Verwirrt und ungeduldig?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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wildeskeks
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Beitrag Sa., 22.07.2023, 20:02

... ich verstehe was du meinst. Das Bild mit dem Notstromaggregat trifft es leider sehr gut. Aber ich habe Angst, davor loszulassen. Vor allem weil ich weiß, dass diese negativen Gefühle dann alle auf ein mal hochkommen werden. Sie werden mich komplett übermannen und mich einnehmen. Aber was tue ich dann? Was tue ich, wenn ich in ein richtig tiefes Loch falle? Ich habe nichts und niemanden was mich da fangen könnte. Ich will nicht meinen Arbeitsplatz und noch viel weniger mein Leben verlieren. Was tue ich, wenn ich wirklich schwer suizidale Gedanken bekomme? Da reicht es nicht, 1x pro Woche 1 Stunde lang zu reden. In der Zeit dazwischen bin ich viel zu viel alleine mit mir selbst. Und wenn ich mich in eine Klinik bringen lasse, verliere ich wahrscheinlich meinen Job. Dann finde ich nie wieder einen, da man mich fragen wird, warum ich so lange weg war. Und dann "ah psychisch instabil - die nehmen wir sicher nicht. Das macht nur Probleme". Ich habe mein Studium dann umsonst gemacht, die ganze harte Arbeit und der Kampf um den Job und meine finanzielle Unabhängigkeit ... alles umsonst.

Für mich hängt da viel dran und ich fürchte mich davor, am Ende einfach alles zu verlieren und vor dem kompletten Aus zu stehen. Dann kann ich mir nicht einmal mehr die Therapeutin leisten und bin ganz alleine. In Anbetracht dessen, wäre sterben die bessere Option, als das durchmachen zu müssen ...
Misstrauen ist die schwarze Sucht der Seele, welche oft ins Totenreich der Lebenden führt.

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Shukria
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Beitrag Sa., 22.07.2023, 20:32

Die negativen Gefühle kommen nicht alle auf einmal hoch , woher nimmst du denn diese Annahme.

Und dann, Gefühle kommen und gehen, wenn man die durchlebt werden die wieder kleiner. Vielleicht macht es ja Sinn das du derzeit keine hast, wie soll das funktionieren dich mit deinen Gefühlen auseinander zu setzen solange du noch bei den Tätern lebst. So funktioniert das nicht.

Mir ist auch nicht klar was gegen eine Studentenwohnung spricht wie WG oder Studentenheim. Das kann man auch wohnlich einrichten und sich geborgen fühlen.

Die Frage ist doch was ist wichtiger, Täterkontakt unterbinden um in Richtung Gefühlsregulation zu kommen oder an den Auszug Zig Bedingungen zu knüpfen und dadurch die Chance auf eine schnelle Distanzierung so deutlich verringern.

Was hält dich denn dort wo du wohnst? Etwas an Gewinn hast du mit deiner aktuellen Wohnsituation, sonst würdest du mehr an Alternativen Wohnformebnin Betracht ziehen.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 22.07.2023, 21:16

sebi hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 18:34 Als ich fühlen lernte. Fühlen konnte/durfte. Zu fühlen mir vertraute, da erlaubte ich mir auch zu fühlen, was ich mir verbot, um zu überleben. Eine unglaubliche Wut!


Ja, aber das gute ist, wenn man sich erlaubt diese Gefühle zu haben, sie weder wegdrückt noch sie am Laufen hält indem man sie ständig wieder aktiv hochkocht, dann vergehen die auch wieder. Aber sie können nicht vergehen wenn man sie unterdrückt, weil das eine Methode ist sie ernst und wichtig zu nehmen, ihnen Realität zu geben, genau wie das Schwelgen in ihnen Gefühlen Realität gibt.

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 22.07.2023, 21:36

wildeskeks hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 20:02 Für mich hängt da viel dran und ich fürchte mich davor, am Ende einfach alles zu verlieren und vor dem kompletten Aus zu stehen. Dann kann ich mir nicht einmal mehr die Therapeutin leisten und bin ganz alleine. In Anbetracht dessen, wäre sterben die bessere Option, als das durchmachen zu müssen ...
es tut mir leid dass es dir so schlecht geht und ich verstehe auch deine Angst.
Aber das sind ganz klassische Katastrophengedanken, eine Spirale nach unten.
Es ist nie so, es gibt nie nur den einen Job, es wird nicht einfach gekündigt, und selbst wenn gibt es zig Alternativen.
Du wirst nie ganz allein dastehen wenn du das nicht zulässt.
Und ja, wenn es dir so schlecht geht wäre Klinik eine gute Option, vorerst.

Und ja, es gibt Alternativen zu einer festen Wohnung: Wohnheim, WG-Zimmer, Wohnen auf Zeit, Ferienwohnung etc.

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sebi
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Beitrag So., 23.07.2023, 11:32

wildeskeks hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 12:16 An eine Selbsthilfegruppe habe ich bisher nicht gedacht.
Goggle mal nach "Selbsthilfe Salzburg"
"Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen." Hape Kerkeling

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münchnerkindl
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Beitrag So., 23.07.2023, 11:57

wildeskeks hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 20:02 ... ich verstehe was du meinst. Das Bild mit dem Notstromaggregat trifft es leider sehr gut. Aber ich habe Angst, davor loszulassen. Vor allem weil ich weiß, dass diese negativen Gefühle dann alle auf ein mal hochkommen werden. Sie werden mich komplett übermannen und mich einnehmen. Aber was tue ich dann? Was tue ich, wenn ich in ein richtig tiefes Loch falle?

Deswegen Klinik, weil du da aufgefangen wirst wenn es dort passiert, weil es da keine anderen Anforderungen an dich gibt, du 3 Mal am Tag das Essen hingestellt bekommst etc.

Selbstverständlcih bist du da krankgeschrieben, ist ja das selbe Problem für Leute nach einem schweren Unfall, wo Leute ja auch monatelang ausfallen können.

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lisbeth
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Beitrag So., 23.07.2023, 12:15

münchnerkindl hat geschrieben: So., 23.07.2023, 11:57 Deswegen Klinik, weil du da aufgefangen wirst wenn es dort passiert, weil es da keine anderen Anforderungen an dich gibt, du 3 Mal am Tag das Essen hingestellt bekommst etc.
Das kann ich nur ganz dick unterstreichen. Außerdem sehe ich für dich bei Klinik mehrere Pluspunkte:

- Abstand vom Täterumfeld
- dort gibt es einen Sozialdienst, die dich auch bei lebenspraktischen Fragen unterstützen (Schritte bei der Wohnungssuche zB)
- Du kannst dich ganz auf dich konzentrieren
- Du hast ein Umfeld, das dich auffängt, falls du wirklich komplett von deinen aufgestauten Emotionen überwältigt wirst (wobei das nach meiner eigenen Erfahrung eher die Angst davor ist, was dann passiert und wenn man dann mal mehr Emotionen zulässt, dann passiert nichts dramatisch Schlimmes...)
- Du lernst, deine Emotionen besser zu wahrzunehmen und zu regulieren, und kommst weg von dem on/off-Modus mit der Angst der totalen Überflutung wenn der Schalter dann mal auf "on" ist.
- Du lernst auch mal andere Therapeut/innen kennen und kannst besser abgleichen, ob das mit deiner ambulanten Therapeutin grundsätzlich "passt" oder nicht
- Du lernst andere Betroffene in einer ähnlichen Situation kennen
- Du kommst auch aus deinem "Powermodus" in der Arbeit mal raus. Denn der ist - wie du hier ja auch reflektierst - im Grunde genauso ungesund und anstrengend, denn damit schiebst du ja all deine Emotionen fort.
- Klinikaufenthalt war für mich totale Entschleunigung. Davor hast du totale Angst. Aber vielleicht geht es genau da lang?
- Du hast die Möglichkeit, dir Schritt für Schritt neue, gesündere Bewältigungsmechanismen zu erarbeiten, bzw. den Grundstein dafür zu legen. Die Arbeit geht nach der Klinik natürlich weiter - ist eher sowas wie lebenslanges Lernen ;-)

Kann auch sein, dass das gerade nicht der passende Zeitpunkt für Klinik ist. Gleichzeitig denke ich, dass du dich gerade nur kopflos im Kreis drehst, dass du nicht so richtig in der Lage bist, dich aus dem Täterumfeld zu lösen. Aber bis du da wirklich draußen bist, wird alles andere in der Therapie nur "kosmetisch" sein und nichts an deinen grundlegenden Problemen ändern. Manchmal ist es auch so, dass Therapie dich soweit stabilisiert, dass du (unbewusst) weiter am Status Quo festhältst, weil du über die Therapeutin wieder Halt findest...
Ich glaube, das mit Klinik läuft bei euch in Ö auch anders als in D. Aber ich würde es an deiner Stelle auf alle Fälle mal bei der Therapeutin ansprechen und erörtern, welche Möglichkeiten es gibt.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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chrysokoll
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Beitrag So., 23.07.2023, 12:41

danke lisbeth für den sehr guten und umfassenden Beitrag!

Zwei Punkte möchte ich auch meinen eigenen früheren Klinikerfahrungen noch ergänzen, zwei Punkte die mir viel brachten:

- Ich konnte andere Therapieverfahren kennenlernen, also Gruppe, Kunst-, Musik-, Tanztherapie, Entspannungsverfahren etc.. Verschiedene Dinge auch ausprobieren, ganz unkompliziert feststellen ob mir sowas liegt oder eher nicht. Das ist sehr viel wert, so unkompliziert kriegt man das sonst nie!

- Ich habe viel auch von anderen Patienten profitiert. Natürlich sind da auch schwierige und nervige Leute. Aber ich konnte sehen wie andere mit ihren Problemen umgehen, im Austausch erleben was sie schon erlebt und probiert haben. Und einfach sehen: Ich bin nicht allein mit meinem Problem, ich bin nicht nur komisch und schwierig.
Und ja, ich sah auch klar was ich z.B. nicht will für meine Zukunft. Auch mal ein "so wie x möchte ich nicht leben" oder "so wie y kann es enden wenn ich jetzt nichts mache". Das ist sehr hilfreich !

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wildeskeks
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Beitrag Fr., 28.07.2023, 16:18

Sorry, dass ich mich erst so spät wieder melde - es war viel los. Diese Woche war richtig schwer für mich.
Shukria hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 20:32 Die negativen Gefühle kommen nicht alle auf einmal hoch , woher nimmst du denn diese Annahme.
Leider weiß ich aus Erfahrung, dass wenn einmal ein kleiner "Riss" in der Fassade entsteht, es die Gefühle genau dort durch drückt, als wäre hinter der Wand ein riesiges Wasserbecken, das nur auf ein Leck wartet, damit es alles fluten kann. Vor allem weil es am Sonntag wieder so war ...
Sonntag Nacht begannen mich sehr viele und sehr starke negative Gefühle zu überrollen. Meine Therapeutin schrieb mir, dass sie nur einen einzigen Termin frei hätte. Zu dem konnte ich aber nicht hingehen, weil ich einen sehr wichtigen Termin bei der Bank genau zu der Zeit hatte, den ich bereits vor Wochen ausgemacht hatte. Sie bot mir dieses Mal auch keinen Alternativtermin an und ich war somit auch noch auf mich alleine gestellt. Meine Arbeitskollegin benahm sich diese Woche auch plötzlich sehr abweisend und kalt mir gegenüber, sodass ich auch sie in Ruhe lies. Nach mehrmaligen Versuchen, meine ehemalige Psychiaterin zu erreichen, schrieb ich ihr letztlich, dass ich einen Termin bei ihr bräuchte. Ich dachte daran, dass sie früher sehr herzlich zu mir war und mich verstand - also nahm ich an, sie könnte mir vielleicht wieder irgendwie helfen. Doch selbst da kam nur retour "Nächste Woche habe ich leider keinen freien Termin." und ein kaltes "Mit freundlichen Grüßen, Dr. XXX". Keine Alternative oder kein "Rufen Sie mich morgen um X Uhr an, dann vereinbaren wir einen Termin" - nichts. Außerdem waren wir bereits per du und sie mochte mich mal richtig gerne. In der Arbeit wurde ich mit Aufgaben überrumpelt. Das war mir letztlich alles zu viel ... ich habe mich am Ende "zum Glück" nur selbst verletzt. Meine Gedanken waren schon ganz wo anders.
Mittlerweile habe ich wieder alles verdrängt. Ich spüre nichts mehr und fühle mich innerlich komplett leer. Ich habe alles weggedrückt, weil ich damit einfach nicht mehr umgehen konnte.
Shukria hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 20:32 Mir ist auch nicht klar was gegen eine Studentenwohnung spricht wie WG oder Studentenheim. Das kann man auch wohnlich einrichten und sich geborgen fühlen.
Ich meine damit z. B. Angst haben zu müssen, dass einen die anderen nicht mögen, oder dass sie sich im schlimmsten Fall sogar an deinem Besitz vergreifen. Das muss natürlich nicht passieren, aber es kann. Wohingegen in einer eigenen Wohnung nur ich bin und auch nur ich mit mir selbst klar kommen muss, keine Rücksicht auf irgendjemand nehmen muss.
Shukria hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 20:32 Die Frage ist doch was ist wichtiger, Täterkontakt unterbinden um in Richtung Gefühlsregulation zu kommen oder an den Auszug Zig Bedingungen zu knüpfen und dadurch die Chance auf eine schnelle Distanzierung so deutlich verringern.

Was hält dich denn dort wo du wohnst? Etwas an Gewinn hast du mit deiner aktuellen Wohnsituation, sonst würdest du mehr an Alternativen Wohnformebnin Betracht ziehen.
Ich habe hier meine Hunde, die ich über alles liebe und die mir oft Kraft geben. Nein, die kann ich nicht mitnehmen, weil sie rechtlich nicht einmal mir gehören und zudem es kaum Wohnungen gibt, wo man ein Haustier haben kann, geschweige denn mehrere große Hunde.
Ich lese in dem Satz Zweifel und möchte dir sagen, dass es für mich nicht einfach ist. Vielleicht wäre es für dich leicht, aber alleine die Erkenntisse der letzten Zeit, der drohende Verlust meiner geliebten Tiere, keinen Halt irgendwo zu haben ... das macht es mir schwer. Ich versuche es in kleinen Schritten, in der Hoffnung, dass es dann machbarer wird.
Zuletzt geändert von wildeskeks am Fr., 28.07.2023, 16:29, insgesamt 1-mal geändert.
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wildeskeks
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Beitrag Fr., 28.07.2023, 16:26

lisbeth hat geschrieben: So., 23.07.2023, 12:15 Kann auch sein, dass das gerade nicht der passende Zeitpunkt für Klinik ist. Gleichzeitig denke ich, dass du dich gerade nur kopflos im Kreis drehst, dass du nicht so richtig in der Lage bist, dich aus dem Täterumfeld zu lösen. .............
Danke für deine lange Nachricht. Ich habe viel darüber nachgedacht. Ich habe mir auch ein paar Informationen dazu besorgt. Ich weiß jetzt, dass ich mich nicht klassisch "einliefern" lassen sollte, weil mir davon abgeraten wurde, da ich womöglich am Ende "gestörter" raus gehe als vorher. Dann dachte ich, was ich sonst für Alternativen hätte und fand eine psychiatrische Reha Klinik. Das sieht nicht so schlecht aus und der Gedanke beruhigt mich, dass man mich dort wahrscheinlich nicht verurteilt und mir hilft, vor allem fast rund um die Uhr.

Ich habe jetzt dann erst einmal Urlaub und hoffe, dass ich mich wenigstens vom Stress in der Arbeit erholen kann und so wieder halbwegs zu mir finde. Vielleicht kann ich dann wieder halbwegs entscheiden. Falls nicht, bleibt mir diese Klinik als Alternative. Allerdings muss ich zuerst eine Fachärztin finden, die mich überweist, nachdem meine Psychiaterin wohl keinen Bedarf mehr hat.
chrysokoll hat geschrieben: So., 23.07.2023, 12:41 Zwei Punkte möchte ich auch meinen eigenen früheren Klinikerfahrungen noch ergänzen, zwei Punkte die mir viel brachten:
.........
Das sind ebenfalls sehr gute Punkte, die mir Mut machen. Vor allem, dass man so "geschützt" sich ausprobieren darf ... das klingt wirklich wohltuend.
Zuletzt geändert von Pauline am Sa., 29.07.2023, 04:35, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Komplettzitat entfernt. Bitte an die Netiquette halten.
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Sydney-b
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Beitrag Sa., 29.07.2023, 01:18

wildeskeks hat geschrieben: Do., 20.07.2023, 18:23
Sie meinte, dass das Gefühl, dass wir in der Therapie stehen deshalb sei, weil ich zuerst von meinem Umfeld weg muss. Anders macht Therapie keinen Sinn, wenn man sozusagen mitten im Täterumfeld sitzt. Und warum sie sich auf das Thema Arbeit fokussiere sei, weil ich dort am ehesten etwas verändern könne und Erfolge haben könnte (ich nutze die Arbeit, um Gefühle und meine Einsamkeit zu verdrängen, meinen Selbstwert darüber zu definieren Sie meinte darauf nur, dass ich es machen soll, wie mir das passt und wenn ich doch nichts ändern möchte, das auch okay sei. Damit konnte ich mir wenig anfangen um ehrlich zu sein.
Ich verstehe ihre Aussage so:
Wenn du an deiner jetzigen Situation nichts ändern möchtest, dann akzeptiert sie deine Entscheidung.

Du findest einen Grund nach dem anderen, um dich nicht aus deinem Täterumfeld befreien zu müssen.

Du verdienst zwar gut, ABER: Miete ist ja so teuer und bald geht alles den Bach herunter und alle Menschen stehen dann auf der Straße…
Der Vater ist krank…
Deine Eltern sind (angeblich!) auf deine finanzielle Unterstützung angewiesen (obwohl sie vorher auch ohne deinen Zuschuss klar kamen)
Vermieter nehmen keine Leute mit Hunden ( also sind Hundebesitzer so ziemlich alle Hauseigentümer?)
Außerdem gehören dir die Hunde eigentlich gar nicht…(ihr könntet euch darauf einigen, dass du einen Hund mitnimmst, da dein Vater krank ist sind deine Eltern bestimmt froh darüber)

Von außen betrachtet ist sehr klar zu erkennen, dass du noch nicht so weit bist, dein Täterumfeld zu verlassen, obwohl du die Möglichkeiten dazu hättest.

Genau das meint deine Therapeutin damit: Wenn du nichts ändern möchtest, dann sei das für sie ok.

Nur: Deshalb geht es bei dir in der Therapie nicht voran, worüber du dich beklagt hattest.

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Sydney-b
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Beitrag Sa., 29.07.2023, 01:49

wildeskeks hat geschrieben: Fr., 28.07.2023, 16:18

Sonntag Nacht begannen mich sehr viele und sehr starke negative Gefühle zu überrollen. Meine Therapeutin schrieb mir, dass sie nur einen einzigen Termin frei hätte. Zu dem konnte ich aber nicht hingehen, weil ich einen sehr wichtigen Termin bei der Bank genau zu der Zeit hatte, den ich bereits vor Wochen ausgemacht hatte..........
Du schreibst davon, wie extrem schlecht es dir ergangen ist.
Du bittest um einen Notfalltermin.
Diesen nimmst du aber nicht wahr, wegen eines Banktermins.

Ehrlich: Ich hätte lieber nochmals mehrere Wochen auf einen neuen Banktermin gewartet, wenn ich so am Boden liegen würde…

Ich kann verstehen, dass sie dir dann keinen weiteren Alternativtermin angeboten hat.

Zu deiner Psychiaterin: Sie hat dir freundlich geantwortet.
Fachärzte sind oft komplett überlaufen.
Wann warst du denn das letzte Mal bei ihr?

So wie ich es verstanden habe, hat die Psychiaterin dich damals sehr unterstützt, aber auch da hat nichts bei dir angeschlagen/Wirkung gezeigt.
Vielleicht denkt sie ja deshalb, dass es bei dir nicht so dringend sei?
Wenn du ernsthaft ihre Hilfe möchtest, dann vereinbare einen Termin bei der Sprechstundenhilfe.
Dann musst du wahrscheinlich eine zeitlang darauf warten, aber vielleicht könntest du dich bis dahin tatsächlich auf Hilfe einlassen?

Du hast geschrieben, dass du nach Hilfe schreien würdest.
Nach Hilfe schreien…und Hilfe tatsächlich annehmen…sind aber unterschiedliche Handlungen.

Noch bist du eher am Schreien…

Vielleicht wäre ein erster Schritt, mit deiner Therapeutin zu ergründen, warum du dein Täterumfeld nicht verlassen möchtest.
Daraus können sich dann die nächsten Schritte ergeben.
Zuletzt geändert von Pauline am Sa., 29.07.2023, 04:36, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Bitte nur textrelevante Abschnitte kopieren.

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Shukria
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Beitrag Sa., 29.07.2023, 07:25

Ich kann mich da nur anschließen

Es sind Aussreden, das du an deiner Wohnsituation nichts ändern musst/kannst!

Ich hab in so vielen WGs gewohnt, mich hat noch niemand beklaut und wenn man sich selber nicht komplett daneben benimmt,.. ich kenne niemanden (mich eingeschlossen) der in seiner WG nicht gemocht wurde….


Und wenn du es schaffst Gefühle zuzulassen wenn sie entstehen, dann stauen die sich auch nicht so auf das sie sich durch die kleinste Ritze Bahn brechen.

Aber auch diese Gefühle sind ja wieder abgeflaut, das dauert nur länger und Welle ist größer und intensiver.

Und ich denke auch, das die Helfer um dich rum sich da nicht instrumentalisieren lassen wollen(mehr).
Wenn du so in Not bist dann nimm den einen Termin der dir angeboten wird, zum Banktetmin könntest du auch mit Fieber im Bett liegen und müsstest ihn dann ja auch absagen weil die andere Erkrankung dringender ist versorgt zu werden.

Und ansonsten gibt es noch die psychiatrische Notaufnahmen für Akutgespräche. Da muss du auch Wartezeit mitbringen aber du bekommst gesichert an dem Tag ein Gespräch.

Ja ich hab meine Zweifel das du bereit bist was zu ändern und das sehen auch die Professionellen, weshalb es keinen Sinn macht wenn du in einer „hausgemachten Not“ hängst, sofort für dich zu springen. Es ist quasi kein übliche Not sondern chronisch und das braucht ein anderes Herangehen/Reagieren

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sebi
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Beitrag Sa., 29.07.2023, 08:11

Das frage ich mich auch: Wie kann ein Termin bei der Bank wichtiger sein als mein Seelenleben, wenn es mir so schlecht geht, dass ich Angst vor Suizid habe?
Und wie kann ich anderen (Therapeutin, Psychiaterin) "vorwerfen" nicht sofort und akut für mich da zu sein, wenn auch ich nicht für mich da bin und den Termin nicht wahrnehme?
"Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen." Hape Kerkeling

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Shukria
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Beitrag Sa., 29.07.2023, 08:33

Ja das ist gut ausgedrückt, dieser Widerspruch

Diecanderen sollen akut die Termine freiräumen weil es dir so schlecht geht, aber du hast dann die Ruhe weg zu Entscheiden ob der angebotene Tetmin dir genehm ist oder du vielleicht lieber zu der Zeit doch was anderes tun magst, also selber gar nicht bereit bist akut dann auch hinzugehen.

Da denk ich auch, so dringend kann’s nicht sein.
Wenn’s mir so schlecht ginge würd ich mich notfalls krank schreiben lassen von Arbeit um den mir angebotenen Termin wahrnehmen zu können.

Solange du da noch so wählerisch agierst, ist es nicht akut

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