auf die Threadfrage einzugehen:

"Ja darf man"

Aber was bringts einem, das bringt einem die Kindheit auch nicht wieder zurück


Ich hab einmal Andeutungen zu meiner Mutter gemacht, dass sie früher doch ein paar Fehler gemacht hat. Was ist dabei rausgekommen: "Sie ist am Boden zerstört und sagt sie wollte doch nur alles richtig machen..."

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candle
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Beitrag Fr., 21.08.2009, 13:45

Hallo!
Traurige_Seele hat geschrieben: Aber was bringts einem, das bringt einem die Kindheit auch nicht wieder zurück
Gab es bei Dir denn nie etwas Schönes oder siehst Du das nur im Moment so?

candle
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Traurige_Seele
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Beitrag Fr., 21.08.2009, 13:51

Sicher gabs auch was Schönes!!! (hab das vl jetzt etwas überdramatisch geschrieben)

Und ich liebe meine Eltern über alles!!

Aber ich denke schon das sie mich verkorkst haben.
Ja eigentlich beide, aber jeder auf seine Art:
- Für meine Mutter musste ich immer die Starke sein, sie war für mich wie eine kleines Kind das ich behüten musste. Ich war ihr seelischer Mülleimer und Auffänger von Problemen.
- Für meinen Vater war ich das krasse Gegenteil. Ich hab mich immer gefühlt wie ein kleines hilfloses Kind, das um Anerkennung kämpfen musste. Für ihn zählt nur der Erfolg. Und wenn ich mal Geld brauchte musste ich immer direkt angekrochen kommen...

Ich weiß was ist schon meine Kindheit gegen andere Kindheiten.

Ich beneide trotzdem manchmal andere Familienverhältnisse....

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candle
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Beitrag Fr., 21.08.2009, 13:55

Traurige_Seele hat geschrieben: Ich weiß was ist schon meine Kindheit gegen andere Kindheiten.
Das ist sicher kein Maßstab zu messen, aber wenn jemand gar keine Kindheit hatte, ist das schon sehr schlimm, wobei ich nicht weiß, was ich mir darunter vorstellen muß.

candle
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problemliese1
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Beitrag Fr., 21.08.2009, 18:06

Ich weiss ich prangere meine Eltern jetzt ziemlich an! Ich will aber damit nicht sagen, dass ich sie hasse! Ich liebe sie auch sehr!

Aber ich hasse sie für das, was sie mir in meiner Kindheit nicht gegeben haben. Ich glaube sehrwohl dass man auch mal eine Wut auf seine Eltern haben darf!

Ich weiss, nur ich kann es ändern, aber man verliert immer mehr den Mut wenn man eh schon jahrelang in Therapie geht und versucht es aufzuarbeiten und dann geht der Knopf immer noch nicht auf!
Noch mehr zermürbt es einen, wenn man dann in Liebesbeziehungen immer wieder scheitert, weil einem in der Kindheit einiges gefehlt hat!

Ach ja, mit ausziehen das funktioniert nicht, da wir erst wieder zusammengezogen sind! Das möchte ich auch nicht!
Da wir doch im Großen und Ganzen ein gutes Verhältnis haben, haben wir uns gemeinsam ein Haus gekauft! Ich habe aber da meine eigene Wohnung - deshalb auch Pflicht Rasenmähen!
Hab über 10 Jahre schon meine eigene Wohnung gehabt und eben jetzt auch wieder, nur gemeinsam in einem Haus!

Das was ich schon wieder mehr tun muss, mich eben mehr abgrenzen und mehr Sachen ohne Eltern tun!

lg
liese

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Laura13
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Beitrag Fr., 21.08.2009, 18:11

problemliese1 hat geschrieben:Ich liebe sie auch sehr!
Ein Kind liebt seine Eltern immer...das ist ja auch nicht der Punkt.
Aber ich hasse sie für das, was sie mir in meiner Kindheit nicht gegeben haben.
Ich weiss, nur ich kann es ändern, aber man verliert immer mehr den Mut wenn man eh schon jahrelang in Therapie geht und versucht es aufzuarbeiten und dann geht der Knopf immer noch nicht auf!
Ich finde es schon sehr problematisch, dass du mit diesen Eltern in einem Haus wohnst, wegen denen du aber eine Therapie machst, wie du sagst....Ob da nicht Distanz besser wäre, v.a., wo du doch schon alleine gewohnt hast?
Noch mehr zermürbt es einen, wenn man dann in Liebesbeziehungen immer wieder scheitert, weil einem in der Kindheit einiges gefehlt hat!
Und dann hast du diese Eltern ständig vor der Nase...?! Wie kommst du damit zurecht?

So von meinem Gefühl her, macht mir das alles Bauchschmerzen....aber, ich wünsche dir, dass es funktioniert!

LG
Laura
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

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candle
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Beitrag Fr., 21.08.2009, 18:24

problemliese1 hat geschrieben: Ich weiss, nur ich kann es ändern, aber man verliert immer mehr den Mut wenn man eh schon jahrelang in Therapie geht und versucht es aufzuarbeiten und dann geht der Knopf immer noch nicht auf!
Was hast Du denn schon ändern können? Kannst Du das auch positiv für Dich bewerten?

candle
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hungryheart
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Beitrag Fr., 21.08.2009, 19:21

problemliese1 hat geschrieben:IIch glaube sehrwohl dass man auch mal eine Wut auf seine Eltern haben darf!

klar darf man wütend sein. klar darf man auch hinschauen ud benennen, was nicht gut gelaufen ist.
das ist , so denke ich, sogar sehr wichtig.

man darf auch an diesem punkt stehen bleiben und auch mit 80 immer noch sagen, dass alles sch*** ist, weil die eltern fehler gemacht haben.

es ist nur nicht hilfreich, an diesem punkt stehen zu bleiben.

als erwachsener kann man selbst entscheiden und trägt damit die alleinige verantwortung für sein leben, für seine beziehungen, für seine befindlichkeit.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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Una
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Beitrag So., 23.08.2009, 11:48

Hallo Sandy,
SandyP. hat geschrieben:dass du mit 20+ eine PT machen konntest. Wie bist du damals auf den Trichter gekommen? Woher kam bei dir der Impuls?
Ich hatte enormen Leidensdruck! War hochdepressiv und hatte eine Arbeitsblockade, für die ich mich auch noch selbst pausenlos angeprangert habe.
In der Therapie habe ich begriffen
-dass ich so lieblos und kritisch mit mir umging, wie mein Vater und meine Mutter es früher taten.
-das die Arbeitsblockade ein eher gesundes Signal der Psyche auf permanente Überforderung war.
-das ich trotz und nicht wegen meines Vaters etwas geschafft habe,
-das ich meinen Vater auf ein Podest erhoben hatte und mich, trotz seiner Entwertung meiner Person,
nicht traute mal eine Wut auf ihn zu haben (genauso bei meiner Mutter mit dem Mißbrauch), was mich
geradeaus in die Depression geritten hatte. Die Angst des verlassenen Kindes steckte in mir.
Ich durfte nichts wollen, nicht problematisch sein, mußte funktionieren, hatte eigentlich keine
Daseinsberechtigung, außer ich nutzte meiner Mutter. Für meinen Vater war ich unsichtbar die beste
Tochter, ich durfte auch nicht Papa sagen oder Vater. Ich mußte ihn mit dem Vornamen ansprechen.

Es ist also nicht bewundernswert das ich Therapie machte, sondern war eine von meiner Seele quasi erzwungene Notwendigkeit.
Ich hatte Glück mit dem Thera, weil er mich begriffen hatte, weil er mir gab an was es mir in der Kindheit gemangelt hatte=> Zuwendung, Interesse, hilfreiche Gespräche meinen Weg zu finden, Aufarbeitung der Vergangenheit, Verständnis für mich und meine Gefühle.
SandyP. hat geschrieben:Hört sich alles erst einmal gar nicht so drastisch an. Mich nerven und belasten diese Dinge aber v.a., weil ich früher ihrer ätzenden Kritik und ihrem Befehlston, ihrem Stress schutzlos ausgeliefert war. Wie kann man eine so schwierige Tochter eigentlich lieb haben?
Nö ich finde nicht dass sich das undrastisch anhört. Was Du aufzählst ist in Summe ein ganz schöner Batzen an Unruhe und Mißbrauch. Denn wo nimmt sie Dich war? Ihre Kritik schien eher ihrer eigenen Unzufriedenheit zu entspringen als echten Minuspunkten an Dir- und heute lobt sie Dich damit Du ihr nicht abhanden kommst. Aber es ist immer eine Manipulation dabei. Früher eben das DIch klein halten, heute das Dich nicht verkraulen....so kommt es mir jedenfalls vor.

@Candle
candle hat geschrieben:Alles Gute!
candle
Hattes Du Dich nicht aus dem Forum extralarge mit Extrathread verabschiedet?
Nur so aus Interesse...?
Zuletzt geändert von Una am So., 23.08.2009, 11:52, insgesamt 2-mal geändert.
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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