PTBS: Expositionstherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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reddie
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Beitrag Mi., 03.01.2024, 00:42

Jo, ich weiß nicht. Hab mich früher in den Kliniken wohl auch als harter Hund dargestellt. Das konnte ich erst im Nachhinein reflektieren. ("Nicht-schwach-sein-dürfen, weil sonst Gefahr...")

Die sollten ja in den Kliniken zuallererst schauen, wie der Grad der Stabilität ist, bevor man an Traumainhalten arbeitet.

Wenn man da falsch eingeschätzt wird, wird man vielleicht etwas mehr gefordert (oder wie man so eine Exposition auch immer nennen sollte) oder sogar überfordert.

Alles Liebe
reddie

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Montana
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Beitrag Mi., 03.01.2024, 13:03

Auch ich finde eine Selbsthilfegruppe eine gute Idee. Aber nicht pauschal. Meide Gruppen mit einer festen Struktur, sondern such dir war, was offen ist und wo du Gestaltungsmöglichkeiten hast. Du bist in der schwierigen Lage, dass es viele Angebote gibt (auch viele SHG), die Männer explizit ausschließen. Das ist ein wirkliches Problem und kann je nach Wohnort dazu führen, dass es wenig Möglichkeiten gibt. Dann ginge zur Not noch was online, oder, noch besser: wenn du eine Gruppe haben möchtest, dann kannst du eine gründen. Auf diese Weise entstehen die in der Regel.
Ich selbst bin in einer Gruppe, die ausdrücklich offen ist für Männer und mehrere Männer als Mitglieder hat. Die Mehrheit bilden aber Frauen. Damit müssen die Herren umgehen können (und das tun sie).
Dadurch höre ich immer mal wieder, wie Männer systematisch benachteiligt werden bei der Suche nach Hilfe. Weil es ja nicht sein könne, dass ein Mann zum Opfer wurde. Dass das Bullshit ist, darüber brauchen wir nicht diskutieren, denn die betreffenden Männer waren, wie du, kleine Jungen und weit davon entfernt, ihre heutige körperliche Reife und Stärke erlangt zu haben. Aber in der Tat ist das eine weitere Ungerechtigkeit mit der du leben musst, dass Männer es hier schwerer haben, und zwar systembedingt. Und das ist etwas, daran kannst du sofort etwas verändern, indem du selbst mitwirkst. Du hast selber schon Erfahrungen, die anderen helfen können, sich zu orientieren, und andere werden welche haben, die dir nützlich sind.

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Shukria
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Beitrag Mi., 03.01.2024, 14:00

münchnerkindl hat geschrieben: Mi., 03.01.2024, 00:36 Also ich würde damit anfangen unterstützende, positive, empathische Menschen zu suchen mit denen du dich umgeben kannst.
Da liegt aber schon der Hase im Pfeffer. Denn der Threadersteller ist super darin gerade diese Menschen wegzubeisen, um nur Stärke nach außen hin zu signalisieren.

Da müsste ja schon an den eigenen bisherigen Bewältigungsstrategien (ich bin stark und furchtlos) geschraubt werden, diese abgebaut werden.
Und da sehe ich keine Bereitschaft zur Zeit.
Die Welt ist gesplittet in gut (sich selbst) und böse (die anderen). Da kann man keine Sicherungsstrategien abbauen und zulassen das andere (die bösen)Menschen einen schwach erleben.

Du wirst schon einen Weg finden, notfalls drehst du einfach noch ein paar Runden in der inneren Kampfarena bist du erschöpft bist und dann noch ein paar Runden bis du realisiert das dieses Wut-Drama zwar gut zum abreagieren ist, dich inhaltlich aber keinen Schritt voran bringt.

Als Sportler solltest du irgendwann ja checken das Runden rennen einen auf der Zielgeraden nicht vorwärts bringt. Mir noch ein bissel intellekt dazu verstehst du dann auch irgendwann das du was anders machen musst und kannst dann neu denken.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 03.01.2024, 16:02

Diese Wutgeschichte hat halt auch mehrere Ebenen.

Auf der einen Seite kann es auch einfach Zeichen davon sein dass man nach der Traumatisierung emotional nicht weiter gereift ist und das übriggebliebenes kindliches Verhalten ist, so wie kleinere Kinder ja gerne mit Trotz und Wut reagieren wenn etwas für sie nicht passt.

Und dann hat Wut einen süchtigmachenden Effekt, weil dabei ja im Körper Endorphine und Adrenalin ausgeschüttet werden und man sich in dem Moment deswegen gut und stark fühlt. Ich habe meine Mutter mal mitten in einem lautstarken Wutanfall in der Küche angetroffen bei dem es nicht um mich ging sondern um irgendeine Banalität und ich habe sie dann ganz ruhig gefragt, warum sie sich über diese Belanglosigkeit so aufregt. Sie hat mich dann mit starrem Blick fixiert und ausgerufen "ich WILL mich darüber aufregen". Ich habe die Küche dann verlassen. Das hat mir eines gezeigt. Sie will an ihrem Impulskontrollproblem absolut nichts ändern. Wut ist für manche Leute eine sehr attraktive Emotion, sie wollen wütend sein weil ihnen das etwas gibt. Das hat mich darauf gebracht dass wütend sein für einige Leute ganz offensichtlich Suchtcharakter hat.

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reddie
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Beitrag Mi., 03.01.2024, 16:33

Ja, auch wenn wütend sein - vor allem auf Dauer- extrem anstrengend ist und negative Folgen hat... den tiefen Schmerz, der darunter liegt, den fürchtet man (unbewusst) noch viel mehr (ich sag jetzt mal man, auch wenn es natürlich nicht jeden betrifft).

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Beitrag Mi., 03.01.2024, 17:34

Was ihr alles hier schon wieder hineininterpretiert, ist ja sehr interessant.

Mein Grundschullehrer ist in mich eingedrungen.

In meinem Leben jetzt gibt es immer wieder das Muster, dass mich Dinge extrem belasten und es sich so anfühlt, als werde ich dadurch wieder in meinem Inneren verletzt.

Das belastet mich.

Ich möchte eben einen Weg finden, dass ich nicht ständig das Gefühl habe, ich werde angegriffen und jemand dringt in mich ein. Denn das zehrt unheimlich. Aber ich finde diesen Weg einfach nicht. Ich komme nicht von diesen Gedankenspiralen weg, dass ich bedroht bin und werde.

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Beitrag Mi., 03.01.2024, 17:38

Und ja, ihr sagt halt, dass ich mich öffnen soll, schwach zeigen, mich ändern, andere Verhaltensweisen ausprobieren soll und mir einen entsprechenden Personenkreis suchen soll.

Aber ich sehe nicht, dass es an dem genannten Problem etwas ändern wird. Ich werde immer diese Gedanken haben, dass in mich eingedrungen wird. Es fühlt sich nicht an wie Vergangenheit. Weil ich ständig immer wieder sowas erlebe, durch diese Gesellschaft. Deshalb möchte ich eben einfach Geld verdienen und meine Ruhe haben.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 03.01.2024, 18:12

Fragensteller98 hat geschrieben: Mi., 03.01.2024, 17:38 Aber ich sehe nicht, dass es an dem genannten Problem etwas ändern wird. Ich werde immer diese Gedanken haben, dass in mich eingedrungen wird.

Wenn du das glaubst wird es so passieren. Das ist eine selbsterfüllende Prophezeiung. Die Tatsache dass du davon überzeugt bist wird dafür sorgen dass nichts anderes eintreten kann.

Fragensteller98 hat geschrieben: Mi., 03.01.2024, 17:38Es fühlt sich nicht an wie Vergangenheit
Das ist Typisch wenn man nach einem stark belastenden Ereignis eine Traumafolgestörung entwickelt hat.

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Charlie Foxtrott
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Beitrag Mi., 03.01.2024, 18:13

Fragensteller98 hat geschrieben: Mi., 03.01.2024, 17:38 Ich werde immer diese Gedanken haben, dass in mich eingedrungen wird. Es fühlt sich nicht an wie Vergangenheit. Weil ich ständig immer wieder sowas erlebe, durch diese Gesellschaft. Deshalb möchte ich eben einfach Geld verdienen und meine Ruhe haben.
Ach Mensch, das geht aber nicht mit Geld verdienen weg. Hat mein Ex auch versucht. Der einzige Vorteil: Du kannst Dir den Thera aussuchen und musst nicht so lange warten, wenn Du ihn selbst bezahlt. Und Du kannst in einer sicheren Gegend wohnen und Dir besseren Erholungsurlaub leisten. Den Weg als toxischer Highperformer habe ich auch mal versucht, Sackgasse. Die brechen im Ernstfall als erste zusammen und die eher unscheinbaren werden zu Helden. Mein Thera hat mich so zusammengeschissen damals.
Du hast mich gefragt, wie ichs wegbekommen habe: Mit dem,was Du nicht willst: Imagination. Du hast Groll, dass der Typ nicht zur Rechenschaft gezogen werden konnte, weil er sich durch Suizid entzogen hat, dass die Justiz ihn vor dem Prozess rausgelassen hat. DIE Satisfaktion kriegst Du nur in der Imagination. Du bist Sportler: Springt ein Skispringer die Schanze runter ohne den Sprung vorher zu imaginieren? Mir haben die Übungen solchen Spass gemacht, dass ich mir dann selbst Praxisaufgaben gestellt habe und dabei (bei der Tatortbesichtigung!!!) ganz tolle Leute und Projekte kennengelernt habe. Dazu musst Du in die Exposition, aber nicht so lange drinbleiben (dieses "halten Sie mal aus, ja toll machen Sie das", ging mir auch mächtig auf den Keks) und dann biegt man zu einem guten Schluss ab. Dann vergehen auch die Intrusionen, dass es sich so wie Gegenwart anfühlt. Und Diskriminationsübungen helfen (finde min. 10 Unterschiede zur alten Situation).
Du hast mein vollstes Verständnis, wenn ich Dich lese, könnte es fast mein Tagebuch von vor ein paar Jahren sein. Bitte, es lohnt sich!

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 03.01.2024, 18:14

Fragensteller98 hat geschrieben: Mi., 03.01.2024, 17:34 Ich komme nicht von diesen Gedankenspiralen weg, dass ich bedroht bin und werde.

Deswegen ja zB Imaginationsübungen. Weil da übt man mental ein wie es sich anfühlt wenn eben gerade KEINE Bedrohung da ist. Und da es eine Übung ist kann es sein dass sich das nicht direkt beim ersten Versuch den vollen Effekt hast dass es die Gedankenspirale abbricht. Deswegen muss man sowas regelmässig üben.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am Mi., 03.01.2024, 18:17, insgesamt 1-mal geändert.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 03.01.2024, 18:16

Charlie Foxtrott hat geschrieben: Mi., 03.01.2024, 18:13
Fragensteller98 hat geschrieben: Mi., 03.01.2024, 17:38 Ich werde immer diese Gedanken haben, dass in mich eingedrungen wird. Es fühlt sich nicht an wie Vergangenheit. Weil ich ständig immer wieder sowas erlebe, durch diese Gesellschaft. Deshalb möchte ich eben einfach Geld verdienen und meine Ruhe haben.
Ach Mensch, das geht aber nicht mit Geld verdienen weg.


Jepp. Ich wüsste nicht was Geld dagegen hilft wenn man solche Gedanken hat. Und wenn du schon gesunde zwischenmenschliche Beziehungen als wertlos ansiehst um das zu bessern, was soll da Geld auf einem Bankkonto bitteschön dran ändern.

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Beitrag Mi., 03.01.2024, 18:22

münchnerkindl hat geschrieben: Mi., 03.01.2024, 18:14
Deswegen ja zB Imaginationsübungen. Weil da übt man mental ein wie es sich anfühlt wenn eben gerade KEINE Bedrohung da ist. Und da es eine Übung ist kann es sein dass sich das nicht direkt beim ersten Versuch den vollen Effekt hast dass es die Gedankenspirale abbricht. Deswegen muss man sowas regelmässig üben.


Aber die Bedrohung ist doch IMMER da! Es gibt bei mir nie einen Moment, wo ich mich nicht bedroht fühle. Ich rechne immer damit und versuche eben, mein Leben so zu gestalten, dass ich mir endlich sagen kann "alles gut". Und Geld auf dem Konto und ein schönes, sicheres Haus wird dafür sorgen. So denke ich.

Also mein Lebensweg ist so bisschen der Versuch, Sicherheiten anzuhäufen.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 03.01.2024, 18:26

Fragensteller98 hat geschrieben: Mi., 03.01.2024, 18:22
Aber die Bedrohung ist doch IMMER da!

In deinem Kopf. Und da und nur da kannst du es verändern.

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Beitrag Mi., 03.01.2024, 18:31

münchnerkindl hat geschrieben: Mi., 03.01.2024, 18:26
Fragensteller98 hat geschrieben: Mi., 03.01.2024, 18:22
Aber die Bedrohung ist doch IMMER da!

In deinem Kopf. Und da und nur da kannst du es verändern.
Genau, das ist deine Meinung. Und auch der Gesellschaft und der Psychotherapie etc...

Und ich habe dazu eben eine andere Meinung. Realität schafft Sicherheit. Davon bin ich überzeugt.

Ich fühle mich extrem unsicher. Und ich bin überzeugt davon, dass Dinge wie guter Job, schönes Haus, gesundes Essen innere Sicherheit bringt.

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Charlie Foxtrott
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Beitrag Mi., 03.01.2024, 18:36

Mach ne Tabelle, links damals, rechts heute. Was ist gleich, was ist unterschiedlich.
Wie willst Du denn mal als Anwalt arbeiten, wenn Du Deinem Klienten an die Gurgel springst? Es gab ja leider in der jüngeren Vergangenheit eine Anwältin, die mit Intensivtätern gearbeitet und sich aufgehängt hat ("Richterin gnadenlos", wobei ich ihre Verdienste sehr hoch schätze) und eine Knastpsychologin mit ähnlichem Ausgang (ebenfalls meine Hochachtung). Aber so wollen wir nicht enden, oder? Dann wirds auch nix mit Geld verdienen. He, ich bin auch bei Wutbürgern unter den Kunden ausgerastet, aber ich will meinen Job behalten, unbedingt.

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