Therapeutin Kontakt

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Saly
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Beitrag Di., 14.03.2023, 19:55

Jetzt muss ich auch nochmal meinen Senf dazu geben. Besser ein paar Beispiele. ich selbst und auch mein Mann haben beide „helfende“ Berufe. Mein Mann ist Arzt, ich arbeite auch im Gesundheitswesen und wir hatten es neulich von diesem Thema. Wir waren uns beide einig und würde auch nie auf die Idee kommen Freunde im Patienten-/Klienten-Umfeld zu suchen. Mein Mann meinte, er ist im Job einfach so in seiner Rolle, dass er gar nicht auf die Idee von was Privatem käme. Einfach weil es dieses „Private“ im Umfeld einfach nicht gibt. Seine Patienten wissen in der Regel wenig bis nichts privates über ihn. Und ähnlich ist es ja bei Therapeuten und Patienten zumeist auch.
Vielleicht kann man es sich in seinem eignen Beruf vorstellen, in dem man auch mit Kunden/Kollegen/Dienstleistern Kontakt hat auf professioneller Eben aber selbst nach Jahren nicht auf die Idee kommen würde, ins private zu wechseln.

Andererseits habe ich vor einiger Zeit eine neue Freundschaft „begonnen“. Von mir aus gefragt, ob wir uns nach XY mal privat treffen wollen. Daraus ist eine sehr schöne und auch tiefe Freundschaft geworden. Allerdings war XY auch nie mit einem Machtgefälle verbunden und so waren wir von Anfang an auf Augenhöhe. Glaube schon, dass diese zwei Punkte (berufliche „Professionalität“ in der es Privates einfach nicht gibt, Augenhöhe) eine entscheidende Rolle für eine Freundschaft spielen…so ganz allgemein im Leben.

Der TE hilft das nun nicht viel, aber ich glaube wiederum auch, dass sich dieser Wunsch naturgemäß bei einer wirklichen Abstinenz (ohne Mail-Kontakt) auch ganz schnell legen würde.

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sunny87
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Beitrag So., 19.03.2023, 11:20

Saly hat geschrieben: Di., 14.03.2023, 19:55 Allerdings war XY auch nie mit einem Machtgefälle verbunden und so waren wir von Anfang an auf Augenhöhe.
Zum Thema Machtgefälle: Ich habe das in dieser Therapiesituation nie so empfunden. Da waren wir auf gleicher Augenhöhe.

Bei einer vorherigen Thera bzw. auch einer Psychiaterin war das jedoch anders.

Einen schönen Sonntag wünscht
Sunny

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Leyndin
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Beitrag So., 19.03.2023, 12:17

Ich finde das Beispiel von Reddie gut. Es wäre meinem Empfinden nach sehr schräg, wenn man so einen Anruf bekäme. Und auch selbst würde ich auf diese Idee nicht kommen.
Etwas anderes ist es, finde ich, wenn man sich zufällig in einem anderen Kontext wieder trifft.

So habe ich meine beste Freundin gefunden. Wir kannten uns aus einem Arzt-Patienten-Verhältnis. Ohne irgendwelche weiteren Ideen. Später sind wir uns im Hobby begegnet, zufällig. Und über dieses gemeinsame Hobby ist dann irgendwann eine Freundschaft entstanden.
Ich habe auch weitere Bekanntschaften, die mich bereits früher kannten, als Schülerin, Praktikantin, Lernende, Patientin. Also durchaus ein Gefälle. Später sind wir uns im Beruf im professionellen Kontext auf Augenhöhe begegnet. Bei Weiterbildungen, bei Kursen. Es gibt Beziehungen, die diesen Wechsel vertragen. Und es gibt solche wo immer etwas komisches bleibt und ich sehr auf Distanz bleibe. Aber beides gleichzeitig, professionelles und privates Verhältnis, geht gar nicht für mich.
Bei einer Psychotherapeutin empfinde ich das Ungleichgewicht im Wissen übereinander jedoch sehr stark, ich wüsste nicht, wie ich meiner Therapeutin z.B. begegnen würde, würde ich sie an einer Weiterbildungsveranstaltung treffen. Durchaus möglich, weil unsere Berufe Schnittmengen im Interessensgebiet haben. Wir begegnen uns zwar auf Augenhöhe, aber ein Therapeut-Klient Verhältnis ist niemals so gleichwertig wie ein Austausch unter Fachpersonen oder Freunden.

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Saly
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Beitrag So., 19.03.2023, 12:18

sunny87 hat geschrieben: So., 19.03.2023, 11:20 Zum Thema Machtgefälle: Ich habe das in dieser Therapiesituation nie so empfunden. Da waren wir auf gleicher Augenhöhe.

Bei einer vorherigen Thera bzw. auch einer Psychiaterin war das jedoch anders.
Das ist schön, dass du das so empfunden hast. Das hat aber weniger damit zu tun, dass es kein Machtgefälle gab sondern damit, dass die Therapeutin dir dieses Gefühl gegeben hat. Das ist also wirklich der Therapeutin zuzuschreiben und ihr anzurechnen.

Das Machtgefälle gibt in der Konstellation aber immer. Damit meine ich nicht, dass ihr nicht auf Augenhöhe gesprochen habt. Das ist sicher möglich, wichtig und gut. Und dennoch kennt sie alle deine Schwächen, intimen Details und hat Informationen über dich, die du von ihr nicht ansatzweise kennst. Dazu kommt, dass sie dich behandelt. Sie ist keine Freundin oder Bekannte, sondern ihre Aufgabe ist es, dein Leid zu lindern und dir zu helfen. Sie ist die Helfende, du die Hilfesuchende.und das ist bei der jetzigen Therapeutin genauso wie bei der letzen oder der Psychiaterin. In der Therapie ist das NIE umgekehrt, sonst wäre es keine (gute) Therapie mehr. Sicher kommt das vor dass sich in Therapien Rollen vertauschen, aber da ist dann eben Murks. Und selbst dann wäre da immer noch ein (umgekehrtes) Machtgefälle.

Vielleicht ist das Wort Machtgefälle da auch einfach das falsche. Es geht ja weniger um Macht, die ausgeübt wird, sondern eher um ein starkes Ungleichgewicht in einer Beziehung zwischen zwei Menschen.

In meiner Therapie ist es so, dass ich sehr viele private Details meines Therapeuten kenne. Ich weiß wo er wohnt, wie alt seine Kinder sind und wir sie heißen, was seine Frau beruflich macht. Und auch Details seiner Muster, „Schwächen“ und Schwierigkeiten, denen er im Leben so begegnet ist, und trotzdem würde ich ihn nie als Freund oder Bekannten bezeichnen. Dass er mir so viel von sich erzählt, hat auch „behandelten“ Charakter und setzte jedes Mal ein Einverständnis voraus („kann ich Ihnen dazu was von mir erzählen,ist das ok für Sie?“). Sowas würde man ja in einer freundschaftlichen Beziehung nicht fragen.
Bei allem Herzlichen und allen Gemeinsamkeiten (die es auch zwischen meinem Therapeuten und mir gibt), ist er immer noch mein Behandler. Selbst wenn die Therapie
Mal vorbei ist.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 19.03.2023, 14:44

Saly hat geschrieben: So., 19.03.2023, 12:18
sunny87 hat geschrieben: So., 19.03.2023, 11:20 Zum Thema Machtgefälle: Ich habe das in dieser Therapiesituation nie so empfunden. Da waren wir auf gleicher Augenhöhe.

Bei einer vorherigen Thera bzw. auch einer Psychiaterin war das jedoch anders.
Das ist schön, dass du das so empfunden hast. Das hat aber weniger damit zu tun, dass es kein Machtgefälle gab sondern damit, dass die Therapeutin dir dieses Gefühl gegeben hat. Das ist also wirklich der Therapeutin zuzuschreiben und ihr anzurechnen.

Das Machtgefälle gibt in der Konstellation aber immer.


Jepp. Oder nennen wir es Kompetenzgefälle oder Rollengefälle.

Du als Klientin musst nichts an Fähigkeiten einbringen, du bringst deine Probleme mit, die Therapeutin muss die Fähigeiten einbringen, ihre eigenen Probleme komplett ausklammern plus den Rahmen halten und für dich gestalten.

Es ist ja geradezu der Job eines guten Therapeuten dem Klienten nicht das Gefühl zu geben unfähig zu sein obwohl der Klient es zumindest in Teilen seines Lebens gerade ist. So wie man als Eltern ja auch einen dreijährigen Kind nicht das Gefühl geben sollte dass es unfähig ist weil es noch lernen muss das Essen auf dem Teller selbst mit dem Messer zu schneiden. Trotzdem sind die Rollen hier klar definiert, sonst funktioniert der Lernprozess nicht.

Dass jemand anderer fundamental an deinen Wert und deine Fähigkeiten glaubt und dich enst nimmt ist ja gerade das was heilsam ist, weil man es ggf im Leben zu oft nicht so erlebt hat an Punkten im Leben wo das nötig gewesen wäre. Von daher ist die "Illusion der Augenhöhe" therapeutisch wertvoll.

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saffiatou
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Beitrag So., 19.03.2023, 14:54

Ich habe das Gefühl, bei der TE ein Riesen Bedürfnis ( nach Freundschaft, Anerkennung…) zu lesen und genau da liegt das Problem in einer Freundschaft zur thera. Sie wird dann die Freundin weiter therapieren, wenn es dann auch Kaffeeklatsch oder Ähnliches genannt wird. Und dazu wird keine thera Lust haben.

Ich finde es auch bedenklich, wie hier über die absolut sinnvollen Regelungen wie Abstinenz hinwegsehen wird. Es gibt Gründe, warum sie existieren.
never know better than the natives. Kofi Annan

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sunny87
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Beitrag So., 19.03.2023, 14:59

Ja, die Abstinenzregel ist sinnvoll und nein, ICH habe nicht von Freundschaft gesprochen. Das wird hier nur ständig eingeworfen... :kopfschuettel:

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münchnerkindl
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Beitrag So., 19.03.2023, 17:21

sunny87 hat geschrieben: Fr., 23.12.2022, 10:14
Jedenfalls hatte ich sie wenige Monate vor Therapieende darauf angesprochen, dass ich sie mag und sie gerne mal nach der Therapie wiedersehen wollen würde, ich wüsste aber, dass das wegen der Berufsordnung und der "besonderen Schutzbedürftigen Situation" nicht gehen würde. Sie hat das auch sehr gut aufgenommen, meinte sie wäre das schon von Patienten gefragt worden, aber bei mir wäre das tatsächlich etwas anders und sie würde gerne darüber nachdenken.

Das hat sie dann auch gemacht und mir erst wenige Stunden vor Therapieende eine Rückmeldung gegeben. Sie hat sehr offen geantwortet. Sie würde mich sympathisch finden und auch sehr mögen, aber sie wüsste nicht, ob sie den Wechsel zu privat gut hinbekommen würde


sunny87 hat geschrieben: Fr., 23.12.2022, 10:47

ich bin mir nicht sicher, ob "kein wirkliches Interesse" besteht. Es ist ihr nicht leichtgefallen, dass so zu sagen. Und ich denke halt, gerade weil sie auch sehr wertschätzend und professionell arbeitet, dass sie selber nicht einen Konflikt kommen möchte und das Jahr "Kontaktsperre" so gut wie möglich einhalten möchte.

Ich hab bei vorherigen Therapeuten danach nie irgendwie weiter Kontakt mit z.B. schreiben gehabt. Von daher kann ich das nicht wirklich einschätzen.

Also entschuldige, aber für mich hört sich das so an als würdest du sie schon gerne in der Rolle als zukünftige private Freundin in deinem Leben haben. Und dass du dich freust weil sie das ähnlich sieht.

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Saly
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Beitrag So., 19.03.2023, 17:40

sunny87 hat geschrieben: So., 19.03.2023, 14:59 Ja, die Abstinenzregel ist sinnvoll und nein, ICH habe nicht von Freundschaft gesprochen. Das wird hier nur ständig eingeworfen... :kopfschuettel:
Was ist es denn für eine Beziehung, die du zu ihr möchtest, wenn es keine Freundschaft sein soll? Eine flüchtige Bekanntschaft? Würdest du dafür so einen Thread eröffnen, für jemanden, den du ab und zu mal triffst und eigentlich gar nicht an was engerem interessiert bist?

Und wenn du an was engerem interssiert bist, was ist es denn? Ein Privat-Therapeut? Ich schreibe das absichtlich so ein bisschen provokant, weil es wirkt als wolltest du das alles locker flockig auf dich zukommen lassen, was passiert. Dafür wirkt es aber etwas künstlich. Es wäre was anderes wenn ihr euch in anderem Kontext wieder treffen würdet, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du kein Vorstellung / keinen konkreten Wunsch hast, wie eure Beziehung aussehen soll.

Und zur Abstinenz: die ist hier doch gar nicht gegeben, wenn ihr immer mal wieder Mail-Kontakt habt. es geht dabei ja gerade genau darum, dass eben alles an Abhängigkeiten durch die „Kontaktsperre“ vorbei ist. Wie und ob das nach einer vorgegebenen Zeit einfach vorbei sein soll, finde ich aber eh fraglich ;)

Lg saly

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Miki1512
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Beitrag So., 19.03.2023, 17:41

Nur weil sie einfach den Kontakt weiterhin möchte?

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Saly
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Beitrag So., 19.03.2023, 17:45

Miki1512 hat geschrieben: So., 19.03.2023, 17:41 Nur weil sie einfach den Kontakt weiterhin möchte?
Gegen weiterhin Kontakt spricht ja nichts. Viele Therapeuten freuen sich, wenn sie von Zeit zu Zeit von ehemaligen Patienten hören, wie es ihnen ergeht. Oder sogar Quartalsstunden sind ja eine super Möglichkeit in Kontakt zu bleiben.

Aber das alles hat ja nichts mit privatem Kontakt zu tun. Oder damit dass die Therapeutin in der Beziehung aus ihrer Rolle tritt.
Also wie gesagt, gegen weiterhin Kontakt spricht ja nichts, wenn man keine falschen Erwartungen hat.

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sunny87
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Beitrag So., 19.03.2023, 17:52

münchnerkindl hat geschrieben: So., 19.03.2023, 17:21
Also entschuldige, aber für mich hört sich das so an als würdest du sie schon gerne in der Rolle als zukünftige private Freundin in deinem Leben haben. Und dass du dich freust weil sie das ähnlich sieht.

Wenn es sich für Dich so anhört, dann ist das wohl so. Daran kann ich nichts ändern.

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sunny87
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Beitrag So., 19.03.2023, 17:53

Saly hat geschrieben: So., 19.03.2023, 17:45
Gegen weiterhin Kontakt spricht ja nichts. Viele Therapeuten freuen sich, wenn sie von Zeit zu Zeit von ehemaligen Patienten hören, wie es ihnen ergeht. Oder sogar Quartalsstunden sind ja eine super Möglichkeit in Kontakt zu bleiben.

Aber das alles hat ja nichts mit privatem Kontakt zu tun. Oder damit dass die Therapeutin in der Beziehung aus ihrer Rolle tritt.
Also wie gesagt, gegen weiterhin Kontakt spricht ja nichts, wenn man keine falschen Erwartungen hat.

Falsche Erwartungen habe ich nicht. Ich würde es einfach auf mich zukommen lassen.

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sunny87
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Beitrag So., 19.03.2023, 17:55

Miki1512 hat geschrieben: So., 19.03.2023, 17:41 Nur weil sie einfach den Kontakt weiterhin möchte?
Hey Miki,

vielleicht sollte ich einfach nur froh sein, dass mir hier "nur" Freundschaft unterstellt wird und nicht direkt eine "Liebesbeziehung". :lol:

LG
sunny

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Miki1512
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Beitrag So., 19.03.2023, 17:58

sunny87 hat geschrieben: So., 19.03.2023, 17:55
Miki1512 hat geschrieben: So., 19.03.2023, 17:41 Nur weil sie einfach den Kontakt weiterhin möchte?
Hey Miki,

vielleicht sollte ich einfach nur froh sein, dass mir hier "nur" Freundschaft unterstellt wird und nicht direkt eine "Liebesbeziehung". :lol:

LG
sunny

War das nicht schon der Fall? Also das du verliebt bist, meine ich :lol:

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